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Zum Gedenken an Bertha Frank Geb. Leeser Geboren am 6. August 1863 in DŸlmen Gestorben am 22. Januar 1943 in Theresienstadt Helga Becker Ð Leeser und Inge Weinstein

Bertha Frank zum Gedenken Bertha, das jÿngste Kind von Leffmann Leeser und seiner Frau Rosalie, geb. Spiegel, wurde am 6. August 1863 in DŸlmen geboren. ber ihre Kindheit mit zwei BrŸdern und fÿnf Schwestern ist nichts bekannt, doch sie war noch nicht 9 Jahre alt als ihre Mutter starb. Es fehlen auch Angaben Ÿber irgendwelche Ausbildung: im DŸlmener Personenstandsbuch wurde sie nie abgemeldet vor dem endgÿltigen Umzug zwecks Heirat nach Rheine. Ihre verstorbene Tochter Grete berichtete im Jahr 1984: "Meine Mutter musste als JŸngste immer bei ihren Šlteren Schwestern helfen, wenn diese ihre Kinder zur Welt brachten oder aus anderen GrŸnden kurzzeitig Hilfe brauchten". Am 3. Juli 1895 heiratet Bertha in Rheine den aus Neidenburg/Ostpreu en stammenden Josef Frank, der an der IbbenbŸrener Stra e 26 im untersten Stock ein GeschŠft (Berufskleidung + HerrenwŠsche) hatte; oben war die Wohnung der Eheleute. Von ihren 4 Kindern starb eine Tochter schon nach 3 Wochen. Aber neben den eigenen Kindern wohnten auch mehrere Neffen aus DŸlmen wšhrend ihrer Schulzeit am "Gymnasium Dionysianum" bei Onkel und Tante Frank, so dass Bertha einen gro en Haushalt zu fÿhren hatte. Bekannt ist, dass die Familie liberal jÿdisch war und mit der Ÿbrigen Bevšlkerung von Rheine einen guten Kontakt hatte. Nachdem der Ehemann am 22.1.1933 gestorben war, blieb Bertha weiter in der IbbenbŸrener Stra e 26, wo inzwischen auch ihre verheiratete Tochter Grete mit Mann und Kind wohnte, bis diese Familie 1939, wie die beiden anderen Kinder mit ihren Familien, nach PalŠstina auswanderte. Bertha, zu alt zur Auswanderung, zog um zu einer verwitweten SchwŠgerin in Dortmund; als diese schon nach wenigen Monaten starb kehrte sie zeitweilig zurÿck nach Rheine, wohnte danach in Essen in einem Altersheim bis sie deportiert wurde. Am 22.1.1943 starb sie in Theresienstadt und so kam es anders

und viel schlimmer als sie selbst immer Ð zusammenhšngend mit ihrer geringen und im Alter noch abnehmenden Grš e Ð gesagt hatte: "Wenn man Šlter wird wšchst man in die Erde". Es war ihr untersagt ganz in die Erde zu wachsen, um darin nach ihrem langen Leben friedlich in Rheine zu ruhen: nur ihr Name und ihre Lebensdaten sind nachtršglich auf dem Grabstein ihres Mannes hinzugefÿgt worden. Gretes Tochter Inge schrieb, auch im Namen ihres Vetters und ihrer Kusine, nachfolgende Erinnerungen an die Gro mutter auf: Unsere Gro mutter war eine sehr liebe und gute Frau und Mutter. Sie hatte drei Kinder, welche sie mit viel Liebe und Ruhe aufgezogen hat; alle bekamen eine gute Erziehung. Sie hat den 1. Weltkrieg mit viel Sorgen um ihren Mann ausgestanden, aber er kam zurÿck nach Hause. Meine Gro eltern hatten ein GeschŠft in welchem auch die Gro mutter tštig war. Als das GeschŠft spšter aufgegeben wurde und meine Eltern und ich mit im selben Haus wohnten, kann ich von einigen Erinnerungen, ganz besonders von unserem Spaziergang ins CafŽ-Haus "Delsen" - welches 30 bis 40 Minuten von unserem Haus entfernt war - sagen, dass es fÿr mich als Kind eine schšne Zeit war Gro mutter war auch eine gute Kšchin und backte sehr gute Kuchen: besonders der Bienenstich und der Hefe-Butterkuchen haben uns am besten gemundet, aber auch den Apfelkuchen von Gro mutter haben wir nicht stehen lassen! So nahmen wir Kuchen mit, bekamen im CafŽ den Kaffee, die Kinder meistens Milch oder Kakao. Dort verbrachten wir dann sehr schšne Stunden: es waren fÿr die Kinder Schaukeln und Wippen da, sodass sie sich unterhalten konnten Dann, 1939, rÿsteten wir uns zur Auswanderung nach PalŠstina und mussten gebrochenen Herzens die Gro mutter zu einer SchwŠgerin nach Dortmund bringen. Dort weilte sie einige Zeit, dann starb die SchwŠgerin, Gro mutter wurde wieder nach Rheine zu ihrer Nichte gebracht bis zu deren Ausreise in die USA. Dann kam unsere liebe Gro mutter nach Essen in ein Altersheim und von dort wurde sie nach Theresienstadt geschickt, wo sie nach Erkundigungen meines verstorbenen Onkels eines natÿrlichen Todes gestorben sein soll.

Mein Vetter, meine Kusine und ich halten unsere Gro mutter sehr in Ehren.