Der Spätbronzezeitliche und jüngerkaiserzeitliche Fundplatz an der Köpenicker Straße in in Biesdorf (Berlin)

Ähnliche Dokumente
BERICHT. Troisdorf-Eschmar, Rhein-Sieg-Kreis Bebauungsplan E 65, Blatt 3

PRESSEMITTEILUNG. Neue Sehenswürdigkeit in Bad Krozingen Infotafeln im Archäologiepark eingeweiht

Die archäologischen Ausgrabungen durch die Firma denkmal3d an der Vechtaer Straße auf dem Gelände des Vulhops in Lohne

Siedlungskeramik der frührömischen Kaiserzeit von Kremmin, Kreis Ludwigslust Jürgen Brandt, Schwerin

Beiträge zur urgeschichtlichen Landschaftsnutzung im Braunkohlenrevier (LANU)

Stadler-Lenneis-Windl 1996 und Stadler Vorbericht: Daim-Distelberger 1996; Bearbeitung: Herold (in Vorb.).

Von Häusern und Gruben - Archäologie an der B 169

Eine bronze- und eine eisenzeitliche Siedlung bei Inden, Kreis Düren

Landesamt für Kultur und Denkmalpflege - Landesarchäologie-

Mehrperiodige Fundstelle (Bronzezeit / vorrömische Eisenzeit / Römische Kaiserzeit)

Der Hausstein bei Grünbach am Schneeberg

Technik archäologischer Ausgrabungen

Archäologische Ausgrabungen

DER STEINZEITMENSCH DAS GROSSSTEINGRAB VON TANNENHAUSEN

Archäologische Ausgrabungen

Kommissionsverlag Isensee Verlag, Oldenburg

Funde nach erfolgter Bearbeitung und Restaurierung im Museum Mödling.

QAS-03: Bandkeramische Siedlungsspuren in Leipzig-Quasnitz

Kastengrube und»torgebäude«ausgrabungen im Römerlager Haltern 2013

Bericht zur Grabung Kaiser Josef Platz 29/30, Wels, Michaela Greisinger

Neue Funde und Befunde von den Fundplätzen 2 bis 4 in Blumenthal, Kr. Ostprignitz

Quedlinburg (Kreis Harz, Sachsen-Anhalt)

Thalmassinger Sammelsurium

Villa Rustica. Ein römischer Gutshof. Ausgrabung bei Leutstetten

Der spätlatènezeitliche Grubenkomplex Stelle 224 (Weisweiler 1999/148) von Inden

Die Spinnwirtel von der Großen Rosenstraße in Osnabrück von Kim Koehn

Archäologische Erschließung Freiham-Nord 1. Realisierungsabschnitt

Archäologische Ausgrabungen

Bericht zur Grabung Zellerstraße, Wels 2015 Michaela Greisinger

Georg-August-Universität Göttingen. Modulverzeichnis

Berliner Bodenfunde in den Berliner Bezirks- und Heimatmuseen Dr. Heino Neumayer

VI. Modulhandbuch Ur- und Frühgeschichte

Thilo Schiermeyer. Die eisenzeitliche Siedlung von Vreden-Gaxel

von Johann Offenberger

Ausgrabungen an der FGL 19 und 20 (NFL Lausitz, BA 1) Von der Eiszeit zur mittelalterlichen Burg

Großstolpen: Präsentation der Blockbergung Archäologen bei der Arbeit über die Schulter geblickt

Ein Stück Mooreiche aus Arbon-Gries. Begegnung mit Mooreichen. Mooreichen - was sind das? Altersbestimmung von Mooreichen

Der Burgwall Tutow "Alte Stadt" in Mecklenburg-Vorpommern

Zusammenfassung der archäologischen Ausgrabung und Datierung des Körpergräberfeldes Unterhausen an der B 16

Grabungsbericht. Ni 14/ Dr. Ch. Reichmann. Interne Fundstellennummer. Lage: TK 4605 Krefeld, r 34856, h 92761

Katalog Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte, Wien

Jegenstorf, Zuzwilstrasse

Die frühneolithische Siedlung (6. Jahrtausend v. Chr.) von Brunn am Gebirge, Flur Wolfholz aktuelle Forschungsergebnisse.

Weil die Werkzeug der Menschen aus Stein waren. Urgeschichte. Weshalb nennt man die Steinzeit, Steinzeit?

Pyramiden Akropolis Pfahlbauten. UNESCO-Welterbe im Kanton Thurgau

Dendrochronologie - der Kalender im Baum

Der linearbandkeramische Siedlungsplatz Frimmersdorf 122, Erftkreis

Landesamt für Archäologie

Mittelalterliche Burgen um Futterkamp, Kreis Plön

Siebzig Tonnen Steinzeit Die Ausgrabung des bandkeramischen Brunnens von Altscherbitz hat vielversprechend begonnen

Abschlussbericht. Korschenbroich PR 2015/1950; PR 2016/0708

GRABUNG 2009 FINANZIERUNG

Katalog Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte, Wien

Landersdorf. lebendiges. Geschichtsdorf. Landersdorf Gemeinde Thalmässing

Den Bronzezeitlern auf der Spur erneut archäologische Ausgrabungen in Herxheim, Gewerbegebiet West II

Archäologische Ausgrabungen

Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

Böden als Archive der Kulturgeschichte in der Gemeinde Heidenrod. Christian Stolz Sebastian Böhnke, Ralf Schmidt

AG Boden und Archäologie

Stadt: Leonberg Flur/Straßenname: Längenbühl Parzellen/Straßennr.: siehe Abb. 34

Der Burgwall von Groß Below (Mecklenburg-Vorpommern)

Was unter der St.-MarienStraße verborgen war...

Die mittelalterliche Kirche und der Dorffriedhof Alt- Friedrichsfelde

Abb. 1: Magnetikplan der Ausgrabungsfläche 2015 ( NHM Keltenforschung Roseldorf 2015)

Trentelberg und Fürsaumfeld bei Gablingen - eine römische Siedlungsstelle nördlich der Provinzhauptstadt

Archäologisches Zentrum Hitzacker

Mittelalterliche Grubenhäuser und Keller an der Löwengasse in Solothurn

Archäologische Untersuchungen Leipzig - Bosehaus

lwiidd Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen Archeologicka pracovni skupina rychodni Bavorsko/zapadni a jizni Cechy

Kulissendorf auf dem Stollberg

Archäologische Untersuchungen in der Deggendorfer Neustadt" im Jahre 1986

Die Siedlung der Bernburger Kultur auf dem Jätchenberg Christoph Rinne, Göttingen, und Hanfried Schmidt, Putzbrunn

GRABUNG 2006 GRABUNGSTEAM UND GRABUNGSMETHODE

Arbeitsblätter für Primarschulklassen. Rätisches Museum: Nicole Venzin, Museumspädagogin

Beilage zum Jahresbericht des Burgenverein Untervaz. Vom Druidenstein. Dr. Greti und Ulrich Büchi

Siedlungsfunde der ausgehenden Späthallstatt- und frühen Latènezeit aus Württemberg. Tafeln

Jungsteinzeit bis Bronzezeit

Modulverzeichnis. Georg-August-Universität Göttingen

I N F O R M A T I O N

Römische Kaiserzeit. Holtgaste (2007)

Claus-Joachim Kind: Die Ausgrabungen in der bandkeramischen Siedlung bei Ulm-Eggingen

Projekt. Pavillon aufarbeiten

Kurzbericht zur Grabung des Verhüttungsplatzes Rotholz-Schlosswald 2010

Mit dem Helikopter in die Römerzeit Luftbildprospektion in Augusta Raurica

Die Ausgrabungen an der Ferngasleitung 2

Mittelalterliche Eisengewinnung in der Wedemark Februar Bartold Meyer und Carsten Gliemann

Sabratha Hidden Jewel near the Mediterian Sea (Herbst 1978).

Die Geschichte des Siedlungs- und Kleingartenwesens Hellersdorf

Technologische Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten von Weichlaubholz

Handel, Belagerung und Bebauung-die bewegte Geschichte des ehemaligen Bollwerks im Spiegel der archäologischen Begleitung der Baumaßnahme

Die Germanienpolitik des Augustus 17. Abb. 2 Gesamtplan Waldgirmes, Stand 2009

INHALTSVERZEICHNIS VORWORT DER GRABUNGSLEITUNG EPHESOS VORWORT DER HERAUSGEBER UND DES VORSITZENDEN DER THEATER-KOMMISSION HINWEISE UND VERZEICHNISSE

Die Burganlage Reuschenberg, Erftkreis, vom Hochmittelalter bis in die Frühe Neuzeit

Fundberichte. Autorenexemplar. aus Österreich. Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. Band

Abb. 1: Magnetikplan des Kultbezirkes 2 mit Objekt 40 ( NHM Keltenforschung Roseldorf 2014)

Einführung ins Verhüttungswesen Interpretation der Meiler, Öfen, Schlackegruben aus Ganderkesee

Von der Jahrringbreite zum Niederschlag

Montanarchäologische Forschungen in Ramsbeck: Zwischen Metall und Markt. Kommunikationswege und Ressourcenerschließung im Hochsauerland.

Transkript:

Ausgrabungen 2010 Der Spätbronzezeitliche und jüngerkaiserzeitliche Fundplatz an der Köpenicker Straße in in Biesdorf (Berlin) 1 Kartierung der Fundstelle 2 Fundstellen im Umfeld 3 typischer Grubenbefund Der geplante Neubau einer Tankstelle im Berliner Stadtteil Biesdorf führte zur Entdeckung einer bisher unbekannten urgeschichtlichen Fundstelle. [1-2]Im Juni. 2010 erfolgte nach der Rodung von Buschwerk und Bäumen der Abtrag des Oberbodens auf dem Doppelgrundstück Eine Kontrolle ergab einige urgeschichtliche Wandungsscherben und im Planum sichtbare urgeschichtliche Befundstrukturen. Der Fundplatz 1880 wurde als solcher neu entdeckt und ist daher hinsichtlich seines chronologischen Bezugs unvoreingenommen zu bewerten. Besonders der nahe gelegene Fundplatz 1298 mit seiner erkannten Mehrperiodigkeit lassen es allerdings angeraten sein, die Zuordnung zu einer der bekannten urgeschichtlichen Stufen kritisch zu prüfen. Die Beschreibung der Befunde und Funde folgte daher möglichst objektiven Kriterien. Die dokumentierten Befunde lassen sich in verschiedene Gruppen gliedern: klar strukturierte Gruben mit einem hohen Anteil an Holzkohle[3-4]. in der Verfüllung, Wandgräben, Vorratsgruben, Brunnen, Grubenhäuser, Pfosten und funktional unbestimmbare Gruben. Die Verfüllung der dunkelgrau-humosen Gruben verdankt ihre Entstehung wohl einer Sekundärverwendung als Abfallgruben für die Entsorgung von Abfällen der Eisengewinnung oder der Köhlerei für die Eisenverarbeitung. Die Befunde weisen eine Tiefe zwischen 20-50 cm auf und haben einen Durchmesser von ca. 1,20m. Als herausragender Befund erwies sich Bef. 16013 [5-7]. Der Kastenbrunnen wies im 1. Planum eine Ausdehnung von 3,60 x 3,80m auf. Das Planum 1 zeigte eine unregelmäßig runde Verfärbung, verfüllt mit mittelgrauem Feinsand Die Grenzen waren leicht verwaschen, wobei die Verfärbung einen geringen Kiesanteil hatte. Im Profil war der Befund trogförmig eingetieft mit einer steilschrägen und schrägen Wandung. Der Einfüllungsbereich des Brunnenschachtes bestand aus hellgrauem, durchschwemmtem Feinsand.

4 Grube in der Profilansicht 5-7 germanischer Brunnen des 3. Jahrhunderts n. Chr. In Planum und Profil An der Unterkante der Bretter waren Feldsteine von Durchmessern bis etwa 30 cm zur Sicherung der Konstruktion niedergelegt worden. Die Bauhölzer des Brunnens wurden für eine dendrochronolgische Bestimmung geborgen. Außerdem erfolgte eine Holzartenbestimmung. Dabei zeigte sich, dass die in einem sehr desolaten Zustand angetroffenen Hölzer im oberen Brunnenbereich, sowie verlagertes Holz (Reparatur?) mit Erlenholz gebaut worden waren, während der untere Teil der Kastenkonstruktion aus Eichenholz gebaut worden war. Nur an den Eichenhölzern war noch eine Altersbestimmung möglich, wobei auch deren Außenbereiche bereits stark abgefault waren. Die beiden Proben wurden aus einem Eichenbaum gefertigt, der ab 192 nach Christus wuchs. Das Ende der Jahrringe wurde mit 232/235 nach Christus bestimmt. Als Fälldatum werden die Jahre 252/255 nach Christus angenommen, wobei als Unsicherheit der Erhaltungszustand der Proben berücksichtigt werden muß und der Brunnen so nur in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts datiert werden kann. In den Schlämmproben der Brunnenverfüllung konnten zahlreiche Baumarten nachgewiesen werden. Es handelt sich dabei um Belege für Buche, Eiche, Ahorn, Birke und Erle. Daneben konnten einige Ackerpflanzen als Makroreste nachgewiesen werden. Es handelt sich um Belege für Gerste, Weizen, Emmer und Hülsenfrüchte, vermutlich Erbse. Die geringe Fundmenge der jüngeren römischen Kaiserzeit macht es faktisch unmöglich, außer dem Brunnen noch weitere Befunde diesem Zeitabschnitt zuzuweisen. Hingegen können einige Pfosten im Bereich eines Wandgrabens oder sogar innerhalb des Grabens in die jüngere Bonzezeit bzw. an den Beginn der Billendorfer Stufe der Lausitzer Kultur datiert werden.

8-9 Wandgraben eines Hauses der Jungbronzezeit 10 Siedlungskeramik der Jungbronzezeit Bei insgesamt 7 dieser Pfosten konnte eine teilweise oder vollständige Verfüllung der Pfostengrube mit Lehm festgestellt werden. Dies ist eigentlich eine Besonderheit von Speicherbauten der nachchristlichen Jahrhunderte. Da sich aber innerhalb des Wandgrabens angeordnete Pfosten mit Lehmverfüllung finden und die Anordnung der außerhalb liegenden Pfosten auf einen Bezug der Pfosten zueinander hin deutet, wird eine Datierung des Gesamtbefundes in die Jungbronzezeit vorgeschlagen. Der sich abzeichnende Hausgrundriß bestand also aus einer Kombination aus Wandgraben (Blockbauweise?) und Pfosten. Leider konnte der Grundriß nur auf einer Länge von ca. 10 x 3 m teilweise ergraben werden[8-9]. Ein weiteres Pfostenhaus scheint sich westlich davon befunden zu haben. Das Haus mit Abmessungen von ca. 4,7 x 2,6 m gehört vermutlich zum Typ der 8-Pfosten-Häuser mit 4 Jochpaaren, die recht zahlreich aus der Bronze- und Eisenzeit belegt sind. Leider war auch hier der Erhaltungszustand eingeschränkt. Im Nordosten der Untersuchungsfläche fand sich im Planum eine längliche, schmale Verfärbung mit zwei anliegenden Pfostensetzungen, verfüllt mit mittelgrauem Feinsand. Die südliche Pfostensetzung war z.t. mit ockerbraunem Lehm verfüllt. Die Grenzen waren leicht verwaschen. Im Profil war die Struktur nur noch flach erhalten und trogförmig eingetieft. Der Befund war verfüllt mit mittelgrauem Feinsand und seine Grenzen waren verwaschen. Das Fundmaterial umfasst neben Schlackenresten, Tierknochen, atypischen Silices, Reibesteinen, Hüttenlehm und Holzkohle vor allem keramisches Fundmaterial. Wesentliche Teile des keramischen Fundmaterials waren nur als allgemein urgeschichtlich bestimmbar. Das wenige chronologisch bestimmbare Fundmaterial umfasst mehrheitlich gerade abgestrichene Ränder, gerauhte oder geglättete Wandungen, Besen- und Kammstrich, überrandständige Henkel, Gurtungen und Tupfen. Dazu gehören auch Reste von Turbanrandtellern, Zipfelränder und Kegelhälse. Mehrheitlich datieren alle diese Funde an das Ende der jüngeren Bronzezeit und in den Beginn der Älteren Eisenzeit[10-11].

11 Randfragmente von Gefäßen der Jungbronzezeit Die Keramiken mit Besenstrich lassen sich mehrheitlich in die jüngere vorrömische Eisenzeit datieren. Eine weitere Besiedlungsphase lässt sich durch den Fund eines spätrömischen Topfes mit Tupfen-Sparren-Zier auf der Gefäßschulter [12] und der Dendrodatierung der Bauhölzer des Brunnens an das Ende des 3. Jahrhunderts nach Christus datieren. Es konnten nur wenige Fragmente von Hüttenlehm geborgen werden. Dieser wies allerdings typische Abdrücke von Blockbaukonstruktionen auf. R. Bräunig 12 Randfragment eines Gefäßes des 3. Jahrhunderts n.chr., sogenannter spätrömischer Topf

13 Brunnen des 3. Jahrhunderts n. Chr., typische Siedlungsfunde, Befundverteilung nach Zeitstufen und Fundkategorien

14 3D-Rekonstruktion des Hausgrundrisses der Jungbronzezeit