Vereinsexkursion des Arbeitskreises Fledermäuse Sachsen-Anhalt nach West-Rumänien vom 07. bis 15. Mai 2011

Ähnliche Dokumente
Koordinationsstelle für Fledermausschutz Südbayern. Fledermausbestimmung

Auswirkungen von Windkraftanlagen auf Fledermäuse

Informationsveranstaltung 25./

Foto: Elke und Reimund Francke. Autoren: Dr. Ursula Heinrich, Landratsamt Mittelsachsen, Abteilung: Umwelt, Forst und Landwirtschaft,

FLEDERMÄUSE UND STRASSE

Windenergieanlagen und Fledermäuse im Aargau: Risikobewertung aufgrund saisonaler Ultraschall-Aktivität

METHODEN-TEST FÜR EIN MONITORING- PROGRAMM DER FLEDERMAUSFAUNA FÜR DEN SÜDALPINEN RAUM

Vertiefende Fledermausuntersuchungen im Raum Biebergemünd und Linsengericht mit Schwerpunkt Mopsfledermaus in 2015

Vorrangflächen für die Windkraftnutzung in den Gemeinden des Planungsverbandes Windenergie Hochschwarzwald

Schüleraustausch mit dem Lycée Calmette in Nizza

Fachgutachten zum Konfliktpotenzial Fledermäuse und Windenergie auf einer Windenergiepotenzialfläche der Stadt Horb am Neckar

Fledermaus-Handbuch LBM

Informationsblatt. Blockhausferien in Åmot /

Projektfahrt nach Ftan (Schweiz) vom

Welchen Einfluss haben Windkraftanlagen auf jagende und wandernde Fledermäuse in Baden-Württemberg?

Der Dienstag sah gleich zwei große Programmpunkte vor. Ein Highlight der Klassenfahrt war die Domführung.

Untersuchung zu möglichen betriebsbedingten Auswirkungen von Windkraftanlagen auf Fledermäuse in Südbaden (Regierungsbezirk Freiburg)

Fachgutachten Fledermäuse. Windenergieanlage (WEA) bei Redefin Groß Krams. im Landkreis Ludwigslust-Parchim

Vorrangflächen für die Windkraftnutzung in den Gemeinden Herbolzheim und Kenzingen

Klassenfahrt der 5d oder

Tagebuch Klassenfahrt 2015 nach Elkhausen Klasse M2 und U3

BiblSächsSäug_

An den Regionalverband Bodensee Oberschwaben Herrn W. Franke, H. Winkelhausen Hirschgraben Ravensburg

Am trafen sich 11 Mitglieder und 3 Spaniels unserer LG zu einer Wanderung vom Kloster Nimbschen entlang der Mulde nach Kleinbothen.

Windpark-Planung Denklingen-Fuchstal

IWSV-Exkursion der Bezirksgruppe West vom

Reisebericht New York

Wien Mai 2013

Die Klasse 4a auf Klassenfahrt vom

Auftraggeber Verein Naturschutz und Gesundheit Sensbachtal e.v.

Zeltlager 2014 am Happinger See Rosenheim

Hohe Tatra Das kleinste Hochgebirge der Welt

Youth Handball Festival

Basis Schnitt Seminar + Erfolgspaket

Tagebuch. Comenius-Projekttreffen HEY Happy European Youth in Barletta, Italien vom Autorinnen: Katrin Kieferle und Lisa Kerscher

Die Troll Loipe Von Hovringen bis Lillehammer durch den Nationalpark! Saison 2015

60. Internationaler SPAR-Kongress Wien & Salzburg, Österreich Mai 2015

Reisetagebuch family-bush-camp 2011 Familienhaus Magdeburg e.v.

Brasilienreise vom Reisebericht über den Besuch unseres Projektes in Salvador/Bahia

Italien 4b

SIZILIEN. Fachreise der Gemüsebörse Ostschweiz & Fürstentum Liechtenstein März 2015

Typisch italienisches Frühstück. und die Stadt von Romeo und Julia

Wir fahren nach Berlin vom 14. Juni 19. Juni. Berlin wir kommen!

Transition to vocational education after school - restaurant professions and food processing

Intensivkurs Deutsch in Hamburg und Berlin

Gemeinde Leopoldshöhe Potenzialflächenanalyse Windenergie

AVPL - Fachexkursion vom bis in den Harz

Reisebericht der neuen MS Kelheim vom Rhein zur Donau

Jugendclub Kattenturm

Konzept zur Durchführung der Bestandserfassung und des Monitorings für Fledermäuse in FFH-Gebieten im Regierungsbezirk Gießen

Schweizrundfahrt im Sept/Okt 2007

4 Wochen Ecuador (Erlebnisreise) Entdecken Sie in 4 Wochen das Hochland, den Dschungel und die Küste Ecuadors, während Sie Spanisch lernen!

Spannend wie plötzlich der Hubi von der Bundeswehr ankam und vor dem Hangar 5 landete, den ganzen Tag hieß es anschauen, fragen, staunen,

Bis vor ein paar Jahren war Mark noch ein

Herzlich Willkommen. zur MOBA Jahreshauptversammlung in der Residenzstadt Donaueschingen. vom bis

Jugendbegegnungsreise mit Pskower Eishockeyspielern und Jugendlichen aus Pskow

Workcamp Yala Unser Zuhause in Yala. St. Teresa's Primary School

RADREISE TRANS-SLOVENIA MTB-TOUR MIT DEM MTB DURCH SLOWENIEN - VOM FAAKER SEE NACH PIRAN

Risiko-Standort. Von ZAKB geplante 1-3 Windräder auf stillgelegter Mülldeponie Lampertheim-Hüttenfeld/ Bergstraße

Tapas, Flamenco, Sonnenschein und fröhliche Menschen - Mein Jahr in Spanien

Lloydstraße 4-6 Überseestadt Bremen. H. Siedentopf (GmbH & Co. KG) Lloydstraße Bremen T: F:

2013 Peter Vischer Schule Nürnberg

»Freunde auf Reisen« Donnerstag, 24. Oktober Anreise Villa Massimo Stadtspaziergang Hedda Gabler. ROM, Oktober 2013

Trainingslager für Streckenfluganfänger Klippeneck

Bericht der Klassenfahrt 2013 (HS2)

Klassenfahrt 7a, 7b, 7c nach Arendsee

1. Monat in Australien

Gottesdienst noch lange gesprochen wird. Ludwigsburg geführt hat. Das war vielleicht eine spannende Geschichte.

1. Quartalsbericht. Ecuador Nicholas Haak

Görlitz/Breslau/Krakau Von der Europastadt an der Neiße zur Kulturhauptstadt Europas 2016 und zur Königsstadt an der Weichsel

Wandern im Nationalpark Sächsische Schweiz

ZÜRCHER THEATERVEREIN OPERNREISE I/15 LJUBLJANA, TRIEST (VENEDIG) JUNI 2015

Gasthaus Gonnermann Service Leitfaden Gästeinformationen von A Z

Eichenzell Juli Erlebnisreiche Woche unter dem EU-Thema des Jahres Nachhaltigkeit

Abschlussfahrt der Klasse 9 der Selztalschule Nieder-Olm nach Berlin vom

8 Tage -Ligurien, kulinarische Reise nach Ligurien Wandern mit Meeresblick

Sale! Unser Lebensraum im Ausverkauf.

Rock n Roll Marathon Lissabon 2016

Mit der Lena, 15er P-Jollenkreuzer Bj haben wir in den letzten 7 Jahren die Region Müritz intensiv besegelt.

Stefan Leichsenring. Hans-Joachim Klevert

Auf den Spuren der Indianer Safari im Motorschlitten in Québec!

Arcadis Team-Event

1. Der Pilot.. das Flugzeug nach London geflogen. a) ist b) hat c) bist d) habt

KLASSENFAHRT ZUM HARZ

Erlebnisbericht Showcase der "Rolling Thunder Bern" an der Streethockey-WM in Zug

Ich möchte mich bei euch mit diesem zweiten Newsletter im laufenden Jahr wieder einmal melden.

Brüderchen und Schwesterchen

Er kam plötzlich und ohne Vorwarnung, ein Bandscheibenvorfall (auch als Dackellähme/ Teckellähme bekannt). Eine schnelle Diagnose und die richtige

in Belgien von Erfahrungsbericht Lehrlingsaustausch Manuel Kittinger Lehrbetrieb: Gartenbauschule in 3550 Langenlois

Ostsee und Deutschlandreise im Winter 2014

fortan an die Liebe auf den ersten Blick. Dass selbiger damals stark getrübt war, war mir leider nicht klar. Mal Hand aufs eigene Herz: Haben Sie

Unternehmerreise Teheran, Iran

Lenis großer Traum. Mit Illustrationen von Vera Schmidt

I Destination: Berlin. II Beach-Volleyball Weltmeisterschaften

Fledermäuse brauchen Freunde

Sind dann mal kurz weg.. New York wir kommen

BARCELONA... REISEPROGRAMM. 1. Turnus Turnus Turnus Turnus

ANLIEGEN NATUR 36(1), 2014: Laufen ISBN

Internationaler Chorwettbewerb Praga Cantat Informationen zur Konzertreise Männerchor Frohsinn 1866 Bad Soden. 29. Oktober bis 01.

Albris am Nachmittag

Transkript:

Vereinsexkursion des Arbeitskreises Fledermäuse Sachsen-Anhalt nach West-Rumänien vom 07. bis 15. Mai 2011 **** Richi und die 16 Capaccinii im Land der Vampire **** Teilnehmer: Frank & Frauke Adorf, Pleitersheim Dorothea Barre, Melsungen Peter Busse, Sandau Marcus Fritze, Roßla Christiane Funkel & Bernd Ohlendorf, Stolberg / Harz Richard Hoffmann, Arad Cindy Jeschke, Eickendorf Kerstin Kraemer, Burg-Blumenthal Edda Kreidelmeyer, Eutin Kathleen Kuhring & Robert Drangusch, Bernburg Oliver Lindecke, Halle / Saale Guido Mundt, Halle / Saale Martin Starrach, Herford Alexander Vollmer, Halle / Saale Gruppenbild an der Donau in der Nähe der Ponicova-Höhle 1. Tag: Sonnabend, 07.05. Die 3 Fahrgemeinschaften Busse, Mundt & Ohlendorf haben sich pünktlich früh morgens am Rasthof Grimma getroffen, um mit ganz viel Vorfreude die gemeinsame 1200 km lange Reise zum ersten Etappenziel Bratislava anzutreten. Ohne weitere Probleme kamen wir 14:00 bei unserem Quartier, dem Institut pre verejnu spravu am Rande der Hauptstadt an. Nachdem uns Blanka Lehotoska und ihre Kinder in Empfang genommen haben, ging es per guter alter Tatra-Straßenbahn in die Innenstadt von Bratislava, die uns bei bestem Sonnenschein mit zahlreichen Eishockey-Fans (es war gerade Eishockey-WM in der Slowakei) zu einem Stadtrundgang einlud. Auch die Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 1 von 16

Reisegruppe Adorf-Starrach kam pünktlich an. Nach dem Spazieren entlang der Donau, kehrten wir in einem schönen, urigen Restaurant ein. Im Nachhinein brachen wir zu einer bekannten Fledermaushöhle, 40 min entfernt von Bratislava, auf. Im Dunkel durch einen nach Bärlauch duftenden Wald wandernd, fuhren wir 21:30 Uhr in die Höhle, die in einem Berg unter einer Schlossruine gelegen ist, ein. Bei 11 C konnten wir im ersten großen Dom mind. 5 Kleine Hufeisennasen (Rhinolophus hipposideros) und einige Große Mausohren (Myotis myotis) beobachten. Einige Teilnehmer, deren Sachen noch zu sauber waren, schluften sich durch enge Gänge in den oberen Teil der Höhle. Wieder aus der Höhle gefahren zeichneten Detektoren noch zahlreiche Zwergfledermäuse (Pipistrellus spec.) auf, Laubfrösche gaben ein Konzert und ein Wachtelkönig rief. Für diese schönen Eindrücke danken wir der Höhlenforscher-Familie Lehotoska ganz herzlich. Etwas abgekämpft aber glücklich kamen wir gegen Mitternacht in der Unterkunft an und freuten uns auf den nächsten Tag. Blanka Lehotoska mit ihren Kindern in Bratislava 2. Tag: Sonntag, 08.05. Früh am Morgen ging es weiter auf die Reise nach Rumänien. Nachdem Budapest schon am Mittag durchfahren wurde, erreichten wir die rumänische Grenze um 14:00 Uhr. Zwei Ortschaften hinter der Grenze trafen wir uns mit unserem Reiseleiter Richard, der die letzten zwei Teilnehmer der Exkursion vom Flughafen abgeholt hatte. Geld wurde gewechselt, Verpflegung aufgenommen. Nun ging es durch scheinbar endlose Ackerflächen direkt zu den sehnlich erwarteten Fledermäusen in den Westkarpaten. Da die Fahrt doch etwas länger dauerte, konnte kein Netzfang mehr organisiert werden, dafür aber das erste gemütliche Abendessen in einem rumänischen Restaurant in Resita. Noch in derselben Nacht erwartete uns als besondere Überraschung die Nachricht, dass eine von zwei gebuchten Pensionen Richard abgesagt hatte. 17 Personen brachen zu 8 Betten auf! Nach standesgemäßer Weinverkostung und Fachgeplänkel löste sich das Problem von selbst und wir verbrachten die erste Nacht in Rumänien im stärksten bewaldeten Nationalpark Rumäniens, dem Semenic-Cheile Carasului Nationalpark. Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 2 von 16

3. Tag: Montag, 09.05. Um 10:00 Uhr morgens rief ein Kuckuck in der nahen Schlucht, während wir schon zur Weiterfahrt aufbrachen. Auf der Bundesstraße 57B ging es zur Donau, der Grenze zu Serbien. Ein Mittagessen in einem Gasthaus auf einer Anhöhe mit Aussicht auf die beeindruckende Donau erbrachte die ersten spannenden Beobachtungen, Äskulapnatter, Smaragd- und andere Eidechsen, die das eigentliche Essen zur Nebensächlichkeit werden ließen. Das Ziel des Nachmittages war die Höhle "Gaura cu musca" bei Coronini, der Terra typica der Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersii). Wir wurden nicht enttäuscht - es erwartete uns die sich sammelnde Kolonie aus Langflügel-, Langfußfledermäusen sowie Kleinem und Großem Mausohr. In einem Seitengang der Höhle konnten zwei Große Hufeisennasen (Rhinolophus ferrumequinum) entdeckt werden. Hiermit hatten wir hundert Prozent unserer Erwartungen erfüllt und dabei ging die Reise erst los! [Bis Ende Mai versammeln sich jährlich bis zu 2500 Weibchen, um in der oben genannten Höhle ihre Jungen zu gebären und aufzuziehen. In der Winterzeit überschreitet die Zahl der überwinternden Tiere kaum die 200 Individuen-Marke. Die Artenzusammensetzung bleibt dennoch im Großen und Ganzen gleich, mit einigen Kurzbesuchen anderer Arten wie die, die bereits oben genannten.] (nachstehende Fotos Impressionen aus der Höhle "Gaura cu musca") Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 3 von 16

Entlang der Donau (im Naturpark "Eisernes Tor") fuhren wir zur nächsten Unterkunft (bei Sichevita), in der wir uns für die nächsten zwei Tage einquartierten. Nach einem kurzen Exkursionsabendbrot, brachen wir zum ersten Netzfang auf. Dank unseres ortskundigen Reiseleiters Richard eröffneten wir in einem viel versprechenden Tal entlang eines Gebirgsbaches unsere Netze. Bei 13 C konnten schon weit vor Mitternacht große Erfolge verbucht werden: Großes Mausohr, Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe), Bechstein-Fledermaus (Myotis bechsteinii), Wasserfledermaus (Myotis daubentonii), Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus), Mopsfledermaus (Barbastellus barbastellus), Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri) und Braunes Langohr (Plecotus auritus). Und als nächstes Highlight unserer Reise eine Mittelmeerhufeisennase (Rhinolophus euryale) - so konnte es weiter gehen! 4. Tag: Dienstag, 10.05. Nach einem ausgedehnten Frühstück brachen wir zur Suche nach weiteren Netzstandorten auf und erkundeten die nähere Umgebung. Potentielle Standorte waren schnell gefunden, sodass wir uns auf die Suche nach weiteren Tieren und Pflanzen Rumäniens machten. Ohne viel Aufwand konnten wir nahe unseres Quartiers neben den Laubfröschen, die uns schon nachts begrüßten, z.b. folgende Arten finden: Gelbbauchunke, zahlreiche Smaragdeidechsen, Europäische Sumpfschildkröten, diverse Schlangen (Würfel-, Ringel- & Äskulapnatter), außerdem viele Insekten (Maulwurfsgrille, Segelfalter, Trauerbock, Nachtschwärmer), daneben Gartenspitzmaus und beeindruckende Greifvögel wie Stein- & Kaiseradler. Am späten Nachmittag entschieden wir uns dafür, alle Netze an einem Zufluss zur Donau mit einer Unterführung der Straße zu platzieren. Die ersten Vorkehrungen für den abendlichen Netzfang wurden getroffen und nach der abendlichen Stärkung ging es auf zum Fangen. Als erste Überraschung beim Eintreffen am Fangort, stellten wir verblüfft fest, dass der Wasserspiegel um ca. 30-40 cm angestiegen war. Zum Glück hatte das Expeditionsteam genug Wathosen mit, für Teilnehmer ohne solche gab es einen speziellen Transportservice. Nach den ersten Flugaktivitäten und dem Fang von Großem Abendegler, Mückenfledermaus und der ersten Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii), kam es zu der zweiten großen Überraschung des Tages - einem heranziehenden Gewitter aus den Bergen. Dieses zwang uns den Standort schnell zu verlassen, selbst die zusammengezogenen Netze mussten vorerst zurückbleiben. Noch etwas traurig, tröstete uns die lokale Spezialität, ein Pflaumenschnaps. Die unverwüstliche Arbeitsmoral unserer Vereinsmitglieder führte aber dazu, dass nach Wetterbesserung der Netzfang noch in derselben Nacht fortgeführt wurde. Dafür wurden wir reich belohnt: Kleiner & Großer Abendsegler und endlich ein Kleines Mausohr (Myotis blythii oxygnathus), nebst Langfußfledermäusen (Myotis capaccinii) wurden gefangen. Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 4 von 16

Spezialtransport beim Netzfang am Zufluss zur Donau bei Sichevita 5. Tag: Mittwoch, 11.05. Noch geschafft von der ereignisreichen Nacht brach das Team bei Sonnenschein zur nächsten Reiseetappe auf. Drei Tage im Nationalpark Domogled-Valea Cernei erwarten uns. Der Weg hielt jedoch weitere Überraschungen bereit! Nur etwas später nach Erreichen des südlichsten Reisepunktes am Donauufer mit ihrer imposanten Landschaftskulisse entführte uns Richard abseits der Straße in ein Seitental, das zur Donau führte, wo uns die "Ponicova"-Höhle erwartete. So wie hier "üblich", fanden wir so nebenbei gleich nach dem Aussteigen am Parkplatz in einer verlassenen kleinen Steinhütte eine mittlere Gruppe von ca. 40 Kleinen Hufeisennasen (Foto am Ende des Berichtes). Obwohl einige Vereinsmitglieder bereits imposante Höhlensysteme erkundet hatten, überwältigte uns das Portal der Ponicova. Bei solchen Eindrücken kann man nur neidisch sein. Aufgrund von Größe und der Jahreszeit konnten wir zwar keine Fledermäuse sehen, jedoch begrüßten uns im Detektor einige Hufeisennasen. Nach Richards Auskunft kommen hier auch andere Fledermausarten, insbesondere im Winter, vor. Als kleine Entschädigung konnten wir in der Höhle einige Springfrösche finden, was für manchen von uns auch nicht alltäglich ist. Kurz darauf unternahmen wir gefolgt von einer kleinen Hundeeskorte noch an anderer Stelle eine Wanderung zu einem herrlichen Beobachtungsstandort an der Donau (erstes Gruppenfoto am Anfang des Berichtes). Die Weiterfahrt zum Nationalpark führte uns vorbei am in den Stein gehauenen, übergroßen Gesicht des Dakerführers Decebal, unweit des Eisernen Tores. Nach kurzem Halt für die Aufbesserung unserer Vorräte, ging es in die Berge des Nationalparkes Domogled-Valea Cernei bei Herkulesbad. Bei dem hervorragenden Abendbrot in der schön gelegenen neuen Unterkunft regnete es draußen, sodass wir schon fast den Netzfang des Abends ausplanten. Wie bisher auf der ganzen Reise entwickelte es sich aber wiedereinmal zu unseren Gunsten. Schnell wurden doch noch Netze aufgebaut, als der Regen plötzlich aufhörte und am Himmel erste Hufeisennasen zum Fang aufforderten. Nach einem nichtmal zweistündigen Netzfang wurden wir mit zwei "neuen" Arten belohnt: Erstmals am Netz konnten wir die Große Hufeisennase außerdem die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), die Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) nachweisen. Als nächstes Highlight konnten Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 5 von 16

wir die für uns oftmals nur als "Neubaublock"-Art nachgewiese Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) feststellen - hier aber in ihrem natürlichen Fels geprägten Habitat. Wiedermal überglücklich kehrten wir zu einem nächtlichen Umtrunk ein, denn langsam konnten wir die in so kurzer Zeit gewonnenen Eindrücke kaum noch in Worte fassen. Übersichtskarte über den Nationalpark Domogled-Valea Cernei 6. Tag, Donnerstag, 12.05. Nach einem guten Frühstück brach die Gruppe am späten Morgen in den Bergwald an den Hängen oberhalb unserer Unterkunft auf. Von der bald schon erreichten Klamm aus genossen wir den phänomenalen Ausblick über das Cerna-Tal. Stets von unserem eigenen Hund (Karsten) begleitet, arbeiteten wir uns immer höher. Wir waren überrascht zu sehen, wie dort oben Waldbauern eine Getreidemühle zum Maismahlen benutzten, die einzig vom nahen Bergbach betrieben wurde. Es bedurfte nicht vieler Worte und schon waren wir eingeladen, uns Ihre Behausung, eine winzig kleine Holzhütte, anzusehen. Zu dritt erwirtschafteten sie hier gesalzenen Ziegenkäse, wovon wir uns durch Tauschhandel schnell einen Teil sicherten. Schon kurz nach dem Mittag trafen wir wieder bei unserer Unterkunft ein. Einige Exkursionteilnehmer nutzten die Nachmittagsstunden für einen Besuch eines nahegelegenen Bauernhofs, der die einzig echten rumänischen Souvenirs zu bieten hatte: Honig und Pflaumenschnaps. Für den nächsten Tag wurden Bestellungen gemacht und nach der Rückkehr bald schon der abendliche Fang vorbereitet. Heute galt es zwei große Netze quer über die Cerna zu spannen. Gut organisiert konnte das kommende überstanden werden: Insgesamt 87 Fledermäuse wollten von einer Mannschaft in Wathosen aus den Netzen gefischt und möglichst schnell von den Gruppenmitgliedern am Ufer untersucht werden. Wieder gab es viel zu sehen: Die ersten Alpenfledermäuse (Hypsugo savii) wurden gefangen! Eine weitere Überraschung konnte akustisch ermittelt werden: mindestens ein Riesenabendsegler (Nyctalus lasiopterus) kreiste hoch über unseren Köpfen. Müde, aber glücklich über die vielen Ereignisse des Tages, setzten wir uns in gemütlicher Runde spät noch einmal zusammen, um den kommenden Tag zu planen. Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 6 von 16

Netzfangstandort an der Cerna (oben) mit anschließender Datenaufnahme (unten) 7. Tag, Freitag, 13.05. Früh schon stiegen wir bei bestem Sonneschein zu einer langen Wanderung in die gegenüberliegenden Hänge auf. Ein besetzter Steinadlerhorst war der Auftakt für viele interessante Dinge, die es heute zu sehen galt. 600 Höhenmeter wurden überwunden, beeindruckend urige Buchenwälder durchquert, bis wir uns auf den Bergen befanden, über die sich weit verstreut eine Dorfgemeinschaft erstreckte. Von den Leuten eines Gehöfts, die Richard schon von früheren Begegnungen kannte, waren wir eingeladen worden, Käse und Mamaliga (Polenta) zu essen und wieder eine neue Schnapsvarietät zu verkosten. Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 7 von 16

Die gestern auf dem Bauernhof bestellten Naturalien wurden literweise abgeholt und noch einmal der tolle Ausblick im Cerna-Tal genutzt, bevor es dämmerte und der letzte große Fang organisiert werden wollte. Das Ziel war heute noch ein paar der für uns so selten zu sehenden Hufeisennasen zu fangen. Eine große Netzfront wurde über einer flachen Wiese gespannt und mehrere kleine Netze an vielversprechenden Standorten platziert. Das Freitag der 13. in Rumänien ein Glückstag ist, sollte sich zeigen: Die Exkursion konnte mit dem Fang einer Blasius-Hufeisennase (Rhinolophus blasii) wieder eine neue Art verzeichnen. Zweifarb-, Kleine Bart- und Nymphenfledermäuse konnten ebenfalls untersucht werden und der erste Netzfang einer Großen Hufeisennase bildete den krönenden Abschluss eines tollen Aufenthalts im Nationalpark Domogled. Blick in das Cerna-Gebirge mit Banat-Kiefer (links) und Begleithund Karsten (rechts) 8. Tag, Samstag, 14.05. Nach einer etwas längeren Nachtruhe traten wir nun die Rückreise an. Heutiges Ziel war die Heimatstadt von Richard Arad, die nahe an der ungarisch-rumänischen Grenze liegt. Die lange Fahrt durch schier unendlich viele bewaldete Hügel und Berge, wurde nur durch eine Panne unterbrochen, die uns aber nicht weiter aufhalten konnte. Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich Richards Zuhause, das in dem den Westkarpaten vorgelagerten Flachland liegt und uns die anmutigen Wälder vermissen ließ. Nach einem schönen gemeinsamen Abschiedsessen mit Richard und seiner Freundin, wollte die Nacht aber nicht ungenutzt bleiben. In dem noch spät von vielen Einwohnern genutzten Stadtpark Arads wiesen die Akustik-Experten der Reisegruppe bei einem nächtlichen Spaziergang noch eine Kolonie Großer Abendsegler nach, die mit ihren tollen Gesängen eine fledermauskundlich zünftige Abschiedsvorstellung gaben. Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 8 von 16

9. Tag, Sonntag, 15.05. Je nach Bestimmungsort und Reisedauer starteten die einzelnen Fahrgemeinschaften früher oder später Richtung Deutschland. Alle erreichten schließlich gesund und glücklich über die tollen Erfahrungen die Heimat. Richard, dir gilt ein großer Dank für diese äußerst gelungene Exkursion in das Land der Vampire! Oliver Lindecke & Alexander Vollmer Letztes Gruppenfoto in Arad am Vorabend der Abreise Anm.: alle im Bericht verwendeten Fotos stammen von den Teilnehmern der Exkursion Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 9 von 16

09.05.11 Donau- Seitental nahe Sicherita 10.05.11 Brücke, Donauzufluss nahe Sicherita 11.05.11 (1) NP Domogled Valea Cerna, nahe Baile Herculane 12.05.11 (2) NP Domogled Valea Cerna, nahe Baile Herculane 13.05.11 (3) NP Domogled Valea Cerna, nahe Baile Herculane Übersicht über Netzfang-Ergebnisse Fangdatum & Ort Spezies Total Barbastella barbastellus 0,1 1 Eptesicus serotinus 1,1 1,0 3 Hypsugo savii 2,0 2 Myotis alcathoe 2,0 5,7 3,2 19 Myotis bechsteinii 0,1 1 Myotis blythii 0,1 1 Myotis brandti 4,6 10 Myotis capaccinii 8,5 0,1 14 Myotis daubentonii 1,0 1,0 5,0 4,1 12 Myotis myotis 3,1 4 Myotis mystacinus 0,1 1,0 28,3 8,0 41 Nyctalus leisleri 0,1 0,2 3 Nyctalus noctula 1,0 1,1 3 Pipistrellus nathusii 1,0 1 Pipistrellus pipistrellus 2,0 4,3 1,1 11 Pipistrellus pygmaeus 2,1 1,2 5,7 18 Plecotus auritus 2,0 2 Vespertilio murinus 0,1 2,1 3,0 7 Rhinolophus blasii 1,0 1 Rhinolophus euryale 1,0 1 Rhinolophus ferrumequinum 1,0 1,0 2 Total 17 24 7 84 25 Σ157 Zusammenfassung aller erfassten Arten insg. 21 Arten per Netzfang + Langflügelfledermäuse (in Gaura cu musca - Höhle) + Kleinhufeisennase (verlassenes Gebäude nähe Ponicova-Höhle) = Σ 23 Arten (noch nicht eingeflossen sind bioakustische Erfassungen mittels Detektor und Batcorder, diese sind noch in der Auswertung) Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 10 von 16

Anhang: Fotoauswahl von Artportraits gefangener Arten links: Nymphenfledermaus (M. alcathoe) & rechts: Kleine Bartfledermaus (M. mystacinus) Balkan-Kleine Bartfledermaus (M. mystacinus bulgaricus) Spezielle Untersuchungen wurden vorgenommen. Vergleichender taxonomischer Bericht wird gesondert von B. Ohlendorf erstellt. Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 11 von 16

Langfußfledermaus (M. capaccinii) - oben und unten Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 12 von 16

Kleines Mausohr (M. blythii oxygnathus) links: Langflügelfledermaus (M. schreibersi) & rechts: Alpenfledermaus (H. savii) Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 13 von 16

Blasius-Hufeisennase (Rh. blasii) Mittelmeer-Hufeisennase (Rh. eureale) Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 14 von 16

Große Hufeisennase (Rh. ferrumequinum) - in der Gaura cu Musca -Höhle Blasius-Hufeisennase (links) und Große Hufeisennase (rechts) Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 15 von 16

Cluster der Kleinen Hufeisennase (Rh. hipposideros) Zweifarbfledermaus (V. murinus) Bericht Fledermausexkursion Westrumänien Mai 2011 - Seite 16 von 16