1. BFL-Beratertagung Künftige Strukturentwicklung in der Tierhaltung - Wie viele Betriebe bleiben in 10 Jahren noch übrig? 08. März 2016 Haus Düsse Fachbereichsleiter 3.1 Betriebswirtschaft, Markt, Unternehmensberatung Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg
Vorschätzung WJ 15/16 Stand: Januar 2016 Unternehmensergebnisse Nds WJ 2014/2015 WJ 2015/2016 % Veränd. Ø 10/11 15/16 Insgesamt 44.128 36.497-17,3 64.577 Ackerbau 74.077 66.596-10,1 89.701 Futterbau 32.884 24.047-26,9 60.410 Veredlung 38.734 28.219-27,1 50.914 Verbund 38.443 34.758-9,6 64.577
Selbstversorgungsgrade in % in Deutschland
Anlieferung der zehn größten EU-Länder Deutschland Frankreich Ver. Königreich Niederlande Polen 2015 ** in Mio. t 15,0 13,2 10,8 25,3 31,9 +/- zu 2014 in % 1,8 0,1 2,5 2,3 6,0 Italien 10,4-1,0 Spanien 6,8 1,7 Irland 6,6 13,0 Dänemark Belgien 5,2 3,9 2,6 6,5 Quellen: Eurostat, EU-Kommission; *Bulgarien, Rumänien, Kroatien jeweils vor dem Beitritt addiert, **hochgerechnet aus Trend elf Monate 2015 Quelle: agrarzeitung Feb. 2016
Milchanlieferung in Niedersachsen
Sportmichnotierungen Italien und NL Stand 14.02.16
EU Anlieferungsvergleich 2012-2016
Neuseeland bremst, andere Exporteure produzieren mehr 160 140 120 100 80 60 40 20 0 In Mio t. + 1% + 2 % - 3 % 2015 2016 Prognose + 2 % ± 0 EU-28 USA Neuseeland Argentinien Australien Geschäftsbereich r Landwirtschaft
Börsennotierungen stehen unter Druck
Strukturen und Marktanteile im LEH, der Molkereien und der Landwirtschaft (Stand: Nov. 2015) Ca. 300.000 Landwirte davon 73.255 Betriebe mit 4,28 Mio. - 0,3% Kühen erzeugen in 15 33,8 Mio.t Milch Molkereien in DE ca. 60 Mit 150 Betriebsstätten und 30 Tsd. Beschäftigte Marktanteile ca. 85 % Edeka + Kaiser+Tengelm. Aldi (N+S) Lidel & Schwarz Rewe +Aral (1000 Rewe ToGo) Marktanteile des LEH in Deutschland TOP 4 : > 85 % TOP 10: > 95 % (Stand: Stat. BA Nov. 2015) 32,5 Mio. t Milch
Diskussionspunkte Tierschutzplan Niedersachsen AG Rind Verbot Anbindehaltung /Pflicht Laufhöfe?? Anhebung des Mindestalters für den Transport von Kälbern von 2 auf 8-9 Wo. Totgeburten melden Kälberverluste bis zum 100. Tag erfassen Schwanzkupieren Rindermast?? Enthornung?? Thema Nutzungsdauer, Zucht auf Langlebigkeit, Vitalität Quelle: LWK 11/15
Haltungsverfahren bei Milchkühen 4,3 Mio. Milchkuhhaltungsplätze Verteilung der Haltungsplätze in % 0,7 % andere Haltungsverfahren 27,4 % Anbindestall Laufstall 71,9 % Quelle: Statistisches Bundesamt Landeswirtschaftszählung 2010
Schleswig-Holstein M ecklenburg-vorpommern Hamburg Lüneburg Bremen W eser-ems Brandenburg Berlin Hannover Sachsen-Anhalt M ünster Detmold Braunschweig Düsseldorf Direktionsbezirk Leipzig Arnsberg Direktionsbezirk Dresden Kassel Thüringen Köln Direktionsbezirk Chemnitz Gießen Milchkuhbestandsdichte in Deutschland Koblenz Unterfranken Trier Darmstadt Oberfranken nach Kreisen 2010 Rheinhessen-Pfalz M ittelfranken Saarland Oberpfalz Stuttgart Karlsruhe Niederbayern Schwaben Tübingen Freiburg Oberbayern
Wachstumsschwelle derzeit in DE bei 100 Kühen Jeden Tag geben 10 11 Betriebe auf!!
Entwicklung der Herdengrößen in Deutschland Herdengröße 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2015 :14 1-9 15.471 14.132 12.834 12.171 11.171 10.917-2,2 10-19 15.828 14.530 13.410 12.186 11.262 10.761-4,4 20-49 33.103 31.042 29.097 27.054 25.672 24.809-3,4 50-99 19.721 19.448 18.896 18.645 18.411 18.207-1,1 100-199 5.597 6.032 6.511 7.126 7.469 7.498 0,4 > 200 1.825 1.978 2.117 2.355 2.484 2.570 3,5
Fazit Strukturentwicklung Milch Quote wirkte bis zum 31.03.2015 strukturkonservierend. Preisdruck dürfte bis Anfang 2017 anhalten. Selbst bei einer Milchpreiserholung von 20 % auf aktuellem Basispreisniveau arbeitet die überwiegende Anzahl der Betriebe nicht kostendeckend. Produktionskosten steigen mittelfristig trotz miserabler Preise weiter an. Flächen-, Tierwohl-, Umwelt-, Baukosten Innereuropäische Verlagerung der Milchproduktion auf Gunststandorte. Prognose DE 2026: Rückgang der Halterzahlen um 25 bis 35 % von 73 Tsd. auf ca. 55.000 bis 47.000 Betriebe Abnahme Kuhzahlen um 15 bis 20 % d. h von 4,3 3.6 3.4 Mio. St.
Bestandsgrößenunterschiede auf dem EU Sauen und Schweinemarkt (Stand 2013) 2500 2000 2208 1500 1253 1253 1000 500 0 584 467 145 131 203 603 479 Zuchtsauen je Halter Schweine je Halter Quelle: EU-Kommission 2015
Mehr Schweine, weniger Halter
Entwicklung der Zuchtsauenhaltung in Deutschland
Tierwohl und Strukturwandel Studie der Uni Göttingen Eine gesellschaftlich erwünschte Entwicklung nämlich mehr Tierwohl verstärkt in vielen Fällen eine andere, gesellschaftlich unerwünschte Entwicklung das betriebliche Wachstum und den Strukturwandel! Quelle: Prof. Dr. Ludwig Theuvsen Georg-August-Universität Göttingen Münster, 22. Februar 2013
Kernaussagen des Gutachtens für mehr Tierwohl WBA stellt u. a. folgende Forderungen auf: Zugang zu verschiedenen Klimazonen wie dem Außenklima für alle Nutztiere, Funktionsbereiche in den Ställen mit verschiedenen Bodenbelägen, mehr artgemäßes Beschäftigungsmaterial mehr Platz für jedes Tier, Verzicht auf Amputationen, Kontrollen von Tierwohlindikatoren, deutlich reduzierter Arzneimitteleinsatz, verbesserter Bildungsstand der Tierhalter/-pfleger (Sachkundenachweis)
Kernaussagen des Gutachtens für mehr Tierwohl WBA stellt u. a. folgende Forderungen auf: Zugang zu verschiedenen Klimazonen wie dem Außenklima für alle Nutztiere, Funktionsbereiche in den Ställen mit verschiedenen Bodenbelägen, mehr artgemäßes Beschäftigungsmaterial mehr Platz für jedes Tier, Verzicht auf Amputationen, Kontrollen von Tierwohlindikatoren, deutlich reduzierter Arzneimitteleinsatz, verbesserter Bildungsstand der Tierhalter/-pfleger (Sachkundenachweis). Moving targets
Entwicklung des Arbeitszeitaufwandes in der Milchkuh- und Sauenhaltung
Durchschnittliche Entwicklung des Arbeitszeitaufwandes in der Schweinemast Akh/Mastplatz 2,35 2,15 Tiefstreu 1,95 1,75 1,55 1,35 Dänische Aufstallung Teilspalten Prognose Kupierverbot u. Strohvorlage 1,15 0,95 0,75 Vollspalten 12er Buchten Großgruppe "Tierwohl" AHK opt. Haltung 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2020 2030
EU-Wettbewerbsverzerrung durch fehlende Umsetzung der Gruppenhaltung von Sauen Trächtige Sauen müssen in Europa seit dem 1. Januar 2013 in Gruppengehalten werden (Richtlinie 2008/120/EG). Nicht alle EU-Mitgliedsländer sind der Umstellung pünktlich nachgekommen, so dass die Europäische Kommission am 24. September 2015 beschlossen hat, die eingeleiteten Vertragsverletzungsverfahren gegen Finnland, Slowenien, Griechenland, Belgien und Portugal aufrecht zu erhalten. Quelle: EU-Kommission Sept. 2015
Die Wirtschaftlichkeit in der Schweinemast der letzten 10 Wirtschaftsjahre bei Umsatzsteuerpauschalierung, d. h. Landwirtschaft im Sinne des Steuerrechts, eigene Gülleverwertung in Euro/Mastplatz 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Wirtschaftsjahre 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13* 13/14* 14/15* Arbeit 16 16 16 16 17 18 18 18 19 18,5 feste Kosten 43 45 46 48 49 51 54 56 60 60 25 % -- 60 33 26 37 37 31 52 30 44 23 DkfL Ø 82 53 51 58 58 53 72 56 63 46 25% ++ 104 72 77 82 77 76 92 79 90 69 Arbeitslohn: 1 Akh pro Mastplatz 2005/06 16,00 /Akh 2014/15 18,50 /Akh Stallplatzkosten: 2005/06 430 Euro 2014/15 600 Euro Annahme: Festkosten (AfA, Zinsen, Unterhaltung) Pauschal = 10 % * BR Oldenburger Münsterland
Die Wirtschaftlichkeit in der Schweinemast der letzten 10 Wirtschaftsjahre bei Regelbesteuerung für die Umsatzsteuer, d. h. Gewerbe im Sinne des Steuerrechts, Gülleabgabe und Abluftreinigung, netto! Wirtschaftsjahre in Euro/Mastplatz 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13* 13/14* 14/15* Abluftreinigung /Platz 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 Gülleabgabe 7 7 7 7 7 6 6 10 13 10 Arbeit 16 16 16 16 17 18 18 18 19 18,5 Festkosten für Stall (netto) 36 38 39 40 41 42 45 47 50 50 DkfL 25 % -- 42 24 15 22 22 18 38 26 27 10 DkfL Ø 63 43 38 43 42 37 55 42 47 31 DkfL 25% ++ 85 63 61 67 58 61 73 60 69 52 Arbeitslohn: 1 Akh pro Mastplatz 2005/06 16,00 /Akh 2014/15 18,50 /Akh Stallplatzkosten (netto): 2005/06 360 /Platz 2014/15 500 /Platz Annahme: Festkosten (AfA, Zinsen, Unterhaltung) Pauschal = 10 % * BR Oldenburger Münsterland
in Euro/Sau Die Wirtschaftlichkeit in der Ferkelerzeugung bis 29 kg der letzten 10 Wirtschaftsjahre bei Umsatzsteuerpauschalierung, d. h. Landwirtschaft im Sinne des Steuerrechts, eigene Gülleverwertung 900 700 500 300 100-100 Wirtschaftsjahre 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12* 12/13* 13/14* 14/15* Arbeit 188 192 196 200 204 208 216 216 222 222 feste Kosten 300 310 320 330 340 350 360 360 380 390 25 % -- 317 250-68 343 273 208 368 328 554 307 DkfL Ø 508 427 144 551 489 410 544 570 775 503 25% ++ 675 552 258 738 694 548 759 778 1017 673 Arbeitslohn: 11 Akh pro Sau 2005/06 16,00 /Akh 2014/15 18,50 /Akh Sauenplatzkosten: 2005/06 3.000 Euro 2014/15 3.900 Euro Annahme: Festkosten (AfA, Zinsen, Unterhaltung) Pauschal = 10 % * BR Oldenburger Münsterland
in Euro/Sau Die Wirtschaftlichkeit in der Ferkelerzeugung bis 29 kg der letzten 10 Wirtschaftsjahre bei Regelbesteuerung für die Umsatzsteuer, d. h. Gewerbe im Sinne des Steuerrechts, Gülleabgabe und Abluftreinigung, netto 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0-100 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13* 13/14* 14/15* Wirtschaftsjahre Abluftreinigung /Sau 49 49 49 49 49 49 49 49 49 49 Gülleabgabe 42 42 42 42 42 36 36 60 75 60 Arbeit 188 192 196 200 204 208 216 216 222 222 feste Kosten 252 261 269 277 286 294 303 303 320 330 25 % -- 226 207-78 302 279 141 214 300 489 280 DkfL Ø 426 400 95 520 465 333 425 515 690 460 25% ++ 563 542 213 662 604 464 548 695 906 603 Arbeitslohn: 11 Akh pro Sau 2005/06 16,00 /Akh 2014/15 18,50 /Akh Stallplatzkosten (netto): 2005/06 2.520 Euro/Platz 2014/15 3.300 Euro/Platz Annahme: Festkosten (AfA, Zinsen, Unterhaltung) Pauschal = 10 % * BR Oldenburger Münsterland
Ab-Hof-Preisnotierung für Qualitätsferkel Jahres-Ø ab 1991
1,45
Wöchentliche Schweinepreise intern. Länder 2014-2016 EU, USA, Brasilien, Kanada DG AGRI C3 18. Februar 2016
Fazit Strukturentwicklung Schweinehaltung Strukturelle Imbalance, SVG Fleisch 120% aber SVG Ferkel 70 %. Klassischer Schweinezyklus funktioniert nicht mehr Gesellschaftlicher Druck führt zu immer höheren gesetzliche Auflagen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene Produktionskosten steigen mittelfristig trotz miserabler Preise weiter an. Flächen-, Tierwohl-, Umwelt-, Baukosten Globalisierung TTIP/Ceta wird Preise weiter unter Druck setzen Prognose DE 2026: Rückgang der Sauenhalterzahlen um 35 bis 40 % von 10 Tsd. auf ca. 3.500 bis 4.000 Betriebe Abnahme S-Halter um 25 bis 30 % d. h von 26 auf 19.5 18.2 Tsd.
Fazit: Wachstum mit Grenzen =====> Die Zeichen stehen auf Konsolidierung Ökonomisch hat sich das Chancen/Risikoverhältnis für Wachstums-/ Erweiterungs- Investitionen erheblich verschlechtert! Schwachstellenanalyse/Verbesserung Produktionstechnik Bauliche Maßnahmen zur Verbesserung des Tierwohls Aufbau integrierter Beratungssysteme z.b. mit der Übermittlung von Organbefunden aus der Schlachtung im Vergleich
Auf welche Entwicklungen hat sich die Branche einzustellen die Grenzen des Wachstums in der Tierhaltung sind in den Kerngebieten überschritten Bauaktivität im Veredelungsbereich gleich null Tier/Umwelt und gesundheitlicher Verbraucherschutz sind massive Kostentreiber, Branche blutet langsam aus!!! es drohen eklatante Wettbewerbsnachteile Verlust von Marktanteilen. Die Themen Verbesserung der Futter- und Produktionseffizienz werden an Bedeutung gewinnen. Börsen Vorlagen - Nr.: 39 Fachbereich 3.1