National Model United Nations Abschlussbericht 2014 Universität Heidelberg

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Transkript:

National Model United Nations Abschlussbericht 2014 Universität Heidelberg New York 7. 18. April 2014

Inhaltsverzeichnis 1. Was ist National Model United Nations?... 2 2. Grußwort... 3 3. Teilnehmer und ihre Erfahrungen... 4 a) Delegierte... 4 b) Projektleitung... 17 4. Vorbereitung... 20 a) Vorbereitung vor Ort Sessions... 20 b) Hohenheim Castle Model United Nations... 21 c ) Tübingen Model United Nations... 23 d) Beispiel eines Position Papers... 24 5. NMUN 2014 New York... 26 a) Studyprogramme... 26 aa) Besuch der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen... 26 bb) Besuch der Fordham Law School... 27 cc) Besuch der Kanzlei Baker & McKenzie... 28 b) Die Konferenz... 29 aa) Bericht der einzelnen Komitees... 29 bb) Ergebnis der Konferenz in Bilden... 37 6. Ausblick... 40-1 -

1. Was ist National Model United Nations? Die Tradition der Simulation eines internationalen Zusammenschlusses von Staaten reicht in Form der Model League of Nations zurück bis in die 1920er Jahre. Und auch dessen historischer Nachfolger wurde bereits ein Jahr nach dessen Gründung im Jahr 1949 Gegenstand einer eigenen Simulation in New York. Ebendiese Simulation der Vereinten Nationen in New York steht zudem nicht nur in einem räumlichen und inhaltlichen Zusammenhang mit dessen Vorbild, sondern wird auch von der dem UN Department of Public Information angehörenden National Collegiate Conference Association (NCCA) unterstützt. Während der fünftägigen Konferenz in New York, vertritt die studentische Delegation einer Universität, gleich einem Botschafter, eines der 193 UN-Mitgliedstaaten oder eine Nichtregierungsorganisation (NGO) in den verschiedenen Komitees. Zu diesem Zweck werden in wirklichkeitsgetreu simulierten Komitees von über 5000 Teilnehmern innovative Lösungsansätze für die den Zeitgeist prägenden Fragen diskutiert. Hierzu erfordert es Diplomatie, Überzeugungskraft und der Kenntnis des genauen Verhandlungsverfahrens, sodass als Krönung des Verhandlungsmarathons die Abstimmung über eine möglichst wirkungsvolle Resolution im Hauptquartier der Vereinten Nationen stattfinden kann. Die Arbeit in den Komitees hat aktuelle politische und gesellschaftliche Themen zum Gegenstand, wie beispielsweise die Eindämmung der Proliferation von Massenvernichtungswaffen, die nachhaltige Erzeugung von Biokraftstoffen in Entwicklungsländern, die Kapazitäten einer Zivilgesellschaft bei der Eindämmung der Folgen eines bewaffneten Konflikts, das immer schwelende Thema der Nahrungsmittelsicherheit sowie Lösungsansätze gegen alle Formen der Gewalt gegen Frauen. Die studentischen Delegierten haben die Aufgabe, in den verschiedenen Komitees die Interessen ihres Landes bestmöglich zu vertreten, wofür eine intensive Beschäftigung insbesondere mit der Kultur und den außenpolitischen Zielen des jeweiligen Landes notwendig ist. Eine besondere Herausforderung für deutsche Studenten stellt dabei die englische Arbeitssprache dar. Die Studenten müssen mit verhandlungssicherem Englisch und ausgefeilten rhetorischen Fähigkeiten auftreten, um sowohl mit Muttersprachlern als auch Studenten aus aller Welt in diplomatischen Dialog treten können. Während der Konferenz ist das Entwerfen von Resolutionen besonders arbeitsintensiv. Damit die Resolution erfolgen hat, ist es notwendig, durch das Finden von Kooperationspartnern und Gleichgesinnten, Mehrheiten zu organisieren. Unabdingbare Voraussetzung hierfür ist die Beherrschung von formellen und informellen Verhandlungsstrategien, sowie der offene Dialog mit einer Vielzahl von potentiellen Kooperationspartnern. - 2 -

Im Zuge dieses Prozesses findet ein intensiver kultureller Austausch unter den Studenten statt. Dadurch werden nicht nur interkulturelle Kompetenzen auf diplomatischer, sondern auch auf persönlicher Ebene gefördert. Darüber hinaus wird die Fähigkeit zur Kooperation, zum Verständnis der Probleme anderer und die Darstellungsfähigkeit der eigenen Interessen gestärkt. (Philipp Adelberg und María Schwab) 2. Grußwort Aus den Anfängen ist Kontinuität geworden. Die Teilnahme einer Heidelberger Delegation am National Model United Nations (NMUN) ist mittlerweile fester Bestandteil des Fakultätslebens geworden. Dieses Jahr mit der besonderen Herausforderung konfrontiert, die nordkoreanische Delegation zu repräsentieren, haben die Mitglieder der Delegation die damit verbundenen Anforderungen angenommen und ins Positive wenden können, so dass auch diese Teilnahme nicht nur persönlich und fachlich bereichernd war, sondern auch mit verschiedenen Auszeichnungen bedacht wurde. Dies zeigt, dass das Grundanliegen des NMUN, allgemein das Verständnis für die internationale Diplomatie und das Völkerrecht zu pflegen und zu befördern uns speziell Funktionsweise und Bedeutung der Vereinten Nationen und ihrer Einrichtungen zu verdeutlichen, erfolgreich wahrgenommen wurde. Den Tagen in New York ging eine sehr intensive Vorbereitung voraus, die von einem vorbildlichen Engagement getragen wurde, und die der Schlüssel zum wiederholten Gelingen eines team building war. Der Einsatz der Teammitglieder soll aber nicht allein als persönlichen und fachlichen Erkenntnisgewinn bringen, sondern zugleich ein Beitrag sein auf dem Weg zu einer zivilisierten und funktionierenden Weltgemeinschaft. Vor diesem Hintergrund gratuliere ich dem Team 2014 besonders zu seinen Erfahrungen und Erfolgen. Aus Kontinuität kann Tradition erwachsen zu diesem Vorhaben sowie den künftigen Teilnahmen der Heidelberger Delegation wünsche ich alles Gute! Prof. Dr. Bernd Grzeszick, LL.M. (Schrimherr von NMUN Heidelberg) - 3 -

3. Teilnehmer und ihre Erfahrungen a) Delegierte Lasse Burmeister Eine Woche lang Nordkorea Für eine Woche durfte ich in die Rolle eines nordkoreanischen Diplomaten bei National Model United Nation NYC 2014 schlüpfen. Zunächst war es generell eine sehr gute Erfahrung, sich im Rahmen der Vorbereitungsphase genauer mit der Institution UN den Verfahrensabläufen und der eigenen Länderposition auseinanderzusetzen. Das Ganze dann am eigenen Leib zu erfahren, hat mich fachlich wie auch menschlich weitergebracht. An meine Grenze musste ich z.b. gehen, als uns vom Vorsitzenden der Konferenz (Chair) die Aufgabe zugeteilt wurde, die von uns ausgearbeiteten Working Paper, zu einer großen Draft Resolution zusammenzufügen. Mit über 50 Delegaten entwickelte sich so ein schnelles Wetteifern um die Sicherung der eigenen Positionen, wobei ich als Delegierter Nordkoreas in puncto Konsensbildung anfangs einen eher schweren Stand hatte. Weitergebracht hat mich dies im Nachhinein insofern, dass mir noch einmal deutlich wurde, dass man gerade bei Verhandlungen mit mehreren Partnern ein hinreichend starkes Netzwerk im Rücken haben muss, auf dessen vorkonsensuale Vereinbarungen man sich stützen kann. So gelang es dann auch, zumindest einige unsere Forderungen zu integrieren. Weiterhin war gerade das Vertreten Nordkoreas eine tolle Erfahrung. Es versetzte mich in die Lage, die Grenzen meiner eigenen Argumentationsfähigkeit zu testen und damit selbst solche Länder zu überzeugen, mit denen zuvor eine Kooperation undenkbar gewesen wäre (z.b. Südkorea). Hervorzuheben ist natürlich auch noch die tolle Atmosphäre um NMUN herum. Es war schön, sich mit so vielen Menschen aus der ganzen Welt auf die Arbeit im Komitee vorzubereiten, New York zu erkunden und Freundschaften zu schließen. Ich würde jedem, der Interesse an der UN und internationaler Politik hat eine Teilnahme an NMUN empfehlen. - 4 -

Jonas Drögemüller Glücklich aber geschafft! Mit diesem Gefühl begab sich unsere Delegation auf die Heimreise zurück aus der Weltmetropole New York in das beschauliche Heidelberg. Erst langsam realisierte ich, dass das Kapitel National Model United Nations 2014 damit sein Ende findet. Und während die Skyline des Big Apple hinter uns verschwand und sich die Weite des Atlantiks vor uns auftat, ließ ich das vergangene halbe Jahr gedanklich Revue passieren. Angefangen hatte alles mit dem ersten Zusammentreffen unserer neuen Delegation im Oktober 2013. Ein bunt gemischter Haufen von sechzehn Heidelberger Jura-Studenten aller Semesterstufen, geeint in dem Ziel, an der weltgrößten Simulation der Vereinten Nationen erfolgreich teilzunehmen. Welche Herausforderungen uns dabei erwarteten, wurde allen spätestens mit der Bekanntgabe unseres zu vertreten Landes bewusst: Nordkorea. Wahrlich kein Sympathieträger; im Gegenteil. Es gibt nur wenige Länder, die in den letzten Jahren derart im Fokus der Weltöffentlichkeit standen und dabei üblicherweise mit Diktatur, Unterdrückung, Provokation oder Abschottung assoziiert wurden die Negativliste ließe sich fortführen. Unsere Aufgabe bestand nun darin, die innen- und außenpolitischen Interessen Nordkoreas gegenüber ausländischen Staaten zu vertreten und auf diplomatischem Wege durchzusetzen. Bereits die Vorbereitung auf die jeweiligen Komitee-Themen, wie Recherchearbeiten oder die Formulierung der Position Paper, gestaltete sich angesichts der dünnen Informations- und Datenlage schwierig. Während der Konferenz selbst galt es dann die Gradwanderung zwischen einem glaubwürdigen staying in character und einer produktiven Mitgestaltung zu meistern. Das Zweite Komitee der Generalversammlung, dem Lukas und ich angehörten, suchte nach umfassenden Lösungsansätzen für die weltweite Gewährleistung von Nahrungsmittelsicherheit. Als Vertreter eines Staates, der in den 1990er-Jahren von schwersten Hungernöten betroffen war und in dem aktuell sechs Millionen Menschen von Hunger bedroht sind, lag dieses Thema uns besonders am Herzen, weshalb wir uns leidenschaftlich an den intensiven Diskussion mit anderen Delegierten beteiligten. Durch den Zusammenschluss mit Entwicklungsländern sowie aufstrebenden Volkswirtschaften, wie China oder Südafrika, konnten wir den Interessen Nord Koreas Gehör verschaffen. Daneben konnten wir eine Vielzahl netter Bekanntschaften zu Studenten aus allen Teilen der Welt machen. Alles in allem war die Teilnahme an NMUN 2014 sowie die Vorbereitungsphase in Heidelberg eine einzigartige erlebnisreiche Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Daher wünsche ich allen kommenden Heidelberger Delegationen, dass sie ebenso unvergessliche Eindrücke sammeln werden, wie wir dies getan haben. - 5 -

Lennart Gau Bevor ich an NMUN in New York teilnahm, hatte ich bereits neun UN-Simulationen besucht. AN NMUN als einer der größten und internationalsten UN-Simulationen hatte ich allerdings hohe Erwartungen. Zugleich befürchtete ich, dass es in einem Komitee mit nahezu 400 Delegierten (General Assembly 1, Disarmament Committee) chaotisch werden würde und dass meine Komitee-Partnerin und ich als Repräsentanten der Demokratischen Volksrepublik Korea in einem Komitee, das sich mit Entwaffnung befasst, isoliert sein würden. Jedoch bewahrheitete sich die Befürchtung nicht, stattdessen wurden meine Erwartungen übertroffen. Alle Delegierten zeigten sich an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert. Zwar war es beim Ausarbeiten der Resolutionen zu Beginn schwierig, die Position der Demokratischen Volksrepublik Korea einzubringen, doch überraschten die anderen Delegierten mit Kompromissvorschlägen, um möglichst allen Staaten die Unterstützung einer Resolution auch bei strittigen Themen zu ermöglichen. Dieses ergebnis- und konsensorientierte Arbeiten habe ich sehr geschätzt. Während der Diskussionen fand ich es zwar schade, dass es in einem Komitee mit 400 Delegierten kaum möglich war, mehrere Reden zu halten. Umso beeindruckender empfand ich jedoch die Gelegenheit, vor diesem großen Komitee zu sprechen und authentisch die Position der Demokratischen Volksrepublik zu vertreten. Während der Simulation wurde mir deutlich, dass sich die Vereinten Nationen durch weltumspannende Völkerverständigung und eine große Kompromissbereitschaft auszeichnen, die oft nur dem kleinsten gemeinsamen Nenner entsprechen. Daher sehe ich die Teilnahme an NMUN als eine in jeder Hinsicht einzigartige Erfahrung an, die den großen Vorbereitungsaufwand mehr als gelohnt hat. Durch die Simulation ist in mir der Wunsch gewachsen, mich auch in Zukunft mit völkerrechtlichen Themen im Allgemeinen und der Entwicklung der Vereinten Nationen im Besonderen zu befassen. - 6 -

Philipp Haubold Nachdem wir alle die Auswahlgespräche erfolgreich absolviert hatten, konnten wir als die Heidelberger NMUN-Gruppe endlich unsere Arbeit aufnehmen. Bereits ein halbes Jahr vor unseren großen Auftritten in New York trafen wir uns wöchentlich, um unsere rhetorischen und NMUN-spezifischen Kenntnisse zu schulen. Wir übten die wichtigen rules of procedure, simulierten MUNs und stellten uns unseren Mitstreitern bei UN-Simulationen in Hohenheim und Tübingen. Bereits dort zeichnete sich ab, dass wir eine gut aufgestellte Gruppe waren und das Potential für einen Preis bei MNUN hatten. Endlich angekommen in der Stadt, die niemals schläft, stimmten wir uns mit Besuchen bei der deutschen Botschaft und der Großkanzlei Baker&McKenzie auf das business life in New York ein. Besonders bei der Deutschen Ständigen Vertretung konnten wir uns über das durchaus widersprüchliche diplomatische Verhalten unseres zu repräsentierenden Landes, Nordkorea, vergewissern. Am ersten Tag in den Konferenzräumen des Hilton Hotels waren wir alle bemüht unseren sehr forsch agierenden amerikanischen Kommilitonen unsere Argumente entgegenzuhalten und uns der Atmosphäre von NMUN anzupassen. Bereits am nächsten Morgen konnten wir mit vielen Motions (Anträgen auftrumpfen und fanden uns in diversen Arbeitsgruppen wieder. Ich persönlich war besonders von der guten Zusammenarbeit mit meiner Komitee- Partnerin begeistert, denn wir wurden vom gesamten Komitee als ein einheitlich agierendes Nordkorea wahrgenommen und geschätzt. In dem Maße wie die MUN zeitlich voranschritt, nahm auch die Arbeitsintensität zu. Beim Merging (Zusammenschluss mehrerer Working Paper) mussten wir darauf achten, dass unsere inhaltlichen Forderungen beibehalten und wir unsere Sponsorenpositionen nicht verloren. Als über alle Draft Resolutions abgestimmt war und wir uns aufgrund von Renovierungsarbeiten in den provisorischen UN-Räumen befanden, durften wir uns über die Auszeichnung der Distinguished Delegation freuen. Mit mehr diplomatischem Feingefühl und einem Koffer voller Erfahrungen, konnten wir so zufrieden und glücklich die Heimreise antreten. - 7 -

Julia Hoffmann Die Freude war groß als ich die Zusage für die Teilnahme an National Model United Nations 2014, in der Delegation Heidelbergs, erhielt. Im April 2014 nahm ich mit 13 anderen Kommilitonen an der wohl realistischen Simulationskonferenz der Vereinten Nationen in New York teil. Ich machte die einzigartige Erfahrung einmal als Delegierte im Saal der UN-Hauptversammlung zu sitzen, hautnah an der tatsächlichen Arbeit der Vereinten Nationen. 28. Oktober 2013. Gespannt erwartete ich das erste gemeinsame Treffen mit der Delegation. Denn heute würde ich nicht nur die Kommilitonen treffen, mit denen ich mich im kommenden halben Jahr auf die Konferenz vorbereiten würde, sondern auch erfahren, welches Land ich in New York repräsentieren würde. Gespannt wartete ich auf die Verkündung durch den Vorsitz. Dieser spielte die Nationalhymne an. Es folgte eine ratlose Stille, die plötzlich durch einen Aufschrei unterbrochen wurde- Nordkorea! Zunächst war die Freude groß ein Land zu vertreten, dessen politisches System und Positionen sich so von den eigenen unterscheiden. Nordkorea, das Land, das mit seinem egozentrischen Verhalten auf dem internationalen Parkett die Blicke der ganzen Welt auf sich zog und in den vergangenen Monaten hitzige Debatten der internationalen Gemeinschaft heraufbeschworen hatte. Zunächst amüsiert von der Vorstellung einen provokanten und kompromisslosen Kim Jong-Un zu spielen, wurde uns während der kommenden Treffen klar: Nordkorea zu vertreten wird eine große Herausforderung. Denn die Informationsbeschaffung stellte sich aufgrund der schwammiger Außenpolitik als sehr schwierig heraus. Gemeinsam analysierten wir die außenpolitischen Ziele des Landes und suchten nach den wenigen Verbündeten, die das politische Handeln eines die Grundprinzipien der UN Charta verletzenden Staates stützen würden. Wir machten uns mit dem Ablauf einer Konferenz vertraut, simulierten zahlreiche Sitzungen um die Geschäftsordnung zu verinnerlichen und entwickelten Strategien, um in der Debatte über die Resolutionsentwürfe zu überzeugen. Jede Woche bereiteten wir dazu einige Reden und Vorträge vor. Besonders gewinnbringend für jeden von uns war auch das intensive Rhetoriktraining, das wir vom Vorsitz erhielten. Auf Englisch zu debattieren stellte für mich grundsätzlich nie ein Problem dar, aber ich merkte schnell, dass ich noch einiges dazu lernen musste, um mich als Delegierte richtig und gezielt auszudrücken und gute Reden ohne viel Vorbereitungszeit halten zu können. Das Training befähigte mich innerhalb kürzester Zeit inhaltlich und sprachlich hochwertige Reden zu halten und brachte meine Englischkenntnisse auf eine neue Stufe. Nach kurzer Zeit folgte die Wahl der Gremien in denen wir Nordkorea zu vertreten wünschten. Zu meiner großen Freude wurde ich der UN Industrial Development Organization zugeteilt. Da Nordkorea stets um industrielle Entwicklung bemüht ist und diesbezüglich weniger extreme Positionen vertritt, erhoffte ich mir in diesem Gremium bei der Resolutionsausarbeitung eine führende Rolle einzunehmen, ohne von anderen Ländern isoliert zu werden. Zusammen mit meinem Komitee-Partner Philipp Haubold, der mir vom Vorsitz zugeteilt wurde, begann ich mich auf die Gremienthemen vorzubereiten und an unserem Positionspapier zu arbeiten. In zahlreichen - 8 -

Nachtschichten arbeiteten wir an Reden und einem Konferenzkonzept. Dass sich die harte Arbeit gelohnt hatte zeigte sich bei unserer Teilnahme an HCMUN und TübingenMUN, die wir mit Auszeichnungen verließen. Die intensive Vorbereitungsphase ließ uns auch als Team zusammenwachsen. Kommilitonen aus den verschiedenen Semestern und Freundeskreisen, mit denen ich vorher nie ein Wort gewechselt hatte, waren nun Teil eines bunt gemischten neuen Freundeskreises. Und wir alle konnten es kaum erwarten als geschlossene Delegation in New York zu überzeugen. 7.04.2014: Ankunft in New York. Bevor die Konferenz begann, stand neben weiterer inhaltlicher Vorbereitung und der Erkundung New Yorks, der Besuch bei der Großkanzlei Baker&McKenzie und ein Vortrag des Pressesprechers der Deutschen Ständigen Vertretung auf dem Programm. Bei Baker&McKenzie bekamen wir die einzigartige Möglichkeit für einen Moment in die aufregende Welt einer Großkanzlei einzutauchen. Im Hinblick auf meine beruflichen Ziele, war der Besuch des deutschen Hauses ein ganz besonderes Erlebnis für mich, der mein Interesse am diplomatischen Dienst einmal mehr aufflammen ließ. Die Konferenztage waren ein einzigartiges Erlebnis. Fünf Tage lang waren wir nicht mehr als Touristen in New York, sondern als Delegierte der Vereinten Nationen und damit Teil der pulsierenden Arbeitswelt der Stadt. Wir arbeiteten oft bis tief in die Nacht an unseren Papieren, arrangierten Treffen mit den wichtigsten Verbündeten, führten hitzige Debatten und waren schließlich Sponsoren von fünf Resolutionen. Während der Konferenz knüpfte ich viele neue Kontakte mit Teilnehmern aus der ganzen Welt. Während der gesamten Zeit fieberte ich besonders der Abschlusszeremonie im UN Hauptgebäude entgegen, die mit der Auszeichnung als Distinguished Delegation den krönenden Abschluss eines der aufregendsten und gewinnbringendsten Projekte darstellte, an denen ich teilgenommen habe. Ich erweiterte meinen Horizont für internationale Politik, bekam eine völlig neue Sicht auf die Außenpolitik anderer Staaten, baute meine rhetorischen Fähigkeiten aus und knüpfte viele neue Freundschaften. NMUN 2014 hat alle meine Erwartungen erfüllt und ich schätze mich glücklich an dem Projekt teilgenommen zu haben. Martin Juhasz Der Grund meiner Bewerbung für NMUN war der Wunsch, an einer der größten Simulationen einer UN Vollversammlung teilzunehmen. Ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt noch schwer vorstellen, was es bedeutet ein Land als Delegierter bei den Vereinten Nationen zu vertreten, war jedoch fest entschlossen an diesem einmaligen Projekt teilzunehmen. Nach einer langen und intensiven Zeit der Vorbereitung und einer viel zu kurzen Zeit in New York schaue ich nunmehr zurück auf das Projekt und muss sagen, ich würde jederzeit wieder teilnehmen! Es war eine einmalige Erfahrung mit über 2.500 Menschen gemeinsam in New York zu arbeiten, sich auszutauschen und den sogenannten Spirit der Ver- - 9 -

einten Nationen zu erleben. Die Vielzahl der Eindrücke macht es schwer das Erlebnis NMUN in Worte zu fassen. Neben unschätzbaren persönlichen Eindrücken war es ein unbeschreibliches Gefühl in die Arbeitsweise der Vereinten Nationen einzutauchen und dabei Teil des aktuellen Weltgeschehens zu werden. Dabei hat mir NMUN die Möglichkeit eröffnet, mich sowohl fachlich als auch sprachlich weiterzuentwickeln und Menschen aus aller Welt kennenzulernen. Ich bin daher den Förderern und insbesondere der Projektleitung überaus dankbar für ihr Engagement und den unermüdlichen Einsatz für das Projekt und hoffe, dass auch nach uns noch viele Studenten die Möglichkeit haben diese Chance wahrzunehmen. Florian Kowalik Im hohen (mit Blick auf den Team-Durchschnitt fast biblisch hohen) Alter von 24 Jahren durfte ich mein für begeisterte MUN ler durchaus spätes Debut auf dem Parkett der studentischen UN-Simulation (MUN) geben. Und das dann gleich als Teil der aufgrund ihrer glanzvollen Vergangenheit berühmt berüchtigten und unablässig unter selbst auferlegtem Erfolgsdruck stehenden Heidelberger Delegation bei der weltweit größten und prestigeträchtigsten Veranstaltung ihrer Art- dem National Model United Nations in New York City! Ein Debut auf internationalem Parkett also, und auf sehr edlem noch dazu. Natürlich könnte ich die verbleibenden Zeilen mit Lobpreisungen über die Konferenz und wortgewaltigen Beschreibungen des in New York gehobenen aber bereits während des gesamten Vorbereitungssemesters Schritt für Schritt ausgegrabenen Erfahrungsschatzes füllen. Aber das versteht sich, wie jeder auch nur in Grundzügen informierte Leser bereits erahnen wird, von selbst. Stattdessen möchte ich mit den letzten Zeilen noch etwas bewirken, was sich mit Hemmschwellensenkung zwar sprachlich holprig aber inhaltlich hoffentlich zutreffend umschreiben lässt. Ich kann nämlich denjenigen Interessenten als Mutmacher dienen, die wie ich damals über keinerlei nennenswerte Erfahrung mit derartigen Simulationen im Besonderen und gar dem Völkerrecht im Allgemeinen verfügen. Mehr als im Vorbeigehen aus Tagesschau und Tageszeitung aufgegriffenes Rudimentärwissen in Verbindung mit einem lebendigen wenn auch noch reichlich diffusen Interesse an der Materie Vereinte Nationen konnte ich nicht in die Waagschale werfen. Gleichwohl lässt sich die Bewerbung mit gründlicher Recherche und gesunder Kreativität erfolgreich meistern und alles andere im Laufe des Semesters mit viel Spaß und großem Erkenntnisgewinn antrainieren. In New York wird dann jeder, der vor NMUN noch nicht einmal wusste, wofür GA überhaupt steht (an dieser Stelle kann ein Selbsttest erfolgen), mit Motions nur so um sich schmeißen und stolz die Fahne Heidelbergs hochhalten. So kann es bei der denkwürdigen Abschlusszeremonie im Originalgebäude der UN auch im nächsten Jahr mindestens (der aufmerksame Leser merkt: hier wird der Druck weitergegeben) wieder heißen: Distinguished Delegation University of Heidelberg! - 10 -

Anne-Sophie Long Voller Vorfreude erwartete ich im Oktober 2013 unser erstes Vorbereitungstreffen für National Model United Nations 2014 in New York. Meine Bewerbung für die Simulation der Vereinten Nationen resultierte aus meinem Interesse an internationaler Politik, der Begeisterung für verschiedene Kulturen, der Möglichkeit mein englisches Vokabular zu erweitern und natürlich auch aus der Erwartung viele weltoffene Menschen kennenzulernen. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil: ich war überwältigt, wie viel Spaß und tolle Erfahrungen eine solche Simulation mit sich bringt. Bei unseren wöchentlichen Treffen wurde jedem Teilnehmer als Diplomat ein Land zugeteilt, aus dessen Sicht Reden zu verschiedensten politischen aktuellen Themen gehalten werden mussten, mit dem Ziel möglichst viele Diplomaten anderer Länder für sich zu gewinnen und Lösungen für Konflikte zu finden. Dabei lernten wir viele verschiedene Sichtweisen kennen und mussten oftmals auch Ansichten vertreten, die für uns als Deutsche eher befremdlich wirkten, was uns lehrte, toleranter zu werden und Sachverhalte aus anderen Perspektiven zu betrachten. Da wir in New York Nordkorea vertreten durften, nutzten wir die Treffen kurz vor der großen Simulation, um Vorträge zu verschiedensten Themen bezüglich dieses Landes zu halten. Am 7. April traten wir dann als Nordkorea-Experten die lang ersehnte Reise nach New York an. Die Simulation fand vom 13. bis 17. April statt und wurde zu einer einmaligen Erfahrung. Als nordkoreanische Delegierte der World Health Organization hatte ich zusammen mit meiner Komitee-Partnerin die tolle Möglichkeit viele Reden zu halten, da es sich um ein kleineres Komitee handelte. Im sogenannten Informal Caucus der informellen Diskussions-Phase wurde heiß diskutiert und es konnten drei Resolutionen zum Thema Mental Health erarbeitet werden. In der Woche vor der Simulation besuchten wir die Deutsche Ständige Vertretung, wo uns der Pressesprecher Fragen zum Diplomatendienst beantwortete und von seinen eigenen Erfahrungen berichtete. Zudem besuchten wir die Großkanzlei Baker&McKenzie und hatten die tolle Chance eine Professorin der Fordham Law University zu treffen und einiges zum Thema LL.M. und New York Bar zu erfahren. Abschließend kann ich die Zeit bei National Model United Nations nur als großartig beschreiben. Alle meine Erwartungen wurden überboten. Sowohl fachlich als auch persönlich habe ich sehr viel gelernt und würde jederzeit wieder teilnehmen. - 11 -

Lukas Meyer Im Rückblick auf die Teilnahme an den National Model United Nations 2014 kann ich nur sagen, dass meine bereits hohen Erwartungen noch übertroffen wurden. Die Tage in New York haben mich mit vielen jungen Menschen mit überaus spannenden Lebensgeschichten und vielfältigen Interessen zusammengebracht und außerdem veranschaulicht, wie gemeinsames Arbeiten in einer Drucksituation funktionieren kann. Bereits die Wochen vor der Abfahrt nach New York waren in hohem Maße lehrreich für mich, indem mir und den anderen Mitgliedern der Delegation durch wiederholtes Rhetorik-Training sowie Teilnahme an nationalen VN-Simulationen in Hohenheim und Tübingen das Selbstbewusstsein vermittelt wurde, spontan eine Rede auf Englisch vor einem großen Publikum halten zu können. Mit dieser gelungenen Vorbereitung im Rücken fuhr ich nach New York mit der Aussicht auf ein paar spannende und ereignisreiche Tage, ohne allerdings zu feste Erwartungen an die NMUN zu haben. Die ersten Tage unseres Aufenthalts in New York verbrachten wir dann mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm, das den Besuch der Fordham Law School, der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den VN und der Kanzlei Baker & McKenzie beinhaltete. Besonders aufschlussreich war es, vom Pressesprecher der Ständigen Vertretung, der selbst bereits in verschiedenen VN-Programmen mitgearbeitet hat, etwas über die täglichen Arbeitsabläufe in den VN zu erfahren. Nicht minder interessant war es, bei Baker & McKenzie u.a. von einem jungen Associates, einem ehemaligen Teilnehmer an den NMUN, das Arbeitsumfeld dieser Kanzlei vorgestellt zu bekommen und zu erfahren, dass aus seiner Sicht die NMUN einen sehr guten Einblick in die multinationale Zusammenarbeit geben, wie sie auch bei Baker & McKenzie praktiziert wird. Die NMUN begannen dann mit einer feierlichen Eröffnungszeremonie, in deren Rahmen uns die Generalsekretärin der Konferenz Thera Watson darauf einschwor, dass sich im Laufe der nächsten Tage ein besonderer Teamgeist unter den Teilnehmern entwickeln würde. Sie sollte Recht behalten die kommenden Tage wurden mit die intensivsten, sowohl hinsichtlich der Arbeit aber auch dem Sammeln neuer Eindrücke, die ich je erlebt habe. Dabei herrschte aber fast immer eine kollegiale und freundliche Atmosphäre unter den Teilnehmern. Gerade wenn man beim Erarbeiten von Resolutionen unter Zeitdruck geriet, merkte man, wie wichtig das gute Verständnis der Teilnehmer untereinander war. In unserem Komitee, das sich mit Nahrungsmittelsicherheit beschäftigte, konnten mein Teampartner und ich das Erlernte gut umsetzen und uns mit Redebeiträgen, Motions sowie der aktiven Mitarbeit an Resolutionsentwürfen in den Kleingruppen einbringen. Der Lohn für die nicht unerhebliche Arbeit, die wir vor und während der Simulation in dieses Projekt inves- - 12 -

tiert haben, war dann schließlich der Outstanding Position Paper Award für das von uns erarbeitete Position Paper und die Auszeichnung der gesamten Heidelberger Delegation als Distinguished Delegation im Rahmen der Abschlusszeremonie. Viel wichtiger für mich ist jedoch, die Möglichkeit erhalten zu haben, mit so vielen engagierten gleichgesinnten Studenten in einem internationalen Umfeld in einer pulsierenden Stadt zusammenzuarbeiten und dabei die Arbeit in den VN hautnah zu erleben. Diese Erfahrung kann ich anderen Studenten nur wärmstens empfehlen. Felicitas Möller Vor über einem halben Jahr habe ich mich bei Heidelberg Law NMUN beworben, weil ich mich im Rahmen meines Studiums viel mit Konfliktforschung und den internationalen Beziehungen beschäftigt habe und erfahren wollte, wie sich die Entscheidungsstrukturen und die Komiteearbeit der Vereinten Nationen auf deren Konfliktlösungspotential auswirken. Während der Konferenz in New York habe ich gemeinsam mit Lasse Burmeister Nordkorea im dritten Ausschuss der Generalversammlung vertreten. Dieser befasst sich vor allem mit sozialen, kulturellen und humanitären Fragen. Ich habe es als großes Privileg empfunden, mich mit Fragen aus diesem Themenbereich intensiv beschäftigen zu können und bereits während der Vorbereitung in Deutschland durch die Projektleitung und die Delegation 2014 unterstützt zu werden. Die Behandlung von Menschenrechtsthemen aus der Sicht Nordkoreas war eine besondere Herausforderung, die mich jedoch gezwungen hat, meine Ansichten grundsätzlich zu hinterfragen und Argumentationsmuster, die in Diskussionen sonst als Prämissen allgemein akzeptiert sind, mit Argumenten und Legitimationssträngen zu untermauern. Dadurch habe ich ein viel differenzierteres Bild von politischen Herausforderungen und deren Implikationen bekommen. Ich bin sehr dankbar für diese einmalige Erfahrung, Studenten aus der ganzen Welt zu treffen und mich mit ihnen über Themen auszutauschen, die uns alle betreffen. Die unterschiedlichen Ansichten und Vorstellungen der Teilnehmer zu den besprochenen Themen stammen schließlich nicht nur aus der Länderzuteilung, sondern auch aus den persönlichen Erfahrungen und kulturellen Besonderheiten, die jeden einzelnen geprägt haben. Viel interessanter fand ich jedoch noch die unterschiedlichen Argumentationsmuster und Problemlösungsstrategien, die in der Kombination dazu geführt haben, dass wir umfassende Resolutionen verabschieden konnten. Nicht nur inhaltlich, sondern gerade auch methodisch, kann Austausch die gemeinsamen Ergebnisse verbessern. Dieses arbeitsintensive Semester hat sich schon deshalb gelohnt, weil die Konferenz mir einen einmaligen Einblick in die Arbeit der Vereinten Nationen und die Praxis im Bereich Völkerrecht gegeben hat. - 13 -

Theresa Richarz Nach einem Semester umfassender Vorbereitung, wöchentlichen Sitzungen mit Rhetoriktraining und der Beschäftigung mit verschieden globalpolitischen Fragestellungen aus den unterschiedlichsten Perspektiven, begann schließlich die wohl größte Simulation der Vereinten Nationen mit Studierenden aus aller Welt in New York selbst. Ich war tief beeindruckt von der Auftaktveranstaltung, die mir all die Arbeit, die nicht nur wir als Delegation, sondern vor allem die Vorbereitenden, Organisierenden, Verantwortlichen, monatelang in das Projekt NMUN investiert haben, verdeutlichte. Und das aus dem tiefen Glauben heraus, durch diese Veranstaltung zu mehr Engagement und Verständigung zwischen uns Studierenden und damit global beizutragen. Ich habe mich bewusst für den 1. Ausschuss der Generalversammlung, das Abrüstungs- Komitee, beworben, da es mich besonders reizte, die Positionen Nordkoreas zu diesen schwierigen und sehr umstrittenen Fragen diplomatisch zu vertreten. Die Arbeitsweise in diesem großen Komitee unterschied sich fundamental von der Gewohnten aus den Simulationen in Heidelberg und Hohenheim. Primäres Ziel schien es, mehrheitsfähige Resolutionen zu schaffen. Einerseits trafen so die Befürchtungen meines Komitee- Partners und mir nicht ein, dass wir als Vertreter der Demokratischen Volksrepublik Nordkorea isoliert sein würden - im Gegenteil herrschte eine sehr aufgeschlossene und respektvolle Arbeitsatmosphäre, in der versucht wurde, alle Positionen zu berücksichtigen. Andererseits führte dies dazu, dass wirkliche inhaltliche Auseinandersetzung und kontroverse Debatten über die doch sehr unterschiedlichen Positionen zum Thema Abrüstung und Entwicklung aufgrund der engen zeitlichen Begrenzung der Simulation und der Größe des Komitees fast nur in privaten Einzelgesprächen möglich war. Aber diese leichte Unzufriedenheit mit der Oberflächlichkeit, mit der manche Themen abgehakt wurden, hat mich darin bestärkt mich intensiver und facettenreicher mit globalpolitischen Themen auseinanderzusetzen. NMUN New York war eine einzigartige und bereichernde Erfahrung. Abschließend möchte ich anmerken, dass der Brauch, am Ende der Simulation Preise für einzelne Delegationen zu vergeben, für mich im starken Kontrast zu der gelebten Praxis des Miteinanders erschien. Beruhen die Resolutionen doch gerade auf dem gleichberechtigten Zusammenwirken vieler Einzelner, hatte ich den Eindruck dass das Hervorheben Einzelner zum Abschluss die geleistete Arbeit nicht gerecht abbildete und zu bedauernswertem Unmut zwischen den Teilnehmenden führte. Diese Praxis zu überdenken, wäre eine Möglichkeit, NMUN noch stärker zu einem Ort der Gemeinschaft und Verständigung zu machen. - 14 -

Ivana Robitzsch Im vergangenen Wintersemester wurde die Vorbereitung auf die National Model United Nations-Konferenz im April ein fester Bestandteil meines Alltags. Damit beziehe ich mich nicht nur auf die allwöchentlichen Trainingssessions oder die kontinuierliche Recherche und Vorbereitung Zuhause, sondern auch auf die kleinen Dinge, wie das Aufhorchen, wenn im Radio ein Beitrag über die Demokratische Volksrepublik Korea gebracht wurde, oder in der Zeitung ein Artikel über die Herausforderungen eines modernen Transportwesens in Entwicklungsländern auftauchte. Durch NMUN gewann mein Interesse an weltpolitischen Themen neuen Auftrieb, und meine Neugierde darauf, die globalen Zusammenhänge zu verstehen und die Berichterstattung zu hinterfragen, wurde weiter entflammt. Das Semester wird mir ebenfalls als eines in Erinnerung bleiben, in dem ich unglaublich viel habe lernen können und diese Aussage ist gewiss nicht nur auf den fachlichen Aspekt bezogen, sondern viel mehr auf die zwischenmenschliche Dimension. Bereits während der Vorbereitung auf NMUN galt es, sich mit seinem Komitee-Partner auch bei Unstimmigkeiten zu einigen, in Probesimulationen gemeinsam produktiv zu diskutieren, und schließlich kann ich, nach der Konferenz in New York selbst, wohl mit Recht behaupten, noch nie so viel über gruppendynamische Prozesse gelernt zu haben, wie in diesen fünf Tagen in einem Komitee mit knapp 400 ambitionierten Teilnehmern, in dem alle versuchen, ihren Ideen Gehör zu verschaffen und am Ende doch auf wundersame Weise gelingt, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Meine Teilnahme an NMUN hat wahrlich meinen Horizont in vielerlei Hinsicht erweitert. Nachdem umweltpolitische Themen mich vorher zugegebenermaßen eher oberflächlich interessierten, hat die intensive Auseinandersetzung mit globalen Transportproblemen, toxischen Abfällen und der South-South-Cooperation meine persönliche Einstellung zu Umweltthemen tatsächlich grüner und sehr viel kritischer, interessierter und differenzierter werden lassen. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese glückliche, intensive, lehr- und begegnungsreiche Erfahrung der Teilnahme an der weltweit größten MUN-Konferenz miterleben durfte. Ich bin stolz auf unsere Delegation, die Herausforderung, die DPRK in den Vereinten Nationen zu vertreten, gemeistert zu haben. Und ich bin mir sicher, dass dies nicht meine letzte MUN-Erfahrung gewesen sein sollte. - 15 -

Silvio Twers NMUN 2014 in New York City war für mich persönlich nicht nur ein unvergessliches Universitätsprojekt, durch das ich die einmalige Gelegenheit bekam, für ein paar Tage in die Welt der internationalen Beziehungen und Diplomatie abzutauchen und meine Kenntnisse im sprachlichen, fachlichen und interkulturellen Bereich zu erweitern. Weit darüber hinaus stand und steht für mich bis heute die soziale Komponente von NMUN im Vordergrund: Junge Menschen aus aller Welt treffen sich in New York City, um gemeinsam als Team ein Ziel umzusetzen, nämlich am Ende einer arbeitsintensiven, psychisch und physisch anstrengenden Woche, eine fiktive UN Resolution zu verabschieden. Das hierbei viele Kontakte geknüpft werden und ein allgemeines socialising stattfindet, dürfte wohl jedem klar sein. Allerdings hätte ich nie damit gerechnet, dass ich durch NMUN 2014 wahre Freundschaften knüpfen würde. Als mir ein bei NMUN 2014 teilnehmender Student namens Jona, mit dem ich während der Konferenz eng zusammengearbeitet hatte, allerdings am Tag des Rückflugs nach Deutschland seine Uhr schenkte und dies mit den Worten it s a sign for our friendship and I want you to take it! begründete, war ich mehr als sprachlos. In diesem Moment rückte all die harte Arbeit, die ich mit meinem Team bereits in der Vorbereitungsphase auf die Konferenz in New York über Monate geleistet und schließlich auf der Konferenz umgesetzt hatte, in den Hintergrund. Mir wurde bewusst, dass sich all die Mühen allein wegen dieses Freundschaftsbeweises gelohnt hatten. Meiner Meinung nach hat Jona den spirit von NMUN verinnerlicht und ihn durch seine Geste deutlich gemacht: NMUN steht für grenzüberschreitende Freundschaft. - 16 -

Franziska Valdés Es hieß, ich hätte eine halbe Seite, um meine Erfahrungen bei NMUN zu schildern. Nur leider fürchte ich, eine halbe Seite wird etwas knapp um all das, was ich gelernt und erlebt habe zusammenzufassen. NMUN war und ist für mich mehr als ein halbseitiger Erfahrungsbericht. Angefangen mit dem Moment, an dem mein Bewerbungsessay die Sicherheit meines privaten Computers verließ und in der Mailadresse des Organisatorenteams eintrudelte, über die teilweise nervenaufreibenden und hitzigen Dienstag- Abend-Treffen bis hin zur finalen Zeremonie in der (vorläufigen) Versammlungshalle der Generalversammlung der UN - ich habe jeden einzelnen der NMUN-Momente liebgewonnen. Persönlich habe ich aus den Vorbereitungstreffen viel mitgenommen: Wir haben gelernt, Reden zu schreiben, die dem Zuhörer auch nachträglich noch in den Ohren klingen. Wir haben gelernt, was den Vortragsstil jedes Einzelnen ausmacht und daher beibehalten werden sollte, und was man bei Reden vor vielen Leuten eher vermeiden sollte. Wir haben gelernt, den Kompromissweg zu suchen. Wir haben gelernt diplomatisch zu bleiben, selbst wenn dieser Kompromissweg nicht in Sichtweite ist. Wir haben gelernt, im Hinblick auf die eigenen Interessen standhaft zu bleiben, was als Vertreter der Demokratischen Volksrepublik Korea durchaus von Nutzen war. Trotz guter Vorbereitung war jedoch jeder Konferenztag wieder eine Herausforderung. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich mich jeden Tag vor den anderen Delegierten aufs neue beweisen werden müsste, mir die Anerkennung meiner Mitdelegierten jeden Tag aufs neue verdienen werden müsste, dass ein Großteil der Arbeit gar nicht in den Komitees selbst sondern beim höflichen Smalltalk in den Gängen und über Sushi beim Mittagessen stattfindet, und wie schnell man bei kurzzeitiger Abwesenheit den Anschluss verpassen kann. In dem Sinne hat NMUN mir während der Konferenz vor allem eines beigebracht: Meine Naivität abzulegen und die Relevanz von persönlichen Beziehungen und Sympathien im Berufsleben anzuerkennen. b) Projektleitung Zu Beginn dieses Projekts stand in einer der zahleichen Bewerbungen, dass der Bewerber sich erhoffe, den true MUN spirit zu erfahren an sich eine schöne, wohlklingende Phrase, doch fragten wir uns als Projektleitung im vergangenen Herbst, was genau darunter zu verstehen sei. Bereits bevor sich die Delegation gefunden hatte, entschlossen wir uns, uns für die Vertretung der Demokratischen Volksrepublik Korea zu bewerben. Ein Land also, über dessen offizielle - 17 -

Bezeichnung man unwillkürlich schmunzeln muss. Doch erhofften wir uns, dass die neue Delegation an dieser Herausforderung wachsen und die Schwierigkeiten, die sich aus den eingeschränkten Recherchemöglichkeiten und der anschließenden Repräsentation ergeben, meistern würde. Der Sinn der Simulation der Vereinten Nationen ist es nicht, eine genaues Abbild der derzeitigen internationalen Politik und seiner Charaktere, einem Standbild gleich zu erzeugen, sondern vielmehr die internationale Politik einer neuen Generation zu übergeben und ihr schon früh ein Gefühl der Verantwortung für die bestehenden und neu entstehenden Probleme zu vermitteln und gleichzeitig hierdurch neuen Lösungsansätzen den Weg zu ebnen. Und gerade die Volksrepublik Korea eignet sich hierfür besonders gut, denn es gilt den Balanceakt zwischen Glaubwürdigkeit im Sinne einer realen Repräsentation des Landes und neuen Kompromissen für die Lösung der schwelenden Konflikte zu vollbringen. Die Vorbereitung begann vor Ort mit dienstäglichen Treffen im Juristischen Seminar, bei denen sich die Delegierten mit ihren neuen Werkzeugen, nämlich unter anderem den Rules of Procedure, rhetorischer Schlagfertigkeit, Landeskunde und strategischem Verhandeln vertraut machten. Projektleitung (v.l.n.r.) Philipp Adelberg, María Schwab, Theresa Giataganas Die Vereinten Nationen wie auch Themen und Belange der internationalen Politik erscheinen oft weit entfernt und fremd doch was jeden Dienstagabend zum Ausdruck kam, war der gemeinsame Wille, sich diese Welt getreu dem Motto der UN it s your world zu eigen zu machen. Theresa Giataganas und Philipp Philipp Adelberg halfen den Delegierten durch ihre Begeisterung und wertvollen Erfahrungen, diesen Schritt zu wagen und bravurös zu meistern. Und auch Christian Steck verhalf mittels seines Rhetoriktrainings den Delegierten zu mehr Selbstvertrauen, auch spontan über komplizierte Sachverhalte Reden in englischer Sprache zu halten. Auch stellte sich die Frage, wie die Delegation bei der Vertretung Nordkoreas auftreten wollte und schnell wurde klar, das zum Erreichen des Ziels einer aktiven Teilnahme Kompromisse unausweichlich sein würden. Jede/-r Delegierte brachte hierzu ihren/seinen eigenen persönlichen Beitrag für sie Gruppe mit ein, sodass die Heidelberger Delegation am Ende rhetorische Ausdrucksstärke, sprachliche Gewandtheit, inhaltliche Sicherheit, eine sichere Ausstrahlung und MUN-Erfahrung in sich vereinte. - 18 -

Auch beim Verfassen der Position Paper, die eine Art Regierungserklärung des zu vertretenen Landes zu bestimmten Themen darstellt, wurden die Delegierten bald mit den erwarteten Herausforderungen hinsichtlich der inhaltlichen Recherche aber auch der Verantwortung allgemeinhin anerkannte Lösungsansätze zu hinterfragen und im wörtlichen Sinne ein leeres Blatt mit eigenen, neuen Ideen zu beschreiben, konfrontiert. Dieser sowohl für die Delegierten als auch für die Projektleitung langwieriger Prozess der Überarbeitung hat sich durch die Auszeichnung von drei der sieben Positionspapiere ausgezahlt und bewährt. Die erste Möglichkeit einer praktischen Konfrontation mit dem bisher Erlernten, bot sich im Rahmen der Teilnahme der Delegation an der Simulation in Hohenheim (HCMUN) und Tübingen (TMUN). Hier traf die Delegation Heidelbergs zum ersten Mal auf andere Delegationen, die sich ebenfalls auf eine Teilnahme an der Konferenz in New York vorbereiteten. Gefragt waren hierbei Ausdauer, Beharrlichkeit, inhaltliche Sicherheit und Kompromissbereitschaft Eigenschaften, die den Delegierten nach den Trockenübungen in Heidelberg nun durch das Entwickeln eines praktischen Verständnisses für die Theorie schnell in Fleisch und Blut übergingen. Am Ziel der Reise nach New York wartete der eigentliche Ort, verkörpert durch beide nahbeieinander liegenden Veranstaltungsorte, innerhalb dessen sich für die Dauer der Konferenz ein Mikrokosmos bilden würde, in dem die Vereinten Nationen von 2.700 Studierenden aus aller Welt gelebt und neu interpretiert werden würden. Wie erwartet, ergab sich durch die Teilnahme vieler Studenten/-innen, deren Muttersprache Englisch war, ein hohes sprachliches Niveau. Die Heidelberger Delegierten mussten ihre inhaltliche Sicherheit und daher rührende Flexibilität unter Beweis stellen, das Vorurteil einer rückwärtsgewandten Haltung eines Landes wie der Volksrepublik Korea mithilfe kompromissfähiger Lösungsansätze überwinden und mit der Verwechslung der Länder Nord- und Südkoreas zurechtkommen. Projektleitung (v.l.n.r.) María Schwab, Christian Steck Wir sind sehr stolz auf diese Delegation, der zwar auch vom Pressesprecher der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen gesagt wurde, dass Nordkorea in den Vereinten Nationen eher passiv und defensiv auftrete und es trotzdem geschafft hat, insgesamt als Distinguished Delegation und im Komitee der Weltgesundheitsorganisation sogar als Outstanding Delegation ausgezeichnet zu werden. Diese Bewertung zeigt, dass es der Delegation gelungen ist, eine Balance zwischen einer aktiven, kompromissbereiten Teilnahme an der Konferenz sowie der Anforderung to stay in charakter - 19 -

mehr als nur gelungen ist. Es war uns eine Ehre diese einzigartige und motivierte Delegation auf ihrem Weg nach New York zu begleiten, gemeinsam mit ihr an der Herausforderungen zu wachsen und Zeuge ihres Willens zu werden, sich der Welt der Vereinten Nationen anzunehmen und damit zu beweisen, dass diese Delegation ihn in sich trägt den true MUN spirit. (María Schwab) 4. Vorbereitung a) Vorbereitung vor Ort Sessions Im Oktober 2013 begann die intensive Zeit der Vorbereitung auf die diesjährige National Model United Nations-Konferenz in New York. Zwar hatten wir wohl alle eine Vorahnung auf das, was uns in den kommenden Wochen und Monaten erwarten würde, aber was tatsächlich alles dazu gehörte, um erfolgreich eine MUN-Konferenz dieser Größe zu bestreiten, ließ sich kaum vorhersehen. Viele der auserkorenen Teilnehmer hatten nie zuvor an einer MUN-Simulation teilgenommen und so begannen die ersten Trainingssessions damit, die Rules of Procedures auswendig zu lernen, erste kurze Probesimulationen durchzuspielen und sich mit den generellen Umgangsformen auf der Konferenz vertraut zu machen. Ferner bekamen wir mehrfach ein Rhetoriktraining, das uns dabei half, in lustigen und herausfordernden Übungen unsere Fehler und Marotten beim Redenhalten auszumerzen und überzeugend auch vor größerem Publikum zu präsentieren. Den ersten richtigen Eindruck vom Ablauf einer MUN-Konferenz erhielten wir Neulinge jedoch erst, als es im Januar und Februar nach Hohenheim und Tübingen fuhren, um mit den jeweiligen Delegationen dort eine eintägige Probesimulation nachzustellen, in der jeder Delegierte selbst ein eigenes Land vertrat. Schnell stellten wir fest, dass für eine erfolgreiche Teilnahme viele Faktoren ineinander griffen: Eine detaillierte Recherche und gute Kenntnis über die Außenpolitik des zu vertretenden Landes zu den Themen auf der Agenda war erstmal die - 20 -

Grundvoraussetzung. Ebenso wichtig war es jedoch, sein diplomatisches Gespür einzusetzen, eine gewisse Durchsetzungsfähigkeit und ein gesundes Selbstbewusstsein zu besitzen, und freundlich, aber doch auch beharrlich, auf die Interessen des eigenen Landes zu vertreten. Wir stellten fest, gerade dann besonders viel Fingerspitzengefühl verlangt war, wenn die eigene, persönliche Einstellung völlig konträr zum politischen Kurs des vertretenen Landes stand. Im Januar galt es dann, die Position Papers in den Komitees einzureichen. Jedes Zweierteam musste zu den drei Themen, die im Komitee auf der Agenda standen, Stellung beziehen, bereits ergriffene Maßnahmen des Landes skizzieren und weitere Lösungsvorschläge entwickeln, die es in Resolutionen einzubringen galt. Dabei gestaltete es sich unterschiedlich schwierig, für die außenpolitische Position der DPRK an brauchbares Material zu gelangen, je nachdem, ob das Thema nun Prevention of an Arms Race in Outer Space oder Sustainable Production of Biofuels in Developing Countries lautete. Schließlich gelang es jedoch allen Teams nach zahlreichen Korrekturrunden ein alle Seiten zufriedenstellendes Paper einzureichen. Die dreifache Auszeichnung der Position Papers, einzelner Delegierten sowie der gesamten Delegation sollte der Effektivität dieses Korrekturprozesses im Nachhinein Recht geben. Schließlich rückte der Tag des Abflugs immer näher. Das letzte Maß an Unwägbarkeiten hätte eine noch so intensive Vorbereitung nicht beseitigen können; jedoch konnten alle Teilnehmer der Heidelberger Delegation das Flugzeug in der Gewissheit betreten, im Vorfeld bestens auf das Abenteuer NMUN NYC vorbereitet worden zu sein. (Ivana Robitzsch) b) Hohenheim Castle Model United Nations Bereits um 6:00 Uhr morgens traf sich die vollständige Heidelberger Delegation für NMUN am 18. Januar am Juristischen Seminar, um rechtzeitig zum Beginn der Hohenheim Castle Model United Nations 2014 zu fahren. Nachdem wir uns monatelang in zahlreichen abendlichen Sitzungen und Rede-Workshops vorbereitet hatten, bekamen wir nun die Gelegenheit, - 21 -