DIE MUSLIMBRUDERSCHAFT IN ÖSTERREICH EXECUTIVE SUMMARY Deutsche Übersetzung

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Transkript:

DIE MUSLIMBRUDERSCHAFT IN ÖSTERREICH EXECUTIVE SUMMARY Deutsche Übersetzung Dr. Lorenzo Vidino, September 2017 Dieser Bericht hat zum Ziel einen ersten Überblick über die Präsenz der Muslimbruderschaft in Österreich zu geben. Die Muslimbruderschaft wurde 1928 in Ägypten von Hassan al Banna gegründet. Sie ist die weltweit älteste und wohl auch einflussreichste islamistische Bewegung. Ihr ideologischer Kern sieht den Islam als komplettes, all-umfassendes System, das alle Bereiche des privaten und des öffentlichen Lebens regelt. Die Muslimbruderschaft tritt für eine graduelle Islamisierung der Gesellschaft ein (in einem bottom-up Ansatz), welche schließlich zur Schaffung einer rein islamischen Gesellschaft und Politik führen würde. Die Muslimbruderschaft hat sich weltweit verbreitet, so auch seit den späten 1950er und frühen 1960er Jahren in vielen westlichen Ländern. Die Bruderschaft hat in den einzelnen Ländern verschiedene Formen angenommen, angepasst an die lokalen politischen Rahmenbedingungen. Allen zugrunde liegt eine gemeinsame Vision, allerdings mit jeweils vollständiger operativer Unabhängigkeit. Zwischen den verschiedenen Organisationen gibt es Konsultationen und ständige Kommunikation, auch wenn sie in der Erreichung ihrer Ziele frei sind. Obwohl die Muslimbrüder im Westen solide Verbindungen mit dem Nahen Osten aufrecht erhält, haben sie einen erheblichen Grad an Autonomie erreicht. Dabei wurden Teile der Ideologie und Taktiken der Bruderschaft umgeformt, um in mehrheitlich nicht-muslimische Gesellschaften zu passen. Organisationen und Einzelpersonen, die mit der Muslimbruderschaft im Westen in Verbindung stehen, können grob in folgende drei Kategorien eingeteilt werden, abhängig von der Intensität ihrer Kontakte mit der Ursprungsorganisation: - Die wahren Brüder: dies sind Mitglieder verschiedener Dependancen der Muslimbruderschaft im Nahen Osten, welche eine Präsenz im Westen aufgebaut haben. Diese bleiben dennoch Teil der formalen Struktur der Muslimbruderschaft und sind direkt von den Dependancen im Nahen Osten abhängig. - Ableger der Bruderschaft: Organisationen, die von Personen gegründet wurden, die enge persönliche Bindungen zur Bruderschaft haben. Dennoch arbeiten die Organisationen vollkommen unabhängig von Bruderschaftsstrukturen. - Organisationen, die von der Muslimbruderschaft beeinflusst sind: Dies sind jene Organisationen, welche von Personen mit Verbindungen zur Muslimbruderschaft gegründet wurden, im ideologischen Umfeld der Muslimbruderschaft bzw. sehr nahe zur Muslimbruderschaft sind, aber über keine klar erkennbaren organisatorischen Verbindungen verfügen. Einzelpersonen und Organisationen, die jeweils zu einer der drei Kategorien zählen, sind seit Jahrzehnten in Österreich aktiv, wodurch ein ausgeklügeltes Netzwerk geschaffen wurde, welches Organisationen, Wohltätigkeitsorganisationen, 1

Bildungseinrichtungen und Unternehmen umfasst. Mit diesem Netzwerk konnte, angesichts der relativ kleinen Zahl an Bruderschafts-Mitgliedern und Sympathisanten im Land, relativ großer Einfluss und Sichtbarkeit gewonnen werden. Dieses Muster ist auch in anderen westlichen Ländern üblich, wo Organisationen mit Verbindungen zur Bruderschaft es vor allem aufgrund ihres Zugangs zu Ressourcen und einem hohen Organisationsgrad oft schafften, bevorzugte Ansprechpartner innerhalb der westlichen muslimischen Communities für westliche Eliten zu werden. Westliche Beobachter tendieren dazu, die repräsentative Natur der Muslimbruderschaft zu überschätzen und die Verbindungen der einzelnen Organisationen mit der Muslimbruderschaft selbst zu unterschätzen bzw. zu übersehen. Ähnlich einem Muster in anderen europäischen Staaten, wurden im Laufe der Zeit verschiedene Organisationen in Österreich, die Verbindungen zum Muslimbruderschafts Milieu aufweisen, mit Integrationsmaßnahmen, verschiedenen Aspekten der islamisch-religiösen Erziehung in Österreich und seit 2015 mit Unterstützung bei der Aufnahme der großen Zahl von muslimischen Asylwerbern betraut. Die Gründe, warum westliche Eliten und Regierungen mit Organisationen der Muslimbruderschaft verkehren und teilweise auch zusammenarbeiten, sind vielfältig und greifen teils ineinander. In manchen Fällen ist der Bedarf nach gut strukturierten und organisierten Ansprechpartnern in der muslimischen Community größer als Bedenken betreffend die Ansichten und Ziele der Muslimbruderschaft. Einige Behörden suchen auch aktiv die Aufrechterhaltung des Dialogs mit der Muslimbruderschaft, um einer Radikalisierung der Bewegung vorzubeugen. In einigen Fällen wird der Kontakt zur Bruderschaft von einigen politischen Kräften auch als Weg gesehen, um Wahlerfolge zu sichern. Die Muslimbruderschaft wird in Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und einer Handvoll weiterer Staaten im Nahen Osten als Terrororganisation klassifiziert nicht so jedoch in Österreich oder der Europäischen Union. Trotz einiger ideologischer Überschneidungen mit dem salafistischen und dschihadistischen Milieu, wäre es ein schwerer analytischer Fehler die Ideologie der Muslimbruderschaft mit diesen gleichzusetzen. Dennoch fördert die Muslimbruderschaft aktiv ein Narrativ der Opferrolle und der Rechtfertigung von Gewalt, welches ein Nährboden für Radikalisierung ist. Westliche Bruderschaftsorganisationen haben bewusst anti-muslimische Vorfälle und Haltungen (die unzweifelhaft bestehen) für ihre Zwecke überzeichnet, um somit eine Belagerungs- Mentalität innerhalb der jeweiligen lokalen muslimischen Communities zu erzeugen, mit dem Argument, dass Regierungen und westliche Gesellschaften gegenüber den Muslimen und dem Islam im Allgemeinen feindlich eingestellt sind. Diese Dynamik ist insbesondere im österreichischen Kontext in den vergangenen Jahren sichtbar geworden. Zeitgleich betrachtet die Muslimbruderschaft Gewalt in jenen Fällen als legitim, wo Muslime in Gefahr sind oder belagert werden. Anführer und Zweige der Bruderschaft weltweit haben, so auch in Österreich, beispielsweise Geld für die Hamas, den palästinensischen Zweig der Bruderschaft, gesammelt und Terroranschläge gegen israelische Zivilisten befürwortet. Die Verbreitung des Narrativs der Opferrolle gepaart mit einer Rechtfertigung von Gewalt sollte in Anbetracht des massiven Anstiegs von Radikalisierung in Europa in den vergangenen fünf Jahren mit Sorge betrachtet werden. 2

Das Narrativ der Bruderschaft ist auch problematisch in Bezug auf Integration und soziale Kohäsion. Während sich westliche Sprecher der Bruderschaft öffentlich eher nuanciert und weniger kontroversiell äußern, verurteilen ihre Vertreter im Nahen Osten westliche Gesellschaften als korrupt, unmoralisch, ungerecht und als minderwertig gegenüber muslimischen Gesellschaften. Ihre Positionen zu religiöser Freiheit, Frauenrechten und Rechten von Homosexuellen sind ähnlich problematisch und stehen in Widerspruch zu europäischen Werten. Österreichische Politiker und Repräsentanten des Staates nehmen die Muslimbruderschaft unterschiedlich wahr. Einerseits gibt es kritische Stimmen in der Politik, in den Medien und in der Wissenschaft. Die österreichischen Sicherheitsbehörden haben die Muslimbruderschaft öffentlich als Bedrohung der sozialen Kohäsion der österreichischen Gesellschaft bezeichnet. Andererseits können Organisationen und Personen, die der Muslimbruderschaft nahe stehen, auf ein gut etabliertes Netzwerk an Unterstützern in politischen, institutionellen und auch medialen Kreisen zählen. Die im vorliegenden Bericht enthaltene Analyse zeigt tiefe persönliche, organisatorische, finanzielle und ideologische Verstrickungen zwischen Einzelpersonen und Organisationen des Milieus der Muslimbrüder in Österreich auf. Die Vollversion der Studie steht Ihnen auf der Website des Program on Extremism der George Washington University in englischer Sprache zum Download zur Verfügung. 3

Disclaimer Angesichts der Komplexität des Themas zielt der vorliegende Bericht nicht auf die vollständige Darstellung des Netzwerks der Muslimbruderschaft und ihrer Ziele im Land ab. Auch handelt es sich nicht um eine Anleitung für österreichische Entscheidungsträger für den Umgang mit der Muslimbruderschaft. Vielmehr versucht der Bericht Teile der Geschichte und Entwicklung der Muslimbruderschaft sowie jener Gruppen und Einzelpersonen, die strukturell oder ideologisch mit ihr in Österreich verbunden sind, darzustellen. Aufgrund der Unmöglichkeit ein vollständiges Bild zu zeichnen sowie des Mangels an Studien zu diesem Thema, soll mit diesem Bericht eine Basis für weiterführende Studien und Analysen geschaffen werden. Diese Studie wurde in Kooperation mit der Universität Wien, Institut für Orientalistik, und mit Unterstützung des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) und des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) realisiert. Über den Autor Dr. Lorenzo Vidino ist Direktor des Program on Extremism der George Washington Universität in Washington, D.C. Als Experte für Islam in Europa und Nordamerika fokussierte Dr. Vidino seine Forschung der vergangenen 15 Jahre auf die Mobilisierungsdynamiken dschihadistischer Netzwerke im Westen, staatliche Deradikalisierungsmaßnahmen und die Aktivitäten Muslimbruder-naher Organisationen. Dr. Vidino, amerikanischer Staatsbürger italienischer Abstammung, hat einen Studienabschluss in Rechtswissenschaften der Universität Mailand und promovierte in Internationalen Beziehungen an der Fletcher School of Law and Diplomacy der Tufts University. Seine wissenschaftliche Laufbahn umfasste das Harvard University Belfer Center for Science and International Affairs an der Kennedy School of Government, das U.S. Institute of Peace, die RAND Corporation und das Center for Security Studies an der ETH Zürich. Dr. Vidino ist Autor mehrerer Bücher und zahlreicher Artikel, wobei das Buch The New Muslim Brotherhood in the West zu seinen bekanntesten Werken zählt. Es wurde 2010 von Columbia University Press herausgegeben und im darauffolgenden Jahr als arabische Fassung vom Al Mesbar Studies and Research Center veröffentlicht. Bei dem Buch handelt es sich um eine vergleichende Studie islamistischer Organisationen in verschiedenen westlichen Ländern sowie des diesbezüglich breitgefächerten politischen Vorgehens westlicher Politiker. Dr. Vidino hat vor dem US Kongress und anderen Parlamenten ausgesagt, Sicherheitsbehörden und -vertreter weltweit beraten sowie an Universitäten in den USA und in Europa unterrichtet. Er schreibt regelmäßig Gastkommentare in verschiedenen Medien (u.a. The New York Times, The Washington Post, The Wall Street Journal, PBS, CNN, Fox News, MSNBC, BBC, Al Jazeera, Al Arabiya) und ist Kolumnist für die italienische Tageszeitung La Stampa. 2016 wurde er vom damaligen italienischen Premierminister Matteo Renzi zum Koordinator der Nationalen Kommission gegen Dschihadistische Radikalisierung ernannt. 4