Niederschrift über die Sitzung des Preisgerichtes am 05. März 2010 im Kornhaussaal in Kempten. Protokoll der Preisgerichtssitzung Architektenwettbewerb mit 8 eingeladenen Teilnehmern Auslober: Stadt Kempten (Allgäu) Rathausplatz 29 87435 Kempten (Allgäu) vertreten durch Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer Das Preisgericht tritt um 09:30 Uhr im Börsensaal des Kornhauses zusammen. Herr Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer begrüßt die Anwesenden und eröffnet die Preisgerichtssitzung. Zur Feststellung der Vollzähligkeit erfolgt eine namentliche Kurzvorstellung der Personen des Preisgerichtes. Anwesend sind: Dr. Ulrich Netzer, Oberbürgermeister, Stadt Kempten (Allgäu) Wolfgang Grieshammer, Vorsitzender Geschäftsführung, Diakonie Kempten Allgäu Benedikt Mayer, Leiter Jugend-, Schul- und Sozialreferat, Stadt Kempten (Allgäu) Stellvertretend: Marion Haugg, Sachgebietsleiterin Kindertagesstätten Stadt Kempten Sigrid Schmidts, Fachberatung Kindertagesstätten Diakonie Schwaben, Preisrichter mit der Qualifikation der Teilnehmer: Prof. Jörg Aldinger, Architekt, Stuttgart Monika Beltinger, Stadtbaumeisterin Kempten Norbert Diezinger, Architekt, Eichstätt Prof. Ueli Zbinden, Architekt, Zürich, davon stellvertretend: Dr.-Ing. Heiner Giese, Diözesanbaumeister, Rottenburg am Neckar Hans Henkel, Leiter Hochbauamt Stadt Kempten (Allgäu) Sachverständiger Berater ohne Stimmrecht: Susanne Löhle, Leiterin Kindertagesstätte Oberlinhaus, Kempten Hans Räth, Sachgebietsleiter Betriebstechnik und Energiemanagement, Stadt Kempten Gast Peter Wiedemann, Stadt Kempten - 1 -
Vorprüfung: Dipl.-Ing. Joachim Feldsieper, Freier Architekt, Stuttgart Dipl.-Ing. Christine Grötzner, Architektin, Stuttgart Die Vollzähligkeit des Preisgerichtes wird bestätigt. Herr Oberbürgermeister Netzer leitet die Wahl des Vorsitzenden. Aus dem Kreis der Fachpreisrichter/-innen wird Prof. Aldinger einstimmig zum Vorsitzenden des Preisgerichtes gewählt. Herr Prof. Aldinger bedankt sich für die Nominierung und das durch die Wahl zum Ausdruck gebrachte Vertrauen und nimmt das Amt an. Der Vorsitzende bestimmt als Protokollführer Joachim Feldsieper. Er lässt sich von den Anwesenden versichern, dass diese: während der Dauer des Preisgerichtes einen Meinungsaustausch mit Wettbewerbsteilnehmern nicht führen werden; bis zum Preisgericht keine Kenntnis der Wettbewerbsarbeiten erhalten haben, sofern diese nicht an der Vorprüfung mitgewirkt haben; die Anonymität aller Arbeiten aus seiner Sicht gewahrt ist und es unterlassen wird, Vermutungen über den Verfasser einer Arbeit zu äußern. Alle zu den Sitzungen des Preisgerichtes zugelassenen Personen geben die Versicherung zur vertraulichen Behandlung der Beratungen. Er bittet alle Teilnehmer/-innen des Preisgerichtes um größtmögliche Sorgfalt und Objektivität bei der alleine an der Auslobung zu orientierenden Beurteilung der Arbeiten. Das Preisgericht beginnt seine Beratungen mit der Besprechung der Wettbewerbsaufgabe und der Rückfragen. Joachim Feldsieper erstattet den allgemeinen Bericht des Vorprüfers: Es sind 8 Arbeiten fristgerecht eingegangen. 8 Arbeiten sind vollständig und prüfbar. Die Annahme der Arbeiten und Dokumentation in den Sammellisten erfolgten entsprechend der Regelungen der RPW. Die Anonymität wurde bei allen Arbeiten gewahrt. Formale qualitative und quantitative Anforderungen sowie die Schwerpunkte der Aufgabenstellungen wurden vollständig oder im Wesentlichen von allen 8 Arbeiten erfüllt. Die Arbeiten 1004 und 1005 haben schwächen in der geforderten Passivhausprojektierung. - 2 -
Verstöße gegen die Abstandsflächen erfolgen bei 6 Arbeiten. Der Grad dieser Verstöße erscheint der Vorprüfung vorbehaltlich der Beurteilung des Preisgerichtes als nicht so stark, dass diese eine Ausschlussempfehlung rechtfertigen würde. Die Vorprüfung empfiehlt, bei den jeweiligen Arbeiten die Verstöße im Zuge der jeweiligen Beurteilung zu kritisch zu würdigen. Das detaillierte Ergebnis der Vorprüfung wird jedem/-r Preisrichter/-in in Form eines Vorprüfberichtes mit beigefügten Einzelauswertungen schriftlich zur Verfügung gestellt. Das Preisgericht beschließt einstimmig alle Arbeiten zur Beurteilung zuzulassen. Der Vorsitzende erläutert das beabsichtigte Beurteilungsverfahren. Um 09:50 Uhr beginnt der Informationsrundgang, bei dem jeweils ein(e) Vorprüfer(in) die Arbeiten wertfrei erläutert. Dieser Rundgang endet um 10:45 Uhr. Es wird festgestellt, dass trotz der Schwierigkeit der Aufgabe die Entwürfe insgesamt eine hohe Qualität aufweisen. Das Preisgericht diskutiert und bestätigt die Beurteilungskriterien der Auslobung. Unmittelbar danach findet der erste Wertungsrundgang statt, bei dem die Arbeiten vertiefend erläutert und kritisch und wertend besprochen werden. Trotz Qualitäten in Einzelbereichen werden folgende Arbeiten wegen einstimmig ausgeschieden: 1005 Die Gebäudestellung ist städtebaulich unentschlossen und führt zu keinen Vorteilen. Die Umsetzung des Raumprogrammes und die architektonische Idee sind unangemessen. 1008 Die städtebauliche Aussage des Entwurfs ist unbefriedigend. Die Organisation und die Qualität der Räume erfüllen nicht die Erwartungen. Von 12:15 bis 13:00 Uhr wird die Sitzung für ein Mittagessen unterbrochen. Anschließend erfolgt eine Ortsbesichtigung. In einem zweiten Rundgang werden folgende Arbeiten trotz guter Ansätze wegen Mängeln in Teilbereichen ausgeschieden: 1002 einstimmig; schwächen im Grundrissgefüge und der Erschließung. Der Innenhof kann nicht überzeugen. 1004 5:2; das einzige eingeschossige Entwurfskonzept zeigt auf, dass die Qualität der Freiflächen nicht befriedigend ist. Die ungünstig hohen Räume der Krippengruppen werden kritisch beurteilt. - 3 -
1006 (4:3); fehlende Belichtungsqualität der inneren Erschließung. Der niedere Baukörper bildet keine Raumkante an der Straße. 1007 einstimmig; städtebaulich unentschlossen mit einer falschen Geste (eingeschossiges Bauteil an der Straße) sowie mit einer unbefriedigenden Erschließung (Hinführung zum Eingang) wird der Entwurf kritisch beurteilt. 1006: nach Übersicht aller Arbeiten im 2. Rundgang beschließt das Preisgericht einstimmig, die Arbeit 1006 wieder in das Verfahren zu holen. Der Grund liegt in der Orientierung des Baukörpers zur Sonne. Der zweite Rundgang endet um 14:50 Uhr. In der engeren Wahl verbleiben somit folgende Arbeiten: 1001, 1003, 1006 Diese 3 Arbeiten werden von Arbeitsgruppen nochmals weiter vertiefend anhand der Kriterienliste analysiert und protokolliert: Um 16:00 werden die Protokolle der Arbeitsgruppen verlesen. 1 0 0 1 : Ein dreigeschossiger Baukörper formuliert einen gut nachvollziehbarer Akzent an der Freudentalstraße. Geschickt wird das denkmalgeschützte Haus frei gestellt. Ein dreigeschossiges Gebäude ist klar in die verschiedenen Bereiche des Kinderhauses geteilt. Im Erdgeschoß nach Südosten ist die Kindergrippe angeordnet und folgerichtig sind die ältesten Kinder zu Oberst untergebracht. Die Orientierung der Gruppenräume nach Südwesten und Südosten führt zu einer Optimierung der Belichtung. Allerdings führt die gewählte Geometrie mit spitzen Winkeln zu schwer nutzbaren Bereichen. Die Besonnung der Kinderkrippenräume ist im Winterhalbjahr kritisch. Die Treppenschließung kombiniert geschickt die Innere Erschließung mit den Fluchtwegen. Räumlich interessant ist die Wegeführung über Eck. Im Erdgeschoß liegen Mehrzweckraum und Elternbereich richtig um einen Ort der Begegnung zu bilden. Allerdings ist der Aufgang in die oberen Geschoße unübersichtlich organisiert. Die Separierung der Freiflächen für Kinderkrippe und Kindergarten/Hort ist geglückt. Das Kinderhaus ist betrieblich und räumlich bis auf wenige Ausnahmen gut durchdacht. Ein einzelner Schlafraum im Krippenbereich wird kritisch gesehen. Es entstehen großzügige geschützte Freiflächen sowohl im Gartenbereich wie im Obergeschoß. Der Zugang mit der separierten Parkierung im Norden und dem öffentlichen Vorbereich vor dem geschützten Eingang sind überzeugend gelöst. - 4 -
Der architektonische Ausdruck bringt die Bewegungsführung etwas schematisch zum Ausdruck. Kritisch gesehen wird die Buntheit der Erscheinung mit den großen Glasfronten. Der Anteil der Fenster ist hoch, während das A/V Verhältnis wegen der dreigeschossigen Bauweise gut ist. Die Gesamtwirtschaftlichkeit liegt im Mittelfeld. 1 0 0 3 : Die Situierung des kompakten 2-geschossigen Baukörpers an die Freudentalstraße kann überzeugen, da hierdurch im Südwesten ein großer Freiraum gewonnen wird. Die Beziehung zum denkmalgeschützten Nachbargebäude ist ambivalent. Das angebotene Konzept ist eine denkbare Lösung. Insbesondere durch die großzügige Eingangssituation und Halle werden hohe räumliche Qualitäten im Erdgeschoss geschaffen. Jedoch die Ausrichtung von Mehrzweckraum und Speisesaal ohne Gartenbezug nach Nordosten ist nicht akzeptabel. Die ausschließliche Orientierung der Krippenräume nach Südwesten ist hinsichtlich der Besonnung problematisch. Die Programmerfüllung ist nur in Teilbereichen gut gelöst. Die Anordnung der Nebenräume im Obergeschoss belegt wertvolle und gut belichtbare Grundrissbereiche. Hausaufgabenraum, Therapieraum und Personalraum sind ungünstig angeordnet. Die WC-Räume unter der Treppe haben keine ausreichende Kopfhöhe. Der 2. bauliche Rettungsweg fehlt. Der Entwurf besitzt den geringsten Energieverbrauch, eine kompakte Bauweise und die kleinste thermische Hülle. Der kompakte Entwurf mit günstigen Gebäudekennwerten lässt eine wirtschaftliche Herstellung erwarten. Die Holzkonstruktion ist konsequent im Innen- und Außenbereich dargestellt. Abschließend ist festzustellen dass der kompakte Vierseithoftypus als Ansatz überzeugt, jedoch in Teilen problematisch ist. - 5 -
1 0 0 6 : Die Idee einen Kindergarten als Haus in einem Garten zu errichten leitete die Entwurfsverfasser in ihrer Arbeit. Der besonnte Garten wird hierbei als Kernstück von den Baukörpern des Kinderhauses im Norden und Osten des Grundstücks gefasst. Die stadträumliche Einfügung des neuen winkelförmigen Kindergartens orientiert sich zusätzlich am vorhandenen zum Teil wild gewachsenen Baumbestand auf dem Grundstück. Dem denkmalgeschützten Nachbarhaus wird mit einer harten Raumkante begegnet. In einem zweigeschossigen, nördlichen Gebäuderiegel sind die Krippengruppen im Erdgeschoß und Kindergartengruppen mit Hausaufgabenraum im Obergeschoß untergebracht. Im östlichen eingeschossigen Gebäudeteil finden sich die gemeinschaftlichen Nutzungen. Gelungen ist die Erschließung des Kindergartens über einen Vorplatz und ein zentrales Foyer, das als Verteiler dient. Der Mehrzweckraum im Gelenk des Hauses ist richtig positioniert und funktioniert als gemeinschaftliche Funktionsfläche. Die Gruppenräume sind funktional gut gegliedert und grundsätzlich richtig angeordnet, auch wenn die Erschließungswege zu üppig und tendentiell zu dunkel und nur monofunktional nutzbar sind. Die Innen- Außenbeziehung der Gruppenräume, des Mehrzweckraumes und des Essbereiches wird gelobt. Die Erschließung der Kindergarten- und Hortbereiche in den Garten ist gestalterisch kritisch. Der neue Kindergarten soll in Holzschalung mit Gründach ausgeführt werden, um die naturnahe Ausstrahlung des Bauwerkes zu untersteichen. Die energetischen Anforderungen werden voll erfüllt. Die Kubatur weißt eine leicht überdurchschnittliche Größe auf. Insgesamt gelingt es den Entwerfern ein funktional stimmiges und freiflächenorientiertes Konzept für den neuen Kindergarten Oberlinhaus zu entwickeln, das jedoch in der ästhetischen Anmutung und städtischen Präsenz hinter den Erwartungen zurückbleibt. - 6 -
Die Einzelbeurteilungen werden im Plenum des Preisgerichtes vor den Arbeiten verlesen, soweit notwendig ergänzt oder modifiziert und vom gesamten Preisgericht verabschiedet. Nach Verabschiedung der Einzelbeurteilungen wird nach intensiver Diskussion, die von den Aspekten der Nutzungsqualität einerseits und denen der städtebaulichen und architektonischen Qualität andererseits geprägt waren, folgende Rangfolge der Arbeiten beschlossen: Zwei 2. Ränge gleichrangig 1001 + 1003 einstimmig 3. Rang 1006 einstimmig Das Preisgericht beschließt einstimmig eine Umverteilung der Preissumme: Zwei 2. Preise 4.650,- 1001 und 1003 einstimmig 3. Preis 2.300,- 1006 einstimmig Die Mehrwertsteuer in Höhe von 19% ist in diesen Summen enthalten. Das Preisgericht empfiehlt dem Auslober einstimmig die Arbeiten 1001 und 1003 unter Beachtung der Kritik im Protokoll und den folgenden Anmerkungen einer Überarbeitung zu Grunde zu legen. Die Überarbeitung ist bis zum 12. April 2010 anonymisiert beim Wettbewerbsbetreuer abzugeben. Überarbeitungsschwerpunkte: 1001: Eingangsbereich Erdgeschoßsituation, Gesamtgeometrie und architektonischer Ausdruck, Wirtschaftlichkeit, Tauglichkeit der horizontalen Glasflächen im Kemptener Klima. 1002: Orientierung, Belichtung, Besonnung der Gruppenräume, Tauglichkeit der Fluchtwege, Tauglichkeit der horizontalen Glasflächen im Kemptener Klima - 7 -
Nach der Verabschiedung der Empfehlung werden die von der Vorprüfung unter Verschluss gehaltenen Umschläge mit den Verfassererklärungen geöffnet. Preis/Ankauf Tarnzahl Sozietät/Verfasser Ort 2. Preis 1001 Ing.-Büro Hermann Hagspiel Kempten 1002 Dietrich / Untertrifaller Architekten Bregenz 2. Preis 1003 Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten Nürnberg 1004 Heilergeiger Architekten Kempten 1005 MSW - Architekten GmbH Kempten 3. Preis 1006 Maucher & Höß Architekten GmbH Kempten 1007 F64 Architekten Kempten 1008 E2 architekten müller.schurr.gbr. Marktoberdorf Auf Vorschlag der Vorsitzenden wird der Vorprüfung für die gründliche und gewissenhafte Arbeit Entlastung erteilt. Der Vorsitzende bedankt sich bei allen Mitgliedern für die angenehme und engagierte Zusammenarbeit und wünscht dem Auslober viel Erfolg bei der Durchführung des Bauvorhabens. Er gibt den Vorsitz an Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer zurück. Dieser bedankt sich für die Arbeit des Preisgerichtes und beschließt das Preisgericht um 17:30 Uhr. Die Ausstellung der Arbeiten ist geplant von : Dienstag 20.04.2010 bis : Sonntag, den 25.04.2010 Ort : wird noch bekanntgegeben Kempten Uhrzeiten : wird noch bekanntgegeben Die mit Preisen ausgezeichneten Arbeiten werden Eigentum des Auslobers. - 8 -
Dr. Ulrich Netzer Prof. Ueli Zbinden Wolfgang Grieshammer Dr.-Ing. Heiner Giese Benedikt Mayer Hans Henkel Marion Haugg Susanne Löhle Sigrid Schmidts Hans Räth Prof. Jörg Aldinger Peter Wiedemann Monika Beltinger Dipl.-Ing. Joachim Feldsieper Norbert Diezinger Dipl.-Ing. Christine Grötzner - 9 -