Klaus Damme Ralf Achim Hildebrand Legehennenhaltung und Eierproduktion
Zuchtfortschritt Tab. 6 Genetische Beziehungen (Korrelationen: rg) Erwünschte Beziehung Negative Beziehung (Antagonismen) Eigewicht Körpergewicht +0,20 bis +0,60 Eizahl Eigewicht 0,25 bis 0,50 Eizahl 1 A Küken +0,30 bis +0,50 Eizahl Körpergewicht 0,20 bis 0,60 Eizahl Futterverwertung 0,50 bis 0,80 Eigewicht Bruchfestigkeit 0,10 bis 0,40 Zuwachs Futterverwertung 0,10 bis 0,30 Eigewicht Schlupfrate 0,20 bis 0,60 Futterverzehr Fettanteil +0,10 bis +0,30 Erblichkeit (15 30 %, z. B. Futterverwertung, Eizahl je Durchschnittshenne) oder niedriger Heritabilität (5 10 % Erblichkeit wie Schlupfrate oder Mortalität), werden zusätzlich Vollgeschwister-, Halbgeschwister- oder Töchterleistungen zur Zuchtwertschätzung herangezogen. Dem Generationsintervall: In der Regel wird beim Geflügel ein sehr kurzes Gene- rationsintervall von 1 Jahr realisiert. Dies bedeutet aber, nachdem Legehennen erst mit 20 Wochen mit dem Legen beginnen, dass bereits nach einer Leistungsperiode von etwa 5 6 Monaten die Zuchtwertschätzung vorgenommen und mittels künstlicher Besamung die nächste Generation erstellt wird. Informationen über das Durchhaltevermögen in der Eierpro- Selektionsinsentität (i) ca. 1-5 % der Hähne; ca. 5-20 % der Hennen Genetische Variation (sg) (Inzuchtzuwachs je Generation < 1%) Genetischer Fortschritt: G = i x rig x sg/t: Genauigkeit der Zuchwertschätzung (rig); Eigenleistung, Verwandtenleistung; mehrere Generationen Abb. 4 Zuchtfortschritt. Generationsintervall (t) beim Geflügel i.d.r. 1 Jahr 15
16 Züchtung und Vermehrung Unsere modernen Legehybriden legen nach wie vor, ähnlich der wilden Urform, dem Bankivahuhn, in Legesequenzen (Gelege), d. h., es wird täglich ein Ei produziert bis eine Gelege vollständig ist. Beim Wildhuhn wird dann die Eierproduktion eingestellt und mit der Brut begonnen. Die Brütigkeit wurde bei unseren modernen Legehybriden weggezüchtet und die Selektion auf hohe Eizahl hat die Sequenzen der täglich gelegten Eier verlängert, den Abstand von Ei zu Ei auf etwa durchschnittlich 24,5 Std. reduziert und die Häufigkeit und Dauer der Legepausen verkürzt. Eine gute Legehenne produziert heute etwa 20 Eier in aufeinanderfolgenden Tagen und macht dann eine Pause von einem Tag. Spitzentiere haben eine Gelegelänge von über 100 Eiern am Stück. Bei den Braunlegern waren dies in einer Untersuchung 2011, 20 % der Hennen, bei den Weißlegern 16 %. Über die Hälfte aller Legehennen einer Herde zählen in ihrem größten Gelege 50 100 Eier ohne Pause. Nachdem das 1. Ei einer Legesequenz das schwerste ist Abb. 5 ((001.tif)) Braunleger. Abb. 6 ((002.tif)) Weißleger. duktion (Persistenz), die Schalenstabilität zu Legeende und die Langlebigkeit müssen daher an den Generationen vorher erfasst werden. Der Genetische Fortschritt in einem Einzelmerkmal hängt natürlich auch davon ab, wie viele Merkmale gleichzeitig in einem Selek tionsindex berücksichtigt werden müssen und ob erwünschte oder antagonistische gene tische Korrelationen (siehe Tab. 6) zwischen Merkmalskomplexen bestehen. 1.7.2 Selektionserfolge in der Legehennenzucht
Zuchtfortschritt Tab. 7 Gelegegröße von Braun- und Weißleger in den ersten 200 Produktionstagen Gelegelänge Braunleger Weißleger Stück Stück Erstes Gelege 20 12 Gelege 18 19 größte Gelege ohne Pause 70 70 Quelle: W. Icken DGS MAGAZIN 44,S. 20 25 (2011). und die Eigewichte in der Sequenz zurück gehen, haben Legehennen mit einer sehr hohen Legeleistung ein im Durchschnitt niedrigeres Eigewicht als Hühner mit geringer Leistung, kurzen Sequenzen und vielen Legepausen. Dies erklärt die negative gene tische Beziehung zwischen Legeleistung und Eigewicht. Die Abb. 9 bis 12 geben einen Überblick über 45 Jahre Leistungsentwicklung der Hybrid herkünfte am Prüfhof in Kitzingen. Während Ende der 60er-Jahre die durchschnittliche Eizahl der Weiß- und Braun legerhybriden bei 240 250 Eiern in lag, wurden 30 Jahre später, Mitte der 90er-Jahre, Ø über 310 Eier je Henne und Jahr in produziert. Dies entspricht einem Anstieg von Jährlich 2,0 2,3 Eiern je Henne und Jahr. Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass die be obachtete Leistungssteigerung nicht ausschließlich auf die Zuchtarbeit und Selektion zurückzuführen waren, sondern z. T. auf eine Verbesserung der Nährstoffversorgung, Optimierung der Beleuchtungsprogramme, hygienischere Aufstallungssysteme () oder Entwicklung von Impfstoffen basierten. 1997 wurde der Stichprobentest (Random Sample Test: RST) von Legehybriden am Prüfhof in Kitzingen auf umgestellt. Dies war zunächst mit einem Anstieg der Mortalität (Test von Schnabel unkupierten Tieren) und Rückgang der Eizahl je Anfangshenne sowie einer Verschlechterung der Futterverwertung verbunden. Nach über 15 Jahren Erfahrung mit alternativen Haltungssystemen wurde inzwischen die Eizahl und Pause 1. Gelege Pause 2. Gelege e.t.c Abb. 7 Schwache Legeleistung: kurze Sequenzen mit häufigen längeren (2 3 Tage) Pausen Beispiel. Pause e.t.c Abb. 8 Gute Legeleistung: lange Sequenzen mit kurzen (1-tägigen) Pausen Beispiel. 17
Züchtung und Vermehrung Entwicklung der Leistung kommerzieller Legehybriden im Warentest (RST) am Prüfhof in Kitzingen von 2011. Entwicklung der Legeleistung im Herkunftsvergleich 320 310 300 Anzahl Eier 290 280 270 260 250 240 230 220 Abb. 9 Entwicklung der Legeleistung im Herkunftsvergleich. Entwicklung der Futterumwandlungsrate im Herkunftsvergleich 3,20 3,00 Kg Futter/Kg Eimasse 18 2,80 2,60 2,40 2,20 2,00 Abb. 10 Entwicklung der Futterumwandlungsrate im Herkunftsvergleich.
Zuchtfortschritt Entwicklung der Eigewichte im Herkunftsvergleich 66,0 65,0 64,0 Gramm 63,0 62,0 61,0 60,0 59,0 58,0 57,0 Boden- 56,0 haltung Abb. 11 Entwicklung der Eigewichte im Herkunftsvergleich. Entwicklung der Verluste im Herkunftsvergleich 30,0 25,0 20,0 % 15,0 10,0 5,0 0,0 Abb. 12 Entwicklung der Verluste im Herkunftsvergleich. 19