Erkundung der Bretagne Gruppenreise 9. bis 17.05.2009 Samstag, 9. Mai 2009 Wir starteten um 7 Uhr vom Parkplatz des Schulzentrums Vogelsang. Vorbei an Köln, Aachen, Lüttich und Valenciennes strebten wir unserem ersten Stopp zu, den wir etwa 20 Minuten vor zwölf erreichten. Es war der deutsche Soldatenfriedhof in Cambrai. Auf diesem im März 1917 eingerichteten Soldatenfriedhof liegen neben 10.685 deutschen auch 502 britische Gefallene. 1
Deutscher Weltkrieg I Soldatenfriedhof in Cambrai Weiter ging die Fahrt nach Amiens, wo wir die Kathedrale Notre Dame zu besichtigen hatten. Amiens ist die Hauptstadt des französischen Départements Somme und der Region Picardie. Die Stadt hat ungefähr 135.000 Einwohner. Neben der bedeutenden Kathedrale Notre Dame weist Amiens aber noch viel ältere Besonderheiten auf. Gajus Julius Caesar hielt sich laut seinem eigenen Bericht De Bello Gallico vom September 54 v. Chr. bis zum Frühling 53 v. Chr. dort auf. Der Heilige Martin soll in Amiens im Winter 338/339 n. Chr. seinen Mantel mit einem Bettler geteilt haben. 2
Kathedrale Notre Dame in Amiens Gegen 14:00 Uhr ging es weiter nach Rouen, wo wir nach Beziehen des Hotels uns gegen 17:00 Uhr zu einem Rundgang durch Stadt aufmachten. Rouen ist eine Hafenstadt im Norden Frankreichs an der Seine, etwa 80 km landeinwärts gelegen. Die Stadt hat etwa 110.000 Einwohner. Während des Hundertjährigen Krieges eroberte Heinrich V. von England am 19. Januar 1419 Rouen und unterstellte die Normandie der britischen Krone. In diesem Zusammenhang wurde Jeanne d'arc zum Tode verurteilt und am 30. Mai 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Stadt war seit 911 n.chr. Hauptstadt der Herzöge der Normandie. Ihre Kathedrale, die wir selbstverständlich ausgiebig besichtigten, ist Krönungskirche und Grablege der normannischen Herzöge. 3
Kathedrale in Rouen 4
Fachwerk und Kinderbeförderung in Rouen Das Pest-Beinhaus von 1348 5
Le Gros Horloge, die große astronomische Uhr aus dem 14. Jahrhundert Hier starb Jeanne d'arc 1431 6
Sonntag, 10. Mai 2009 Von Rouen fuhren wir zeitig entlang der Calvadosküste über Arromanches zunächst nach Bayeux, Arromanches liegt an der Küste des Ärmelkanals. Bei den alliierten Landungen in der Normandie während des Zweiten Weltkriegs 1944 lag Arromanches im Landeabschnitt Gold Beach. Nach der Landung wurde vor der Küste ein künstlichen Hafen (Mulberry-Hafen) gebaut, über den Truppen, Fahrzeuge und Nachschub an Land gebracht wurden. Reste dieses Hafens sind heute noch zu besichtigen. Arromanches: Reste des Mulberry-Hafens und Küstenabschnitt Bayeux ist eine Stadt mit etwa 15.000 Einwohnern, die durch den sogenannten Teppich von Bayeux bekannt wurde. Dieser ist eine in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts 7
entstandene Stickarbeit auf einem fast 70 Meter langen und 50 Zentimeter hohen Tuchstreifen. Die bunten Stickereien schildern die Geschichte der Eroberung Englands im Jahre 1066. Einzelszene auf dem Teppich (Foto: Wikimedia commons) Weiter ging es nun zum Mont Saint Michel. Der Mont Saint-Michel ist eine felsige Insel im Ärmelkanal, etwa einen Kilometer vor der Küste im Wattenmeer gelegen, nahe der Stadt Avranches und der Grenze zur Bretagne. Die ohne Bauten rund 46 Meter hohe Insel ist berühmt für das auf ihr erbaute Benediktinerkloster. Im Kloster leben und arbeiten noch heute etwa ein Dutzend Benediktinermönche. Die Felseninsel hat sich wieder zu einer großen Touristenattraktion und neuerdings im Zusammenhang mit dem Jakobsweg auch in wachsendem Umfang zu einem Pilgerort entwickelt. Er wird jährlich von etwa 3,5 Millionen Menschen besucht. Der Berg und seine Bucht gehören seit 1979 dem Weltkulturerbe der UNESCO an. 8
Mont Saint Michel aus dem Bus heraus gesehen Gasse auf dem Mont Saint Michel 9
Was ist hier los? Auf der Weiterfahrt zu unserem Tagesziel St. Malo schauten wir uns bei Dol de Bretagne noch einen mächtigen Megalithen an. Der ca. 9 m hohe Menhir du Champ-Dolent bei Dol de Bretagne Gegen 17:00 Uhr bezogen wir für die nächsten beiden Nächte das Best Western Hotel Central in Saint-Malo. 10
Die Reisegruppe vor dem Hotel Montag, 11. Mai 2009 Dieser Tag war der Erkundung von Saint-Malo und des gegenüber liegenden Dinard gewidmet. Saint-Malo ist wegen seines historischen Stadtkerns und seiner Festungsanlagen berühmt und daher einer der meistbesuchten Touristenorte Frankreichs. Der historische Stadtkern intra muros (innerhalb der Stadtmauern) macht etwa 20 % der Gesamtfläche der Stadt aus und wird von drei Seiten vom Wasser umspült. In der Bucht von Saint-Malo kann man mit bis zwölf Meter Differenz zwischen Ebbe und Flut einen der größten Gezeitenunterschiede Europas bestaunen. In der Flussmündung der Rance befindet sich das größte Gezeitenkraftwerk der Welt. 11
Auf der Stadtmauer Rathaus 12
Warten auf das Fährboot nach Dinard Saint-Malo vom Fährboot aus 13
Dinard ist ein Badeort in der Bretagne. Die Stadt liegt an der Mündung der Rance, gegenüber von Saint-Malo. Dinard wird oft Nizza des Nordens genannt. Es wurde im 19. Jahrhundert zum Badeort wohlhabender Engländer, was in Form zahlreicher Villen bis heute Spuren hinterlassen hat. Heute hat Dinard 11.000 Einwohner und ist ein Ferienort für Freunde des Wassersports. Promenade und Villen 14
Das größte Erlebnis des Autors in Dinard war freilich eine formidable Platte mit Meeresfrüchten. Fruits de mere Abschluss der Dinard-Erkundung 15
Dienstag, 12. Mai 2009 Gegen 9 Uhr starteten wir Richtung Morlaix, unserem nächsten Übernachtungsort. Über das Gezeitenkraftwerk in der Rance-Mündung fuhren wir zunächst nach Dinan (etwa 12.000 Einwohner), einem wohl wegen des mittelalterlich wirkenden Altstadtensembles Anziehungspunkt zahlreicher Touristen. Jedoch stammen die meisten der von uns als mittelalterlich empfundenen Bauten aus neuerer Zeit, denn im 20. Jahrhundert wurde die Altstadt von Dinan 1907 zur Beute eines Brandes und im August 1944 von den Alliierten bombardiert. Bis in die heutige Zeit wurde das Kulturerbe von der Stadt restauriert. Fachwerkhäuser säumen noch heute den place des Cordeliers, der rue de l'horloge und anderer gepflasterter Straßen im Zentrum. Die Stadt ist von einer beeindruckenden Stadtmauer umgeben. Altstadt von Dinan 16
Blick in mittelalterliche Gassen Dinans Blick von der Stadtmauer auf die Rance 17
und auf einen Teil der Stadt Von Dinan strebten wir dem Cap Fréhel zu. Das Cap Fréhel ist eine Landzunge an der Côte d'émeraude. Die Klippen bestehen aus rötlichem Sandstein, schwarzem Schiefer und dem von der Côte de Granit Rose berühmten rosa-farbenen Granit. Sie fallen steil zum Wasser hin ab und haben eine Höhe von bis zu 70m. Cap Fréhel ist ein Vogelschutzgebiet, das eine Vielzahl an Brutvögeln beherbergt. Am Kap stehen zwei Leuchttürme. Einer stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde vom in Frankreich unvermeidlichen Baumeister Vauban erbaut. Der andere stammt aus dem Jahre 1950. Er ist 85 m hoch. 18
Leuchttürme auf dem Cap Fréhel Weiter ging s nun zur rosa Granitküste bei Ploumanac h. Hier wurden wir auf den etwa vier Kilometer langen Sentier des Douaniers, den Zöllnerweg geschickt. Der Name verrät, dass der Weg ursprünglich angelegt wurde, um Piraten und Schmugglern das Handwerk zu legen. Im frühen 19. Jahrhundert patrouillierten hier Zöllner, denn hohe Schutzzölle und die Kontinentalsperre Napoleons I. versprachen reichliche Einnahmen für den Fiskus. Heute empfiehlt sich der Pfad als großartiger Wanderweg durch die bizarren Felsen der Granitküste, die einen wie ein Skulpturenpark der Natur anmutet. Wer mit Fantasie schaute, konnte Nilpferde und Riesenschildkröten entdecken. 19
Dieser Weg war falsch! Dieser Weg war richtig! Schildkröten Gegen 18:00 Uhr checkten wir im Hotel de l Europe in Morlaix ein. Morlaix liegt im Département Finistère der Bretagne. Die Stadt hat etwa 16.000 Einwohner. Das Stadtbild wird von einem weithin sichtbaren, 58 m hohen und 285 m langen Eisenbahnviadukt geprägt, welches 1864 errichtet wurde, um die Bahnverbindung von Paris nach Brest fertigzustellen. Heute verwendet der TGV die Trasse. Die Grand Rue, heute Fußgängerzone, 20
war die Hauptstraße des alten Handelsortes. Heute mischen sich alte Häuser und moderne Geschäfte. Morlaix 21
Mittwoch, 13. Mai 2009 Am Vormittag hatten wir etwa zwei Stunden Zeit für die individuelle Erkundung des Ortes. Dann nahmen wir unsere Reise wieder auf und fuhren zunächst nach Saint Pol de Leon, einer kleinen Stadt mit etwa 7.000 Einwohnern und zwei Kathedralen oder Basiliken. Im Bild habe ich sie auf eine Reihe gebracht, siehe unten. 22
Kathedrale Saint-Paul-Aurélien (li) und Chapelle Notre-Dame du Kreisker(re) in Saint-Pol-de-Léon(wikimedia commons) Unser nächstes Etappenziel war Roscoff, ein ehemals als Hafen wichtiges Städtchen mit 3700 Einwohnern. Hier besichtigten wir die Kirche Notre-Dame de Croaz Batz. Kirche Notre-Dame de Croaz Batz (Wikimedia commons) 23
und Ebbe im Hafen Wir besuchten nun die Umfriedeten Pfarrbezirke mit ihren Kalvarienbergen in Guimiliau, Lampaul-Guimiliau und Saint Theogonnec. Ein Umfriedeter Pfarrbezirk stellt ein einzigartiges Phänomen dar und kommt in dieser Form nur in der Bretagne vor. Er besteht aus folgenden Elementen: dem Friedhof und dessen teilweise recht hoher steinerner Einfassung, einem Triumphtor, das in den Bezirk hineinführt, einem Beinhaus, dem Kalvarienberg und der Kirche mit einer vorgelagerten Eingangshalle. Beinhäuser entstanden aus dem Umstand, dass die Friedhöfe räumlich sehr begrenzt waren. Wurden sie zu klein, so grub man die Gebeine der schon lange Verstorbenen aus und bewahrte sie in einem Beinhaus auf. In Guimiliau, einem Dorf mit knapp 1.000 Einwohnern, findet man einen der berühmtesten Umfriedeten Pfarrbezirke der Bretagne. Er wird von keinem anderen an Figurenreichtum übertroffen. Der Kalvarienberg von Guimiliau entstand zwischen 1581 und 1588 und gilt mit seinen 200 Figuren als zweitgrößter der Bretagne. Auch die Eingangshalle der Kirche ist reich mit Figuren, die Szenen aus dem Alten und Neuen Testament darstellen, geschmückt. Lange Zeit fand ein Wettstreit um den bedeutendsten Umfriedeten Pfarrbezirk statt, besonders mit den Nachbargemeinden Lampaul-Guimiliau und Saint-Theogonnec. 24
Der Umfriedete Pfarrbezirk in Guimiliau und der Kalvarienberg darin 25
Zum Pfarrbezirk von Lampaul-Guimiliau gehört eine schöne Pfarrkirche mit buntem Triumphbalken. Der Triumphbalken mit dem Triumphkreuz in der Kirche von Lampaul-Guimiliau Schließlich fuhren wir noch nach Saint-Thégonnec, einem Dorf mit etwa 2.270 Einwohnern. Das Imposanteste am Pfarrbezirk von Saint-Thégonnec ist sicher das zweistöckige Beinhaus mit korinthischen Halbsäulen, das zwischen 1676 und 1682 errichtet wurde. Das Beinhaus in Pfarrbezirk Saint-Thégonnec 26
Gegen 17:30 Uhr erreichten wir Brest, wo wir übernachten wollten. Brest ist eine Hafenstadt mit rund 150.000 Einwohnern. Brest ist seit Jahrhunderten ein bedeutender Marinehafen Frankreichs. Noch heute ist Brest, auch Cité du Ponant genannt, Stützpunkt der französischen Atlantikflotte und ein wichtiger Handelshafen. Als größte Stadt der westlichen Bretagne ist Brest aber auch ein wichtiger Industrie- und Handelsstandort. Die Stadt ist Sitz der Universität Université de Bretagne Occidentale sowie weiterer Hochschulen und Forschungsinstitute. Blicke auf die Festung und von der Festung in Brest 27
Donnerstag, 14. Mai 2009 Unser heutiges Tagesziel war Quimper, welches wir über die Etappenhalte in Locronan, Douarnenez und Point du Raz erreichten. Unseren ersten Halt Locronan erreichten wir gegen 11:00 Uhr. Das Erscheinungsbild dieses 800-Seelen-Dorfes ist noch komplett mittelalterlich. Der Ort ist für den normalen Autoverkehr gesperrt. Um den Ort herum gibt es mehrere große Parkplätze. Die Kirche des Dorfes ist sehenswert. Locronan: Dorfplatz und Kirche 28
Dieser Bretone als solcher hängt in der Bar des Hauses am Dorfplatz. Douarnenez hat etwa15.800 Einwohner. Aufgrund seiner sturmgeschützten Lage diente der Ort bereits den Römern als Schutzhafen vor der schwierigen Passage nach Britannien. Über die Jahrhunderte entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen Fischereihafen. Heute ist Douarnenez auf Platz 6 der wichtigsten Fischereihäfen Frankreichs. Der Kai von Douarnenez 29
Nächster Halt am frühen Nachmittag: Die Pointe du Raz. Sie ist ein felsiges Kap. Die schroffe Klippe, die mit einer Höhendifferenz von 72 Metern ins Meer hinausragt, ist eine der charakteristischsten Pointes der bretonischen Küste. Sie ist ein Touristenort von großem internationalen Bekanntheitsgrad. Die allzu starke Frequentierung durch Touristen hat strenge Umweltschutzmaßnahmen erfordert, um die hauptsächlich aus Heide zusammengesetzte Begrünung wiederherzustellen. Ein Touristenzentrum und ein Parkplatz wurden in einiger Distanz gebaut und sind mit der Pointe durch einen Shuttlebus verbunden. Pointe du Raz: Blick auf vorgelagerte Inseln und Leuchtturm Eine Statue der Notre-Dame des naufragés (Mutter Gottes der Schiffbrüchigen) und ein Signalturm befinden sich am Ende des Plateaus. 30
Gegen 16:30 kamen wir in Quimper an, wo wie zunächst unser Hotel bezogen und dann zu einer Stadtbesichtigung aufbrachen. Quimper, ist eine Stadt mit etwa 67.000 Einwohnern. Sie ist berühmt für ihre Porzellan-Manufaktur. Die deutsche Partnerstadt ist seit 1971 Remscheid. Weithin sichtbar ragen die spitzen Türme der Cathédrale Saint Corentin über die Stadt Quimper. Die Besonderheit dieser Kirche ist der nach links geneigte Chor. Man wollte wohl einer Grabkapelle ausweichen, die durch den Bau nicht abgerissen werden sollte. Aber eine belegte Erklärung für den abgewinkelten Chor gibt es nicht. Abends wurde es für einige von uns noch sehr anheimelnd. Wir waren, weil wir nicht mehr weit in die Stadt laufen wollten, ein paar Häuser weiter in eine Bar eingekehrt, in welcher eine Band Blues spielte. Daraus wurde unter der Leitung des schwarzen sechzigjährigen Sängers und Band-Leaders im Laufe des Abend eine regelrechte Blues-Jazz-Jamsession, in deren Verlauf sich eher unscheinbar wirkende junge Leute zu wahren Meistern ihrer jeweiligen Instrumente entpuppten. Der deutsch-französischen Freundschaft hat der Abend auch gedient, denn die Jungs haben, als sie merkten, dass wir mit ihrer Musik mitgingen, uns deutsche Oldies wortreich in ihr französisches Herz geschlossen. Die Kathedrale St.Corentin 31
Das abknickende Chor Haus in der Altstadt von Quimper 32
In der Altstadt vom Quimper Freitag, 15. Mai 2009 Den frühen Vormittag verbrachten wir in Concarneau. Die Altstadt dieses 19.000 Seelen- Ortes liegt innerhalb massiver Mauern und ist fast rundum vom Wasser umgeben. Sie gilt als sehenswert. Deshalb waren wir dort. 33
In der Ville Close von Concarneau Als nächstes besuchten wir das malerische Pont Aven. Die Gemeinde hat knapp 3.000 Einwohner. Ab 1886 arbeitete eine Künstlergruppe um Paul Gauguin und Emile Bernard hier. Diese sogenannte Schule von Aven entwickelte den Impressionismus weiter in Richtung 34
Synthetismus, einer Kunstrichtung innerhalb der post-impressionistischen Kunst. Der Ort beherbergt unzählige Kunstgalerien. Pont Aven, Ortsmitte Pont Aven Häuser am Fluss Nun besuchten wir Quimperlé, eine Stadt mit ca. 10.850 Einwohnern. Hier besuchten wir die Kirche Sainte-Croix. 35
In der Kirche Sainte Croix Kirche Sainte Croix und Markthalle Weiter ging es nun nach Le Faouët, wo wir einen berühmten Holzlettner zu besichtigen hatten. Wer wusste vorher, was ein Lettner ist? Wer wusste es nach der Besichtigung? Ich jedenfalls nicht. Deshalb trage ich die in Wikipedia gefundene Definition hier vor. Der Lettner (von lat.: lectorium Lesepult ), auch Doxale genannt, ist eine steinerne oder hölzerne Schranke, die vor allem in Domen, Kloster- und Stiftskirchen den Raum für das Priester- oder 36
Mönchskollegium vom übrigen Kirchenraum, der für die Laien bestimmt war, abtrennte. Er ist eine Weiterentwicklung der frühchristlichen Chorschranken. Er entwickelte sich in der Spätromanik, hatte eine Blütezeit in der Gotik und wurde dann in seiner Funktion als Lectorium allmählich von der Kanzel ersetzt. Vor dem Raum war der Kreuzaltar positioniert. Entsprechend diente der oft reiche Figurenschmuck des Lettners häufig der Verbildlichung der Passion Christi. Hinter dem Lettner war der Raum für den Klerus mit Chorgestühl, Bischof- oder Abtsitz sowie dem Hauptaltar, der in der Regel seinen Platz an der Stirn der Apsis hatte. Der Holzlettner von Le Faouët Gegen 16:30 trafen wir in Lorient ein. Lorient hat etwa 59.000 Einwohner. Der Name stammt von L'Orient, da hier früher der Heimathafen der französischen Ostindien-Kompagnie war. Hier legten die Schiffe ab in Richtung der Maskarenen im Indischen Ozean, Indien oder China, um mit Seide, Gold und Gewürzen zurückzukehren. Unter Napoleon wurde der Hafen zum Kriegshafen. Im Zweiten Weltkrieg am 25. Juni 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht den Hafen. Wie kaum eine zweite hatte die im Nordwesten Frankreichs gelegene Hafenstadt während des Zweiten Weltkrieges zu leiden: Da die alliierten Luftangriffe den U-Boot-Bunker nicht zerstören konnten, wurden die Versorgungslinien zum U-Boot-Stützpunkt bombardiert. So lag 1943 fast die ganze Stadt in Trümmern. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg war daher ein völliger Neuaufbau. Mit seinem durch und durch modernen Charakter fällt Lorient aus der Reihe der typisch bretonischen Städte heraus. So gab es außer dem Hafen hier auch für uns mit Bretagne-Augen nicht mehr viel zu erkunden. Das führte dazu, dass wir abends im Hotel einen wirklich schönen Gruppenabend zelebrierte, bei dem sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer um eine lange Tafel gruppierten. 37
Segelhafen vor den ehemaligen U-Bootbunkern in Lorient Samstag, 16. Mai 2009 Über Carnac, Quiberon und Josselin fuhr der Bus uns nach Caen. Zunächst besuchten wir Carnac. Der kleine Ort mit etwa 4.400 Einwohnern ist berühmt für seine mehr als 3.000 Menhire aus grauer Vorzeit, die zu Steinreihen (Alignements) gruppiert sind. Alignements bei Carnac Auf dem Weg nach Quiberon sahen wir die wilde Küste, die Côte Sauvage. 38
An der Côte Sauvage bei Quiberon Quiberon ist eine Hafenstadt und eine Halbinsel. Während einst die Fischerei eine große Rolle in der Wirtschaft der Stadt spielte, leben heute die rund 5.000 Einwohner aber hauptsächlich von den bis zu 60.000 Touristen während des Sommers. Ort und Strand Quiberon Am Nachmittag streiften wir noch kurz Josselin, um dann das Hotel für unsere letzte Übernachtung auf dieser Reise in Caen anzusteuern. Josselin, eigentlich ein Dorf mit rund 39
2.600 Einwohnern, ist bekannt durch sein Schloss. Josselin ist die Residenzstadt der Herzöge von Rohan, deren Sitz das Schloss Josselin ist. Schloss Josselin Am frühen Abend trafen wir in Caen [kɑ ] ein und bezogen unser Hotel. Caen ist die Hauptstadt der Region Basse-Normandie und mit etwa 114.000 Einwohnern die größte Stadt im Département Calvados. In Caen fährt die Tramway de Caen, ein sogenannter Spur-Obus. Er stellt eine Mischung aus Oberleitungsbus und Straßenbahn dar. Wir sahen ein solches Gefährt. Tramway de Caen 40
Sonntag, 17. Mai 2009 Als wir am anderen Morgen putzmunter wieder im Frühstücksraum versammelt waren, regnete es Bindfäden. Auch nach Verladen der Koffer und Betreten des Busses regnete es immer noch Bindfäden. So beschloss die Reisegesellschaft bei wenigen Gegenstimmen, auf das für den Vormittag noch angebotene historische Kurzprogramm zu verzichten und die Heimreise anzutreten. Gegen 18:00 Uhr verabschiedeten wir uns auf dem Parkplatz am Schulzentrum Vogelsang, hoffend, dass wir in alter Frische im nächsten Jahr nach Kroatien reisen. 41