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Transkript:

Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung Untersuchungsbericht Der Untersuchungsbericht wurde gemäß 18 FlUUG summarisch abgeschlossen, d.h. ausschließlich mit Darstellung der Fakten. Identifikation Art des Ereignisses: Unfall Datum: 10. Januar 2012 Ort: Luftfahrzeug: Hersteller / Muster: Personenschaden: Sachschaden: Drittschaden: Informationsquelle: Flugplatz Egelsbach Hubschrauber Robinson Helicopter Company / R22 Beta II keiner Luftfahrzeug schwer beschädigt keiner Untersuchung durch Beauftragte der BFU Aktenzeichen: BFU 3X001-12

Sachverhalt Ereignisse und Flugverlauf Im Rahmen der Ausbildung flog die Flugschülerin am Verkehrslandeplatz Egelsbach zum ersten Mal im Alleinflug in einem Hubschrauber R22 Beta II Platzrunden unter Aufsicht. Der Fluglehrer befand sich auf dem Turm. Die Flugschülerin hatte bereits sechs Platzrunden mit Absetzen des Hubschraubers auf dem Boden durchgeführt. Bei der siebten und letzten geplanten Landung schwebte der Hubschrauber über den ausgewiesenen Hubschrauberlandeplatz, als er plötzlich um die Längsachse nach links rollte und der Hauptrotor um ca. 14:30 Uhr 1 in den Boden schlug. Der Hubschrauber kam auf der linken Rumpfseite zum Liegen, die Flugschülerin konnte das Wrack unverletzt verlassen. Überblick Unfallstelle am Verkehrslandeplatz Egelsbach Foto: Polizei 1 Alle angegebenen Zeiten, soweit nicht anders bezeichnet, entsprechen Ortszeit - 2 -

Angaben zu Personen Die 42-jährige Flugschülerin hatte eine Flugerfahrung von ca. 35 Stunden mit 148 Landungen auf dem Muster Robinson R22. Sie befand sich seit dem 02.06.2011 in der Ausbildung zum Erwerb eines Luftfahrerscheins für Privathubschrauberpiloten. Sie wurde am Unfalltag durch den Ausbildungsleiter der Flugschule fliegerisch auf ihre Alleinflugreife überprüft. Die Flugschülerin war im Besitz eines Flugtauglichkeitszeugnisses Klasse 2 nach JAR FCL 3, gültig bis 26.04.2013. Angaben zum Luftfahrzeug Der Robinson R22 Beta II ist ein zweisitziger Hubschrauber, der vielfach für die Schulung von Piloten eingesetzt wird. Er verfügt über ein Kufenlandegestell und einen Zweiblatt-Hauptrotor. Die maximal zulässige Abflugmasse beträgt 621 kg. Er ist mit einem Kolbentriebwerk Lycoming O-360-J2A ausgerüstet. Der verunfallte Hubschrauber R22 Beta II, Baujahr 2008, hatte die Werknummer 4261. Die Bescheinigung über die Prüfung der Lufttüchtigkeit war bis 20.04.2012 gültig. Die letzte 100-Stunden-Kontrolle wurde am 02.12.2011 bei 2 552 Stunden durchgeführt. Die Gesamtbetriebszeit zum Unfallzeitpunkt betrug ca. 2 594 Stunden. Das Betriebsleergewicht wurde laut letztem Wägebericht mit 402 kg angegeben. Der Hubschrauber war zum Startzeitpunkt mit ca. 75 Litern Kraftstoff betankt. Das Abfluggewicht zum geplanten Alleinflug betrug ca. 547 kg. Meteorologische Informationen Entsprechend der Routinewettermeldung (METAR) am Flughafen Frankfurt Rhein- Main wurden zur Ereigniszeit folgende Flugbedingungen beobachtet: Der Wind kam aus 230 Grad mit 4 kt. Die Sicht in Bodennähe betrug mehr als 10 km und es herrschte geringe Bewölkung (FEW) in 2 000 ft. Die Temperatur wurde mit 9 C und der Taupunkt mit 6 C angegeben. Der Luftdruck (QNH) betrug 1 033 hpa. Angaben zum Flugplatz Der Verkehrslandeplatz Frankfurt-Egelsbach (EDFE) liegt westlich von Egelsbach und ca. acht nautische Meilen (NM) südlich von Frankfurt. Die Piste hat die Ausrichtung 090 /270 und eine Länge von 1 400 m. Der Landeplatz für anfliegende Hub- - 3 -

schrauber befindet sich nördlich der Piste zwischen den Rollwegen C und D. Die Flugplatzhöhe beträgt 385 ft AMSL. Flugdatenaufzeichnung Der Hubschrauber war nicht mit einem Flight Data Recorder (FDR) oder Cockpit Voice Recorder (CVR) ausgestattet. Diese Aufzeichnungsgeräte waren nicht vorgeschrieben. Unfallstelle und Feststellungen am Luftfahrzeug Die Unfallstelle befand sich im Bereich des ausgewiesenen Hubschrauberlandeplatzes, dem so genannten Lande-H, am Verkehrslandeplatz Egelsbach. Der Hubschrauber lag auf der linken Rumpfseite. Westlich des Hubschraubers befanden sich Einschlagspuren im Boden. Alle abgerissenen Teile des Hubschraubers lagen innerhalb des Kreises um das Lande-H. Die Hauptrotorblätter waren verbogen, der Rotormast nach vorne geneigt und der Heckausleger nach unten gebogen. Im Cockpit war der Instrumentenpilz losgerissen. Es ergaben sich keine Hinweise auf eine technische Störung am Hubschrauber. Hubschrauberwrack Foto: BFU - 4 -

Brand Es entstand kein Brand. Zusätzliche Informationen Hubschrauber können unter bestimmten Voraussetzungen umschlagen. Hierbei muss eine Kufe als Drehpunkt Bodenkontakt haben und ein Rollmoment um die Längsachse bestehen. Dieser Effekt wird als Dynamic Rollover bezeichnet. Sobald der kritische Winkel um die Längsachse überschritten ist, besteht für den Piloten in der Regel keine Möglichkeit, das Umschlagen zu stoppen. Der Hersteller des Hubschraubers weist im Rahmen seiner Safety Notice SN-9 im Flughandbuch auf die Gefahr, in einen Dynamic Rollover zu gelangen, hin (siehe Anlage). Einer Auswertung von Unfällen mit dem Muster R22 zufolge, kam es im Zeitraum 1979 bis 1994 bei 334 dem amerikanischen National Transport Safety Board (NTSB) gemeldeten Flugunfällen zu 78 Unfällen aufgrund eines Dynamic Rollover. Sowohl die Helicopter Association International (HAI) als auch die Flight Safety Foundation haben in ihrem Safety Manual (Revision August 1993, Page 500 ff.) bzw. in einem Safety Letter (Vol.14, No.1) auf die Gefahren eines Dynamic Rollover hingewiesen und Verfahren vorgeschlagen, um einen solchen zu vermeiden. Untersuchungsführer: Untersuchung vor Ort: Axel Rokohl Kurt Frieß Braunschweig, 13. Februar 2012 Anlagen Safety Notice SN-9 des Hubschrauberherstellers - 5 -

- 6 - Untersuchungsbericht BFU 3X001-12

Die Untersuchung wurde in Übereinstimmung mit der Verordnung (EU) Nr. 996/2010 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Oktober 2010 über die Untersuchung und Verhütung von Unfällen und Störungen in der Zivilluftfahrt und dem Gesetz über die Untersuchung von Unfällen und Störungen beim Betrieb ziviler Luftfahrzeuge (Flugunfall-Untersuchungs-Gesetz - FlUUG) vom 26. August 1998 durchgeführt. Danach ist das alleinige Ziel der Untersuchung die Verhütung künftiger Unfälle und Störungen. Die Untersuchung dient nicht der Feststellung des Verschuldens, der Haftung oder von Ansprüchen. Herausgeber Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung Hermann-Blenk-Str. 16 38108 Braunschweig Telefon 0 531 35 48-0 Telefax 0 531 35 48-246 Mail Internet box@bfu-web.de www.bfu-web.de - 7 -