Smart Metering, Beratung oder Sozialer Vergleich Was beeinflusst den Elektrizitätsverbrauch? ewz-studie Smart Metering Zusammenfassung der Resultate

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Transkript:

Smart Metering, Beratung oder Sozialer Vergleich Was beeinflusst den Elektrizitätsverbrauch? ewz-studie Smart Metering Zusammenfassung der Resultate Kathrin Degen, Universität Lausanne Charles Efferson, Universität Zürich Fabian Frei, ewz Lorenz Götte, Universität Lausanne Rafael Lalive, Universität Lausanne 1. Juli 2013 Eine der bedeutendsten Herausforderungen im Bereich der Energieversorgung der Schweiz ist der effiziente Umgang mit Energie. Die neue Energiestrategie des Bundes sieht vor, dass der Strombedarf der Schweiz mittelfristig ohne Kernenergie abgedeckt werden soll. Die Umsetzung dieser Strategie erfordert Investitionen in alternative Formen der Energie, aber auch verstärkte Einsparungen im Verbrauch (Energieeffizienz). Energiesparen kann bei Energiekonsumenten über verschiedene Instrumente erreicht werden. Eine Möglichkeit ist die Erhöhung von Energiepreisen, um Haushalten einen monetären Anreiz zu geben, Energie zu sparen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Konsumenten besser zu informieren, um sie so zum Energiesparen anzuregen. Konsumenten haben jedoch sehr wenig Information über ihren Energieverbrauch oder den Verbrauch anderer Haushalte, der ihnen auch als Massstab dienen könnte. Die Grosszahl der Haushalte erhalten nur Information über ihren Jahresverbrauch im Rahmen ihrer Stromrechnungen. Dies lässt ihnen wenig Möglichkeiten, genauer zu verstehen, welche Verhaltensmuster viel oder wenig Strom verbrauchen und wie ihr Stromverbrauch im Vergleich zu einem vergleichbaren Haushalt aussieht. 1

Die Rolle von Information für den Stromverbrauch: Die vorliegende Studie untersucht, ob und wie sich mittels zusätzlicher Information der Stromverbrauch reduzieren lässt. Im Rahmen der Studie werden die Wirkungen von vier unterschiedlichen Formen der Information gemessen. Bessere Information über den eigenen Verbrauch: Wir untersuchen, wie sich das Verhalten verändert, wenn Haushalten eine kontinuierliche und detaillierte Information über den eigenen Stromkonsum mittels einer Smart Meter-Anzeige (SMA) vermittelt wird. Die Smart Meter-Anzeige erlaubt es Haushalten, sich in Echtzeit über ihren Stromkonsum zu informieren. Professionelle Stromberatung: Wir evaluieren, ob sich durch eine professionelle Stromsparberatung der Stromverbrauch reduzieren lässt. Stromsparberatung fördert die Energieeffizienz dann, wenn sie zusätzliche Möglichkeiten zur Einsparung von Strom aufzeigt und diese Möglichkeiten auch umgesetzt werden. Information über den Konsum anderer: Wir testen, ob Individuen ihre Stromkonsum anpassen, wenn sie Information über den Konsum eines vergleichbaren Haushaltes erhalten. Wir betrachten dabei zwei Spielformen solcher sozialer Information. In einer Gruppe von Haushalten wird zwei vergleichbaren Haushalten jeweils der Stromkonsum des anderen Haushaltes mitgeteilt, und beide sind darüber informiert, dass jeweils der andere Haushalt diese Informationen auch erhält. Diese Konstellation kann den Stromverbrauch senken, wenn dies die beteiligten Haushalte zu einem Wettbewerb um das Reduzieren des Stromverbrauchs anstachelt. Eine zweite Gruppe von Haushalten erhält Informationen über den Konsum eines anderen Haushalts, aber der Informationsaustausch ist nicht gegenseitig: der andere Haushalt erhält keine zusätzliche Information. Diese Information schliesst das Konkurrenzelement zwischen den Haushalten aus, kann aber trotzdem den Stromverbrauch senken, wenn der Haushalt mit zusätzlicher Information diese als Richtschnur für den eigenen Verbrauch versteht und versucht, diesen Verbrauch zu unterbieten. Methodik: Die Studie hat folgende Kernelemente: Eine zufällige Auswahl von ewz-kundinnen und -Kunden wird kontaktiert und zur Teilnahme an der ewz-studie Smart Metering eingeladen. Die teilnehmenden Haushalte werden nach dem Zufallsprinzip einer von fünf Interventionsgruppen zugewiesen. Gruppe G0 ist die Kontrollgruppe, welche an der Studie teilnimmt ohne zusätzliche Information zum Stromverbrauch zu erhalten. Teilnehmern der Gruppe G1 wird eine Smart Meter-Anzeige zur Verfügung gestellt. Gruppe G2 wird zu einer kostenlosen Stromsparberatung im ewz-kundenzentrum eingeladen. Teilnehmern der Gruppe G3 wird ein Partnerhaushalt zugewiesen und danach regelmässig die Information zum eigenen Verbrauch und zum Verbrauch des Partners zur Verfügung gestellt. Gruppe G4 erhält einen Partnerhaushalt zugewiesen und wird über den eigenen und den Verbrauch des 2

Partnerhaushaltes informiert. Die Wirkung der zusätzlichen Information kann über einen Vergleich der Interventionsgruppen mit der Kongrollgruppe verlässlich gemessen werden, da die Zuweisung zu den Interventionsgruppe nach Zufallsprinzip erfolgte. Der Ansatz in dieser Studie beruht auf strikter randomisierter Zuordnung der teilnehmenden Haushalte zu einem der Treatments. Nur so können der ursächliche Effekt der verschiedenen Formen von Information gemessen werden und die quantitativen Effekte verlässlich geschätzt werden. Im Rahmen der Studie werden drei Arten von Daten erhoben. Zunächst werden die Zähler der Studienhaushalte über einen Zeitraum von 15 Monaten insgesamt acht Mal abgelesen. Diese Zählerdaten messen so den Stromverbrauch im Quartal vor der Einführung sowie monatlich im ersten Quartal sowie quartalsweise für die drei verbleibenden Quartale nach Einführung der Intervention. Studienhaushalten mit Smart Meter-Anzeige wurde ein Smart Metering-fähiger Zähler montiert. Dieser Zähler zeichnet den Stromverbrauch viertelstündlich auf. Dies in einem Zeitraum von ein paar Wochen vor, sowie über ein Jahr nach dem Ausliefern der Anzeige. Schliesslich werden alle Studienhaushalte vor Beginn der Intervention, quartalsweise während der Intervention und nach Ablauf der Intervention bezüglich einer Reihe von Merkmalen befragt. Diese Datenbasis erlaubt eine umfassende Beurteilung der kurz- sowie auch mittelfristigen Auswirkungen der zusätzlichen Informationen auf den Stromverbrauch. Die wichtigsten Ergebnisse: Wie hat die Smart Meter-Anzeige den Stromverbrauch beeinflusst? Haushalte mit einer SMA haben statistisch nachweisbar weniger Strom verbraucht als die Haushalte der Kontrollgruppe. Dieses Resultat lässt sich der Abbildung 1 entnehmen. Die Abbildung weist die Veränderung des Stromverbrauchs pro Tag der Teilnehmenden mit Anzeige (Gruppe G1) im Vergleich mit der Kontrollgruppe (Gruppe G0) aus. Die durchgezogene Linie beschreibt den Effekt der Smart Meter-Anzeige auf den Stromkonsum im Untersuchungszeitraum. Die Effekte in den ersten drei Monaten nach Installation (M1, M2 und M3) werden gesondert von den Effekten im zweiten bis vierten Quartal nach Installation (Q2, Q3 und Q4) ausgewiesen. Der dunkel schraffierte Bereich bezeichnet die statistisch in 90% aller Fälle mögliche Grössenordnungen für den Effekt; der hell schraffierte Bereich bezeichnet die in 95% aller Fälle beobachtbare Grössenordnung des Effektes. Der Effekt der Smart Meter- Anzeige ist statistisch nachweisbar von Null verschieden, wenn die schraffierten Bereiche die Null-Linie nicht überdecken. 3

Abb. 1: Effekte auf den Stromverbrauch der Haushalte mit Smart Meter Anzeige DiD im Elektrizitätsverbrauch.4.3.2.1 0.1.2 M1 M2 M3 Q2 Q3 Q4 Zeit Differenz in Differenzen 90% Konfidenzintervall 95% Konfidenzintervall Bemerkungen: Diese Grafik zeigt den Effekt der Interventionen auf den Stromverbrauch über den Zeitverlauf für die Interventionsgruppe G1. Die Grafik zeigt die Veränderung im Verbrauch zwischen den Ableseperioden M1 (bzw. M2, M3, Q2, Q3 und Q4) im Vergleich mit dem Verbrauch vor Start der Interventionen für die Interventionsgruppe G1 im Vergleich mit der Kontrollgruppe (Differenz der Veränderungen). Quellen: Eigene Berechnungen auf Basis der Elektrizitätsverbrauchsdaten. Abbildung 1 zeigt einen klaren Effekt der Smart Meter-Anzeige auf den Stromverbrauch. Der Stromverbrauch der Gruppe G1 liegt von Beginn weg unter dem Verbrauch der Kontrollgruppe und sinkt ab bis zum Ende des zweiten Quartals nach Beginn der Intervention. Dieses graduelle Absinken entsteht, weil die SMA im Verlaufe des ersten Quartals an die Studienhaushalte ausgeliefert wurde. Während im ersten Monat nach Beginn der Intervention (M1) nur rund 80 Studienhaushalte eine SMA zur Verfügung hatten, so stand dieser Wert am Ende des ersten Quartals bei rund 800 ausgelieferten SMA. Im zweiten Quartal nach Auslieferung der Anzeige liegt der Tagesverbrauch um rund 0.2 kwh unter dem Wert, der sich ohne SMA eingestellt hätte. Diese Reduktion ist statistisch klar nachweisbar von Null verschieden. Eine Reduktion von 0.2 kwh pro Tag entspricht einer Reduktion um rund 3.2% des Tageskonsums. Interessanterweise reduziert das Vorhandensein der SMA den Stromverbrauch nicht nur kurz- sondern auch mittelfristig. Der Tagesverbrauch der Gruppe G1 ist auch knapp ein Jahr nach Beginn der Intervention statistisch nachweisbar tiefer als er ohne Anzeige gewesen wäre. Dies bedeutet, dass die SMA den Umgang mit Elektrizität nachhaltig verändert hat. Die detaillierten Stromverbrauchsdaten der Smart Meter erlauben uns, die Auswirkung der Anzeige auf den Verbrauch in jeder einzelnen Stunde eines Tages zu bestimmen. Abbildung 2 vergleicht den Stromverbrauch von Haushalten in den 50 Tagen vor und nach Auslieferung 4

der SMA. Wir normalisieren diesen Stromverbrauch mit demjenigen aller Haushalte, welche die SMA noch nicht erhalten haben. Die gelbe Linie zeigt den normalisierten Verbrauch über den Tagesverlauf vor dem Ausliefern der SMA. Die blaue Linie zeigt, wie sich dieses Tagesprofil nach Aufschalten der SMA über den betrachteten Zeitraum verändert. Abb. 2: Tageslastprofil: Abweichungen vom Stundendurchschnitt (kwh pro Stunde) Abweichung vom Stunden durchschnitt (kwh pro Stunde).04.03.02.01 0.01 0h00 2h00 4h00 6h00 8h00 10h00 12h00 14h00 16h00 18h00 20h00 22h00 Tagesprofil Nach Installation der SMA Vor Installation der SMA +/ SE Bemerkungen: Diese Grafik bildet das Tagesprofil für die Abweichungen vom Stundendurchschnitt (kwh pro Stunde) in den 50 Tagen vor und nach der Installation der SMA ab. Quellen: Eigene Berechnungen auf Basis der SMA Daten. Die Ergebnisse zeigen drei interessante Tendenzen: erstens ist eine generelle Reduktion des Stromverbrauchs zu allen Tageszeiten ab 6h morgens zu beobachten. Zweitens ist diese Reduktion besonders markant zu den Spitzenzeiten des Verbrauchs. Sie beträgt z.b. 0.035 kwh in der Stunde zwischen 20h und 21h, oder fast 8% des Verbrauchs zu diesem Zeitpunkt. Drittens beobachten wir auch eine leichte Verschiebung des Konsums hin zu Niedertarif-Zeiten. Der Stromverbrauch steigt nach Aufschalten der SMA leicht an in den Stunden zwischen 0h und 5h nachts. Die SMA ermöglicht es den Studienteilnehmern, ihren Stromverbrauch einzuschränken. Zusätzlich werden Studienteilnehmer angeregt, einen Teil des Stromverbrauches vom Hochtarif während des Tages auf den Niedertarif während der Nacht zu verlagern. Die SMA zeichnet auch detailliert auf, ob, wann und wie lange Studienhaushalte sie nutzen. In den ersten vier Wochen nach Auslieferung der SMA nutzen rund 70% der Studienhaushalte die SMA mindestens einmal pro Woche. Ein Jahr nach Aufschalten der SMA liegt der Anteil der Nutzer immer noch bei 30% pro Woche. Am häufigsten wird der momentane Verbrauch während rund vier bis fünf Minuten betrachtet. Der historische Verlauf des Strom- 5

konsums wird auch oft betrachtet und dies während rund drei bis vier Minuten. Die Darstellung der Zielerreichung sowie die Einstellungsfunktionen der SMA werden etwas weniger häufig genutzt. Die Umfragedaten erlauben uns auch, Effekte auf Wissen, Verhalten, und Zufriedenheit mit den Leistungen von ewz feststellen. Die Studienhaushalte mit Smart Meter-Anzeige wussten besser Bescheid bezüglich des Stromverbrauches. Die SMA hat jedoch nicht zu einer verbesserten Einschätzung des Einsparpotenzials von verschiedenen Verhaltensmustern (z.b. weniger Fernsehen, etc.) geführt. Interessanterweise werden Haushaltsgeräte nicht weniger häufig genutzt. Dies zeigt, dass SMA den effizienten Umgang mit Elektrizität fördern können ohne messbare Einschränkungen der Lebensqualität. Die Gruppe G1 war ingesamt sehr zufrieden mit ewz, seinen Leistungen und dem Fokus der Studie. Kann man den Stromverbrauch auch durch Beratung reduzieren? Zu diesem Zweck vergleichen wir die Haushalte der Gruppe G2 mit der Kontrollgruppe. Rund ein Drittel der Studienhaushalte der Gruppe G2 haben der Einladung zu einem Beratungsgespräch im Kundenzentrum des ewz Folge geleistet. Die Einladung zum Beratungsgespräch hat jedoch keinen statistisch nachweisbaren Effekt auf den Stromverbrauch. Der Stromverbrauch der Gruppe G2 bleibt sowohl kurz- wie auch mittelfristig auf dem gleichen Niveau wie der Verbrauch der Kontrollgruppe. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Beratungsgespräche keine Effekte hatten. Das Beratungsgespräch hat den Stromverbrauch der Teilnehmer kurzfristig leicht gesenkt, die grosse Masse der Nichtteilnehmer war davon aber nicht betroffen. Die Studienteilnehmer der Gruppe G2 haben auch Informationen zur Auswirkung von verschiedenen Massnahmen zum Einsparen des Stromverbrauchs erhalten. Sie schätzen es als leichter ein, z.b. mittels Energiesparlampen Strom zu sparen, Wäsche an der Leine trocknen zu lassen, etc.. Sie wissen jedoch bezüglich des absoluten Verbrauchs nicht mehr als die Kontrollgruppe. Insgesamt beurteilt die Gruppe G2 die Stromsparberatung sehr positiv, sie äussert sich jedoch skeptisch bezüglich der Bedeutung der Studie für Zürich. Welche Wirkungen hat Information über den eigenen Stromverbrauch und denjenigen eines Partnerhaushaltes? Haushalte in der Gruppe G3, d.h. mit gegenseitiger Information über den Verbrauch eines Partnerhaushaltes, reduzieren ihren Stromkonsum etwas, insbesondere am Ende des ersten Quartals nach Beginn der Intervention. Die resultierenden Rückgänge im Stromverbrauch liegen jedoch lediglich im Bereich von rund einem Prozent des Stromverbrauches und sind somit nicht statistisch gesichert zu belegen. Haushalte der Gruppe G4 welche nur einseitig Zugang zum Stromverbrauch eines Haushaltes erhalten, reduzieren ihren Stromverbrauch auch etwa um ein Prozent, ein Effekt der wiederum nicht statistisch von Null verschieden ist. Soziale Information hat keine spezifischen Effekte auf Veränderungspotenzial und Wissen; wenn überhaupt, verschlechtert sich die Beurteilung der Einsparmöglichkeiten etwas. Die Teilnehmenden dieser Gruppe sind insgesamt zufrieden mit der Umsetzung der Studie, äussern jedoch auch Zweifel am Nutzen der Studie für Zürich, insbesondere in der 6

zweiten Hälfte der Beobachtungsperiode. Implikationen für die Energiepolitik: Diese Studie leistet einen Beitrag zur Politikberatung im Bereich des Energiesparens, indem sie quantitative Ergebnisse über Einfluss von Information auf den Stromkonsum liefert. Smart Meter-Anzeigen reduzieren den Stromverbrauch mittelfristig um rund 3 bis 5%. Der Stromverbrauch sinkt vor allem in den Abendstunden, den Zeiten mit dem höchsten Stromverbrauch. Smart Meter-Anzeigen erlauben es den beteiligten Haushalten auch, einen Teil des Stromverbrauches von Hoch- in Niedertarifzeiten zu verlagern. Die reine Aufforderung zu einer Stromsparberatung erzeugt keinen Rückgang des Stromverbrauchs, vermittelt aber Hinweise zu den Einsparmöglichkeiten. Soziale Information hat das Potenzial, eine Reduktion des Stromverbrauches zu erreichen, insbesondere wenn die Rückmeldung zum Verbrauch des Partnerhaushaltes häufig erfolgt. Diese Studie zeigt demnach, dass Information alleine bereits zu signifikanten Senkungen des Stromverbrauchs führen kann. 7