Typographie Bauer Dirnweber
IM05FTLS TYPOGRAPHIE Seite 2 Typografie Schrift-Klassifizierung der Schriften nach DIN 16518 Venezianische Renaissance-Antiqua Entwickelt um 1470 vor allem durch Nicolaus Jenson, Venedig, aus der humanistischen Minuskel. Das handschriftliche Vorbild dieser Druckschrift wurde mit der schräg angeschnittenen Breitfeder im Wechselzug geschrieben. gerundete Serifen schräge Achse der Rundungen schräger Ansatz (Dachansatz) der Serifen schräger Querstrich des kleinen»e«oberlängen der Kleinbuchstaben sind höher als die Versalien wenig Strichstärken-Unterschiede Berkeley Old Style, Centaur, Deepdene, Horley Old Style, Kennerley Old Style, Trajanus, Schneidler-Mediaeval, Seneca Französische Renaissance-Antiqua Entwickelt um 1540 vor allem durch den Franzosen Claude Garamond aus der humanistischen Minuskel. Alte Bezeichnung: Mediäval. Vorbild für die Großbuchstaben war die römische Kapitalschrift (Capitalis Quadrata) und für die Kleinbuchstaben die karolingischen Minuskel. gerundete Serifen schräge Achse der Rundungen schräger Ansatz (Dachansatz) der Serifen Querstrich beim e liegt waagrecht Oberlängen der Kleinbuchstaben sind höher als die Versalien Garamond, Aldus-Buchschrift, Bembo, Berling, Diethelm-Antiqua, Goudy, Palatino, Sabon-Antiqua, Trump-Mediäval, Weiß-Antiqua Barock-Antiqua Höhepunkt ihrer Blütezeit um 1750. Alte Bezeichnungen: Vorklassizistische Antiqua, Halbmediäval. Die Merkmale des Kupferstichs treten stärker hervor (Übergangs- Antiqua). Der Federduktus geht langsam verloren. Bauer Dirnweber 2/6 2_1ftvu2L.pdf
IM05FTLS TYPOGRAPHIE Seite 3 wenig abgerundete Serifen Achse der Rundungen fast senkrecht größere Strichstärken-Unterschiede Baskerville, Caslon, Imprimatur, Janson-Antiqua, Poppl-Antiqua, Tiffany, Times- Antiqua Klassizistische Antiqua Höchste Blütezeit um 1800. Die Buchstabenformen wurden maßgeblich von Bodoni und Didot entwickelt. Vorbild dieser Druckschrift waren die zierlichen Kupferstichschriften. Endgültiger Durchbruch des Stichelduktus. Konsequent konstruierte Buchstaben. Die handschriftlichen Merkmale des Federduktus sind verschwunden. waagrechte Serifen ohne Rundungen starker Kontrast zwischen Grund- und Haarstrichen/Serifen senkrechte Achse der Rundungen Anstriche sind oben und unten waagrecht angesetzt Oberlängen der Kleinbuchstaben sind identisch mit der Versalhöhe Bodoni-Antiqua, Didot, Madison-Antiqua, Torino, Walbaum-Antiqua Bauer Dirnweber 3/6 2_1ftvu2L.pdf
FVT 2. Semester 2004 TYPOGRAPHIE Seite 4 Serifenbetonte Linear-Antiqua Entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Je nach Aussehen (vor allem der Serifen) wird diese Gruppe weiter unterteilt: Serifenlose Linear-Antiqua Entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Alte Bezeichnung: Grotesk a) Egyptienne b) Clarendon c) Italienne a) Egyptienne Übergänge zu Serifen eckig American Typewriter, Beton, City, Lubalin Graph, Memphis, Rockwell, Serifa, Stymie b) Clarendon Übergänge zu Serifen gerundet Clarendon, Impressum, Melior, Volta Akzidenz-Grotesk, Avant Garde Gothic, Avenir, Berthold Imago, Franklin Gothic, Frutiger, Futura, Folio, Gill Sans, Helvetica, Kabel, Meta, Neuzeit-Grotesk, Rotis Sans, Stone Sans, Syntax, Univers c) Italienne Serifen stärker als Grundstrich Figaro, Hidalgo, Memory, Old Towne, Pro Arte Italienne: senkrechte Achse der Rundungen Anstriche sind waagrecht angesetzt Oberlängen der Kleinbuchstaben sind identisch mit der Versalhöhe keine Serifen vorhanden senkrechte Achse der Rundungen Oberlängen der Kleinbuchstaben sind oft identisch mit der Versalhöhe Strichstärke fast gleich (optisch linear) Antiqua-Varianten In diese Schriftgruppe gehören alle Antiqua-Schriften, die, nach ihren Erkennungsmerkmalen zu schließen, nicht in die Gruppen I bis VI eingereiht werden können. Bauer Dirnweber 4/6 2_1ftvu2L.pdf
FVT 2. Semester 2004 TYPOGRAPHIE Seite 5 Schriftbeispiele: Arnold Böcklin, Blur, Eckmann, Exocet, Mambo Bold, Moonbase Alpha, Revue Schreibschriften Drucktypen, die aus den sogenannten»lateinischen«schul- und Kanzleischriften, aus individuellen Handschriften und künstlerischen Schriftentwürfen entstanden sind. Ursprüngliche Schreibwerkzeuge: Spitzfeder, Breitfeder, Rundfeder, Pinsel oder Kreide. Sie sehen aus, als wären sie mit der Feder oder dem Pinsel geschrieben; meist Wechselstrich, je nach Lage und Schreibgerät oft schwungvolle Anfangsbuchstaben (Versalbuchstaben) oft haben die Kleinbuchstaben Verbindungsstriche Schriftbeispiele: Ariston, Ballantines, Berthold-Script, Commercial Script, Diskus, Englische Schreibschrift, Künstlerschreibschrift, Lithographia, Mistral, Slogan Handschriftliche Antiqua Antiqua-Schriften, die in persönlicher Weise vom Schriftkünstler handschriftlich abgewandelt sind. Sie zeigen keine strenge stilistische Systematik wie alle anderen Antiqua- Schriften, sondern betont handschriftliche Originalität. Formen der ersten 4 Gruppen handschriftlich durch Federzug abgewandelt Schriftbeispiele: Arkona, Delphin, Dom Casual, Express, Impuls, Justlefthand, Poppl-College, Post- Antiqua, Vivaldi Gebrochene Schriften Auch Deutsche Schriften genannt. Sammelgruppe für alle gebrochenen Schriften. Sie werden heute nur noch sparsam verwendet (als Headlineschriften). Nach ihren Erkennungsmerkmalen werden sie weiter unterteilt: a) Gotisch Alle runden Formen der Kleinbuchstaben sind gebrochen. Die Zeichen sind schlank und wirken streng. Bauer Dirnweber 5/6 2_1ftvu2L.pdf
FVT 2. Semester 2004 TYPOGRAPHIE Seite 6 Schriftbeispiele: Fette Gotisch, Wilhelm-Klingspor-Gotisch b) Rundgotisch Die Rundgotisch beruht auf der Rotunda der Frühdruckzeit. Entstehung und Entwicklung der Rundgotisch vorwiegend in Italien. Schriftbeispiele: Tannenberg, Wallau, Weiß-Rundgotisch c) Schwabacher Hand- und Druckschrift des 15. Jahrhunderts, in Süddeutschland erschienen. Breite und ausladende Wirkung der Buchstaben, runder und offener als die Gotisch. Schriftbeispiele: Alte Schwabacher, Renata d) Fraktur Entstanden im 16. Jahrhundert. Schlanke, elegante Schrift aus dem Kulturkreis Kaiser Maximilians Schriftbeispiele: Fette Fraktur, Neue Fraktur, Unger-Fraktur, Walbaum-Fraktur, Zentenar- Fraktur e) Fraktur-Varianten Hier werden alle gebrochenen Schriftformen eingeordnet, die in ihrer Strichführung vom Charakter der Untergruppen Xa bis Xd abweichen. Schriftbeispiele: Breda-Gotisch, Breite Kanzlei, Rhapsodie alle Rundungen sind gebrochen Schriften sehen aus, als wären sie mit der Breitfeder geschrieben teilweise starker Kontrast fett : fein teilweise feine Anstriche und Endstriche schräger Querstrich beim»e«fremde Schriften In dieser Gruppe werden alle nichtlateinischen Schriften (wie z. B. griechische, hebräische, kyrillische, arabische, japanische, aber auch Bilderschriften) eingeordnet. -------------------------------------------------------------------------------- Texte mit freundlicher Genehmigung von Typolis.de Diese Benutzerseite wurde gedruckt von Typografie.info http://www.typografie.info/portal Die URL für diese Benutzerseite lautet: http://www.typografie.info/portal/mod.php?mod=userpage&page_id=2 Bauer Dirnweber 6/6 2_1ftvu2L.pdf