Eine Differenzierte Anreizregulierung als (alternatives) Regulierungsmodell?

Ähnliche Dokumente
Der richtige regulatorische Rahmen für die Entwicklung der Stromnetze

Theoriegeleitete Diskussion der Kapitalkostenfestsetzung bei regulierten Infrastrukturunternehmen

Projektfinanzierung bei (fluktuierenden) Erneuerbaren-Energien-Anlagen

Gestaltungsoptionen für den Schienenpersonenfernverkehr (SPFV) und Überlegungen zu deren Eignung in Deutschland

Ergebnisse des Evaluierungsprozesses der BNetzA mit Bezug zu ÜNB

Bundesweit einheitliches Netzentgelt einführen: Kosten für den Netzausbau regional fair verteilen

Anreizregulierung in der nächsten Runde: Was ist denkbar, was realisierbar?

Effizienzmessung und Regulierungsdesign

Anreizregulierung und Smart Grids wie passt das zusammen?

Social Network Marketing Wilfried Schock!1

Zum Stand der Novellierung der Anreizregulierungsverordnung

Bremen Energy Working Papers

VORLESUNG AKTUELLE PROBLEME DER WIRTSCHAFTSPOLITIK. Prof. Dr. Thomas Straubhaar. Wintersemester 2009/10

Alternative Regulierungssysteme

Geänderte Anforderungen Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze?

Der Cost-Average Effekt

Internationaler Controller Verein ev. Team 4: Andreas, Bärbel, Harald, Herwig, Katrin, Kerstin Aufbau Wissensmanagement - beispielhaft für Controller

Technische Dokumentation - Konzepte für die Energieindustrie. Rolf Schwanecke

Investitionsgerechte Anreizregulierung: wie weiter?

Transparenz in Mittel- und Niederspannungsnetzen durch intelligente Verbindung von Mess- und Sekundärdaten

Nutzerfinanzierung als nachhaltiges Finanzierungskonzept

Private Banking. Prof. Dr. Markus Rudolf (Hg.)

Effizienzvergleich österreichischer Verteilnetzbetreiber

Institutionelle Lösungen für die Finanzierung der Bundesfernstraßen:

Investitionsanreize und Qualitätsregulierung

Aktuelle Netzregulierung

Anreiz- oder Hemmniswirkungen des regulatorischen Rahmens für Erweiterungsinvestitionen der Stromübertragungsnetze

Technische Umsetzung eines Modells zur Quantifizierung operationeller Risiken. 13. Juni 2013 Marion Hoffstetter

Investitionen in die deutsche Energiewende

Klausur zum Bachelor-Basismodul Investition, Finanzierung und Kapitalmarkt Teil 1 Sommersemester 2011 (30 min)

AMM-Bescheinigung von BNF, Universität Bern (PvB) Oktober 2013

Intelligente Netze. Expertenworkshop Energie Ergebnisse. Berlin, November 2013

Leistungsfähigkeit und Effizienz von Gesundheitssystemen: Prof. Dr. Gebhard Kirchgässner Berit Gerritzen, M.A.

Partizipation in Mikrokrankenversicherungen

Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge OAK BV TER-Kosten als Mass für hohe Renditen?

Alternative Modelle für die Organisation und die Finanzierung des Ausbaus der Stromübertragungsnetze in Deutschland

Bundesminister für Wirtschaft und Energie Herr Sigmar Gabriel Berlin. Berlin, 29. Februar 2016

Wie sichern wir die Versorgungssicherheit?

Energie-Contracting als Instrument zur Steigerung der Energieeffizienz in Industrie- und Gewerbegebieten

Die Herausforderungen in der Umsetzung der Energieeffizienz in Deutschland

Gas in der europäischen Netzplanung. 6. EUM-Fachtagung Eva Klotz Prognos AG Flensburg,

Inhaltsverzeichnis. Vorwort...XV

Weshalb eine Ausbildung zum Stress- und Burnout-Berater?

How- to. E- Mail- Marketing How- to. Anrede personalisieren. Ihr Kontakt zur Inxmail Academy

Weshalb eine Ausbildung zum Stress- und Burnout-Berater?

Mögliche Rollen im Zusammenspiel von Smart Home / Smart Metering und Smart Grid für Elektroinstallateure MSB/MDL und Verteilnetzbetreibern

Advertiser Praxis Data Driven Display aus Sicht eines Werbetreibenden Ein (sehr subjektives!) Update. Dr. Florian Heinemann Hamburg, 20.

Migration technische Berechnungen. GORBIT GmbH. Ihr Partner in allen Phasen Ihrer IT-Projekte und Ihrem Software Life Cycle. GORBIT - Ihr IT Partner

Netzregulierung Strom: mehr als die Verbändevereinbarung

Direktverkauf selbst erzeugten Stroms/selbst erzeugter Wärme an Mieter und Nachbarn

Aktuelle Erfahrungen mit Nutzwertanalysen in der Praxis

Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung und die Rolle der Innovationstrategie für intelligente Spezialisierung

Die Auswirkungen der Energiewende auf Bau und Betrieb des Verteilnetzes

acatech DEUTSCHE AKADEMIE DER TECHNIKWISSENSCHAFTEN Das Projekt Future Energy Grid (FEG)

Erneuerbarer Strom in Österreich als Wirtschaftsfaktor

BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH

Das Verhältnis zwischen Wettbewerbsrecht und Regulierungsrecht

INTENSE AG unser Angebot zur Zusammenarbeit

Teil A: Verteilungsnetzautomatisierung im Smart Grid Teil B: Künftige Geschäftsmodelle für Verteilungsnetzbetreiber im Smart Grid der Zukunft

Anreizregulierung und dann?

Time To Market. Eine Plattform für alle Anforderungen. Lokale Betreuung (existierende Verträge und Vertragspartner, ) Kosten

Experimente zu Anreiz- und Koordinationsmechanismen Prof. Dr. Stephan Lengsfeld Florian Fiedler, Marco Gathmann, Christian Graewe, Johannes

Anleitung zur Online-Bewerbung für die Lehramtsstudiengänge

Security-Webinar. Februar Dr. Christopher Kunz, filoo GmbH

Kooperation zwischen Universität Bern und SBB Praxisbeispiel MAS General Management

VerNetzen. Präsentation 12. BMBF-Forum für Nachhaltigkeit Melanie Degel. Netzwerk2_by_dagmar zechel_pixelio

Führungstraining und Personalmanagement vorgestellt von der deutschen training

Wie funktioniert die SATW? Treffen der Themenplattformleitenden vom

Wie hoch ist die Halbwertszeit eines IT Leistungsträgers in der Industrie?

Generated by Foxit PDF Creator Foxit Software

RÜCKABWICKLUNG 19 STROMNEV. Vorschlag zur Umsetzung für die Jahre 2012 und 2013 beginnend im Jahr 2014

Energetic Solutions & IEA DSM Task XVI Competitive Energy Services

Europas Energiewende: Alle sitzen in einem Boot, aber rudern alle in die gleiche Richtung? Matthias Dürr, RWE AG Brüssel, 27.

Der Private Investor Test in der Praxis 14. Berliner Gesprächskreis

Roundtable DerTreasurer. Karrierewege im Treasury: hoch hinaus, aber wie? treasury executives 53 gmbh Stadthausbrücke 1-3, hamburg

NACHHALTIGKEIT DURCH KOLLABORATION - ENERGIEVERSORGER TRIFFT RECHENZENTRUM

Geschäftsmodelle im Asset Management Was sind die Erfolgsfaktoren?

Gesamtwirtschaftliche Aspekte von Auskunfts- und Mehrwertdiensten in Deutschland

Online Banking. Nutzung von Online Banking. Ergebnisse repräsentativer Meinungsumfragen im Auftrag des Bankenverbandes April 2011

vom Artikel II Übergangsbestimmungen

Wachstumsmotor IT! Vorstellung der IDC Marktstudie. future thinking Der RZ-Kongress April 2015

9. INVESTMENT FORUM Frankfurt

STEUERRECHTLICHE ANFORDERUNGEN IN DEUTSCHLAND

Bericht nach 77 Abs.1 Nr. 2 EEG EEG-Einspeisungen im Jahr 2014

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) Büro- und Verwaltungsgebäude. Standortmerkmale Standortmerkmale Risiken am Mikrostandort BNB_BN

Dienstleisterkennungen totgesagt und doch lebendig

SEMINAR KOMMUNALES FLOTTENMANAGEMENT. Emissionsarme Mobilität in Kommunen

Lehrprogramm des Fachgebietes Banken und Finanzierung (BuF)

8. Optimale Krankenversicherungsverträge

Marktöffnungsmodelle im Elektrizitätsbereich

Entwicklung und Evaluation von neuen Standardlastprofilen für Haushaltskunden

Die derzeitige Entwicklung der Banken und ihre Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft

Der Schwerpunkt Finance & Accounting wird von vier Lehrstühlen getragen. Schwerpunkt Finance & Accounting

Die Zukunft des Strommarktes

Vergleich Angebote West/NEW und SWK

Müssen wir alle Evaluatoren werden? Professionalisierung zu M&E in der öffentlichen Verwaltung Costa Ricas

NanoDialog Chancen und Risiken von Nanomaterialien. Dr. habil. Uwe Lahl Ministerialdirektor im BMU

Evaluation politischer Institutionen als Beitrag zur Politikberatung Erfahrungen aus Costa Rica

Herzlich Willkommen. Maßnahmen, Anreizsysteme und Kommunikation- Meilensteine auf dem Weg zum BGM

Transkript:

Berlin Seminar on Energy and Climate: Stromverteilnetze und Energiewende - Bedeutung der zukünftigen (Anreiz-)Regulierung Berlin, 12. Februar 2013 Eine Differenzierte Anreizregulierung als (alternatives) Regulierungsmodell? Eine Analyse mit Bezug zu ÜNB und VNB auf Basis der Institutionenökonomik Prof. Dr. Technische Universität Berlin, Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP), Arbeitsgruppe Infrastrukturökonomie und -management Dieser Vortrag basiert auf gemeinsamen Forschungsarbeiten mit Dr. Jan Peter Klatt, Ann-Katrin Lenz, Nils Bieschke und Albert Hoffrichter. - 1 -

Grundlagen Analysegegenstand Keine Diskussion des konkreten Ausbaubedarfs der Elektrizitätsnetze Regulierung & Kapitalbereitstellung ( Finanzierung ) Zielsystem Wohlfahrtsperspektive und / oder Nachfragerperspektive? Beurteilung der Regulierung anhand des Zielsystems Im Folgenden Fokus eher auf Nachfragerperspektive Analysebasis Neue Institutionenökonomik Internationale Erfahrungen im Stromsektor sowie in anderen Sektoren - 2 -

Theoriebasierte Analyse von Regulierungsansätzen (1/2) Charakteristika Beurteilung Praxis Vergütungsniveau basiert auf beobachteten Kosten Risikozuordnung an Nachfrager (-) Fehlende Effizienzanreize (+) Niedrige Kapitalkosten Ergänzung um Kostenprüfung und Möglichkeit der Nicht- Anerkennung von Kosten StromNEV Kostenzuschlagsregulierung TOTEX- Anreizregulierung Charakteristika Beurteilung Praxis Herausforderung: Vergütungsniveau wird möglichst unabhängig von unternehmensindividuellen Kosten festgesetzt Vollständige Risikozuordnung an Unternehmen (?+) Übergreifende Anreizsetzung (Kaum erfüllbare) Voraussetzung: glaubwürdige Commitments zur langfristigen Aufrechterhaltung des Anreizsystems bzw. periodische Bewertung der Substanzqualität (-) Methodische Probleme hohe Sicherheitsaufschläge / Puffer (-) Erhöhte Kapitalkosten durch Übertragung von Kostenrisiko sowie hohem regulatorischen Risiko (-) Zeitverzugsproblem im dynamischen Netz (-) Gefahr des Rückgangs der Substanzqualität Variante einer TOTEX-Anreizregulierung in D: (-) Sperrklinkeneffekt, (+) Reduktion der Relevanz methodischer Probleme, - 3 -

Theoriebasierte Analyse von Regulierungsansätzen (2/2) Differenzierte Anreizregulierung Charakteristika Beurteilung Einführung einer Regulated Asset Base (RAB) Differenzierte Risikozuordnung OPEX, CAPEX an Unternehmen RAB an Nachfrager Festsetzung des Vergütungsniveaus OPEX: möglichst unabhängig von angefallenen Kosten CAPEX: Kostenorientierte ex-ante Prüfung (der Notwendigkeit und) der vom Unt. geforderten Kosten einer Investition; Festlegung eines Fest- oder Zielpreises ggf. Differenzierung der Intensität der Prüfung RAB: nahezu risikolose Verzinsung möglich (+) Beseitigung vieler Defizite der TOTEX-Anreizregulierung Kein Zeitverzugsproblem durch ex-ante Genehmigung Kein Commitment-Problem durch RAB absolut geringere Kapitalkosten durch geringeres regulatorisches Risiko und sichere RAB (-) Definition der OPEX-CAPEX-Schnittstelle notwendig (-) (Input-orientierter) Know-how-Aufbau beim Regulierer erforderlich - 4 -

Reformbedarf bei der deutschen Anreizregulierung und Frage der Kapitalherkunft / Eigentümerschaft ARegV in 2012 Variante einer TOTEX-Anreizregulierung Bei manchen Kostenpositionen hohe Sicherheitspuffer eingebaut, zum Teil aber auch schwer nachvollziehbare partielle Nichtberücksichtigung von Kosten Ü-Netz(e) On-Shore Vorteile bei einem Wechsel auf Differenzierte Anreizregulierung zu erwarten Kapitalbereitstellung könnte im Übrigen unproblematisch weitgehend durch öffentliche Hand erfolgen Reformbedarf Ü-Netz(e) Off-Shore Ebenfalls Wechselvorteile zu erwarten (siehe On-Shore) Risikoallokation zwischen Anlagenhersteller ÜNB Konsumenten im Kontext neuer Technologien Kapitalbereitstellungsproblem durch Regulierungsreform vermutlich deutlich reduziert, zusätzliche Kapitalbereitstellung ansonsten weitgehend durch öffentliche Hand Lizenzentzug als Sanktionsmaßnahme V-Netze?? Umstieg auf Differenzierte Anreizregulierung wohl vor allem bei großen Unternehmen vorteilhaft Stärkere Differenzierung der Regulierung prüfen (z.b. in Abhängigkeit von Größe, Netzebene, Eigentümerschaft) Einbezug von lokalem Know-how bei Regulierung prüfen - 5 -

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontaktdaten : tb@wip.tu-berlin.de, Tel.nr. 030-314-23243 / 0163-8479465 Ann-Katrin Lenz: akl@wip.tu-berlin.de, Tel.nr. 030-314-78826 Nils Bieschke: nb@wip.tu-berlin.de, Tel.nr. 030-314-78506 Jan Peter Klatt: jpk@wip.tu-berlin.de, Tel.nr. 030-314-28906 www.wip.tu-berlin.de - 6 -