Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit im Steinbach in Buchholz in der Nordheide

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Transkript:

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit im Steinbach in Buchholz in der Nordheide Projekt-Nr. 14-044 Auftraggeber: Stadt Buchholz Betriebe Stadtentwässerung Rathausplatz 1 21244 Bucholz in der Nordheide Auftragnehmer: Planula, Planungsbüro für Naturschutz und Landschaftsökologie Neue Große Bergstraße 20 22767 Hamburg Tel.: 040 / 38 16 57; Fax: 040 / 380 66 82 Bearbeitung: Dipl.-Biol. Michael Dembinski Datum: 25.09.2014

Inhalt Inhaltsverzeichnis 1 Anlass und Aufgabenstellung... 1 2 Erfordernisse und Vorgaben laut EG-WRRL... 1 3 Bestand... 2 3.1 Fischereibiologische Aspekte der Internet-Recherche... 2 3.2 Ergebnisse der Begehung vom 12.09.2014... 3 4 Fazit und Stellungnahme... 5 5 Fotodokumentation (Begehung am 12.09.2014)... 6

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 1 1 Anlass und Aufgabenstellung Die Stadt Buchholz plant im Zuge von Baumaßnahmen den jetzigen Bahndurchlass aufzuheben und die Querung des Bahndammes durch einen neuen Durchlass zu realisieren. Der neue Durchlass soll ebenfalls begehbar sein und daher mindestens eine Nennweite von DN 1800 aufweisen. Er soll ein Gefälle aufweisen und wie im Bestand kein Sohlsubstrat enthalten (Telefonat mit Herrn Peter, Stüvel+Peter GmbH, Buchholz 17.09.2014). Im Zuge der Genehmigungsplanung wurde beschlossen, von einem Limnologen prüfen zu lassen, inwieweit das favorisierte Verfahren mit den gesetzlichen Vorgeben der EG-WRRL hinsichtlich der Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit (Anhang V EG-WRRL) und dem Verschlechterungsverbot (Artikel 4 EG-WRRL) kollidiert. Die Einschätzung erfolgt im Rahmen einer Begehung, Befragung von Anwohnern und einer Recherche vorhandener Daten. Dabei wurde vereinbart, dass, falls bei dieser ersten Bestandsaufnahme keine eindeutigen Ergebnisse erzielt werden, eine vertiefende Recherche durchgeführt werden muss. 2 Erfordernisse und Vorgaben laut EG-WRRL Ziel der EG-Wasserrahmenrichtlinie ist es bis zum Jahr 2015 alle natürlichen Wasserkörper zu schützen zu verbessern und zu sanieren um sie in einen guten ökologischen und chemischen Zustand zu überführen [Artikel 4 (1) ii] und alle erheblich veränderten Wasserkörper zu schützen und zu verbessern um das gute ökologische Potenzial und den guten chemischen Zustand zu erreichen [Artikel 4 (1) iii]. Zu beachten ist auch das Verschlechterungsverbot [Artikel 4 (1) i]. Dagegen würde verstoßen, wenn ein vorher fischpassierbares (ökologisch durchgängiges) Gewässer durch die Veränderung nicht mehr passierbar wäre, oder die Passierbarkeit eingeschränkt würde. Die Durchgängigkeit der Gewässer wird in Anhang V der ER-WRRL als wichtiges Ziel explizit für natürliche Oberflächenwasserkörper und erheblich veränderte Wasserkörper benannt. Diese gesetzlichen Vorgaben der EG-WRRL wurden in nationales Recht überführt durch die Benennung entsprechender Bewirtschaftungsziele nach 27 WHG und den 36 NWG.

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 2 3 Bestand Nach Auskunft der Stadt Buchholz (Telefonat mit Herrn Söller, Stadtentwicklung, Ende August 2014) liegen für den Steinbach keine biologischen Untersuchungen vor. Die Eignung des Gewässers als Fischlebensraum wird daher durch eine Internetrecherche, Telefonate mit dem Naturschutz- und Angelverband Seevefreunde und eine eigene Begehung überprüft. Schwerpunkt liegt dabei auf dem Bereich oberhalb des Bahndammes, als potenziell hinsichtlich der ökologischen Durchgängigkeit beeinträchtigter Gewässerabschnitt des Steinbaches. 3.1 Fischereibiologische Aspekte der Internet-Recherche Laut Verordnung vom 7.9.1981 ist der Steinbach vom Seppensener Mühlenteich bis zu seiner Mündung in die Seeve als Laichschonbezirk ausgewiesen. Quelle: http://pachtverein.de/fischschonbezirke/schonbezirke.htm Laut Information des Naturschutz- und Angelverbandes Seevefreunde kommen unterhalb des Mühlensturzes u.a. Bachforellen, Ukelei und Gründlinge als wertgebende Arten vor, für die eine Durchgängigkeit ggf. hergestellt werden müsste. Bei der Begehung des Bereichs oberhalb des Bahndamms muss daher eine Eignung dieser Gewässerstrecke als Habitat für diese Arten geachtet werden. (Telefonate mit Herrn Müller, Herrn Kausch, Verein Seevefreunde, 22.8.2014). Quelle: http://seevefreunde2.jimdo.com/renaturierung/

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 3 3.2 Ergebnisse der Begehung vom 12.09.2014 In Abbildung 1 ist der Verlauf des Steinbaches etwa 800 m oberhalb und 1.300 m unterhalb des Bahndammes dargestellt. Die Lage der Fotos und deren Nummerierung (Fotodokumentation) ist der Abbildung ebenfalls zu entnehmen. Abb. 1: Übersicht, Lage der Fotos, Lage des Bahndammes zwischen 14 und 15, Fließrichtung des Steinbaches von Nord nach Süd.

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 4 Es wurde davon ausgegangen, dass eine Gewässerstrecke von etwa 1,0 km Länge eine Qualität aufweisen muss, die eine Eignung für die Leitarten der Wanderfische aufweist oder durch einfache Maßnahmen in einen entsprechenden Zustand überführt werden kann. Beschreibung des Untersuchungsstrecke am Steinbach Bereits an der Brücke In den Bergen, etwa 800 m oberhalb des Bahndammes führte der Steinbach am 12.9.2014 kein Wasser mehr. Diese Station war daher der oberste Punkt der Begehung (Fotos 1-3). Der Steinbach fällt im Oberlauf über weite Bereiche regelmäßig trocken (Fotos 1 bis 6). Zum Zeitpunkt der Begehung war eine Wasserführung erst auf der Strecke querab zwischen Fuchsloch und Grenzweg beobachtet, etwa 300 m oberhalb des Bahndammes. Nach Auskunft eines Anwohners führt der Steinbach hier nur nach Regenereignissen Wasser und fällt regelmäßig trocken. Dieser Abschnitt ist als dauerhafter Lebensraum oder als Laichhabitat für Fische ungeeignet. Der Bereich oberhalb der Bremer Straße zwischen Foto 7 und 10 führt vermutlich häufig Wasser bzw. trocknet nur im Sommer aus. Die Sohle ist hier Verschlammt oberhalb von eingebrachten Kies und Steinen. Bereits bei leichtem Gefälle, versickert das Wasser häufig zwischen den Steinen. Die Wassertiefe ist über lange Zeiträume nur sehr gering. Oberhalb der Bremer Straße ist aufgrund der Substratverhältnisse, des Überdimensionierten Querschnittes und des geringen Wasserdargebotes der Steinbach weder als dauerhafter Lebensraum noch als Laichgewässer für Wanderfische geeignet. Es besteht die Gefahr, dass der Abschnitt für einwandernde Jungfische oder Kleinfische (z.b. Drei- oder Neunstachliger Stichling) bei Austrocknung zur Todesfalle wird. Der Abschnitt zwischen Bahndamm und Bremer Straße (Fotos 11, 15). Ist geprägt durch das Rückhaltebecken (Foto 12) und den unterhalb gelegenen, stark ausgebauten und rückgestauten Gewässerabschnitt (Foto 13). Es befinden sich dort mehrere Wanderungshindernisse, die bereits zum jetzigen Zeitpunkt die ökologische Durchgängigkeit behindern. Zu nennen sind die Grundschwellen oberhalb des Durchlasses (Foto 11) und im Bereich des Leichtstoffabscheiders die unüberwindbare Wanderungshindernisse darstellen. Der Durchlass durch den Bahndamm ist allenfalls bei höherer Wasserführung bedingt fischpassierbar (Fotos 14, 15). Das Rückhaltebecken selbst ist als Lebensraum für Stillwasserarten geeignet. Der unterhalb gelegene Bereich eignet sich nur bedingt für Klein- und Jungfische. Strukturvielfalt und vermutlich auch die Wasserqualität sind ungünstig für Fließgewässerorganismen. Punktuelle Aufnahmen unterhalb des Bahndammes zeigen zunächst ein Stillgewässer (den Stadtsee, Foto 16) dessen Stauwehr ebenfalls ein unüberwindbares Hindernis für Fische darstellt und den darunter liegenden ebenfalls strukturarmen Bereich, der aufgrund der Abflüsse aus den beiden Stillgewässern direkt ober- und unterhalb des Bahndammes vermutlich hinsichtlich, Nährstoffgehalt, Temperatur und Sauerstoffverhältnissen für Fließgewässerorganismen nur bedingt geeignet ist (Foto 17).

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 5 Nach gut einem Kilometer unterhalb des Bahndammes hat die Wasserführung deutlich zugenommen, Bewuchs mit Wasserstern und ein hinsichtlich Strömungsdiversität und Strukturvielfalt deutlich naturnäheres Gewässer weisen darauf hin, dass spätestens ab dieser Station Fließgewässerorganismen geeignete Lebensbedingungen finden. Hier ist hinsichtlich Wasserdargebot und Strukturreichtum der Steinbach als Lebensraum und ggf. als Laichgewässer für Fische (z.b. Bachforelle) geeignet, sofern die Wasserbeschaffenheit ebenfalls eine entsprechende Qualität aufweist (Fotos 18, 19). 4 Fazit und Stellungnahme Der Steinbach ist im Unterlauf Laichschonbezirk und Lebensraum von wertgebenden Fischarten wie, Bachforelle, Gründling und Ukelei. Bereits im Bestand ist jedoch spätestens im Bereich des Bahndammes (bzw. am Stauwehr des Stadtsees) die Längsdurchgängigkeit unterbunden. Eine Verschlechterung nach Artikel 4 der WRRL entsteht daher nicht durch eine Verringerung der lichten Weite des Durchlasses im Bahndamm. Oberhalb des Bahndammes hat der Steinbach allenfalls geringe Bedeutung für die Fließgewässerfauna, und ist nicht geeignet als Laichgewässer für Salmoniden oder Neunaugen. Da der Steinbach oberhalb des Bahndammes häufig trockenfällt, lässt sich nach fachgutachterlicher Einschätzung kein Handlungsbedarf nach Artikel 4 bzw. Anhang V hinsichtlich der Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit begründen. Maßnahmen wie das Herstellen einer Sohlauflage im Durchlass und eine Reduktion des Gefälles wären wenig erfolgversprechend und nach Aussagen des planenden Ingenieurs (Telefonat mit Herrn Peters am 17.09.2014) darüber hinaus unverhältnismäßig teuer bei der Herstellung und der Unterhaltung. Hamburg, den 25.09.2014 Dipl.-Biol. Michael Dembinski

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 6 5 Fotodokumentation (Begehung am 12.09.2014) Foto 1): Brücke In den Bergen Sohle des oberhalb gelegenen trockenen Baches. Foto 2): Trockener Bachlauf im Bereich In den Bergen (Blick: Richtung Norden von unterhalb).

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 7 Foto 3): Trockener Bachlauf im Bereich In den Bergen (Blick: Richtung Norden von der Brücke). Foto 4): Trockener Bachlauf Verlängerung der Straße Im Winkel, ca. 530 m oberhalb des Bahndammes (Blick: Richtung Süden).

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 8 Foto 5): Trockener Bachlauf im Bereich einer Hochstaudenflur ca. 400 m oberhalb des Bahndammes (Blick: Richtung Süden). Foto 6): Blick auf die Hochstaudenflur von der südöstlichen Hangkante.

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 9 Foto 7): Nahezu stehender Bereich des Steinbaches, ca. 280 m oberhalb des Bahndammes, (Blick: Richtung Norden, vom Steg). Das Wasser versickert zwischen den Steinen. Foto 8): Steinbach querab Grenzweg, ca. 210 m oberhalb des Bahndammes, sehr langsam fließend,wassertiefe zwischen den Steinen ca. 1 cm.

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 10 Foto 9): Oberhalb Bremer Straße (Blick: Richtung Süden). Verschlammte Sohle, deutlich zu breiter Querschnitt für MQ, Lage ca. 180 m oberhalb des Bahndammes, nahezu stehend, geringe Wassertiefe <5 cm. Foto 10): Standort wie Foto 9 (Blick: Richtung Norden), Verlandungs- und Stillgewässervegetation (Iris, Typha) sowie der Neophyt Indisches Springkraut (Impatienes glandulifera) erkennbar.

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 11 Foto 11): Schwelle und Durchlass unter der Bremer Straße. Die Schwelle stellt zz. ein unüberwindbares Hinderniss für Fische und hollimnische Wirbellose dar. Im Rahmendurchlass beträgt die Dicke des Sohlsubstrates weniger als 5 cm. Foto 12): Blick auf das Rückhaltebecken mit Leichtstoffabscheider und Sohlschwelle, auch diese Schwelle stellt für wandernde Fische ein Hindernis dar.

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 12 Foto 13): Verbauter Bereich ca. 20 m oberhalb des Bahndurchlasses im Rückstaubereich des Durchlasses (Blick: Richtung Norden), langsam fließend, Wassertiefe 5-10 cm. Für kleinere Fische grundsätzlich als Lebensraum geeignet. Foto 14): Blick von oberhalb (Richtung Süden) in den Bahndammdurchlass. Die Sohle verursacht einen Rückstau bis fast zum RHB. Aufgrund des fehlenden Substrates und der Gerinnegeometrie ist das Bauwerk die meiste Zeit vermutlich nicht für größere Fische passierbar.

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 13 Foto 15): Blick vom inneren des Bahndurchlasses auf das im Rückstaubereich gelegene Süddrittel, unterhalb ist der Stadtsee zu erkennen. Foto 16): Blick vom Südufer des Stadtsees Richtung Norden auf den Bahndamm.

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 14 Foto 17): Foto von der Brücke am Stadtsee Richtung Süden, langsam fließend, geringe Strömungs- und Substratdiversität. Foto 18): Foto von der Brücke Wiesengrund, (Blick: Richtung Norden).

Stellungnahme zur Herstellung der Durchgängigkeit des Steinbaches in Buchholz i.d.n. Seite 15 Foto 19): Foto von der Bücke Wiesengrund (Blick: Richtung Süden), Strömungs- und Substratdiversität sind hier erstmalig zufriedenstellend für ein Fließgewässer.