PRESSEMITTEILUNG 15. März 2017

Ähnliche Dokumente
Infobrief 2/2017. Inhalt. Vorwort des Präsidenten. Pressemitteilung des OLG Düsseldorf. Pressemitteilung des MLR BW

Das Kartellamtsverfahren aus Sicht der kommunalen und privaten Waldbesitzer in Rheinland-Pfalz

LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. WAHLPERIODE VORLAGE 16/ A17

Waldbauerntag 2014 in Werl

Information zum Stand des Verfahrens mit dem BKartA und zum Auskunftsersuchen der KOM (Beihilfe)

Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen Die Ministerin LANDTAG. m -

Möglichkeiten und Grenzen einer gemeinsamen Rundholzvermarktung. Franz Heistermann, Vorsitzender der 1. Beschlussabteilung

des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft (10. Ausschuss) Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundeswaldgesetzes

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen zur gesetzlichen Absicherung des Presse-Grossos

Deutscher Bundestag Drucksache 18/ Gesetzentwurf. 18. Wahlperiode der Bundesregierung

elektronische Vorab-Fassung*

Prof. Dr. Dr. h. c. Wernhard Möschel, Freiburg, Vorstand Walter-Eucken Institut

Verordnung über die Leistungen der Förderung im Privatwald und die zu entrichtenden Kostensätze. Vom 1. Juni 2007

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen zur gesetzlichen Absicherung des Presse-Grossos

Studienvereinigung Kartellrecht / Universität Bern

Gesetzentwurf. 17. Wahlperiode der Fraktionen von CDU/CSU und FDP A. Problem und Ziel

- 2 - B. Lösung Der Beschluss des Europäischen Rates vom 25. März 2011 zur Änderung des Artikels 136 AEUV hinsichtlich eines Stabilitätsmechanismus fü

Mein Wald Informationen für Privatwaldbesitzer in Thüringen. für Generationen

TOP 1. Aktuelle Debatte. Minister Bonde unterliegt im Kartellverfahren um das Einheitsforstamt

Reihe Grundlagen der Forstwirtschaft 2016

ELDAT Digitaler Austausch von Holzdaten als ein Schlüssel zum Erfolg?!

Überlegungen zur Privatisierung des Landeswaldes von Schleswig-Holstein

Der Ticker 02/2017. Stellen wir jetzt die Weichen für die Einheitsforstverwaltung 4.0?!

Die Idee. Beteiligte. MarktEntlastungs- und KulturlandschaftsAusgleich

Neues Geschäftsfeld für freiberufliche Forstleute?

Waldbauernverband Nordrhein-Westfalen e.v.

Bemerkungen mit Bericht zur Landeshaushaltsrechnung 2013

PRESSEMITTEILUNG 21. Juni 2016

Neue Wege der Holzmobilisierung

Eckpunkte für die zukünftige Forstorganisation in Baden-Württemberg

Fairer Wettbewerb rechtliche Voraussetzungen von Einkaufsgemeinschaften

Zu Artikel 1 Änderung des Bundesjagdgesetzes

CDU (5 detaillierte Antworten, ohne Ja/Nein Aussage zu weiterem Vorgehen) SPD (4 mal ja ohne weitere Erläuterung, einmal nein mit Begründung)

Stellungnahme der Verbraucherzentrale Nordrhein- Westfalen e.v.

Auffällig ist dabei die Vorratszunahme von über 3 Mio. in den Altersklassen mit 100 Jahren und älter. Allein in

Waldnaturschutz. Präsident Sepp Spann Bayerischer Waldbesitzerverband e.v.

Die rechtliche Ausgestaltung der (Re)Kommunalisierung als Flucht aus dem Kartellrecht?

Kartellrechtsfragen gemeinsamer Vergütungsregeln

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 6)

3. Bundesnetzagentur. Gremien innerhalb der BNetzA Beirat, 5 7 BNetzAG. Länderausschuss, 8-10 BNetzAG. Wissenschaftliche Kommissionen, 64 Abs.

Kennzeichnung: Vorsicht bei der (Um-)Etikettierung von Lebensmitteln

Mitteilung zur Kenntnisnahme

Milliarden-Entlastung der Kommunen durch die vollständige Übernahme der Grundsicherung

BUNDESGERICHTSHOF BESCHLUSS. vom. 13. Juni in dem Rechtsstreit

Deutsche Umwelthilfe siegt vor Gericht: Auch Makler müssen bei Immobilienanzeigen Energieverbrauchsangaben machen

Wissenschaftliche Dienste. Sachstand. Holzeinschlag in Deutschland Deutscher Bundestag WD /17

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat am 21. März 2017 beschlossen, dem Bundesrat den als Anlage beigefügten

Im Folgenden finden Sie Einzelheiten zu einigen Vorlageverfahren:

Gesetz zur Änderung des Pflanzenschutzgesetzes und des BVL-Gesetzes

Dr. Bernd Wippel Mainz, 3. November 2011

Würzburger Woche an der Bahçeşehir ş Universität Istanbul Bundesrepublik Deutschland. Dipl. iur. Roland Zimmermann, Europajurist

Die Entwicklung des technischen und wirtschaftlichen Fortschritts"

Unentgeltliche Übertragung von Flurstücken der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben an die NABU- Stiftung Nationales Naturerbe in Baden-Württemberg

Errichtung von Windkraftanlagen auf Staatswaldflächen

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 17/ Wahlperiode 09. Januar 2012

Leitsatz. OLG Dresden, 7. Senat, Beschluss vom , Az: 7 AR 42/01. ³ ³ ³ ³ ³ ³ ³ ³ Oberlandesgericht ³ ³ ³ ³ Dresden ³ ³ ³ ³

Bundesrat Drucksache 233/17. Gesetzesantrag des Landes Nordrhein-Westfalen

Update Kartellrecht. Plattformverbote sind zulässig! EuGH schafft Klarheit im Internetvertrieb (das neue Coty -Urteil) 8.

Dokumentation zum Flurbereinigungsrecht in der Förderalismusreform I

Die vom Europäischen Gerichtshof als mit dem Europarecht nicht vereinbar bezeichneten Vorschriften werden ersatzlos aufgehoben.

Naturschutz im Privatwald

Unser Wald Ein Handbuch für kommunale Waldbesitzer

Leistungsschutzrecht für Presseverleger. Rede zum TOP 11, 109. Sitzung des 18. Deutschen Bundestages

Landtag Brandenburg Drucksache 1/827

B 1 72/12. Beschluss. In dem Verwaltungsverfahren. gegen

Strukturelle Abhilfemaßnahmen bis hin zur Entflechtung von Unternehmen bei Verstößen gegen das Kartell- oder Missbrauchsverbot

Die neue Agrarpolitik und ihre Wechselwirkungen mit dem Wald

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Vergaberechts für die Bereiche Verteidigung und Sicherheit

Vorabfassung - wird durch die lektorierte Fassung ersetzt.

Wettbewerbszentrale. Rechtsanwältin Christiane Köber. Aktuelle wettbewerbsrechtliche Entscheidungen im Apothekenmarkt. BVDVA-Kongress. 1.

Entwurf eines Gesetzes zur Klarstellung der Auskunftserteilung zur Altersvorsorge durch die Träger der gesetzlichen Rentenversicherung

KIRCHLICHES ARBEITSGERICHT

Beschlussempfehlung. Deutscher Bundestag Drucksache 17/ Wahlperiode des Vermittlungsausschusses

ENTWURF-ELER-VO 2014 Forst-Förderung Art , 35 Petra Reden MIL, Ref Referat Wald und Forstwirtschaft

EUROPÄISCHE KOMMISSION

7. Rettungsdienstsymposium Ausschreibung im Rettungsdienst

xxx Zwecks Dringlichkeit, per und FAX.

Bitte bei allen Schreiben angeben: Az.: 4 Ta 155/12 (2) Chemnitz, Ca 4157/11 ArbG Leipzig B E S C H L U S S. In dem Beschwerdeverfahren

Leitsatz: Der Streitwert für die Klage auf Löschung einer Sicherungshypothek bemisst sich nach der Höhe der Restforderung.

Vergabe von Rettungsdienstleistungen

Freiburger Winterkolloquium Über die Rolle der Forstzusammenschlüsse in Bayern

REKOMMUNALISIERUNG DER ENERGIEVERSORGUNG

Stellungnahme. des Bundeskartellamtes. zum

Bemerkungen mit Bericht zur Landeshaushaltsrechnung 2014

für den Ausschuss für Familie, Kinder und JU!Jflll... und den Integrationsausschuss Kinderbetreuung bei Integrationskursen 1 Anlage (60-fach)

Die Forstbetreuung nach dem Niedersächsischen Waldgesetz

Forst- und Holzwirtschaft in NRW vom Prozessschutz bis zur naturnahen Waldwirtschaft

Rede. von Dr. Manfred Döss Vorstand Recht und Compliance der Porsche Automobil Holding SE

Dienstleistungsverträge über die Forstbetriebliche und Forsttechnische Betreuung

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 15/ Wahlperiode

Prof. Dr. Dr. h.c. Gero Becker. Bitburg, 12. Februar 2007 YOUR LOGO

Rede. von Dr. Manfred Döss Vorstand Recht und Compliance der Porsche Automobil Holding SE

Kommunale Unternehmen in Europa

Landtag von Baden-Württemberg. Kleine Anfrage. Antwort. Drucksache 15 / Wahlperiode. des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP

BUNDESGERICHTSHOF IM NAMEN DES VOLKES URTEIL. in dem Rechtsstreit

Schadensersatzanspruch bei Regattateilnahme

Landesarbeitsgericht München BESCHLUSS

Verteiler. Sehr geehrte Frau Kreienmeier, sehr geehrte Herren,

Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Minister. .\l V:,' 11 16/903

Transkript:

MINISTERIUM FÜR LÄNDLICHEN RAUM UND VERBRAUCHERSCHUTZ PRESSESTELLE PRESSEMITTEILUNG 15. März 2017 Nr.56 /2017 Minister Peter Hauk MdL: Heute ist ein schwarzer Tag für den Wald in Baden-Württemberg" Oberlandesgericht Düsseldorf bestätigt die Untersagungsverfügung des Bundes kartellamtes (BKartA) vollumfänglich / Landesregierung prüft weiteres Vorgehen "Heute hat, nach langem Warten, das Oberlandesgericht Düsseldorf (OLG) eine Entscheidung im Kartellrechtsverfahren zur gemeinsamen Holzvermarktung durch das Land Baden-Württemberg gefällt. In diesem Urteil wurde die Untersagungsverfügung des Bundeskartellamtes gegen das Land Baden-Württemberg vollumfänglich bestätigt. Die Entscheidung, mit der das Oberlandesgericht ein wertvolles und funktionierendes System zerschlagen will, überzeugt in keiner Weise und wird deshalb von uns auch keinesfalls akzeptiert", sagte Forstminister Peter Hauk MdL am Mittwoch (15. März) in Stuttgart, im Nachgang zur Verkündung des Urteils durch das Oberlandesgericht im Kartellrechtsverfahren zur gemeinsamen Holzvermarktung durch das Land Baden-Württemberg. Das Land Baden-Württemberg hatte beim Oberlandesgericht Düsseldorf 2015 gegen eine Entscheidung des Bundeskartellamtes Beschwerde eingelegt, die massive Aus- Kernerplatz 10 70182 Stuttgart Telefon 0711 126/ 2355 Fax 0711 126-2379 pressestelle@mlr.bwl.de www.mlr.baden-wuerttemberg.de

- 2 - wirkungen auf die Holzvermarktung und die aktuellen Forststrukturen im Land hat. Diese Sichtweise des Bundeskartellamtes wurde durch das Gericht nun vollumfänglich bestätigt. "Der Einsatz des Landes und das große Engagement vieler forstlicher Akteure zur Erhaltung des Einheitsforstamtes haben in dieser gerichtlichen Instanz nicht zum Erfolg geführt. Mit der heutigen Entscheidung stünde das Einheitsforstamt badenwürttembergischer Prägung vor dem Aus. Deshalb werde ich dem Kabinett eine letztinstanzliche Klärung vorschlagen", erklärte der Minister. Das Oberlandesgericht Düsseldorf erklärt in seiner heutigen Pressemitteilung: 'Das Land Baden-Württemberg handle sowohl beim gebündelten Verkauf von Rundholz aus nichtstaatlichen Wäldern als auch durch die Übernahme von Dienstleistungen für andere Waldbesitzer als Unternehmen im kartellrechtlichen Sinne und verfälsche den freien Wettbewerb beim Verkauf von Rundholz. Zwar habe der Bundesgesetzgeber durch die Änderung des 46 Abs. 1 des Bundeswaldgesetzes (BWaldG) den Verkauf von Holz und die Erbringung von forstwirtschaftlichen Dienstleistungen vom Anwendungsbereich des 1 GWB ausgenommen, so dass kein Verstoß gegen deutsches Kartellrecht vorliege. Eine entsprechende Regelungskompetenz für das europäische Kartellverbot habe die Bundesrepublik jedoch nicht. Gemäß Art. 103 Abs. 1 des Vertrages über die Arbeitsweise der europäischen Union (AEUV) sei ausschließlich der Rat der Europäischen Union befugt, den Anwendungsbereich des Kartellverbots zu beschränken. Die vom Bundesgesetzgeber neu eingeführte Regelung des 46 Abs. 2 BWaldG sei deshalb europarechtswidrig und nicht zu beachten.'

- 3 - "Diese Sichtweise ist absolut nicht nachvollziehbar und kann nicht akzeptiert werden. Der Bundesgesetzgeber hat die Vereinbarkeit des Bundeswaldgesetztes mit geltendem europäischen Recht geprüft und bejaht. Mit seinem Urteil setzt sich das Oberlandesgericht Düsseldorf über den Willen des Bundesgesetzgebers hinweg", so der Minister. Aus Sicht des Landes seien die fachlich fundierten Argumente Baden-Württembergs nicht gebührend berücksichtigt worden. "Die hohe Bedeutung des Waldes für die Daseinsvorsorge und die Gesellschaft wurde vollkommen ignoriert", so der Minister. Das Oberlandesgericht Düsseldorf habe dem Erfolgsprinzip 'Standardsicherung bei der Waldpflege in allen Waldbesitzarten durch die partnerschaftliche Betreuung der Förster vor Ort' eine Absage erteilt und setze stattdessen auf staatliche Überwachung und vor allem hoheitliche Maßnahmen. "Damit widerspricht die Entscheidung des Gerichts sowohl den Bedürfnissen vieler Waldbesitzer im Land als auch der Auffassung von Bundesrat und Bundestag. Der Bundesgesetzgeber hat erst kürzlich das Bundeswaldgesetz geändert, um die Bedeutung des Waldes zu stärken und den Landesforstverwaltungen eine kartellrechtliche Absicherung für die Betreuungsangebote im gesamten Kommunal- und Privatwald zu garantieren", betonte Peter Hauk. Der Wald, seine Bewirtschaftung und seine vielfältigen Wirkungen für die Bevölkerung seien vom Oberlandesgericht ausschließlich nach wirtschaftlichen Aspekten bewertet worden. "Dies greift meiner Auffassung nach viel zu kurz und degradiert den Wald zur Holzfabrik", sagte Minister Hauk.

- 4 - Das Land habe im Gerichtsverfahren umfangreiche Gegenargumente und Gutachten vorgelegt. Von ihrem sehr einseitigen Blick auf den Wald habe sich weder das Bundeskartellamt noch das Oberlandesgericht Düsseldorf während des gesamten Verfahrens befreien können. "Würden unsere Wälder nur nach streng wirtschaftlichen Kriterien bewirtschaftet, sähen sie ganz anders aus und könnten vielen Bedürfnissen der Bevölkerung und der im Wald lebenden Tier- und Pflanzenarten gar nicht gerecht werden", so Hauk. Der Urteilsspruch treffe das Land aber nicht unvorbereitet. "Im Rahmen einer interministeriellen Arbeitsgruppe hat Baden-Württemberg bereits Alternativen für die Forstorganisation im Land geprüft. Das Ministerium hat sich zusätzlich durch den Landesforstwirtschaftsrat beraten lassen und führte vier Regionalkonferenzen mit forstlichen Betriebsgemeinschaften durch, um alle Belange und Interessenten in die Diskussion einzubinden. "Wir sind gründlich vorbereitet", so Minister Hauk. Grundsätzlich bestehe die Möglichkeit, die Entscheidung des Oberlandesgerichts zu akzeptieren oder Rechtsbeschwerde bei der nächsten Instanz, in diesem Fall dem Bundesgerichtshof einzulegen. Gleichzeitig müsse geprüft werden, welche organisatorische Änderungen an der Forstorganisation vorgenommen werden, um insbesondere das Schadensersatzrisiko für das Land zu vermindern. Für die weitere gerichtliche Auseinandersetzung muss mit einer Dauer von mehreren Jahren gerechnet werden.

- 5 - Hintergrund: Das aktuelle Kartellrechtsverfahren geht zurück auf eine Beschwerde der Sägeindustrie aus dem Jahr 2002. Beanstandet wurde eine monopolartige Stellung durch den gemeinsamen Holzverkauf aus allen Waldbesitzarten durch die damalige Landesforstverwaltung Baden-Württembergs. Dieses erste Verfahren wurde im Jahr 2008 mit einer Verpflichtungszusage des Landes dem Bundeskartellamt gegenüber abgeschlossen. Die darin vereinbarten Maßnahmen wurden seitens des Landes umgesetzt. Dennoch nahm das Bundeskartellamt im Jahr 2012 unter anderem auf Veranlassung der Säge- und Holzindustrie das Verfahren gegen das Land Baden- Württemberg zum gemeinschaftlichen Holzverkauf erneut auf. Im Zuge dieser Ermittlungen bezog das Bundeskartellamt neben dem Holzverkauf immer weitere Teile der forstlichen Betreuungstätigkeiten im Körperschafts- und Privatwald ein und forderte eine konsequente strukturelle Trennung der Holzvermarktung zwischen dem Staatswald einerseits und dem Körperschafts- und Privatwald andererseits, mehr Eigenverantwortlichkeit für die Waldbesitzer und mehr Wettbewerb im Bereich der Kommunal- und Privatwaldbetreuung sowie kostendeckende Entgelte für forstliche Dienstleistungen öffentlicher Anbieter. Der Versuch, die Ermittlungen durch eine weitere Verpflichtungszusage seitens des Landes auf dem Verhandlungswege zu befrieden, scheiterte im Herbst 2014. Das Bundeskartellamt stimmte zwar den Inhalten der Verpflichtungszusage zu, widerlegte diese aber gleichzeitig in seiner umfassenden Begründung. Das Land nahm daraufhin seine Verpflichtungszusage zurück. In der Folge erließ das Bundeskartellamt im Juli 2015 eine Untersagungsverfügung gegen das Land Baden-Württemberg, in welcher dem Land der gemeinsame Holzverkauf von Staatswaldholz und Holz aus dem Kommunal- und Privatwald mit einer Betriebsgröße von über 100 ha untersagt wurde. Auch das Holzanweisen, d.h. die Markierung der Bäume, die im Zuge von Holzfällungen entnommen werden sollen,

- 6 - darf nicht durch das gleiche Personal im Staats- und im Nicht-Staatswald erfolgen. Damit wurde neben dem Holzverkauf die gesamte Betreuung des Kommunal- und des Privatwaldes, wie sie in Baden-Württemberg durch die sogenannte Einheitsforstverwaltung gewährleistet ist, in Frage gestellt und es drohte eine vollkommene Neuorganisation des Forstwesens. Dem Land blieb daher keine andere Möglichkeit für eine rechtssichere Klärung des Sachverhalts als die Einlegung der Rechtsbeschwerde vor dem zuständigen Oberlandesgericht Düsseldorf. Nach zwei mündlichen Verhandlungen zeichnete sich ab, dass das OLG Düsseldorf der Auffassung des Bundeskartellamtes weitgehend folgen würde. Auch eine zwischenzeitlich erfolgte Änderung des Bundeswaldgesetzes, die die Erhaltung und kartellrechtliche Absicherung der Betreuungsangebote der Landesforstverwaltungen im gesamten Bundesgebiet zum Gegenstand hatte, hat das OLG Düsseldorf in seiner Entscheidung nicht beeinflussen können. Von der Entscheidung des Oberlandesgerichts Düsseldorf sind im Land 1,076 waldbesitzende Kommunen mit einer Fläche von 550.000 ha und ca. 230.000 private Waldbesitzer mit einer Fläche von 493.000 ha betroffen, für die sich nun bei der forstlichen Betreuung ihres Waldbesitzes erhebliche Änderungen ergeben können.