Die Entwicklung Palästinas bis 1948 Palästina im Altertum ca. 3000 v. Chr. ca. 1800/1700 v. Chr. ca. 1600 1200 v. Chr. ca. 1200 v. Chr. ca. 1000 900 v. Chr. Einwanderung von Semiten Abraham Juden in Ägypten (Joseph Moses) Eindringen der Philister ( Palästina = Philisterland ) Blütezeit (Saul, David, Salomo) danach Niedergang, Teilung 586 539 v. Chr. babylonische Gefangenschaft der Juden 539 332 v. Chr. Persische Herrschaft 332 63 v. Chr. Hellenismus: griechische Kultur und Lebensform gegen jüdisches religiöses Denken Entstehung einer jüdischen Nationalbewegung 63 v. Chr. 325 n. Chr. römische Oberherrschaft 66 73 Aufstand gegen die Römer wird niedergeschlagen dabei Zerstörung des Tempels (70) Ende jüdischer Staatlichkeit bis 1948 Bedeutung: traumatisches Erlebnis für die Juden, Wunsch nach eigenem Staat Folge: Verstärkung der Diaspora (Zerstreuung) der Juden, zumeist starker Zusammenhalt der Juden in der Fremde zur Bewahrung der jüdischen Kultur 325 640 byzantinische Herrschaft: Aufschwung des Christentums lässt den Stellenwert Palästinas steigen Palästina im Mittelalter und in der frühen Neuzeit (640 1800) 640 1099 Herrschaft der Araber: allmählicher Niedergang - Städte verlieren Einwohner - Landwirtschaft auf Subsistenzniveau herabgedrückt - Bodenerosion - Versumpfung, Malaria - ab 750 Druck auf religiöse Minderheiten Entvölkerung 1517 1799 Herrschaft der Osmanen: weiterer Niedergang - Verödung der Handelswege durch Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Indien - Entwurzelung der Bäume Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte Palästina seinen absoluten Tiefstand erreicht. 2. Hälfte 19. Jahrhundert langsamer Aufstieg durch verstärktes Interesse der Europäer - Wiederaufnahme der Aktivität christlicher Institutionen - Eröffnung des Suezkanals (1869)
Der Zionismus Definition: Politische und soziale (nicht jedoch religiöse) Bewegung zur Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina (Name nach dem Tempelberg Zion in Jerusalem) Reaktion auf den wachsenden Antisemitismus im 19. Jahrhundert Entstehung im säkularen Klima der Aufklärung Gegengewicht zum gescheiterten Versuch der säkularen Juden, sich zu assimilieren und zu emanzipieren Vertreter: Moses Hess (1812 1875): deutscher Jude Buch Rom und Jerusalem (1862): erstmals Idee der Rückkehr nach Zion in einem nichtreligiösen Kontext Leon Pinsker (1821 1891): russischer Jude Publikation Autoemanzipation (1882) greift die Ideen von M. Hess auf Auslöser für die 1. Alija (Einwanderungswelle) aus Russland (1882 1903) Theodor Herzl (1860 1904): Jude aus Österreich-Ungarn, der erst später zum jüdischen Bewusstsein gelangte Buch Der Judenstaat (1896): theoretischer und politischer Rahmen für den Zionismus - Judenfrage ist eine nationale Frage, nicht eine soziale oder religiöse Frage - Assimilation der Juden ist gescheitert Juden sind ein Volk - Juden sollen also einen Staat bilden -- in Argentinien oder -- in Palästina: historische Heimat Juden als kultureller Wall gegen Asien - Organe: -- Society of Jews: Vertretung der Juden als staatsbildende Macht mit wissenschaftlicher und politischer Vorbereitung -- Jewish Company: praktische Durchführung des Staatsaufbaus und der Wirtschaft Verhandlungen mit dem türkischen Sultan und Kaiser Wilhelm II. blieben erfolglos Herzl organisierte den 1. Zionistenkongress in Basel (1897) Umsetzung in politische Programmatik: Baseler Programm (1897) - Förderung der Besiedlung Palästinas - Organisierung der Juden - Stärkung des jüdischen Volksbewusstseins - Erlangung der Regierungszustimmung für die Ziele des Zionismus zionistische Strömungen politischer Zionismus (Herzl): Gründung eines jüdischen Staates in Palästina durch Verhandlungen sozialistischer Zionismus (M. Hess, Ben Gurion): Überwindung des mittelständischen Charakters der jüdischen Gesellschaft in der Diaspora durch sozialistische oder kollektive Prinzipien Schaffung von Kibbuzim (Gemeinschaftssiedlungen) und Moshavim (Kooperativen) sowie der Histadruth (Gewerkschaften) ab Mitte der 30er Jahre bestimmende Kraft im Zionismus revisionistischer Zionismus (M. Begin): antisozialistisch, nationalistisch, Forderung nach einem großen Palästina religiöser Zionismus: relativ unbedeutend, da der Zionismus eher nichtreligiös war
Palästina im Ersten Weltkrieg Zugehörigkeit Palästinas zum Osmanischen Reich Kriegsgegner: Osmanen England + Frankreich Großbritannien stellt dem Herrscher des Hedschas ein arabisches Großreich in Aussicht, um die Unterstützung der Araber gegen die Osmanen zu erlangen alliierte Pläne für die Zeit nach dem Sieg (Sykes-Picot-Abkommen 1916): Aufteilung des Nahen Ostens unter England und Frankreich - Syrien und Libanon an Frankreich - Mesopotamien (Irak) und Palästina an Großbritannien Friedensregelung von 1920: Naher Osten als Völkerbundsmandate: - Frankreich: Syrien, Libanon - Großbritannien: Mesopotamien (Irak) Palästina (ohne Staatscharakter) große Bedeutung für Großbritannien wegen des Suezkanals 1923 Abtrennung Transjordaniens von Palästina Balfour-Deklaration 1917 - britische Zusicherung (Außenminister Lord Balfour) an Lord Rothschild (Vorsitzender der englischen Juden), in Palästina eine nationale Heimstätte für das jüdische Volk einzurichten - dabei jedoch keine Beeinträchtigung der Nichtjuden Ergebnis: zum Teil widersprüchliche Politik Großbritanniens zu Palästina im 1. Weltkrieg - Hoffnung für Araber - Versprechen an Juden - jedoch lieber eigene Kontrolle als Kolonie
Jüdische Einwanderung nach Palästina 1. Alija (1882 1903) - ca. 30 000 Menschen - vor allem aus Russland (durch Judenpogrome) - ausgelöst durch L. Pinskers Schrift Autoemanzipation 2. Alija (1904 1914) - ca. 40 000 Menschen - vor allem aus Russland (nach der gescheiterten Revolution von 1905) - überwiegend sozialistisch (nicht jedoch marxistisch) ausgerichtet -- Ziel: Erneuerung und Gesundung des jüdischen Volkes durch körperliche Arbeit -- keine Religiosität -- Schaffung von Kibbuzim [Alija (pl. Alijot) = Einwanderungswelle] Antisemitismus im zaristischen Russland: - Beschränkung des Siedlungsraums - Einschränkung von Bildungsmöglichkeiten - 1881/82 und 1905-1907 Pogrome [Pogrom = russische Bezeichnung für Judenverfolgung (später auch allg. Minderheitenverfolgung)] - seit 1881 Bestandteil einer antikapitalistischen, modernisierungsund industrialisierungsfeindlichen Ideologie Kibbuz ( Sammlung ) = neue jüdische landwirtschaftliche Gemeinschaftssiedlung (Kommune) zur Erschließung und Nutzung des Landes - erstmals 1909 (Kibbuz Degania ) - kein Privateigentum - keine Lohnarbeit strikt - Ablehnung von Ehe und Familienleben kollektivistisch - Kindererziehung im Kinderhaus - Gleichstellung der Frau (auch bei schweren körperlichen Arbeiten) Moschav ( Niederlassung ) = jüdische landwirtschaftliche Genossenschaft - erstmals 1921 (aus Degania hervorgegangen) - Ehe und Familie mit privater Kindererziehung mehr privat und - Existenz von Privateigentum individualistisch - individuelle Produktion, aber gemeinschaftlicher Verkauf 3. Alija (1919 1923) - ca. 35 000 Menschen - vor allem aus Russland (vom Bolschewismus enttäuschte Kommunisten mit ebenso sozialistischen Ideen wie bei der 2. Alija) 4. Alija (1924 1931) - ca. 82 000 Menschen - vor allem aus Polen (keine Sozialisten, sondern eher Anhänger des revisionistischen Zionismus) 5. Alija (1932 1939) - ca. 265 000 Menschen - vor allem aus Deutschland (Nationalsozialismus) 6. Alija (1940 1948) - ca. 160 000 Menschen - Folge des Zweiten Weltkrieges und der Judenvernichtung Ergebnisse: Entstehung des Jishuv (jüdische Gemeinschaft in Palästina) Bodenkauf durch Juden Anlage vieler neuer jüdischer Siedlungen (zunächst überwiegend in der Küstenebene, die nicht das eigentliche Land der Väter war) 1909 Gründung von Tel Aviv als jüdische Stadt
Palästina während der Mandatszeit (1919/20 1948) Pläne Juden Araber Einwanderung, Gründung von jüdischen Siedlungen 1922 Gründung der Jewish Agency als politische Vertretung der Juden Antizionismus Terror (1920/21, 1929) 1937 Peel-Plan (britisch): Teilung Palästinas - Galiläa und Küstenebene für jüdischen Staat (wirtschaftlich fruchtbar) - Samaria, Judäa, Negev zusammen mit Transjordanien unabhängig - Jerusalem mit Korridor zum Mittelmeer britisch teilweise bedingte Zustimmung zum Peel-Plan 1936 Gründung des Arab Higher Committee (AHC) als Führungsorgan der Araber in Palästina (Vorsitz: Großmufti von Jerusalem) totale Ablehnung des Peel-Plans verstärkte Einwanderung 1936-1939 Aufstand der Araber (antijüdisch + antibritisch) von Briten unterdrückt 1939 britisches Weißbuch: - Begrenzung der Einwanderung auf 75 000 Juden in 5 Jahren - danach jüdische Einwanderung nur noch mit arabischer Zustimmung 1942 Biltmore-Programm (New York): Forderung nach Erfüllung der Bal- Unterstütfour-Deklaration zung der und nach totaler Juden Öffnung Palästinas für jüdische USA durch die Einwanderung erbitterte Ablehnung des Weißbuchs Widerstand und Attentate der jüdischen Kampfgruppen, auch gegen die Briten - Hagana (Streitkräfte des Jishuv) mit Eliteeinheit Palmach - Irgun - Lehi (Sternbande) eher sozialistisch eher revisionistisch Ergebnisse: Verschärfung des Konflikts zwischen Juden und Arabern viel gegenseitiger Terror Wandel der britischen Politik je nach Bedarf dabei Rücksicht auf Interessen in Europa
Die Gründung Israels (1948) und der erste arabisch-israelische Krieg (1948/49) a.) Vorgeschichte UN-Teilungsplan - jüdischer Staat - arabischer Staat - Jerusalem: internationale Zone Jewish Agency: - Annahme des Plans - Schaffung provisorischer Staatsorgane (Volksrat, Regierung) Zionisten nehmen ihren Teil in Besitz, erobern aber darüber hinausgehende Gebiete, dabei Massaker an Arabern Flucht und Vertreibung von Arabern b.) Staatsgründung Israels 1948 durch Ben Gurion Unabhängigkeitserklärung: - moralische, ideelle und rechtliche Begründung für die Staatsgründung - Staatsproklamation, Festlegung des Namens - Grundwerte des neuen Staates: Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden, Gleichheit usw. Quelle: Erich Schmidt-Verlag c.) Reaktion der arabischen Staaten: Krieg gegen Israel Angriff von Ägypten, Transjordanien, Syrien, Libanon, Irak Überlegenheit der israelischen Armee (entstanden aus der Hagana mit Eingliederung der Palmach und Irgun) durch straffe Organisation und Organisationsleitung sowie hohe Motivation Grund für die Unterlegenheit der arabischen Staaten: - zwar Überlegenheit an Truppen und schweren Waffen - jedoch politische Uneinigkeit und Interessenunterschiede: -- Transjordanien: Interesse am Westjordanland, Verhinderung eines Palästinenserstaates, Ziel eines großen Reiches -- Ägypten: Verhinderung der drohenden Großmachtstellung Transjordaniens -- Syrien, Verhinderung eines starken Transjordanien, Interesse am Libanon Ergebnis des Krieges: - Erweiterung Israels gegenüber dem UN-Teilungsplan - Annexion des Westjordanlandes durch Transjordanien Staat Jordanien - Jerusalem wird geteilte Stadt: Altstadt arabisch, Neu-stadt israelisch - Gazastreifen an Ägypten - UNO-Forderung nach Wiederaufnahme der arabischen Flüchtlinge wird von Israel nicht erfüllt Quelle: Erich Schmidt-Verlag