Von Paris in den Pfälzerwald neue Vorzeichen für den Klimaschutz? Dr. Ulrich Matthes Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen

Ähnliche Dokumente
. Workshop ENERGIE BRAUCHT ZUKUNFT - ZUKUNFT BRAUCHT ENERGIE

Klimawandel: eine globale Herausforderung Europa geht voran

Ein integriertes Klimaschutzkonzept Für Ascheberg

Welchen Beitrag leistet die Industrie zum Erreichen der Klimaschutzziele? Industriegesellschaft gestalten September 2013 Dieter Brübach,

Integriertes Klimaschutzkonzept Stadt Ostfildern

Deutscher Forstwirtschaftsrat e.v. Claire-Waldoff-Straße Berlin T F info@dfwr.de

Energiewende im Werra-Meißner-Kreis

Bayerisches Gesamtkonzept Energie innovativ und novelliertes EEG Welche Chancen ergeben sich für die bayerische Land-und Forstwirtschaft?

Energiekonzept - Leader-Region

Zukunftskreis Steinfurt - energieautark Birgit Rademacher

KLIMASCHUTZ IN PFAFFENHOFEN Wo steht die Stadt und was ist möglich?

CO 2 -Ziele der Bundesregierung im Wärmebereich unrealistisch PwC-Standpunkt zur Energiewende

Energie Schlüssel zu Sicherheit und Klimaschutz

Klimapolitik des Bundes: Ziele und Massnahmen

Energiewende in Deutschland

Monitoring der Energieeffizienzmaßnahmen: Ex: Stellungnahme zum ersten Fortschrittsbericht der Bundesregierung für das Berichtsjahr 2013

Kommunaler Klimaschutz Herausforderung und Chancen

B.A.U.M. Consult. Wirtschaftlichkeit. Nachhaltigkeit. Zukunft. Facetten des Energiemanagements - Hamm

Energie- und Klimaschutzkonzept Lahn-Dill

TOP 2 ENERGIEWENDE JA MEHR STAAT NEIN

Erstellung eines Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Neckar-Alb (IKENA)

Erneuerbare Energien in Norddeutschland

Die deutsche Energiewende Die Rolle von Erdgas. Michael Bräuninger

KLIMASCHUTZ IN EBERSBERG

Das Klimaschutzkonzept des Bezirkes Steglitz-Zehlendorf

Energiemanagement in Kommunen: Pflicht oder Kür?

KOMMUNALES ENERGIEKONZEPT DER STADT GROßRÄSCHEN

Energetische Stadtsanierung Quartierskonzept Wilhelm-Leuschner-Straße / Flughafenstraße / Lilienthalstraße/ Jahnstraße

Energieintensive Industrien in Deutschland (EID) Europäische Klimapolitik 2030 aus der Perspektive der Energieintensiven Industrien

Rahmenbedingungen für die Bioenergie in Deutschland. Dr. Steffen Beerbaum, BMELV

Innovationen und Energieeffizienz fördern Göttingen, 31. Oktober 2013 Florian Lange

AG Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit der SPD-Bundestagsfraktion. Eckpunktepapier für ein Klimaschutzgesetz

Energieeinspar- und Energieeffizienzziele EU, Deutschland und Bayern

Main-Kinzig-Kreis. ENDENERGIEVERBRAUCH Strom

Klimawandel: Fehlvorstellungen, Tippingpoints und wie wir das Klima schützen können

Integriertes Klimaschutzkonzept für die. Stadt Kreuztal. - Energie- und CO 2 -Bilanz - CO 2 -Minderungspotenzial

Masterplan 100% Klimaschutz Angebote für Kommunen

WETTBEWERBSVORTEIL ENERGIEEFFIZIENZ

Holzenergie in Deutschland

ENERGIEWENDE IN BAYERN. Energiewende in Bayern

Die Barnimer Energiegesellschaft mbh

EU ist das zu schaffen?

Masterplan 100 % Klimaschutz in Flensburg

Perspektiven für Industriewärmepumpen im Kontext der Energiewende

ifeu - Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg ggmbh

KLIMASCHUTZTEILKONZEPT STADT AICHACH 1. Kurzfassung

Chancen der Energiewende für Kommunen

Smarte Energie- und Gebäudetechnik Cleantec par excellence

Energiewende Herausforderungen und Chancen für Kommunen und kommunale Unternehmen in der Metropolregion

Förderantrag zur Erstellung eines Klimaschutz-Teilkonzeptes

Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)

INTEGRIERTES KLIMASCHUTZKONZEPT

Nachwachsende Rohstoffe

Klimaschutzkonzept der Stadt Paderborn - Sachstandsbericht

Schritte zum Aktionsplan für nachhaltige Energie

Stellungnahme des Umweltbundesamtes (UBA) Konsultation des BMWi-Grünbuchs Ein Strommarkt für die Energiewende

NACHHALTIGE VOLLVERSORGUNG

Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Siegen-Wittgenstein und acht Städte und Gemeinden

Emissionshandel als Leitinstrument, globaler Überblick und Herausforderungen durch das EU-Klimapaket 2030

klimafit Energie- & Kosteneffizienz in Unternehmen Einsatz erneuerbarer Energien Ein Projekt der klima offensive Augsburg

ERNEUERBARE ENERGIEN UMSATZ, BESCHÄFTIGUNG, WERTSCHÖPFUNG

Japans mittelfristiges Ziel zur Bekämpfung des Klimawandels

Deutsche Klima- und Energiepolitik national und international (Finanzierung) Journalisten-Workshop, 17. November 2010 Regine Günther WWF Deutschland

Energiewende Klimaretter oder Kostentreiber?

Parlamentarischer Abend Energie- und Klimapolitik im Lichte der 21. UN-Klimakonferenz Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit

Verkehr und Klimaschutz in Schwellenländern

1. Ziel des Dokuments

Klimaschutzziele im internationalen und nationalen Kontext DI Andreas Drack

Eine Präsentation von Kadisha Cleemann, Laura Oehler und Theresa Throm Berufliches Gymnasium Eschwege

Klimawandel und die Finanzwirtschaft

Erneuerbare Energien in Wärmenetzen

Energie ein öffentliches Gut

Klimaschutzkonzept der Stadt Ingelheim

KWK kann s besser. Was ist Kraft-Wärme-Kopplung? Folie 1

Das Potenzial erneuerbarer Energieversorgung in Schweizer Städten

Regionale Energiekonzepte Hessen. - aktueller Stand - 3. Regionalforum Nordhessen Kassel, 28. September Dr. Karin Jahn. Dr.

Vorstellung der CO2- Startbilanz

Geburtstagskongress des Wuppertal Instituts 40 % CO 2 -Einsparung können wir nur gemeinsam schaffen! Astrid Hoffmann-Kallen

Kommunale Energiestrategien

Klimaschutz und Energieffizienz - Eine wirtschaftliche Zukunftsperspektive

Energiewende mit Versorgungssicherheit das Ziel und der Weg - aus ökonomischer Sicht

Klima STADT Wandel. 4. Sächsischer Klimakongress. Realität Stadt - Vision Urbaner Klimaschutz in München. Hep Monatzeder, Bürgermeister

Stadtwerk der Zukunft: Kommunale Unternehmen machen nachhaltig e-mobil

Mit Bauleitplanung Leitplanken setzen

Soll Ist Vergleich erneuerbarer Energien zu den Zielen der Energie- und Klimaschutzstrategie des Landes Brandenburg. Carsten Linke

Zuhause nutzen, global unterstützen

Die Gemeinde Wettenberg Einwohner; 3 Ortsteile: Krofdorf-Gleiberg, Wißmar, Launsbach; Gemeindefläche 4300 ha; Landkreis Gießen

Kommunale Wertschöpfung und Beschäftigung durch Erneuerbare Energien

Energiepolitischer Rahmen in Europa Drei ambitionierte Ziele für das Jahr 2020

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Name (über Ansicht-> Master -> Folienmaster auf je erster Folie vor Titelfolie ändern) Thema Seite 1

Erstellung des Integrierten Klimaschutzkonzepts für die Stadt Freising. 6. Sitzung des Lenkungskreises im Rahmen des STEP 2030

Dokumentation der Veranstaltung: Perspektiven der energetischen Biomassenutzung: Chancen, Risiken und Konkurrenzen

Umsetzung kommunaler Klimaschutzkonzepte

Integriertes Klimaschutzkonzept Regionalforum Bremerhaven Workshop Leitbild Klimakonzept

Herbstveranstaltung der EnBW Energiegemeinschaft e. V. 2013

Klimawandel und Kommunen Mitgliederversammlung des Niedersächsischen Städtetages 2014

Energiesparen braucht eine starke Stimme. Ihre! Geschäftsstelle für Energiewirtschaft 1

Klimaschutz im Landkreis Göppingen

Energiegewinnung aus Holz - effizient und umweltschonend

Transkript:

Von Paris in den Pfälzerwald neue Vorzeichen für den Klimaschutz? Dr. Ulrich Matthes Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen Folie 1

2016 neues Rekordjahr? Folie 2

CO 2 in der Atmosphäre September 2016: September 2015: 401.03 ppm 397.63 ppm Folie 3

Globale Erwärmung bis 2090 RCP8.5 Weiter so wie bisher RCP2.6 entspricht Paris-Zielen 2 Grad-Anstieg global bedeutet 2+x in Rheinland-Pfalz Folie 4

Klimawandel - Kippelemente Quelle: Schellnhuber, 2015 Folie 5

Klimaschutz lohnt sich und ist unabdingbar Folie 6

Klimawandel Rheinland-Pfalz Gegenwart Von den letzten 26 Jahren waren in Rheinland-Pfalz 23 wärmer als das Mittel von 1971-2000 Folie 7

Neue Klimaprojektionen für Rheinland-Pfalz Temperaturanstieg 1,5 bis 4,0 C gegenüber 1971-2000 (2,5 bis 5,0 C gegenüber 1881-1910) höhere Verdunstung mehr Hitzewellen/Trockenperioden Folie 8

Paris 2015 Historisches Weltklimaabkommen (1) Begrenzung der Erderwärmung: < 2 Grad, 1,5 Grad angestrebt Klimaneutralität ab 2050 Selbstverpflichtung zur THG-Reduktion Überprüfung der Ziele ab 2023 alle 5 Jahre ambitionierte Nachbesserung erforderlich Finanzielle Unterstützung für ärmere/gefährdete Länder ab 2020-2025 100 Mrd. $ jährlich für Klimaschutz und anpassung Konkretisierung der Unterstützung Technologietransfer, Know how, Kapazitätsaufbau Folie 9

Paris 2015 Historisches Weltklimaabkommen (2) Ermutigung zu freiwilligen Beiträgen Führungsrolle Industriestaaten bei Finanzierung, aber auch aufstrebende Schwellenländer aufgerufen, freiwillige Beiträge beizusteuern Schadenvermeidung und Vorsorge für Entwicklungsländer Industriestaaten sollen (anerkannt, ohne Zusagen) für vorhandene Klimaschäden aufkommen Berichtspflichten und Transparenzregeln Mess- und Prüfverfahren, Bilanzberichte Folie 10

Stand der Ratifizierung Quelle: https://cait.wri.org/indc/#/ratification?lang=e; Zugriff: 24.10.2016 Folie 11

Paris 2015 Historisches Weltklimaabkommen Chancen Hoffnung für Schub in der Energie- und Klimapolitik grüne Energie: Allianzen aus Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern erfolgreiche Umsetzung kann weitere Länder animieren/koalitionen fördern kohlenstofffreie Zukunft früher als erwartet Herausforderungen und Risiken THG-Reduktionen (INDCs, NDCs) reichen nicht aus, um den Klimawandel auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. nationale freiwillige Pläne zur Emissionsreduktion regelmäßig (alle 5 Jahre) überprüfen und dynamisch nachbessern Folie 12

22. COP Weltklimakonferenz in Marrakesch Action and implementation Vorbereitung Deutschlands auf Marrakesch (Briefing 27.09.2016, Berlin): Verpflichtung gemeinsam (alle Akteure inkl. Zivilgesellschaft) Strategien erarbeiten und handeln Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz müssen ineinandergreifen Globale Transformation gelingt nicht allein durch öffentliche Mittel Vorreiterrolle Deutschlands: NDCs Partnerschaft Nationale Klimapolitik und Klimaschutz Rheinland-Pfalz Klimaschutzziele folgen (noch) EU-Ziel : 80 bis 95 % gegenüber 1990 Klimaschutzplan 2050 orientiert sich an Paris-Etappenzielen Rheinland-Pfalz: Klimaneutralität bzw. mindestens 90 % bis 2050 Folie 13

Problemlagen und Herausforderungen Immer noch mehr als 50% im Energiesektor aus fossilen Energieträgern (insbesondere Stromsektor) Subventionen für fossile Energien Preise Energieträger nicht internalisiert Weitere Botschaften: Klimaschutz ist kein sektorales Thema auf kommunaler Ebene erfolgen Weichenstellungen und erhebliche Investitionen (Gebäude, Verkehr) Rahmenbedingungen, Vorgaben, Förderungen Reform Emissionshandel erforderlich Folie 14

Energieverbrauch Rheinland-Pfalz Bruttoenergieverbrauch 2013 (Energiebericht Rheinland-Pfalz 2015) künftig stärkerer Fokus auf Wärme Anteil EE am Bruttoendenergieverbrauch 65% Biomasse Folie 15

Der Pfälzerwald keine Belastungsregion, sondern eine Modellregion für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz Kreis Südwestpfalz www.energieatlas.rlp.de Folie 16

Klima-aktiv im Pfälzerwald Impulse aus dem Klimaschutzkonzept KSK: 99 Maßnahmen Folie 17

Klima-aktiv im Pfälzerwald Impulse aus dem Klimaschutzkonzept Verkehr/ Mobilität Klimaschonender Verkehrsträger im ländlichen Raum Carsharing und Verknüpfung mit anderen Verkehrsträgern Landesweites Radverkehrskonzept Fahrradstellplätze im öffentlichen Raum Landnutzung Effizientere Nutzung von NaWaRo durch Kaskadennutzung Studie zum Beitrag der Forstwirtschaft in Rheinland-Pfalz zum Klimaschutz Gewerbe, Handel, Dienstleistungen Förderung betrieblicher Energiekonzepte Sanierungsinitiative Nichtwohngebäude Strom- und Wärmeerzeugung/Netze Effizienzsteigerung von Biogas- /Biomasseanlagen durch Anbindung an kommunale Netze Förderung des Austausches ineffizienter Einzelraumfeuerungsanlagen Private Haushalte Beratung zur energetischen Sanierung für Eigentümer in selbstgenutztem Wohneigentum Rheinland- Pfalz isst klimafreundlic h Öffentliche Hand Kommunales Energiemanagement Kampagne für Holz als Bau- und Energieträger Folie 18

Erneuerbare Energien Flächenpotenzial Pfälzerwald (?) Freiflächen für Biomasse/Fotovoltaik nicht/kaum verfügbar Energieholzaufkommen nur begrenzt steigerbar Kommunale Klimaschutz-/ Energiekonzepte bieten Lösungsansätze Regionale Wertschöpfung Beitrag Klimaschutz Problem Holzwertschöpfungsketten Pfälzerwald Vermarktungsradien kleiner als Beschaffungsradien große Einkaufsradien der Holzketten deuten auf erhöhte Transaktionskosten hin Folie 19

Klimaschutz Erneuerbare Energien im Wärmesektor Effizienzpotenziale ca. 575.000 Einzelfeuerstätten in Rheinland-Pfalz Annahme: überdurchschnittlich viele im Pfälzerwald 40% älter als 20 Jahre, 44% älter als 5 Jahre neue BIMSchV bringt Bewegung Effiziente Mikronahwärmenetze sinnvoll Energieholz: 39% der erneuerbaren Primärenergie in Rheinland-Pfalz aus Holz bei Laubholz 60 bis 70% Energieholz stoffliche vor energetischer Nutzung! Folie 20

Klimaschutz Raumwärme Heizgradtage Verhaltensänderungen Effizientere Heizsysteme Baulicher Wärmeschutz (auch Schutz vor Überwärmung) mildere Winter Beilstein, 2013 (unveröff. Bachelorarbeit) Wieviel energieintensiv erzeugte Wärmedämmung ist nötig? Wieviel Durchlüftung/Klimatisierung braucht es? Folie 21

Klimaschutz Holz im Bauwesen derzeit diskriminierenden Auflagen für den Einsatz von Holz im Baugewerbe, insbesondere im urbanen, mehrgeschossigen Wohnungsbau, sind aufzulösen (DFWR) science T lab Holzarchitektur und Holzwerkstoffe TU Kaiserslautern umweltverträgliche, ressourcenschonende und nachhaltige Gebäude und Konstruktionen Forschungs- und Entwicklungsbedarf: Neue Holzverwendungsmöglichkeiten insbesondere von Laubholz Folie 22

Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen www.klimawandel-rlp.de ww.kwis-rlp.de Folie 23