Ich meine damit, dass diese Merkmale nach dem Neuen Testament typisch für Christen sein sollten. Sie mögen prüfen, ob uns das kennzeichnet.

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Transkript:

Christus-Tag 2006 Stuttgart Vortrag von Ulrich Parzany Gott prägt Persönlichkeiten Was heißt eigentlich prägen? Man prägt Münzen. Meist wird dann mit einer Form eine ganze Serie gleich aussehender Reliefs geprägt. Persönlichkeiten sind aber gerade keine Serienprodukte. Sie sind nicht Kopien, sondern Unikate, Einzelanfertigungen. Von den Christen in Thessalonich schreibt Paulus, dass sie allen in Mazedonien und Achaja ein Vorbild geworden sind, weil von ihnen das Wort des Herrn im ganzen Land erschollen ist. Für das Wort Vorbild steht hier der griechische Ausdruck týpos. Das ist die Druckertype, mit der zu Zeiten des Bleisatzes ein Buchstabe gedruckt wurde. Also das Prägen geschieht durch das vorbildliche Verhalten von Menschen. Im gleichen Zusammenhang schreibt Paulus: Ihr seid unserm Beispiel gefolgt und dem des Herrn und habt das Wort aufgenommen in großer Bedrängnis mit Freuden im Heiligen Geist. (1. Thess 1, 6) Wörtlich sagt Paulus: Ihr seid unsere Nachahmer ( mimätaì ) geworden und die des Herrn. Man beachte die Reihenfolge: Erst nennt Paulus sich selbst und dann Jesus. Nachahmen hat für uns oft einen negativen Beigeschmack, als wäre das, was wir nur nachahmen, nicht echt. Dabei übersehen wir, dass wir in der Regel durch Nachahmen lernen. Der Lehrling sieht, wie der Geselle feilt, und versucht es nachzuahmen. Je länger und je öfter er es nachahmt, desto mehr kann er es selber richtig ausführen. Paulus redet völlig selbstverständlich von solchem Nachahmen. Die Thessalonicher haben bei Paulus abgeschaut, wie die Lebensschritte der Nachfolge Jesu gingen. Und weil Paulus hinter Jesus herging, sind sie sozusagen im Gänsemarsch hinter Paulus und Jesus hergegangen. Da wird gleich deutlich, welche große Verantwortung auf dem Vorbild liegt. Ist das Vorbild eine Anleitung, Jesus zu folgen, oder führt die als Vorbild gesehene Person in eine andere Richtung als Jesus? Wenn wir vom Prägen sprechen, meinen wir bei aller Besonderheit jedes einzelnen Christen doch die gemeinsamen Linien, die das Kennzeichnende der Christen sind. Vier typische Persönlichkeitsmerkmale der Christen Ich meine damit, dass diese Merkmale nach dem Neuen Testament typisch für Christen sein sollten. Sie mögen prüfen, ob uns das kennzeichnet. 1. Als Beschenkte dankbar leben Das wesentliche Kennzeichen des Christen ist, dass er von Gott das Leben geschenkt bekommen hat. Zuerst als Geschöpf wie jeder Mensch. Dann aber schenkt Jesus durch die Vergebung der Sünden und den heiligen Geist das neue Leben aus Gott. Der natürliche religiöse Mensch meint, er müsse sich durch moralisches und religiöses Bemühen die Gottesbeziehung erarbeiten. Jesus sagt: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht ins Reich Gottes kommen.

2 (Matthäus 18, 3) Jesus gratuliert den Bettlern, den geistlich Armen. Nur sie erhalten die Teilhabe an der Gottesherrschaft. Man bekommt die Bürgerschaft in Gottesherrschaft geschenkt wie ein Kind bzw. wie ein Bettler oder man hat sie nicht. Darauf beruht die volle Gewissheit des Glaubens. Weil Gott hundert Prozent tut und uns alles schenkt, gibt es keine Unsicherheit. Wenn bei unserer Rettung etwas von unserer Mitwirkung abhinge, könnte es nie Gewissheit geben, weil wir immer unsichere Kandidaten bleiben. Die Gewissheit ist Grund der Freude. Das Geschenk bestimmt nicht nur zu Beginn das Christsein, sondern kennzeichnet das ganze Leben des Christen. Geschenke anzunehmen ist nicht einfach. Am Anfang geht es vielleicht noch. Dann aber möchten wir etwas zurückgeben. Wir möchten die Gabe verdient haben. Das ist dann der Rückfall des Christen in die natürliche Religiösität, das NT sagt: ins Gesetz. Petrus ermahnt deshalb die Christen zur Nüchternheit, und das bedeutet, sie sollen ihre Hoffnung ganz auf die Gnade setzen (1.Petr 1, 13). Wir gründen unser Leben ausschließlich auf Gottes Geschenk, nicht auf unsere Leistung. Das ist die grundlegende Prägung eine Menschen, der an Jesus glaubt. Dem Geschenk entspricht die Dankbarkeit. Alles Tun des Christen ist Antwort auf Gottes Geschenk. Deshalb schreibt Paulus den Thessalonichern (5, 18): Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist Wille Gottes in Jesus Christus an euch. Dank wird im Dankgebet ausgedrückt. Aber auch in der Art, wie wir mit den Gaben Gottes umgehen. Dankbarkeit drückt sich in der Wertschätzung der Gaben aus. Im Umgang mit den Gaben ist der Geber immer im Blick. Unser Leben wird im alltäglichen Vollzug eine dankbare Antwort an Gott. Wir leben also verantwortlich vor ihm. In einer Zeit, in der Menschen gnadenlos nach dem beurteilt werden, was sie leisten oder nicht mehr leisten, liegt im Leben aus dem Geschenk Gottes das typisch unterscheidende Profil der Christen. Wir haben ein sehr positives Verhältnis zur Leistung. Leistung ist für uns allerdings ein Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber Gott ist. Wir müssen uns nicht durch leistungen abstrampeln, um bei Gott angenommen zu werden. Wir dürfen das Beste tun und geben, nicht damit wir von Gott anerkannt und geliebt werden, sondern weil wir von Gott voraussetzungslos geliebt werden. Jemand könnte die Sorge haben, dass diese Einstellung zur Schwächung der Persönlichkeit führen könnte. Wenn wir vom Beschenktwerden leben, werden wir dann nicht wie Kinder, die alle Wünsche erfüllt bekommen und dadurch verwöhnt und lebensuntüchtig werden? 2. Das geschenkte Leben trainieren Tatsache ist, dass wir die Generation sind, die sich so viele Wünsche erfüllen kann wie noch nie eine Generation vor uns. Denkt an die Vielfalt der Speisen! Schaut in den Kühlschrank und in die Gefriertruhe! Denkt an die Urlaubsreisen, an die technischen Geräte, an die medizinischen Hilfen, an die Kaufhäuser, an die Fernsehprogramme, an den Supermarkt der Weltanschauungen und Lebenshilfeangebote.

3 Wir genießen die Fülle der Wahlmöglichkeit. Zugegeben, manchmal werden wir verrückt, panisch oder gelähmt. Ob wir wollen oder nicht, die schnelle Wunscherfüllung hat eine Nebenwirkung auch bei uns Christen: Unsere Fähigkeit, Enttäuschungen, Nichterfüllung unserer Wünsche auszuhalten, wird schächer. Das ist der Verwöhnungseffekt. Wir werden weniger belastbar, weil unsere Belastungsfähigkeit weniger gefordert wird. Wir erwarten überall schnelle und einfache Lösungen. Natürlich auch im Glauben. Und wenn das nicht so funktioniert, haben wir ein Problem. Wir zweifeln daran, ob das mit dem Glauben an Jesus wirklich stimmt. Wir sind wie verwöhnte Kinder. Wir wollen alles, und das bitte jetzt sofort. Warten wollen wir schon gar nicht. Natürlich entwickeln sich in dieser Situation auch Formen des christlichen Glaubens, die diesen Wünschen gerecht werden wollen: Health and Wealth and Prosperity Gospel nennt man das international, weil es eine Erscheinungsform in der ganzen Welt ist. Gesundheits- und Wohlstands-Evangelium. In Römer 5, 1 5 lesen wir, wie Gott Persönlichkeiten prägt. Gerechtigkeit und den Frieden mit Gott bekommen wir geschenkt. Wir werden jetzt beschenkt mit der Vergebung der Schuld, der väterlichen Fürsorge, den Gaben des Heiligen Geistes und in Zukunft mit der Herrlichkeit Gottes in seiner neuen Welt. Damit geben wir richtig an, sagt Paulus. Wir rühmen uns dessen. Aber nicht nur damit, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse. Das klingt merkwürdig. Wir sind doch keine Masochisten. Wer fühlt sich schon in Schwierigkeiten wohl? Paulus meint das anders. Die Bedrängnisse sind Belastungen, die uns trainieren, wie ein Sportler durch wachsende Belastungen seine Leistungen steigert. Hier geht es vor allem um die Ausdauer. Geduld ist nicht schlappes Hängenlassen, sondern wachsende Tragfähigkeit und Belastbarkeit. Die ist nicht angeboren. Die Voraussetzung dafür ist wohl geschenkt. Aber nur wenn der Sportler oder die Musikerin fleißig trainiert, werden die geschenkten Begabungen entwickelt. Wer untrainiert 10 000 Meter läuft, holt sich nicht nur Muskelkater. Wer aber die Begabung zum Läufer hat und regelmäßig trainiert, dem ist der Langlauf ein Glückserlebnis. Aber vergessen Sie nicht, wie oft es beim Training an die Grenzen der Kraft geht. Der gute Trainer achtet darauf, dass die Belastung im Training nicht zu gering, aber auch nicht zu groß wird. Nur so gibt es ein gesundes Wachstum. Manche Christen meinen, im Glauben müsse alles leicht gehen, weil Gott ja Wunder tut. Ja, er tut Wunder und schenkt uns das neue Leben mit all den wunderbaren natürlichen und geistlichen Gaben. Aber diese Begabungen müssen entdeckt und trainiert werden. Niemand kann sich durch Trainieren selber gebären. Aber kaum ist ein Kind geboren, fängt es an zu schreien und sich zu bewegen: So trainiert es, um schließlich sprechen und gehen zu können. Das klingt alles ganz banal. Weil wir aber in einer Zeit der seelischen Verwöhnung leben, sind Christen in der Gefahr, das ganz normale, nötige, schmerzhafte Training des Lebens nicht für nötig zu halten und verkommen geistlich. Übrigens weist uns der Hebräerbrief darauf hin, dass mit unserem Gewissen ein ähnlicher Trainingsprozess ablaufen soll: Feste Speise ist für die Vollkommenen (das

4 sind nicht die Perfekten, sondern die, die ganz und gar Jesus zur Verfügung sein wollen), die durch den Gebrauch geübte Sinne haben und Gutes und Böses unterscheiden können. (Hebr. 5, 14) 4. In der Gemeinschaft wachsen Die Persönlichkeitsbildung eines Christen müssen wir uns nicht so vorstellen wie die Entwicklung eines Bodybuilders, der vor dem Spiegel in der Muckibude seine Muskeln trainiert und ölt. Das ist keine idealistische Persönlichkeitsbildung des Einzelnen möglichst noch in Knkurrenz zu anderen, mit denen er sich dauernd vergleicht. Paulus beschreibt den Wachstumsprozess in Eph 4, 11 16 sehr intensiv. Er hebt die unterschiedlichen Berufungen und Begabungen der Einzelnen heraus Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer -, damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi, damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen. Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe. Das ist kompakt! Völlig klar ist, dass jeder Christ im Organismus des Leibes Christi einen notwendigen Dienst zu tun hat, ohne den er selbst und die anderen nicht wachsen können. Es gibt also kein Konsumenten-Christsein. Wer das trotzdem praktizieren will, verkümmert selbst und behindert die anderen. Mündigkeit, das heißt Urteilsfähigkeit ist ein Ziel dieses notwendigen gesunden Wachstums. Das bedeutet stärkere Unabhängigkeit von den prägenden Zeitströmungen. Das ist überhaupt ein wichtiger Gesichtspunkt: Die Persönlichkeitsprägung durch Gott geschieht in kritischer Auseinandersetzung mit den Zeitströmungen. Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist (Römer 12, 2). Das ist eine Grundlinie göttlicher Persönlichkeitsbildung. Und auch in Römer 12 redet Paulus gleich nach diesem Satz von dem Zusammenwirken im Leib des Christus. Persönlichkeiten werden im Zusamenhang des Leibes Christi gebildet. Das eigene Profil wird nicht gleichmacherisch abgeschliffen, sondern es wird in der wechselseitigen Ergänzung und Korrektur geschärft. Die Frage muss immer wieder lauten: Wo ist mein Platz in der Gemeinde? Was ist meine Aufgabe? In neuen Lebenslagen und in den verschiedenen Lebensaltern müssen wir immer wieder neu diese Fragen stellen und Antwort finden. Jede und jeder wird gebraucht. Allein das ist schon eine gute Nachricht in einer Gesellschaft, die allzu vielen Alten und Jungen signaliert, dass sie überflüssig und lästig seien.

5 6. Die Bibel als Gottes Erziehungsinstrument lieben Paulus schreibt seinem Schüler Timotheus, dass die Bibel das wichtige Werkzeug der erziehung in Gottes Hand ist (2. Tim 3, 14 17). Die Schrift ist von Gott eingegeben ( theópneustos ). Darum ist sie nicht nur ein theoretisches Lehrbuch, sondern überführt uns von dem, was nicht recht ist vor Gott, und erzieht uns zur Gerechtigkeit, zu dem Verhalten, das Gott entspricht. Für die Aktualität der Bibel sorgt der auferstandene Herr durch den Heiligen Geist selbst. Er öffnet uns die Schrift wie den Jüngern am Ostertag. Er redet durch die Schrift in die speziellen Lebenslagen hinein. Durch das Lesen der Bibel sind in der Kirchengeschichte immer wieder Erneuerungsbewegungen entstanden. Mündige Christen erkennt man daran, dass sie regelmäßig ihre Bibel lesen. Und zwar die ganze Bibel im Zusammenhang Altes und Neues Testament. Nur das macht urteilsfähig. Wer nur liest, was ihm gefällt, schustert sich schließlich sein eigenes Gottesbild nach eigenem Geschmack. Orientierung und Erziehung geschieht dadurch, dass Gott seine Themen in unserem Leben zur Sprache, solche Themen, die wir zu verdrängen suchen. Keine Generation hat es so leicht gehabt wie wir heute, die Bibel zu erwerben und zu lesen. Gott sei Dank. Lasst uns diese Riesenchance nutzen! Jede Generation hat ihre Lieder, mit denen sie glauben lernte. Zu den Liedern mit denen ich Jesus vertrauen und folgen lernte, gehört das Lied Heute will dich Jesus fragen: Bist du ganz für mich bereit? Die letzte Strophe lautet: Lass dich nicht von Menschen leiten, Menschen sind wie Laub im Wind. Jesus schafft Persönlichkeiten, die das Salz der Erde sind. Wag es mit Jesus, was deine Not auch sei! Wag es mit Jesus, er macht dich frei!