Klare Zielvereinbarungen und Lernangebote für Lehrlinge Dipl.-Päd. Mag. Peter Haas
Kennen Sie das? Manchmal erreiche ich meine Lehrlinge offenbar nicht? Warum ist das so? Ich war doch auch einmal jung und weiß noch ganz genau wie Jugendliche denken! 2
Bedenken Sie bitte...... unsere Jugendzeit der 70er, 80er und 90er Jahre ist mit der Jugendzeit der heute 16 bis 20 Jährigen NICHT vergleichbar. 3
Überblick Jugendstudien aus Österreich Smartphones, Internet & Co Werte & Einstellungen von Jugendlichen Zwischenresümee Anwendung der Erkenntnisse 4
Unsere Jungen werden erforscht... Jugendstudie aus Tirol von 2017 Sinus-Milieu Studie 2017 Generation What?, Umfrage von europäischen Rundfunkanstalten 2016 imas-oö Jugendstudie 2016 5
Überblick Jugendstudien aus Österreich Smartphones, Internet & Co Werte & Einstellungen von Jugendlichen Zwischenresümee Anwendung der Erkenntnisse 6
Frage: Könntest Du ohne Internet glücklich sein? Ohne mein Smartphone kann ich nicht leben!... 46 % sagen NEIN... sagen knapp ein Drittel der Tiroler Jugendlichen in einer Studie von 2017 7
Medienkonsum von Jugendlichen 2017 an Werktagen.. 10,3 h (!) an Wochenenden... 12 h (!) (Durchschnitt, Tiroler Jugendstudie 2017) 8
Das bedeutet... wenn Ihr Lehrling sein/ihr Handy stets in Reichweite hat, so ist dies ein altersadäquates Verhalten aus seiner/ihrer Sicht...... nur für uns Ältere ist das unverständlich und oft auch unerwünscht! Was machen Jugendliche die ganze Zeit mit ihrem Handy? 9
Welche Inhalte werden genutzt? Beschriftung für Bilder im großen Querformat 10
Und wenn wir ihnen die Handys einfach verbieten? Jugendliche weisen beim Entzug vom Smartphone ähnliche bis gleiche Entzugssymptome auf wie beim Entzug von klassischen Drogen. Handyentzug ist wie Drogenentzug (Martin Fuchs, Universitätsklinik Innsbruck, Stv. Direktor für Kinder- und Jugendpsychiatrie) 11
Sie kennen doch die drei Affen... 12
Mittlerweile sind es aber vier... (Quelle: www.babushahi.com, 09/2017) 13
Überblick Jugendstudien aus Österreich Smartphones, Internet & Co... Werte & Einstellungen von Jugendlichen Zwischenresümee Anwendung der Erkenntnisse 14
Die Grundeinstellung derzeit... Die Welt draußen ist zu kompliziert geworden, um sie wirklich verstehen zu können; die negativen Entwicklungen in unserer Gesellschaft lassen sich nicht mehr aufhalten. Das Leben ist ein Dschungel Aber Man selbst wird es schon schaffen, wird sich entschlossen und pragmatisch durch die Wirren des Lebens kämpfen. 15
Welche Inhalte werden genutzt? Beschriftung für Bilder im großen Querformat 16
Einstellung zur EU und zur Politik 35 % empfinden die EU zu groß. Weitere 33 % sehen in Europa ein notwendiges Konstrukt bzw. nicht mehr als den Namen eines Kontinents. 88 % misstrauen der Politik grundsätzlich 85 Prozent misstrauen den Medien Damit liegt Österreich europaweit im Spitzenfeld, am höchsten ist der Wert in Griechenland (Generation What, 2016) 17
(Logische) Konsequenzen daraus Nur mehr 18% der jungen Erwachsenen glauben an eine positive Zukunft. Soft News aus den sozialen Medien wird geglaubt Konzentration auf das Hier und Jetzt! Party! Die gute Nachricht: weil alles als kompliziert gesehen wird... 18
Ein ausgeprägter Wunsch nach Struktur und Orientierung... Die Sinus-Milieu Jugendstudie von 2016 zeigt einmal mehr auf: Österreichs unter 30jährige suchen nach Halt und Orientierung in einer für sie zunehmend zu komplexen Umwelt. Diese Orientierung versprechen sie sich von den Erwachsenen. 19
Erwachsen sein heute Jugendliche sehen sich zur Zeit erst ab dem Erreichen des 30. Lebensjahres selbst als erwachsen an Erst ab diesem Zeitpunkt hat die Mehrheit einen fixen Job, eine fertige Ausbildung und eine eigene Wohnung (OÖ-Jugendstudie imas 2016) 20
"Wie stellen Sie sich einen Erwachsenen vor, der so ist, wie Sie sein möchten? Antworten: 94% Weiß genau, was er will 89% Setzt sich durch 66% Gibt eine klare Linie vor 38% Verlangt einiges von seinen Kindern 21
Überblick Jugendstudien aus Österreich Smartphones, Internet & Co Werte & Einstellungen von Jugendlichen Zwischenresümee Anwendung dieses Wissens in der Praxis 22
Zwischenresümee Die neuen Medien & die mobilen Endgeräte sind definitiv ein Problem, das einen Generationenkonflikt bewirken kann oder bereits bewirkt Jugendliche heute sind mehrheitlich stark pragmatisch eingestellt und leben eher im Hier und Jetzt als sich mit Fragen der Zukunft zu beschäftigen Ein heute 18jähriger Lehrling ist noch kein/e Erwachsene/r so wie wir das Wort verwenden Jugendliche wünschen sich auch als Volljährige noch von uns Erwachsenen Orientierung und Struktur 23
Überblick Jugendstudien aus Österreich Smartphones, Internet & Co Werte & Einstellungen von Jugendlichen Zwischenresümee Anwendung der Erkenntnisse 24
Wie kann ich diese Erkenntnisse im Umgang mit meinem Lehrling nutzen? Punkt 1 - Punkt 2 Punkt 3 - VERHALTENSVEREINBARUNGEN KLARE KOMMUNIKATION bzw. KLASSISCHE KOMMUNIKATIONSFEHLER VERMEIDEN KLARE KOMMUNIKATION BEI KONFLIKTEN / PROBLEMEN 25
1. VERHALTENSVEREINBARUNGEN Gleich zu Beginn: Setzen Sie eine schriftliche Verhaltensvereinbarung auf, die Sie persönlich mit Ihrem/n Lehrling/en durchsprechen und danach gemeinsam unterschreiben! Gibt den gewünschten Ordnungsrahmen und eine klare Struktur vor Die Zeit, die Sie hier investieren, gewinnen Sie später wieder zurück Wichtig: Unbedingt auch disziplinäre Maßnahmen vorsehen, wenn gegen die Vereinbarung verstoßen wird. Diese müssen konsequent eingehalten werden! (Das spricht sich herum...) Bewährt haben sich Eskalationspläne mit zwei bis drei Stufen 26
Was unbedingt geregelt gehört... Die Verwendung mobiler Endgeräte, die Internetnutzung sowie die Verwendung sozialer Medien während der Arbeitszeit gehören klar reglementiert...... und unbedingt konsequent verfolgt! Erwarten Sie sich für ein paar Tage Frust & Widerstand! ( Entzugserscheinungen) 27
Was noch enthalten sein soll... Gleich zu Beginn: Angefangen vom Verhalten am Morgen bis zum Ende des Arbeitstages. Denken Sie wirklich an alles, setzen Sie (fast) nichts voraus! Wichtig: Grundsätzliche Erwartungen Kleidung Grüßen Umgang mit Arbeitsaufträgen Was tun bei Fragen/Leerläufen? Wer sind die direkten Ansprechpersonen? 28
2. KLARE KOMMUNIKATION Sie können dabei nur Ihre Seite der Kommunikation übernehmen, Kommunikation ist aber zweiseitig Ehrliches, regelmäßiges Feedback ist wichtig! (= Orientierung!), legen Sie dabei gemeinsam Ziele fest! Ideal ist ein Jour Fix, bei dem Sie nur für Ihre/n Lehrling/e da sind! (und sei es nur für wenige Minuten). Machen Sie einen Kaffeetermin oder eine Zigarette daraus - aber regelmäßig! 29
Klassische Kommunikationsfehler vermeiden Vermeiden Sie ungenaue Angaben bei Arbeitsaufträgen und sprachliche Weichmacher Nix g sagt ist g nua g lobt! ist zu wenig Bei Konflikten: Nicht übertreiben, bei den Fakten bleiben 30
In der Früh gehört die Post aufgeteilt und ausgetragen! oder Die Ablage machen wir in unserer Abteilung immer wieder gelegentlich zwischendurch... 31
In der Früh gehört die Post aufgeteilt und ausgetragen! oder Die Ablage machen wir in unserer Abteilung immer wieder gelegentlich zwischendurch... in der Früh = also von 10 bis 11 Uhr wir = also nicht unbedingt ich gelegentlich = völlig egal wann 32
Die Post gehört jeden Tag bis spätestens 8:30 Uhr aufgeteilt und ausgetragen! Schau bitte darauf, dass du spätestens um 9:00 Uhr von deiner Postrunde wieder zurück bist. Die Ablage muss immer zwischendurch gemacht werden. Die genaue Zeiteinteilung obliegt dir, ABER am Ende der Woche muss immer alles fertig abgelegt sein. Ich sehe mir das am Freitag um 13 Uhr an. 33
Bei Problemen / Konflikten... nicht persönlich nehmen keine Übertreibungen sachlich bleiben Kommunizieren Sie klar, was Sie sich von Ihrem Lehrling erwarten und in welchen Bereichen diese Erwartungen nicht erfüllt werden/wurden (angelehnt an die Gewaltfreie Kommunikation von Marshall Rosenberg) 34
Zusammenfassung schriftliche Verhaltensvereinbarungen unterschreiben (eventuell auch für alle Abteilungen gemeinsam), in denen auch Dinge geregelt sind, die für uns Erwachsene selbstverständlich sind Mediennutzung streng regeln und konsequent verfolgen (Struktur!) Klar kommunizieren (man kann klar kommunizieren ohne unhöflich zu sein) Bei Problemen / Konflikten besonders klar kommunizieren und typische Fehler vermeiden 35
Zum Schluss... Ein Tipp an gelernte Österreicher/innen : Setzen Sie die aus den Ergebnissen der Studien abgeleiteten Tipps im Umgang um, BEVOR Sie sich Argumente überlegen, warum das bei Ihrem Lehrling sicher nicht funktionieren kann! 36
Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Mag. Peter Haas BS für Industrie, Finanzen & Transport Längenfeldgasse 13-15/Stg.1 1120 Wien Mobil: +43 699 1406 3236 peter.haas@bsift.at www.bsift.at