Raussmüller Organisation

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Transkript:

Wir wollen unserem Werk eine unabhängige Zukunft geben Urs und Christel Raussmüller, die Urheber und Betreiber der Hallen für Neue Kunst in Schaffhausen, verlegen nach über 30 Jahren engagierter Kulturarbeit ihre Aktivitäten an den Standort der Raussmüller Collection in Basel. Als Privatpersonen haben Urs und Christel Raussmüller seit Beginn der 1980er Jahre unter Einsatz ihrer Kunstkenntnis, Kunstwerke und Geldmittel mit ihrer Institution architektonisch wie inhaltlich internationale Massstäbe gesetzt. Die Raussmüller Organisation wird die Hallen für Neue Kunst in Basel in veränderter Form mit neuen Perspektiven zur Geltung bringen. Warum verlegen Sie Ihre Aktivitäten von Schaffhausen nach Basel? Urs und Christel Raussmüller: Unser zentraler Arbeitsort ist schon seit Jahren in Basel. Dort haben wir ein geeignetes Gebäude, um Kunstwerke zu lagern, die nicht in Schaffhausen oder anderswo ausgestellt sind, sie konservatorisch und kunstwissenschaftlich zu bearbeiten, sowie institutionelle Konzepte zu entwickeln und Publikationen vorzubereiten. In Schaffhausen haben wir seit 1984 mit den Hallen für Neue Kunst einen Museumsbetrieb, wo Kunst und Wissen dem Publikum zugute kommen. In Basel wollen wir jetzt beides zusammenführen mit dem Ziel, eine langfristige Fortsetzung unserer Aktivitäten zu gewährleisten. Nach 30 Jahren engagierter Leistung in Schaffhausen ist die Zeit gekommen, unserem Werk eine gesicherte Zukunft zu geben und das heisst auch, eine grössere Unabhängigkeit als sie in Schaffhausen möglich ist. Wäre dies nicht auch am jetzigen Standort in Schaffhausen möglich gewesen? Sehen Sie, im Zentrum unserer Tätigkeiten steht seit jeher die Kunst. Um sie den Intentionen der Künstler entsprechend zur Wirkung bringen zu können, müssen wir primär den konservatorischen Erhalt der Werke sichern. Der Umzug nach Basel wird durch den Umstand gefördert, dass die alte Schaffhauser Textilfabrik den klimatischen Anforderungen einiger der lang ausgestellten Kunstwerke nicht auf Dauer gewachsen ist. Der angestrebte Museumsstandard hätte hohe Investitionen in das städtische Gebäude bedingt sowie voraussichtlich eine Volksabstimmung erfordert mit entsprechender zeitlicher Verzögerung und ungewissem Ausgang. Für uns ist der zeitliche Aspekt nicht unbedeutend. Dazu kommen Fragen der Ökonomie, die für eine längerfristige Finanzierung des Hallen-Betriebs den Rahmen der Leistungsvereinbarung mit Stadt und Kanton massiv übersteigen. Und dann gibt es nach dem Urteil des Schaffhauser Obergerichts im Fall des Beuys-Werks auch noch Fragen der Rechtssicherheit. Nach sorgfältigen Erwägungen und Verhandlungen haben wir uns daher entschlossen, nicht weiter an der schwierig gewordenen Situation in Schaffhausen zu flicken, sondern das erforderliche Fundament für die Zukunft in Basel zu schaffen als verlässliche Zukunft für die Kunstwerke wie für die Raussmüller Organisation und ihre Leistungen. Wir haben uns für mehr Freiheit entschieden. Im Mai 1984 wurden die Hallen eröffnet, nun kündigen Sie im Mai 2014 die Verlagerung Ihrer Aktivitäten nach Basel an. Ein schmerzhafter Schritt? Einerseits schon, denn die Hallen haben wir mit viel Hingabe errichtet, betrieben und auch gelebt. Aber es ist auch ein konstruktiver Schritt. Als wir unsere Institution 1984 eröffneten, hätten wir nie gedacht, dass sie 30 Jahre Bestand haben könnte. Damals ging es vor allem darum, einer bahnbrechenden Kunstentwicklung einen Ort und den nötigen Raum für ihre

Entfaltung zu geben. Daraus entwickelte sich dann das Modell einer neuen Form von Museum, und Schaffhausen wurde in der Kunstwelt berühmt. In Schaffhausen selbst hatten wir jedoch nicht nur Unterstützer. Viele sahen vor der kulturellen Wirkung und den Werten der Kunst primär den Wert der städtischen Fabrikliegenschaft ( Büros statt Beuys ). Von Anfang an gab es eine Diskrepanz zwischen der internationalen und der lokalen Wahrnehmung der Hallen für Neue Kunst was vermutlich nicht anders zu erwarten ist. Nach 30 Jahren, in denen wir viel Zeit, Energie und finanzielle Mittel in den Betrieb der Hallen investiert haben, folgt nun ein neuer Abschnitt. Wir blicken motiviert nach vorne und nicht wehmütig zurück. Wir haben uns ein Leben lang mit Kunst befasst und hatten dabei immer die Gestaltung der Zukunft zum Ziel. Unsere Tätigkeiten werden sich weiterhin darum drehen, das Entstehen, die Verbreitung und das Verständnis von Kunst zu fördern, aber die Vorgehensweisen können sich ändern. Diesen flexiblen Prozess möchten wir über unser eigenes Leben hinaus lebendig halten. Mit den Hallen für Neue Kunst haben Sie Kunst- bzw. Museumsgeschichte geschrieben. Wie erklären Sie sich diese vor allem international euphorische Rezeption der Hallen? Was 1983/84 in Schaffhausen entstand, war wirklich innovativ. Heute sind viele der damals neuen Aspekte selbstverständlich geworden, so dass es vielleicht interessant ist, sie noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Die Hallen für Neue Kunst der Name ist Programm waren der erste Schwerpunkt für die noch wenig bekannte, raumbezogene Kunstentwicklung, die in der Folge die Erscheinung und Wirkung von Kunst fundamental verändern sollte. Die Museen scheuten sich noch vor der platzraubenden Präsentation der Werke, so dass diese höchstens aus Katalogen bekannt waren. Dazu kam, dass die Hallen der erste konsequente Umbau eines brachliegenden Fabrikgebäudes in ein Kunstmuseum waren und damit ein kostengünstiges Museumsmodell, das weltweite Nachahmung erfuhr. Auch das Konzept der langfristigen Installation von Werken zeitgenössischer Kunst war neu in einer Zeit, die zunehmend auf schnelle Wechsel ausgerichtet war. Vermutlich die nachhaltigste Wirkung aber hatte unsere Präsentation der Werke: Statt von vielen Künstlern einige Beispiele auszustellen, zeigten wir wichtige Werke von relativ wenigen, aber wegweisenden Künstlern in aufschlussreichen Werkgruppen. Die Intentionen der Künstler übertrugen sich so auch ohne weitere Erklärungen durch die Auswahl und Qualität der Werke selbst. Diese Präsentationsform hat in der Folge auf breiter Ebene Schule gemacht. Was den Hallen aber ihre unvergleichlich ganzheitliche Wirkung gab, war sicher die Gestaltung des Ganzen durch einen Künstler. Die Hallen sind der Ausdruck unserer persönlichen Stellungnahme für eine Position des Aufbruchs in der Kunst wie in der Gesellschaft und für ein grosses kreatives Potential. Diese Haltung haben sie übertragen. Seit 1984 hat sich auch in der Gesellschaft vieles verändert. Wie war es in diesen 30 Jahren möglich, den Geist der Hallen zu bewahren? Ja, in den 30 Jahren seit der Hallen-Gründung hat sich viel verändert in der Gesellschaft wie in der Kunst. Den idealistischen Zielen folgte ein materialistischer Geist. Aber die grundsätzliche Frage nach den Inhalten blieb bestehen. In den Hallen für Neue Kunst ging es immer um die Energie der künstlerischen Botschaft, und die ist erstaunlich aktuell geblieben. Wir haben im Verlauf der Zeit immer wieder Ergänzungen und Zusatzausstellungen durchgeführt, aber den wesentlichen Werk-Bestand beibehalten. Das wurde uns zeitweise auch vorgeworfen. Es waren jedoch nicht Sturheit oder reine Behauptung, die uns bewogen haben, die Hallen nicht den neuen Strömungen anzupassen. Der Grund war unsere Überzeugung und die Erfahrung, dass substantielle, mit Vision und kreativer Kraft geladene Kunst immer

Zeit braucht, um rezipiert zu werden. Diese Zeit wollten wir der Neuen Kunst an diesem Ort einräumen. Inzwischen ist klar geworden, dass man nicht Stärken preisgeben muss, um Erwartungen zu erfüllen. Man muss auch bestimmte Haltungen gegen den Zeitgeist verteidigen besonders wenn sie zu so weitreichenden und einflussreichen Leistungen geführt haben wie das bei dieser Kunst der Fall ist. Wann reifte diese Einsicht, dass die Tätigkeit in Schaffhausen nicht fortgeführt werden kann? Für uns und auch für die Schaffhauser Politiker hat sich schon seit einiger Zeit die Frage nach der längerfristigen Perspektive der Institution Hallen für Neue Kunst in Schaffhausen gestellt. Nach 30 Jahren engagierter Kulturarbeit erweisen sich die Schwächen des institutionellen Fundaments als zunehmend einschränkend, und es wird offensichtlich, dass die Zukunft der Hallen am Standort Schaffhausen nicht garantiert werden kann. Aus diesem Grund wollen wir die uns verbleibende Lebenszeit nutzen, um unser Werk auf eine möglichst tragfähige Basis zu stellen. Das ist in Basel möglich. Wir wollen mit unserer eigenen Betriebsstruktur erreichen, dass der von uns zusammengetragene Kunst- und Wissensfundus über uns hinaus verfügbar ist. Er soll dazu beitragen, die Erfahrung der Neuen Kunst zu vertiefen und zu erweitern und durch diese Kunst zu Einsichten zu führen, die in allen gesellschaftlichen Bereichen zur Gestaltung der Zukunft benötigt werden. Inwiefern ist der Konkurs der Stiftung für neue Kunst für die Verlagerung der Aktivitäten nach Basel verantwortlich, in gewissen Medien war von einem Konkurs des Museums zu lesen? Das ist falsch. Die Bedeutung der Stiftung für neue Kunst wird überbewertet. Ursprünglich zur Betriebsfinanzierung der Hallen für Neue Kunst konzipiert, konnte sie mit einem Vermögen von maximal 80 000 Franken nie die Funktion erfüllen, die ihr laut ihren Statuten zugekommen wäre. Wir haben also auf privater Basis den Betrieb gewährleistet, die Haftung für die Werke übernommen, auch diejenigen, die nicht Eigentum der Raussmüller Collection sind, und zusammen mit dem Kanton (Leistungsvereinbarung seit 2006) sowie unterstützt von Gönnern und Förderern die Betriebsfinanzierung gesichert. Das Urteil des Obergerichts im Fall des Beuys-Werks hatte zur Folge, dass die Aktiven der beklagten Stiftung nicht ausreichten, um die Prozesskosten zu decken, was zum Konkurs der Stiftung führte. Das durch die Stiftung beschäftigte Aufsichtspersonal musste entlassen werden und wir haben die Hallen aus Sicherheitsgründen geschlossen. Dass sie seither nicht wieder zugänglich gemacht wurden, liegt aber nicht am Untergang der Stiftung, sondern primär an unklaren Rechts- und Haftungsfragen als Folge des Urteils. Hätte es keine Möglichkeit gegeben, den Hallen-Betrieb auch nach Herausgabe des Werks Das Kapital weiterzuführen? Vielleicht schon. Aber es braucht auch Motivation, um die Institution privat und freiwillig zu betreiben. Diese Motivation ist mit dem Urteil im Prozess um das Beuys-Werk abhanden gekommen. Die Schaffhauser Gerichte haben in ihrem Indizien-Urteil unsere künstlerische Beteiligung am Werk ausser Acht gelassen. In diesem Umfeld wollen wir keine künstlerischen Leistungen mehr erbringen. Vergessen Sie nicht: Wir haben aus eigenem Antrieb die Hallen für Neue Kunst gegründet, um Beuys den gewünschten Ort für sein Werk zu schaffen und für diesen Zweck einen eigens dafür konzipierten Raum errichtet. Es ging bei der Entstehung der Raumskulptur in Schaffhausen um einen künstlerischen Prozess, an dem wir beteiligt sind und danach um 30 Jahre Unterhalt und öffentliche Vermittlung des Werks. Diese Kunst ist wie

ein Instrument, das erst Kraft und Wirkung entfaltet, wenn es richtig bespielt wird. Nur haben wir seit dem Urteil keinen unmittelbaren Einfluss mehr auf die Zukunft dieses Werks. Haben sich Stadt und Kanton Schaffhausen zu wenig um diese Institution bemüht? Spätestens bei der Budgetdebatte Ende 2013 haben sich die finanziellen Grenzen von Stadt und Kanton gezeigt. Das Urteil des Obergerichts Ende Dezember 2013 löste, wie gesagt, zusätzliche Schwierigkeiten aus und machte die Erfüllung der vorgesehenen Leistungsvereinbarung unmöglich. In diesem Zusammenhang taten sich dann grundsätzliche Fragen nach den Voraussetzungen für die Weiterführung des bisherigen Betriebs in Schaffhausen auf. Sie betreffen die klimatischen Bedingungen für die Erhaltung der ausgestellten Werke, Probleme der Haftung usw. Die Institution nachhaltig und langfristig zu sichern, würde von den Beteiligten grosse finanzielle Investitionen erfordern. Wie bereits erwähnt, wäre hierfür vermutlich auch das aufwändige Prozedere einer Volksabstimmung erforderlich mit ungewissem Ausgang. Die Sicherung der Leistungen wie des Werkzustands wäre dadurch um Jahre verzögert. Diese Zeit haben wir nicht mehr. Zudem steht die Frage nach einer nachhaltigen Finanzierung des Betriebs im Raum. Ohne unser Zutun wäre bereits in der Vergangenheit ein grosses strukturelles Defizit entstanden. In den Gesprächen mit Stadt und Kanton Schaffhausen zeigte sich, dass eine Institution wie die Hallen für Neue Kunst einen Ort von der Grösse Schaffhausens wohl überfordert. Dies ist einfach eine Realität, die alle Seiten zur Kenntnis nehmen mussten. Das sagen wir ohne Ressentiment. Wir haben uns von Stadt- und Regierungsrat selten so unterstützt gefühlt wie in den letzten Jahren. Sie sprechen in ihrem Kommuniqué auch von Fragen der Konservierung, Sicherheit und Haftung, die gegen einen Weiterbetrieb gesprochen haben. Können Sie dies vielleicht ein wenig ausführen was muss man sich darunter vorstellen? Als wir die Hallen für Neue Kunst errichtet haben, bestand noch wenig Interesse an der Neuen Kunst und entsprechend ging es damals vor allem darum, diese Kunst bekannt zu machen. Nach 30 Jahren hat sich die Situation nicht zuletzt durch die verrückte Marktentwicklung und die damit zusammenhängende Preissteigerung der Kunstwerke vollkommen geändert. Die von uns getragenen Haftungs- und Sicherheitsrisiken im Zusammenhang mit den ausgestellten Werken haben enorm zugenommen. 30 Jahre sind aber auch eine lange Ausstellungszeit für Kunstwerke, die zunehmend konservatorischen Schutz brauchen. Die klimatischen Bedingungen in der ehemaligen Textilfabrik sind für bestimmte Werke nicht ideal. Eine Zeitlang lässt sich das in Kauf nehmen, aber längerfristig muss die Erhaltung der Werke Priorität haben. In den Medien wurde im Zusammenhang mit den Hallen für Neue Kunst immer wieder von Ihrem Lebenswerk gesprochen. Ist dieses nun gefährdet? Unser Werk umfasst mehr als die Hallen in Schaffhausen. Es wird eine Fortsetzung haben. In Basel kann jetzt auf der Grundlage unserer Erfahrungen und Kenntnisse und mit grosser Unabhängigkeit noch einmal etwas Neues entstehen. Wir werden die Zukunft unserer Institution so gestalten, dass unser Wissen über die Beschaffenheit der Kunst und den Geist, aus dem sie entstand, für Jüngere verfügbar bleibt. Was passiert mit den Werken in den Hallen, die nicht Eigentum der Raussmüller Collection sind? Wir haben die Leihgeber über unseren Entscheid informiert und gemeinsam beraten wir das

Vorgehen. Die entsprechenden Vereinbarungen sehen vor, dass die von Dritten, z.b. von Künstlern, zur Verfügung gestellten Werke wieder an diese zurückgehen, sofern sie nicht als Leihgeber an der Zukunft in Basel teilhaben wollen. Ist das Kunstwerk Das Kapital Raum 1970 1977 auch von Ihrem Umzug betroffen? Nein. Das Kapital Raum 1970 1977 ist eines der letzten eigenhändig von Beuys errichteten Werke. Solange nicht der Joseph Beuys Estate die Verschmelzung von Objekten und Raum auflöst, mit der Beuys sein Monument an Raussmüllers Architektur gebunden hat, ist der Verbleib des Werks an seinem Standort zu unterstützen. Wie gesagt, nach dem Urteil gegen die Stiftung für neue Kunst auf Herausgabe des Beuys-Werks ist unser Einfluss begrenzt. Was passiert nun mit dem Gebäude? Die ehemalige Kammgarn-Fabrik befindet sich im Eigentum der Stadt Schaffhausen. Der Nutzniessungsvertrag zwischen der Raussmüller Collection und der Stadt Schaffhausen kann von beiden Seiten innerhalb einer bestimmten Frist gekündigt werden. Was danach mit dem Gebäude passiert, obliegt der Stadt Schaffhausen. Wann beginnen Sie mit dem Abbau? Die Raussmüller Collection geht davon aus, dass der Umzug der Werke nach Basel bis Ende Jahr abgeschlossen sein wird. Oberste Priorität haben für uns ein sorgfältiger Abbau und die Rückführung bestimmter Werke zu den Leihgebern. Werden die Kunstwerke der Öffentlichkeit jemals wieder zugänglich gemacht? Wenn man auf unsere Tätigkeiten zurückblickt, haben wir immer Kunstwerke öffentlich zugänglich gemacht. Es geht uns ja darum, durch das Mittel der Kunst etwas zu bewegen nicht, daran reich zu werden oder nur zu besitzen. Man kann also damit rechnen, dass dieser Prozess fortgesetzt wird. Wir möchten jedoch keine Zeitpunkte festsetzen. Kann man die Kunstwerke in Basel besichtigen? Anders als bei den Hallen für Neue Kunst in Schaffhausen wird die Raussmüller Organisation die Institution in Basel zunächst nur im Rahmen spezifischer Veranstaltungen für das Publikum öffnen. Wir werden über die weitere Entwicklung informieren.