Innovationsverhalten der Unternehmen im Land Bremen

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Transkript:

Innovationsverhalten der Unternehmen im Land Beitrag zum Innovationsbericht 2004 Studie im Auftrag des Senators für Wirtschaft und Häfen der Freien Hansestadt ENDBERICHT Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Autor/inn/en: Christian Rammer, Heide Löhlein, Bettina Peters und Birgit Aschhoff Mannheim, Juli 2005

Kontakt und weitere Informationen: Dr. Christian Rammer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Forschungsbereich Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung L 7,1 D-68161 Mannheim Tel: +49 (0) 621 1235 184 Fax: +49 (0) 621 1235 170 E-Mail: rammer@zew.de

Inhalt Inhalt Inhalt... 1 0 Zusammenfassung... 3 1 Einleitung... 8 1.1 Aufgabenstellung... 8 1.2 Zur Bedeutung von Innovationen in Unternehmen... 9 2 Zur Messung von Innovationsaktivitäten in Unternehmen... 11 3 Datengrundlage... 15 3.1 Innovationserhebung 2004... 15 3.2 Auswertung der Befragungsergebnisse... 20 3.3 Vergleichsregionen... 23 4 Strukturmerkmale der Bremer Unternehmen... 27 4.1 Branchen- und Größenstruktur... 27 4.2 Qualifikationsniveau, Exportorientierung, Unternehmensgruppenzugehörigkeit und Produktdiversifizierung... 30 5 Innovationsbeteiligung... 39 5.1 Anteil innovativer Unternehmen... 39 5.2 Ausrichtung von Produkt- und Prozessinnovatoren... 44 5.3 FuE-Tätigkeit... 49 6 Innovationsaufwendungen und Innovationserfolge... 54 6.1 Innovations- und FuE-Intensität... 54 6.2 Direkte ökonomische Erfolge von Innovationen... 60 6.3 Verhältnis von Input zu Output der Innovationsprozesse... 63 7 Innovationskooperationen und Förderung von Innovationsaktivitäten... 68 7.1 Kooperationen in Innovationsprojekten... 68 7.2 Vergabe von externer FuE... 72 1

ZEW: Innovationsverhalten der Bremer Unternehmen 7.3 Öffentliche Förderung von Innovationsaktivitäten...75 8 Planungen für 2004 und 2005...79 8.1 Geplante Innovationsaktivitäten in 2004 und 2005...79 8.2 Entwicklung der Innovationsaufwendungen 2004 und 2005...83 8.3 Notwendige Veränderungen für mehr Innovationen...86 9 Standortfaktor...91 9.1 Einfluss das Standorts auf die Innovationsperformance...92 9.2 Einflussfaktoren des Innovationsverhaltens im Vergleich...95 9.3 Innovationsstandorte innerhalb s...103 10 Fazit...106 11 Literatur...113 12 Anhang...116 12.1 Hinweise zur Erhebungsmethode...116 12.2 Tabellen zum Einfluss des Standorts auf das Innovationsverhalten...120 12.3 Tabellen zu den Determinanten des Innovationsverhaltens von Bremer Unternehmen und Unternehmen in den Vergleichsregionen...128 12.4 Innovationsverhalten von Unternehmen in Kernstädten und Umlandgebieten der Vergleichsregionen...136 12.5 Fragebogen der Innovationserhebung 2004...142 2

Zusammenfassung 0 Zusammenfassung Anlage der Studie Diese Studie untersuchte das Innovationsverhalten der Unternehmen im Land im Zeitraum 2001-2003 sowie mit einem Ausblick auf 2004/05. Hierfür wurde eine Spezialbefragung für in Ergänzung zur deutschen Innovationserhebung im Frühjahr/Sommer 2004 durchgeführt. Zur Einordnung der Innovationsperformance der Bremer Unternehmen wurde die Innovationstätigkeit in 20 anderen Großstadtregionen Deutschlands gegenübergestellt. In die Untersuchung wurden Unternehmen mit 5 oder mehr Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe, dem Bergbau- und Energiesektor sowie den wissensintensiven Dienstleistungen (EDV, Telekommunikation, Medien, Banken, Versicherungen, technische Dienstleistungen, Beratung, Werbung) einbezogen. Die hochgerechneten Ergebnisse beruhen auf den Angaben von 275 Unternehmen. Sie repräsentieren 26 % der Unternehmen in der Grundgesamtheit, 66 % der Beschäftigten und 84 % des Umsatzes. Die Innovationsaktivitäten der Unternehmen wurden - internationalen Gepflogenheiten folgend - durch verschiedene Indikatoren erfasst: - Die Innovationsbeteiligung misst den Anteil der Unternehmen mit Innovationsaktivitäten und mit erfolgreich eingeführten Innovationen. - Die Höhe und Struktur der Innovationsaufwendungen ist ein Maß für den Input in Innovationsprozesse. - Die Innovationsausrichtung nach Produkt- und Prozessinnovationen sowie weiter differenziert nach Imitationen und Marktneuheiten bzw. Qualitätsverbesserungen und Kostensenkungen gibt Auskunft über die mit Innovationen angestrebten Wettbewerbseffekte. - Der Umsatzanteil mit neuen Produkten sowie die Kosteneinsparungen durch Prozessinnovationen beschreiben das quantitative Ausmaß des Erfolgs von Innovationsaktivitäten. - Innovationskooperationen und der Erhalt einer öffentlichen Innovationsförderung sind wichtige Informationen zur Ausgestaltung von Innovationsprozessen in Unternehmen. Zentrale Ergebnisse Im Zeitraum 2001-2003 führten 60 % der Bremer Unternehmen Innovationsaktivitäten durch. Das ist etwas weniger als in den Vergleichsregionen (66 %). Der größte Teil der innovativen Unternehmen konnte auch erfolgreich neue Produkte oder Prozesse einführen. Die Innovatorenquote, die den Anteil der Unternehmen mit erfolgreich eingeführten neuen Produkten oder Prozessen angibt, liegt in mit 51 % jedoch gleichfalls unter dem Wert der Vergleichsregionen (58 %). Die Innovationsbeteiligung wird wesentlich durch das Verhalten der KMU bestimmt. 3

ZEW: Innovationsverhalten der Bremer Unternehmen Die Differenz ist in erster Linie auf einen niedrigeren Anteil an Prozessinnovatoren zurückzuführen (33 % gegenüber 38 %). Dabei fehlt es in im Vergleich zu den anderen Großstadtregionen vor allem an Unternehmen, die mit Hilfe neuer Verfahren die Qualität ihrer Produkte verbessern (: 25 % aller Unternehmen, Vergleichsregionen: 30 %). Beim Anteil der Prozessinnovatoren, die auf Kostensenkungen aus sind, zeigen sich keine merklichen Unterschiede (22 zu 23 %). 41 % der Bremer Unternehmen konnten 2001-2003 erfolgreich neue Produkte im Markt platzieren, gegenüber 43 % in den Vergleichsregionen. Erfreulich ist, dass jedes Fünfte Bremer Unternehmen mit Marktneuheiten erfolgreich war. Das sind Produkte, die noch von keinem anderen Unternehmen zuvor im Markt angeboten wurden. Damit erreicht den gleichen Wert wie die Vergleichsregionen. Ebenfalls gleich hoch ist der Anteil der Unternehmen, die Forschung und experimentelle Entwicklung (FuE) betreiben: Sowohl in wie auch in den Vergleichsregionen führen 20 % der Unternehmen FuE auf kontinuierlicher Basis durch, weitere rund 15 % engagieren sich gelegentlich in FuE. Die Planungen für 2004 und 2005 lassen einen Anstieg des Anteils innovativer Unternehmen in in den Jahren 2004 und 2005 auf über 60 % zu erwarten. Allerdings setzen auch die Unternehmen in den Vergleichsregionen wieder vermehrt auf Innovationen, wobei dort ein Anteil von nahe 70 % im Jahr 2005 nicht unwahrscheinlich ist. Ein Aufholen des Rückstands ist somit nicht wahrscheinlich. Vor allem bei den kleinen Bremer Unternehmen unter 50 Beschäftigten war die Unsicherheit über die Durchführung von Innovationsaktivitäten in 2004/05 zur Jahresmitte 2004 sehr hoch. Die Innovationsintensität der Bremer Unternehmen ist deutlich niedriger als im Mittel der anderen Großstadtregionen: Im Jahr 2003 wurden 2,6 % des Umsatzes für Innovationsprojekte bereitgestellt, das sind rund 0,75 Mrd.. In den Vergleichsregionen lag diese Quote um ein Viertel höher bei 3,1 %. Ursache sind niedrigere FuE-Aufwendungen sowie eine geringe Investitionstätigkeit im Rahmen von Innovationsprojekten. Bei den sonstigen, überwiegend marktnahen Innovationsaufwendungen (Produktionsvorbereitung, Design, Markteinführung, Weiterbildung) liegt voran. Beim Innovationserfolg zeigt sich ein gespaltenes Bild: Beim Umsatzanteil mit neuen Produkten liegt mit 31 % klar vor den Vergleichsregionen (22 %). Allerdings geht fast der gesamte Innovationsumsatz auf Produktimitationen zurück, d.h. auf neue Produkte, die zum Zeitpunkt der Einführung bereits von anderen Unternehmen in ähnlicher Form angeboten wurden. Der Umsatz mit Marktneuheiten - also orginären Produktinnovationen - erreicht nur 2,5 % des Gesamtumsatzes und damit nur rund ein Drittel des Werts der Vergleichsregionen (7 %). Dieser Rückstand ist bedenklich, da gerade Marktneuheiten ein hohes Wachstumspotenzial besitzen. Von der Produktinnovationstätigkeit geht auch nur ein geringer Effekt auf die Diversifizierung des Produktangebots aus: Nur 1,5 % des Umsatzes der Bremer Unternehmen im Jahr 2003 geht auf Sortimentsneuheiten zurück, d.h. auf neue Produkte, die im Unternehmen kein Vorgängerprodukt hatten. Die Vergleichsregionen kamen hier auf 6,5 %. 4

Zusammenfassung Auf der Prozessseite werden dagegen recht hohe Innovationserfolge in erzielt: Etwa 4,5 % der Stückkosten konnten in 2003 durch neue Verfahren reduziert werden (Vergleichsregionen: 5 %). Dank Qualitätsverbesserungen konnte der Umsatz der Bremer Unternehmen um 5,5 % gesteigert werden, das ist deutlich mehr als in den Vergleichsregionen (+4 %). Zu beachten ist, dass die Werte zur Innovationsintensität und zu den quantifizierten Innovationserfolgen ganz wesentlich durch einige wenige Großunternehmen bestimmt werden. Bremer Unternehmen sind deutlich kooperationsfreudiger als die Unternehmen in den anderen Großstadtregionen: Gut 36 % der innovativen Unternehmen kooperieren in Innovationsprojekten, in den Vergleichsregionen sind es nur 28 %. Vor allem Produktinnovatoren nutzen häufiger das Wissen externer Partner. Die wichtigsten Kooperationspartner sind Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Mit Kunden, Wettbewerbern und Zulieferern wird in dagegen seltener zusammengearbeitet. Bremer Unternehmen greifen wesentlich häufiger auf Mittel der öffentlichen Innovationsförderung zurück: 31 % aller innovativen Unternehmen aus erhielten im Zeitraum 2001-2003 eine Förderung, in den Vergleichsregionen waren es nur 20 %. Maßgebend hierfür ist die Förderung durch das Land, jedes vierte innovative Unternehmen in erhielt von der Hansestadt eine finanzielle Unterstützung. In den Vergleichsregionen waren es nur 7 %. Überdurchschnittlich hoch ist auch der Anteil der EU-Förderungen, niedriger dagegen der Anteil der Förderungen über Bundesprogramme. Branchen- und Größenunterschiede Eine Zusammenfassung der Innovationsindikatoren zu einem Index des Innovationsinputs (Innovationsbeteiligung, FuE-Beteiligung, Innovationsaufwendungen) und einem Index des Innovationsoutputs (Indikatoren für den Innovationserfolg) zeigt, dass die Bremer Unternehmen insgesamt sowohl beim Input als auch beim Output der Innovationsaktivitäten hinter den Vergleichsregionen liegen. Dies bedeutet, dass die Bremer Wirtschaft weniger innovationsorientiert tätig ist und dadurch auch entsprechend niedrigere Innovationserfolge (auf die Gesamtheit der Bremer Unternehmen umgelegt) erzielt. Die Bremer Unternehmen setzen somit - im Vergleich zu den Unternehmen in den anderen Großstadtregionen Deutschlands - weniger stark auf Innovationen als Wettbewerbsfaktor. Damit das Ziel erreicht, bis 2010 zu den 10 besten Technologieregionen Deutschlands zu zählen, müsste die Position s in dem folgenden Diagramm nach rechts oben verbessert werden. Unterteilt man die Unternehmen nach ihrer Größe, so sind zwei Größenklassen hauptverantwortlich für den Rückstand in der Innovationsperformance s: Großunternehmen liegen vor allem beim Innovationsinput deutlich hinter den Vergleichsregionen zurück. Hier fehlen vor allem forschungsintensive Unternehmen in. Ebenfalls sehr ungünstig ist die Position der mittelkleinen Unternehmen mit 50 bis unter 100 Beschäftigten: Sie betreiben deutlich seltener FuE, haben einen niedrigen Anteil an Produktinnovatoren und erzielen nur sehr niedrige Erträge mit neuen Produkten. 5

ZEW: Innovationsverhalten der Bremer Unternehmen Index für den Innovationserfolg 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 0,9 0,8 0,7 0,5 0,4 Innovationsperformance nach Größenklassen Vergleichsregionen (V): gesamt (B): gesamt 0,6 B: 50-99 B: 5-49 V: 5-49 V: 50-99 V: 100-499 B: 100-499 B: 500+ V: 500+ grau: (B) weiß: Vergleichsregionen (V) 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Index für den Innovationsinput Der Wert 1,0 gibt jeweils den Durchschnitt für Deutschland insgesamt an. Index für den Innovationserfolg 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 Innovationsperformance von wichtigen Branchen 1 1 2 3 Maschinenbau Nahrungsmittel/Tabak Metall/Glas/ Steinwaren Beratung/ Werbung Vergleichsregionen 3 2 Fahrzeugbau Software/ Medien Elektroindustrie/ Instrumentenbau technische Dienstleister 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 Index für den Innovationsinput Überdurchschnittlich hoch ist die Innovationsperformance dagegen von kleinen Unternehmen unter 50 Beschäftigten. Sie setzen sich durch eine überdurchschnittliche Innovations- und FuE-Beteiligung und hohe Umsätze mit neuen Produkten von den Unternehmen dieser Größenklasse in den Vergleichsregionen ab. Die mittelgroßen Unternehmen s (100 bis unter 500 Beschäftigte) zeigen eine ähnlich hohe Innovationsorientierung wie in den Vergleichsregionen, erzielen allerdings niedrigere Umsätze mit Markt- und Sortimentsneuheiten sowie durch Qualitätsverbesserungen. Die niedrigere Innovationsperformance s zeigt sich für fast alle Branchen: Besonders groß ist der Rückstand zu den Vergleichsregionen im Maschinenbau, in der Elektroindustrie (inkl. Instrumentenbau), bei den technischen Dienstleistungen sowie im Fahrzeugbau. Bei den beiden erstgenannten Branchen liegen die Bremer Unternehmen sowohl input- als auch outputseitig weit zurück. Im Fahrzeugbau ist vor allem der Input (Innovationsintensität, FuE-Beteiligung, Innovationsbeteiligung) deutlich niedriger, die Innovationserfolge sind dagegen nicht viel schlechter. In der Metallindustrie s (inkl. Glas- und Steinwaren) wird zwar ein ähnlich hoher Input in Innovationsprozesse wie in den anderen Großstadtregionen geleistet, die direkten ökonomischen Erträge sind aber sowohl produkt- als auch prozessseitig wesentlich geringer. Die technischen Dienstleister weisen eine beträchtlichen Rückstand bei allen inputseitigen Indikatoren auf. Dies ist angesichts der hohen Bedeutung von Innovationsanstrengungen für die Wettbewerbsposition in diesem Sektor bedenklich. In drei Branchen weist eine höhere inputseitige Innovationsleistung auf: Dies betrifft die beiden wissensintensiven Dienstleistungssektoren Software/Medien und Beratung/Werbung sowie das regionalwirtschaftlich sehr bedeutende Nahrungsmittelgewerbe. Alle drei Branchen bleiben aber beim Innovationserfolg hinter dem Niveau in den Vergleichsregionen zurück. Dies gilt für nahezu alle Outputmaße. 6

Zusammenfassung Schlussfolgerungen Die Innovations- und FuE-Beteiligung wird ganz wesentlich von den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bestimmt. Diese sind in ähnlich innovationsorientiert wie in den anderen Großstadtregionen Deutschlands. Der Rückstand bei der Innovationsbeteiligung ergibt sich alleine aus einer geringeren Zahl an reinen Prozessinnovatoren und an Unternehmen, die Produktimitationen einführen. Beide stellen eher defensive Innovationsstrategien dar und bergen geringe Wachstums- und Nettobeschäftigungseffekte. Insofern kann trotz der niedrigen Innovationsbeteiligung die Position s als zufriedenstellend - d.h. im Mittel der Großstadtregionen liegend - eingestuft werden. Der Rückstand s, der sich bei wichtigen Indikatoren wie der FuE- oder Innovationsintensität und dem Umsatzanteil mit Marktneuheiten zeigt, ist in erster Linie auf die Großunternehmen zurückzuführen. Dabei fehlt es in nicht generell an großen Unternehmen. Allerdings sind einige der Großunternehmen in wenig forschungsintensiven Branchen tätig (z.b. Nahrungsmittel, Metalle), andere sind innerhalb von Unternehmensverbünden auf die Produktion spezialisiert und nehmen nur in geringem Umfang FuE- und Innovationsfunktionen wahr. Für die Positionierung s im Vergleich zu anderen Technologieregionen sollte daher, wo immer möglich eine Differenzierung zwischen KMU und Großunternehmen vorgenommen werden. Für eine Verbesserung der Innovationsperformance s gibt es auf sektoraler Ebene einige Ansatzpunkte. Die Branchengruppe Software/Medien (die vor allem durch Unternehmen der Informationstechnologie dominiert wird) weist eine hohe Innovationsorientierung und einen starken KMU-Sektor auf. Sie ist auch einer der thematischen Schwerpunkte der Bremer Innovationspolitik. Hier sollte vor allem auf eine Verbesserung der Marktposition der durch die Bremer Unternehmen hervorgebrachten Innovationen hingewirkt werden. Ein großes Potenzial für eine Erhöhung der Innovationsaktivitäten liegt in den technischen Dienstleistungen (Ingenieur- und Planungsbüros, Architekten, Test-, Prüf- und Analyselabors, FuE-Dienstleistungen, Konstruktions- und technische Designbüros) und im Maschinenbau. Die Innovationsorientierung liegt hier weit hinter der in den Vergleichsregionen zurück. Hier gälte es vor allem, mehr Unternehmen zur Befassung mit der Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungsangebote und Verfahren zu stimulieren. Eine relative Stärke der Bremer Wirtschaft ist das Nahrungsmittelgewerbe. Vor allem unter den KMU ist die Innovationsbeteiligung deutlich höher als in den Vergleichsregionen. Diese Position sollte gesichert und ausgebaut werden. Aus Sicht der Unternehmen sind ein kräftiger Anstieg der Nachfrage und eine deutliche Verbesserung der Finanzierungssituation die wichtigsten Voraussetzungen für mehr Innovationen. Dies gilt für alle Branchen und Größenklassen. Die Bremer Unternehmen sehen dabei auf der Finanzierungsseite mehr Veränderungsbedarf als die Unternehmen in den Vergleichsregionen. Dies gilt gleichermaßen für Gewinn, Fremdkapitalangebot und Fördermittel. 7

ZEW: Innovationsverhalten der Bremer Unternehmen 1 Einleitung 1.1 Aufgabenstellung Der Innovationsbericht 2004 berichtet über das Innovationsverhalten der Unternehmen im Land. Er knüpft damit an den Innovationsbericht 2003 an, der eine Strukturanalyse der Bremer Wirtschaft und ihrer Innovationsstärken, -potenziale und -defizite vorgenommen hatte. Dort wurde an mehreren Stellen betont, dass eine solche Analyse um die Untersuchung der Innovationsaktivitäten der Unternehmen ergänzt werden sollte, um ein vollständigeres Bild des Innovationssystems zu erhalten. In diesem Bericht steht nun diese einzelwirtschaftliche Perspektive im Mittelpunkt. Besonderes Augenmerk wird den kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) und ihrem Innovationsverhalten gewidmet. Für die Erstellung dieses Berichts hat der Senator für Wirtschaft und Häfen über das BAW Institut für Wirtschaftsforschung GmbH das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) beauftragt, im Rahmen der deutschen Innovationserhebung 2004 eine Spezialbefragung für das Land durchzuführen. Dadurch liegen nun Informationen vor, die einen direkten Vergleich der Innovationsaktivitäten der Bremer Wirtschaft mit der deutschen Wirtschaft insgesamt sowie mit ausgewählten Vergleichsregionen erlauben. Die Daten beziehen sich dabei überwiegend auf das Kalenderjahr 2003, für einzelne Größen liegen aber auch Schätzungen und Planzahlen für 2004 und 2005 vor. Das Ziel des Innovationsberichts 2004 ist es, - die Innovationsaktivitäten der Unternehmen im Land im Jahr 2003 - mit Ausblick auf 2004 und 2005 - zu beschreiben, - die Stärken und Schwächen des Innovationsverhaltens der Bremer Wirtschaft im Vergleich zu anderen Großstadtregionen in Deutschland herauszuarbeiten, - Schlussfolgerungen für die Wirtschaftspolitik in zu ziehen. Das Land hat sich mit seinem Innovationsprogramm InnoVision 2010 - Bremer Innovationsoffensive aus dem Jahr 2002 das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2010 zu den 10 innovativsten Regionen Deutschlands aufzusteigen. Der vorliegenden Bericht beschreibt die Ausgangslage am Beginn dieses Wegs, soweit sie wichtige Aspekte der Innovationskraft des Unternehmenssektors betrifft. Die hier vorgestellten Ergebnisse sind außerdem eine wichtige Ergänzung des Indikatorensystems für ein Benchmarking der Innovationsleistung des Landes. Dieses Benchmarking, das im Zentrum des ersten Innovationsberichts stand, soll für den dritten Innovationsbericht im Jahr 2006 aktualisiert. 8

Einleitung 1.2 Zur Bedeutung von Innovationen in Unternehmen Unter Innovation wird hier die Nutzung von Wissen, Technologien und Marktimpulsen zur Hervorbringung neuer Angebote im Markt und neuer Formen der Leistungserstellung im Unternehmen verstanden. 1 Innovationsaktivitäten von Unternehmen sind aus zweierlei Gründen von großer Bedeutung: Aus Unternehmenssicht verbessern sie die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Unternehmen. Durch neue Produkte 2 können neue Bedürfnisse und Kundengruppen angesprochen werden, eine höhere Produktqualität ermöglicht eine Differenzierung gegenüber anderen Anbietern, effizientere Produktionsprozesse erlauben eine kostengünstigere Produktion und entsprechende Preisvorteile gegenüber Wettbewerbern. Die höhere Wettbewerbsfähigkeit innovativer Unternehmen sollte sich sowohl in deren Profitabilität als auch in deren Wachstumsaussichten positiv niederschlagen. Die Fähigkeit von Unternehmen, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und erfolgreich zu vermarkten sowie die internen Prozesse effizienter zugestalten, bestimmt gleichzeitig in hohem Maße die technologische Leistungsfähigkeit eines Landes. Langfristig betrachtet sind Innovationen die entscheidende Quelle für steigenden Wohlstand in einer Gesellschaft, wenngleich der Wirkungszusammenhang nicht immer unmittelbar ist und beträchtliche zeitliche Verzögerungen zwischen Innovationsaktivitäten in Unternehmen und gesamtwirtschaftlichen Effekten liegen können. Zahlreiche empirische Studien belegen jedenfalls die positiven Effekte von Innovationsaktivitäten auf den Unternehmenserfolg, die Exportaktivitäten und die Produktivität, und zwar sowohl auf Unternehmens- wie auf sektoraler Ebene. 3 Für die gesamtwirtschaftlichen Effekte von Innovationen kommt es vor allem auf die Breite der Innovationsorientierung in der Wirtschaft an: Setzt eine Vielzahl von Unternehmen auf Innovationen, machen sich positive Effekte der Qualitäts- und Kostenvorteile neuer Technologien gesamtwirtschaftlich rascher bemerkbar, steigt die Nachfrage nach komplementären Innovationen, kann das Angebot an neuem Wissen in größerem Ausmaß genutzt werden, entstehen zusätzliche Anreize für die Weiterentwicklung von Produkten und Verfahren, können Netzwerkeffekte neuer Technologien (z.b. von Informations- und Kommunikations-[IuK]- Technologien) effektiver genutzt werden. Gerade für den internationalen Erfolg von Innovationen ist oft ein Wettbewerb zwischen verschiedenen Innovationsdesigns entscheidend. Dieser wird bei einer Teilnahme von vielen Unternehmen am Wettstreit um die beste Lösung verschärft und erhöht die Wahrscheinlichkeit, das beste Design zu finden. Das Innovationsverhalten der Unternehmen, das im Fokus dieses Berichts steht, umfasst verschiedene Aspekt unternehmerischer Tätigkeit: Zunächst geht es um die Entscheidung, sich überhaupt mit Innovationsaktivitäten zu befassen und Innovationsprojekte anzustoßen. Ein 1 2 3 Eine umfassende Definition des Innovationsbegriffs im Unternehmenskontext wurde von der OECD im Oslo-Manual vorgelegt (vgl. OECD und Eurostat 1997). Eine überarbeitete Version des Oslo-Manuals wird im Lauf des Jahres 2005 erscheinen. In diesem Bericht wird der Begriff Produkt stellvertretend für alle Formen von Angeboten durch Unternehmen in Gütermärkten verwendet, er umfasst somit physische Produkte ebenso wie Dienstleistungen. Vgl. die entsprechenden Übersichtsartikel in Janz und Licht (2003) sowie Peters (2004). 9

ZEW: Innovationsverhalten der Bremer Unternehmen zweiter Aspekt betrifft die Fähigkeit, diese Innovationsaktivitäten auch erfolgreich abzuschließen, d.h. neue Produkte in den Markt einzuführen oder neue Prozesse unternehmensintern zu implementieren. Hierfür sind verschiedene Faktoren von Bedeutung, wie die Ausrichtung der Innovationstätigkeit, das Management von Innovationsprozessen im Unternehmen und die Gestaltung der externen Beziehungen in Form von Kooperationen oder der Nutzung von Innovationsimpulsen. Schließlich geht es darum, Innovationen auch in ökonomische Erfolge umzusetzen, d.h. Umsatzerlöse mit neuen Produkten und ergebniswirksame Effekte von Verfahrensverbesserungen zu erzielen. Hierbei kommt das Verhältnis zwischen Input und Output der Innovationstätigkeit ins Blickfeld: Wie bei jeder Investitionsentscheidung müssen Unternehmen auch bei Innovationen eine Balance zwischen finanziellen Aufwendungen und den (erwarteten) Erträgen halten. 10

Zur Messung von Innovationsaktivitäten in Unternehmen 2 Zur Messung von Innovationsaktivitäten in Unternehmen Innovationsaktivitäten von Unternehmen umfassen sehr unterschiedliche konkrete Tatbestände. Um diese zwischen Unternehmen vergleichbar zu messen, ist die Verwendung von Indikatoren notwendig, die von der konkreten, in jeder einzelnen Innovation unterschiedlichen Ausgestaltung und Qualität des Innovationsvorhabens abstrahieren und auf eine, über Branchen, Technologien, Produktgruppen und Marktstrukturen hinweg gemeinsame Grundlage Bezug nehmen. In der empirischen Innovationsforschung wurden hierfür eine Vielzahl von Indikatoren entwickelt, die unterschiedliche Aspekte von Innovationsprozessen in Unternehmen zu erfassen versuchen. Im Oslo-Manual zur Erhebung und Interpretation von Innovationsdaten (OECD und Eurostat 1997) sind diese Konzepte zusammengefasst. Sie bilden die Grundlage für Innovationserhebungen in vielen Ländern. Auch die vom ZEW jährlich für Deutschland durchgeführte Innovationserhebung orientiert sich eng an den dort gemachten Vorschlägen. Der Innovationsbegriff des Oslo-Manuals in der Fassung von 1997 betont drei Aspekte einer Innovation: 4 - Sie ist technologisch orientiert und basiert auf der Nutzung von neuem (technologischem) Wissen; - sie ist implementiert, also entweder in Form eines neuen Produkts auf den Markt gebracht oder als Prozessinnovation im eigenen Unternehmen eingeführt; - sie basiert auf einer subjektiven Sicht, d.h. bei einer Innovation handelt es sich um eine Neuerung aus Sicht des Unternehmens und nicht notwendigerweise aus Sicht des (Welt-) Marktes oder der Branche. Damit umfasst der Innovationsbegriff aus volkswirtschaftlicher Sicht auch die Diffusion von neuem Wissen bzw. aus betriebswirtschaftlicher Sicht die Imitation von Neuerungen. Rein ästhetische Modifikationen sowie rein organisatorische Veränderungen fallen nicht unter den hier verwendeten Innovationsbegriff. Für die Messung der Innovationsaktivitäten von Unternehmen werden mehreren Ebenen unterschieden (Abbildung 1): - Die Innovationsbeteiligung misst die Anzahl der Unternehmen, die innerhalb eines bestimmten Referenzzeitraums Innovationsaktivitäten durchgeführt haben. Dabei wird zwischen Unternehmen mit erfolgreichen Innovationsaktivitäten (= Innovatoren) und solche ohne erfolgreiche Innovationsaktivitäten unterschieden. Unternehmen ohne erfolgreiche Einführung einer Innovation (= Nicht-Innovatoren) können trotzdem Innovationsaktivitäten aufweisen, wenn sie noch laufende (d.h. noch nicht abgeschlossene) Innovationsprojekte haben oder innerhalb des Referenzzeitraums Innovationsprojekte betrieben haben, die nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnten (abgebrochene Projekte). 4 Mit der Revision des Oslo-Manuals 2005 wird der strikte Technologie-Bezug fallen gelassen. 11

ZEW: Innovationsverhalten der Bremer Unternehmen - Für alle Unternehmen mit Innovationsaktivitäten - d.h. für Innovatoren sowie für Unternehmen mit noch laufenden oder abgebrochenen Innovationsaktivitäten - können die Innovationsaufwendungen als Maßzahl für den Input in Innovationsprojekte erfasst werden. Innovationsaufwendungen umfassen interne und externe Aufwendungen für Forschung und experimentelle Entwicklung (FuE) gemäß der Definition des Frascati-Manuals (OECD 2003), Investitionen in Maschinen, Anlagen, Software und externes Wissen (z.b. Patente) für Innovationen sowie sonstige Aufwendungen (konzeptionelle Arbeiten zu Innovationen, Produktgestaltung, Vorbereitung von Produktion und Vertrieb, Weiterbildungsmaßnahmen für Innovationen, Markteinführung von Innovationen). Abbildung 1: Indikatoren zur Innovationstätigkeit von Unternehmen Unternehmen mit erfolgreichen Innovationen ohne erfolgreiche Innovationen noch laufende Projekte abgebrochene Projekte keine Innovationsaktivitäten Innovationsbeteiligung finanzielle Aufwendungen für Innovationsprojekte Innovationsaufwendungen Investitionen FuE-Aufwendungen sonst. Aufwendungen Stückkostenreduktion Produktimitationen Produktinnovationen Prozessinnovationen Sortimentsneuheiten Marktneuheiten Qualitätsverbesserung Ausrichtung der Innovationstätigkeit Umsatzanteil mit Produktneuheiten Umsatzanteil mit Produktimitationen Umsatzanteil mit Sortimentsneuheiten Umsatzanteil mit Marktneuheiten Umsatzwachst um aufgrund von qualitätsverbessernden Prozessinnovationen Anteil der mit Hilfe von Prozessinnovationen reduzierten Stückkosten direkter ökonomischer Erfolg von Innovationen Quelle: ZEW auf Basis von OECD und Eurostat (1997) - Erfolgreiche Innovatoren werden nach der Ausrichtung der Innovationstätigkeit in Produkt- und Prozessinnovatoren unterteilt. Ein Unternehmen kann selbstverständlich sowohl Produkt- als auch Prozessinnovator sein. Um die Radikalität einer Innovation sowie die Art des Effekts auf die Wettbewerbsposition des Unternehmens zu erfassen, werden die Innovationen weiter differenziert. Auf der Produktseite wird zwischen Marktneuheiten und Produktimitationen unterschieden. Eine Marktneuheit ist dabei ein neues Produkt, das vom Unternehmen als erstes in seinem Markt angeboten wurde. Eine Produktimitation ist die Einführung eines neuen Produkts, das bereits von anderen Unternehmen in ähnlicher Form im Markt angeboten wird. Mit Hilfe des Konzepts der Sortimentsneuheit wird zu- 12

Zur Messung von Innovationsaktivitäten in Unternehmen dem erfasst, ob es zum neuen Produkt bereits ein Vorgängerprodukt im Unternehmen gab oder nicht. Sortimentsneuheiten sind Produktinnovationen, die das Produktspektrum des Unternehmens erweitern und damit den Einstieg in neue Marktsegmente darstellen. Auf der Prozessseite wird zwischen Innovationen, die zu einer Stückkostensenkung führen ( Rationalisierungsinnovationen ), und Innovationen, die die Qualität der Produkte verbessern, unterschieden. Während erstere vorrangig die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens erhöhen, zielen letztere auf eine Positionsverbesserung im Qualitätswettbewerb ab. Prozessinnovationen können allerdings auch keinen der beiden Effekte zeigen. Dies kann zum einen daran liegen, dass die zunächst intendierten Effekte nicht eingetreten sind bzw. nicht erreicht werden konnten. Zum anderen können Prozessinnovationen auch anderen Zielen dienen, insbesondere der Ermöglichung der Produktion neuer Produkte. - Der unmittelbare ökonomische Ertrag von Innovationsaktivitäten ( Innovationserfolg ) wird für Produktinnovationen anhand des Umsatzanteils, der mit diesen erzielt worden ist, gemessen. Entsprechend den drei Typen von Produktinnovationen stehen drei Maßzahlen zur Verfügung: Der Umsatzanteil mit Produktimitationen, mit Marktneuheiten und mit Sortimentsneuheiten. Für Prozessinnovationen wird zum einen das Ausmaß der Stückkostenreduktion erfasst, das auf die Einführung von Prozessinnovationen zurückgeht. Die Umsatzausweitung, die aufgrund von Qualitätsverbesserungen als Ergebnis von Prozessinnovationsaktivitäten erzielt werden konnte, ist ein grober Indikator für den Erfolg im Qualitätswettbewerb. Der Referenzzeitraum für die Messung von Innovationsaktivitäten umfasst einen Dreijahreszeitraum, d.h. das Beobachtungsjahr sowie die beiden Jahre davor. Für die hier berichteten Ergebnisse der Erhebung des Jahres 2004 ist das Beobachtungsjahr 2003, der Referenzzeitraum für Innovationsaktivitäten sind somit die Jahre 2001 bis 2003. Die Wahl eines Mehrjahres-Zeitraums als Referenzzeitraum reflektiert den Umstand, dass (a) die Produkt- bzw. Maschinenlebensdauern - und daraus resultierender Innovationsbedarf, um auslaufende Produkte oder veraltete Maschinen zu ersetzen - in der Regel mehrere Jahre umfassen, (b) Innovationsprojekte sich meist über einen Mehrjahreszeitraum erstrecken und (c) die ökonomischen Effekte von Innovationsaktivitäten meist erst mit einer zeitlichen Verzögerung eintreten, die je nach Innovationsprojekt mehrere Jahre umfassen kann. Mit Hilfe eines Mehrjahres-Referenzzeitraums können somit erstens die Innovationsaktivitäten auch von Unternehmen, die wegen langer Produkt- bzw. Maschinenlebensdauern nicht in jedem Jahr Innovationsaktivitäten entfalten, erfasst werden. Zweitens können so verschiedene Aspekte, die bei Innovationsprozessen eine Rolle spielen, jedoch unter Umständen zu unterschiedlichen Zeitpunkten (und damit in unterschiedlichen Jahren) innerhalb ein und desselben Innovationsprojektes anfallen (wie Förderung, Kooperation, Nutzung von Patenten, verschiedene Formen des Innovationsmanagements, Hemmnisse, Effekte in Form von erzieltem Um- 13

ZEW: Innovationsverhalten der Bremer Unternehmen satz, Kosteneinsparung, Qualitätsverbesserung etc.), abgebildet werden. Drittens sind die Indikatoren zum Innovationserfolg oftmals wenig aussagekräftig, wenn sie sich nur auf das Geschäftsjahr, in dem die Einführung der Innovation stattgefunden hat, beziehen. Denn typischerweise wird in den ersten Monaten einer Produkteinführung nur ein sehr geringer Umsatz mit der Neuheit erzielt. Und auch die ersten Monate des Betriebs einer neuen Anlage oder einer neuen Methode der Leistungserbringung zeitigen nur selten jene Effekte, die mit der Prozessinnovation geplant waren und in späteren Phasen dann oft auch realisiert werden. Ein Nachteil eines Mehrjahreszeitraums als Referenzperiode ist, dass z.b. Zusammenhänge zwischen der Konjunktur oder anderen Änderungen in wichtigen Rahmenbedingungen für Innovationsaktivitäten einerseits und den Innovationsentscheidungen der Unternehmen andererseits nur schwierig hergestellt und untersucht werden können. Gleichzeitig sind die Ergebnisse zum Innovationsverhalten der Unternehmen jedoch weniger stark von der aktuellen konjunkturellen Situation abhängig. Dies ist gerade für die Innovationserhebung 2004 von großem Wert, da das Beobachtungsjahr 2003 durch eine Rezession und damit allgemein ungünstige Rahmenbedingungen für Innovationsaktivitäten gekennzeichnet war. Durch den Referenzzeitraum 2001-2003 wird dieser - vermutlich starke - Effekt der Konjunkturschwäche auf das Innovationsverhalten in den Indikatorwerten etwas abgeschwächt. Zusätzlich zu den oben diskutierten Indikatoren, die auch als Kernindikatoren des Innovationsverhaltens von Unternehmen bezeichnet werden, können verschiedene Aspekte der Gestaltung von Innovationsprozessen in Unternehmen erfasst werden. Diese betreffen häufig - die Informationsquellen und Innovationsimpulse für neue Produkte und Prozesse, bzw. allgemein die Quellen von externem Wissen, das in Innovationsprojekten genutzt wurde, - die strategische Ziele, die mit Innovationsprojekten verfolgt werden, - die Kooperationspartner, mit denen in Innovationsprojekten aktiv zusammengearbeitet wurde sowie die Form der Zusammenarbeit, - die Auswirkungen der Innovationstätigkeit auf das Unternehmen und sein Umfeld, - die Hemmnisse, die Innovationsaktivitäten behindert haben, - der Erhalt von öffentlichen Förderungen für Innovationsprojekte, - sonstige wesentliche Veränderungen z.b. im organisatorischen oder strategischen Bereich, die wichtig für die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sind, - die Nutzung von Schutzmaßnahmen für geistiges Eigentum wie z.b. Patente, - die technologische Ausrichtung der Innovationsaktivitäten nach Technologiefeldern bzw. genutzten Technologien, - die im Unternehmen genutzten Formen des Innovationsmanagements. Die zugrundeliegenden Definitionen für Produkt- und Prozessinnovationen und Innovationsaufwendungen finden sich im Anhang des Berichts. 14

Datengrundlage 3 Datengrundlage 3.1 Innovationserhebung 2004 Die Daten zum Innovationsverhalten der Bremer 5 Unternehmen stammen aus drei Quellen: einer Spezialbefragung im Rahmen der deutschen Innovationserhebung 2004, den in der deutschen Innovationserhebung 2004 erfassten Bremer Unternehmen, sowie aus früheren Erhebungen und zusätzlichen Recherchen zusammengestellten Innovationsdaten zu Bremer Großunternehmen, die in keiner der zuvor genannten Quellen erfasst werden konnten. Die Spezialbefragung wurde im Frühjahr und Sommer 2004 durchgeführt und richtete sich an Unternehmen mit 5 oder mehr Beschäftigten, deren Unternehmenssitz in ist und die ihren Tätigkeitsschwerpunkt in einem der Zielsektoren der Erhebung - produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe sowie die sogenannten wissensintensiven Dienstleistungen - haben. Die Spezialbefragung wurde methodisch identisch zur deutschen Innovationserhebung durchgeführt (vgl. die Beschreibung in Abschnitt 12.1 im Anhang). Dies bedeutet, dass der gleiche Fragebogen zum Einsatz kam, die Erhebung für zeitgleich zur Haupterhebung stattfand und die gleichen Datenaufbereitungs- und Datenauswertungsverfahren zum Einsatz kamen, z.b. betreffend die Hochrechnung der Ergebnisse auf die Grundgesamtheit der Unternehmen. Somit können die Ergebnisse der Spezialbefragung unmittelbar mit den Erhebungsergebnissen für Deutschland insgesamt sowie für hier interessierende Teilbereiche der deutschen Wirtschaft - nämlich den Unternehmen in Großstadtregionen - verglichen werden. Die Zielgrundgesamtheit der Innovationserhebung für bilden alle Unternehmen mit Sitz im Bundesland, 6 die im Jahresdurchschnitt 2003 5 oder mehr Beschäftigte hatten und einer der folgenden Branchengruppen angehören (in Klammern die Nummern der Wirtschaftszweigklassifikation WZ93): - Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden (10-14) - Verarbeitendes Gewerbe (15-37) - Energie- und Wasserversorgung (40-41) - Telekommunikationsdienstleistungen (64.2) - Kredit- und Versicherungsgewerbe (65-67) - EDV (72) - Forschung und Entwicklung (73) 5 6 In diesem Bericht ist mit stets das Land gemeint. Unternehmen, die Teil einer Unternehmensgruppe sind, zählen ebenfalls zur Zielgrundgesamtheit, sofern der rechtliche Sitz des Unternehmens in ist. Zweigbetriebe und Niederlassungen, die keine rechtlich selbstständigen Unternehmen sind, sind dagegen nicht Teil der Zielgrundgesamtheit. 15

ZEW: Innovationsverhalten der Bremer Unternehmen - Wirtschafts-, Rechts- und Steuerberatung (74.1 ohne Holdinggesellschaften [74.15]) - Ingenieur- und Architekturbüros sowie physikalische und chemische Labors (74.2-74.3) - Werbung (74.4) - Filmherstellung (92.1) und Rundfunk (92.2) Diese Branchen decken somit den größten Teil des produzierenden Gewerbes (außer das Baugewerbe) sowie die sogenannten wissensintensiven Dienstleistungen, soweit es sich um ü- berwiegend unternehmensnahe Dienstleistungen handelt, ab. 7 Die Branchenabgrenzung für die Innovationserhebung ist enger als die für die Haupterhebung. In der Haupterhebung werden zusätzlich das Baugewerbe, der Einzelhandel inkl. Kfz-Reparatur, der Großhandel, das Transportgewerbe inkl. Postdienste, das Wohnungs- und Vermietungsgewerbe, die Arbeitnehmerüberlassung, das Bewachungsgewerbe, das Reinigungsgewerbe, sonstige überwiegend unternehmensnahe Dienstleistungen (z.b. Messe- und Ausstellungsdienste, Übersetzungsdienste) sowie das Entsorgungsgewerbe erfasst. Die engere Abgrenzung für ist zum einen durch die knappen Ressourcen für die Durchführung der Spezialerhebung bedingt, die eine Einschränkung der Zielgrundgesamtheit notwendig machten. Denn die für nicht erfassten Branchengruppen machen etwa die dreifache Unternehmenszahl der letztlich erfassten Branchen aus. Zum anderen handelt es sich bei den nicht erfassten Branchengruppen ganz überwiegend um solche, in denen Innovationen für die Wettbewerbsfähigkeit eine untergeordnete Rolle spielen (z.b. Baugewerbe, Transportdienstleistungen, Arbeitnehmerüberlassung, Bewachung, Reinigung) bzw. in denen Innovationen generell schwierig zu erfassen sind (Handel). Da diese Studie in erster Linie dazu dient, Informationen für die Wirtschafts- und Innovationspolitik in bereitzustellen, erschien eine Konzentration auf jene Branchen, in denen Innovationen für die Wettbewerbsfähigkeit eine größere Rolle spielen (d.h. insbesondere das verarbeitende Gewerbe und die wissensintensiven Dienstleistungen) angebracht, zumal auch die Bremer Innovationspolitik auf diese Branchen vorrangig abzielt. Gleichwohl bleiben in der Innovationserhebung einzelne, für die Bremer Regionalwirtschaft wichtige Branchen, in denen Innovationen als Wettbewerbsfaktor an Bedeutung gewinnen, ausgeblendet. Dies betrifft vor allem den Logistikbereich als einen Teilsektor des Transportgewerbes sowie Teile des Großhandels. Für den Vergleich der Ergebnisse der Innovationserhebung mit den Ergebnissen der Haupterhebung wird selbstverständlich der gleiche Branchenzuschnitt zugrundegelegt, d.h. es wird eine Sonderauswertung der deutschen Innovationserhebung für den entsprechend eingeschränkten Branchenumfang durchgeführt. Als Datengrundlage für die Ziehung der Bruttostichprobe für die Spezialbefragung diente die Unternehmensdatenbank des ZEW. Sie wird in Zusammenarbeit mit der Kreditaus- 7 Wissensintensive Dienstleistungen sind durch ein hohes durchschnittliches Qualifikationsniveau der Beschäftigten, d.h. einem hohen Humankapitaleinsatz, gekennzeichnet. Ebenfalls zu den wissensintensiven Dienstleistungen zählen Teile der öffentlichen Verwaltung, das Bildungswesen, das Gesundheitswesen sowie Kulturdienstleistungen (Museen, Bibliotheken). 16

Datengrundlage kunftei Creditreform gepflegt und beinhaltet alle von Creditreform erfassten Unternehmen in Deutschland. Aufgrund der führenden Marktposition von Creditreform kann davon ausgegangen werden, dass nahezu alle wirtschaftsaktiven Unternehmen Deutschlands im Creditreform- Datenbestand enthalten sind. Die Unternehmensinformationen werden dem ZEW halbjährlich übermittelt, vom ZEW in eine Panelstruktur gebracht und für die Zwecke der Stichprobenziehung aufbereitet ( ZEW-Unternehmenspanel ). Der Stichprobenziehung liegt der Informationsstand von Januar 2004 zugrunde. Die Bruttostichprobe für die Spezialbefragung umfasst alle Unternehmen mit Sitz im Bundesland in den oben angeführten Branchengruppen. Es wurden auch Unternehmen mit weniger als 5 Beschäftigte in die Bruttostichprobe aufgenommen, da die Erfahrung zeigt, dass gerade bei jungen Unternehmen die Beschäftigtenangaben im Creditreform- Datenbestand unterschätzt sind. Bei einer strikten Berücksichtigung der Schwelle von 5 Beschäftigten könnte es zu einer Untererfassung der kleinen jungen Unternehmen kommen. Außerdem wurden alle Unternehmen mit 500 oder mehr Beschäftigten mit Sitz in, die nach der Wirtschaftszweigklassifikation von Creditreform nicht der Zielgrundgesamtheit angehören, in Bezug auf die Korrektheit der Branchenzuordnung überprüft. In Einzelfällen wurde eine Korrektur der Wirtschaftszweigzuordnung vorgenommen. 8 In diesem Adressbestand wurden schließlich all jene Unternehmen identifiziert, die bereits in der Bruttostichprobe für die Haupterhebung der deutschen Innovationserhebung 2004 enthalten waren und somit bereits dort befragt werden. Diese Unternehmen wurden aus der Bruttostichprobe für die Spezialbefragung herausgenommen. Die verbleibende Menge von Unternehmen wurde per Hand in Hinblick auf mögliche Doppelerfassungen von Unternehmen und die korrekte Branchenzuordnung geprüft. Die Bruttostichprobe für die Spezialbefragung umfasste letztlich 1.601 Unternehmen. In der Innovationserhebung des Jahres 2004 kam ein vierseitiger Fragebogen mit folgenden Fragenblöcken zum Einsatz: (1) Allgemeine Unternehmensangaben (Unternehmensstatus, Umsatz, Exporte, Beschäftigte, wichtigstes Produkt und dessen Umsatzanteil) (2) Kernindikatoren zum Innovationsverhalten: Einführung von Produkt- und Prozessinnovationen sowie laufende und abgebrochene Innovationsaktivitäten im Zeitraum 2001-2003, unmittelbarer ökonomischer Erfolg mit Produkt- und Prozessinnovationen im Jahr 2003, Innovationsaufwendungen 2003, FuE-Aktivitäten 2001-2003 (3) Innovationskooperationen und Erhalt einer öffentlichen Innovationsförderung im Zeitraum 2001-2003 8 Eine solche Korrektur betrifft insbesondere Unternehmen, die sowohl in der Produktion als auch im Großhandel tätig sind und von Creditreform dem Großhandel zugeordnet wurden. In diesen Fällen erfolgte ein Umkodierung zum verarbeitenden Gewerbe. Die endgültige Branchenzuordnung wird anhand der Unternehmensangaben zum umsatzstärksten Produkt bzw. zur umsatzstärksten Dienstleistung vorgenommen. 17

ZEW: Innovationsverhalten der Bremer Unternehmen (4) Geplante Innovationsaktivitäten in den Jahren 2004 und 2005 nach Produkt- und Prozessinnovationen sowie geplante Innovationsaufwendungen 2004 und 2005 (5) Notwendige Veränderungen für die Aufnahme bzw. Ausweitung von Innovationsaktivitäten in den Jahren 2004 und 2005 (6) Bedarf an hoch Qualifizierten im Zeitraum 2001-2003 und voraussichtlicher Einstellungsbedarf 2004-2005 Der Fragebogen der Innovationserhebung findet sich in Abschnitt 12.5 im Anhang. Er ist abgesehen von der Überschrift identisch mit dem Fragebogen der Haupterhebung. Die Innovationserhebung 2004 wurde als "Fax-Befragung" konzipiert. Hierbei wurde jedes Unternehmen zunächst telefonisch kontaktiert, wobei in der Regel die für Forschung, Technik oder dergleichen zuständige Person bzw. bei kleinen Unternehmen der Geschäftsführer als Kontaktperson diente. In einem kurzen Telefoninterview, das als computer-assistiertes Telefoninterview (CATI) durchgeführt wurde, wurde die Teilnahmebereitschaft an der Innovationserhebung erfragt. Im Fall einer positiven Antwort wurde dem Unternehmen unmittelbar der vierseitige Fragebogen inklusive eines einseitigen erläuternden Anschreibens per Fax zugesendet. Unternehmen, von denen drei Wochen nach der Zusendung des Fax-Fragebogens noch keine Rückmeldung vorlag (entweder in Form eines zurückgesendeten Fragebogens o- der in Form einer Mitteilung, dass das Unternehmen nicht an der Befragung teilnimmt), wurden erneut per Faxanschreiben mit beigefügtem Fragebogen erinnert. Erfolgte nach weiteren drei Wochen weiterhin keine Rückmeldung, wurden das Unternehmen nochmals telefonisch kontaktiert. Hierbei wurde versucht, erneut die Bedeutung der Befragung herauszustreichen und die Unternehmen zu einer Teilnahme zu motivieren. Gegebenenfalls wurde der Fragebogen ein drittes Mal zugefaxt. Die Feldphase der Spezialbefragung (Beginn der telefonischen Kontaktaufnahme) startete Anfang Juni 2004. Bis Ende Juli wurden die Erinnerungstelefonate abgeschlossen. Von den 1.601 Unternehmen der Bruttostichprobe waren 257 neutrale Ausfälle (16 % der Bruttostichprobe), d.h. die Unternehmen existierten zum Befragungszeitpunkt nicht mehr o- der hatten ihren Unternehmenssitz nicht mehr im Bundesland (was allerdings nur bei einigen wenigen Unternehmen der Fall war). Das Ausmaß der neutralen Ausfälle entspricht jenem, das sich auch in der Haupterhebung der deutschen Innovationserhebung zeigte. Insgesamt wurden an 1.023 Unternehmen Fax-Fragebögen versendet, das sind 76 % der um neutrale Ausfälle bereinigten Bruttostichprobe. Der Rücklauf an beantworteten Fragebögen betrug 241, das sind 17,9 % der um neutrale Ausfälle korrigierten Bruttostichprobe bzw. 23,6 % der Unternehmen, denen ein Faxfragebogen zugesandt worden ist. Zusätzlich zu den in der Spezialbefragung befragten Unternehmen zählen zur Bruttostichprobe für die Innovationserhebung auch jene Bremer Unternehmen, die in der Hauptstichprobe der deutschen Innovationserhebung 2004 enthalten sind. Hierbei handelt es sich um 199 Unternehmen, von denen 48 einen Fragebogen beantwortet haben. Somit betrug der Gesamtrücklauf für 289 Fragebögen. 18

Datengrundlage Auf Basis der Angaben zum umsatzstärksten Produkt und zur Beschäftigtenzahl wurde für jedes der antwortenden Unternehmen überprüft, ob es Teil der Zielgrundgesamtheit ist. Dabei stellte sich heraus, dass 34 Unternehmen im Durchschnitt des Jahres 2003 weniger als 5 Beschäftigte und 23 Unternehmen ihren wirtschaftlichen Schwerpunkt außerhalb der hier interessierenden Branchen hatten. 9 Für 3 Unternehmen trafen beide Umstände zu, so dass 54 Antworten für die Hochrechnung der Ergebnisse nicht verwendet werden konnten. Um für quantitative Indikatoren wie die Innovationsaufwendungen oder den Innovationserfolg zuverlässige Werte für die Bremer Wirtschaft (in der hier verwendeten Branchenabgrenzung) hochrechnen zu können, ist eine möglichst vollständige Erfassung der großen Unternehmen notwendig. Denn zum einen haben diese Unternehmen einen hohen Anteil an den gesamten Innovationsaufwendungen bzw. Umsätzen mit neuen Produkten, wodurch ihr Verhalten wesentlich den Gesamtwert dieser Indikatoren beeinflusst. Zum anderen ist das Innovationsverhalten der größten Unternehmen häufig sehr spezifisch und kann nur ungenügend durch das Verhalten anderer Großunternehmen abgebildet werden. Als Großunternehmen werden im Fall von alle Unternehmen innerhalb der Zielgrundgesamtheit mit mehr als 250 Beschäftigten betrachtet (dies sind etwa 60 Unternehmen). Für die nicht-antwortenden Unternehmen aus dieser Gruppe wurde folgend vorgegangen: - Für jedes dieser Unternehmen wurde in den Vorjahreserhebungen der deutschen Innovationserhebung (zurückreichend bis zur Erhebung 2001) geprüft, ob Antworten vorliegen. Da die Definitionen der Kernindikatoren in jeder Erhebung gleich sind, ist ein Vergleich grundsätzlich möglich. Hierbei wurden auch die Informationen aus den telefonische Kurzinterviews, die in jeder Erhebung für einen großen Teil der Nicht-Teilnehmer durchgeführt werden und die Informationen zu qualitativen Aspekten der Kernindikatoren des Innovationsverhaltens erfragen, mit berücksichtigt. Dadurch konnten für zwei Drittel dieser größeren Unternehmen Vorjahresbeobachtungen genutzt werden. Für diese Unternehmen wurde anhand externer Informationen (Geschäftsbereichte, Internet, andere am ZEW verfügbare Datenquellen zu den Unternehmen) sowie in Einzelfällen durch telefonische Nachfrage geprüft, ob die Angaben noch aktuell sind bzw. bei quantitativen Angaben eine Anpassung aufgrund der seither stattgefundenen Unternehmensentwicklung (in Bezug auf Umsatz und Beschäftigte) vorgenommen. - Abweichend vom Unternehmenskonzept, das der Innovationserhebung zugrunde liegt, wurden zusätzlich die beiden größten Zweigbetriebe im Land (Automobilwerk der DaimlerChrysler AG, Flugzeugwerk der Airbus Deutschland GmbH) in der Innovationserhebung miterfasst, da diese beiden Betriebe alleine etwa 20 % der Beschäftigten und des Umsatzes in den hier betrachteten Branchen ausmachen und für das Innovationsgeschehen in von sehr großer Bedeutung sind. 9 Die hohe Zahl von Unternehmen außerhalb der hier betrachteten Sektoren geht primär auf die Bremer Unternehmen aus der Hauptstichprobe zurück, da diese auch Branchen umfasst, die außerhalb der hier betrachteten Sektorgruppen liegt. Die hohe Zahl an Unternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten ergibt sich aus der Stichprobenziehung für die Spezialbefragung, die auch Unternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten umfasste. 19