Berücksichtigung struktureller Unterschiede bei europäischen Stromnetz-Preisvergleichen
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- Sofie Melsbach
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1 Berücksichtigung struktureller Unterschiede bei europäischen Stromnetz-Preisvergleichen Studie im Auftrag des Forums Versorgungssicherheit Dr. Jörg Wild Stephan Suter Wien, 3. März 2005 Agenda 1. Einleitung 2. Mögliche Probleme bei Preisvergleichen 3. Korrigierter Preisvergleich 4. Auswirkungen auf Österreich 5. Schlussfolgerungen Europäische Preisvergleiche 2 1
2 EU-Preisvergleich: Haushaltskunden Integrierte Elektrizitätspreise (Netz und Elektrizität) Niederspannung Dc gemäß EU-Benchmarking Report (Mittelwert = 1.0) Strom-Gesamtpreis (Netz und Energie): Österreich liegt unter dem EU-Durchschnitt Netznutzungsentgelt Niederspannung Dc gemäss EU-Benchmarking Report (Mittelwert = 1.0) Luxemburg Deutschland Österreich Belgien Irland Frankreich Schweden Dänemark Finnland Portugal Italien Niederlande Spanien Vereinigtes Königreich Norwegen Italien Portugal Deutschland Luxemburg Belgien Irland Österreich Norwegen Dänemark Frankreich Spanien Schweden Vereinigtes Königreich Finnland Griechenland Netznutzungspreis: Österreich liegt über dem EU-Durchschnitt Europäische Preisvergleiche 3 EU-Preisvergleich: Gewerbe und Industrie Netznutzungsentgelt Niederspannung Ib gemäss EU-Benchmarking Report (Mittelwert = 1.0) Netznutzungspreis (Gewerbe NS): Österreich liegt über dem EU-Durchschnitt Luxemburg Österreich Deutschland Italien Belgien Irland Portugal Frankreich Spanien Vereinigtes Königreich Finnland Niederlande Norwegen Dänemark Schweden Netznutzungsentgelt Mittelspannung Ig gemäss EU-Benchmarking Report (Mittelwert = 1.0) Netznutzungspreis (Industrie MS): Österreich liegt unter dem EU-Durchschnitt Irland Finnland Vereinigtes Königreich Belgien Norwegen Frankreich Österreich Italien Niederlande Schweden Deutschland Luxemburg Spanien Portugal Europäische Preisvergleiche 4 2
3 Ausgangslage und Fragestellung Internationale Vergleiche von Netznutzungsentgelten wie sie z.b. im 4. Benchmarking-Report der Europäischen Kommission präsentiert werden sind sehr anschaulich. Sie geben an, welches durchschnittliche Netznutzungsentgelt (gemessen in pro MWh) die Stromverbraucher in verschiedenen Ländern zu bezahlen haben. Die Schlussfolgerung, dass Preisdifferenzen zwischen den Ländern die unterschiedliche Effizienz der Netzbetreiber aufzeigen, ist nahe liegend aber falsch. Die vorliegende Studie zeigt, basierend auf Literatur und statistischen Analysen, dass einfache Preisvergleiche nicht aussagekräftig sind, wenn der Einfluss wesentlicher Kostentreiber vernachlässigt wird. Europäische Preisvergleiche 5 Agenda 1. Einleitung 2. Mögliche Probleme bei Preisvergleichen 3. Korrigierter Preisvergleich 4. Auswirkungen auf Österreich 5. Schlussfolgerungen Europäische Preisvergleiche 6 3
4 Für Netzbetreiber nicht beeinflussbar: Kraftwerke tragen in verschiedenen Ländern einen unterschiedlich hohen Teil der Netzkosten (G-Komponente). Nicht-handelbare Produktionsfaktoren (z.b. Lohnniveau, Tiefbau) weisen international beträchtliche Preisunterschiede auf. Da Netzkosten zu einem großen Teil aus Fixkosten bestehen, ergibt sich eine Fixkostendegression: Je geringer die abgesetzte Strommenge, desto höher der durchschnittliche Preis. Die Siedlungsdichte ist ein wichtiger Kostentreiber beim Bau von Netzinfrastrukturen. Verschiedene Länder weisen bezüglich Versorgungsqualität beträchtliche Unterschiede auf («Qualität hat ihren Preis»). Belastungsgrad, Zersiedelung, klimatische und topografische Bedingungen, Subventionen, Vorschriften,... Europäische Preisvergleiche 7 Untersuchte Probleme bei Preisvergleichen G-Komponente >>> Länder mit niedriger G-Komponente werden benachteiligt. Produktionsfaktoren >>> Länder mit hohen Löhnen werden benachteiligt. Fixkostendegression >>> Länder mit geringem Pro-Kopf-Stromverbrauch werden benachteiligt. Siedlungsdichte >>> Länder mit ungünstiger Siedlungsdichte werden benachteiligt. Versorgungsqualität >>> Länder mit guter Versorgungsqualität werden benachteiligt. Europäische Preisvergleiche 8 4
5 Agenda 1. Einleitung 2. Mögliche Probleme bei Preisvergleichen 3. Korrigierter Preisvergleich 4. Auswirkungen auf Österreich 5. Schlussfolgerungen Europäische Preisvergleiche 9 Korrektur für Fixkostendegression Netzentgelt Niederspannung Haushalt Dc ( /MWh), logarithmiert AT y = x NS-Verbrauch pro NS-Kunde, logarithmiert >>> Länder mit hohem Durchschnittsverbrauch pro Kunde weisen systematisch niedrigere Kosten auf. Europäische Preisvergleiche 10 5
6 Korrektur für Siedlungsdichte Netzentgelt Niederspannung Haushalt Dc ( /MWh), logarithmiert y = x Bevölkerungsdichte pro Siedlungsfläche, logarithmiert AT >>> Länder mit hoher Siedlungsdichte weisen systematisch höhere Kosten auf. Europäische Preisvergleiche 11 Korrektur für Versorgungsqualität Netzentgelt Niederspannung Haushalt Dc ( /MWh), logarithmiert AT y = x Stromausfall Min. pro Jahr, logarithmiert >>> Länder mit besserer Versorgungsqualität (weniger Stromausfälle) weisen systematisch höhere Kosten auf. Europäische Preisvergleiche 12 6
7 Multiple Regressionsanalyse >>> Gleichzeitige Abbildung aller Effekte in einem statistischen Modell (multiple Regressionsanalyse). Europäische Preisvergleiche 13 Agenda 1. Einleitung 2. Mögliche Probleme bei Preisvergleichen 3. Korrigierter Preisvergleich 4. Auswirkungen auf Österreich 5. Schlussfolgerungen Europäische Preisvergleiche 14 7
8 Haushaltskunden: Auswirkung der Korrekturen 40% 33% 33% Netznutzungsentgelt Niederspannung Dc Österreich (in % über dem Mittelwert) 34% 30% 20% 20% 10% 12% 8% 0% Gemäss EU- Benchmarking Report Mit G-Komponente kaufkraftbereinigt Korrektur Verbrauch Korrektur Verbrauch und Einwohnerdichte Korrektur Verbrauch, Einwohnerdichte und Qualität >>> Fixkostendegression, Siedlungsstruktur und Versorgungsqualität erklären einen grossen Teil der höheren Kosten in Österreich. Europäische Preisvergleiche 15 Gewerbekunden: Auswirkung der Korrekturen 40% Netznutzungsentgelt Niederspannung Ib Österreich (in % über dem Mittelwert) 36% 36% 36% 30% 28% 20% 19% 16% 10% 0% Gemäss EU- Benchmarking Report Mit G-Komponente kaufkraftbereinigt Korrektur Verbrauch Korrektur Verbrauch und Einwohnerdichte Korrektur Verbrauch, Einwohnerdichte und Qualität >>> Fixkostendegression, Siedlungsstruktur und Versorgungsqualität erklären einen grossen Teil der höheren Kosten in Österreich. Europäische Preisvergleiche 16 8
9 Veränderung durch Korrektur: Länderüberblick 30% 20% 10% Veränderung der Netzentgelte gegenüber dem Durchschnitt auf Grund der Korrekturen für den gewichteten Durchschnitt Mittelspannung Ig, Niederspannung Ib und Dc (in %-Punkten) Verbesserung durch Korrektur 0% -10% -20% Verschlechterung durch Korrektur -30% -40% Luxemburg Deutschland Österreich Belgien Niederlande Spanien Vereinigtes Königreich Portugal Schweden Finnland Norwegen >>> Österreich gehört - mit Luxemburg und Deutschland - zu den Ländern, die ohne Korrektur am stärksten benachteiligt sind. Europäische Preisvergleiche 17 Veränderung durch Korrektur: Österreich 40% Netznutzungsentgelte Österreich gemäß Eurostat und korrigiert um G-Komponente, Kaufkraft, Verbrauch, Einwohnerdichte und Qualität (Abweichung vom Mittelwert in %) 35% 30% 25% 20% 15% 10% -18%-Pte. -25%-Punkte -20%-Pte. 5% 0% Durchschnitt Haushalte Dc (NS) Industrie Ib (NS) Industrie Ig (MS)* Netznutzungsentgelte gemäß EU-Benchmarking Report Netznutzungsentgelte korrigiert >>> Bei Niederspannungskunden (Haushalte und Gewerbe) reduzieren sich der vermeintliche Rückstand Österreichs stark. Europäische Preisvergleiche 18 9
10 Agenda 1. Einleitung 2. Mögliche Probleme bei Preisvergleichen 3. Korrigierter Preisvergleich 4. Auswirkungen auf Österreich 5. Schlussfolgerungen Europäische Preisvergleiche 19 Schlussfolgerungen Internationale Preisvergleiche sind mit Vorsicht zu genießen. Preisunterschiede v.a. infolge struktureller Unterschiede: Bei den Netznutzungsentgelten kann der vermeintliche Rückstand Österreichs gegenüber dem EU-Durchschnitt zu 70% durch die untersuchten Strukturvariabeln erklärt werden. Weitere Faktoren, die ebenfalls als Kostentreiber bekannt sind, konnten nicht untersucht werden, da keine europäisch einheitlich erhobenen Daten verfügbar sind. Diese dürften den Rückstand Österreichs weiter vermindern. Preisvergleiche lassen somit keinen Rückschluss auf Effizienz zu. Müssten die österreichischen Netzbetreibern ihre Kosten gemäß des vermeintlichen Preisrückstands senken, wäre langfristig eine Verschlechterung der Versorgungsqualität zu befürchten. Europäische Preisvergleiche 20 10
11 Plaut Economics Adlikerstr. 246, CH-8105 Regensdorf Telefon Fax Europäische Preisvergleiche 21 11
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