Vogelarten der Agrarlandschaft in Brandenburg Überblick über Bestand und Bestandstrends

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Naturschutz und Biologische Vielfalt 95 21 17-13 Bundesamt für Naturschutz Vogelarten der Agrarlandschaft in Brandenburg Überblick über Bestand und Bestandstrends TORSTEN LANGGEMACH und TORSTEN RYSLAVY 1 Einleitung Noch vor einhundert en haben landwirtschaftlich genutzte Lebensräume in Brandenburg eine üppige und mannigfaltige Vogelwelt beherbergt (HESSE 191, SCHALOW 1919, MEISEL ). Kurze Zeit später schreibt HESSE (1914) allerdings schon: Die einstigen Vögel der einstigen Luche müsste ich eigentlich schreiben, denn leider sind der nimmersatten Kultur nunmehr auch die Luche des Havellandes zum Opfer gefallen. Einige zehnte später konnten Ornithologen in Brandenburg zwar immer noch stolz darauf sein, dass Arten wie Großtrappe oder Seggenrohrsänger ihren deutschen Verbreitungsschwerpunkt hier hatten (GEWALT 1959, WAWRZYNIAK & SOHNS 1977), doch die erste Gesamtschau über die Vogelwelt der Region nach SCHALOW (1919) zeigte trotz deutlich gestiegener Beobachterdichte Rückgänge und Bestandslücken auf (RUTSCHKE 1983). Heute zählen Arten der Agrarlandschaft in ganz Deutschland zu den Sorgenkindern des Vogelschutzes (u. a. SUDFELDT et al. ). Am Beispiel des Landes Brandenburg soll deshalb ein kurzer Überblick über die Bestandsentwicklung von Vogelarten der Agrarlandschaft in den letzten 15 en gegeben werden. 2 Material und Methodik Für den Zeitraum - wurden im Rahmen der aktuellen Rote Liste des Landes Brandenburg für die Brutvogelarten die Bestände und Bestandstrends dargestellt (RYS- LAVY & MÄDLOW ). Die Datengrundlagen dafür waren insbesondere: die bis vorliegenden Ergebnisse der Brutvogel-Atlaskartierung (ADE- BAR), die Ersterfassung in den Europäischen Vogelschutzgebieten, Daten des Monitorings seltener Brutvogelarten (MsB), Daten des Monitorings häufiger Brutvogelarten (MhB) mit den Methoden Revierkartierung und Punkt-Stopp-Zählung, Daten des Monitorings Greifvögel und Eulen (MGE). Auf diesen Grundlagen erfolgt hier eine Aktualisierung bis zum für 42 ausgewählte Brutvogelarten, deren Vorkommensschwerpunkte in der Agrarlandschaft liegen (Tab. 1). Darunter sind auch fünf Arten, die zwar überwiegend nicht in der Agrarlandschaft brüten, deren Nahrungsbasis aber in starkem Maße davon abhängt: Weißstorch, Mäusebussard, Rotmilan, Turmfalke und Schleiereule. Nicht betrachtet wurden Arten des ländlichen Raums, die sowohl hinsichtlich Brut als auch Nahrung vom Siedlungsbereich abhängen und damit in ihrer Bestandsentwicklung vor allem durch dort stattfindende Veränderungen beeinflusst werden. Dazu zählen z. B. Rauchschwalbe und Haussperling. 17

Über die oben genannten Quellen hinaus wurden für die Bestandsangaben die inzwischen vervollständigten Daten aus der Brutvogel-Atlaskartierung verwendet (Stand ), für die Bestandstrends zudem Daten der Linienkartierung, die seit die Revierkartierung und die Punkt-Stopp-Zählung im Monitoring häufiger Brutvogelarten ergänzt hat bzw. schrittweise ablöst (vgl. RYSLAVY & JURKE ). Alle drei Methoden wurden und werden in Brandenburg sehr gut bedient: Revierkartierung: -, bis zu 6 besetzte Probeflächen pro. Punkt-Stopp-Zählung: -, bis zu 112 besetzte Routen pro. Linienkartierung: -, bis zu 182 besetzte Probeflächen pro. Die Ergebnisse dieser drei Monitoring-Methoden sind jeweils gleichrangig in die Auswertung eingeflossen, welche mit Hilfe des TRIM-Programms durchgeführt wurde. Die Darstellung erfolgt in Form von kurven. Die Auswertung der vorliegenden Daten ( ) lässt für die häufigen und viele mittelhäufige Brutvogelarten eine verlässliche Einschätzung des kurzfristigen Trends zu. In den erzeugten Trendgrafiken (s. Anhang) wird der Bestandswert für das mit angegeben. Die werte der nachfolgenden e geben somit die Bestandsveränderungen relativ zum an. Das nachfolgende Beispiel der Feldlerche (Abb. 1) veranschaulicht dies durch eine Gegenüberstellung der Trends der einzelnen Methoden sowie des gepoolten Gesamtergebnisses. Für die linke Grafik wurde nur deshalb als Bezugsjahr gewählt, weil erst ab diesem die Linienkartierung eine hinreichende Datenbasis aufweist. Für die Schleiereule, die über die genannten Monitoringmethoden nicht erfasst werden kann, wurden Daten des Monitoring Greifvögel und Eulen (MGE) herangezogen, d. h. Ergebnisse von Bestandsermittlungen auf großen Probeflächen (i. d. R. auf Altkreis- Ebene), die allerdings nur für - vorliegen. 2,25 Feldlerche Alauda arvensis gesamt Feldlerche Alauda arvensis 1,75 RK PS LK 1,25,75 Abb. 1: Darstellung der im Rahmen des Monitorings häufiger Brutvogelarten erzielten Ergebnisse am Beispiel der Feldlerche. Links alle Methoden und das gepoolte Gesamtresultat mit dem Bezugsjahr, rechts das gepoolte Gesamtergebnis mit Bezugsjahr, wie es für die betrachteten häufigen und mittelhäufigen Beispielarten dargestellt ist (vgl. Text und Anhang). 18

Tab. 1: Bestände und ökologische Merkmale von 42 ausgewählten Arten der Agrarlandschaft in Brandenburg Art und Rote-Liste- Kategorie Bestand (BP/Rev.) Bewertete e Bodenbrüter Langstreckenzieher Überwiegend Feuchtgrünland-Art Weißstorch 3 1.296 / 1.193 - X Wiesenweihe 2 84-85 - X X Rotmilan 3 1.55-2.3 - Mäusebussard 5.-8.4 - Turmfalke v 2.1-3.2 - Rebhuhn 2 75-1.15 - X Wachtel 3.1-5.4 - X X Fasan 4.5-7. - X Großtrappe 1 18 / 114 Ind. - X Wachtelkönig 1 55-74 - X X X Tüpfelralle 1 26-33 - X X X Austernfischer 13-15 X Kiebitz 2 1.7-2.4 - X Bekassine 2 1.5-1.6 - X X Uferschnepfe 1 14 / 12 - X X X Brachvogel 1 77 / 74 - X X Rotschenkel 1 51 X X Schleiereule 3 85-1.25 - Steinkauz 2 12 / 17 - Kuckuck 4.6-8.5 - X Wiedehopf 3 345-4 - X Feldlerche 3 3.- - X 4. Wiesenpieper 2 3.-4.8 - X X Schafstelze v 1.-19. - X X Braunkehlchen 2 7.-11. - X X X Steinschmätzer 1 1.-1.4 - X X Feldschwirl 3.-5.9 - X X X Schlagschwirl v 6-1. - X X Seggenrohrsänger 1 1 / - X X X Schilfrohrsänger v 2.8-4.6 - X X X Sumpfrohrsänger 25.-5. - X X X Sperbergrasmücke 3 2.3-3.75 - X Dorngrasmücke 4.-75. - X X Neuntöter v 13.-22. - X Raubwürger 575-95 - Nebelkrähe 2.-3. - Feldsperling v 5.-1. - Bluthänfling 3 8.-14. - Goldammer 7.-13. /6 X Ortolan v 4.5-6. - X X Rohrammer 35.-55. /6 X X Grauammer 9. 15. - X 19

Bei den seltenen Arten mit hohem Erfassungsgrad wird die Bestandsentwicklung anhand der realen Bestandszahlen dargestellt. Die Trendberechnung erfolgt mittels einer linearen Regression. Dies betrifft die Arten Weißstorch, Wiesenweihe, Großtrappe, Wachtelkönig, Tüpfelralle, Austernfischer, Uferschnepfe, Rotschenkel, Steinkauz, Wiedehopf und Seggenrohrsänger. 3 Ergebnisse Die aktuelle Rote Liste des Landes Brandenburg zeigt, dass das Verhältnis von abnehmenden und zunehmenden Arten in der Offenlandschaft weitaus ungünstiger ist als in der Gesamtbilanz aller Arten: Im Offenland weisen 45 % der Vogelarten einen negativen Bestandstrend auf (Abb. 2, RYSLAVY & MÄDLOW ). Davon ausgehend gibt Tabelle 2 eine Übersicht über die Trends der hier für die Agrarlandschaft betrachteten 42 Brutvogelarten im Zeitraum -. Abweichungen gegenüber Abbildung 2 resultieren aus dem drei e längeren Betrachtungszeitraum, vor allem aber daraus, dass RYSLAVY & MÄDLOW () beim Offenland nicht ausschließlich Arten der Agrarlandschaft betrachten, sondern auch Arten der Truppenübungsplätze sowie der Bergbaufolgelandschaft, die in der Agrarlandschaft nicht oder nicht mehr bzw. kaum vorkommen. Dazu gehören z. B. Brachpieper, Flussregenpfeifer, Turteltaube und Wendehals. Insgesamt sind bezüglich des Bestandstrends von den 42 Arten der Agrarlandschaft 5 % stark oder sehr stark abnehmend, 24 % stabil, 26 % stark oder sehr stark zunehmend. Signifikante Abnahmen gibt es bei 57 % der betrachteten Arten, signifikante Zunahmen hingegen nur bei 24 % dieser Arten. Unter den Agrarvögeln befinden sich überdurchschnittlich viele Rote-Liste-Arten: Unter den gegenwärtigen 25 Brutvogelarten d. h. ohne die 14 bereits ausgestorbenen Arten befinden sich 32 % in den Kategorien 1 bis 3 bzw. 42 % einschließlich der Arten der Vorwarnliste. Bei den Agrarvogelarten sind dies jedoch 52 bzw. 68 %! Drei Gilden sind besonders vom Rückgang betroffen (Tab. 3): Arten, die am Boden oder bodennah brüten (71 % der signifikant abnehmenden Arten), Langstreckenzieher (46 % der signifikant abnehmenden Arten) und Arten des Feuchtgrünlandes (42 % der signifikant abnehmenden Arten). Anders ausgedrückt: Von bis haben 77 % der Feuchtgrünlandarten, 61 % der bodennah brütenden Arten und 55 % der Langstreckenzieher signifikant abgenommen (vgl. Tab. 1 und 3). Bei Arten, die zur Brut an Strukturen gebunden sind und bei denen die Bodenbearbeitung zwar den Nahrungsraum, nicht jedoch die Brutplätze beeinflusst, ist die Bilanz etwas günstiger. 11

Arten gesamt Bilanz ab- und zunehmender Arten nach Hauptlebensräumen Siedlung Offenlandschaft Wälder Gewässer -7-6 -5-4 -3-2 -1 1 2 3 4 5 6 7 Anzahl Arten Abb. 2: Bilanz ab- und zunehmender Vogelarten insgesamt und in vier Hauptlebensraumtypen - (abgewandelt nach RYSLAVY & MÄDLOW ). rot = sehr starke Abnahme, orange = starke Abnahme, hellgrün = starke Zunahme, dunkelgrün = sehr starke Zunahme (Erläuterung s. Tab. 2). Nicht enthalten sind 73 Arten mit stabilem Trend: Siedlung 11, Offenlandschaft 16, Wald 33, Gewässer 13 Arten Besonders dramatisch hat sich die Lage der Arten des Feuchtgrünlandes verschlechtert, vor allem bei Uferschnepfe, Seggenrohrsänger, Kiebitz, Brachvogel, Rotschenkel und Tüpfelralle (Tab. 2 und Anhang). Die gesamte Gruppe der wiesenbrütenden Limikolen ist in Gefahr, mittelfristig aus Brandenburg zu verschwinden, dazu einige weitere Arten. Dabei ist zu betonen, dass einige Arten, die früher typische Bewohner des Feuchtgrünlandes waren, in Tabelle 2 schon gar nicht mehr enthalten sind, da sie hier nicht mehr oder nur noch unregelmäßig brüten. Dazu gehören Birkhuhn, Kornweihe, Spießente, Kampfläufer und Sumpfohreule. Andere Arten kommen zwar in Brandenburg noch vor, aber nur oder fast nur noch in Lebensräumen abseits der Agrarlandschaft. Dazu gehören z. B. mehrere Entenarten, die früher zu den Charakterarten des Feuchtgrünlandes zählten. Verschwunden aus der Agrarlandschaft sind allerdings auch Arten, die nicht an feuchtes Grünland gebunden sind, z. B. Saatkrähe und Haubenlerche, die heute ausschließlich bzw. fast nur noch im Siedlungsraum vorkommen. Der Verlust an Biodiversität in der Agrarlandschaft ist aus diesen Gründen noch größer als die vorgenannten Zahlen erkennen lassen. Auf der anderen Seite gab es positive Entwicklungen. Diese sind teils auf intensives Management (Wiesenweihe) einschließlich Bestandsstützung (Großtrappe, Steinkauz) zurückzuführen, lassen aber ansonsten kein einheitliches Schema erkennen. Reine Ackerarten sind genauso unter den zunehmenden Arten wie Vögel nasser Wiesen, Langstreckenzieher ebenso wie Standvögel und Gebüsch- oder Höhlenbrüter ebenso wie Bodenbrüter. Wachtelkönig und Schilfrohrsänger, die sowohl Feuchtwiesenbewohner 111

als auch Langstreckenzieher sind und zudem am Boden bzw. bodennah brüten, profitieren wohl von Agrarumweltmaßnahmen in Feuchtwiesen, teilweise auch von frühen Entwicklungsstadien nach der Auflassung nasser Bereiche. Tab. 2: Bestandstrends einzelner Arten der Agrarlandschaft -* Trend-Klassifizierung wie bei der Roten Liste Brandenburgs (RYSLAVY & MÄDLOW ); in Klammern steht die prozentuale Ab- bzw. Zunahme im Zeitraum -; fett = Trend ist signifikant mit mindestens 95 %-Wahrscheinlichkeit (p<5) Sehr starke Abnahme (< -5 %) Seggenrohrsänger (-9 %) Uferschnepfe (-85 %) Steinschmätzer (-78 %) Rebhuhn (-78 %) Schlagschwirl (-62 %) Kiebitz (-56 %) Brachvogel (-55 %) Wiesenpieper (-55 %) Bluthänfling (-54 %) Feldsperling (-53 %) Starke Abnahme (-2 bis -5 %) Sperbergrasmücke (-5 %) Schafstelze (-36 %) Fasan (+67 %) Schilfrohrsänger (+69 %) Wiedehopf (+78 %) Grauammer (+79 %) Wachtel (+81 %) Großtrappe (+93 %) Raubwürger (+158 %) Wiesenweihe (+58 %) Neuntöter (-36 %) Rotschenkel (-31 %) Feldschwirl (-31 %) Feldlerche (-31 %) Rohrammer (-26 %) Schleiereule (-26 %) Bekassine (-24 %) Sumpfrohrsänger (-23 %) Braunkehlchen (-21 %) Stabil (-2 bis +2 %) Turmfalke (-17 %) Rotmilan (-15 %) Tüpfelralle (-15) Kuckuck (-12 %) Dorngrasmücke (-12 %) Goldammer (-11 %) Mäusebussard (-5 %) Weißstorch (-5 %) Nebelkrähe (+5 %) Wachtelkönig (+9 %) Starke Zunahme (+2 bis +5 %) Ortolan (+41 %) Austernfischer (+44 %) Steinkauz (+5 %) Sehr starke Zunahme (> +5 %) 1 Arten 11 Arten 1 Arten 3 Arten 8 Arten *) Abweichend davon aufgrund von noch bestehenden Auswertedefiziten: Schleiereule nur -; Wiesenweihe, Wachtelkönig, Tüpfelralle, Austernfischer, Rotschenkel und Wiedehopf -; Uferschnepfe, Brachvogel und Steinkauz -. Tab. 3: Bestandstrend - bei bodennah brütenden Arten, Langstreckenziehern und Arten des Feuchtgrünlandes; angegeben ist jeweils die Anzahl der Arten Abnahme Stabil Zunahme Bodenbrüter 16 5 7 Langstreckenzieher 1 5 5 Feuchtgrünland-Arten 9 2 2 112

4 Ursachen der Bestandsabnahmen Vogelarten der Agrarlandschaft gehören zu den am meisten gefährdeten Vogelarten in Deutschland. Dies trifft auch auf Brandenburg zu, trotz des hohen Flächenanteils an Europäischen Vogelschutzgebieten (22 %) sowie Großschutzgebieten (32 %), zu deren Zielen eine Harmonisierung der Landnutzung mit dem Schutz der Natur zählt. Mehr als 5 % der Brutvogelarten der Agrarlandschaft nehmen im Bestand ab, etliche weitere sind bereits ganz verschwunden. Dieses Schicksal teilen die Vögel mit anderen Artengruppen sowie den Biotoptypen in Deutschland, unter denen im agrarisch genutzten Offenland besonders viele gefährdet sind (RIECKEN et al. 21). Vogelarten der Agrarlandschaft sind in besonderem Maße von der Art und Intensität der Bodenbewirtschaftung abhängig. Dabei sollte in Brandenburg der Begriff Intensivierung vorsichtig verwendet werden, denn wichtige Parameter wie Erträge und Düngungsniveau haben sich innerhalb des letzen zehnts kaum geändert (vgl. z. B. MLUV a). Wenn die Reproduktion der Vögel ab einem bestimmten Intensitätsniveau eingeschränkt ist, können die Bestände allerdings auch ohne weitere Intensivierung abnehmen. Dies gilt auch für Entwässerungsmaßnahmen auf Moorstandorten: Auch ohne zusätzliche Meliorationsmaßnahmen verschlechtert sich für der ökologische Zustand dieser Flächen. Für die Vogelwelt können zudem auch andere Veränderungen eine Rolle spielen, die nicht primär mit Intensivierung zu tun haben, z. B. geänderte Anbaustruktur und Einschränkung der Fruchtartenvielfalt, die auch in Brandenburg eine Rolle spielen (MLUV a). Es bleibt nüchtern festzuhalten, dass auch hier bei einem Intensitätsniveau, das unter dem vieler anderer Regionen in Deutschland liegt, die Habitatansprüche der meisten Agrarvogelarten nicht mehr erfüllt werden, so dass die Bestände weiter sinken. Das Problem ist auch auf Bundesebene erkannt und hat zu Projekten des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zur Bewertung und Verbesserung der Biodiversität auf landwirtschaftlichen Nutzflächen geführt. Die aktuelle, rasante Zunahme des Anbaus von Energiepflanzen lässt erwarten, dass sich die Konflikte sowohl im Grünland als auch im Ackerland kurzfristig weiter verschärfen, auch in den Europäischen Vogelschutzgebieten. Schon im ersten nach Aufhebung der konjunkturellen Stilllegungen durch die EU-Kommission () nahm die Fläche der Brachen in Brandenburg gegenüber dem Vorjahr um 56 % ab (MLUV a). Der Trend zur Biomasseproduktion (Abb. 3) lässt eine Intensivierung und weitere Einengung des Kulturartenspektrums erwarten. Zudem zerstört die Mahd von Wintergetreide im Mai und Juni als Substrat für Biogasanlagen mit anschließender Bodenbearbeitung und Aussaat der Zweitkultur alle Nester der Bodenbrüter (DZIEWIATY & BERNARDY ). JANSEN & DZIEWIATY () konnten die negativen Auswirkungen der Umwandlung von Stilllegungen zu Biomasse-Produktionsflächen auf die Brutvögel bereits quantifizieren: Artenzahlen und Siedlungsdichten gingen deutlich zurück, der Bruterfolg nach ersten Indizien ebenfalls. Parallel zum Verlust der Brachen ging auch die Dauergrünlandfläche weiter zurück (MLUV a). Ein Intensivierungsschub ist zudem zu erwarten, wenn der Einsatz genetisch veränderter Nutzpflanzen zunehmen sollte. 113

Abb. 3: Zunahme des Maisanbaus in Brandenburg (oben) durch steigende Zahl von Biogasanlagen in Brandenburg (unten); zur besseren Visualisierung in dieser Maßstabsebene sind oben nicht die einzelnen Maisflächen dargestellt, sondern die Feldblöcke, auf denen Mais angebaut wird (Quelle: LUA Brandenburg auf Basis der GIS-INVEKOS Antragsdaten). Vielfältig mit der Landwirtschaft vernetzt ist die Manipulation des Landschaftswasserhaushaltes mit all ihren negativen Folgen für die Vogelwelt. Durch jahrzehntelange Melioration sind zahlreiche Vögel der Feuchtgebiete bereits aus der brandenburgischen Agrarlandschaft verschwunden oder kommen nur noch in einigen Refugien vor. Selbst in großflächig extensiv genutzten Gebieten stellt sich der Wassermangel regelmäßig als limitierender Faktor heraus. So sind im Vogelschutzgebiet Havelländisches Luch im Zuge langjähriger Extensivierung zwar 18 Arten als Brutvögel zurückgekehrt, die zur Zeit der Saatgraswirtschaft vollständig verschwunden waren, jedoch sind nur sechs davon regelmäßige Brutvögel, die übrigen ließen sich nur in en nachweisen, in denen bis weit in das Frühjahr hinein hohe Wasserstände vorhanden waren (Tab. 4). 114

Tab. 4: Rückkehr von Brutvogelarten durch langjährige Extensivierung im Vogelschutzgebiet und NSG Havelländisches Luch (5.526 ha) Regelmäßige Brutvögel Kranich, Wiesenweihe, Bekassine, Grauammer, Schilfrohrsänger, Drosselrohrsänger Vögel, die nur in en mit hohem Wasserstand brüten Große Rohrdommel, Schnatterente, Knäkente, Löffelente, Tafelente, Tüpfelralle, Wachtelkönig, Uferschnepfe, Rotschenkel, Kampfläufer, Weißflügelseeschwalbe, Sumpfohreule* *) Die Sumpfohreule brütet nur sporadisch in sehr guten Mäusejahren. Eine Reihe von Vogelarten leidet unter der Eutrophierung ihrer Lebensräume und den damit zusammenhängenden Vegetationsveränderungen. Die Eutrophierung steht auch bei den Biotoptypen an einer der vorderen Stellen bei den Gefährdungsursachen (RIE- CKEN et al. 21) und stellt eine der Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt in Deutschland dar (SRU ). Für einige Vogelarten der Agrarlandschaft sind auch Gebäudesanierung sowie allgemein der Verlust dörflicher Strukturen bedrohlich. Über die hier betrachteten Agrarvögel hinaus sind davon z. B. Rauchschwalbe und Haubenlerche betroffen. Insbesondere beim Rotmilan sind Windkraftanlagen eine neue Gefährdungsursache in seinen Nahrungsgebieten, die unabhängig von der Landnutzung wirkt, vermutlich aber schon populationsbeeinflussend ist (DÜRR ). Seit den 199er en zeigt sich zunehmend, dass die Reproduktion und damit die Bestandsentwicklung bei bodenbrütenden Arten auch durch Beutegreifer, sogenannte Prädatoren, maßgeblich beeinflusst werden (LANGGEMACH & BELLEBAUM, LITZ- BARSKI & LITZBARSKI, BELLEBAUM & BOCK ). Dort, wo landwirtschaftlich bedingte Verluste durch gezieltes Flächenmanagement reduziert werden, tritt Prädation regelmäßig an die erste Stelle der Brutverluste, d. h. in Schutzgebieten und auf unter Agrarumweltmaßnahmen bewirtschafteten Flächen. Vor allem bei vielen mittelgroßen und größeren Vogelarten liegt die Reproduktion dadurch inzwischen weit unterhalb des bestandserhaltenden Niveaus, und einige kaum noch reproduzierende Arten stehen in Brandenburg kurz vor dem Aussterben wie z. B. die Uferschnepfe. Untersuchungen in ganz Mitteleuropa ergaben mit großer Übereinstimmung, dass der größte Teil der Gelegeverluste in der Nacht stattfindet und folglich durch räuberische Säugetiere, vor allem Füchse, verursacht wird. Zunehmend scheinen Neozoen wie Waschbär und Marderhund eine Rolle zu spielen. Am Verlust von Jungvögeln ist ein breiteres Spektrum von Arten einschließlich Vögel beteiligt. Gute Reproduktionserfolge gibt es fast nur noch, wenn die natürlichen Fressfeinde fehlen oder ferngehalten werden, also auf Inseln oder in eingezäunten Bereichen. Die Habitatkapazität für generalistische Prädatorenarten ist offensichtlich großflächig hoch und in Schutzgebieten mit extensiv genutzten Flächen und vergleichsweise hohen Kleinsäugerbeständen sogar noch höher als in der Normallandschaft. Durch die Tollwut-Immunisierung ist der früher regelmäßig auftretende Zusammenbruch der Raubsäugerbestände weggefallen, so dass heute dauerhaft hohe Dichten von Füchsen und den genannten Neozoenarten auftreten. Schutzmaßnahmen erfordern einen breiten Ansatz (vgl. LANGGEMACH & BELLEBAUM ), wobei weder in Brandenburg noch in Deutschland insgesamt irgendwo großflächig der Durchbruch gelungen ist. 115

Schwierig zu bewerten sind die Auswirkungen legaler und illegaler Verfolgung außerhalb der Brutgebiete auf die mitteleuropäischen Brutvogelpopulationen. Allein die offiziellen Zahlen legaler Jagdausübung sind erschütternd (HIRSCHFELD & HEYD ). Der jährliche Abschuss in der EU zuzüglich Norwegen und der Schweiz liegt z. B. beim Brachvogel bei > 44. Individuen, beim Kiebitz bei > 5. und bei der Feldlerche gar bei gut 2,5 Millionen. Diese Entnahmen dürfen nicht von den Problemen in den Brutgebieten ablenken, haben jedoch einen zusätzlichen Einfluss auf die Populationen. 5 Positive Fallbeispiele Der zunehmende Trend bei der Großtrappe erfolgt in Schutzgebieten mit intensivem Management gemeinsam mit Landwirtschaftsbetrieben (BLOCK et al. 1993, MLUV b, LANGGEMACH ). Obwohl sich Vegetation, Insektenangebot und weitere Faktoren für die Art immens verbessert haben, war der Zuwachs nur möglich durch Bestandsstützung und die Schaffung umzäunter Areale, die größeren Raubsäugern den Zugang verwehren und damit den Wildhennen erfolgreiche Bruten ermöglichen. Außerhalb dieser Zäune gibt es aufgrund der hohen Prädation so gut wie keine erfolgreiche Reproduktion. Im NSG Havelländisches Luch spielte zwar Bestandsstützung im letzten zehnt kaum noch eine Rolle, der zur Bestandsvervierfachung führende Nachwuchs wurde jedoch fast ausschließlich in einer eingefriedeten Fläche flügge (Abb. 4). 45 4 35 3 25 2 Freiland Schutzzaun 15 1 5 gefundene Brutplätze geschlüpfte Küken flügge Küken Abb. 4: Bruterfolg freilebender Großtrappen (Otis tarda) im Vogelschutzgebiet und NSG Havelländisches Luch 199- Vergleich einer 18 ha großen gezäunten Fläche mit dem Rest des 5.526 ha großen Schutzgebietes Bei der Wiesenweihe hat der weitgehende Verlust der Primärlebensräume in Brandenburg dazu geführt, dass es im keinen Brutnachweis mehr gab. Die Wiederbesiedlung erfolgte vor allem auf Getreideschlägen, wobei intensives Brutplatzmanage- 116

ment mit Unterstützung von Landwirten zur seither positiven Bestandsentwicklung beigetragen hat (vgl. GIERACH, RYSLAVY ). Beim Steinkauz bestimmt die positive Bestandsentwicklung im Belziger Raum den Gesamttrend in Brandenburg. Der Bestand geht auf Auswilderungen zurück, die bis heute fortgesetzt werden, während die Bestandsstützung im Havelland inzwischen wegen ausbleibenden Erfolges eingestellt wurde (PUTZE et al. ). Neben diesen Projekten, die gezielt auf einzelne Arten und ihre Lebensräume abzielen, sind vor allem einige hoffnungsvolle Entwicklungen in den brandenburgischen Großschutzgebieten erwähnenswert. Insgesamt ist in diesen die Bilanz der abnehmenden und zunehmenden Brutvogelarten erheblich günstiger (zumindest weniger negativ ) als in der übrigen Landschaft, selbst bei Langstreckenziehern. Unabhängig vom Bestandstrend sind dabei auch die Siedlungsdichten oft deutlich höher (SCHWARZ & FLADE ). Als wichtigste Faktoren innerhalb der Großschutzgebiete werden neben der vergleichsweise naturnahen Lebensraumausstattung die verstärkt eingesetzten Agrarumwelt- und Vertragsnaturschutzprogramme (vgl. z. B. SCHUBERT et al. ) und im Ackerland der hohe Anteil ökologischer Landwirtschaft genannt. Insgesamt nimmt der Ökolandbau seit vielen en kontinuierlich zu und bearbeitet inzwischen mit 135. ha etwa 1 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche (MLUV a). Der Anteil in den Großschutzgebieten liegt zwischen 15 und 72 % (SCHWARZ & FLADE ). Um die Vorteile des ökologischen Landbaus noch besser für den Vogelschutz nutzen zu können, entstand als Ergebnis eines Projektes ein Praxishandbuch Naturschutz im Ökolandbau (FUCHS & STEIN- BACHINGER ). Dieses und andere Projekte (z. B. HIEKEL et al., FLADE et al., DZIEWIATY & BERNARDY 21) sowie daraus resultierende Entwicklungen können ebenfalls zur vergleichsweise günstigen Situation der Brutvögel in den Großschutzgebieten beigetragen haben bzw. noch beitragen. Lokal haben sich Maßnahmen zum Wasserrückhalt positiv ausgewirkt (RYSLAVY et al. a und b, NOAH et al. ). Auch in vernässten Gebieten wurden hohe Brutverluste durch Raubsäuger registriert, aber zumindest war der Bruterfolg teils höher als in trockeneren Vergleichsgebieten (BELLEBAUM & BOCK ). Wichtig für den Bruterfolg sind vor allem Großflächigkeit und die Dauer der Wasserhaltung bis zum Ende der Brutsaison, damit nicht zum Brutbeginn Vögel in Flächen gelockt werden, die dann schlagartig durch Wasserabsenkung zu ökologischen Fallen werden (vgl. DITTBERNER ). Einige Vogelarten haben auch ohne gezielte Maßnahmen in den letzten en zugenommen. Von besonderer Bedeutung für Ackervögel (Grauammer, Wachtel, Raubwürger, Wiedehopf usw.) war dabei die Flächenstilllegung (NABU, JANSEN & DZIE- WIATY ). Im Grünland hat die Nutzungsauflassung einige Arten begünstigt, z. B. den Schilfrohrsänger, der auch von der Grünlandextensivierung profitiert. Er ist eine der Arten, die spürbaren Nutzen von Naturschutzmaßnahmen ziehen. 6 Schlussfolgerungen Ohne auf Details einzugehen, lassen sich einige wesentliche naturschutzfachliche Forderungen ableiten: 117

Zur Erhaltung und Verbesserung der Biodiversität müssen die Agrarumweltprogramme als Teil der zweiten Säule der Agrarförderung grundsätzlich gestärkt und inhaltlich optimiert werden. Innerhalb der Agrarlandschaft sind 1 % Stilllegung bzw. als ökologische Vorrangfläche anzustreben (vgl. z. B. FLADE et al., NABU ). Die Stärkung des ökologischen Landbaus kommt grundsätzlich dem Vogelschutz zugute, wobei gezielte vogelfreundliche Maßnahmen, die ggf. zu vergüten sind, die Bilanz zusätzlich verbessern. Die Rolle der Großschutzgebiete als Landschaften für modellartige Entwicklungen sollte weiter gestärkt werden. Die weitere Entwicklung der Biomassenutzung darf nur unter der Maßgabe erfolgen, dass kein weiterer Biodiversitätsverlust eintritt (vgl. BfN 21). Insbesondere ist die Natura--Kulisse zu berücksichtigen. Die Cross-compliance-Bestimmungen sollten überprüft und ggf. modifiziert oder ergänzt werden, z. B. hinsichtlich des Walzens und Schleppens im Grünland. Für den Erhalt des Feuchtgrünlandes und seiner Bewohner sind zusätzliche Maßnahmen zum Wasserrückhalt unabdingbar. Alle entsprechenden Maßnahmen auf Moorböden kommen dabei auch dem Klimaschutz zugute. Zur besseren Bewertung des Erfolges aller eingeleiteten Schutzmaßnahmen sind eine wissenschaftliche Begleitung aller Maßnahmen sowie ein verfeinertes Monitoring notwendig. Einen Schlüsselparameter stellt dabei der Bruterfolg dar, der bisher zu wenig berücksichtigt bzw. untersucht wurde. Zur Verbesserung des Bruterfolges bedarf es dringend wirksamer praktischer Maßnahmen gegen den hohen Prädationsdruck. Um das Aussterben ganzer Vogelgilden zu verhindern, sollten dabei auch bisher unkonventionelle Methoden in Erwägung gezogen werden wie die chemische Fortpflanzungshemmung bei Füchsen und Neozoen. Im Rückgang befindliche Vogelarten (Brachvogel, Uferschnepfe, Kiebitz, Feldlerche usw.) dürfen in der EU nicht länger bejagt werden, da sonst durch die EU geförderte Schutzansätze wie Agrarumweltmaßnahmen ad absurdum geführt werden. 7 Zusammenfassung Analysiert wurden Ergebnisse des Brutvogelmonitorings bis sowie aktueller Bestandserfassungen für 42 ausgewählte Vogelarten der Agrarlandschaft in Brandenburg. Signifikante Bestandsabnahmen zeigten 57 % der betrachteten Arten, wobei 5 % dieser 42 Arten stark oder sehr stark abnahmen mit Rückgängen zwischen 2 und 9 %. Nur 24 % der Arten hatten signifikante Zunahmen. Überdurchschnittliche Bestandsrückgänge zeigten Arten des Feuchtgrünlandes, am Boden oder bodennah brütende Arten und Langstreckenzieher. Eine Reihe zusätzlicher Arten ist bereits aus der brandenburgischen Agrarlandschaft verschwunden. Damit ist die Bilanz für diesen Lebensraum deutlich schlechter als für die Vogelwelt insgesamt in Brandenburg. Die wesentlichen Rückgangsursachen werden kurz betrachtet, ebenso einige positive Fallbeispiele. Der 118

registrierte Biodiversitätsverlust auf landwirtschaftlich genutzten Flächen hält an und dürfte sich mit der Aufhebung der konjunkturellen Stilllegungen und der weiteren Entwicklung der energetischen Biomassenutzung noch verstärken. Es besteht dringender Handlungsbedarf, die Situation zu verbessern. Vor allem in Schutzgebieten, den letzten Refugien für viele Arten der Agrarlandschaft, besteht zudem die dringende Notwendigkeit, den Einfluss von Prädation zu reduzieren und damit den Bruterfolg vieler Arten auf ein bestandserhaltendes Maß zu erhöhen. Aus den analysierten Gefährdungen werden grundsätzliche Schlussfolgerungen abgeleitet. 8 Summary Bird species of agricultural land in Brandenburg an overview on numbers and trends. We analysed data from the bird monitoring in Brandenburg - for 42 breeding bird species representing agricultural landscapes. Population trends were significantly negative for 57 % of these farmland bird species, and 5 % declined between 2 and 9 %. Only 24 % of the species were significantly increasing. Wetland birds, groundbreeding species and long-distance migrants showed most dramatic declines. An additional number of species has vanished already from Brandenburg s farmlands, and the loss of more is predictable. In total, the situation in agricultural areas is much worse than in other habitats. The loss of biodiversity is continuing and will even increase with the cancellation of compulsory set-asides and the tendency towards energy crops. Summarising available results, we recommend to strengthen the second pillar of EU agricultural policy in favour of agri-environmental programs, organic farming and additional measures. A share of 1 % should be maintained as fallow land or managed as biodiversity spots. Large protected areas ( the Brandenburg way ) should be further developed as model regions to achieve the biodiversity targets. Mainly in conservation areas as the last refuges for many species there is urgent need to improve the reproductive success by effective means against predation. 9 Literaturverzeichnis BELLEBAUM, J. & BOCK, C. (): Influence of ground predators and water levels on Lapwing Vanellus vanellus breeding success in two continental wetlands. J. Ornithology 15: 221-23. BFN (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ) (21): Bioenergie und Naturschutz Synergien fördern, Risiken vermeiden. Bonn, 32 S. BLOCK, B., BLOCK, P., JASCHKE, W., LITZBARSKI, B., LITZBARSKI, H. & PETRICK, S. (1993): Komplexer Artenschutz durch extensive Landwirtschaft im Rahmen des Schutzprojektes "Großtrappe". Natur u. Landschaft 68: 565-576. DITTBERNER, W. (): Das Feuchtgebiet internationaler Bedeutung Unteres Odertal eine ökologische Brutfalle? Otis 13, Sonderheft: 9-18. DÜRR, T. (): Zur Gefährdung des Rotmilans Milvus milvus durch Windenergieanlagen in Deutschland. Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 29: 185-191. 119

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Anschrift der Autoren: Dr. Torsten Langgemach, Torsten Ryslavy Landesumweltamt Brandenburg Staatliche Vogelschutzwarte Dorfstraße 34 D-14715 Nennhausen / Ortsteil Buckow Danksagung Allen Beobachtern, die durch regelmäßige Datenbereitstellung und Mitarbeit an den Monitoringprogrammen diese Auswertung erst ermöglicht haben, sei herzlichst gedankt. Ein besonderer Dank gilt Maik Jurke, der die zahlreichen Trendauswertungen für die Arten des Monitoring häufiger Brutvogelarten mittels TRIM für den Zeitraum - vorgenommen hat. Peter Boye danken wir für Hilfe bei der Erstellung des Manuskriptes in einer Phase, als es aus Zeitgründen fast gescheitert wäre. Dank gebührt ferner Krista Dziewiaty, Martin Flade, Stefan Jansen, Wernfried Jaschke und Heinz Litzbarski für hilfreiche Anmerkungen zum Manuskript. 122

Anhang: Bestandsentwicklungen und -trends von 42 Vogelarten der Agrarlandschaft in Brandenburg Trend-Klassifizierung nach TRIM: Sehr starke Zunahme: obere und untere Schranke jeweils > +5 % Starke Zunahme: untere Schranke zwischen +2 und +5 % Leichte Zunahme: untere Schranke zwischen und +2 % Stabil: untere Schranke zwischen -2 und +2 % Leichte Abnahme: obere Schranke zwischen und -2 % Starke Abnahme: obere Schranke zwischen -2 und -5 % Sehr starke Abnahme: obere und untere Schranke jeweils < -5 % Datenerhebungen: MsB = Monitoring seltener Brutvogelarten, d. h. jährliche Bestandsermittlung, möglichst vollständig; MhB = Monitoring häufiger Brutvogelarten, d. h. Auswertung der Trends für den Zeitraum - der Methoden Revierkartierung (-), Punkt- Stopp-Zählung (-) und Linienkartierung (-) gemixt (JUR- KE & RYSLAVY, unveröff.); MGE = Monitoring Greifvögel & Eulen, betrifft nur Schleiereule (Bestandsermittlung auf großen Probeflächen; Auswertung nur für vorliegend) Horstpaare 18 16 14 12 1 8 6 4 2 Weißstorch Ciconia ciconia Weißstorch Trend - nach MsB: -5 %; stabil; Trend nicht signifikant Brutpaare/ -verdacht 45 4 35 3 25 2 15 1 5 Wiesenweihe Circus pygargus Wiesenweihe Trend - nach MsB: +58 %; sehr starke Zunahme; Trend signifikant 123

Rotmilan Milvus milvus Mäusebussard Buteo buteo Rotmilan Trend - nach MhB: -15 %; leichte Abnahme; Trend signifikant Mäusebussard Trend - nach MhB: -5 %; stabil; Trend nicht signifikant Turmfalke Falco tinnunculus Rebhuhn Perdix perdix Turmfalke Trend - nach MhB: -17 %, stabil; Trend nicht signifikant Rebhuhn Trend - nach MhB: -78 %; starke Abnahme; Trend signifikant 4, Wachtel Coturnix coturnix Fasan Phasianus colchicus 3, Wachtel Trend - nach MhB: +81 %; starke Zunahme; Trend signifikant Fasan Trend - nach MhB: +67 %; starke Zunahme; Trend signifikant 124

Individuen 12 1 8 6 4 2 Großtrappe Otis tarda gemeldete rufende Tiere 55 5 45 4 35 3 25 2 15 1 5 Wachtelkönig Crex crex Großtrappe Trend - nach MsB: +93 %; sehr starke Zunahme; Trend signifikant Wachtelkönig Trend - nach MsB: +9 %; stabil; Trend nicht signifikant gemeldete Rufer 2 18 16 14 12 1 8 6 4 2 Tüpfelralle Porzana porzana gemeldete Reviere 16 12 8 4 Austernfischer Haematopus ostralegus Tüpfelralle Trend - nach MsB: -15 %; stabil; Trend nicht signifikant Austernfischer Trend - nach MsB: +44 %; leichte Zunahme; Trend nicht signifikant Kiebitz Vanellus vanellus Bekassine Gallinago gallinago Kiebitz Trend - nach MhB: -56 %; starke Abnahme; Trend signifikant Bekassine Trend - nach MhB: -24 %; leichte Abnahme; Trend signifikant 125

Brutpaare 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Uferschnepfe Limosa limosa Uferschnepfe Trend - nach MsB: -85 %; sehr starke Abnahme; Trend signifikant Brutpaare/ Reviere 18 16 14 12 1 8 6 4 2 Brachvogel Numenius arquata Gr. Brachvogel Trend - nach MsB: -55 %; starke Abnahme; Trend signifikant Brutpaare 12 1 8 6 4 2 Rotschenkel Tringa totanus Rotschenkel Trend - nach MsB: -31 %; leichte Abnahme; Trend signifikant 4, 3,5 3, 2,5 Schleiereule Tyto alba Schleiereule Trend - nach MGE: -26 %; leichte Abnahme; Trend signifikant 2 Steinkauz Athene noctua Kuckuck Cuculus canorus gemeldete Reviere 16 12 8 4 Steinkauz Trend - nach MsB: +5 %; leichte Zunahme; Trend signifikant Kuckuck Trend - nach MhB: -12 %; leichte Abnahme; Trend signifikant 126

15 Wiedehopf Upupa epops Feldlerche Alauda arvensis gemeldete Brutnachweise 125 1 75 5 25 Wiedehopf Trend - nach MsB: +78 %; starke Zunahme; Trend signifikant Feldlerche Trend - nach MhB: -31 %; starke Abnahme; Trend signifikant Wiesenpieper Anthus pratensis Schafstelze Motacilla flava Wiesenpieper Trend - nach MhB: -55 %; starke Abnahme; Trend signifikant Schafstelze Trend - nach MhB: -36 %; starke Abnahme; Trend signifikant Braunkehlchen Saxicola rubetra Steinschmätzer Oenanthe oenanthe Braunkehlchen Trend - nach MhB: -21 %; leichte Abnahme; Trend signifikant Steinschmätzer Trend - nach MhB: -78 %; sehr starke Abnahme; Trend signifikant 127

Feldschwirl Locustella naevia Schlagschwirl Locustella fluviatilis Feldschwirl Trend - nach MhB: -31 %; leichte Abnahme; Trend signifikant Schlagschwirl Trend - nach MhB: -62 %; starke Abnahme; Trend signifikant 35 Seggenrohrsänger A. paludicola Schilfrohrsänger A.schoenobaenus Anzahl sing. Männchen 3 25 2 15 1 5 Seggenrohrsänger Trend - nach MsB: -9 %; sehr starke Abnahme; Trend signifikant Schilfrohrsänger Trend - nach MhB: +69 %; starke Zunahme; Trend signifikant Sumpfrohrsänger A. palustris Sperbergrasmücke Sylvia nisoria Sumpfrohrsänger Trend - nach MhB: -23 %; leichte Abnahme; Trend signifikant Sperbergrasmücke Trend - nach MhB: -5 %; starke Abnahme; Trend signifikant 128

Dorngrasmücke Sylvia communis Neuntöter Lanius collurio Dorngrasmücke Trend - nach MhB: -12 %; stabil; Trend nicht signifikant Neuntöter Trend - nach MhB: -36 %; starke Abnahme; Trend signifikant 4, Raubwürger Lanius excubitor Nebelkrähe Corvus cornix 3, Raubwürger Trend - nach MhB: +158 %; starke Zunahme; Trend signifikant Nebelkrähe Trend - nach MhB: +5 %; stabil; Trend nicht signifikant Feldsperling Passer montanus Bluthänfling Carduelis cannabina Feldsperling Trend - nach MhB: -53 %; starke Abnahme; Trend signifikant Bluthänfling Trend - nach MhB: -54 %; starke Abnahme; Trend signifikant 129

Goldammer Emberiza citrinella Ortolan Emberiza hortulana Goldammer Trend - nach MhB: -11 %; leichte Abnahme; Trend signifikant Ortolan Trend - nach MhB: +41 %; leichte Zunahme; Trend signifikant Rohrammer Emberiza schoeniclus Grauammer Emberiza calandra Rohrammer Trend - nach MhB: -26 %; leichte Abnahme; Trend signifikant Grauammer Trend - nach MhB: +79 %; sehr starke Zunahme; Trend signifikant 13