QUALITÄTSAGENTUR Bildungsbericht Bayern 2015: ausgewählte Befunde Der Bildungsbericht Bayern wird alle drei Jahre im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst erstellt. Er ist neben der Schulevaluation, den Vergleichsarbeiten sowie der Teilnahme an nationalen und internationalen Vergleichsstudien zu Schülerleistungen ein wesentlicher Bestandteil der Qualitätssicherung im Schulwesen. Sonderpädagogische Förderung und Inklusion sind 2015 das Schwerpunktthema. In dieser Broschüre werden ausgewählte Befunde des Berichts vorgestellt. Die Berichtsjahre sind i. d. R. die Schuljahre 2012/13 bzw. 2013/14. 1 Ganztagsangebote weiter ausgebaut Ganztagsangebote eröffnen vielfältige Möglichkeiten der begabungsgerechten Förderung von Kindern und Jugendlichen und erleichtern Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In den letzten drei Jahren wurden die gebundenen Ganztagsklassen und die offenen Ganztagsangebote weiter ausgebaut, insbesondere an Grundschulen, Gymnasien und Realschulen (siehe Abbildung 1). Die Zahl der Schülerinnen und Schüler in staatlichen Ganztagsklassen ist um 65 % gestiegen. Im Bereich der offenen Ganztagsangebote gibt es derzeit rund 35.900 Plätze. Schülerinnen und Schüler nehmen das offene Ganztagsangebot zuweilen nur an einzelnen Wochentagen wahr, sodass mehrere von ihnen sich einen offenen Ganztagsplatz teilen können. Die genannten Ganztagsplätze werden insgesamt von etwa 45.200 Schulkindern genutzt. Seit dem Schuljahr 2010/11 hat sich die Zahl der offenen Ganztagsplätze an staatlichen Schulen um 24 % erhöht. Ebenfalls ausgebaut wurde die Mittagsbetreuung an Grundschulen und Förderzentren. Abbildung 1 Schulen mit Ganztagsangeboten in Bayern Schulen mit Ganztagsangeboten in Bayern in den Schuljahren 2010/11 und 2013/14 (alle Schularten und Träger) Anzahl der Schulen 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 762 962 Schulen mit gebundenen Ganztagsklassen 1.167 1.372 Schulen mit offenen Ganztagsangeboten Schuljahr 2010/ 11 Schuljahr 2013/ 14 Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst Offene Ganztagsangebote: inklusive schulartübergreifender Einrichtungen Bildungsbericht Bayern 2015, Abschnitt A 2.5 1
2 Schulklassen werden kleiner Die durchschnittliche Klassengröße ist von Schulart zu Schulart verschieden, aber fast überall ist sie seit dem Schuljahr 2010/11 gesunken (siehe Tabelle 1). Ausnahmen sind lediglich die Berufsschulen und Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung, deren durchschnittliche Klassengrößen über die Jahre nahezu stabil geblieben sind. Im regionalen Vergleich zeigen sich zwischen den Regierungsbezirken wenige Unterschiede. Bildungsbericht Bayern 2015, Abschnitt A 2.3.2 Tabelle 1 Entwicklung der Klassengrößen Durchschnittliche Klassengröße (Schülerzahl) in den Schuljahren 2010/11 und 2013/14 in ausgewählten Schularten Schulart 2010/11 2013/14 Grundschule 21,8 21,1 Mittelschule 20,3 19,8 Realschule 27,3 26,5 Gymnasium 26,8 26,0 Förderzentrum 11,0 10,7 Wirtschaftsschule 25,1 23,3 Fachoberschule 24,8 24,4 Berufsoberschule 23,2 22,1 Realschulen: ohne Realschulen zur sonderpädagogischen Förderung 3 Mehr Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund Die Zahl der Menschen, die ihre ethnischen Wurzeln nicht (nur) in Deutschland haben, nimmt in Bayern zu. Die Internationalisierung der bayerischen Bevölkerung ist neben der Alterung ein prägendes Merkmal des demografischen Wandels. In der schulrelevanten Altersgruppe der 6- bis unter 18-Jährigen wird der Anteil der jungen Menschen mit Migrationshintergrund von 2011 bis 2024 voraussichtlich von 28 % auf 36 % steigen. Ursachen sind das niedrigere Durchschnittsalter und die etwas höhere Geburtenrate bei den in Bayern lebenden Personen mit Migrationshintergrund sowie Zuwanderung. Die Zahl der aus dem Ausland neu zugezogenen Kinder und Jugendlichen an bayerischen Schulen hat sich in den letzten Jahren verdreifacht (siehe Abbildung 2). Bildungsbericht Bayern 2015, Abschnitte A 1.2 und D 2.1 Abbildung 2 Neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler im Zeitverlauf Anzahl der Schülerinnen und Schüler am Beginn eines Schuljahrs, die in demselben Kalenderjahr zugewandert waren, Schuljahre 2008/09 bis 2013/14 in Bayern im selben Jahr bis Oktober Zugewanderte 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 6.693 5.339 3.586 2.583 2.235 1.969 1.463 820 237 285 448 567 2008 2009 2010 2011 2012 2013 allgemeinbildende Schulen berufliche Schulen allgemeinbildende Schulen: inklusive Wirtschaftsschulen, ohne sonstige allgemeinbildende Schularten, berufliche Schulen: ohne Wirtschaftsschulen 2
4 Mehr Bildungsangebote für zugewanderte Schülerinnen und Schüler Kinder und Jugendliche, die erst vor kurzer Zeit aus dem Ausland nach Bayern gekommen sind, erhalten Unterstützung je nach ihren individuellen Voraussetzungen: An Grund- und Mittelschulen werden Übergangsklassen für diejenigen eingerichtet, die dem Unterricht in einer deutschsprachigen Klasse nicht folgen können. Die Zahl der hier geförderten Kinder hat sich von 2010/11 bis 2013/14 mehr als verdoppelt. An den Berufsschulen sind Bildungsgänge neu hinzugekommen, die sich speziell an die steigende Zahl berufsschulpflichtiger Asylbewerberinnen und Asylbewerber und Flüchtlinge (BAF) richten. Das zweijährige Programm dient dem Erlernen der deutschen Sprache und der Berufsorientierung. Zu Beginn des Schuljahres 2013/14 nahmen 1.356 junge Menschen an den BAF-Angeboten teil, ihre Zahl stieg im Laufe des Schuljahres noch weiter an. Die meisten dieser Jugendlichen kommen aus Krisenländern wie Afghanistan, Irak, Pakistan, Syrien und Teilen Afrikas (siehe Abbildung 3). Bildungsbericht Bayern 2015, Abschnitt B 2.3.3 u. D 2.1 Abbildung 3 Herkunft von jungen Menschen in BAF-Maßnahmen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Maßnahmen für berufsschulpflichtige Asylbewerberinnen und Asylbewerber und Flüchtlinge (BAF) an Berufsschulen nach Staatsangehörigkeit im Schuljahr 2013/14 in Bayern 4,6% übriges Europa 9,5% EU 5,9% übriges Asien 5,2% 0,5% Äthiopien Sonstige 19,3% übriges Afrika 4,1% Syrien 5,6% Pakistan 1.356 in BAF- Maßnahmen 7,9% Irak 37,2% Afghanistan Sonstige: Lateinamerika, staatenlos, ungeklärte Staatsangehörigkeit 5 Ausgewogene Verteilung des Schulbesuchs in der Jahrgangsstufe 8 Schülerzahlen der Jahrgangsstufe 8 sind ein Indikator für die Frequentierung der verschiedenen Schularten. Im Schuljahr 2013/14 besuchte ein Drittel der Achtklässlerinnen und Achtklässler ein Gymnasium und ein weiteres Drittel eine Realschule. Die Mittelschule war mit 27 % die drittgrößte Schulart (siehe Abbildung 4). Im Vergleich mit den Daten des Schuljahrs 2010/11 zeigt sich: Der Anteil der Mittelschülerinnen und Mittelschüler an der Jahrgangsstufe 8 ist um drei Prozentpunkte zurückgegangen; der Anteil der Realschülerinnen und Realschüler ist um drei Prozentpunkte gestiegen. Abbildung 4 Relativer Schulbesuch in der Jahrgangsstufe 8 Relativer Schulbesuch in der Jahrgangsstufe 8 in Bayern im Schuljahr 2013/14 32,3% Gymnasium 0,8% Waldorfschule u. Gesamtschule 138.826 Schülerinnen und Schüler 27,2% Mittelschule 3,6% Förderzentrum Bildungsbericht Bayern 2015, Abschnitt B 1.2 3,1% Wirtschaftsschule 33,0% Realschule 3
6 Ein Viertel der mittleren Schulabschlüsse stammt von beruflichen Schulen Der mittlere Schulabschluss ist der häufigste Schulabschluss in Bayern. Wie die meisten allgemeinbildenden Schulabschlüsse kann er sowohl an allgemeinbildenden als auch an beruflichen Schulen erreicht werden. Die mittleren Schulabschlüsse werden zur Hälfte an der Realschule erworben, daneben auch an Mittelschulen, Berufsschulen und Wirtschaftsschulen. Vergleicht man die Absolventenanteile der allgemeinbildenden und beruflichen Schulen und zählt dabei die Wirtschaftsschule als berufliche Schulart, so werden an beruflichen Schulen 26 % aller mittleren Schulabschlüsse vergeben (siehe Abbildung 5). Über die letzten zehn Jahre ist der Absolventenanteil mit mittlerem Schulabschluss sowohl an den allgemeinbildenden wie auch an den beruflichen Schulen gestiegen. Bildungsbericht Bayern 2015, Abschnitt B 1.3.1 Abbildung 5 Herkunft der mittleren Schulabschlüsse Mittlere Schulabschlüsse nach der Schulart, an der sie erworben wurden (Bayern, Schuljahr 2012/13) 3,3% Berufsfachschule 11,0% Berufsschule 8,4% Wirtschaftsschule 2,2% Fachschule 5,4% Gymnasium 1,4% Sonstige 73.935 mittlere Abschlüsse 18,3% Mittelschule 49,9% Realschule Sonstige: Abschlüsse an Förderzentren, sonstigen allgemeinbildenden Schulen, Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung, Berufsoberschulen und Berufsfachschulen des Gesundheitswesens 7 Bessere Chancen am Ausbildungsstellenmarkt Die Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt hat sich für Ausbildungsbewerberinnen und -bewerber in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. Seit 2012 gibt es bayernweit etwas mehr Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber. Eine fehlende Passung zwischen den Kompetenzen und Interessen der Jugendlichen einerseits und den Anforderungen und Wünschen der Ausbildungsbetriebe andererseits führt jedoch dazu, dass vorhandene Ausbildungsstellen manchmal nicht besetzt werden können, gleichzeitig Bewerberinnen und Bewerber aber keine Ausbildungsstelle finden (siehe Abbildung 6). Jugendliche ohne Abschluss der Mittelschule haben weiterhin Schwierigkeiten, in eine Berufsausbildung einzutreten. Bei attraktiven Berufen übersteigt die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber deutlich die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen. Weniger attraktive Berufe sind hingegen stärker von dem Problem unbesetzter Ausbildungsstellen betroffen. Bildungsbericht Bayern 2015, Abschnitt B 2.3.1 Abbildung 6 Entwicklung des Ausbildungsstellenmarkts in Bayern Freie Berufsausbildungsstellen und noch zu vermittelnde Bewerberinnen und Bewerber im September, 2009 bis 2013 14.000 12.000 11.499 10.626 Stellen bzw. Personen 10.000 8.000 6.000 4.000 4.803 5.070 7.743 7.725 9.471 7.164 9.240 7.740 unbesetzte Stellen 2.000 0 2009 2010 2011 2012 2013 noch zu vermittelnde Bewerberinnen und Bewerber Quellen: Bundesagentur für Arbeit; Ergebnisse der Ausbildungsstellenmarktstatistik; Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung Absolutwerte werden aus Datenschutzgründen auf ein Vielfaches von drei gerundet. 4
8 Duales Studium gewinnt an Bedeutung Duale Studiengänge sind eine Sonderform des Hochschulstudiums, die für bayerische Studienberechtigte zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Studierenden lernen parallel an der Hochschule und in einem Wirtschaftsunternehmen. Im Unternehmen lernen sie über den Arbeitsprozess die Praxis kennen, während zumeist an der Fachhochschule die fachlichen Lerninhalte vermittelt werden. Die Zahl der dual Studierenden ist vom Wintersemester 2007/08 bis zum Wintersemester 2013/14 von 590 auf 5.183 angestiegen und hat sich damit fast verneunfacht. Bis zum Wintersemester 2012/13 nahmen 1.574 bayerische Studienanfängerinnen und Studienanfänger mit einer Studienberechtigung aus dem Jahr 2008 ein duales Studium in oder außerhalb Bayerns auf. Das entspricht 3 % aller bayerischen Studienberechtigten mit einer Hochschulzugangsberechtigung aus dem Jahr 2008. Besonders beliebt ist das duale Studium bei Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Von ihnen entschieden sich 1.242 bzw. 4 % für ein duales Studium (siehe Abbildung 7). Bildungsbericht Bayern 2015, Abschnitt B 2.4.5 Abbildung 7 Studienanfängerinnen und Studienanfänger in dualen Studiengängen Anteil der Studienanfängerinnen und Studienanfänger in dualen Studiengängen an den bayerischen Studienberechtigten aus dem Jahr 2008 nach Absolventengruppen 4% 3% 2% 4,0% 1% 1,7% 0,9% 0,8% 0,7% 0% 0,3% Gymnasium Berufsoberschule Fachoberschule Berufsoberschule Fachoberschule Fachschule, (HR) (HR) (HR) (FHR) (FHR) Fachakademie Schulart (Abschluss) (FHR) Quellen: Statistisches Bundesamt, Sonderauswertung Studienanfänger; Amtliche Schuldaten des Bayerischen Landesamtes für Statistik 9 Frauen profitieren besonders von der Bildungsexpansion Schulabschlüsse sind zunehmend zur Voraussetzung für eine hochwertige Berufsausbildung und ein gutes Einkommen geworden. Deshalb sind gleiche Bildungschancen wichtig für die Gleichberechtigung der Geschlechter in Familie und Gesellschaft. Die Verteilung der Schulabschlüsse nach Geschlechtern hat sich im Zeitverlauf deutlich verändert: Früher konnten die Männer höhere Abschlusszertifikate vorweisen. Heute haben hingegen bei den 20- bis unter 35-Jährigen die Frauen häufiger eine Hochschulzugangsberechtigung (siehe Abbildung 8). Das zeigt, dass geschlechtsbezogene Unterschiede im Bildungsbereich veränderbar sind. Es wird deshalb darauf geachtet, Mädchen und Jungen von Anfang an gleiche Chancen einzuräumen, bedarfsgerecht zu fördern und Stereotype abzubauen. Bildungsbericht Bayern 2015, Kapitel D 3 5
Abbildung 8 Schulabschlüsse der bayerischen Bevölkerung Höchste allgemeinbildende Schulabschlüsse der Bevölkerung ab 20 Jahren nach Altersgruppen und Geschlecht 2012 100% 80% 60% 40% 20% 0% Männer Frauen 8,1% 29,8% 19,9% 18,9% 27,1% 24,1% 32,8% 29,6% 37,8% 42,4% 17,4% 11,8% 27,5% 19,8% 18,4% 27,5% 22,3% 33,6% 25,3% 32,2% 65,0% 69,9% 47,6% 51,7% 42,1% 45,2% 50,6% 34,0% 33,9% 22,8% Gesamt 20-35 35-50 50-65 65 + Gesamt 20-35 35-50 50-65 65 + Alter (von bis unter Jahre) Hochschulreife mittlerer Schulabschluss Haupt-/ Mittelschulabschluss ohne allgemeinbildenden Schulabschluss Quelle: Mikrozensus des Bayerischen Landesamtes für Statistik Hochschulreife: inklusive Fachhochschulreife 10 Mehr Inklusion im Elementarbereich Die Zahl der inklusiven Kindertageseinrichtungen hat zugenommen. Immer mehr Tageseinrichtungen nehmen auch behinderte und von Behinderung bedrohte Kinder auf (siehe Abbildung 9). Anfang des Jahres 2014 war ein Viertel der Einrichtungen integrativ bzw. inklusiv (2012: 16 %). Daneben gibt es Kindertageseinrichtungen, Heilpädagogische Tagesstätten und Schulvorbereitende Einrichtungen ausschließlich für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Überall in Bayern können Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen bei der Frühförderung von Kindern mit (drohender) Behinderung auf ein Unterstützungssystem zurückgreifen: In fast jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt gibt es Frühförderstellen. Außerdem entsenden die Förderzentren Personal als Mobile Sonderpädagogische Hilfe (MSH). Bildungsbericht Bayern 2015, Abschnitt E 2.1 Abbildung 9 Integrative/inklusive Kindertageseinrichtungen Anzahl und Anteil der integrativen/inklusiven Kindertageseinrichtungen in Bayern, die mindestens ein behindertes oder von Behinderung bedrohtes Kind aufnehmen, das Eingliederungshilfe in der Einrichtung erhält 01.03.2012 7.209-84% 1.396-16% 01.03.2013 6.712-77% 2.037-23% nicht integrative Einrichtungen 01.03.2014 6.724-75% 2.265-25% integrative Einrichtungen 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 9.000 10.000 Anzahl der Kindertageseinrichtungen Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik 6
11 Schulvorbereitende Einrichtungen fördern Kinder aller Förderschwerpunkte Schulvorbereitende Einrichtungen (SVE) richten sich an Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf ab drei Jahren bis zur Einschulung. Die Jungen und Mädchen erhalten dort sonderpädagogische Förderung zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten, gerade auch im Hinblick auf die Schulfähigkeit. SVE sind Bestandteil von Förderzentren und haben stets dieselben Förderschwerpunkte wie das Förderzentrum, dem sie angegliedert sind (vgl. Art. 22 Abs. 1 BayEUG). Im Schul- und Kindergartenjahr 2013/14 gab es in Bayern 275 SVE mit insgesamt 7.726 Kindern. Zwei Drittel der Kinder waren Jungen. Über die Hälfte wurden wegen Entwicklungsverzögerungen gefördert, bei etwas mehr als einem Fünftel lag der Förderschwerpunkt auf der geistigen Entwicklung, bei 12 % auf der sprachlichen Entwicklung (siehe Abbildung 10). Bildungsbericht Bayern 2015, Abschnitt E 2.1.2 Abbildung 10 Förderschwerpunkte in SVE Anteile der sonderpädagogischen Förderschwerpunkte der Kinder in Schulvorbereitenden Einrichtungen im Schulund Kindergartenjahr 2013/14 in Bayern 12,1% Sprachliche Entwicklung 21,7% Geistige Entwicklung 56,1% Entwicklungsverzögerungen 7.726 Kinder 4,1% Körperliche und motorische Entwicklung 2,7% Hören 2,2% Emotionale und soziale Entwicklung 1,1% Sehen 12 Sonderpädagogische Förderung häufiger an Regelschulen An den allgemeinbildenden Schulen profitieren knapp 6 % der Schülerinnen und Schüler von einer sonderpädagogischen Förderung. Dieser Anteil hat über die letzten zehn Jahre zugenommen. Während der Anteil der Kinder und Jugendlichen an Förderschulen in diesem Zeitraum nahezu konstant blieb, wurden immer mehr Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen gefördert (siehe Abbildung 11). Dabei werden die Regelschulen vom Mobilen Sonderpädagogischen Dienst (MSD) unterstützt. Dieser wird von den Förderzentren aus organisiert und übernimmt u. a. die Diagnose von sonderpädagogischem Förderbedarf, die Beratung von Lehrkräften und Eltern sowie die unmittelbare Unterstützung von Schülerinnen und Schülern. Bildungsbericht Bayern 2015, Abschnitt E 2.2.1 Abbildung 11 Sonderpädagogische Förderung im Zeitverlauf Anteil der an Förderschulen und durch Mobile Sonderpädagogische Dienste geförderten Schülerinnen und Schüler an der gesamten Schülerschaft der allgemeinbildenden Schulen und Wirtschaftsschulen (Bayern, Schuljahre 2003/04 bis 2013/14) 7% Schüleranteil 5,6% 5,2% 5,4% 5,7% 4,7% 4,8% 5,0% 4,7% 4,7% 4,9% 4,9% 4,2% 4,3% 4,2% 4,1% 4,1% 4,1% 4,1% 4,2% 4,1% 4,2% 4,2% 1,2% 1,4% 1,0% 1,5% 0,6% 0,6% 0,8% 0,8% 0,8% 0,4% 0,5% 6% 5% 4% 3% 2% 1% 0% 03/ 04 04/ 05 05/ 06 06/ 07 07/ 08 08/ 09 09/ 10 10/ 11 11/ 12 12/ 13 13/ 14 Schuljahr Schülerinnen und Schüler an Förderschulen MSD-geförderte Schülerinnen und Schüler an Regelschulen Sonderpädagogisch geförderte Schülerinnen und Schüler insgesamt Förderschulen: Förderzentren, Realschulen zur sonderpädagogischen Förderung und Wirtschaftsschule für Körperbehinderte 7
13 Bayern bei nationalen Schulleistungsstudien an der Spitze Ländervergleiche überprüfen in Deutschland das Erreichen von Bildungsstandards am Ende eines bestimmten Bildungsabschnitts. Die bayerischen Viertklässlerinnen und Viertklässler erreichten 2011 im Fach Deutsch sowohl im Bereich Lesen als auch im Bereich Zuhören den ersten Platz. Auch im Fach Mathematik erzielten sie Plätze in der Spitzengruppe. In beiden Fächern verfehlte nur ein geringer Anteil (6 % bis 10 %) der Schülerschaft die Kompetenzstufe II und damit die definierten Mindeststandards für den Primarbereich (siehe Abbildung 12). In der Jahrgangsstufe 9 lagen 2012 die Leistungen der bayerischen Schülerschaft in den Fächern Mathematik, Biologie, Chemie und Physik jeweils oberhalb des deutschen Mittelwerts. Vor allem im Fach Mathematik schnitten die Schülerinnen und Schüler aus Bayern sehr gut ab; in den Naturwissenschaften besteht noch etwas mehr Spielraum für Verbesserungen. Je nach Fach und Testbereich erreichten 50 % bis 80 % die Regelstandards für den mittleren Schulabschluss. 5 % bis 12 % erreichten nicht die Mindeststandards für den Hauptschulabschluss (in Bayern: erfolgreicher Abschluss der Mittelschule). Bildungsbericht Bayern 2015, Abschnitte C 1.1 und C 1.2.1 Abbildung 12 Kompetenzstufenverteilung in den Fächern Deutsch und Mathematik in der Primarstufe Kompetenzstufenverteilung in der Jahrgangsstufe 4 in den Bereichen Deutsch-Lesen und Deutsch-Zuhören sowie im Fach Mathematik (Globalskala) Deutsch-Lesen 9,7% 16,9% 29,2% 28,4% 15,9% Kompetenzstufe I Deutsch-Zuhören 5,8% 15,2% 32,1% 32,2% 14,7% Kompetenzstufe II Kompetenzstufe III Mathematik (Globalskala) 7,9% 15,2% 28,2% 27,9% 20,9% Kompetenzstufe IV Kompetenzstufe V Quelle: IQB-Ländervergleich 2011 0% 20% 40% 60% 80% 100% Qualitätsagentur am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Tel. 089 2170-2340, qualitaetsagentur@isb.bayern.de, http://www.isb.bayern.de 8