Credo Über das Bekenntnis des Glaubens TeilI: Ich glaube an Gott Oder: Was heißt eigentlich glauben? BnP, 23.4.2017
Was heißt glauben? Auf welche Fragen versucht religiöser Glaube Antworten zu geben? Warum gibt es überhaupt irgendetwas und nicht nichts? Gibt es Gott? Kann man ihn erkennen? Und wenn ja, wirkt Gott in der Welt? Und wenn ja, wie wirkt Gott in der Welt? Was ist der Sinn von allem? Was ist nach dem Tod? Woher das Böse, die Lüge und das Leid? Gibt es das schlechthin Gute? Und kann ich es erkennen und tun?...
Was heißt glauben? Einige Gegenargumente gegen Glauben und Kirche Religiöser Glaube und ein wissenschaftliches Weltbild sind unvereinbar Gläubige benutzen Gott nur als Lückenfüller für noch nicht Erklärbares Wenn es Gott gäbe, wäre es angesichts des Leides in der Welt ein grausamer Gott. Die Kirche, die behauptet den wahren Glauben zu vertreten, ist von Skandalen erschüttert und lehrt Dinge, die nicht mehr zeitgemäß sind ganz besonders im Blick auf Sexualität Die Vielzahl der Religionen deutet auf eine Vielzahl von so genannten religiösen Wahrheiten hin, die sich aber gegenseitig widersprechen es gibt aber keine Wahrheitsinstanz, die das klären könnte. Religion ist die Ursache von Kriegen und Gewalt
Wissenschaft gegen Glauben?
Wissenschaft gegen Glauben? Wissenschaft und Glaube? Beispiele: Der Begründer der Urknall-Theorie war ein katholischer Priester: Georges Lemaître (belg. Astrophysiker, gest. 1966) Der Begründer der biologischen Vererbungslehre, der damit die Grundlagen für die moderne Genetik legte, war ein katholischer Ordenspriester: Gregor Mendel (gest. 1884 in Brünn) Der Priester Pierre Teilhard de Chardin SJ (gest. 1955) war einer der ersten, die die Theorie der Evolution mit dem christlichen Glauben zu versöhnen suchte. Einer der Begründer der historisch-kritischen Geschichtsschreibung im deutschen Sprachraum war der Benediktbeurer Mönch Karl Meichelbeck (gest. 1734 in Benediktbeuern) Das heißt: die Kirche selbst war im Grunde nie wissenschaftsfeindlich, vielmehr war sie gerade in Klöstern und Universitäten beständig Ort der Suche nach Wahrheit auch für die Dinge dieser Welt!
Wissenschaft gegen Glauben? Aber was ist z.b. mit Galileo Galilei (1564-1641)? Der Fall ist zum Klischee geworden und war tatsächlich viel komplexer als das Klischee es sagt. De facto war und blieb Galileo, obgleich wissenschaftliches Genie, ein sehr gläubiger Sohn seiner Kirche auch nach seiner Verurteilung zum Hausarrest. Es ging dabei nicht zuerst um das neue kopernikanische Weltbild, das die Kirche angeblich ablehnte, sondern um den Auftrag an Galileo, es als Hypothese und nicht als feststehend zu behaupten. Galilei wurde primär wegen Ungehorsam belangt. Das war aus römischer Sicht im Nachhinein sogar korrekt, weil z.b. Kepler anders als Galileo zeigen konnte, dass die Planetenbahnen um die Sonne Elipsen und keine Kreise sind. Zudem ging es im ganzen Verfahren auch um Einfluss, Macht, Intrigen von mehreren Seiten. Falsch ist, dass die Kirche hier einfach aus Wissenschaftsfeindlichkeit verurteilt hat. Auch Galileo hatte (menschlich gesehen) seinen Anteil am Zustandekommen des Urteils. Dass Galileo aber trotzdem Unrecht widerfahren ist, hat die Kirche dennoch später (sehr viel später, 1992) eingeräumt und ihn rehabilitiert.
Wissenschaft gegen Glauben? Der katholische Glaube kennt im Grunde immer schon die Selbständigkeit der Welt : Gott (als Erstursache) hat demnach die Welt so geschaffen, dass sie selbst Ursache sein und eigene Wirkungen hervorbringen kann (Zweitursachen). Die Freiheit des Menschen ist dafür herausragendes Beispiel: Der Mensch kann in Freiheit einen neuen Anfang einer Reihe von Ursachen und Wirkungen hervorbringen. Daher steht die Frage nach der Gültigkeit und Eigenständigkeit von Naturgesetzen im Glauben nie in Frage. Aber die Erforschung der Naturgesetze beantwortet dennoch nicht die Fragen z.b. nach dem Sinn von allem oder nach Gut und Böse oder nach Wahrheit und Liebe.
Wissenschaft gegen Glauben? Die Wahrheit der Wissenschaft kann vom Glauben nie einfach widerlegt werden. Aber sie kann der Wahrheit des Glaubens auch nicht einfach widersprechen. Der Glaube kann Wahrheit erkennen, die nicht widervernünftig ist, sondern übervernünftig! Gibt es z.b. auch Wahrheit in Kunst, Dichtung, Musik? Oder im Blick auf die Evolution: Woher das Neue? Und woher überhaupt: Leben, Geist, Sittlichkeit?
Wissenschaft gegen Glauben? Analoges Beispiel: Eine Musikwissenschaftlerin (Helga Thöne) hat vor einigen Jahren in der Violinsonate in g-moll von Bach eine Codierung entdeckt: Wenn man der Komposition ein bestimmtes von der jüdischen Mystik beeinflusstes Schema von Buchstaben und Zahlen zugrunde legt (das Verfahren nennt sich Gemantia ), dann entdeckt man, dass die gesamte Komposition dem alten Spruch einer mystischen Geheimgesellschaft folgt: Ex Deo nascimur, in Christo morimur, per spiritum sanctum reviviscimus. Sie entdeckte eine Art zweiten Code, der die Komposition tiefer verstehen hilft. Aber sie entdeckt ihn, weil sie sich nicht nur mit dem Stück, sondern mit seinem Autor beschäftigt hat!
Glaube ist personal
Glaube ist personal Christlicher Glaube hat zwei wesentliche Aspekte: Ich glaube etwas (was ist der Inhalt, den man in Sätzen sagen kann?) Ich glaube jemandem (Akt des Vertrauens, der Öffnung, credere = cor dare) Beide Aspekte beeinflussen einander: Je tiefer das Vertrauen, desto mehr erschließt sich neue Offenbarung, bzw. deren Sinn. Je mehr Kenntnis der Offenbarung, desto mehr wächst das Vertrauen (bzw. das Misstrauen!?) Beispiel menschliche Begegnung: Ich kann sehr viel äußere Daten über einen Menschen sammeln (= Glaubenswissen) Das Wesentliche über ihn wird sich mir erst über die persönliche Begegnung erschließen: Der Mensch offenbart sich mir und ich muss entscheiden: Glaube ich ihm?! (Akt des Vertrauens)
Glaube ist personal Der Mensch ist Person: Er drückt sich als Geistwesen in und durch seine Leiblichkeit aus. Und dadurch, wie er Welt um sich herum gestaltet. Ich kann zwar durch naturwissenschaftliche Erforschung viel darüber wissen, was dieser Mensch ist, aber ich kann nie wissen, wer dieser Mensch wirklich als Einzelner und einzigartiges Wesen ist, sondern letztlich nur durch offene, einfühlende, vertrauensvolle Begegnung. Der Glaube stellt also aus christlicher Sicht die Frage: Ist es möglich, dass sich ein Gott durch die Schöpfung zeigt, offenbart? Ist es möglich, dass sich Gott durch Menschen zeigt und offenbart? Ist es möglich, dass Gott sich als Mensch in Christus zeigt und offenbart? Am Ende stellt sich die alles entscheidende Frage: Wer ist Christus? Und wer ist er für mich?