Bremsen. viavision. n r 09. Die Kunst der Entschleunigung. 1oo Prozent. n ovember o,3 Sekunden. aller Neuwagen in Deutschland verfügen über ABS.

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viavision volkswagen group nachrichten aus der Mobilen Zukunft n r 09 n ovember 2012 Editorial Dr. Ulrich Hackenberg 2 Drucksache Vom Pedaltritt zum Stillstand 2 Zupackend Bremsen leisten harte Arbeit 4 Hitzebeständig Spezielles Material für Bremsen 5 Schnelle Helfer Bremsassistenten sorgen für Sicherheit 6 Wiedergewinnung Bremsenergie nutzbar machen 8 Impressum 8 Bremsen Die Kunst der Entschleunigung o,3 Sekunden Reaktionszeit braucht ein Autofahrer bis er auf das Bremspedal tritt mindestens. 1oo Prozent aller Neuwagen in Deutschland verfügen über ABS.

BREMSVORGANG viavision Editorial Drucksache Dr. Ulrich Hackenberg, Mitglied des Vom Pedaltritt zum Stillstand Markenvorstands Volkswagen, Geschäftsbereich Forschung und Entwicklung. Ein Auto ohne Bremsen ist genauso undenkbar wie eines ohne Motor. VIAVISION erklärt in dieser Ausgabe, wie Bremsen funktionieren, welche Eigenschaften die verwendeten Materialien haben müssen und wie sich durch das Entschleunigen sogar Energie gewinnen lässt! Ich wünsche allen Lesern viel Spaß bei der Lektüre. Beim Fahrrad ist der Bremsvorgang leicht zu erkennen: Per Handbremse wird ein Stahlseil angezogen, das links und rechts Gummiblöcke gegen den Reifen presst. Beim Auto ist das Prinzip ähnlich, nur kommen hier Bremsbeläge und stählerne Bremsscheiben oder -trommeln zum Einsatz. Statt des Stahlseils sorgt eine Hydraulikflüssigkeit, die in einem geschlossenen Bremskreis zirkuliert, für den nötigen Druck. Weil das Bremsen eine der wichtigsten Sicherheitsfunktionen ist, hat jedes Auto für den Notfall einen zweiten Bremskreis, damit immer mindestens zwei Räder bremsfähig sind. Die stärkste Bremsleistung liegt bei den Vorderrädern, weil sich beim Bremsen das Gewicht der Karosserie nach vorne verlagert. 18 o,3 Stundenkilometer pro Sekunde beträgt die Geschwindigkeitsverminderung, die eine Pkw-Bremsanlage mindestens erzielen muss. Quelle: Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (Stand 2012) Sekunden Reaktionszeit braucht ein Autofahrer bis er auf das Bremspedal tritt mindestens. Quelle: Konrad Reif, Bremsen und Bremsregelsysteme (Stand 2010) bremsweg: (in Metern) Trockene Fahrbahn Regennasse Fahrbahn Schneebedeckte Fahrbahn 144 * 192 * 288 * Auf den Untergrund kommt es an: Ist die Straße nass oder verschneit, verlängert sich der Bremsweg bei gleicher Geschwindigkeit. Auf schneebedeckter Straße ist er sogar doppelt so lang wie auf trockener Fahrbahn. Der Grund: Die Reifenhaftung auf der Fahrbahn, die das Auto zusätzlich abbremst, ist geringer, wenn eine Schicht aus Wasser oder Schnee dazwischen liegt. Auch schwere Ladung, hohe Geschwindigkeit und schlechter Reifenzustand sorgen für eine Verlängerung des Bremswegs. Quellen: Universität Innsbruck, Institut für Mathematik (Stand 2012); Konrad Reif, Bremsen und Bremsregelsysteme (Stand 2010) * Bei einer Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern. 2

09 november 2012 BREMSVORGANG Bremsablauf Der Bremsvorgang beginnt mit dem Tritt des Fahrers auf das Bremspedal. Die Stärke des Drucks regelt, wieviel Bremsflüssigkeit vom Hauptbremszylinder in die Bremsleitungen gelangt. Dieser Druck wird durch den Bremskraftverstärker erhöht: In den meisten Pkw-Bremsanlagen geschieht dies mithilfe von Unterdruck in den Kammern des Bremskraftverstärkers, sodass der Druck auf den Haupt zylinder größer ist als die aufge wendete Fußkraft. Es ist gesetzlich vor geschrieben, dass Fahrzeuge mit zwei Bremskreisen ausgestattet sind, für den Fall, dass ein Bremskreis ausfällt. Quellen: Konrad Reif, Bremsen und Bremsregelsysteme (Stand 2010); Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (Stand 2012) bremssystem mit diagonal-aufteilung: Vorderradbremse Vorderradbremse Bremskraftverstärker Hauptbremszylinder Bremsleitungen Bremspedal 1. Bremskreis 2. Bremskreis Hinterradbremse Hinterradbremse Beim diagonalen Bremskreissystem werden jeweils die zwei einander schräg gegenüberliegenden Räder gebremst. Der Vorteil daran: Beide Bremskreise sind gleichwertig. Allerdings führt das Überkreuz-Abbremsen zu größeren Giermomenten. Das heißt, der Wagen kann seitlich ausschwenken und ist schwerer in der Spur zu halten. Quelle: Continental (Stand 2012) bremssystem mit schwarz-weiß-aufteilung: Vorderradbremse Vorderradbremse Bremskraftverstärker Hauptbremszylinder Bremsleitungen Bremspedal 1. Bremskreis 2. Bremskreis Hinterradbremse Hinterradbremse Bei Bremssystemen nach dem Schwarz-Weiß-Prinzip gehören jeweils die beiden vorderen und die beiden hinteren Räder zu einem eigenständigen Bremskreis. Bei dieser Aufteilung treten nur geringe Giermomente auf das Fahrzeug kann leichter stabil gehalten werden. Nachteil: Fällt der vordere Bremskreis aus, nimmt die Bremsleistung stärker ab. Quelle: Continental (Stand 2012) Negative Beschleunigung Physikalisch gesehen ist Bremsen eine Art von Beschleunigung nämlich negative Beschleunigung. Hintergrund: Bei der Beschleunigung handelt es sich um eine Geschwindigkeitsänderung pro Zeiteinheit, egal ob das Fahrzeug schneller oder langsamer wird. Gibt der Auto fahrer Gas beschleunigt er beispielsweise um +20 Stundenkilometer. Tritt er auf die Bremse, beschleunigt er um 20 Stundenkilometer. Quelle: Technische Universität Dresden, Institut für Theoretische Physik (Stand 2011) 3

BREMSANLAGEN viavision Feststellbremse Die Feststellbremse sorgt dafür, dass das abgestellte Fahrzeug nicht wegrollt. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Handbremse, es gibt aber auch Feststellbremsen, die mit dem Fuß oder per Knopfdruck bedient werden. Laut EG-Richtlinie muss die Feststellbremse in der Lage sein, ein beladenes Fahrzeug bei 18 Prozent Gefälle oder Steigung rein mechanisch im Stillstand zu halten. Dabei muss sie unabhängig von der Betriebsbremsanlage funktionieren, darf aber deren Bestandteile zum Beispiel die Trommelbremsen an den Hinterrädern verwenden. Quellen: Europäische Gemeinschaft, Richtlinie 98/12/EG (Stand 2001); Konrad Reif, Bremsen und Bremsregelsysteme (Stand 2010) Zupackend Bremsen leisten harte Arbeit Was der Motor an Bewegungsenergie erzeugt, muss die Bremse wieder zurücknehmen können. Die Leistung der vier Radbremsen muss also mindestens so groß sein wie die des Motors. Der hydraulische Druck, der mithilfe von Flüssigkeit erzeugt wird, wirkt letztlich auf Bremsbeläge, die durch Reibung gegen eine Bremsscheibe oder -trommel das Auto zum Halten bringen. Bei Neufahrzeugen werden an der Vorderachse ausschließlich Scheibenbremsen verbaut, an den Hinterrädern kommen manchmal noch Trommelbremsen zum Einsatz. Der Vorteil der Scheibenbremsen: Sie werden vom Fahrtwind umströmt und können nicht so leicht über hitzen. die scheibenbremse: (Beispiel Faustsattelbremse) ➆ elektrische handbremse Der Fahrer aktiviert per Knopfdruck die Handbremse, die Bremsbeläge legen sich dabei elektrisch an die hinteren Bremsscheiben an; das Lösen beim Anfahren erfolgt automatisch. Das System kommt in den Volkswagen- Modellen Golf, Tiguan,Passat und Touareg zum Einsatz. ➀ Bremsscheibe ➁ Bremsbelag ➂ Kolben ➃ Kolbendichtring ➄ Gehäusedeckel ➅ Gehäuseboden ➆ Führungsbolzen ➇ Anschluss vom Hauptzylinder ➅ ➀ ➁ ➆ ➁ ➃ ➂ ➄ ➇ Quelle: Volkswagen Eine Scheibenbremse in Faustsattelbauweise entschleunigt das Auto, indem zwei Bremsbeläge links und rechts an eine Bremsscheibe gepresst werden. Diese ist mit dem Rad verbunden und dreht sich gemeinsam mit ihm. Wenn der Fahrer auf das Bremspedal tritt, wird die Flüssigkeit aus dem Hauptbremszylinder durch die Bremsleitungen und -schläuche (siehe Seite 3) in den Zylinder der Scheibenbremse gepresst. Dessen Kolben drückt daraufhin auf der einen Seite gegen den Bremsbelag und dieser gegen die Bremsscheibe. Der andere Bremsbelag wird gegen die Scheibe gepresst, indem der Kolben sich gegen den verschiebbaren Gehäusedeckel bewegt, wodurch der Gehäuseboden auf den Führungsbolzen mitsamt Bremsbelag in Richtung Bremsscheibe gleitet. In Pkws kommt am häufigsten die platzsparende Faustsattelbremse zum Einsatz. Daneben gibt es die ähnlich aufgebaute Schwimmrahmenbremse und die Festsattelbremse, bei der auf beiden Seiten der Bremsscheibe Zylinder liegen. Quellen: Konrad Reif, Bremsen und Bremsregelsysteme (Stand 2010); Karlsruher Institut für Technologie, Institut für Fahrzeugsystemtechnik (Stand 2012) 4

09 november 2012 MATERIAL Hitzebeständig Spezielles Material für Bremsen Unabhängig von Straßenbelag und Fahrzeuggewicht ist allen Bremsvorgängen eines gemeinsam: Sie erzeugen Wärme. Die dabei ent stehenden Temperaturen können mehrere Hundert Grad Celsius betragen. Scheiben, Beläge und Flüssigkeiten die Bestandteile der Bremsanlage müssen auch unter diesen extremen Bedingungen zuverlässig und dauerhaft funktionieren. 3,5 Millimeter sollte ein Bremsbelag mindestens dick sein, sonst muss er gewechselt werden. Quelle: Konrad Reif, Bremsen und Bremsregelsysteme (Stand 2010) 2 Jahre darf die Bremsflüssigkeit im Auto maximal alt sein. Danach hätte sie so viel Wasser aufgenommen, dass sie beim Bremsen kochen könnte. Quelle: Konrad Reif, Bremsen und Bremsregelsysteme (Stand 2010) Foto: Frettie bremsflüssigkeit anforderungen: Die Bremsflüssigkeit darf vor allen Dingen eines nicht: Blasen bilden. Beim Zusammendrücken von Flüssigkeiten zerplatzen zunächst etwaige Bläschen, erst dann baut sich der Kompressionsdruck auf. Das heißt, der Tritt aufs Bremspedal, der die Flüssigkeit in den Leitungen so weit komprimiert, dass durch den hydraulischen Druck der Brems prozess in Gang gesetzt wird, müsste deutlich länger ausfallen, um das Auto zum Stehen zu bringen. Material: Für die Bremsflüssigkeit werden ausschließlich Flüssigkeiten verwendet, deren Siedepunkt über 230 Grad Celsius liegt und die eindringendes Wasser absorbieren können. Üblich sind Flüssigkeiten auf Glykolbasis. Quellen: Konrad Reif, Bremsen und Bremsregelsysteme (Stand 2010); ADAC; United States Department of Transportation (beide Stand 2012) Foto: gourmecana Fotolia.com bremsbelag anforderungen: Das eigentliche Abbremsen findet zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe statt. Das Material der Beläge muss also so beschaffen sein, dass es ausreichend mechanische Reibung mit der Bremsscheibe erzeugt, sich durch die entstehenden Temperaturen aber nicht entflammt und durch die Reibung nicht zu stark verschleißt. Material: Bremsbeläge bestehen aus Metallen wie Stahlwolle, Füllstoffen wie Aluminiumoxid, Gleitmitteln wie Grafit und organischen Bestandteilen wie Bindeharz. Die genaue Zusammensetzung variiert je nach Hersteller. Quellen: ADAC (Stand 2012); Konrad Reif, Bremsen und Bremsregelysteme (Stand 2010); Wirtschaftskommission für Europa ECE (Stand 1999) Foto: Marius Graf Fotolia.com bremsscheibe anforderungen: Zwischen Bremsscheibe und Belag entstehen beim Bremsen Temperaturen von bis zu 500 Grad Celsius. Das für die Scheiben verwendete Material muss darum warmfest sein, das heißt, es darf sich unter Hitzeeinwirkung nicht verformen. Material: Üblicherweise bestehen Bremsscheiben aus Grauguss oder Stahl. Bei sehr schnellen Fahrzeugen finden auch Verbundstoffe wie Carbon (kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff) oder Carbon-Keramik Anwendung, die deutlich weniger wiegen und Temperaturen von 1.000 Grad Celsius standhalten. Quellen: ADAC; SGL CARBON (beide Stand 2012) 5

ASSISTENZSYSTEME viavision elektronische differenzialsperre Xds Technisch handelt es sich bei XDS um eine Funktionserweiterung der ESP-integrierten elektronischen Differenzialsperre (EDS). Sobald die Elektronik erkennt, dass durch eine starke Entlastung des kurveninneren Vorderrads ein Traktionsverlust droht, wird an diesem Rad gezielt ein Bremsdruck aufgebaut und dadurch ausreichender Kontakt zur Fahrbahn sichergestellt. Quelle: Volkswagen Multikollisionsbremse Registrieren die Airbagsensoren einen Zusammenstoß, tritt automatisch die Multikollisionsbremse in Aktion und bremst das Fahrzeug auf eine Restgeschwindigkeit von zehn Stundenkilometern ab. So wird verhindert, dass das Fahrzeug unkontrolliert weiterrollt. Abgeschaltet wird das Kontrollsystem erst dann wieder, wenn der Fahrer erkennbar das Gaspedal betätigt oder selbst eine Bremsung einleitet. Eine Multikollisionsbremse kommt serienmäßig im neuen Golf zum Einsatz. Quelle: Volkswagen Schnelle Helfer Bremsassistenten sorgen für Sicherheit Menschen machen Fehler. Das kann gerade im Straßenverkehr verheerende Folgen haben. An der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine sorgen Bremsassistenten dafür, dass der Bremsvorgang früher beginnt, sicherer abläuft und genauso stark oder leicht ist wie gerade nötig. Darüber hinaus können sie weitere Aufgaben übernehmen: Sie scannen die Umgebung mit Sensoren, helfen, ein schleuderndes Fahrzeug unter Kontrolle zu halten, lenken die Aufmerksamkeit des Fahrers auf Gefahrenquellen und können sogar eine Notbremsung auslösen. 88 Prozent aller Fahrzeuge in Deutschland waren im Jahr 2011 mit ABS ausge stattet. Bei den Neuwagen lag die Rate bei 100 Prozent. Quelle: DAT Report 2012 antiblockiersystem (abs) Früher wurde in Fahrschulen noch das sogenannte Stotterbremsen gelehrt. Darunter versteht man das wiederholte abs Loslassen des Bremspedals während des Bremsprozesses. So blockieren die Räder nicht, und das Auto bleibt lenkbar. Genau das macht in Fahrzeugen neuerer Generation das ABS: Radsensoren überwachen permanent die Drehzahl aller Räder. Auf Grundlage dieser Daten wird im Bedarfsfall ein sogenanntes Hydro aggregat zugeschaltet, das über Magnetventile den Bremsdruck am jeweiligen Rad so reduziert, dass dieses frei läuft und lenkbar bleibt. Quellen: Universität Münster, Institut für Informatik (Stand 2005); Bosch (Stand 2012) bremsassistent In Notfallsituationen bremsen Fahrer oftmals nicht ausreichend fest oder nehmen den Druck aufs Bremspedal zu schnell zurück. An dieser Stelle setzt die Funktion des Bremsassistenten an: Sobald das System erkennt, dass der Fahrer eine Notbremsung veranlasst hat, verstärkt es den Bremsvorgang, bis der maximale Bremsdruck erreicht ist. Der Bremsassistent bremst so lange, bis der Fahrer das Pedal nicht mehr berührt. Ob es sich tatsächlich um eine Notbremsung handelt, erkennt der Bremsassistent anhand der anfänglichen Pedalbewegung oder des Bremsdrucks. Bei einer Notbremsung aus 100 Stundenkilometern heraus verkürzt sich der Bremsweg mit Bremsassistent um bis zu 20 Prozent. Quellen: Hermann Winner et al., Handbuch Fahrerassistenzsysteme (Stand 2012); Verband der Automobilindustrie, Jahresbericht 2012 ) ) ) ) 6

09 november 2012 ASSISTENZSYSTEME esp im einsatz: mit ESP 2o14 müssen alle Neufahrzeuge in der EU mit ESP ausgestattet sein. Quelle: Verband der Automobilindustrie, Jahresbericht 2012 ohne ESP Das Elektronische Stabilitätsprogramm verhindert das Übersteuern des Fahrzeugs. Die Räder auf der kurven äußeren Seite des Autos werden abgebremst, das Fahrzeug bleibt in der Spur. Quelle: Continental (Stand 2012) elektronisches stabilitätsprogramm (esp) Das ESP ist im Wesentlichen eine Erweiterung des Antiblockiersystems. Während ABS jedoch nur beim Bremsen eingreift, kann ESP auch beim Rollen oder Beschleunigen einzelne Räder abbremsen, um ein Schleudern des Wagens zu verhindern. Außerdem kann ESP aktiv in den Lenkprozess eingreifen und den Lenkwinkel verändern. Dafür braucht es eine Vielzahl von Sensoren: Radsensoren überprüfen die Drehzahl der Räder; ein Lenkwinkelsensor meldet dem Bordcomputer, wohin der Fahrer steuert; der Gierratensensor erfasst die Drehbewegungen des Autos nach links und rechts; ein weiterer Sensor erfasst die Querbeschleunigung des Fahrzeugs, wenn es zum Beispiel bei Glätte seitlich rutscht. Alle gesammelten Daten gehen an ein Steuergerät, das unabhängig vom Druck aufs Bremspedal jede Radbremse einzeln steuern kann. Quelle: ADAC (Stand 2011) city-notbremsfunktion Je nach Modell überwacht ein Laser- oder Radarsensor einen Bereich von etwa zehn Metern vor dem Fahrzeug. Droht eine Kollision, ohne dass der Fahrer reagiert, wird im Bremssystem so viel Druck aufgebaut, dass die Bremsen sofort ansprechen, wenn der Fahrer das Bremspedal betätigt. Geht der Fahrer vom Gas, leitet das System bereits eine autonome Bremsung ein. Betätigt er die Bremse nur schwach, garantiert das Einsetzen des Bremsassistenten die volle Verzögerung. Im Idealfall werden Auffahrunfälle so gänzlich vermieden. Die City-Notbremsfunktion gehört zu den Notbremsassistenzsystemen, die bei Volkswagen in den Modellen up!, Golf und Passat zum Einsatz kommen. Quellen: Volkswagen; Verband der Automobilindustrie, Jahresbericht 2012 7

REKUPERATION viavision Wiedergewinnung Bremsenergie nutzbar machen Bremsen und dabei Sprit sparen? Das geht. Um den Wagen in Bewegung zu bringen, muss Treibstoff aufgewendet werden, der im Motor in Bewegungsenergie umgewandelt wird. Beim Bremsen wird diese Energie in Wärme verwandelt, die normalerweise ungenutzt an die Umgebung abgegeben wird. Um wenigstens einen Teil davon weiter zu nutzen, bedienen sich die Hersteller der Rekuperation. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Wiedergewinnung. Verbrennungsmotor Beim normalen Verbrennungsmotor wird über die Licht maschine als Generator elektrische Energie erzeugt, mit der dann die Autobatterie aufgeladen wird. Das kostet zusätzlichen Kraftstoff, nämlich ungefähr 0,1 Liter pro 100 Watt Strom. Als rekuperativ wird dieser Vorgang bezeichnet, wenn er beim Bremsen oder der Nutzung der Motorbremse geschieht auf diese Weise wird also Sprit gespart. Quellen: ADAC Technik Zentrum (Stand 2012); HELLA (Stand 2011) Elektroauto In Hybrid- oder Elektrofahrzeugen sorgt die elektromotorische Bremse für Energierückgewinnung: Der Elektromotor wird durch den Tritt aufs Bremspedal auf Stromerzeugung umgeschaltet, dadurch dreht er schwerer und bremst das Fahrzeug bereits ab, bevor die mechanischen Bremsen überhaupt verwendet werden. Dabei wird elektrische Energie gewonnen, die in die Batterie des Fahrzeugs eingespeist wird und zum Beispiel beim Anfahren, dem Vorgang mit dem höchsten Energieverbrauch, wieder genutzt werden kann. Quellen: ADAC Technik Zentrum (Stand 2012); HELLA (Stand 2011) 10% Kraftstoff werden durch Rekuperation bei Verbrennungsmotoren maximal eingespart. Quelle: Universität Paderborn, Fachgebiet Leistungselektronik und Elektrische Antriebstechnik (Stand 2011) 20% Sprit und Strom können in Hybrid- und Elektrofahrzeugen durch Rekuperation maximal eingespart werden. Quelle: ADAC Technik Zentrum (Stand 2012) impressum www.viavision.org herausgeber Volkswagen Aktiengesellschaft Konzern Kommunikation Brieffach 1972, 38436 Wolfsburg Telefon: 05361/9-77604, Fax: 05361/9-74629 verantwortlich (v.i.s.d.p.) Stephan Grühsem, Leiter Konzern Kommunikation; Peter Thul, Leiter Kommunikation Marke & Produkt redaktion Susanne van den Bergh, Stefanie Huland, Kathi Preppner, Carina Reez, Lena Wilde Kontakt: redaktion@viavision.org verlag Verlag Rommerskirchen GmbH & Co. KG Mainzer Straße 16-18, Rolandshof, 53424 Remagen, Telefon: 02228/931-0 www.rommerskirchen.com druckerei L.N. Schaffrath GmbH Marktweg 42-50, 47608 Geldern 8