Lk9,10-17 Und die Apostel kamen zurück und erzählten Jesus, wie große Dinge sie getan hatten. Und er nahm sie zu sich, und er zog sich mit ihnen allein in die Stadt zurück, die heißt Betsaida. 11 Als die Menge das merkte, zog sie ihm nach. Und er??? Er ließ sie zu sich und sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften. 12 Aber der Tag fing an, sich zu neigen. Da traten die Zwölf zu ihm und sprachen: Lass das Volk gehen, damit sie hingehen in die Dörfer und Höfe ringsum und Herberge und Essen finden; denn wir sind hier in der Wüste. 13 Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Sie sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische, es sei denn, dass wir hingehen sollen und für alle diese Leute Essen kaufen. 14 Denn es waren etwa fünftausend Mann. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Lasst sie sich setzen in Gruppen zu je fünfzig. 15 Und sie taten das und ließen alle sich setzen. 16 Da nahm er die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel und dankte, brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie dem Volk austeilten. 17 Und sie aßen und wurden alle satt; und es wurde aufgesammelt, was sie an Brocken übrig ließen, zwölf Körbe voll. Liebe Gemeinde! Vom 17.-19. Januar diesen Jahres fand in Leipzig der Kongress der christlichen Führungskräfte statt. Mein Bruder nimmt diese Veranstaltung sehr gern wahr und er war begeistert. Fachvorträge, Erfahrungsberichte und Tipps alles, was man sich so erwartet. Der Kostenpunkt für die drei Tage: 450 Euro. Im Preis enthalten sind: die Kongressgebühr für alle Seminare, die Ausstellungen, sowie der Nahverkehr in Leipzig. Nun, 450 ist ganz schön viel allerdings ist das auch ein
hochkarätiges Treffen. Um Verpflegung und Unterkunft kümmert sich jeder selbständig. Mein Bruder ist jedes mal begeistert. Was uns heute als Pt begegnet, das erinnert mich ein wenig daran. Jesus hatte seine Jünger ausgesandt, wunderbare Dinge zu tun, die frohe Botschaft unter die Menschen zu bringen. Und das haben sie getan. Völlig erfüllt kehrten sie zu Jesus zurück. Sie brauchten auch das Miteinander, um wieder aufzutanken. Wir können uns den Tumult ihrer begeisterten Erzählung ziemlich gut vorstellen. Jetzt konnten sie ablegen, was sie beschwert, neu auftanken, damit sie sich neu senden ließen Und Jesus? Er nimmt sie mit. Er sieht, dass sie ausruhen müssen und zieht mit ihnen nach Bethsaida. Er und die zwölf. Nach so viel Mission nach außen brauchen sie jetzt Jesus ganz für sich. Sie brauchen das Innen, das beieinander sein. Doch die Menschen gönnen ihnen diese Innerlichkeit nicht. Sie ziehen ihnen nach. Die Welt bleibt nicht dort, wo sie hingehört, wie wir sagen würden. Nein, sie zieht in die Kirche ein. Plötzlich ist ein Wunder geschehen und die Welt und die Kirche lassen sich nicht mehr klar trennen. Die Menschen kommen, weil sie Sehnsucht haben. Sie spüren, dass sie hier dem Geheimnis des Lebens ganz nahe kommen. Sie wollen an der Kraft teilhaben, die sie bei den Jüngern spüren. Und Jesus? Er heißt die Menschen willkommen. Das Reich Gottes ist also kein abgegrenzter verinnerlichter Raum, nein, es ereignet sich inmitten der Welt. Es ereignet sich und macht die Welt neu. Und die Jünger? Gerade hatten sie sich danach gesehnt, dass Jesus jetzt mal ganz für sie da wäre. Und schon wieder lässt er die Menschen zu sich. Es gibt einfach kein Innen und Außen. In Gottes Bereich haben alle Zutritt auch die, die gerade noch außen waren. Eine Trennung von Kerngemeinde und Neuen? Ist jetzt nicht mal endlich die Pflege derer dran, die jahrein, jahraus für Gott arbeiten? Genau diesen Wunsch haben die Jünger in ihrem Herzen. Wir sind die, die doch ein wenig
mehr Innen sind und die Anderen?, das sind die, die außen sind. Außen vor. Wir wollen das noch einmal mit dem Kongress christlicher Führungskräfte vergleichen. Es ist spät geworden und da sagen die Jünger: Schick die Leute weg, damit sie sich Kost und Logis suchen. Kost und Logis im Kongress der christlichen Führungskräfte ist das gar nicht vorhanden. Da muss sich jeder selbst kümmern. Das Angebot an die Menschen ist nur für den Geist, für den Verstand. Genau so machen es die Jünger. Sie möchten jetzt, dass Jesus sich endlich mal wieder um sie kümmert und sie sehen nicht mit den Augen der Not. Und Jesus? Gebt ihr ihnen zu essen. Jesus sieht die Not und er sieht die Jünger und dann beauftragt er sie neu. Gebt ihr ihnen zu essen. Die Jünger waren gerade eben noch voller Euphorie, was sie aus ihrem Glauben heraus alles so vollbracht hatten. Doch nach der Euphorie kommt die Ökonomen in ihnen zur Sprache und die Jünger werden skeptisch. Wo eben noch Begeisterung herrscht, macht sich Ernüchterung breit. War das Reich Gottes eben noch mit Händen zu greifen, so kommen jetzt die ökonomischen Realitäten und drohen, das RG ins Abseits der frommen Rede zu stellen. Liebe Gemeinde, wir sollten hier nicht so schnell über die Jünger den Kopf schütteln. Vielmehr ist es eine Mahnung an uns, wie sehr große Töne wir manchmal spucken über die Dinge unseres Glaubens. Und dann steht plötzlich ein Scherge der Ökonomie vor uns und wir sagen innerlich: Ja, da kann man wirklich nichts machen. So ging es den Jüngern. Aber so geht es nicht mit Jesus. Die Kirche lebt nicht aus der Not heraus, die uns die Ökonomen klarmachen. Die Kirche lebt aus der Fülle des Reiches Gottes. Nun könnten wir sagen: wenn du Not hast, geh zu Jesus. Damit wären wir den Anspruch der Not los. Aber Diese Geschichte, die wird uns nicht mehr loslassen, denn Jesus lässt sich nicht einfach die Not aufbürden. Er eröffnet kein Schlaraffia- Restaurant in der Wüste, wo alle freie Kost und Logis haben. Vielmehr sollen wir etwas ganz Wichtiges lernen. Die Jünger machen etwas, was wir alle kennen: Wenn die Ressourcen knapp
werden, dann teilen wir ein in Nah und Fern. Wenn die Versorgung knapp wird, dann schicken wir die Anderen einfach heim. Wir und die Anderen. Innen Außen. Der enge Kreis und die kirchenfernen. Es geht nicht alles! Du musst Prioritäten setzen, Jesus! Das klingt ja eigentlich zunächst mal nicht schlecht. Ich höre förmlich, wie sie sagen: Schick die Leute endlich nach Hause, denn wir haben Hunger und wir wollen essen. In der Intimität des Vertrauten gewinnen Menschen Sicherheit. Jesus geht einen anderen Weg. Er weiß auch, dass sich das Leben in kleinen Einheiten besser überschauen lässt. Doch er schickt die Menschen nicht nach außen zurück in eine gottlose Welt. Er bittet die Jünger, dass sie die Menschen in überschaubare Einheiten einteilen und sich zum Essen hinsetzen. In diesen kleineren Gruppen immer 50 Leute, da kann man reden, da kann man sich kennenlernen, da ist man handlungsfähig. Menschen können im überschaubaren Rahmen Verantwortung füreinander übernehmen. Und nun? Nun sind wir fast versucht, zu sagen: die Menschen kamen aus dem Sicherheitsmodus heraus und fingen an zu teilen. Und vielleicht war es auch so. Aber Lukas erzählt eine andere Geschichte. Er erzählt, dass eine neue Welt aufleuchtete. Eine Welt, in der das Außen und Innen aufgehoben war. Eine Welt, wo man Verantwortung füreinander übernimmt, wo man seine Identität nicht durch Abgrenzung gewinnt. Gottes neue Welt, die können und müssen nicht die Jünger vollbringen aber sie dürfen mitmachen, sie dürfen die Struktur bilden. Und dann kommmt Jesus, er sagt Dank, bricht das Brot und feiert das Mahl mit den Menschen. Was für eine Kraft im Mahl steckt, das übersehen wir manchmal. Da bricht Gottes neue Welt in unsere Welt hinein. Sie kommt nicht einfach über uns, sondern sie möchte, dass wir die Strukturen dafür bereiten. Sie möchte, dass wir nicht an einem identitätsstiftenden Drinnen und Draußen festhalten, sondern dass wir uns dorthin gerufen wissen, wo Menschen hungern nach Leben. Es ist mir eine große Freude, dass ich ausgerechnet heute, wo wir fünf junge
Menschen getauft haben, von der Theologie der Fülle reden darf. Gott will nicht, dass wir die Not verwalten, er möchte uns klar machen, dass wir es mit der Fülle zu tun haben, die über das Abendmahl aus Gottes Reich zu uns kommt. Er möchte, dass wir die Kreise nicht zu klein ziehen, sondern dass wir die Vielfalt wagen, im Vertrauen, dass er uns die Fülle gibt und dass wir bei ihm immer wieder zu neuer Sendung auftanken können. Ich wünsche euch, dass ihr die Freude an Gottes Leben in Fülle bewahrt und dass wir uns in das grenzenlose Vertrauen einüben. Amen.