Wenn man beim Frosch von der glandula carotidis nach einwärts

Ähnliche Dokumente
Identifizierung verschiedener Strukturen (Arterie, Vene, Nerv und Sehne)

Kaufmännische Grundlagen im Sport

Abb. 27: Durasinus mit Erythrozyten (TEM). kf kollagene Fibrillen, BM Basalmembran, En Endothel mit Vesikeln, E Erythrozyten, F Fibrozyt, v Mikrovilli

Blut und Blutkreislauf

Hauptsache Gesund. Teil 1: Herz

Studienbrief Heilpraktiker

beschreiben Aufbau und Funktion des menschlichen Skeletts und vergleichen es mit dem eines anderen Wirbeltiers

Die Leber Entstehung der Leber. Histologie der Leber

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was unter dem Halsband passiert?

Die roten Fäden durch die Biologie

Gehaltsbestimmung reiner wässeriger Glycerinlösungen mittelst ihrer Brechungsexponenten.

Anleitung zum Setzen von Hautschnitten und zum Abpräparieren der Haut

Jenseits vom sichtbaren Licht! Hallo, ich bin Inga! Untersuche mit Inga die Welt des Unsichtbaren!

Zielgerichtete Therapie bei Darmkrebs: Hemmung des Blutgefäßwachstums. Eine neue Chance für die Patienten

Zellen. Biologie. Kennzeichen des Lebens. Das Skelett des Menschen. Zellen sind die kleinste Einheit aller Lebewesen.

Allgemeine Medizin Deutsch. 1. Was wissen Sie über das Herz? Machen Sie das Quiz. Markieren Sie richtig (r) oder falsch (f).

Bindegewebe Zellen und Extrazellulärmatrix (EZM)

Abb. 37 Abb. 38. Abb. 39 Abb. 40

Glossar. Gesamtes Arbeitsheft. Bezug. Die Schüler notieren die Begriffe, die zu den kurzen Erklärungen gehören, als Titel.

Dr. Jung und Dr. Mansfeld informieren: Ernährung in der Schwangerschaft

22 DIE KÖRPERHÜLLE SEITE ZELLSTOFFWECHSEL DNA ZELLTEILUNG GEWEBE UND ORGANE HAUT, HAARE UND NÄGEL

M 1.1: Checkup beim Taucharzt Die Blutdruckmessung

2012/ Zweites Semester Thematik

Bewegungsapparat. Warum Gelenke nicht quietschen. Unterrichtsmaterialien zum Thema. (Version vom August 2014)

Mit einem gesunden Herz leben

«Hilfe bei Verletzungen»

Herz & Blutgefäße des Menschen sowie Blutdruck

Das Lymphsystem. Anatomie und Pathophysiologie

Der Blutkreislauf Veränderung von Wissen über die Zeit

Herz und Kreislaufsystem

Rauben Sie dem Tumor seine Energie zum Wachsen


Wenn die Blattzellen der Elodca atnadensis etwas zu kränkeln

Aufbau-Kur durch Ausleitung und Umstimmung

Blutspende Ihre Gesundheit - Unser Thema ist ein Service Ihrer niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten in Bayern

Funktionsmodell des Blutkreislaufes

Nichtneoplastische Veränderungen, die nicht vom Gewebe der Mamma ausgehen

Fragen medizinische Terminologie

Haben verschiedene Knochen unterschiedliche Eigenschaften? Untersuche in einem Modellversuch die Festigkeit von Platten- und Röhrenknochen.

DR. ARZT MUSTER MEIN TEAM MEIN TEAM. Ich freue mich, dass Sie meine Ordination gewählt haben. Herzlich willkommen in meiner Ordination!

Anatomie und Physiologie der Vögel

Meisterwurz. Imperatoriae Radix. Radix Imperatoriae

Schlussbericht zur Studienwoche Biologie und Medizin vom März 2013

Was macht eigentlich das Herz? Lehrerinformation

Raum- und Flächenmessung bei Körpern

Zytologische und histologische Grundlagen der Biologie

Abb. 2: Mögliches Schülermodell

Autoimmun-Lymphoproliferatives Syndrom (ALPS)

CaritasKlinikum Saarbrücken. Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität des Saarlandes PATIENTENINFORMATION. Herzschwäche

Lektion 3: Wiederholungen

Schattauer Schattauer Schattauer. Schattauer. Schattauer. 14 Weibliche Geschlechtsorgane.

1.-Trimester-Test (1.-TT) Informationen für die Eltern

Die Leber. Die Leber. Lage und Aufbau. Basiswissen > Physiologie > Die Leber. Skript PLUS

Schriftlicher Test Teilklausur 2

Lineare (Un-)Gleichungen und lineare Optimierung

Universitätsklinik für Nuklearmedizin Schilddrüsenvergrösserung/ Knotenabklärung

Wozu brauchen wir überhaupt einen Kreislaufapparat? Was ist überhaupt der Kreislaufapparat? Kreislaufapparat = Blutgefäßsystem + Lymphgefäßsystem

Osteosarkom. Informationsbroschüre für Kinder

Eiweißspeicherkrankheiten aus Sicht des Interstitiums

Spinales Segment, Spinalkanal, Spinalnerven und Rückenmark

Schilddrüse Mehr wissen - besser verstehen

Saugschuppen. Station: Saugschuppen mikroskopieren. Klassenstufe: 8. Klasse (Sek I) Benötigte Zeit: 30 Minuten

Bündel glatter Muskelzellen

Projekt: Sezieren eines Rinderherzens.

Geometrische Optik Brechungs- und Reflexionsgesetz

Unmögliche Figuren trotzdem möglich?

Entzündung. Teil 12.

Aufgabe 1: Das Stanzblech: Gewicht

Alles, was Sie über herzgesunde Lebensmittel wissen müssen

Grundlagen der allergischen Reaktion

Universitätsklinik für Nuklearmedizin Schilddrüsenfunktionsstörungen

Inselhebamme Sandra Puhl

Essen und Trinken Teilen und Zusammenfügen. Schokoladentafeln haben unterschiedlich viele Stückchen.

5.1. Welche Kennzeichen besitzen alle Lebewesen? 5.2. Welche Aufgaben erfüllt das menschliche Skelett? 5.3

Mein Herz, ich hab dich so lieb ein heilsamer Text Anregungen zur gesundheitlichen Selbst-Fürsorge

Blutgefäßsystem. Gesamtlänge: ca km Transportvolumen pro Tag: ca l Blut

NuT 5.1. Welche Kennzeichen besitzen alle Lebewesen? NuT 5.2. Welche Aufgaben erfüllt das menschliche Skelett? NuT 5.3

Was macht eigentlich das Herz? Lehrerinformation

A1 Einführung in die Anatomie. Inhalt. Orientierung am menschlichen Körper. Richtungsbezeichnungen. Ebenen und Achsen. Skelett.

Eine Exkursion in das Reich der deutschen Bäume. Acer platanoides. Diplomarbeit von Jennifer Burghoff. Fachbereich Gestaltung. Kommunikationsdesign

Inhaltsverzeichnis Vorwort 3. 1) Wie entstehen Zahnschmerzen? 4

Bionik: Das Spinnennetz. Vortrag von: Milena, Tabitha, Lisa und Svenja

Wissenskarten zu den Themen "Anatomie und Physiologie des Kerz- Kreislauf-Systems" und "EKG und Herzkreislaufstillstände"

Borke. Bast (die Rinde) Kambium. Splintholz (Weichholz) Kernholz

NERVENSYSTEM. M. Hirn (Ratte), Nissl : - Die

Behandlungsprotokoll für Kinder und Jugendliche mit akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL) nach der Therapiestudie AIEOP-BFM ALL 2009

mt ci 4 F04D 13/12 HU-2220 Vecses(HU)

1 Aus dem Englischen übersetzt: Saps Photosynthese Kit

R. Brinkmann Seite

Unterstreiche in jedem Satz Subjekt, Prädikat und Objekt: Der Froschkönig. In den alten Zeiten lebte ein König. Er hatte mehrere Töchter.

Mikroskopische Wasseruntersuchungen - Berthold Heusel M.A. - Wasserstudio Bodensee

Printed by Jouve, PARIS (FR)

SEIT. Unser. Vorbild. ist die. Natur KREISLAUFORGANE.

SEMMELWEIS Universität. Lehrstoff des 1. Semesters - Allgemeinmedizin

DAS HERZ. Anatomie & Physiognomie HP a. attenberger

Das offene Bein.

Einführung in die Algebra

DOWNLOAD. Die Verdauung Basiswissen Körper und Gesundheit. Jens Eggert. Downloadauszug aus dem Originaltitel:

Aufgaben aus den Vergleichenden Arbeiten im Fach Mathematik Verschiedenes Verschiedenes

Transkript:

Fleisehl. Über den Bau der sog. Schilddrüse des Frosches. 75 Über den Bau der sogenannten Schilddrüse des Frosches. Von Ernst Fleischl. (Aus dem physiologischen Institute der Wiener Universität.) (Mit 1 Tafel.) Wenn man beim Frosch von der glandula carotidis nach einwärts gegen den Kelilkopf geht,.so stößt man auf einen röthlich gelben, rundlichen, Stecknadelkopf- bis hanfkorngroßen Körper, die sogenannte glandula thyreoidea des Frosches. Die mikroskopische Untersuchung dieses Körpers ergibt, daß seine äußerste Schichte eine Bindegewebshülle ist. Die Fasern dieses Bindegewebes sind regelmäßig, parallel angeordnet. Von dieser Bindegewebshülle gehen nach innen Platten und Leisten aus und durchsetzen das Gewebe des Oi'ganes, indem sie es in kleinere Bäume abtheilen. Diese Bäume sind von Zellen erfüllt, jedoch nicht so, daß eine die andere unmittelbar berührt; sondern die Zellen sind eingelagert in ein Gerüste, ähnlich dem in der Marksubstanz der Lymphdrüsen, und ähnlich dem, welches Basch (diese Berichte LL 2, pag. 420) im Zottenparenchym beschrieben hat. Der Leib der Zellen erscheint fein granulirt. Außerdem finden sich sowohl in den Bindegewebszügen, als auch zwischen den Zellen größere und kleinere Anhäufungen von Fettzellen eingestreut. An einem Hilus, der nach außen zu gewendet ist, treten Gefäße und Nerven ein. Die Nerven verzweigen sich noch im Bindegewebsgerüste, ihre feineren Äste dringen in die Zellenhaufen ein, wo sich die doppeltcontourirten Fasern sehr weit verfolgen lassen. Der Grund, warum ich von diesem Gebilde spreche, liegt nicht in dem bisher erwähnten, sondern in dem, nun zu beschreibenden, eigenthümlichen Verhalten seiner Blutgefäße. Ich lasse einem Frosch eine Injectionsmasse, bestehend aus Leim und löslichem Berlinerblau aus der fein ausgezogenen Spitze eines Glasrohres durch die angeschnittene venu cava inferior in das

76 F 1 e i s ( h I. Heiz rinnen. Von da wird sie durch die Herzaction des Frosches im ganzen Körper herumgepunipt. Sobakl die Injectionsmasse erstarrt ist, nehme ich die Drüsen herans und härte sie durch einige Tage in Alkohol, bette sie dann in eine Mischung von Wachs und Ol ein, mache feine Durchschnitte, die in Carminlösung gefärbt, dann entwässert und in Terpentinöl angesehen werden. Aus der Beobachtung so behandelter Präparate ergibt sich, daß das ganze Organ von einem groben, großmaschigen Gefäßnetze durchzogen ist. Die Grundlage des Netzes sind Stämme, welche die gewöhnlichen Capillaren an Dicke bei weitem übertreffen, und welche allenthalben mit einander communiciren. Außerdem stehen diese Siämmchen auch durch sparsam vertheilte Gefäße von capillarer Feinheit mit einander in Verbindung und dann finden sich noch seltener Anastomosen, vermittelt durch Gefäße von solcher Feinheit, daß unmöglich ein Blutkörperchen sie passiren kann. Ein eigentliches Capillarnetz existirt demnach in diesem Organe nicht, sondern es existiren blos vereinzelte capillare Verbindungen der gröberen Ge- Ü'ißie, die dafür vielfach untereinander anastomosiren. In den Maschen dieses Gefäßnetzes liegen Inseln von Zellen. Die physiologische Ergänzung zu dem so rudimentär entwickelten Capillarsystem zeigte sich bei der Untersuchung von Präparaten, welche mit der Spritze injicirten Thieren entnommen waren. Icii binde den Tubus einer Injectionsspritze in das angeschnittene Herz oder in eine der Aorten des Frosches ein und injicire dieselbe Masse, die ich früher verwendete. Die Drüsen wurden auf die oben angegebene Wc'se behandelt, boten aber ein ganz verschiedenes Aussehen dar. Jede der früher gefäßlos gesehenen Zelleninseln war nun in eben so viele kleine Inseln zerfallen, als sie Zellen besaß, indem feinste Strömchen der Injectionsmasse zahllose Verbindungen zwischen den Gefäßen herstellten, und zwar waren sowohl die Capillaren mit den oben angeführten, dickeren, das Netz eigentlich constituirenden Stämmchen verbunden, als auch diese letzteren untereinander. Nun waren blos zwei Deutungen dieses Bildes möglich. Entweder diese zahllosen Verbindungen der Geläße untereinander waren präexistente Blutplasmabahnen, entsprechend den wandungslosen Lymphbahnen in Lymphdrüsen und Darmzotten oder das zweite, reichere Bild ist das Resultat eines Extravasates. Gegen letztere Deutung sprechen folgende Gründe;

s ownload from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum über den Bau der sogenannten Schilddrüse des Frosches. ff i. Ein so regel müßiges Extravasat ist an sicli nicht wahrscheinlich, seine jedesmalige Wiederholung unglaublich. 2. Der Anhlick der Präparate selbst spricht gegen die Annahme eines Extravasates. Es sind die Durchmesser der interstitiellen Bahnen constant einander gleich. Auf jedem Querschnitt sind unzählige Communicationen der interstitiellen Bahnen mit den Gefäßen sichtbar. Die Zellen sind durchaus nicht aufgeschwemmt in der blauen Masse, sondern liegen, wie aus der Vergleichung mit nicht injicirten Präparaten hervorgeht, in ihrer natürlichen Anordnung von ihrem sehr zarten Gerüste festgehalten. 3. Ich habe auch an besonders gelungenen Präparaten von Thieren, die sich selbst uijicirt hatten, Stellen gefunden, an denen die interstitiellen Bahnen injicirt waren. Wenn somit einerseits der Unterschied zwischen den durch Herzkraft und den mit der Spritze injicirten Präparaten zeigte, daß der Inhalt der Blutgefäße schwieriger in die interstitiellen Bäume eindringt, als in die gewöhnlichen Capillaren, so zeigen auf der anderen Seite die sub 3 besprochenen Stellen, daß in Bücksicht auf sie die Herzkraft xur Anfüllung dieser Bäume hinreichend gewesen war, was um so mehr ins Gewicht fällt, als ich an Winterfröschen arbeitete, bei denen die Energie der Herzcontractionen bekanntlich sehr herabgesetzt ist. 4. Schließlich muß erwähnt werden, daß auch an den mit der Spritze injicirten Fröschen sich in andern Organen keinerlei Extravasate fanden, und auch keinerlei ähnliche Anordnung der blauen Masse im Gewebe, wenn man in Bücksicht auf letzteren Milzpulpa absieht. Es erscheint somit die folgende Annahme gerechtfertigt: Punkt von der Während in den meisten Organen der Thiere das gesammte Blut durch ein System von so engen Capillaren Hießt, daß nur eine Reihe von Blutkörperchen in ihnen wandert, so geht hier das G e s a m m t b 1 u t durch weniger regelmäßig angeordnete und verhält nißmäßig weite Gefäß bahnen aus den Arterien in die Venen über; dafür ist aber dem Plasma noch e i n S y s t e m von e n g e n W e g e n eröffnet, in d e m e sich fortbewegen un d das Gewebe «Iure hl ranken kann ohne das Gefäßinnere zu verlassen.

7o Fleisch 1. Über den Bau der sogeii;inuteii Schilddrüse des Frosches. Erklärung der Abbildung-en. Fig. i. Ein Stück ans dr-r durch eigene Herzkraft injicirten Drüse bei loomaliger Vergrößerung. Fig. 2. Ein Stück aus der mit der Spritze injicirten Drüse bei loomaliger Vergrößerung. In der Mitte eine große Arterie, aus der die Injectionsmasse herausgefallen ist. Fig. 3. Ein anderes Stück aus einer mit der Spritze injicirten Drüse bei 290ma]iger Vergrößerung. Fig. 4. Dient dazu, bei 480maliger Vergrößerung zu veranschaulichen, wie die Zellen in das Gerüste eingelagert sind und wie die Masse in die Zwischenräume des Gerüstes vertheilt ist. Die Vergrößerungszahlen wurden ermittelt durch directes Messen von Object und Zeichnung.

K Fli'isclil.Hau iut sol!'. Schildilrii.sr des l'riisclu': ^^^i^'^^j^ Silzungsb der k Ak.-ul il Wissen stt-müth iialiinw CI I.\1l Bii. I. AlWli IXü.S