Dr. med. Andreas Dieckmann. Medikamentenabhängigkeit im Alter

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Transkript:

Medikamentenabhängigkeit im Alter

Die demografischen Daten über das Altern in der Bundesrepublik Deutschland demonstrieren die Notwendigkeit, sich mit den veränderten Lebensgewohnheiten und notwendigkeiten auseinander zu setzen: Die Lebensgewohnheiten sind von Geburt bis zum Eintritt in das Rentenalter strukturiert: 6-14/19 J. Schule / Struktur unter Fremdverantwortung / Erlernen des Eigenwerts ab 14 /19 J. berufliche Verantwortung, Struktur eigenständig mit Vorgabe 50 65 J. Loslassen der Verantwortung für Kinder 65 67 J. Entlassung und Loslassen (aus) der beruflichen Verantwortung Schwelle zum late onset - Süchtigen

Auswahl sozialer Probleme des Alterns und Veränderungen mit dem Altern Schon zu Ende der Arbeitsperiode Kränkungen und Zurücksetzungen Das Problem der Eigenstrukturierung wird unterschätzt Gebraucht werden und Geschafft haben Befriedigung durch Erfolg oder Macht fehlt Es fehlt der Ort der Eigenkreativität Lebenserfahrung plötzlich ohne Wert? Die Dimension der Zeit und der Chronizität Mangel an eigenen Interessen Überflüssiges Mitglied der Familie Pappa ante Portas Enttäuschung an den vielen Plänen Krankheiten Orientierungsverminderung Leistungsverminderung, z.b. im Straßenverkehr Veränderte Beziehungsstrukturen (Sexualität) Verluste an Werten und Menschen, Auseinanderdriften der Generationen Mobilität vs. Isolierung Zuschreibungen der Gesellschaft (Einkauf, öffentlicher Nahverkehr) Zuweisung zu exkludierten Altersgruppen Zugangsverlust zu Kommunikationsmitteln Altersarmut

Folgen Im kollektiven Bewusstsein ist das Alter weitgehend die Phase der Vorbereitung auf den Schluss des Sargdeckels. Mit der Entlassung aus den Verantwortungen wird das Selbstbild ebenso infrage gestellt, wie das Selbstbewusstsein. Menschen, die sich nie damit beschäftigt haben, werden mit der Frage nach dem Sinn ihres Lebens konfrontiert. Und wer nicht depressiv ist, tut das meist auch nur selten! An der Schwelle zum eigenverantworteten Leben entwickeln Menschen, die es nicht gewohnt sind, sich intrapsychisch zu erspüren, vermehrt körperliche Symptome. Das Selbstwirksamkeitserleben aus der Arbeit entfällt, Genuss und Funktionslust müssen neu entwickelt werden.

und Identifikationen Diese Vorurteile und Einstellungen tragen die meisten Betroffenen in sich! Folgen sind Selbstwertprobleme, Selbstentwertung, Überaktivität, Rückzug, Ängste, Todessehnsucht, Antriebsschwäche, Schlaflosigkeit, Depression, Psychosomatische Beschwerden No Sex, nur drugs, no Rock`n Roll* Der Arzt soll helfen! *) hierher gehört das Thema des Alkoholmissbrauchs

Die vermaledeite Falle in der Patient Arzt - Beziehung Patient redet nicht gern über seine Schwächen, Arzt hat nur wenig Zeit Patient möchte schnelle Hilfe, Arzt hat schnelles Mittel 1

Zur Verfügung stehen folgende Arzneimittel: 1 Pflanzliche Mittel 2 Neuroleptika 3 Antidepressiva 4 Benzodiazepine Benzodiazepine wirken schnell und effektiv, werden deshalb nicht gerne wieder abgesetzt machen aber auch bei niedriger Dosierung rasch Sucht. und wieder spielen sich Patientenbedürfnis und Praxisalltag in die Hände

Schätzungsweise 1,4-1,5 (1,9) Millionen Menschen in D sind abhängig von Medikamenten mit Suchtpotenzial 1 Davon sind 1,1-1,2 Millionen Menschen abhängig von Benzodiazepinen?!? 1