Evaluation des Kompetenzerwerbs dualer Studierender

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Transkript:

Evaluation des Kompetenzerwerbs dualer Studierender Abschlussworkshop Qualitätsnetzwerk Duales Studium 29.9.2015, Berlin Prof. Dr. rer. nat. Frank P. Schulte KompetenzCentrum für die Didaktik in der Hochschullehre für Berufstätige FOM Hochschule, Essen Bitte keine Weitergabe, kein Zitat ohne Genehmigung des Autor.

Die FOM Hochschule 1907: Gründung der Verwaltungund Wirtschaftsakademie 1991: Gründung der FOM Hochschule 1993: staatliche Anerkennung 2004: Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat 2010: Reakkreditierung durch den Wissenschaftsrat 2012: Systemakkreditierung durch die FIBAA 2012: Gründung der FOM Schools, u.a. Hochschulbereich Duales Studium 2015: ca. 37.000 Studierende an über 30 Standorten Studienanfänger/-innen: 75% berufsbegleitend + 25% dual : Bachelor-Studium und zeitgleiche Phase der berufspraktischen Erstqualifikation 80% mit Kammerabschluss 20% andere Modelle 2

Relevanz des dualen Studiums Wichtigkeit des Angebotes eines dualen Studiums aus Sicht von Unternehmen (Schulte, 2015) 3

Aufwand für duales Studium Unternehmerischer Aufwand für die Durchführung eines dualen Studiums (Schulte, 2015) 4

Transfer im Zentrum eines dualen Studiums? Das Beste aus beiden Welten Transfer im Zentrum dualer Studienangebote Quelle: Kupfer, Köhlmann-Eckel & Kolter (2014) 5

Was erwarten Unternehmen von dualen Studienabsolventen? Wie wichtig ist Unternehmen transferieren können? (Schulte, 2015) 6

Transferbegriff Was ist eigentlich Transfer? Je nach Disziplin: durchaus unterschiedlich definiert (Prenzel 2010; Gräsel, 2010), z.b.: Übertragung von Bildungsmaßnahmen und ganzen Bildungsprogrammen, die zunächst mit wenigen Personen durchgeführt wurden, auf die breite Bildungsöffentlichkeit (Euler, 2001): weites, organisationales Verständnis von Transfer In empirischer pädagogischer Lehr-Lernforschung etwa: erfolgreicher Prozess der Übertragung einer Lösung einer Aufgabe auf eine andere, ähnliche und zugleich unterschiedliche Aufgabe (Renkl, 1996): Lerntransfer (z.b. Lorenz, 2004) In der betrieblichen Weiterbildung oft Übertragung von erworbenem Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, gar Kompetenzen aus einer dezidierten Trainingssituation in den beruflichen Anwendungsalltag (z.b. Law, 2000): Praxistransfer (z.b. Gnefkow, 2008) Besonders relevant im Bildungscontrolling (Patry, 2000). 7

Transferdefinition Modell des Transfers im dualen Studium Transferieren-können ist aber nicht selbstverständlich: Transferkompetenz? Und: Wie lässt sich diese erfassen? 8

Studie KompetenzDual : Methode Stichprobe 588 Studierende der FOM Hochschule 142 Studienanfänger, 442 Studierende höherer Semester (>1. Fachsemester) Im Mittel 23,65 Jahre alt (SD=4,00 Jahre) 50% weiblich mit Migrationshintergrund: 13%, mit anderer Muttersprache als Deutsch: 7% Höchster schulischer Abschluss: 83% (Fach-)Abitur V.a.D. in BWL-Studiengängen eingeschrieben kein Elternteil hat eine berufliche Ausbildung absolviert: 10% kein Elternteil hat ein Studium absolviert: 78% in Unternehmen >=500 MA: 67%; 50 bis 499 MA: 20% bei Familienunternehmen unterschiedlicher Größe beschäftigt: 25% 9

Studie KompetenzDual : Methode Eingesetzte Instrumente Subjektiver Kompetenzerwerb: Berliner Evaluationsinstrument für selbsteingeschätzte, studentische Kompetenzen (BEvaKomp; Braun, 2007; Braun et al., 2008) Ergänzend: FOMKompDual 8 Items zur Beschreibung von Diversity-Kompetenzerwerb 5 Items zum ethischen Kompetenzerwerb 6 Items zum Transferkompetenzerwerb Allgemeine Selbstwirksamkeit: ASKU (Beierlein et al., 2012; 3 Items) Fragen zum subjektiven Eindruck der Passung von Ausbildungs- und Studieninhalten Fragen zur subjektiven organisatorischen Abstimmung der Lernorte. 10

Studie KompetenzDual : Methode 6 Items zum Transferkompetenzerwerb im FOMKompDual Durch mein Studium achte ich öfter auf die Rückmeldung, die ich bekommen kann, wenn ich Gelerntes von einer Situation in eine andere übertrage. Dank meines Studiums nutze ich beim Lernen öfter die Erfahrungen die ich durch das Übertragen von Gelerntem Quantität aus einer Situation des in Transfers eine andere Situation mache. Auf Grund meines Studiums übertrage ich öfter Gelerntes (zum Beispiel aus dem Studium aber auch aus der berufspraktische Tätigkeit) in andere Situationen (zum Beispiel in meine berufliche Praxis, aber auch ins Studium). Dank meines Studiums nutze ich beim Lernen besser die Erfahrungen die ich durch das Übertragen von Gelerntem aus einer Situation in eine andere Situation mache. Auf Grund meines Studiums kann ich Gelerntes (aus dem Studium, aber auch aus der berufspraktischen Tätigkeit) besser Qualität in andere des Situationen Transfers übertragen. Durch mein Studium achte ich besser auf die Rückmeldung, die ich bekommen kann, wenn ich Gelerntes von einer Situation in eine andere übertrage. 11

Studie KompetenzDual : Ergebnisse Wie hat sich der Fragebogen bewährt? Hauptkompentenanalysen der Items von BEvaKomp + FOMKompDual zeigen Subskalenförmigkeit und sehr gute interne Validitäten (FOMKompDual). Erwartungen (Erstsemester) MSA,890,910 Bartlett χ2 (1225) = 5519,788 p < 0,001 Anzahl Komponenten mit einem Eigenwert > 1 9 8 Erklärte Varianz 71,14 % 68,76 % Erfahrungen (>1. Fachsemester) χ2 (1128) = 6815,135 p < 0,001 Cronbach s α Diversity Kompetenz Cronbach s α Ethische Kompetenz Cronbach s α Transferkompetenz,933,932,936,930,892,900 12

Studie KompetenzDual : Ergebnisse 13

Studie KompetenzDual : Ergebnisse 14

Studie KompetenzDual : Ergebnisse Transferkompetenz als Facette des Kompetenzkonstrukts Studienanfänger Studierende höhere Semester N=143; * p < 0.05, ** p < 0.01, *** p < 0.001 15

Studie KompetenzDual : Ergebnisse Subjektiver Transferkompetenzerwerb p <.001 23 % N=427 dual Studierende ab 2. Fachsemester Subjektive Selbstwirksamkeit Subjektive inhaltliche Passung Studium- Ausbildung p <.001 18 % p =.027 1 % Subjektiver Fachkompetenzerwerb Subjektive organisatorische Abstimmung Lernorte p =.048 0,5 % Varianzaufklärung insgesamt: 42% 16

Fazit Evaluation des Kompetenzerwerbs dual Studierender Mit dem FOMKompDual haben wir ein Evaluationsinstrument zur Erfassung von subjektiven Transferkompetenzerwerbserwartungen und erfahrungen entwickelt (in Ergänzung zum z.b. BEvaKomp) Die Daten sowohl der Studienanfänger als auch der Studierenden der höheren Semester deuten an: Transferkompetenz wird als Subfacette von Handlungskompetenz wahrgenommen. Transferkompetenzerwerb und Persönlichkeit (hier Selbstwirksamkeit) bestimmen i.d.r. den subjektiven Lernerfolg. Organisationale und inhaltliche Passung spielen auch eine wenngleich deutlich geringere Rolle. 17

Fazit Was ist noch zu tun? Unterscheiden sich duale von traditionellen Studierenden in Bezug auf Ihre (Transfer-)Kompetenzerwartungen bzw. -erfahrungen? Eine Vergleichsstudie (auch mit anderen Studiengängen) könnte dies erhellen. Wenn Transferkompetenz im Zentrum des Kompetenzprofils dualer Studienabsolventen steht: Was müssen die didaktischen Konsequenzen sein? Transferorientierte Didaktik (inklusive einer neuen Diskussion über den Transferbegriff)? Persönlichkeitsbildung noch stärker als früher im Fokus eines dualen Studiums? 18

Fazit Akademische und beruflich Bildung im Rahmen eines dualen transferorientierten Studiums Zur Erinnerung: Ziel allen akademischen wie auch berufsbildenden Handelns ist Handlungskompetenz! Zumindest in der erhobenen Stichprobe scheint zu gelten: Studierenden und Unternehmen erwarten und erfahren den Erwerb von Transferkompetenz UND akademischer Fach-, Methoden-, Sozialkompetenz sowie personaler Kompetenz. Der Weg zum Studienziel: individuell gestaltbar qualitätsgesichert nicht überreguliert. 19