Rote Liste rote Zahlen

Ähnliche Dokumente
Rote Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens

birdingtours Reisebericht

Von der Vogelbeobachtung zum Nachhaltigkeitsindikator 20 Jahre Monitoring häufiger Vogelarten in Hessen

Wetter: Sehr abwechslungsreiches Wetter mit viel Sonnenschein, aber auch zeitweiligen Regenfällen. Insgesamt für die Jahreszeit recht warm.

Vogelschutz-Maßnahmenplan (VMP) für das EU-Vogelschutzgebiet Medebacher Bucht. Michael Jöbges Peter Herkenrath. 1. Runder Tisch

ADEBAR-Erfassung. MTB 1732 (Grube) und MTB 1832 (Kellenhusen) Bemerkungen zum erfassten Gebiet. To do (Stand Mitte Mai 2008)

Im Reich des Steinadlers

Bestand und Trend der Vogelarten (Vogelschutzbericht 2013)

Steinbruch bei Haunsheim bisher 8 Exkursionen

LANDKREIS NIENBURG/WESER Stand: Verzeichnis der Schutzgebiete des Netzes Natura 2000 im Landkreis Nienburg/Weser

Reisebericht der Pilotreise birdingtrip: Uckermark light vom

Jagdstatistik Kanton Solothurn

Europäische Vogelschutzgebiete und ihre Bedeutung für Waldvogelarten

Ausgabe Nr Zeitraum: März 2009

Tab. 1: Halde Blösien

Artenschutz bei Windenergieanlagenplanungen. Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V Angelika Fuß

Kalberlah - Bodenbiologie / regioplan Landschaftsplanung Anhang. Fachbeitrag Avifauna WP Wiesens-Schirum und Dietrichsfeld / Stadt Aurich 63

Jagdbar. Anzahl Junge oder Eier. Grösse (cm) Gewicht (Kg) Nahrung. Lebensraum. Nistorte. Schonzeit. Jagdbar. Anzahl Junge oder Eier.

Birdingtoursreise Texel Reisebericht von Micha Arved Neumann

Malbuch unsere Vögel. von Franz Müller. Verlag Kessel

Archiv Aktuelle Beobachtungen: 3. Quartal 2011

Wintergäste und Durchzügler

Sperber. Rotmilan. Seeadler

Klaus Witt & Klemens Steiof

Ornithologische Beobachtungen im Bereich der NABU Ortsgruppe Süßen und Umgebung

Wertbestimmende Vogelarten* der EU-Vogelschutzgebiete in Niedersachsen

Der Rotmilan im Sinkflug

RIBE Vo g e l s c h u t z a r m a t u r e n

Hessen-Liste der Arten und Lebensräume Regionalkonferenz Nordhessen

Erfassung der Brutvögel auf Anbauflächen mit Folienspargel im SPA Mittlere Havelniederung 2013

Rote Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens 9. Fassung, Stand Juli 2006

Reiseleitung: Andreas Weber Unterkünfte: Hotel Ventiane am Kurischen Haff, Hotel Neringa, und Bauernhof Miniskiniskes.

1. In welchen Gebieten in Deutschland findet man nach Kenntnis der Bundesregierung die meisten brütenden Vogelarten?

Erlebnis Nordsee mit Sylt und Helgoland August 2010

prognosee Auftrag der

B2 - Artenvielfalt und Landschaftsqualität

Spechte, Eulen, Rauhfußhühner und arktische Wintergäste Ornithologische Frühjahrsexkursion nach Estland Tag 1: Tag 2:

Fachdialog Windkraft Cash cow oder umweltverträgliche. Windkraftnutzung zu Lasten der Natur? Gerald Pfiffinger

Rastvogelkartierung auf dem Gelände des geplanten Gewerbegebietes Langes Feld im Jahr 2010

Regierungspräsidium Darmstadt

Rote Liste und Liste der Brutvögel des Landes Brandenburg 2008 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG

Artenschutz Belange bei Windenergie Anlagen

Moore, Taiga und baltische Küsten ornithologische Reise nach Estland

ADEBAR in Münster. Atlas Deutscher Brutvogelarten. Zwischenstand Februar 2008

Abstandsempfehlungen der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten

Italien Po-Delta Reise zu den Flamingos im Po-Delta

Archiv Aktuelle Beobachtungen: 1. Quartal 2012

Zum Erhaltungszustand der Brutvogelarten Hessens

Bearbeitung. Umweltberatung & Freilandforschung Losheim am See

Stadt Rahden. Potenzialanalyse Windenergie. Gesamträumliches Planungskonzept zur Ermittlung von Potenzialflächen für die Windenergienutzung

Birdingtoursreise Texel Ein Reisebericht von Micha Arved Neumann

Neue Brutvögel in der Grenzregion

Rote Liste gefährdeter Tiere Bayerns Grundlagen

Kartierung von auentypischen und wertgebenden Brutvögel im EU-Vogelschutzgebiet (VSG) Fuldatal zwischen Rotenburg und Niederaula im Jahr 2013

Sachlicher Teilflächennutzungsplan Windernergie. Zwischenbericht Brutvögel/Fledermäuse

Friedrichsau, Stadtpark von Ulm

rote liste brutvögel MINISTERIUM FÜR UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, ERNÄHRUNG, WEINBAU UND FORSTEN

Windkraft im Landkreis Starnberg

Windenergienutzung und Artenschutz in NRW

Fachlicher Untersuchungsrahmen zur Erfassung der Avifauna für die naturschutzrechtliche Beurteilung von geplanten Windkraftanlagen

sich das Integrierte Monitoring von Singvogelpopulationen

Reisebericht vom in die Vorpommersche Boddenlandschaft

Hessen-Liste der Arten und Lebensräume. Regionalkonferenz Südhessen zur Umsetzung der hessischen Biodiversitätsstrategie

gemeinsam FüR MEHR VogElscHuTz IM WAld Maßnahmen zum nachhaltigen schutz unserer Waldvögel

Vögel in Deutschland. Herausgeber. Kooperationspartner

Vorab-Veröffentlichung Stand

Skomer Island. Reiseleiter: 2. v.r. Dr. Jürgen Prell. Reiseziele (mit Naturguckerlinks): - Skomer Island inkl. verschiedener Bootstouren

Birdingtoursreise Texel

birdingtours Reisebericht

Vögel in Deutschland. Partner. Deutsche Ornithologen- Gesellschaft. Naturschutzbund Deutschland. Deutscher Rat für Vogelschutz

Horst Bender, Lärchenweg 10, Idstein


Durch das Ochsenmoor zum See

Torsten Ryslavy Ronald Beschow, Hartmut Haupt & Dr. Klaus Witt

Energiewende bei uns oder woanders?

Flächennutzungsplan Odenwaldkreis Teilbereich Windkraft vorläufige Flächenplanung Einschätzung des Konfliktpotenzials Vögel Teil I Brutvögel

Die Vögel in der Andechser Seachtn 2015

Lars Gaedicke, Dipl. Landschaftsökologe Dr. Frank Bergen, Dipl. Biologe

Handbuch der Vögel Mitteleuropas

- Die methodischen Grundlagen sind in der "Arbeitsanleitung zur Brutvogelkartierung M-V " beschrieben.

Landtag Brandenburg Drucksache 5/ Wahlperiode

Moorschutzprojekt Schwäbisches Donaumoos - 20 Jahre und kein Ende!?

Vogelarten-Liste ÖKO-Woche Illmitz 2010

Brutvogelkartierung auf dem Campus der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Nick Schäfer-Nolte

Rote Liste der Brutvögel Baden-Württembergs

Windkraftnutzung und Artenschutz in Hessen sind vereinbar

Frühjahrszug an der Nordadria

Windkraft Vögel Lebensräume

Zum Erhaltungszustand der Brutvogelarten Hessens

Federwild. a) Wespenbussard; b) Sperber; c) Rauhfußbussard; d) Roten Milan; e) Schwarzen Milan. 2. Zu den bodenbrütenden Greifvögeln gehört der/die

Von Hüde zur Hohen Sieben

INHALT. Waidmannssprache 37. DER NORDISCHE UND DER ALPENSCHNEEHASE Naturgeschichte 117 Jagd 119

- Gängige Fragen zum Monitoring häufiger Brutvogelarten -

Ausbau Flughafen Frankfurt Main. Gutachten G2 Verträglichkeitsstudie für FFH- und Vogelschutzgebiete

Fachliche Aspekte des Vogel- und Fledermausschutzes im Rahmen des Ausbaus der Windenergienutzung im Saarland

Kartierung der Avifauna auf dem Flughafen Gütersloh

Die Rote Liste der Brutvögel Luxemburgs 2014

Zug- und Rastvogelkartierung im Stadtgebiet Mainz. Wegzug & Heimzugperiode Auftraggeber: Landeshauptstadt Mainz Umweltamt

Artenschutzfachliche Kurzeinschätzung. Schloss Venauen

Transkript:

Rote Liste rote Zahlen Hessen im Spiegel der neuen Roten Liste gefährdeter Brutvogelarten VSW & HGON (2014) VSW: M. Werner, G. Bauschmann, M. Hormann & D. Stiefel HGON: J. Kreuziger, M. Korn & S. Stübing

Gliederung 1. Dokumentation Datenbasis Kriteriensystem Ergebnisse/Bilanz 2. Interpretation Vergleich mit alter Roten Liste Vergleich mit Erhaltungszustand 3. Ausblick

Datenbasis aktuell (~ 2010) ADEBAR Ornithol. Jahresberichte DDA-Monitoring 25 Jahre Avifauna Hessen (HGON 1993-2000) 100 Jahre Sunkel (1926, 1954), Glutz von Blotzheim u.a.

Kriteriensystem Status Bestandsgröße Langfristiger Trend (50-150 Jahre) Kurzfristiger Trend (25 Jahre) Risikofaktoren

Kriteriensystem - Status

Kriteriensystem - Bestandsgröße Häufigkeitsklasse Brutbestand Hessen (Orientierungswert) es (extrem selten) ss (sehr selten) s (selten) mh (mittelhäufig) h (häufig) geografische Restriktion: Brutbestand wegen spezieller Biotopbindung auf wenige Gebiete konzentriert oder weniger als 10 Brut- bzw. Revierpaare 11 bis 60 Brut- oder Revierpaare 61 bis 600 Brut- oder Revierpaare 601 bis 6.000 Brut- oder Revierpaare über 6.000 Brut- oder Revierpaare

Kriteriensystem Langfristiger Trend Trendangabe Beschreibung Bestandstrend < langfristig deutlicher Rückgang = langfristig stabil (mit geringen Schwankungen) > langfristig deutliche Zunahme

Kriteriensystem Kurzfristiger Trend Trendangabe Kurzfristiger Trend (25-Jahrestrend) aa Sehr starke Bestandsabnahme um mehr als 50 % a Starke Bestandsabnahme um mehr als 20 % = Stabiler Bestand oder Bestandveränderungen unter 20 % z Starke Bestandszunahme um mehr als 20 % zz Sehr starke Bestandszunahme um mehr als 50 %

Kriteriensystem - Risikofaktoren Risikofaktor Beschreibung D F N W Direkte, absehbare menschliche Einwirkungen (z.b. Habitatverluste durch Bauvorhaben; Verfolgung oder Entnahme von Individuen) Fragmentierung/Isolation. Austausch zwischen Populationen in Zukunft sehr unwahrscheinlich. Abhängigkeit von Naturschutzmaßnahmen, die langfristig nicht gesichert sind. Wiederbesiedlung aufgrund der Ausbreitungsbiologie der Art und großer Verluste des natürlichen Areals sehr erschwert (setzt die Wirksamkeit weiterer Risikofaktoren voraus).

Kriteriensystem Synopse (1) Bestandsgröße Langfristiger Trend Kurzfristiger Trend Abnahme > 50 % Abnahme > 20 % Trend ± unverändert Zunahme extrem selten: es Geografische Restriktion oder 10 Reviere / Paare < Rückgang = Trend ± unverändert > Zunahme 1 1 1 2 1 1 R R 1 1 R R

Kriteriensystem Synopse (2) Bestandsgröße Langfristiger Trend Kurzfristiger Trend Abnahme > 50 % Abnahme > 20 % Trend ± unverändert Zunahme sehr selten: ss 11-60 Reviere / Paare < Rückgang = Trend ± unverändert > Zunahme 1 1 2 3 2 3 - - 3 V - -

Ergebnisse / Bilanz (1) Gefährdungskategorien der hessischen Brutvögel 2014 12,6% 0 Ausgestorben 38,9% 18,9% 1 Vom Aussterben bedroht 2 Stark gefährdet 3 Gefährdet 3,2% R V Seit jeher selten Vorwarnliste 12,1% 5,8% 8,4% * Ungefährdet

Ergebnisse / Bilanz (2) Vogelarten mit negativer Entwicklung Artenspektrum 1 -> 0 Spießente, Birkhuhn R -> 1 Zaunammer 2 -> 1 Wiesenpieper 3 -> 2 Baumpieper, Uferschwalbe, Gartenrotschwanz V -> 2 V -> 3 * - > 3 Gelbspötter * -> V Grauspecht, Turteltaube Wespenbussard, Habicht, Kuckuck, Schleiereule, Waldohreule, Bluthänfling Rotmilan, Kleinspecht, Neuntöter, Weidenmeise, Feldschwirl, Trauerschnäpper, Goldammer

positiv 0 -> 1 Rote Liste Brutvögel Hessen 2014 Ergebnisse / Bilanz (3) Artenspektrum Fischadler, Zwergsumpfhuhn, Kleines Sumpfhuhn, Halsbandschnäpper kein BV -> R Gänsesäger, Schwarzkopfmöwe, Mantelmöwe, Heringsmöwe, Zwergohreule R -> * Mittelmeermöwe, Orpheusspötter 1 -> R Schnatterente, Kolbenente, Lachmöwe 2 -> 3 Rohrweihe 3 -> V Stockente, Weißstorch, Baumfalke, Eisvogel 3 - > * Graugans, Kormoran, Graureiher, Wanderfalke, Uhu, Raufußkauz, Türkentaube, Schwarzkehlchen, Blaukehlchen V -> * Reiherente, Haubentaucher, Schwarzmilan, Sperlingskauz, Mauersegler, Hohltaube, Schwarzspecht, Mittelspecht, Dohle, Kolkrabe, Kernbeißer, Girlitz

Ergebnisse / Bilanz (4) 49 % auf RL, zzgl. 12 % V (2006: 51 % + 17 %) Ursachen primär Verlust geeigneter Lebensräume Extremstandorte (wie 2006) Offenland (zunehmend, teils Allerweltsarten ) Wald (zunehmend, aber kaum abgebildet) Langstreckenzieher (Klima?)

1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Rote Liste Brutvögel Hessen 2014 Vergleich alte RL Anderes Kriterienschema Bestandstrend im Vordergrund (doppelt) Seltenheit sekundär (aber auf Landesebene wichtig) Kurzfristige Entwicklungen teils nicht abgebildet! 600 500 400 300 200 100 0

Vergleich Erhaltungszustand Anderes Kriterienschema Population, Habitate, Gefährdung, Zukunftsaussicht Einstufung aber auch weiche Kriterien Höhere Planungsrelevanz (Artenschutz)

Ausblick Kriterienschema teils fragwürdig, vogel- und landesspezifische Anpassungen anzustreben Parallelisierung RL und EHZ anzustreben Datenbasis gut, aber immer verbesserungswürdig Etablierung Monitoringprogramme wesentlich! Zusammenarbeit Ehrenamt und staatl. Vogelschutz Förderung des Ehrenamtes

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!