Die Winterlinde in den Wäldern Deutschlands (Teil 1)

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Transkript:

Die in den Wäldern Deutschlands (Teil 1) Die ist ein in Deutschland von Natur aus heimischer langlebiger und hochwachsender Waldbaum. Heute ist er verbreitet in menschlichen Siedlungen und an Verkehrswegen anzutreffen, während seine Vorkommen in Wäldern regional stark differenziert sind. Gerhard Hofmann, Ulf Pommer Die (Tilia cordata Mill.) erreichte in Mitteleuropa in der Eichen mischwald-zeit, die vor 4.500 Jahren zu Ende ging, ihre größte Verbreitung. Heute liegen die Hauptvorkommen im gemäßigt kontinentalen Klimabereich (sarmatische Region), weil es die nicht vermochte, sich nach der Wärmezeit unter kühler und feuchter werdenden Klimabedingungen gegen die stärkere Konkurrenzkraft vor allem der Buche und auch der Hainbuche durchzusetzen. Mittelalterliche Waldrodungen und land- wie später vor allem auch forstwirtschaftlicher Druck beschleunigten den weiteren Flächenverlust. Das heutige potenzielle natürliche Verbreitungsareal n-reicher Wälder in Deutschland (Abb. 1) zeigt, dass n waldbildend wie auch als Mischbäume hauptsächlich auf Wälder in östlichen Regionen beschränkt bleiben. Wälder würden ohne menschlichen Einfluss heute nahezu vollständig die Landfläche Deutschlands bedecken, der potenzielle natürliche Flächenanteil der läge dabei um 1 %. Die derzeitige Waldbedeckung Deutschlands liegt bei 32 % der Landfläche, der Flächenanteil der ist gegenwärtig wohl nur noch unter 1 %, aber dennoch essenziell für Forstwirtschaft und Naturschutz. In sommerwärmeren Zonen des Übergangs vom sub ozeanischen zum subkontinentalen Klima mit mittleren Jahresniederschlägen von 500 bis 600 mm bildeten sich im Verlauf der jüngeren nacheiszeitlichen Vegetations entwicklung (ab 4.500 Jahre vor heute) von Natur aus Mischwaldpotenziale aus, in denen sich Schneller Überblick Die ist Baum des Jahres 2016 Das Großklima sowie der standortbedingte Nährstoff- und Wasserhaushalt haben in Deutschland zur Ausbildung von zwei waldgeografischen Zonen mit natürlichen n-reichen Waldgesellschaften geführt Ein Überblick für eine zukunftsorientierte Waldbewirtschaftung und einen effektiven Naturschutz Abb. 1: Das heutige potenzielle natürliche Verbreitungsgebiet n-reicher Waldgesellschaften in Deutschland [1]; dunkelgrün: n- Buchenmischwälder, hellgrün: n-hainbuchenwälder mit Vorkommen von n- Mischwäldern Baumarten des wärmeliebenden Eichenmischwaldes mit den danach eingewanderten Baumarten Rotbuche und/ oder Hainbuche zu den baumartenreichsten regionalen Waldgesellschaften Deutschlands vereint haben. In diesen haben verbliebene Elemente des früheren Eichen mischwaldes wie, Flatterulme u. a. mit den Baumarten Rotbuche und Hainbuche ein aufeinander abgestimmtes, vom Standort ausgelesenes Konkurrenzverhalten herausgebildet, wodurch sich die Baumartenmischungen selbstorganisiert bisher dauerhaft lebensund regenerationsfähig erhalten konnten. Der noch gewichtige Anteil von Sommerwärme-bedürftigen Baumarten in diesen Wäldern beschränkt die n-reichen Mischwälder auf Bereiche Quelle: G. Hofmann, U. Pommer, 2016 10 AFZ-DerWald 16/2016 www.forstpraxis.de

außerhalb des Berglandes, in denen Böden für landwirtschaftliche Nutzungen gut geeignet sind. Demzufolge sind Wälder hier seit längerem infolge von Rodungen nur noch stark begrenzt anzutreffen (Abb. 1). Durch das herrschende Großklima und spezielle Konstellationen im Nährstoff- und Wasserhaushalt der Standorte kam es in Deutschland zur Ausbildung von zwei waldgeografischen Zonen mit natürlichen n-reichen Waldgesellschaften, einer Buchenmischwaldzone als Vermittlung zwischen der Zone der westlichen subatlantischen Buchenwälder und der folgenden n-hain buchenw aldzone, in die lokal echte nmischwälder eingebettet vorkommen. n- Hainbuchen- Buchenmischwälder Wenn die mittleren Jahresniederschläge zwischen 540 bis 600 mm im Höhenbereich von 60 bis 350 m Seehöhe liegen, kommt es zur Ausbildung der Gruppe der echten Buchenmischwälder, die sich auf sommertrocken-warme Regionen in der östlichen Uckermark, der Märkischen Schweiz, den Rand des Thüringer Beckens und Regenschatten-Gebiete der Mittelgebirge Harz, Thüringer Wald und Rhön konzentrieren. F1, Bingelkraut- Hainbuchen-n- Buchenwald Gutwüchsige Baumschicht mit Buche,, hochwüchsiger Hainbuche, Esche, Vogelkirsche, Bergahorn, Spitzahorn, Sommerlinde, Feldahorn sowie vereinzelt Abb. 2: F1a, Bingelkraut-Hainbuchen-n-Buchenwald im NSG Fauler Ort in Nordbrandenburg; in Selbstorganisation aufgewachsen Abb. 3: F1b, Bingelkraut-Hainbuchen-n-Buchenwald auf den Fahner Höhen in Mittelthüringen, unter forstlicher Bewirtschaftung aufgewachsen Abb. 4: F2a, Goldnessel-Hainbuchen-n- Buchenwald im Ost-Hainich (Thüringen); ehemaliger Plenterwald Traubeneiche, Elsbeere, im Tiefland auch Flatterulme. Bodenvegetation: Im Frühjahr Scharbockskraut und Leberblümchen, im Sommer Bingelkraut, in Mitteldeutschland noch Türkenbund-Lilie, Haselwurz. Mittlere Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 29 ± 9. Standorte: Mäßig bodenfrische grundwasserfreie kalkhal tige Böden mit hohem Nährstoffgehalt vom Typ der Mull-Pararendzina, Deckkalklehm-Rendzina, Kalklehm- Rendzina, Flachdecklöss- Braun erde über Kalkton. Die Oberhöhe des Bestandes und der im Alter 100 (H O 100) liegt um 34 m. Siehe Abb. 2 und Abb. 3. F2 Goldnessel-Hainbuchen- n-buchenwald Gutwüchsige Baumschicht mit Rotbuche,, Hainbuche, Traubeneiche, Elsbeere, im Osten Flatterulme. Artenreiche Bodenvegetation mit Aspekt von Gräsern und Kräutern, auffällig sind Goldnessel, Waldmeister, Einblütiges Perlgras, Buschwindröschen, in Mitteldeutschland noch Waldlabkraut. Mittlere Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 24 ± 6. Standorte: unvernässte mittelfrische nährstoffkräftige Böden vom Typ der Lehm- Fahlerde, Tieflehm-Fahlerde, Staubsand-Braunerde über Kalk, Decklöss-Braunerde. Die Oberhöhe des Bestandes und der im Alter 100 (H O 100) liegt um 30 m. Siehe Abb. 4 und Abb. 5. F3, Hainrispengras- Hainbuchen-n- Buchenwald Mittel- bis gutwüchsige Baumschicht mit Buche, hochwachsender Hainbuche, und Traubeneiche. Lückige Bodenvegetation mit Gras-Aspekt von Hainrispengras, Waldknäuelgras, Wald- www.forstpraxis.de AFZ-DerWald 16/2016 11

Abb. 5: F2b, Goldnessel-Hainbuchen-n- Buchenwald bei Chorin (Nordostbrandenburg), forstlich bewirtschaftet Abb. 6: F3, Hainrispengras-Hainbuchen-n-Buchenwald im Waldrevier der Stiftung Schorfheide-Chorin in der östlichen Uckermark; in Selbstorganisation zwenke. Zunehmende Ausbreitung von Kleinblütigem Springkraut. Mittlere Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 16 ± 10. Standort: Unvernässter, mittelfrischer, nährstoffkräftiger Boden vom Typ Tieflehm-Fahlerde, Bändersand-Braun erde, Fuchssand-Braunerde in ebener bis leicht welliger Geländelage. Die Oberhöhe des Bestandes und der im Alter 100 (H O 100) liegt um 27 m. Siehe Abb. 6. n- Hain buchenwälder Bei mittleren Jahresniederschlägen unter 540 mm verliert die Buche ihre waldbildende Kraft, es kommt zur Ausbildung von n-hainbuchen-mischwäldern, die sich auf besonders sommertrocken-warme Regionen konzentrieren, wie das Oder-nahe Tiefland, das östliche Mittelbrandenburg, das Zentrum des Thüringer Beckens und Teile des Grabfeldes. Infolge der guten Eignung der Böden für die Landwirtschaft sind heute nur noch Reste dieser Wälder anzutreffen. C1, Waldreitgras- Traubeneichen- Im standörtlichen Grenz bereich der waldbildenden Fähigkeit der Hainbuche und, der unter Niederschlagsarmut auf grundwasserfernen, mittelmäßig nährstoffversorgten Böden liegt, kommt es zur Ausbildung dieses mattwüchsigen Mischwaldes, in dem die bereits an Stetigkeit ihres Auftretens verliert und die Trauben eiche einen höheren Anteil gewinnt. In der gering entwickelten Bodenvegetation sind anspruchslose Waldpflanzen wie Waldreitgras, Drahtschmiele, Blaubeere, Wiesen wachtelweizen vertreten. Höhere Mengenentfaltung können Hainrispengras und Maiglöckchen erreichen. Mittlere Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 20 ± 4. Stand ort: Boden mit reicherem Untergrund vom Typ Sand-Braun erde, Tieflehm-Fahlerde, Bändersand-Braunerde. Die Oberhöhe des Bestandes und der im Alter 100 (H O 100) liegt um 20 m. Siehe Abb. 7. Abb. 7: C1, Waldreitgras-Traubeneichen- im NSG Schwarzberge in Mittelbrandenburg Abb. 8: C2, Hainrispengras-n- im NSG Gellmersdorfer Forst (Nationalpark Unteres Odertal); in Selbstorganisation 12 AFZ-DerWald 16/2016 www.forstpraxis.de

C2, Hainrispengras-n- In der Baumschicht herrscht Hainbuche vor, Traubeneiche und sind beigemischt. Die Bodenvegetation, mitunter nur spärlich entwickelt, wird von Hainrispengras bestimmt. Waldmeister, Buschwindröschen, Schattenblume, Maiglöckchen, Fingersegge, Mauerlattich sind vertreten. Mittlere Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 21 ± 2. Standort: Unvernässte, nährkräftige, sandig-lehmige, braune Waldböden vom Typ Sand-Braunerde oder Tieflehm-Fahlerde mit mäßig trockenem Wasserhaushalt in ebener bis hängiger Geländelage. Die Oberhöhe des Bestandes und der im Alter 100 (H O 100) liegt um 24 m. Siehe Abb. 8. C3, Waldzwenken-n- Hainbuche, und Trauben eiche bilden die gutwüchsige Baumschicht. In der Bodenvegetation sind Riesenschwingel, Waldzwenke, Waldknäuelgras und Fingersegge häufiger anzutreffen. Mittlere Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 26 ± 8. Standorte: Lehm- und Staubsandböden mit kräftiger Nährstoffausstattung vom Typ Lehm-Fahlerde, Staubsand-Braunerde mit mäßig trockenem Wasserhaushalt in meist ebener Lage. Die Oberhöhe des Bestandes und der im Alter 100 (H O 100) liegt um 27 m. Siehe Abb. 9. C4, Wurmfarn-n- Auf schattigen Hängen des Oder-nahen Trockengebietes gelangt auf reichem Bodensubstrat diese Waldgesellschaft zur Ausbildung. Zum Baumgrundbestand der n-hainbuchenwälder Abb. 9: C3, Waldzwenken-n- im NSG Schwarzberge in Mittelbrandenburg Abb. 10: C4, Wurmfarn-n- im NSG Gellmersdorfer Forst (Nationalpark Unteres Odertal). In Selbstorganisation. Abb. 11: C5, Giersch-n- im NSG Gellmersdorfer Forst (Nationalpark Unteres Odertal). In Selbstorganisation. gesellt sich hier als Folge lokal höherer Luftfeuchtigkeit noch gelegentlich die Rotbuche hinzu, ohne allerdings dominante bestandesgestaltende Kraft erlangen zu können. Üppige Bodenvegetation mit Frühjahrs-Geophytenaspekt durch Mittleren Lerchensporn, Scharbockskraut, der in einen Krautaspekt übergeht, in dem der Wurmfarn vorherrscht, auffällig beigemischt sind u. a. Giersch, Großes Springkraut und Waldziest. Mittlere Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 38 ± 4. Standort: Nährstoffreiches, im Untergrund auch öfter noch karbonatkalkhaltiges Bodensubstrat vom Typ Lehm-Rumpffahlerde in schattiger, luftfeuchter Lage bei mäßig frischem Wasserhaushalt. Die Oberhöhe des Bestandes und der im Alter 100 (H O 100) liegt um 28 m. Siehe Abb. 10. C5, Giersch-n- Neben der Hainbuche erreicht hier die einen hohen Anteil in der Baumschicht, die Traubeneiche ist regelmäßig beigemischt. Die artenreiche Bodenvegetation zeigt einen ausgeprägten Frühjahrsaspekt mit Leberblümchen, Scharbockskraut, Gelbem Windröschen, Mittlerem und Kleinem Lerchensporn. Den Sommeraspekt bilden anspruchsvolle Gräser und Kräuter wie Waldzwenke, Giersch, Dunkles Lungenkraut, Echte Nelkenwurz. Mittlere Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 42 ± 14. Standort: Reichlich mit Nährstoffen versorgte Lehme, im Unterboden oft karbonatreich (Braunerde-Rendzina, Tiefkalk-Lehmbraunerde). Die Oberhöhe des Bestandes und der im Alter 100 (H O 100) liegt um 28 m. Siehe Abb. 11. www.forstpraxis.de AFZ-DerWald 16/2016 13

C6, Duftprimel-n- Das übliche Baumartenspektrum der n- Hainbuchenwälder wird hier noch durch die Elsbeere und Aufwüchse von Weißdorn und Kreuzdorn ergänzt, wobei die Hainbuche in den letzten 50 Jahren deutlich an Deckungswert zugunsten der eingebüßt hat. Bezeichnend ist das zahlreiche Vorkommen von wärmeliebenden Pflanzen wie Duftprimel, Wirbeldost, Bären schote, Schwarzwerdende Platterbse, Pfirsichblättrige Glockenblume und Kassuben-Wicke im Verein mit vielen anspruchsvollen Arten mesophiler Laubwälder. Dadurch formiert sich möglicherweise schon ein Übergang in eine n-waldgesellschaft, die zu den Eichen- Trockenwäldern überleitet. Mittlere Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 40 ± 8. Standort: Kalknahe Lehme oder Mergelböden vom Typ Mull-Pararendzina, Braunerde-Pararendzina, Deck- Kalklehm-Rendzina mit sommertrockenem Wasserhaushalt in besonders wär- Abb. 12: C6, Duftprimel-n- im NSG Gellmersdorfer Forst (Nationalpark Unteres Odertal); in Selbstorganisation Abb. 13: C7, Eschen-n- in der Mühlhäuser Hardt am Rand des Thüringer Beckens; in Selbstorganisation mebegünstigter Lage. Die Oberhöhe des Bestandes und der im Alter 100 (H O 100) liegt um 23 m. Siehe Abb. 12. Grundwasser-beeinflusste n-hainbuchenwälder C7, Eschen-n- Niederungswald feuchter und nährstoffreicher Mineralböden, der sich in Tälern im Westen und Süden auch extrazonal in potenziellen Buchenwald-Gebieten erhalten hat. In der Baumschicht hochwüchsige Hainbuchen in Mischung mit Berg ahorn, Esche, Spitzahorn, nach Osten hin zunehmend mit, Flatterulme und Feldahorn. Die artenreiche Bodenvegetation enthält anspruchsvolle Kräuter wie Giersch und Waldziest. Im Frühjahr tritt flächendeckend Buschwindröschen und Gelbes Windröschen auf. Unter den Gräsern treten Rasenschmiele, Riesenschwingel und Waldzwenke hervor. Mittlere Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 36 ± 13. Standort: Nährstoffreiche, (oft auch Karbonatkalk-haltige) Abb. 14: C8, Stieleichen-n- in Ostbrandenburg, im Landschaftspark Steinhöfel; durch Selbstorganisation Abb. 15: C10, Zittergrasseggen-n- im NSG Streitwald (West-Sachsen); in Selbstorganisation 14 AFZ-DerWald 16/2016 www.forstpraxis.de

grundfeuchte Böden vom Typ Grundgley-Braunerde, Humus-Grundgley, Kalklehm-Graugley, Humus-Amphigley, Lehm-Humusstaugley in Geländesenken und Niederungen. Die Oberhöhe des Bestandes und der im Alter 100 (H O 100) liegt um 30 m. Siehe Abb. 13. C8, Stieleichen-n- In der von Stieleiche und Hainbuche dominierten Baumschicht finden sich noch regelmäßig, Flatterulme sowie vereinzelt Traubeneiche und Buche ein. Bodenvegetation mit Buschwindröschen, Flattergras, Schattenblume und Mai glöckchen, Vielblütiger Weißwurz und Hainwachtelweizen. Mittlere Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 25 bis 18. Standort: Sandig-lehmiges Bodensubstrat mit kräftigem Nährstoffgehalt unter (oft schon abgeschwächtem) Grundwassereinfluss in der Ausbildung von Grundgley-Braunerde, Grau-Amphigley, Tieflehm-Staugley, Sand-Braungley. Die Höhe des Bestandes und der im Alter 100 liegt um 27 m. Siehe Abb. 14. n-hainbuchenwälder auf Bodenstauwasser-geprägten, verdichteten, wechselfeuchten Ton- und Lehmböden der thüringisch- fränkischschwäbischen Trias-Landschaften und Lössböden des sächsischen Hügellandes Diese Waldgesellschaften haben heute nur begrenzte Vorkommen in vorwiegend landwirtschaftlich geprägten Landschaften. Die Böden sind im Hinblick auf eine forstliche Bewirtschaftung Stiel eichen- Hainbuchen-Zwangsstandorte und werden wegen des zeitlich sehr engen Fensters für landwirtschaftliche Bodenbearbeitungen oft auch Minutenböden genannt. Der Grad der Bodenverdichtung und der extreme Wechsel im Feuchtehaushalt schließen ein konkurrenzfähiges Gedeihen der Buche aus. C9, Märzenbecher-Eschen- Winter linden- [8] Gutwüchsige artenreiche Baumschicht mit Hainbuche, Stieleiche,, Esche, Bergahorn, Spitzahorn, Bergulme, Sommerlinde, Vogelkirsche, Feld ahorn, Elsbeere. Bodenvegetation mit Waldsegge, Rasenschmiele, Gelbem Eisenhut, Wolligem Hahnenfuß, Ähriger Teufelskralle, Märzenbecher, Gelbem Windröschen, Scharbockskraut, Giersch, Großer Schlüsselblume, Dunklem Lungenkraut, Vielblütiger Weißwurz, Haselwurz, Bingelkraut, Sanikel, Leberblümchen, Frühlingsplatterbse, Türkenbund. Mittlere Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 48 ± 8. Standort: Nährstoffreiche kalkhaltige wechselfeuchte Böden (Kalkkolluvial-Rendzina, Braunerde-Pseudogley, Deckton-Rendzina, Decklöss-Braunerde). C10, Zittergrasseggen-n- Gutwüchsige Baumschicht mit Hainbuche, Stieleiche,, Flatterulme, Schwarzerle, vereinzelt Traubeneiche, Rotbuche. Bodenvegetation mit vorherrschender Zittergrassegge, weiter hin Rasenschmiele, Waldsegge, Riesenschwingel, Kriechender Günsel, Flattergras, Waldfrauenfarn, Knotige Braunwurz, Buschwindröschen, Große Sternmiere. Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 24 bis 30. Standort: Verdichtete, wechselfeuchte, nährstoffkräftige Böden auf Löss und Ton (Pelosole, Braunerde- Pseudogley). Siehe Abb. 15. Ahorn-Mischwälder mit Winter linden im jungpleistozänen östlichen Tiefland auf Hang lagen und im Grund von Moränen-Tälchen A1, Moschuskraut-Ahorn-Mischwald Sehr artenreicher hochwüchsiger Mischwald mit Bergahorn, Spitzahorn,, Sommerlinde, Esche, Berg ulme, Flatterulme, Feldahorn, unterwüchsig bleibend selten einzelne Buchen und Hainbuchen. In der Bodenvegetation Frühjahrsaspekt mit Mittlerem und Kleinem Lerchensporn, Buschwindröschen, Gelbem Windröschen, Gelbstern, Moschuskraut, danach reicher Krautaspekt mit Waldziest, Großer Brennnessel, Giersch, Dunklem Lungenkraut, Leberblümchen, Waldmeister, Waldzwenke. Mittlere Pflanzenartenzahl auf 400 m²: 31 ± 7. Standort: Nährstoffreiche, sandig-lehmige, bodenfrische Böden als Braune Kolluvisole und Sandlehm-Braungley. Die Höhe des Bestandes und der im Alter 100 liegt um 36 m. Siehe Abb. 16. Teil 2 des Beitrages beschreibt echte nwälder, die durch Selbstorganisation eigenständige Entwicklungszyklen durchlaufen. Literaturhinweise: Das 10 Quellen umfassende Literaturverzeichnis erscheint mit dem Teil 2 des Beitrages von Gerhard Hofmann und Ulf Pommer Die in den Wäldern Deutschlands in einer späteren Ausgabe. Abb. 16: A1, n-ahornwald im NSG Gellmersdorfer Forst (Nationalpark Unteres Odertal); in Selbstorganisation vor über 150 Jahren durch Aufgabe von Wiesennutzung Prof. Dr. habil. G. Hofmann, hofmann.waldinstitut@t-online.de, war Direktor für Ökologie am Institut für Forstwissenschaften Eberswalde und leitet seit 1994 das Waldkunde-Institut Eberswalde. U. Pommer war Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Forschungsprojekten des Waldkunde-Instituts Eberswalde. www.forstpraxis.de AFZ-DerWald 16/2016 15