Missbrauch und Life - events

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Transkript:

Missbrauch und Life - events Gertrude Bogyi, Petra Sackl-Pammer, Sabine Völkl-Kernstock Curriculumdirektion Humanmedizin Medizinische

Missbrauch und Life events Missbrauch an Kindern und Jugendlichen kann auf körperlicher, psychischer und sexueller Ebene stattfinden. Life-events sind einschneidende Lebensveränderungen wie z.b. Scheidung der Eltern, Kindergartenbzw. Schuleintritt, Krankheit, Tod einer Bezugsperson etc.

Was ist ein Trauma? Ein Trauma ist ein plötzliches, intensives, gewalttätiges und schmerzhaftes Ereignis, welches die psychischen Verarbeitungsmöglichkeiten eines Menschen überfordert, weil es die Psyche gleichsam überschwemmt.

Was ist ein Trauma? Die WHO definiert: Traumata sind kurz oder lang anhaltende Ereignisse oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung mit katastrophalem Ausmaß, die nahezu bei jedem tief greifende Verzweiflung auslösen würde. (ICD-10)

Medizinische Trauma Typ I und Typ II Leonore Terr (Trauma-Forscherin): Typ I: ein einmaliges traumatisches Ereignis Typ II: Wiederholte Traumatisierungen über einen bestimmten Zeitraum

Trauma Typ I und Typ II Wahrnehmungen und Konsequenzen: Typ I: Detailliert erinnert, Kinder suchen oft magische Erklärungen für das Geschehene und machen Schuldzuweisungen. Typ II: Depersonalisation, Dissoziation, Andauer von Wut und Ärger, emotionaler Anästhesie, Wendung der Wut gegen die eigene Person: Selbstverletzungen, Suizidgedanken.

Basales posttraumatisches Belastungssyndrom der Kindheit Kindheitstraumata nach Terr (1995) 4 Merkmale gemeinsam: 1.) Wiederkehrende, sich aufdrängende Erinnerungen: visuell, akustisch, olfaktorisch 2.) Repetitive Verhaltensweisen: etwa traumatisches Spiel, wo es zu einer Reinszenierung in automatisierten Verhaltensmustern kommt, Albträume. Das Kind kann oft nicht den Zusammenhang herstellen.

Basales posttraumatisches Belastungssyndrom der Kindheit 3.) Traumaspezifische Ängste 4.) Veränderte Einstellung zu Menschen, zum Leben und zur Zukunft. Verlust des Vertrauens in die Menschen und negative Erwartungen an das zukünftige Leben sind die wichtigsten Folgen einer Traumatisierung.

Unterschiede im Medizinische diagnostischen Vorgehen? Akutes Trauma: Keine Leistungsdiagnostik, Exploration, Diagnostik von psychischen Beeinträchtigungen (z.b. Depression, PTSD) und Ressourcensuche, Dissoziative Zustände? Chronische Belastungsreaktion: Exploration, Flash-Backs? Dissoziationen? Diagnostik von psychischen Beeinträchtigungen und Ressourcensuche.

Unterschiede im Medizinische therapeutischen Vorgehen? Ziele allgemein: 1.) Stabilisierung des Patienten (auch den Umgang mit mög. Flash-Backs erlernen) 2.) Trauma-Bearbeitung 3.) Integration des Geschehenen (Trauma) in die eigene Lebensgeschichte

Falldarstellung Achtjährige Viola hatte gemeinsam mit ihrem älteren Bruder und ihrer Mutter einen Verkehrsunfall. Einzige Erinnerung: Verletzungen ihres Bruder am Arm, der blutet; sie selbst erlitt Prellungen im Gesicht und an der Hüfte. 3 Monate nach dem Unfall leidet sie an Einschlafproblemen, wacht nachts auf und erzählt ihrer Mutter von beängstigenden Träumen, die Elemente des Unfalls zum Inhalt haben. Sie zeigt starke Angst, wenn sie wieder mit dem Auto fahren soll. Sie will nicht über den Unfall sprechen; hat keine Freude mehr am Klavierspielen und an

Medizinische Falldarstellung anderen Aktivitäten, die ihr früher Spaß gemacht haben. Der Mutter fällt auf, dass sie leichter wütend und gereizt wird und der Lehrerin fällt auf, dass sie sich schwer konzentrieren kann und die Leistungen schlechter geworden sind.

Falldarstellung Was kann man in diesem Fall psychotherapeutisch tun? Psychoedukation über das Störungsbild (Eltern und Kind) Stabilisierung Konfrontation und kognitive Interventionen (In sensu und/oder in vivo und/oder auch im Spiel) Eventuell EMDR- Anwendung

Medizinische Falldarstellung Bearbeitung dysfunktionaler Kognitionen und Bewertungen (abhängig vom Alter des Kindes) Integration Zukunftsperspektiven erarbeiten