Nah am Wasser gebaut. Schweizerische Bauzeitung

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Transkript:

1. Juli 2016 Nr. 27 28 Schweizerische Bauzeitung Nah am Wasser gebaut Heikles Planen im Schwemmland Entschärftes Risiko auf der Nord-Süd-Achse Reserven für ein kontrolliertes Fluten Wettbewerbe Neubau Werkhof Bülach Panorama Ein Möbelschopf mit Hintertür zum Campus «Die Handschrift der Architekten kennenlernen»

2 Ausschreibung TEC21 27 28/2016 Kanton Zürich Baudirektion Hochbauamt JVA Pöschwies, Regensdorf Ausschreibung für Rahmenvereinbarung Generalplaner für Neu- und Umbauten Planerwahl im selektiven Verfahren 1. Juli 2016 Das Hochbauamt Kanton Zürich veranstaltet im Auftrag des Amtes für Justizvollzug eine Submission in Form einer Planerwahl im selektiven Verfahren für die Vergabe der Generalplanerleistungen für bauliche Massnahmen in den nächsten 5 Jahren. Aufgabe In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Pöschwies stehen verschiedene bauliche Massnahmen an. Dabei handelt es sich um betrieblich bedingte Anpassungen und Ergänzungen der bestehenden Anlage, aber auch um Instandsetzungsmassnahmen, welche unter laufendem Betrieb ausgeführt werden müssen. Verfahren Das Angebot hat gemäss den Angaben in den Submissionsunterlagen zu erfolgen. Das im Rahmen der 2. Stufe einzureichende Angebot umfasst eine Aufgabenanalyse mit Vorgehensvorschlag, die Angabe von Referenzobjekten und Schlüsselpersonen sowie eine Offerte zu den noch nicht festgelegten Honorarparametern. Beurteilungsgremium David Vogt, Abteilungsleiter Baubereich 3, Hochbauamt (Vorsitz) Walter Mulisch, Leiter Wirtschaft und Arbeit, Justizvollzugsanstalt Pöschwies Nik Biedermann, Architekt, Zürich Teilnahmeberechtigung Teilnahmeberechtigt sind Architekturbüros mit Sitz in der Schweiz, in der EU oder in einem Vertragsstaat des GATT/WTO-Übereinkommens über das öffentliche Beschaffungswesen, soweit dieser Staat Gegenrecht gewährt. Termine Eingabe der Bewerbungen bis 9. August 2016 Eingabe der Angebote bis 28. Oktober 2016 Submissionsunterlagen Die Submissionsunterlagen stehen unter www.hochbauamt.zh.ch, Rubrik «Ausschreibungen & Wettbewerbe», als Download zur Verfügung.

TEC21 27 28/2016 Editorial 3 Die Kleinstadt Uster im Zürcher Oberland war einst ein Standort der Textilmanufaktur. Der anfänglich industriell genutzte Aabach ist nun ein Kernelement der städtebaulichen Entwicklung. Die «Wohnstadt am Wasser» will sich bis hart an die Uferkante ausdehnen (Ansicht: Wohnund Gewerbegebiet Im Loo). Dafür sind im Voraus umfassende Schutz- und Testplanungen durchgeführt worden. Coverfoto von Moos Giuliani Herrmann Architekten. D er Monat Juni hat es dramatisch in Erinnerung gerufen: Das Element Wasser ist bedrohlich und unberech enbar. Viele Regionen Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz sind massiv überschwemmt worden und gehen nun daran, die gewaltigen Schäden zu beheben und danach bessere Schutzkonzepte zu entwerfen. Erst vor elf Jahren war beinahe die gesamte Schweiz von einem Jahrhunderthochwasser be troffen; der Klimawandel wird das Risiko ähnlicher Ereignisse erhöhen. Die Abwehr dieser Naturgefahr kostet deshalb immer mehr: Pro Jahr verbauen Bund, Kantone und Gemeinden knapp eine Milliarde Franken für Schutzmassnahmen, damit Siedlungsräume und wichtige Infrastrukturanlagen im Sachwert von fast einer Billiarde Franken gesichert sind. Der Wiederbeschaffungswert der bisher erstellten Dämme, Kiessammler, Wehrstufen und anderer Schutzanlagen beträgt seinerseits beinahe 50 Milliarden Franken etwa gleich viel, wie die überlebenswichtige, öffentliche Trinkwasserversorgung gekostet hat. Dennoch sinkt das Vertrauen in noch ausgefeil tere Technik und höhere Dämme. Wie diese Aus gabe erläutert, geht es nicht länger ohne zu sätzlichen Raum für ein kontrolliertes Fluten und weitere Abstände zur Wasserkante. Und vermehrt braucht es ein lokales, interdisziplinäres Abwägen der Ziele und Massnahmen. Sollen die Siedlungsräume möglichst gefahrlos weiter entwickelt werden, ist das planerische und gestalterische Augenmass dafür zwingend zu schärfen. Paul Knüsel, Redaktor Umwelt / Energie

Büro und Gewerberäume in 8117 Fällanden ZU VERMIETEN In Fällanden Büros mit hellen, grosszügigen Raumhöhen mit unterteilten Zimmern zu vermieten. Preis SFr 130 140 m 2 /Jahr Sie sind interessiert? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme. Timo Hirzel, Tel. 079 827 11 14 timo.hirzel@liegenschafter.ch www.liegenschafter.ch Die Liegenschafter AG, 8306 Brüttisellen

TEC21 27 28/2016 Inhalt 5 espazium.ch AKTUELL 7 Wettbewerbe Das Krokodil und sein Nilpferd 16 Vitrine Aktuelles aus Bau und Technik Jetzt online: Die Ästhetik von Holz Nicht nur Architekten, auch Fotografen entdecken den traditionellen Baustoff www.espazium.ch/tec21 11 Panorama Zwischen Mensch und Raum Ein Möbelschopf mit Hintertür zum Campus Aufgepasst vor der Landschaftsromantik! THEMA 18 «Die Handschrift der Architekten kennenlernen» Übersichtlich und praxisnah 23 Veranstaltungen 24 Nah am Wasser gebaut TRACÉS 12/2016 10.6.2016 Fotos: Kimmo Syväri; VBS Luftwaffe Urbanisation vs terres agricoles Concurrence entre ville et agriculture au Nord et au Sud Urbanisme caïrote Le cas de Tunis Le plan sectoriel SDA protège-t-il contre l étalement urbain? www.espazium.ch/traces archi 3/2016 6.6.2016 Seit dem Sommerhochwasser 2005 (Ansicht: Stadt Bern) laufen die Planungsarbeiten für Schutzmassnahmen an vielen Orten in der Schweiz auf Hochtouren. Il territorio di AlpTransit Cronologia AlpTransit Successi e criticità della nuova trasversale ferroviaria alpina L architettura della nuova linea ferroviaria AlpTransit San Gottardo www.espazium.ch/archi TEC21 29 30/2016 15.7.2016 15. Architekturbiennale in Venedig Blicke über Grenzen Die Rückkehr des Einfachen Schöpfung und Zufall www.espazium.ch/tec21 24 Heikles Planen im Schwemmland Paul Knüsel Die Aarequartiere in Bern und andere historische Altstädte müssen beim Hochwasserschutz dringend nachbessern. 29 Entschärftes Risiko auf Nord-Süd-Achse Paul Knüsel Der Urner Talboden wurde inklusive der wichtigen AUSKLANG 35 Stelleninserate 37 Impressum Verkehrsachsen mit fast 100 Millionen Franken teuren Schutz bauten gegen Überschwemmungen abgesichert. 32 Reserven für ein kontrolliertes Fluten Christian Willi, Niels Christian Holthausen Die ersten Kantone scheiden zusätzliche Flächen aus, die bei Hochwasser überflutet werden dürfen. 38 Unvorhergesehenes

TEC21 27 28/2016 Wettbewerbe 7 Ausschreibungen OBJEKT/PROGRAMM AUFTRAGGEBER VERFAHREN FACHPREISGERICHT TERMINE Wohnen und Arbeiten in Wien-Heiligenstadt www.phase1.de Liegenschaften-Eigentümergemeinschaft 1050 Wien Projektwettbewerb, selektiv, zweistufig, für Architekten Eckart Herrmann, Robert Kniefacz, Carla Lo, Peter Lorenz, Irene Lundström, Gregor Puscher, Isolde Rajek, Fritz Schumacher Bewerbung 8. 7. 2016 Ampliamento Ospedale Civico di Lugano www.eoc.ch/gareappalto Ente Ospedaliero Cantonale 6500 Bellinzona Begleitung: Stefano Tibiletti 6900 Lugano Projektwettbewerb, selektiv, anonym, für Teams aus Architekten, Bauingenieuren, Baumanagern, Spitalplanern, Bauphysikern und Brandschutzexperten Marie-Claude Bétrix, Silvia Gmür, Marco Hubeli, Claudio Pellegrini, Sabina Snozzi, Michele Gaggini Anmeldung 18. 7. 2016 Abgabe Pläne 21. 11. 2016 Modell 5. 12. 2016 konform Rahmenvereinbarung Generalplaner für Neu- und Umbauten, JVA Pöschwies, Regensdorf Hochbauamt Kanton Zürich im Auftrag des Amts für Justizvollzug 8090 Zürich Planerwahl, selektiv, für Generalplaner Inserat S. 2 Nik Biedermann, Walter Mulisch, David Vogt Bewerbung 9. 8. 2016 Abgabe 17. 10. 2016 www.hochbauamt.zh.ch Case Study Steel, Konstruktive Forschung im Stahlbau www.zhaw.ch/ike/cssh ZHAW, Departement Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen, Institut Konstruktives Entwerfen 8401 Winterthur Studienauftrag, selektiv, für Architekten und Bauingenieure Andrea Deplazes, Frank Escher, Patric Fischli-Boson, Patrick Heiz, Tibor Joanelly, Daniel Meyer, Tanja Reimer, Astrid Staufer Bewerbung 19. 8. 2016 Umgestaltung Rümelinsplatz, Basel www.simap.ch (ID 141796) Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt 4001 Basel Projektwettbewerb, offen, anonym, für Landschaftsarchitekten Beat Aeberhard, Angela Bezzenberger, Massimo Fontana, Martin Knuijt, Armin Kopf, Martina Münch, Stefan Rotzler Abgabe 24. 10. 2016 Preise Preis der Europäischen Union für das Kulturerbe Europa Nostra Award 2017 Europäische Union für das Kulturerbe Europa Nostra Ausgezeichnet werden Best-Practice-Beispiele im Umgang mit dem Kulturerbe in Europa in vier Kategorien. Die Projekte können lokal, national oder international ausgerichtet sein. Abgabe 1. 10. 2016 www.europanostra.org Weitere laufende Wettbewerbe finden Sie unter: www.konkurado.ch Wegleitung zu Wettbewerbsverfahren: www.sia.ch/142i

8 Wettbewerbe TEC21 27 28/2016 NEUBAU WERKHOF BÜLACH Das Krokodil und sein Nilpferd Ein schlagkräftiger Grosser und ein Kleiner mit Köpfchen mit ihrem Entwurf «Bud & Terence» gewinnen die Berliner Felgendreher Olfs Köchling den Wettbewerb für Werkhof und Laborgebäude in Bülach. Text: Felix Held Siegerentwurf «Bud & Terence»: Grundriss EG Werkhof und Laborgebäude, Grundriss OG Laborgebäude (rechts), Mst. 1 : 1500. D er wachsende Individual - verkehr führt zu einem grös - seren Aufwand bei Bewirtschaftung und Unterhalt der Strassen, vor allem in den Agglomerationen. Die Ansprüche an die Effizienz der kantonalen Unterhaltsbetriebe steigen. Für den Bau eines neuen Werkhofs für die Unterhaltsregion I, Bezirk 2 in Bülach hatte das Hochbauamt des Kantons Zürich im Auftrag der Baudirektion daher einen einstufigen Projektwettbewerb im offenen Verfahren für Architek - ten ausgeschrieben. Zusätzlich zum Werkhof mit Verwaltung, Einstellhalle, Werkstatt- und Lagerbereich war ein Labor für Oberbau und Geotechnik zu planen. Das zur Verfügung stehende Areal «Im Hof» am westlichen Siedlungsrand von Bülach in der Grösse von über 30 000 m 2 wird heute zum Teil von der Kantonspolizei genutzt und ist mit zwei Hallen und einem Manövrierbereich mit Tankanlage etwa zur Hälfte belegt. Eine Machbarkeitsstudie von Burkhalter Sumi Architekten hatte 2013 gezeigt, dass beim Bau eines Werkhofs trotz grossem Flächenverbrauch eine Restparzelle von 6000 m 2 freigehalten werden könnte. Diese Prämisse wurde in den Forderungskatalog aufgenommen, ebenso wie eine gute städtebauliche Setzung, eine deutliche Adressbildung und ein adäquater architektonischer Ausdruck. Die Erfordernisse an die Betriebsteile Werkhof und Labor waren logistisch optimal umzusetzen. Schlagende Argumente Von 132 angemeldeten Architekten reichten 64 einen Projektvorschlag ein, 61 wurden von der Jury unter dem Vorsitz von David Vogt zur Beurteilung zugelassen. Einstimmig mit dem ersten Rang ausgezeichnet und zur Weiterbearbeitung empfohlen wurde das Projekt «Bud & Terence» der Berliner Architekten Felgendreher Olfs Köchling, das vor allem mit der «Klarheit des städtebaulichen Ansatzes überzeugt», wie das Preisgericht im Jurybericht schreibt. Plausibel war offensichtlich auch die Interpretation des Raumprogramms, das neben dem Werkhof ein kantonales Labor für die Zustandserfassung und Qualitätskontrolle des gesamten Zürcher Strassennetzes verlangte. Diese Tatsache nahmen die Verfasser des Siegerprojekts zum Anlass, das Raumprogramm auf zwei Einzelbauten zu verteilen. Entstanden sind zwei präzise gesetzte Sichtbetonbauten in verschiedener Grösse und Proportionierung, aber von ähnlicher Gestaltung. Nah am heutigen Zugangstor zum Areal und in angemessener Grösse und Entfernung zum Polizeigebäude ist der quadratische Labor- und Bürobau mit Parkplatz und Werkhof geplant. In der grösseren, zur südlichen Par- Pläne: Projektverfassende

TEC21 27 28/2016 Wettbewerbe 9 «Bud & Terence», Querschnitt, Mst. 1 : 500. zellengrenze hin versetzten Halle sind die Fahrzeuge und Maschinen aufs Einfachste untergebracht. Die unregelmässige Form des Geländes wird geschickt genutzt, um die Aussenräume in ihrer Grösse knapp zu halten. Die reibungslose Organisation der Verkehrsflüsse durch die Schaffung von vier von einander unabhängigen Aussenräumen ist eine Stärke des Projekts. Aussentreppen ermöglichen kurze Wege zwischen Garderobe und Einstellhalle morgens sowie zwischen Einstellhalle und Aufenthaltsraum in den Arbeitspausen. Die Schrägdachform ist in erster Linie aus der Konzeption der Halle und der Einbettung in das leicht abfallende Gelände entwickelt, wie der Querschnitt oben zeigt. Die einfache Konstruktion der Halle in Sichtbeton für Wände, Stützen und Unterzüge, mit einem Dach aus vorgefertigten Holz elementen und einer vorgespannten Betonfertigteildecke für die gros sen Lasten des Lagerbereichs verspricht ein kostengünstiges und dauerhaftes Gebäude. Die räumliche und konstruktive Stringenz der Halle wird hingegen beim Laborbau bei Weitem nicht erreicht. Das Raumprogramm wurde stark zusammengepresst, das Pultdach mit einem Innenhof ausgestanzt. Die Jury fordert hier eine grosszügige Überarbeitung. Ar - chitektonisch verbindet «Bud & Terence» die Robustheit des Betons mit einer gepflegten Betonästhetik eine «schlagende» Strategie, unverblümt ausgedrückt schon im Kennwort. Die knappe Umsetzung des Raumprogramms und die gewählte Bauweise bilden eine gute Ausgangsposition für eine nachhaltige Anlage. Elegant oder poetisch Das zweitrangierte Projekt «Arche Noah» von Berrel Berrel Kräutler überzeugte die Jury städtebaulich,

10 Wettbewerbe TEC21 27 28/2016 AUSZEICHNUNGEN 1. Rang «Bud & Terence» Felgendreher Olfs Köchling, Berlin; merz kley partner ZT, Dornbirn Gross und klein: Bud & Terence Lang: Arche Noah 2. Rang «Arche Noah» Berrel Berrel Kräutler, Zürich; Ulaga Partner, Basel; ASP Landschaftsarchitekten, Zürich; Metron Verkehrsplanung, Zürich 3. Rang «Star Guitar» Bühler Hartmann, Zürich; Rutishauser Leibundgut Architekten, Zürich. 4. Rang «Zenit» Waldrap, Zürich; Gruner Wepf, Zürich Schwebend: Star Guitar Unter einem Dach: Wintersonne innenräumlich und in seiner sorgfältigen Ausarbeitung, die jedoch «etwas zu geschliffen» wirke. Tatsächlich hat die Einstellhalle die Qualität eines privaten industriellen Werkplatzes. Das schmale, lange Volumen ist präzise gesetzt, die Dachform und der räumliche Schnitt sind logisch aus der Topografie und dem Nebeneinander von zweigeschossigem Bürotrakt und Einstellhalle gebildet. Holzbinder überspannen beide Gebäudeteile, die Einstellhalle ist damit stützenfrei. Rhythmisch: Zenit Unter zwei Dächern: XYZ 5. Rang «Wintersonne» NEW (Keuthen Weichler Schulz und Schulz), Dortmund 6. Rang «XYZ» Rüst & Gerle Architekten, Basel; Strüby Holzbau, Seewen SZ; Visiotec Consulting, Allschwil JURY David Vogt, Architekt, Hochbauamt Zürich (Vorsitz) Christian Penzel, Architekt, Zürich Nathalie Rossetti, Architektin, Zollikon Yves Schihin, Architekt, Zürich Die «Arche Noah» konnte sich vor allem aufgrund des übermässigen Landverbrauchs nicht durchsetzen. Die Reservefläche konnte nicht nachgewiesen werden, obwohl der schonungsvolle Umgang mit der Landfläche, die zum Teil in einer Archäologiezone liegt, klar verlangt und beziffert war. Auf dem dritten Rang liegt «Star Guitar» von Bühler Hartmann und Rutishauser Leibundgut Architekten, ein fast schon poetisches Projekt. Aus den Programmbereichen Halle, Labor und Salzsilos haben die Verfasser ein dreiteili ges, in Stahl konstruiertes Volumen komponiert. Die Vision des scheinbar schwebenden Dachs ist am Siedlungsrand stimmig, die Realisierbarkeit des Projekts musste je doch infrage gestellt werden, da ein Werkhof in Bau und Gebrauch letztendlich doch ein einfaches und effizientes Gebäude sein sollte. Felix Held, Dipl. Architekt ETH, heldfelix@gmail.com Visualisierung: Projektbeteiligte; Modellfotos: Mark Röthlisberger Aufgeräumt und übersichtlich: So zeigt sich die zweitrangierte «Arche Noah» in der Visualisierung.

TEC21 27 28/2016 Panorama 11 WORLD INTERIORS DAY 2016 IN DER SCHWEIZ Zwischen Mensch und Raum Weder Architektur noch Kunsthandwerk: Die Innenarchitektur hat ihre eigene baukulturelle Aufgabe. Dies wurde am 4. World Interiors Day, organisiert vom vsi.asai, erneut deutlich. Text: Thomas Wachter Foto: Marcel Baechler Podium am diesjährigen World Interiors Day im Stilhaus Rothrist. E nde Mai lud die Vereinigung Schweizer Innenarchitekten/ -architektinnen vsi.asai zum World Interiors Day ins Stilhaus nach Rothrist. Die Teilnehmer besichtigten die Möbelsammlung des verstorbenen vsi-mitglieds Leo Zimmermann und tauschten sich über die Schnittmenge von Bauen und Einrichten aus. Spricht man von Innenarchitektur, denkt man zuerst an Möbel. So entstand auch die Vereinigung Schweizer Innenarchitekten / -architektinnen vsi.asai 1942 aus der Zürcher Kunstgewerbeschule für Schreiner und Möbelhandwerk. Damals kamen der dort lehrende Basler Möbeldesigner Wilhelm Kienzle und neun Studenten zusammen, um Innenarchitektur nicht nur als Kunsthandwerk zu verstehen, sondern die planerische Leistung für spezifische Kundenbedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. In der Innenarchitektur befindet sich das Möbel an der Schnitt- stelle zwischen Mensch und Raum: Im Bett wird geschlafen, auf dem Stuhl gesessen, am Tisch gearbei - tet das Möbel steht in einer direkter Beziehung zum Menschen. Aber es braucht auch einen Raum und beeinflusst diesen wiederum. Diese Wechselbeziehung ist entscheidend: Innenarchitektur schafft aus Raum und Möbeln eine Einheit, die auf eine spezifische Nutzung zugeschnitten ist und Identität stiftet. Hier unterscheidet sich die Innenarchitektur von der Architektur. Gute Architektur ist nutzungsneutral und sozial flexibel, im bes ten Fall Abbild einer gesellschaftlichen Identität. Aber sie sollte niemals Ausdruck einer individuellen oder totalitären Identität werden dies würde zu einer sozialen Spaltung führen, der öffent liche Raum würde zur Markenoder Ideologiearchitektur verkommen. Deshalb funktioniert Innenarchitektur auch nur in der direkten Beziehung zwischen Mensch und Raum und nicht an der Schnittstelle zwischen Raum und Gesellschaft. Sie bezeichnet das Denken von innen nach aussen, während die Architektur von aussen auf das Innen schaut. Beides hat seinen Grund und darf nicht vermischt werden. Architektur und Innenarchitektur verfolgen eine grundsätzlich andere Zielsetzung und erfüllen unterschiedliche baukulturelle Aufgaben. Für eine nachhaltige Baukultur braucht es beide Sichtweisen. Dies sollte sich auch in einem differenzierten Ausbildungsangebot abzeichnen. Die Schweiz bietet neben verschiedenen Architekturschulen auch vier Bachelor-Innenarchitekturausbildungen in den drei grossen Landessprachen an. Der internationale Standard einer Masterausbildung wurde bis jetzt noch nicht erreicht. Das erklärt unter anderem auch, warum die öffentliche Hand die Innenarchitektur noch kaum als Partner wahrgenommen hat. Für diese Anliegen setzt sich der vsi.asai ein. Mit dem World Interiors Day sollen die Sichtweise der Innenarchitektur einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ein Beitrag zur Stärkung der Baukultur geleistet werden. Thomas Wachter, Präsident vsi.asai, twa@ecru.ch WORLD INTERIORS DAY Der WID entstand aus einer Initiative der International Federation of Interiors Architects / Designers IFI, des Weltdachverbands der Innenarchitektur. Die vsi.asai war 1963 Gründungsmitglied der IFI. Weitere Infos sowie Impressionen vom diesjährigen WID: www.vsi-asai.ch

12 Panorama TEC21 27 28/2016 VITRA DESIGN MUSEUM Ein Möbelschopf mit Hintertür zum Campus Seit über 30 Jahren sammelt die Firma Vitra Möbel und Leuchten der Moderne und pflegt Nachlässe bedeutender Designer. Punktuell sichtbar wurde dies jeweils bei thematisch gebundenen Ausstellungen. Nun ist die Sammlung im neu erstellten Schaudepot dauerhaft zugänglich. Text: Charles von Büren Die aktuelle Wechselausstellung «Radical Design» ist im Schaudepot in die ständige Ausstellung integriert. K ernstück des Vitra-Gelän des sind und bleiben die Produk tionshallen, geplant von Nicholas Grimshaw, Tadao Ando, Alvaro Siza und SANAA. Hier findet sozusagen das Pflichtlaufen statt. Vitra leistet sich aber auch die Kür, denn im Lauf der Jahre kamen architektonische Preziosen wie das Vitra Design Museum von Frank Gehry, der Konferenzpavillon von Tadao Ando, das Feuerwehrhaus von Zaha Hadid und auch das Haus von Herzog & de Meuron für die gross angelegte Präsentation der Vitra- Produkte hinzu. Neuestes Glanzstück dieser Kür ist das Schaudepot, ein von Herzog & de Meuron geplanter, gemauerter Schuppen auf der Südseite des Campus. Grosse Sammlung sichtbar gemacht Rolf Fehlbaum, Chairman Emeritus von Vitra, hat in den 1980er-Jahren damit begonnen, einzelne Möbelstücke der Moderne zu sammeln. Was zuerst ein auf sein Büro beschränktes Steckenpferd war, hat sich zu einer umfassenden Sammlung mit 7000 Objekten, 1000 Leuchten und zahlreichen Archiven sowie Nachlässen von Charles und Ray Eames, Verner Panton und Alexander Girard entwickelt. Untergebracht war dieser Schatz bisher im 5000 m 2 grossen Untergeschoss einer Shedhalle aus den 1960er-Jahren. Für die Publikumspräsentation wurde neben dieser Shedhalle und in Nachbarschaft zum Feuerwehrhaus von Zaha Hadid ein aus Klinkersteinen gemauertes, eingeschossiges Gebäude mit Satteldach erstellt. Ohne Fenster und bloss mit einem schlichten Eingangstor gleicht dieses Schaudepot einem grossen Schopf. Im Innern empfängt die Besucher ein Vorraum mit Shop, der zur grossen, ganz in Weiss gehaltenen Haupthalle mit Leuchtröhren an der Decke führt. Er ist mit dreigeschossigen Regalen bestückt (Gestaltung: Dieter Thiel) und zeigt 400 Schlüsselstücke des Möbeldesigns von 1800 bis heute. Eine Treppe führt ins Untergeschoss, wo das Publikum Einblick in das eigentliche Depot erhält. Berührend ist dabei die Rekonstruk-

TEC21 27 28/2016 Panorama 13 tion des Arbeitsraums der Eames, ein Kabinett mit Erinnerungsstücken aus dem Nachlass. Schutz versus Transparenz Anlässlich der Eröffnung äusserte sich Jacques Herzog zum so geschlossen wirkenden Schaudepot: «Transparenz wird heute überschätzt. Das Haus soll Neugier wecken. Ein Museum und sein Lager brauchen vor allem Schutz.» Das Volumen des Schaudepots ist auf einen Blick fassbar, Museum und Lager sind im Innern optisch und organisatorisch verbunden. Erst das Betreten des Baus eröffnet die reichen räumlichen Bezüge und macht das Gezeigte fassbar. Vitra Campus neu mit zwei Zugängen Fotos: Vitra Design Museum / Mark Niedermann Gleichzeitig mit dem Schaudepot hat Landschaftsarchitekt Günther Vogt gemeinsam mit Rolf Fehlbaum einen neuen, südlich gelegenen Zugang zum Vitra Campus entwickelt. Dieser weit weg vom bisherigen Hauptzugang im Norden kommt einer Rochade gleich, bewirkt er doch auch eine etwas grössere Nähe zum öffentlichen Verkehr, der 2014 eröffneten Tramlinie von und nach Basel. Eine langgezogene Pergola mit Kletterrosen empfängt die Besucher und führt über einen weiten, gekiesten Vorplatz und eine geklinkerte Terrasse direkt zum Eingang des Schaudepots. Über die Alvaro- Siza-Promenade sind der Nordzugang und das Museum sowie das Vitra-Haus erreichbar. Charles von Büren, Fachjournalist und Korrespondent TEC21 Blick in einen Sammelbereich im Untergeschoss. VERTRETENE DESIGNER IM SCHAUDEPOT (AUSWAHL) Alvar Aalto, Ron Arad, Maarten Baas, Ronan und Erwan Bouroullec, Andrea Branzi, Marcel Breuer, Humberto und Fernando Campana, Achille Castiglioni, Luigi Colani, Charles und Ray Eames, Frank Gehry, Eileen Gray, Konstantin Grcic, Arne Jacobsen, Shiro Kuramata, Joris Laarman, Le Corbusier, Alessandro Mendini, Ludwig Mies van der Rohe, Minale Maeda, Jasper Morrison, George Nelson, Marc Newson, Isamu Noguchi, Verner Panton, Gaetano Pesce, Gio Ponti, Jean Prouvé, Tejo Remy, Eero Saarinen, Jerszy Seymour, Philippe Starck, Superstudio, Marcel Wanders, Hans J. Wegner, Tokujin Yoshioka u. v. m. Die Sammlung ist auch elektronisch erschlossen, und zwar über Kategorien wie Designernamen, Hersteller, Objekttyp, Eigenschaften oder Materialien. WECHSELAUSSTELLUNG «RADICAL DESIGN» Die erste Wechselausstellung des Schaudepots ist dem Radical Design gewidmet. Es handelt sich dabei um eine massgebliche Avantgardebewegung, die ihren Höhepunkt Ende der 1960er-Jahre in Italien erreichte ein Gegenentwurf zum Funktionalismus und zu den etablierten Positionen in Design und Architektur. Die Designer wollten sich so kritisch mit gesellschaftlichen und politischen Themen auseinandersetzen und Begrenzungen des damaligen Designverständnisses aufheben. Diese Schau ist bis zum 17. November zu sehen. Der Vorplatz und das räumliche Verhältnis zum Feuerwehrhaus von Zaha Hadid.

14 Panorama TEC21 27 28/2016 BUCHREZENSION Aufgepasst vor der Landschaftsromantik! Die Klagen über Zersiedelung und Mängel im Städtebau sind noch nicht abgeklungen. Unvermittelt reden aber alle davon, was ausserhalb der Siedlungsgrenzen geschieht. Zwei Lesebücher über den Reiz der Kulturlandschaft, die zur richtigen Zeit erscheinen. Text: Paul Knüsel W ir schreiben das Jahr 2016: Zum fünfhundertsten Mal jährt sich der Geburtstag des Schweizer Naturforschers Conrad Gessner, der als einer der Ersten die Bergwelt erforschte. Die romantische Sichtweise von damals scheint sich aber bis heute zu halten. Wie der aktuelle Fotowettbewerb zum Thema «Heimat» auf Blick-Online beweist, ist das einheimische Landschaftsbild nach wie vor populär: Auf das zweitgrösste Webportal der Schweiz werden Postkarten - ansichten vom Matterhorn bis zum Oeschinensee hochgeladen; die meisten hätten auch vor einem halben Jahrtausend ein «Gefällt mir» der Aufklärer erhalten. Zurück zu 2016: Vor drei Jahren stimmte die Bevölkerung der Schweiz deutlich Ja für die Revision des Raumplanungsgesetzes. Der damalige Wunsch, bedeutend haushälterischer mit Boden und Landschaft umzugehen, bleibt bis heute unerfüllt. Der Kanton Wallis teilte vor wenigen Wochen sogar freudig mit, dass der Bund die überdimensionierten Baulandreserven kaum antasten will. Und weil die Raumplanungsmühle langsam mahlt, wird der Siedlungszuwachs auch in den übrigen Regionen kaum gebremst. Was bleibt der Psychohygiene übrig, als von Landschaften abseits der Pendlerströme zu schwärmen? Die Agglomerationen überwuchern allerdings bereits das «Ausserhalb». Die heile Welt ist in Gefahr Den Raum Schweiz entwickeln nicht nur Architekten oder Stadtplaner, sondern auch Kräfte, die den Verkehr durchs Land rollen lassen, neue Schön oder hässlich? Die 1970er-Jahre haben Spuren in der Landschaft hinterlassen, die bis heute um Anerkennung ringen (aus «achtung: die Landschaft). Energiequellen anzapfen wollen oder bedrohliche Naturgewalten zu bändigen versuchen. Der Druck auf die Natur- und Kulturlandschaften nimmt stetig zu. Die heile Welt der schönen Schweizer Berge und Täler scheint in akuter Gefahr. Mehrere Forschungsprojekte und Publikationen versuchen nun zu retten, was zu retten sein soll. 2005, vor elf Jahren, hat das ETH-Studio Basel ein städtebauliches Porträt verfasst, das mehr Ehrlichkeit im Umgang mit und in Fotos: ETH-Studio Basel, achtung die Landschaft, Seite 14 und 26

TEC21 27 28/2016 Panorama 15 der Wahrnehmung von urbanisierten und stillgelegten Lebensräumen forderte. Neuerdings richten (fast) dieselben Autoren ihren Blick über die Stadtmauern hinaus auf das grüne Feld. Ihre Publikation «achtung: die Landschaft» ist aber keine Warnung vor der Rückeroberung, sondern ein Postulat, die letzten Landschaftsreste flanierend, analog dem Stadtwanderer, zu entdecken und den Zustand des unbebauten Territoriums als Fanal für eine gelungene Raumordnung zu betrachten. Die ETH-Publikation enthält das Eingeständnis, die Urbanisierung eher zu überschätzen, einen Aufruf, die freien Räume endlich hochwertiger zu gestalten, und zeugt vom Selbstvertrauen der Architekten und Städtebauer, auch die Landschaft mitprägen zu wollen. Aber müsste nicht zuerst der romantisierende Blick auf das Landschaftspanorama entlarvt werden? Und welche wahren Schönheiten wären dann zu bewahren? Welche Wahrnehmung? Die Antwort in «achtung: die Landschaft» ist diffus und nicht derart streitbar formuliert wie in der Vorgängerpublikation. Die Analyse, was die Landschaft drückt, wird anderswo genauso auf den Punkt gebracht. Unbefriedigend ist insbesondere, dass Hinweise auf einen normativen Wahrnehmungsraster fehlen. Unklar bleibt daher, wie eine Kulturlandschaft gelesen werden soll respektive ob ein Eingriff nur negativ sein muss. Umso zwingender wäre eine Aktualisierung des Fachvokabulars, das die vielschichtige Phänomenologie und das zwitterhafte Wesen der Gebiete ausserhalb des Siedlungsraums verständlich beschreiben kann. Diese Wissens- und Verständnislücke zu füllen versucht eine neu erzählte «Geschichte der Landschaft in der Schweiz», die von Landschafts- und Raumforschern verschiedener Hochschulen und Fachbereiche zusammengetragen und vor Kurzem veröffentlicht worden ist. Einer Enzyklopädie ähnlich wird der stetige Wandel der Landschaft beschrieben, vom Beginn der letzten Eiszeit über den Bau des römischen Limes und der Nationalstrassen bis zur laufenden Diskussion um den Nationalpark Adula. Aus archäologischen, ökologischen, kulturtheoretischen, historischen und politologischen Fäden wird ein Landschaftsteppich gesponnen, an dessen Handlungssträngen die vom Menschen veränderte, transformierte und bisweilen zerstörte Umgebung wiederzuentdecken ist. Nicht das einzige Dilemma Die Krux mit Kulturlandschaften ist, dass sich Urteil, Wahrnehmung und Bewertung derselben schneller ändern als die jahrmillionenalte Morphologie und deren kleinräumige Ausprägung. Doch das ist nicht das einzige Dilemma, wenn der Charakter einer Landschaft bestimmt respektive ein menschlicher Eingriff als gut oder schlecht taxiert werden soll. Denn an einem Ort werden zusätzliche Bergbahnen als störend empfunden und bekämpft; an anderen Orten wird so lang gestritten, bis eine historische Sesselbahn stehen bleiben kann. Und selbst Änderungen an einem künstlichen Stausee werden juristisch bisweilen als unnatürlich abgelehnt. Das Buch über die Landschaftsgeschichte belässt es inhaltlich und formal bei der nüchternen Dokumentation von Veränderungen und Motiven. Die zurückhaltende Gestaltung ist zwar bedauerlich; wohltuend wirkt aber das durch die Lektüre gewonnene Grundverständnis, dass die weitere Entwicklung des nicht überbauten Raums und der Restlandschaften von den Voralpen bis ins Mittelland immer wieder neu ausgehandelt werden muss. Die Landschafts-Anthologie und das als «List» im Klappentext bezeichnete Landschaftsplädoyer aus dem ETH-Studio ergänzen sich darum ideal, weil sie unabhängig voneinander den disziplinenübergreifenden Dialog über das kulturelle Landschaftserbe anstossen wollen. Wer sich jenseits verklärender Romantik mit der Entwicklung von Stadt und Land befassen will, dem sind darum beide Werke als Pflichtlektüre zu empfehlen. ETH-Studio Basel (Hrsg.): achtung: die Landschaft. Lässt sich die Stadt anders denken? Ein erster Versuch. Lars Müller Publishing 2015, Softcover, 112 Seiten, Fr. 30., ISBN 978-3-03778-483-9 Jon Mathieu, Norman Backhaus, Katja Hürlimann, Matthias Bürgi (Hrsg.): Geschichte der Landschaft in der Schweiz. Von der Eiszeit bis zur Gegenwart. Orell Füssli Verlag, 2016, gebunden, 382 Seiten, Fr. 49.90, ISBN 978-3-280-05601-1 BÜCHER BESTELLEN Schicken Sie Ihre Bestellung unter Angabe Ihrer Postadresse an leser service@tec21.ch. Für Porto und Verpackung werden pauschal Fr. 8.50 in Rechnung gestellt. Korrigenda In TEC21 25/2016, «Alpine Holzbauten im Wandel», ist in der Liste der am Bau Beteiligten im Artikel «Auf dem Gipfel des Ursprungs» ein Planer vergessen gegangen. Projekt-Baumanagement: Ghisleni Partner, St. Gallen, waren zuständig für die Bauleitung bei der Seilbahnstation Chäserrugg im Toggenburg. Wir entschuldigen uns für den Fehler.

16 Vitrine TEC21 27 28/2016 Aktuelles aus Bau und Technik Redaktion: Anna-Lena Walther JMS Risi Der Kanton Zug hat die JMS Risi mit umfangreichen Renaturierungsarbeiten beauftragt: Der Tobelbach in Cham soll naturnah gestaltet werden. Noch verläuft er kanalisiert zwischen Betonplatten oder eingedolt im Untergrund. Zudem werden der historische, heute aber verlandete Bibersee teilweise wiederhergestellt und ein Naherholungsgebiet geschaffen. «Eine Herausforderung stellt der schlechte Baugrund dar, bestehend aus Torf und Seekreide», sagt René Schmidli, Leiter Tief- und Spezialtiefbau bei JMS Risi. www.jms-risi.ch Domotec Die Solaranlage «GasCompactUnit» von Domotec setzt in puncto Platzgewinn und Energieausnutzung neue Massstäbe. Sie besteht aus einem effizienten Brennwertkessel und einem hygienischen Warmwasserspeicher. Durch die Zusammenführung dieser Funktionen ist eine Anlage entstanden, die wenig Stellfläche benötigt und vormontiert durch jede Tür passt. Die kompakte Heizzentrale zeichnet sich durch eine maximale Leistung von 5 bis 25 kw aus. Das Wasser wird in einem Chromstahl-Rohrsystem erwärmt, kontinuierlich erneuert und ausgetauscht. Da der Heizkessel der GCU im Warmwasserspeicher integriert ist, entstehen keine Oberflächen- und Auskühlverluste. Die Wärme wird somit vollständig an das Speicherwasser und nicht an die Umgebung abgegeben. www.domotec.ch Swiss Eco Line Ein Waschbecken aus Holz, das sich biologisch abbauen lässt, wird derzeit am Living Lab NEST der Empa erprobt. Ein Forscherteam der ETH und der Empa entwickelte das Waschbecken gemeinsam mit der Swiss Eco Line AG und shibuleru aus San Francisco. Ab Herbst wird zudem die ökologische Armatur Swiss Eco Tap im NEST eingesetzt. Sie reduziert den Wasserverbrauch um 90 % und den Energiebedarf auf null. Die Swiss-Eco-Tap-Armaturen sind bereits im In- und Ausland im Einsatz. www.swissecoline.com SAW Spannbetonwerk «Hotstone» ist ein als Monoblock gefertiger Whirlpool aus hochfestem Beton. Er kann frei stehend oder ins Erdreich versenkt eingesetzt werden und ist praktisch unverwüstlich. Der Pool ist in verschiedenen Farben erhältlich. Bedüsung und Beleuchtung erfolgen individuell. http://wasserwelten.saw.ch/whirlpool IN DER VITRINE PRÄSENTIERT Die Angaben zu Firmen, Produkten und Dienstleistungen basieren auf Firmeninformationen. Auf den Abdruck solcher Hinweise besteht kein Anspruch. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Bitte senden Sie Ihre Informationen an TEC21, Postfach, 8021 Zürich, oder an produkte@tec21.ch

TEC21 27 28/2016 Vitrine 17 Grundfos Die Umwälzpumpe Alpha3 von Grundfos ist beim Plus X Award in der Kategorie Heizung und Klima als «Bestes Produkt 2016/2017» ausgezeichnet worden. Der Plus X Award ist ein international anerkannter Innovationspreis für Industrieprodukte aus den Bereichen Technologie, Sport und Lifestyle. Die Besonderheit der Alpha3 ist eine spezielle Funktion für den einfachen hydraulischen Abgleich. Die Alpha3 ist eine hocheffiziente, elektronisch geregelte Nassläufer-Umwälzpumpe mit Permanentmagnetmotor und AutoAdapt-Technik. Mit einem Energieeffizienz-Index (EEI) von 0.15 (Modell Alpha3 25-40 180) bietet sie die derzeit höchste Effizienz in dieser Klasse. http://ch.grundfos.com Weiterbildung CAS Weiterbauen am Gebäudebestand Stadt- und Dorferneuerung sind wichtige Aspekte in der Diskussion über Raumentwicklung und Architektur. Wie können denkmalpflegerische Belange und notwendige Erneuerungen miteinander in Einklang gebracht werden, wie Städte und Dörfer erneuert und erweitert werden, ohne dass sie planlos weiterwuchern? Zur Sprache kommen auch Themen wie Verdichtung und Durchmi schung. Der Kurs richtet sich an Studierende des MAS EN Bau, Fachpersonen aus der Bauwirtschaft sowie an Bauherren und Gebäudeverantwortliche, die vertiefte Kenntnisse in zukunftsfähigen und nachhaltigen Strategien anstreben. Das CAS ist Teil des MAS EN Bau und kann als eigenständiger Kurs besucht werden. Der Lehrgang wird nach European Credit Transfer System für Bachelor- und Mastertitel mit 10 ECTS-Punkten bewertet. Studienbeginn ist der 30. September 2016, Studienort ist Chur. www.htwchur.ch/weiterbauen CAS Digitale Vernetzung im Holzbau Der neue Weiterbildungsstudiengang «CAS digitale Vernetzung im Holzbau» der Berner Fachhochschule vermittelt Kadermitarbeitenden aus Architektur, Holzbau, Ingenieurwesen, Projektmanagement und Produktionsleitung Kompetenz im durchgängigen Umgang mit digitalen Medien und Techniken im Holzbau. Absolventen des CAS können Holzbauprojekte erfolgreich planen und realisieren. Sie lernen, die digitalen Prozesse in Entwurf, Planung, Ausführung, Bewirtschaftung und Umbau zu verstehen, und beherrschen die digitale Produktion von Holzbauten, Elementen oder ganzen Raummodulen und führen Planungs- und Produktionsprozesse nach BIM und Industrie 4.0. Die Studiengebühren betragen 5900 Fr., es werden 12 Credits nach ECTS vergeben. Studiendauer: 27. Oktober 2016 bis März 2017. Studienort ist die Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau, Biel. www.ahb.bfh.ch Technikerin/Techniker HF, Bauplaner SBA und Bauführer SBA Im Bauwesen braucht es vermehrt Fachleute in Kaderpositionen mit einer branchenbezogenen Grundausbildung, einem praxisbezogenen, Kosten-Nutzen-orientierten Denken und der Bereitschaft zum lebenslangen Lernen. Technikerin HF/ Techniker HF der Bauplanung Ingenieurbau, Architektur und Innenarchitektur oder der Bauführung Hoch-/Tiefbau und Holzbau übernehmen Verantwortung, ihre künftige Umgebung kreativ mitzugestalten. «Wer baut, der plant und realisiert mit Absolventen der Bauschule» ist die Vision der Schweizerischen Bauschule Aarau und führt beim Studienabschluss zum schweiz - weit gesuchten und geschätzten Label «Bauplaner SBA» und «Bauführer SBA». Studienabgänger der Bauschule sind von Beginn an in der Lage, mit einem überdurchschnittlichen Mass an Praxisbezug zu wirken. www.bauschule.ch

18 TEC21 27 28/2016 DAS PLANERWAHLVERFAHREN IN DER DISKUSSION «Die Handschrift der Architekten kennenlernen» Öffentliche Bauherren schätzen das Planerwahlverfahren für Aufgaben, die zu anspruchsvoll sind für eine Leistungsofferte und zu klein für einen Wettbewerb. Einschätzungen von Ursula Müller, Amt für Hochbauten der Stadt Zürich, und David Vogt, Hochbauamt des Kantons Zürich. Interview: Denis Raschpichler und Frank Peter Jäger SIA: Frau Müller, Herr Vogt, warum arbeiten Sie mit dem Planerwahlverfahren? David Vogt: Wir vergeben jährlich zahlreiche Planungsaufträge. Je nach Aufgabe wählen wir das geeignete Verfahren. Dafür haben wir drei etablierte Verfahrensarten festgelegt: den für uns zentralen Projektwettbewerb, die gängige Leistungsofferte sowie als Drittes das Planerwahlverfahren. Letzteres verstehen wir als Bindeglied zwischen den beiden anderen Verfahren. Wichtig ist mir dabei zu unterstreichen, dass es sich beim Planerwahlverfahren nicht um ein Downgrade des Projektwettbewerbs handelt, sondern vielmehr um ein Upgrade der konventionellen Leistungsofferte. Ursula Müller: Wir praktizieren das Planerwahlverfahren seit 15 Jahren; auch bei uns geleitet von dem Ziel, das Instrument der Leistungsofferte weiterzuentwickeln: Indem wir die interessierten Büros auffordern, eine Lösung für eine gestalterische Kernaufgabe des Projekts zu skizzieren, gewinnen wir eine qualitative Entscheidungsgrundlage für die Vergabe. Es ist ein sehr adäquates Verfahren für Bauaufgaben im Bestand, die einen kleineren Gestaltungsspielraum aufweisen als Neubauten. Worin besteht die Abgrenzung der Planerwahl zur Leistungssubmission? Vogt: Bei der Planerwahl machen die Anbieter konkrete Vor schläge zum Bauvorhaben. Das heisst aber nicht, dass wir ein Projekt billig einkaufen. Wir wollen wissen, ob die Aufgabe verstanden wurde und wie man mit dem Ge - bäu debestand umzugehen gedenkt. Müller: Die Leistungsofferte verwenden wir bei Aufgaben mit kleinem Gestaltungsspielraum, die Planerwahl unser häufigstes Verfahren bei Bestandsbauten mit mittelgrossem Gestaltungspotenzial. Mit der Beurteilung der Entwurfsansätze am konkreten Objekt lässt sich die Qualität besser beurteilen als allein über Referenzen. Was bietet Ihnen das Verfahren, was die Submission mit Referenzen nicht leistet? Vogt: Bei einem Planerwahlverfahren wollen wir wissen, wie der Planer das konkrete Vorgehen zu einer bestimmten Aufgabe sieht. Will ich zum Beispiel in einem Schulhaus eine Mediathek ein bauen, so scheint mir der Projektwettbewerb überzogen; dennoch gibt es ganz unterschiedliche Strategien, wie ich mit diese Aufgabe bautechnisch und gestalterisch umgehen kann. Die Sorgfalt zum Objekt und den Umgang mit der Aufgabe kann ich nicht abschliessend anhand der Referenzen beurteilen. Ist hingegen kaum entwerferische Leistung zu erbringen und steht die technische Umsetzung im Vordergrund, so entscheiden wir uns für eine Leistungsofferte. Es handelt sich also um ein stark auf die Aufgabe fokussiertes Verfahren? Müller: Ja mit dem Planer - wahlverfahren wollen wir die Hand schrift der Planenden und ihre konzeptionelle Denkweise kennenlernen, und zwar bezogen auf das zu realisierende Projekt. Durch das Einfordern dieser Skizzen erfahren wir viel über die grundsätzliche Behandlung des Gebäudes. In der Präqualifika tions - phase suchen wir mittels der ge bauten und geplanten Referenzen die fünf am besten geeigneten Architekturschaffenden mit Potenzial. Hat das Verfahren auch Nachteile? Müller: Wir sehen keine Nachteile. Es könnte höchstens eine gewisse Gefahr bestehen, bei der Eignungsbeurteilung primär durch Referenzen immer die gleichen Büros zu nehmen. Dem beugen wir jedoch vor, indem die eingereichten Referenzen nicht zwingend den gleichen Aufgabentypus, also z. B. Schulhäuser, abdecken müssen vielmehr sollen sie eine der anstehenden Bauaufgabe vergleichbare Komplexität aufweisen. So können wir das Eignungspotenzial gut abschätzen. Vogt: Mir kommen auch keine Nachteile in den Sinn. Ich sehe lediglich Herausforderungen des Verfahrens: Eine davon ist, dass man den Planern Transparenz bietet. In unserem Auswahlgremium findet sich immer ein externer Architekt auch als Garant und Signal nach aussen, dass es nicht zu verwaltungsinternen Abreden kommt. Da laden wir auch gern einmal eine kritische Stimme ein. Diese externen Architekten zeigen sich stets beeindruckt über die Offenheit und Professionalität der Abläufe. Wichtig ist uns auch, dass diese

TEC21 27 28/2016 19 Fotos: SIA Ursula Müller ist Architektin ETH SIA; sie war sieben Jahre als Architektin tätig, unter anderem bei Herzog & de Meuron sowie in der Architekturlehre (Lehrstuhl Marques & Zurkirchen, ETH) bevor sie 2001 ans Amt für Hochbauten der Stadt Zürich wechselte. Dort ist sie seit 2007 Mitglied der Geschäftsleitung und Bereichsleiterin Projektentwicklung. unabhängigen Juroren eine besondere Expertise zum aktuellen Thema mitbringen. Nicht zu vergessen der Bericht zum Verfahren; der macht etwas Arbeit das ist eher eine Herausforderung, ein Mehraufwand, aber kein Nachteil. Müller: Für die Beurteilung stellen wir ein verwaltungsinternes Gremium, bestehend aus Mitarbeitenden der Projektentwicklung und Ausführung sowie der internen Auftraggeberinnen und je nach Aufgabe auch der Denkmalpflege. Einen Bericht werden wir jetzt auch einführen, weil das die Transparenz unterstreicht. Bisher haben wir jeweils eine kleine Ausstellung mit den Beiträgen gemacht. Wie schreibt man Aufgaben im Planerwahlverfahren aus? Müller: Der Aufwand der Bewerbenden muss klein bleiben. Die zentrale Herausforderung ist es, eine repräsentative und abgegrenzte Fragestellung zu bestimmen, für die eine konzeptionelle und gestalterische Antwort gefunden werden muss. Uns ist wichtig, dass die Aufgabe kompakt bleibt und auf zwei A3-Seiten dargestellt werden kann. Wie ist das Echo der Planer? Müller: Grundsätzlich gut, die Feedbacks zum Verfahren und zu unseren Entscheiden sind anerkennend. Lediglich die Vermittlung der Entscheidungsfindung wurde manchmal bemängelt. Mit dem neuen Bericht begegnen wir dieser Kritik. Vogt: Wir bekommen ein sehr gutes Feedback. Den nicht Ausgewählten bieten wir die Möglichkeit zu einem klärenden Gespräch, um darzulegen, warum sie den Zuschlag nicht erhalten haben. Ich habe es bis jetzt noch nie erlebt, dass diese Ausführungen für die andere Seite nicht nachvollziehbar waren. Die Transparenz wird geschätzt. David Vogt ist Architekt ETH SIA, war während 16 Jahren als selbstständiger Architekt in Zürich tätig und ist seit 2009 Mitglied der Geschäftsleitung im Hochbauamt des Kantons Zürich. In dieser Funktion hat er u. a. die Planerwahlverfahren des Hochbauamts mitentwickelt und geprägt. Was sagen Sie zu der Kritik, das Planerwahlverfahren werde genutzt, um zu möglichst billigen Lösungen zu kommen? Vogt: Diesen Vorwurf habe ich noch nie gehört. Es liegt auf der Hand, dass es uns um die Qualität geht: Mit dem Verfahren wollen wir uns keine Leistungen erschleichen. Müller: Das kann ich nicht nachvollziehen. Die Frage ist, welches Verfahren sich für welche Bauaufgabe eignet; je grösser der Spielraum, desto eher wird der Projektwettbewerb angewendet. Rückblickend erinnere ich mich nur an eine Bauaufgabe, bei der ein anderes Verfahren angemessen gewesen wäre, nämlich bei der Instandsetzung des Zürcher Kongresshauses und der Tonhalle: Hier waren wir anfangs von einer in erster Linie technischen Sanierung ausgegangen sowie einer neuen Innenraumgestaltung im Foyer. Deswegen entschieden wir uns seinerzeit für das Planerwahlverfahren. Später wurde dann deutlich, dass die tatsächliche Grösse der Aufgabe einen Projektwettbewerb gerechtfertigt hätte. Ist das Planerwahlverfahren auch für weniger versierte Vergabestellen geeignet? Müller: Es ist ein gutes Vergabeverfahren einfach zu verstehen und einfach im Handling. Ich empfehle den kleineren Vergabestellen, die Durchführung an externe Berater zu vergeben. Würden Sie sich eine SIA-Ordnung für das Verfahren wünschen? Müller: Da die kantonale Submissionsverordnung des Kantons Zürich (SVO) ausreichend ist, brauchen wir hierfür keine Ordnung. Zudem pflegen wir einen kontinuierlichen Austausch mit anderen öffentlichen Auslobern und verfügen über das nötige Know-how. Für kleinere, in Vergabeverfahren weniger versierte Gemeinden kann eine pragmatisch und einfach anwendbare Ordnung oder Wegleitung sinnvoll sein. Fortsetzung S. 20

20 TEC21 27 28/2016 Vogt: In der Hochbauamt- Wegleitung «Vergabe von Planungs - aufträgen» sind unsere Vergabeprozesse beschrieben; dennoch fände ich es erstrebenswert, wenn man etwas in dieser Hinsicht erarbeiten würde. Der SIA sollte dieses Verfahren unterstützen und analog zur Ordnung für Wettbewerbe Spielregeln festlegen. Ich fände es interessant, wenn wir die Stadt Zürich, der Kanton und weitere Akteure mit dem SIA Grundsätze zu diesem Verfahren entwickeln würden. Weshalb entschädigt die Stadt die Teilnehmer nicht? Müller: Die Planerwahlverfahren sind Planersubmissionen, die wir deutlich vom Wettbewerbsverfahren abgegrenzt sehen wollen, es soll kein «Wettbewerb light» sein. Die Aufgabenstellung ist bewusst knapp gehalten, wir wollen nur die Herangehensweise an eine Aufgabe auf zwei A3-Blättern beurteilen, keine ganzen Projekte. Deshalb entschädigen wir im Unterschied zum Wettbewerb die Planerwahlofferten nicht. Das Gespräch führten Denis Rasch pichler, Dipl. Arch. ETH, Verantwortlicher Vergabewesen, denis.raschpichler@sia.ch, und Dipl.-Ing. Frank Peter Jäger, verantwortlicher Redaktor der SIA-Seiten, frank.jaeger@sia.ch KORRIGENDA Gute Bauten im Kanton Zug Die Übersicht zu Architekturpreisen und Auszeichnungen der Schweiz in dem Artikel «Vielfalt versus Wirkung?» in TEC21 25/2016 war nicht vollständig. So blieb in der Übersicht leider die «Auszeichnung guter Bauten» des Kantons Zug unerwähnt. Der Kanton vergibt die Auszeichnung seit 1995 in Zusammenarbeit mit dem Bauforum Zug. Im Jahr 2016 wird sie zum dritten Mal vergeben. In Kürze tagt die Jury, und am 27. Oktober findet die Auszeichnungsfeier in Zug statt. Wir bedauern die unvollständigen Angaben. (sia) Forum Umweltbau begleitung Im November findet in Biel in Partnerschaft mit dem SIA das 4. Forum Umweltbaubegleitung der Sanu statt. Für Vorhaben in Hoch- und Tiefbau bestehen heute neue Herausforderungen des nachhaltigen Bauens, die über die Einhaltung gesetzlicher Umweltauflagen hinausgehen. Zeitgemässe Nachhaltigkeitsziele führen zu einer Weiterentwicklung der Baubegleitungsinstrumente und erfordern es, Verantwortlichkeiten durch den gesamten Bauprozess zu bestimmen. Welche Nachhaltigkeitsziele und Umweltauflagen müssen in der Planungsphase festgelegt werden? Wie ist sichergestellt, dass sie auch in Ausführung und Betrieb realisiert und kontrolliert werden? Das 4. Forum Umweltbaubegleitung führt die zwei Akteursgruppen zusammen und zeigt anhand aktueller Bauprojekte beispielhafte Praxisanwendungen. (sia) 4. FORUM UMWELTBAUBEGLEITUNG Wann: 29. November 2016 Wo: Biel Info: www.sia.ch/form/sanu-16pbpu Lehrgang Eco-Bau Nachhaltig konzipierte, durchdachte Gebäude sind qualitativ oft besser ausgeführt und besonders langlebig. Richtig angepackt, schränkt Nachhaltigkeit Architekten und Plan e- rinnen zudem in ihrer Kreativität keineswegs ein. Im Frühjahr führte der Verein eco-bau in Kooperation mit dem SIA im Rahmen des Lehrgangs «ökologisches und gesundes Bauen«in das Thema ein. In den für Herbst geplanten vier Aufbaumodulen wird u. a. der ressourcensparende Umgang mit Baumaterialien und der sichere Umgang mit Strahlungsgefahren behandelt. Den Anfang macht am 30. August ein Kurs zum Thema «Graue Energie». Ist die Sanierung eines Bestandsgebäudes zu aufwendig und teuer, sollten die Architekten im Zuge der Neubauplanung auf eine Minimierung der grauen Energie hin arbeiten. Die entsprechenden Entscheide sind schon zu Beginn des Entwurfsprozesses zu fällen. (sia) LEHRGANG ECO-BAU Ökologisches und gesundes Bauen Info: www.sia.ch/form/ecobau05-16 Vakanz im Fachrat Energie Der SIA-Fachrat Energie, zusammengesetzt aus Fachleuten und Interessengruppen im Bauwesen, sucht ein neues Mitglied. Mit Blick auf die wachsende Bedeutung der Elektrizität als Energieträger, die Veränderung in der Stromversorgung infolge vermehrt dezentraler und stochastischer Stromproduk tion sowie die Liberalisierung des Strommarkts ist eine entsprechende Fachkompetenz im Fachrat Energie aktuell zu wenig vertreten. Als Mitglied des Fachrats Energie können Sie an der Gestaltung der künftigen Energiestrategie des SIA mitwirken. Gleichzeitig profi tieren Sie vom Fachwissen der Kollegen und erweitern Ihr berufliches Netzwerk. (sia) STELLE IM SIA FACHRAT ENERGIE Ausführliche Informationen zum Anforderungsprofil unter: www.sia.ch/vakanzen

TEC21 27 28/2016 21 ZUR NEUEN NORM SIA 112/2 NACHHALTIGES BAUEN TIEFBAU UND INFRASTRUKTUREN Übersichtlich und praxisnah Es gibt Grundlagen im Bauwesen, die grosse Wirkung entfalten. Die neue Norm SIA 112/2 zum nachhaltigen Bauen im Tiefbau und bei Infrastrukturanlagen wird mit Sicherheit dazu zählen. Text: Susanne Kytzia und Markus Friedli D ie Geduld hat sich gelohnt. Mit der Norm SIA 112/2 wird nun zusammen mit der SIA 112/1 Nachhaltiges Bauen Hochbau sowie dem Merkblatt SIA 2050 Nachhaltige Raumentwicklung eine wichtige Lücke in der Trilogie geschlossen. Die SIA 112/2 ist die praxisorientierte Antwort auf entsprechende Verfassungsartikel des Bundes sowie Gesetze der Kantone zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung. Sie setzt einen wichtigen Akzent zum Schwerpunktthema Nachhaltigkeit des SIA und ist für öffentliche und private Bauherren gleichermassen ein Muss wie für Bauingenieure und Fachplaner. Was zeichnet die neue Norm SIA 112/2 aus? Die Norm ist inhaltlich klar aufgebaut und durch eine grosse Breite der Themenbetrachtung sowie die konkrete Darstellung möglicher Ansätze in Planung und Realisierung geprägt. Sie beleuchtet ganzheitlich die ineinander verschränkten Dimensionen des Bereichs «Umwelt Gesellschaft Wirtschaft» und verzichtet auf wohlfeile Rhetorik und Allgemeinplätze. Stattdessen werden sorg fältig die verschiedenen Phasen im Planungs- und Bauprozess hinsichtlich Nach haltigkeit beschrieben. Dabei finden die Anwendenden keine technokratischen Formelsätze oder scheinobjektiven Bewertungsmatrizen, sondern nach - vollziehbare Leistungsteile mit Lösungsansätzen für ein nachhaltiges Planen und Realisieren von Tiefbauten und Infrastrukturen. Die Norm SIA 112/2 betrifft alle beteiligten Akteure: die Bauherren bei den Projektvorgaben und -ziele, die Planer bei den Pro- jektentwicklungen, die Ausschreibenden bei den Leistungsbeschrieben und die Unternehmer bei der Umsetzung. Ganz konkret bedeutet das, bereits in frühen Planungsphasen Varianten zu entwickeln, um Zielkonflikte zwischen den unterschiedlichen, sich teilweise scharf widersprechen den Interessen zu mi nimieren sei es bei der Linienführung von Verkehrsinfrastrukturen oder der Dauerhaftigkeit von Infrastrukturbauten. In praxisnaher Form werden Vorschläge zu Ma - terialzusammensetzungen skizziert, etwa durch alternative Zuschlagstoffe und Bindemittel im Massivbau oder zum Materialtransport per Bahn. Auch Fragen der wirtschaftlichen Tragbarkeit wird dabei Augenmerk geschenkt. Empfohlen wird eine sorgfältige Ausarbeitung von Lösungen zu vielen Aspekten wie Materialbewirtschaftung, Landschaftsschutz, Siedlungsentwicklung oder Zugänglichkeit von Infrastrukturen. Hier baut die Norm auf bestehenden Instrumenten und einer teilweise bereits gut gelebten Praxis im Infrastrukturbau auf. Sie bietet erstmalig eine Gesamtschau über das umfassende Themenspektrum nachhaltigen Infrastrukturbaus verbunden mit der Aufforderung, in einem konkreten Projekt die richtigen Schwerpunkte zu setzen. Neue Gruppe von Fachexperten? Kritische Geister meinen, nachhaltiges Bauen bringe eine neue Gruppe von Fachexperten hervor, anstatt von den Bauschaffenden als Teil ihres eigentlichen Auftrags angenommen zu werden. Diese Ansicht teilen wir nicht, denn spätestens dieses neue Instrument zeigt, wie man nachhaltiges Bauen in die Baupraxis integrieren kann sei es gemäss SIA 112 oder nach den Leistungsmodellen von VSS oder Astra. Die Bau herren wünschen heute nachhaltige Bauen bei Tiefbauten und Infrastrukturarbeiten; die Norm SIA 112/2 beschreibt nun, wie Ingenieure und Bauunternehmen ihren Beitrag dazu leisten können. Das Credo «Nachhaltige Bauten sind gut» führt in seiner Um kehrung in einen oszillierenden Dialog: Gute Bauten sind nachhaltig. Auch von der neuen Norm darf man das sagen. Prof. Dr. Susanne Kytzia, Präsidentin Kommission SIA 112/2 Markus Friedli, Leiter Geschäftsbereich Normen, Mitglied der Geschäftsleitung Die neue Norm SIA 112/2: «Nachhaltiges Bauen Tiefbau und Infrastrukturen» Bestellung auf www.shop.sia.ch oder per Mail: distribution@sia.ch

TEC21 27 28/2016 Veranstaltungen 23 AUSSTELLUNG BIS 4. SEPTEMBER 2016 Um die Ecke denken In diesem Jahr feiert das Museum Haus Konstruktiv sein 30-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wird die Sammlung mit der gross angelegten Präsentation «Um die Ecke denken» einer kritischen Bestandsaufnahme unterzogen. Mit dieser Schau, die durch Interventionen eingeladener Künstler ergänzt wird, schlagen die Ausstellenden eine Brücke zwischen kunsthistorischem Erbe und Gegenwart. Ort: Haus Konstruktiv, Zürich Infos: www.hauskonstruktiv.ch TAGUNG 25. AUGUST 2016 Berner Verkehrstag Der Berner Verkehrstag ist ein Treffpunkt der Schlüsselpersonen in der Verkehrspolitik und wird dieses Jahr bereits zum 16. Mal durchgeführt. Er richtet sich an Interessierte aus Politik, Planung, Verwaltung, Transportunternehmen, Wirtschaft und Verbänden. Die diesjährige Tagung befasst sich mit dem Thema «Berner Agglomerationsprogramme: Bilanz und Ausblick». Ort: Bernexpo, Bern Infos: Online-Anmeldung bis zum 16. August, begrenzte Teilnehmerzahl, www.bernerverkehrstag.ch AUSSTELLUNG 6. JULI BIS 16. OKTOBER 2016 max40 Foto: Yves Netzhammer; Stadt Zürich; Jann Averwerser WISSENSCHAFT ERLEBEN 8. JULI 2016 Nacht der Technik Ab 18 Uhr öffnet die ZHAW School of Engineering an der Nacht der Technik ihre Türen, zeigt ihre Labors und Forschungseinrichtungen und ermög licht so einen exklusiven Blick hinter die Kulissen. Die Besucher und Besucherinnen erleben anhand von Demonstrationen, wie Industrie 4.0 funktioniert, treten gegen autonom gesteuerte Roboter an und erhalten einen Einblick in die Welt der 3-D-Mess- und -Produktionstechnik. Auf die Besucher warten ein spannendes und interaktives Programm für alle Altersstufen, eine Sonderausstellung zum Thema «Vernetzte Welt», Livemusik und eine Präsentation der diesjährigen Bachelorarbeiten. Ort: ZHAW, Technikumstr. 9, Winterthur Infos: www.zhaw.ch STADTFÜHRUNGEN VERSCHIEDENE DATEN Zürich verändert sich Zürich wächst, und die Bedürfnisse und Lebensumstände der hier lebenden Menschen verändern sich. Mitarbeitende der Stadt Zürich führen durch die verschiedenen Stadtgebiete. Sie erläutern Planungen und Projekte, die entstanden sind und entstehen: Bauten, Parks, Gebäude oder Freiräume. Die nächsten Führungen finden am 14. Juli (Albisrieden und Altstetten), am 9. August (Zürich- West), am 16. August (Innenstadt) und am 30. August (Affoltern) statt. Ort: Zürich Infos: www.stadt-zuerich.ch oder http://bit.ly/fuehrung_city Weitere laufende Veranstaltungen finden Sie unter: www.espazium.ch Die BDA-Landesverbände Baden- Württemberg, Hessen, Rheinland- Pfalz, Bayern und Saarland vergeben in diesem Jahr zum ersten Mal gemeinsam den BDA-Architekturpreis «max40 Junge Architekten». Mit dem Preis und der Ausstellung leistet der BDA seinen Beitrag dazu, die Qualität der Architektur von jungen Büros zu veröffentlichen, sie zur Diskussion zu stellen und zu zeigen, welche Potenziale ungenutzt bleiben, wenn junge Architekten nicht unterstützt werden. Ort: Deutsches Architekturmuseum DAM, Frankfurt a. M. Infos: Die Preisverleihung findet am 5. Juli 2016 um 19 Uhr statt www.dam-online.de AUSSTELLUNG 15. JULI BIS 10. SEPTEMBER 2016 Architektinnen In einem Rechercheprojekt dokumentiert das Vorarlberger Architektur-Institut den Arbeitsalltag von Architektinnen. Die Sommerausstellung, die in Kooperation mit dem Frauenmuseum Hittisau stattfindet, widmet sich konkreten Architekturerzeugnissen. Ort: vai, Marktstrasse 33, Dornbirn (A) Infos: www.v-a-i.at

24 Nah am Wasser gebaut TEC21 27 28/2016 SIEDLUNGSENTWICKLUNG Heikles Planen im Schwemmland Nah am Wasser befinden sich attraktive, aber auch risikobehaftete Wohnlagen. Die Siedlungsentwicklung und die Hochwassergefahr lassen sich nur interdisziplinär und in einer Güterabwägung aufeinander abstimmen. Ein Umsicht durch die Schweiz beweist, dass städtebaulich sorgfältig und hochwertig geplant wird. Text: Paul Knüsel Hochwasser in den Berner Aarequartieren: Schutzmauern und verstärkte Uferböschungen sollen die Wiederholung des 100-jährlichen Ereignisses vom Sommer 2005 verhindern.

TEC21 27 28/2016 Nah am Wasser gebaut 25 D as Schwemmland galt lange Zeit als unsicherer Boden. Die Besiedlung der Uferzone begann erst, als der übrige Raum knapp wurde. Im Spätmittelalter litt etwa der Grossraum Bern unter grosser Wohnungsnot, sodass arme Taglöhner ihre «Schachenhüsli» nah an die Emme bauten. Anfänglich hatte die Obrigkeit nichts dagegen; später intervenierte sie doch: Anstelle eines Pachtzinses wurde aber der Bau von Schutzeinrichtungen wie Schwellen und «Wehrenen» verlangt. Seither ist Wohnen am Wasser zu einem Privileg geworden. Die Auflagen zum Schutz vor Hochwasser sind allerdings noch zwingender. Weil sich die Siedlungsräume weiterhin ausdehnen und die Risiken zunehmen, müssen die Bewohner von Uferparzellen auch künftig in die Abwehr dieser Naturgefahren einbezogen werden. Abermals richtet sich der Blick auf die Hauptstadtregion, wo aktuell der «Gebietsschutz Quartiere an der Aare» verbessert wird: Vor elf Jahren schwoll der zweitgrösste Fluss der Schweiz auf das Vierfache des üblichen Abflusses an und setzte ganze Strassenzüge in der Stadt Bern unter Wasser. Das Mattequartier unterhalb der Altstadt musste überstürzt evakuiert werden. Die Abflussrate lag deutlich über 600 m 3 /s, was einem 100-jährlichen Hochwasserereignis entsprach. Genau davor sind Siedlungsräume per gesetzlichem Auftrag zu schützen. Weil die Aare jedoch bereits im engen Bogen mitten durch Bern strömt, muss der Stadtraum selbst besser vor der nächsten Jahrhundertflut abgeschirmt werden. Vor wenigen Wochen hat das Tiefbaumt der Stadt Bern den Stand des Wasserbauplans und das Ergebnis des öffentlichen Mitwirkungsverfahrens präsentiert. 1 Die Aarequartierbewohner reagierten fast ausnahmslos positiv auf die geplanten Eingriffe, obwohl dadurch das historische Stadtbild verändert wird. Bemerkenswert ist das Echo auch, weil niemand auf einem «absoluten Schutz» beharrt. Die Anfangsidee, einen 5 km langen Entlastungsstollen unter der Stadt hindurch zu bohren, wurde unter anderem aus finanziellen Gründen verworfen. Die Alternative kostet einen Drittel weniger; der Gegenwert von rund 90 Mio. Franken ist aber sichtbar: Bis zu 1 m hohe Schutzmauern werden einzelne Uferabschnitte schützen. Und bis zu 20 m tiefe Spundwände sollen verhindern, dass das Aarewasser durch den kiesigen Untergrund in die Quartiere dringt. Ergänzend werden Fugen an Gebäudefassaden und Fenster abgedichtet. Zusätzlich sind historische Fussgängerstege anzuheben, damit Treibgut den Aarelauf nicht verstopft. Schutz, aber nicht um jeden Preis Dem aktuellen Hochwasserschutzprojekt der Stadt Bern ging eine Kosten-Nutzen-Abwägung voran. Das grösste Schadenpotenzial wurde im Mattequartier lokali siert. Der daraus abgeleitete Schutzgrad besitzt aber ein «nicht alltägliches Mass», sagt Dina Brügger, Projektleiterin im Tiefbauamt. Regelkonform ist, dass der Siedlungsraum ein 100-jährliches Hochwasserereignis Was bleibt direkt am Gewässer erlaubt? Foto: VBS Luftwaffe Das Gewässerschutzgesetz des Bundes will eine jeweils 20 m breite Uferzone frei halten, um die natürlichen Funktionen der Gewässer zu gewährleisten und den Hochwasserschutz zu verbessern. Ausnahmebewilligungen, etwa bei baulicher Verdichtung, sind grundsätzlich erlaubt. Seit der Gesetzesrevision 2011 wird jedoch eine national einheitliche Praxis im Umgang mit den Abständen in «dicht überbauten» Siedlungen gesucht. Bis die Kantone den Vollzug konkretisieren, bleibt die Rechtslage ungewiss. «Bauen im geschützten Gewässerraum» wird von Kantonen und Gemeinden teilweise widersprüchlich interpretiert wird. Tatsächlich hat das Bundesgericht bereits interveniert und Ausnahmen ausdrücklich erlaubt. 2 (pk)

Nah am Wasser gebaut 26 TEC21 27 28/2016 Hochwasserschutzmassnahmen an der Aare, Abschnitt Mattequartier: 1 beidseitige Schutzmauern bis Schutzkote, linksufrige Schutzmauer (vgl. Plan unten), bisherige Uferlinie. Mst. 1: 2500. 3 Schutzmauer auf Höhe HQ100, (HQ100) mit 600 m³/s Abfluss schadlos übersteht. Die Umsetzung in der Berner Matte weicht leicht davon ab: Die Krone der Ufermauer wird auf den HQ100-Pegel ausgelegt. Das sonst übliche Freibord, das bis zum HQ300-Ereignis (mit Abfluss 660 m³/s) schützt, muss jedoch mit mobilen Schutzelementen abgeriegelt werden. Daher muss die Berufsfeuerwehr bei jedem Einsatz prüfen, ob die Schutzmauern mit Dammbalken zu erhöhen sind. Die angemessene Mauerhöhe wurde in einer städtebaulichen und ästhetischen Abwägung bestimmt. «Die Quartiere dürfen auf keinen Fall eingemauert werden», erklärt Toni Weber, w + s Landschaftsarchitekten, die gestalterische Leitidee im Hochwasserschutzprojekt. Die Bearbeitung ist dabei an ein interdisziplinäres Team aus Wasserbauspezialisten, Landschaftsarchitekten und Städtebauern übertragen worden. Und im Vorfeld haben behördeninterne Aussprachen mit der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission und der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege stattgefunden, damit die bauliche Hochwasservorsorge in nächster Nähe zum Weltkulturerbe, der Berner Altstadt, visuell möglichst schadlos umgesetzt wird. Die Bevölkerung wies auf einen weiteren wichtigen Punkt hin: die Materialisierung der Mauern. Anstelle von grauem Beton sollen grünlich-braune Sandsteinblöcke, analog zum geschützten Altstadtbild, verwendet werden. Diesen öffentlichen Änderungsvorschlag hat das städtische Tiefbauamt akzeptiert. Inzwischen liegt der Ball wieder bei den Behörden: Das Stadtberner Hochwasserschutzprojekt «Gebietsschutz Quartiere an der 2 Linksufrige Schutzmauer Höhe HQ100; Freibord mit mobilem Element bis HQ300 abgesperrt. Querschnitt im Mst. 1 : 400. 4 Schutzmauer bis Schutzkote, Aare» entspricht einem Wasserbauplan, der in den kommenden Monaten von weiteren Fachstellen des Kantons und des Bundes zu überprüfen ist. Altstätten: Gebäudeabbruch nötig? Auch im Osten der Schweiz stellt sich die knifflige Frage, wie eine gewachsene Stadt und ein geschütztes Ortsbild mit städtebaulicher Sorgfalt besser gegen Hochwasser zu sichern ist. Mitten durch Altstätten im St. Galler Rheintal zwängt sich der Stadtbach als enger Kanal. Im Sommer 2014 setzte er Teile des historischen Kerns unter Wasser und füllte Häuser mit Schlamm. Zwar ist das Risiko bekannt der Bach verbindet die Altstadt hydrologisch mit einem voralpinen Einzugsgebiet. Trotzdem wurde in Zonen mit mittlerer Gefährdung auf der Gefahrenkarte weitergebaut. Die Gebäudeversicherung des Kantons St. Gallen bemängelte daher im Jahresbericht, dass solche Risiken «bei der Projektierung von Neubauten besser zu beachten sind». Inzwischen läuft die Verbesserung des Hochwasserschutzes in Altstätten auf Hochtouren. Knackpunkte sind aber die räumliche Enge und die beid seitige Uferbebauung im Siedlungsbereich: «Die Abflusskapazität des Stadtbachs ist um den Faktor 2.5 zu erhöhen», beschreibt Markus Brühwiler, Geschäftsleiter der Brühwiler Bauingenieure und Planer, die Sanierungsaufgabe. Die passenden Massnahmen sind aber noch nicht bestimmt. Grundsätzlich werden eine Sohlenabsenkung und eine Querschnittserweitung am Kanal in Betracht gezogen. Darüber hinaus ist abzuwägen, ob Gebäudeabbrüche mehr Platz schaffen können, dafür müsste aber markant in das Siedlungsbild eingegriffen werden. Dass eine städtebauliche und geometrische Umstrukturierung durchaus Chancen bietet, davon ist Brühwiler überzeugt: «Anfänglich gegensätzliche Inter essen lassen sich miteinander oft im Einklang bringen.» Dazu ist auch hier eine interdisziplinäre Projektierung gefragt. In diesem Spannungsfeld wasserbaulich und städtebaulich optimale Varianten auszuarbeiten, f ordert allerdings nicht nur Ingenieure und Gestalter, sondern auch die Politik. Pläne: w + s L andschaf tsarchitek ten 2

TEC21 27 28/2016 Nah am Wasser gebaut 27 Foto: Niederer + Pozzi Umwelt Klein-Venedig: Entlastung ausserhalb Altstätten und Bern sind nicht die einzigen Orte, die ein bestehendes Gefährdungsrisiko im engen Siedlungsraum zu minimieren haben. Andernorts stellt sich auch die Frage, ob neue Bauten künftig überhaupt noch an die Wasserkante gebaut werden sollen. Uferareale sind attraktive Standorte und werden daher gern genutzt und überbaut. Doch das Bauen am Wasser ist grundsätzlich riskant. Zudem sprechen die gesetzlichen Anforderun - gen vermehrt dagegen. Ob die Besiedlung von Schwemmland erlaubt ist, muss grundsätzlich abgewogen werden. Gesetzlich korrekt werden Uferzonen inzwischen Gewässerraum genannt (vgl. «Was bleibt direkt am Gewässer erlaubt?», S. 25); für die Siedlungsplanung stellt sich sogar die Frage, ob es neuerdings unüberbaubare Tabuzonen sind. Der nächste Ortswechsel führt nach «Klein- Venedig» ins Luzerner Hinterland: Das Bundesamt für Umwelt, die Abteilung Naturgefahren des Kantons Luzern und der Schweizer Heimatschutz betrachten Sursee als gelungenes Beispiel dafür, wie ein geschütztes Ortsbild (ISOS, Wakkerpreis 2003) und eine hochwer - tige Siedlungsentwicklung in Einklang mit dem Hochwasserschutz gebracht werden können. An der internationalen Naturgefahrenkonferenz Interpraevent (vgl. TEC21 24/2016) wurde das Ringen um die historischen Qua litäten präsentiert. Vor sechs Jahren ist die Sure, die den mittelalterlichen Marktflecken durchquert, über die Ufer getreten. Inzwischen wurden Stadtraum und -kanal aufgefrischt; der Bach hat einen Fischaufstieg und ein leicht erhöhtes Profil bekommen. Und ausserhalb der Stadtmauern überspannt sogar ein Neubau den mehrheitlich eingeschalten Bachlauf der Sure. Die Sicherheit für die Anrainer wurde jedoch erheblich erhöht. Die Altstadtsanierung beruht auf einem regionalen Masterplan, wie die Sure vor Hochwasser geschützt wird und ökologisch umzugestalten ist. Deshalb dosiert eine manuell bedienbare Schleuse den Abfluss durch die Stadt. Ein modelliertes Parkgelände vor dem Stadttor dient als Flutmulde, in die der Überlauf kontrolliert abgeleitet wird. Einzig zwei Ausbauschritte fehlen noch, damit der Kern von Sursee ein 100-jährliches Hochwassereignis schadlos überstehen kann: Im Oberlauf wird demnächst ein zusätzliches Rückhaltebecken realisiert. Ebenfalls geplant ist eine Regulierung des Sempachersees, um die Pufferwirkung zu erhöhen. Alternative Schutzmassnahmen im Stadtraum oder an den Gebäuden selbst sind dagegen aus denkmalpflegerischen Gründen verworfen worden. Zürcher Pilotfall: «Wohnstadt am Wasser» Der Kanton Zürich ist Ziel des letzten Ortswechsels, der zudem aufzeigt, dass die Obrigkeit das Bauen am Wasser mit geteilter Meinung betrachten kann. Die kantonale Baudirektion möchte nämlich verhindern, dass «direkt ans Wasser gebaut werden darf». Auf beiden Seiten eines Fliessgewässers sei «mindestens ein 5-m-Abstand einzuhalten», so die Auskunft aus dem «Erfahrung bei Architekten fehlt» TEC21: Herr Schmid, wie können bestehende Defizite beim Hochwasserschutz im Siedlungsgebiet behoben werden? Bastian Schmid: Grundsätzlich müssen raumplanerische Hochwasserschutzmassnahmen gegenüber technischen Massnahmen oder Objektschutz Vorrang erhalten. Zudem sind systematisch Gewässerräume bei Fliessgewässern auszuscheiden, etwa in kantonalen und kommunalen Nutzungsplanungen, damit ausreichend Platz für den künftigen Hochwasserschutz reserviert wird. Bei bestehenden Bauten gilt auch im Gewässerraum eine Bestandsgarantie; bei einem Gebäudeersatz ist aber mehr Platz zu schaffen. Gebiete mit mittlerer bis hoher Gefährdung durch Hochwasser dürfen nach geltendem Recht erst eingezont werden, nachdem das Schutzdefizit behoben ist. Wie gut funktioniert die Umsetzung? In den letzten Jahren wurden die Gefahrenkarten für praktisch alle Siedlungsgebiete erstellt und in der Regel gewissenhaft angewendet. Die Zusammenarbeit zwischen Behörden, Gebäudeversicherungen und Wasserbauplanern funktioniert auch bei Neu- und Umbauprojekten sehr gut. Dagegen sind sich Bauherren und vor allem Gebäudeplaner der Folgen nicht immer bewusst. Teilweise fehlen Verständnis und Erfahrung. Weshalb fehlt dieses Bewusstsein? Bauherren und Architekten werden oft erst durch einen negativen (Bewilligungs-)Entscheid der Behörden auf die Gefährdungslage aufmerksam gemacht. Entsprechend sind Hochwasserschutznachweise oft sehr spät zu erstellen, wenn die Planung eines Gebäudes weit fortgeschritten oder bereits abgeschlossen ist. Die Integration von Objektschutzmassnahmen ist dann um einiges schwieriger. Ausserdem zeigt unsere Erfahrung, dass Architekten oft von einem hydraulischen Spezialisten unterstützt werden sollten, damit keine Nachbarliegenschaften zusätzlich gefährdet werden. Sind technische Schutzbauten gegenüber dem Objektschutz grundsätzlich zu bevorzugen? Die Wahl ist situationsabhängig und soll anhand von Varianten getroffen werden. Technische Schutzbauten schützen grössere Gebiete und viele Gebäude; gleichzeitig lassen sich Gewässer hinsichtlich Umwelt und Erholung aufwerten. Objektschutz macht Sinn, wenn technische Schutzbauten unverhältnismässig oder wenn nur wenige Objekte betroffen sind. Und wie wichtig sind mobile Massnahmen? Mobile Objektschutzmassnahmen wie Dammbalken oder Schutztüren, für deren Notfalleinsatz Private oder die Feuerwehr verantwortlich sind, haben eine höhere Versagenswahrscheinlichkeit. Weil sie allenfalls falsch oder zu spät eingesetzt werden, sollen sie nur verwendet werden, wenn zuverlässige, feste Alternativen fehlen. Gebäudeversicherungen akzeptieren mobile Schutzbauten nicht immer. Und für Gefahrenkarten sind sie nicht gefährdungsmindernd. Bastian Schmid, Msc. Umwelting. ETH, ist Projektleiter bei Niederer + Pozzi Umwelt und beschäftigt sich mit Wasserbau, Renaturierung und integralem Risikomanagement.

28 Nah am Wasser gebaut TEC21 27 28/2016 Generalsekretariat. Welche Ausnahmen davon erlaubt sein sollen, muss erst geklärt werden. Bis Ende Jahr will der Regierungsrat die künftige Beurteilungspraxis in der Hochwasserschutzverordnung bestimmen. Mit Spannung erwarten die Stadtplaner von Uster diesen Entscheid: Für die Gesetzesrevision war die Kleinstadt im Zürcher Oberland eine Pilotregion, 3 um den lokalen Spielraum in besiedelten Uferzonen gemeinsam mit den kantonalen Behörden auszuloten. Die Absicht der Stadt ist, nah am Wasser zu bleiben. Das ehemalige Textilzentrum will sich zur «Wohnstadt am Wasser» entwickeln (vgl. TEC21 30 31/2014). Die Gefährdungslage scheint zwar weniger akut: Seit dem 19. Jahrhundert ist die Ustemer Aa nur noch punktuell über die Ufer getreten. Dennoch macht die Naturgefahrenkarte auf ein grosses Überflutungsund Schadenspotenzial aufmerksam. Aber wie bringt Uster die divergierenden Raumansprüche zwischen Hochwasserschutz und Städtebau unter einen Hut? Richard Staubli, Geschäftsleitungsmitglied bei Stau bli, Kurath & Partner, hat die Gefahrenlage am Aabach abgeschätzt und am Entwicklungsprozess beratend mitgewirkt. Auch hier fand «zuallererst eine umfassende Gesamtbetrachtung statt», lobt der Wasserbauingenieur. Die Abfolge der Planung war gut organisiert: Nach der Analyse der regionalen Gefahren - situation bei HQ100 und HQ300 entstand ein rechtlich nicht verbindlicher Masterplan für den Stadtraum mit Wasseranstoss, der eine variantenreiche städtebauliche Ufernutzung aufzeigt. Abwechselnd darf demnach hart an die Wasserkante gebaut werden respektive können Freiräume für Naherholung und Ökologie entstehen. Im Gegen zug ist der Hochwasserschutz im dichten Siedlungsge biet mit Ufererhöhungen und Sohlenabsenkungen zu verbessern. Im «Park am Aabach», einem zentrumsnahen Areal aus öffentlichen und privaten Uferparzellen, werden die Vorarbeiten erstmals verbindlich in der Nutzungsplanung umgesetzt: Der Überbauungsplan erlaubt, dass Wohnbauten unmittelbar am Kanal erstellt werden dürfen. Die Gebäude sind allerdings durch Minimalkoten an Eingängen, Lichtschächten und Fundament zusätzlich zu schützen. Der Studienwettbewerb wurde vor fünf Jahren entschieden; der Gestaltungsplan soll demnächst vom Stadtparlament genehmigt werden. Damit ist auch in Uster sichergestellt, dass Schwemmland nur besiedelt werden darf, wenn eine übergeordnete, interdisziplinäre Schutzplanung stattgefunden hat. Paul Knüsel, Redaktor Umwelt/Energie Anmerkungen 1 www.hochwasserschutzbern.ch 2 Bauen im geschützten Gewässerraum: Erste Urteile des Bundesgerichts zur Umsetzung der neuen Gewässerschutzrechtlichen Vorschriften; Rechtswissenschaftliche Fakultät Universität Freiburg 2015 3 «Gewässerraum im Siedlungsgebiet eröffnet neue Chancen», in ZUP Wasser, Kanton Zürich 2014. Foto: Seippel Landschaftsarchitekten Sursee mit sanierter Altstadt und optimiertem Kanal: ein Masterplan zur Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Sure.

TEC21 27 28/2016 Nah am Wasser gebaut 29 ÜBERLASTSZENARIO Entschärftes Risiko auf Nord-Süd-Achse Beim Hochwasser 2005 hatten im Kanton Uri einige Schutzbauten versagt. Nun ist der «Urner Talboden» mit einem beeindruckenden Rückfallsystem abgesichert. Selbst Extremereignisse sollen nur noch geringe Schäden verursachen. Text: Paul Knüsel D ie neue Alpentransversale am Gotthard wird den Bahnverkehr nicht nur beschleunigen, sondern auch sicherer machen. Da die Bergstrecke nun vom Basistunnel unterquert wird, ist die Gefahr weiterer Felsabbrüche und Erdrutsche gebannt. Vor vier Jahren war das Bahntrassee oberhalb von Gurtnellen mehrmals und tagelang gesperrt. Allerdings durchqueren die Züge auf der Zufahrt zum Nordportal eine weitere unberechenbare Risikozone: Die «Rynächt» bei Schattdorf liegt im Mündungsbereich des Schächen; der bisweilen wilde Gebirgsfluss trifft hier auf die auch nicht immer gemächlich strömende Reuss. In den letzten 100 Jahren erlebte der Urner Talboden vier dramatische Unwetterereignisse, zuletzt 2005. Jedesmal wurde der durch mehrere Verkehrsachsen durchquerte Raum überschwemmt; angrenzende Wohn- und Gewerbezonen sowie viel Kulturland standen meterhoch unter Schlamm und Wasser. Die Schäden beliefen sich auf über 350 Mio. Franken. Damit sich dieses Szenario nicht wiederholt, wurden in den letzten zehn Jahren gegen 80 Mio. Franken investiert. Seit diesem Frühjahr ist das «Hochwasserschutzprojekt Urner Talboden» zu wesentlichen Teilen fertiggestellt. Auf Gebiet der Gemeinden Schattdorf, Altdorf und Attinghausen hat der Kanton Uri eines der vorausschauendsten Hochwasserschutzkonzepte der Schweiz umgesetzt. Siedlungsgebiete sind vor einem 100-jährlichen Ereignis zu schützen, wichtige Infrastrukturanlagen zusätzlich vor einem 300-jährlichen Hochwasser. Doch nicht nur der gesetzliche Standard wird garantiert; der Schutzgrad beinhaltet zudem den sogenannten «Überlastfall»: Ein Mix aus klassischen und innovativen Wasserbauelementen muss dafür sorgen, dass auch extreme Wassermengen kontrolliert ab- und umgeleitet bzw. zurückgehalten werden können respektive ein Extrem szenario weder Leib und Leben noch wichtige Sachwerte bedroht. Eine nationale Studie warnt derweil, dass nur jedes zweite der aktuell realisierten Hochwasserschutzprojekte vergleichbar konzipiert ist. 1 Schutzdefizit erst nach 2005 behoben Weite Teile des Urner Talbodens standen jeweils im Sommer 1910, 1977, 1987 und 2005 unter Wasser. Das Schutzdefizit ist bekannt; das Gebiet rund um die Schächenmündung war auf der Naturgefahrenkarte rot markiert. Doch erst nach dem Augusthochwasser vor elf Jahren wurde das Vollzugstempo erhöht. Vom Hochwasser betroffene Unternehmen, darunter der Staatsbetrieb Ruag (vgl. «Kostenpflicht für Dritte», S. 30), hatten mit Wegzug gedroht. 2008 hiess das Stimmvolk den Kredit für das «Hochwasserschutzprogramm Uri» gut. Die effiziente Umsetzung wurde dadurch begünstigt, dass die Projektverantwortung allein bei der kantonalen Behörde lag und sich die Standortgemeinden nicht einmal an den Kosten zu beteiligen hatten. Trotzdem profitieren auch sie vom Resultat: Um den europäischen Transitverkehr auf Schiene und Strasse ebenso wie die benachbarten Gewerbeliegenschaften und Wohnquartiere oder Kantons- und Quartierstrassen vor Hochwasser zu schützen, wurden das Abflussgerinne und die Mündungsgeometrie am Schächen optimiert. Wenige hunter Meter oberhalb der Einmündung in die Reuss wartet ein neuer Geschiebesammler mit einer Fläche von etwa 4 ha darauf, bei Bedarf rund 100 000 m 3 Kies und anderes Treibgut abzufangen. Zwischen 1 m und 4.5 m hohe, teilweise mehrere hundert Meter lange Schutzmauern und -dämme sichern derweil die Ufer des Schächen und der Reuss sowie Überflutungsbereiche im Hinterland ab. Eine stromlinienförmige Brücke schützt den Bahnkorridor (vgl. «Druck brücke», S. 31). Und ein revitalisierter Reusszulauf ist zu einem Rückhaltebecken erweitert worden. Die wichtigsten Schutzbauten wurden am physikalischen Modell an der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hy drologie und Glaziologie der ETH Zürich überprüft. Simuliert wurden die Abflüsse bei 100-, 200- und 300-jährlichen Hochwasserereignissen, ergänzt mit einer Abschätzung, wohin das Schächenwasser bei Totalüberlastung ausweichen kann.

30 Nah am Wasser gebaut TEC21 27 28/2016 Bauherrschaft Baudirektion Kanton Uri Projektleitung IM Maggia Engineering, Locarno Modellierung Überlastfall Basler & Hofmann, Esslingen Umweltverträglichkeit Sigmaplan, Bern Gestalterische Begleitung Feddersen & Kolstermann, Zürich Die Ausbreitungswege bei Hochwasser «Schutzziel HQ<100» und «Überlastfall HQ<300». Fotos: VBS Luftwaffe, Paul Knüsel; Skizze: Kanton Uri Der unerwartet und unkontrolliert gestaute «Schattdorfer See» (August 2005). Kostenpflicht für Dritte Das Wasserbaugesetz verpflichtet «besonders bevorteilte Dritte» (bbd) zur Kostenbeteiligung. Beim Projekt «Hochwasserschutz Urner Talboden» trifft es mehrere Bundesbetriebe. Die Druckbrücke, über die der Bahnverkehr rollt, wurde mit Mitteln von AlpTransit finanziert. Das Bundesamt für Strasse (Astra) beteiligte sich ebenfalls an den Investition und dem Unterhalt der Schutzbauten, da die Reussautobahn betroffen ist. Und ebenso ist die Ruag, der staatliche Rüstungskonzern, involviert, weil das Firmengelände vor elf Jahren komplett überschwemmt wurde. Fast der gesamte Teil des Landbedarfs für den neuen Geschiebesammler und die Profilausweitung des Schächen konnten zudem auf Reserveflächen der Ruag realisiert werden. Weitere Betriebe in der Gewerbezone von Schattdorf bleiben von der Kostenpflicht allerdings verschont. Grundsätzlich hätten sogar 120 Betriebe beteiligt werden können; die Kantonsregierung hat aber darauf verzichtet, weil sonst der Verhandlungs- und Berechnungsaufwand zu gross geworden wäre, so die Begründung im Kantonsparlament. (pk) Der seitliche Geschiebesammler am Schächen mit einem Volumen von 100 000 m 3.

TEC21 27 28/2016 Nah am Wasser gebaut 31 Kettenreaktion ausgelöst Bei allem Modellieren und Simulieren: Jedes Hochwasser liefert genauere Daten. Im Nachgang zum Unwettersommer 2005 nahm der Bund eine umfassende Ereignisanalyse vor. 2 Am Schächen zeigte sich, dass nicht mehr Wasser abfloss, als ein 100-jährliches Ereignis erwarten liess. Doch dem lang andauernden Regen waren die natürlichen Puffer im alpinen Einzugsge - biet nicht gewachsen, daher wurde eine derart grosse Fläche im Raum Schattdorf überflutet. Die morphologischen, hydraulischen und hydrologischen Zusatzstudien deckten zudem eine verhängnisvolle Kettenreaktion auf, bei der einiges nicht vorhersehbar war und anderes nicht wie gedacht funktionierte. Gänzlich unerwartet konnte sich ein Geschiebesammler im Schächen-Oberlauf entleeren, sodass das Geschiebe aus dem Gebirgsbach die Einmündung in die Reuss verstopfte. Brücken und Bachübergänge wurden ihrerseits zu Engpässen. Ein weiterer Schwachpunkt war der zu schmale Durchlass unter der Autobahn, durch den viel mehr Wasser in die Reuss hätte abfliessen sollen. Das Fazit: Ohne zusätzliches Entlastungs- und Puffervolumen würden Geschiebe und Wasser im nächsten Fall abermals aufstauen und eigene Abflusswege suchen. Die neu erstellten Elemente bilden nun das aufeinander abgestimmte, redundante Hydrauliksystem, das eine kontrollierbare, möglichst schadlose Ausbreitung der Wassermassen auch bei Überforderung der Bach- und Flussläufe erlauben soll. Denn das ist der springende Punkt am neuen Risiko- und Schutzkonzept (vgl. TEC21 12 13/2016): Bauen gegen das Hochwasser ist keine statische Angelegenheit mit maximaler Sicherheitsgarantie, sondern eine dynamische Aufgabe mit durchaus steuerbarem Ausgang. Daher sichert nun folgende Kaskade den Urner Talboden ab: Der Geschiebesammler im Oberlauf des aufbrausenden Schächen, der aus den 1970er-Jahren stammt, hat ein hydraulisches Schutzwehr erhalten, damit mehr Material zurückgehalten wird. Die übrige Kies- und Schwemmholzfracht landet wie bisher in der Reusseinmündung, von wo aus ein Aufstau bis zum rückwärtigen Grosssammler stattfinden kann. Dort rutscht das Material seitlich ab und füllt die Kuhle, die ihrerseits mit einem Damm nach aussen abgegrenzt ist. Trotzdem überlaufendes Wasser landet im benachbarten Hochwasserkorridor (vgl. «Reserven für ein kontrolliertes Fluten», Seite 32); die natürliche Hangneigung, künstliche Geländeerhebungen und ein sekundärer Schutzdamm sorgen in dieser unbebauten Kulturlandund Waldfläche dafür, dass Überlaufwasser kontrolliert über die Kantonsstrasse in die Stille Reuss abfliessen kann. Dieses Gewässer ist ein künstlicher Vorfluter, der seit 100 Jahren die Abflüsse der östlichen Berghänge sammelt und unter dem Schächen und der Autobahn hindurch in die Reuss leitet. Im Hochwasser 2005 schwoll die Schächen-Überführung allerdings derart an, dass auch die Stille Reuss überlief und das Wasser ungehindert den Schattdorfer See füllte. Druckbrücke Bei der Dimensionierung von Brücken wird üblicherweise ein Freibord eingeplant, damit die lichte Höhe bei Hochwasserabfluss nicht ausgereizt wird. Das Bahntrassee der Gotthardtransitroute liess sich aber nicht anheben, sodass die Schächenbrücke als hydrodynamisch wirksame «Druckbrücke» ausgeführt wurde. Der Einlauf ist seitlich verschalt und die sonst vertikale Ansichtskante nach innen gekrümmt. Bei steigendem Wasserzulauf wird eine Mischung aus Druck von oben und Sog von vorn erzeugt. Der Abfluss unter der Brücke hindurch beschleunigt sich und erhält zusätzliche Schleppkraft, sodass auch Treibgut weitergeleitet wird. Revitalisierter Rückhalteraum Die Stille Reuss hat nun ein grösseres Rückhaltevolumen; dazu wurde der Lauf verlängert und auf Kosten von Bestockungen revitalisiert. Im Alltag ist das Bachbett ein hochwertiges aquatisches Ökosystem, bei Hochwasser wird es zum redundanten Auffangsystem. Ein Entlastungskanal und ein beweglicher Notverschluss halten das Wasser zusätzlich im Zaum. Und falls dieses Volumen nicht mehr genügt, ist wie im Überlastfall simuliert die Überflutung des angrenzenden Kul turlands erlaubt. Erhöhte Dämme und Mauern schützen die unmittelbar daneben liegende NEAT-Zufahrt und Autobahn vor dem Extremfall. Im unteren Urner Reusstal wird die A2 dagegen selbst zum Entlastungsraum: Der Kanton Uri und das Bundesamt für Strassen haben vertraglich vereinbart, dass die Autobahn ab einem 50-jährlichen Unwetterereignis vorsorglich gesperrt und kontrolliert überflutet werden darf. Das Schadensrisiko ist für die vierspurige Strasse jedenfalls bedeutend geringer, als wenn weitere Siedlungsräume unter Wasser gesetzt werden müssten. Paul Knüsel, Redaktor Umwelt/Energie Anmerkungen 1 Was macht Hochwasserschutzprojekte erfolgreich? Eine Evaluation der Risikoentwicklung, des Nutzens und der Rolle privater Geldgeber; Mobiliar Lab für Naturrisiken und Oeschger-Zentrum (OCCR) der Universität Bern 2015 2 Ereignisanalyse Hochwasser 2005, Teil 1 Prozesse, Schäden und erste Einordnung; Bafu, WSL 2007

32 Nah am Wasser gebaut TEC21 27 28/2016 SCHADENSBEGRENZUNG Reserven für ein kontrolliertes Fluten Freihaltezonen, Abfluss- und Hochwasserkorridore mindern oder verhindern die Zunahme des Schadenpotenzials bei Naturgefahren. Wie ist am besten bei der Sicherung solcher Räume vorzugehen? Text: Christian Willi, Dr. Niels Christian Holthausen Foto: VBS, Luftwaffe Jahrhunderthochwasser 2005 an der Engelberger Aa mit teilweise kontrolliertem Abfluss: Die Überflutung des Kulturlands (linke Bildhälfte) war in Kauf genommen worden; die Schutzmassnahmen gegenüber dem Siedlungsteil von Ennetbürgen (rechte Bildseite) waren damals noch nicht umgesetzt. G efahrenkarten sind die wichtigste Vorsorge in der Nutzungsplanung, um die bestehende Naturgefahrensituation bei der Entwicklung von Siedlungsgebieten zu entschärfen. Demgegenüber helfen Hochwasserkorridore bei der Schadensbegrenzung von nicht vermeidbaren Hochwasserereignissen. Diese Gebiete liegen jeweils ausserhalb des Gewässerraums und werden so ausgeschieden, dass die Spitzenabflüsse möglichst schadlos durch Kulturland und Siedlungsflächen abgeleitet werden können. Die Wassermassen fliessen durch die Korridore kontrolliert in einen See, Fluss oder Rückhalteraum. Solche Korridore eignen sich daher zum Schutz vor häufigen Ereignissen mit geringem Ausmass oder vor seltenen, grös seren Ereignissen. Besonders zweckmässig sind sie im Überlastfall (vgl. «Entschärftes Risiko auf Nord- Süd-Achse», S. 29). Zusätzlicher Vorteil ist, dass die Korridore im Gegensatz zu anderen Hochwasser schutzmassnahmen auf kein spezifisches Bemessungsereignis ausgelegt sind, den Ereignisablauf wenig beeinflussen und einem sprunghaften Anstieg der Risiken entgegenwirken. Werden extreme Ereignisse infolge des Klimawandels häufiger, steigt der Nutzen der Hochwasserkorridore. Das Bundesamt für Umwelt hat ein Programm zur Anpassung an den Klimawandel lanciert (vgl. TEC21 11/2014) und dafür das extern bearbeitete Pilotprojekt «Lösungsansätze zur Sicherung von Flächen für Hochwasserkorridore» gefördert. Fünf Praxisbeispiele, vor-

TEC21 27 28/2016 Nah am Wasser gebaut 33 nehmlich in den Kantonen Nidwalden und Thurgau, wurden vertieft untersucht und zusätzliche Workshops mit Fachleuten durchgeführt. In Zusammenarbeit mit den beteiligten Kantonen und in Begleitung durch die Bundesämter für Raumentwicklung respektive Landwirtschaft ist ein Leitfaden entstanden mit Empfehlungen, wie Hochwasserkorridore zu sichern sind. 1 Die wesentlichen Anfangsfragen sind: «Wo sind Hochwasserkorridore auszuscheiden? Wer scheidet die Korridore aus?» Grundsätzlich braucht es Korridore, wo immer grosse Schäden drohen und das Schadenspotenzial zu begrenzen ist. Der Leitfaden empfiehlt den Kantonen und Gemeinden, sich aber zuerst eine übergeordnete Übersicht über die Gefahrenkarten respektive die Intensitäts- und Wassertiefenkarten zu verschaffen. Eintrag in Richtplan ist anzustreben Die Auswertung der Praxisbeispiele zeigt, dass Hochwasserkorridore mehrheitlich in raumplanerischen Verfahren gesichert werden sollten. Ebenfalls ein passendes Instrument ist der Wasserbauplan, der in einzelnen Kantonen «Wasserbauprogramm» oder «Einzugsgebietsmanagement Fliessgewässer» heisst. Bei grossen Gewässern kann ein Hochwasserkorridor kantons- oder gemeindeübergreifende Flächen betreffen. Die Ausscheidung ist daher auf Richtplanstufe anzustreben, entweder kantonal oder regional respektive in einem spezifischen Gewässerrichtplan. Dieses Instrument eignet sich etwa, wenn eine gemeinsame Lösung unter mehreren Gemeinden mit jeweils unterschiedlichen Interessen herbeizuführen ist. Im Grundsatz gilt: Korridore sind entweder als Teil eines Wasserbauprojekts oder in einem ordentlichen Raumplanungsverfahren auszuscheiden. Dabei kann eine sich ergänzende Vorgehensweise in Betracht gezogen werden. Sollen die Flächen im Nutzungsplan gesichert werden, ist auf einen möglichst frühzeitigen Eintrag zu achten. Anzustreben ist zudem, dass diese raumplanerische Massnahme für Eigentümer verbindlich ist. Diese Variante hat in den untersuchten Praxisbeispielen an der Engelberger Aa NW und an der Lütschine BE zum Erfolg geführt. Typischerweise im Rahmen von Wasserbauprojekten wird die Funktionstauglichkeit der Korridore abgesichert, namentlich für dazugehörige Auslaufbauwerke und Geländeanpassungen. Unter anderem sind der Unterhalt zu vereinbaren, eine Rodungsbewilligung einzuholen und die Zugänglichkeit abzusichern. Grenzen für Nutzung und Bewirtschaftung Unabhängig vom Verfahren können Korridorflächen durch Landerwerb und -abtausch der öffentlichen Hand, Vereinbarungen oder Dienstbarkeitsverträge gesichert werden. Die Flächensicherung geht oft einher mit Einschränkungen der räumlichen Nutzung (z. B. Freihalten) respektive der Bewirtschaftung von Kulturland (z. B. Geländeanpassungen). Solche Einschränkungen sind allenfalls im Grundbuch festzulegen. Diese Lösungsvarianten bewähren sich auch bei kleinflächigen Hochwasserkorridoren und Rückhalteräumen, wie die Praxis beispiele aus dem Kanton Thurgau «Romanshorn» und «Bodenfeld Giessen» zeigen. Zur Flächensicherung genügt es allerdings nicht, nur eine einzige der oben genannten Varianten zu realisieren; vielmehr sind Kombinationen zu prüfen, selbst wenn die Umsetzung mit unterschiedlichen Verfahren herausfordernd wird. Nur wenn die eingeschränkte Korridornutzung rechtlich einer «materiellen Enteignung» entspricht, besteht Anspruch auf Entschädigung. Obwohl die Rechtsgrundlagen relativ eindeutig sind, kann der praktische Umgang erschwert sein. Unter welchen Bedingungen eine materielle Enteignung vorliegt, ist im Leitfaden beschrieben (vgl. Kasten unten: «Welche Entschädigung?»). Bei der Umsetzung drängt sich jedoch eine weitere Frage auf: Wie lassen sich Eigentumseinschränkungen verbindlich regeln? Allgemeine Standards gesucht Ein Richtplaneintrag lanciert häufig den Prozess, um geeignete Gebiete raumplanerisch als Hochwasserkorridor zu sichern. Formal sind solche Flächen in einer Karte auszuweisen, zu beschreiben und die Nutzungsgrundsätze zu bestimmen. Letztere formulieren beispielsweise, ob die Bewirtschaftung auf den benötigten Flächen einzuschränken ist oder wie der Umgang mit den Korridoren sonst, in der kommunalen Nutzungsplanung respektive in einem Bau- und Zonenreglement, zu regeln ist. Gleichzeitig ist zu klären, wie betroffene Eigentümer und Bewirtschafter einbezogen werden. Eine aus den Praxisbeispielen abgeleitete Vermutung ist zudem: Allgemeine Standards und Kriterien könnten die Umsetzung in der Nutzungsplanung vereinfachen. Ist es beispielsweise möglich, einzelne Nutzungs- und Bewirtschaftungseinschränkungen jeweils für bestimmte Hochwasserkorridortypen auszuwählen? Antworten darauf sind zusätzlich zu untersuchen. Einschränkungen, die in der Nutzungsplanung festgelegt werden, haben jedoch pauschalen Charakter und betreffen alle ausgeschiedenen Flächen gleich. Auf spezifische Gegebenheiten oder die Bedürfnisse einzelner Grundeigentümer kann somit nicht eingegangen Welche Entschädigung? Das Ausscheiden von Hochwasserkorridoren zieht oft eine Nichteinzonung von Grundstücken nach sich. Gemäss der Rechtsprechung des Bundesgerichts ist ein solcher Fall grundsätzlich nicht entschädigungspflichtig. Ob Rückzonungen zu entschädigen sind, hängt unter anderem davon ab, wie wahrscheinlich eine Überbauung realisierbar ist, und soll situativ beurteilt werden. Werden Nutzungs- oder Bewirtschaftungseinschränkungen als «materielle Enteignung» anerkannt, erhält der Grundeigentümer eine volle Entschädigung. Teilweise sehen kantonale Wasserbauverordnungen vor, auch darüber hinaus eine angemessene Entschädigung für nachweisliche Vermögenseinbussen oder Minderwerte auszurichten.

34 Nah am Wasser gebaut TEC21 27 28/2016 Der physisch und räumlich gesicherte Hochwasserkorridor der Engelberger Aa (hellblaue Schraffierung) vor der Einmündung in den Vierwaldstättersee schützt die Siedlungsgebiete (rot) von Buochs (rechte Planhälfte) und Ennetbürgen (oben). werden. Vor allem bei massiver Einschränkung sind Widerstände gegen eine Pauschallösung nicht auszuschliessen. Erhebliche Verzögerungen, erhöhter Aufwand und allenfalls sogar ein Projektstopp sind die möglichen Folgen. Daher kann alternativ auch der privatrechtliche Weg beschritten werden, wenn sich Behörde und Grundeigentümer etwa auf eine Dienstbarkeit oder einen Grundbucheintrag einigen. Einvernehmliche Lösungen Besonders relevant für die Akzeptanz ist der Umgang mit steigenden Risiken für Gebäude, deren Umgebung bislang nicht oder unbedeutend gefährdet war und nun einem Hochwasserkorridor zugeordnet wird. Ein solcher Aspekt ist ebenso grundsätzlich zu klären wie die Entschädigungsfrage für Schäden und den Auf wand für die Wiederherstellung nach einem Ereignis. Alle fünf untersuchten Praxisbeispiele mit Hochwasserkorridoren haben gezeigt: Die Akzeptanz unter Grundeigentümern und in der Bevölkerung beeinflusst die Umsetzbarkeit und die langfristige Flächensicherung. Die Akzeptanz hängt deshalb wesentlich davon ab, ob eine einvernehmliche Lösung mit den Betroffenen gefunden werden kann. Das gilt auch, wenn Korridorflächen in einer öffentlich-rechtlichen Ver fügung gesichert werden, etwa über die Nutzungs planung. Um die betroffenen Grundeigentümer stärker einzubeziehen und die Akzeptanz zu erhöhen, sind diese daher frühzeitig über die Projektziele und die Planungsschritte zu informieren an Ver an staltungen, mit Visualisierungen, Ortsbegehungen oder über die Medien. Auch diese Erkenntnis aus dem Studium der Praxisbeispiele ist wichtig: Die Sicherung der Hochwasserkorridore muss in eine übergeordnete Hochwasserschutzstrategie eingebettet sein und im Planungs- und Umsetzungsprozess kommuniziert werden. Weiterer Klärungsbedarf Wie Flächen für Hochwasserkorridore am einfachsten gesichert werden, versucht der Leitfaden anhand der wichtigsten Praxisschritte zu erklären. Bei der Auswertung der Beispiele sind jedoch weitergehende Fragen aufgetaucht, die in möglichen Folgeabklärungen zu vertiefen sind: Wie ist etwa mit Entschädigungsforderungen von Privateigentümern umzugehen, denen eine wirtschaftlich sinnvolle und hochwertige Nutzung der Flächen verunmöglicht wird? Oder sind Nutzungseinschränkungen in einem Hochwasserkorridor zu erwarten, bei denen Bauland zur Rückzonung empfohlen wird? Ebenfalls zu konkretisieren wäre, wie das Fluten eines Hochwasserkorridors organisiert wird, weil damit Haftungs- und Entschädigungsfolgen verbunden sind. Denn zum einen kann das Fluten automatisch erfolgen, in dem das Hochwasser abhängig vom Pegel eine Streichwehrkante überströmt; zum anderen kann ein Hochwasserkorridor durch einen manuellen Auslöser geflutet werden. Bei alldem aber gilt: Hochwasserkorridore sind räumlich so auszuwählen, dass möglichst geringe Schäden entstehen. Sie dienen also jeweils dazu, einen Ausweichpfad für übermässig abfliessendes Wasser offenzuhalten und das Ausmass der Unwetterschäden zu mindern. Christian Willi, Dr. Niels Christian Holthausen, Ernst Basler und Partner; christian.willi@ebp.ch (Mitarbeit: Dr. Markus Klauser, Kanton Nidwalden; Dr. Marco Baumann, Kanton Thurgau) Anmerkung 1 Lösungsansätze zur Sicherung von Flächen für Hochwasserkorridore, Leitfaden; Bundesamt für Umwelt, Kanton Nidwalden, Kanton Thurgau 2015 Foto: Ernst Basler und Partner/Gde. Ennetbürgen

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TEC21 27 28/2016 Stelleninserat/Impressum 37 espazium Der Verlag für Baukultur Staffelstrasse 12, 8045 Zürich Telefon 044 380 21 55, Fax 044 380 21 57 Katharina Schober, Verlagsleitung E-Mail katharina.schober@espazium.ch Hedi Knöpfel, Assistenz E-Mail hedi.knoepfel@espazium.ch Martin Heller, Präsident Erscheint wöchentlich, 40 Ausgaben pro Jahr ISSN-Nr. 1424-800X 142. Jahrgang, verbreitete und verkaufte Auflage: 11 216 (WEMF-beglaubigt) Adresse der Redaktion TEC21 Schweizerische Bauzeitung Staffelstrasse 12, Postfach, 8021 Zürich Telefon 044 288 90 60, Fax 044 288 90 70 E-Mail redaktion@tec21.ch www.espazium.ch/tec21 Redaktion Judit Solt (js), Chefredaktorin Nathalie Cajacob (nc), Redaktorin Tina Cieslik (tc), Architektur/Innenarchitektur Nina Egger (ne), Gebäudetechnik Thomas Ekwall (te), Bauingenieurwesen Danielle Fischer (df), Architektur Dr. Susanne Frank (sf), Architektur Dr. Viola John (vj), Konstruktion/nachhaltiges Bauen Paul Knüsel (pk), Umwelt/Energie, stv. Chefredaktor Denise Neukom, Redaktionssekretärin Christof Rostert (cr), Abschlussredaktor Antonio Sedda (as), Wettbewerbstabelle Anna-Lena Walther (alw), Layout (Stämpfli AG) E-Mail-Adressen der Redaktionsmitglieder: Vorname.Nachname@tec21.ch TEC21 online www.espazium.ch/tec21 www.baugedaechtnis.ethz.ch Korrespondenten Charles von Büren, Bautechnik/Design, bureau.cvb@bluewin.ch Lukas Denzler, Umwelt/natürliche Ressourcen, lukas.denzler@bluewin.ch Hansjörg Gadient, Architektur/Landschaftsarchitektur, hj.gadient@bluewin.ch Clementine Hegner-van Rooden, Bauingenieurwesen, clementine@vanrooden.com Dr. Lilian Pfaff, Architektur/USA, lpfaff@gmx.net Marko Sauer, Architektur, sauer@architxt.ch Markus Schmid, Bauingenieurwesen, mactec21@gmail.com Ruedi Weidmann, Baugeschichte/Stadtentwicklung, weidmann@haeuslerweidmann.ch Redaktion SIA-Seiten Frank Peter Jäger (fpj), Geschäftsstelle, Selnau strasse 16, Postfach, 8027 Zürich Telefon 044 283 15 47, Fax 044 283 15 16 E-Mail frank.jaeger@sia.ch Abonnementspreise www.espazium.ch Abonnements SIA-Mitglieder Adressänderungen: SIA, Zürich Telefon 044 283 15 15, Fax 044 283 15 16 E-Mail mutationen@sia.ch Nicht-SIA-Mitglieder Stämpfli AG, Bern Telefon 031 300 62 53, Fax 031 300 63 90 E-Mail abonnemente@staempfli.com Einzelbestellungen Stämpfli AG, Bern, Telefon 031 300 62 53 abonnemente@staempfli.com, Fr. 12. Euro 8. (ohne Porto) Druck Stämpfli AG, Bern Inserate Zürichsee Werbe AG, Seestrasse 86, 8712 Stäfa Telefon 044 928 56 11, Fax 044 928 56 00 E-Mail info@zs-werbeag.ch, www.zs-werbeag.ch Grafisches Konzept Raffinerie AG für Gestaltung, Zürich Beirat Anna Ciari, Zürich, Bauingenieurwesen Heinrich Figi, Chur, Bauingenieurwesen Markus Friedli, Frauenfeld, Architektur Markus Hubbuch, Zürich, Energie Dr. Roland Hürlimann, Zürich, Baurecht Daniel Meyer, Zürich, Bauingenieurwesen Dr. Ákos Moravánszky, Zürich, Architekturtheorie Daniel Niggli, Zürich, Architektur André Olschewski, St. Gallen, Umwelt/Raumplanung Tivadar Puskas, Basel, Bauingenieurwesen Reto Schlatter, Luzern, journalistische Qualität Dr. Martin Tschanz, Winterthur, Architektur Ariane Widmer Pham, Lausanne, Architektur/ Stadtplanung HLK-Beratung Rüdiger Külpmann, Horw, Gebäudetechnik Trägervereine Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein, SIA www.sia.ch TEC21 ist das offizielle Publikationsorgan des SIA. Die Fachbeiträge sind Publikationen und Positionen der Autoren und der Redaktion. Die Mitteilungen des SIA befinden sich jeweils in der Rubrik «SIA». Schweizerische Vereinigung Beratender Ingenieur-Unternehmungen, usic www.usic.ch ETH-Alumni, Netzwerk der Absolventinnen und Absolventen der ETH Zürich www.alumni.ethz.ch Bund Schweizer Architekten, BSA www.bsa-fas.ch Fondation ACUBE www.epflalumni.ch/fr/prets-dhonneur Nachdruck von Bild und Text, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und mit genauer Quellenangabe. Für unverlangt eingesandte Beiträge haftet die Redaktion nicht.

38 Unvorhergesehenes TEC21 27 28/2016 Der Turm im Pfarrhaus Text: Tina Cieslik A bgrenzen oder annähern? Geht es um das Mit- und Nebeneinander von historischem, möglicherweise geschütztem Bestand und zeitgenössischem Neubau, wechselt die Doktrin alle paar Jahre. Ein pragmatischer, aber überraschend poetischer Beitrag zum Thema findet sich im Pfarrhaus im urnerischen Bürglen. Auf den ersten Blick ein Holzhaus, verbirgt es in seinem Innern einen harten Kern. Bürglen stand im Mittelalter unter der Herrschaft des Zürcher Klosters Fraumünster und wurde von einem Meier verwaltet. Im Dorf gab es vier gemauerte Wohntürme, in denen die Beamten inklusive den von ihnen eingezogenen Naturalien untergebracht waren. In voller Pracht finden sich die Bauten heute nur noch im Gemeindewappen: Einer der Türme ist baufällig, einer bildet die Grundmauern eines Hotels. Einer hat Karriere gemacht und beherbergt das gerade neu eröffnete Tellmuseum. Und einer formiert das steinerne Rückgrat des Pfarrhauses, dessen Holzkonstruktion einfach um den Turm herum gebaut wurde. Das prachtvolle Turmzimmer mit in den Täfer integrierten Gemälden ist heute ein Gästezimmer, die alten Bruchsteinmauern sind immer noch im Weinkeller zu sehen. Bestehendes zu integrieren und mit neuer Bedeutung zu füllen ein wahrhaft katholischer Ansatz. Foto: Keystone / Imagebroker / Günter Lenz