STATISTISCHE ANALYSEN

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Transkript:

STATISTISCHES LANDESAMT N 44 2017 STATISTISCHE ANALYSEN Statistik nutzen Rheinland-Pfalz 2060 Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Pflegebedarf (Basisjahr 2015)

Herausgeber: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz Mainzer Straße 14-16 56130 Bad Ems Telefon: 02603 71-0 Telefax: 02603 71-3150 E-Mail: poststelle@statistik.rlp.de Internet: www.statistik.rlp.de Autoren: Dr. Ludwig Böckmann, Thomas Kirschey, Dr. Julia Stoffel Erschienen im November 2017 Preis: 15,00 EUR. Bad Ems. 2017 Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet. 2 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung

Vorwort Vorwort Die demografische Alterung der Gesellschaft wird Politik, Staat und Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürger in den kommenden Jahrzehnten vor wachsende Herausforderungen stellen. Durch die demografische Alterung steigen nicht nur die Leistungen der erwerbstätigen Menschen an ältere, nicht mehr erwerbstätige Menschen. Sie lässt auch den Bedarf an seniorengerechter Infrastruktur, neuen Wohnformen sowie an Dienstleistungen und Einrichtungen zur Betreuung und Pflege älterer Menschen steigen. In dieser Statistischen Analyse werden die Auswirkungen der demografischen Alterung auf den künftigen Pflegebedarf in Rheinland-Pfalz untersucht. Die Sicherstellung einer bedarfsgerechten Angebotsstruktur an ambulanter und stationärer Pflegehilfe obliegt den kreisfreien Städten und Landkreisen. Deshalb wird auf der Basis der Pflegestatistik 2015 sowie der mittleren Variante der vierten regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung (Basisjahr 2013) mit kreisspezifischen Pflegequoten die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in den kreisfreien Städten und Landkreisen vorausberechnet. Pflegequoten messen das Risiko, pflegebedürftig zu werden. Für die Vorausberechnung werden die Pflegequoten konstant gehalten, so dass die Entwicklung des Pflegebedarfs allein durch die zukünftigen demografischen Veränderungen bestimmt wird. In der Diskussion um die künftige Entwicklung des Pflegebedarfs finden sich sowohl Argumente für sinkende als auch für steigende Pflegequoten. Aus der Pflegestatistik kann bis jetzt kein eindeutiger Trend abgelesen werden. Die Ergebnisse der Modellrechnungen zeigen, dass derzeit noch ein ausreichendes Angebot an Pflegeplätzen zur Verfügung steht. Diese Situation dürfte sich aber schon bald ändern, denn seit 2014 erreichen die geburtenstarken Jahrgänge, die Babyboomer, das pflegerelevante Alter. Die Zahl der 60-Jährigen und Älteren nimmt in den nächsten beiden Jahrzehnten kontinuierlich zu; der Anteil der Seniorinnen und Senioren an der Bevölkerung steigt bis 2035 um fast zehn Prozentpunkte auf 37 Prozent. Das Pflegerisiko nimmt in dieser Bevölkerungsgruppe mit steigendem Alter exponentiell zu. Folglich ist in den nächsten Jahrzehnten mit einem kräftigen Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen zu rechnen. Deshalb ist eine vorausschauende Planung der unterschiedlichen Pflegeangebote erforderlich. Da die Inanspruchnahme dieser Angebote nicht auf die Pflegebedürftigen einer kreisfreien Stadt bzw. eines Landkreises begrenzt ist, empfehlen sich überregional abgestimmte Planungen. Hierbei hat in Rheinland-Pfalz der Grundsatz der ambulanten vor der stationären Versorgung oberste Priorität, um den Pflegebedürftigen solange wie möglich das Leben in der gewohnten Umgebung zu ermöglichen. Diese Analyse soll für die weitere Planung des Pflegeangebotes in Rheinland- Pfalz eine Orientierungshilfe bieten. Bad Ems, im November 2017 (Marcel Hürter) Präsident des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung 3

Inhalt Inhalt Vorwort... 3 Hinweise... 6 Grafik- und Kartenverzeichnis... 7 Kernaussagen... 9 I. Ziel und Aufbau der Analyse... 13 II. Ältere Bevölkerung in der Vergangenheit und in der Zukunft... 14 III. Datengrundlage die Pflegestatistik... 25 IV. Pflegebedarf in der Vergangenheit... 28 V. Grundlagen der Vorausberechnung... 42 VI. Künftige Entwicklung des Pflegebedarfs... 44 Tabellenanhang... 55 Glossar... 81 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung 5

Zeichenerklärung und Hinweise Hinweise Grundlage für die Darstellung des Pflegebedarfs ist das Sozialgesetzbuch (SGB) Elftes Buch (XI) Soziale Pflegeversicherung (Artikel 1 des Gesetzes vom 26. Mai 1994, BGBl. I S. 1014) in der Fassung vom 21. Dezember 2015 (BGBl. I 2015, S. 2424). Es werden ausschließlich Pflegebedürftige im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI) betrachtet. Somit werden Personen, die zwar auf pflegerische Hilfe angewiesen sind, jedoch nicht die Voraussetzungen für die Pflegebedürftigkeit gemäß des Gesetzes erfüllen, nicht berücksichtigt. Bei der Ermittlung der Gesamtzahl der Pflegebedürftigen werden ab der Erhebung 2009 die teilstationär Versorgten nicht mehr einbezogen. Diese erhalten, vor allem seit der Reform der Pflegeversicherung im Sommer 2008, in der Regel parallel auch Pflegegeld und/oder ambulante Sachleistungen und werden somit bereits dort als Leistungsempfänger gezählt. Die zeitliche Vergleichbarkeit der Gesamtzahl der Pflegebedürftigen ab 2009 mit den vorherigen Erhebungen ist durch diese Veränderung etwas eingeschränkt. Die der Pflegevorausberechnung zugrundegelegte künftige Bevölkerungsentwicklung basiert auf der mittleren Variante der vierten regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung (Basisjahr 2013). Rundungsdifferenzen sind möglich. Um differenzierte Aussagen für kreisfreie Städte und Landkreise treffen bzw. einen Vergleich zwischen den Verwaltungsbezirken herstellen zu können, wird auf die Rundung der Ergebnisse verzichtet. Dadurch soll allerdings nicht der Eindruck erweckt werden, dass es sich um exakt vorausberechenbare Entwicklungen handelt. Für die Abgrenzung von Größenklassen wird im Allgemeinen anstelle einer ausführlichen Beschreibung 50 bis unter 100 die Darstellungsform 50 100 verwendet. 6 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung

Zeichenerklärung und Hinweise Verzeichnisse Grafikverzeichnis G 1: Bevölkerung 2005 2015 nach Altersgruppen... 14 G 2: Bevölkerung 2005 und 2015 nach Altersgruppen... 15 G 3: Bevölkerung 60 Jahre und älter 2005 2015... 16 G 4: Bevölkerung 60 Jahre und älter 2005 und 2015 nach Geschlecht... 17 G 5: Bevölkerung 60 Jahre und älter 2005 2015 nach Verwaltungsbezirken... 18 G 6: Bevölkerung 2015 2060 nach Altersgruppen... 20 G 7: Bevölkerung 2015 2060 nach Altersgruppen... 20 G 8: Bevölkerung 60 Jahre und älter 2015 2060... 21 G 9: Bevölkerung 60 Jahre und älter 2015 2060 nach Verwaltungsbezirken... 23 G 10: Pflegebedürftige 2015 nach Altersgruppen... 28 G 11: Pflegequote 2015 nach Altersgruppen... 28 G 12: Pflegebedürftige 2005 2015 nach Geschlecht... 29 G 13: Pflegebedürftige 2005 2015 nach Art der Pflegeleistung... 30 G 14: Pflegebedürftige 2015 nach Altersgruppen und Geschlecht... 31 G 15: Pflegebedürftige 2015 nach Altersgruppen und Art der Pflegeleistung... 32 G 16: Pflegebedürftige 2005 2015 nach Verwaltungsbezirken... 33 G 17: Pflegebedürftige 2015 nach Art der Pflegeleistung und Verwaltungsbezirken... 35 G 18: Bevölkerung und Pflegebedürftige 2015 2060... 44 G 19: Pflegebedürftige 2015 2060 nach Altersgruppen... 45 G 20: Pflegebedürftige 2015 2060 nach Altersgruppen... 46 G 21: Pflegebedürftige 2015 2060 nach Geschlecht... 47 G 22: Pflegebedürftige 2015 nach Altersgruppen und Geschlecht... 48 G 23: Pflegebedürftige 2035 nach Altersgruppen und Geschlecht... 48 G 24: Pflegebedürftige 2060 nach Altersgruppen und Geschlecht... 48 G 25: Pflegebedürftige 2015 2060 nach Art der Pflegeleistung... 49 G 26: Pflegebedürftige 2015 2060 nach Verwaltungsbezirken... 51 Kartenverzeichnis K 1: K 2: Vergleich der verfügbaren Plätze für die stationäre Pflege in Pflegeheimen und der Zahl der Pflegebedürftigen in stationärer Pflege 2015 in den kreisfreien Städten und Landkreisen... 37 Vergleich der verfügbaren Plätze für die stationäre Pflege in Pflegeheimen 2015 und der Zahl der Pflegebedürftigen in stationärer Pflege 2035 in den kreisfreien Städten und Landkreisen... 53 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung 7

Kernaussagen...... zu älteren Menschen in der Vergangenheit und in der Zukunft Die Zahl der älteren Menschen über 60 Jahren ist in Rheinland-Pfalz seit 2005 um 114 000 auf 1,12 Millionen gestiegen (+11 Prozent). Ihr Bevölkerungsanteil nahm zwischen 2005 und 2015 um fast drei Prozentpunkte auf 28 Prozent zu. Die kräftigte Zuwanderung in den Jahren 2010 bis 2015 hatte auf die Gruppe der älteren Menschen kaum Auswirkungen. Die Zuwächse bei den 60-Jährigen und Älteren fielen regional sehr unterschiedlich aus: Im Vergleich der Landkreise erhöhte sich die Zahl der älteren Menschen besonders kräftig in Alzey-Worms (+22 Prozent) und Mainz-Bingen (+21 Prozent). Vergleichsweise gering waren die Zuwächse in Altenkirchen (+6,6 Prozent) und in Birkenfeld (+6,7 Prozent). Von den kreisfreien Städten verzeichnete Speyer mit +16 Prozent den stärksten Anstieg. In Ludwigshafen und in Pirmasens stieg die Zahl der älteren Menschen nur um 1,5 bzw. 1,7 Prozent. Bis 2035 wird die Zahl der 60-jährigen und älteren Menschen in Rheinland-Pfalz um fast 300 000 auf 1,42 Millionen steigen (+26 Prozent gegenüber 2015). Im Jahr 2060 wird es 1,34 Millionen Seniorinnen und Senioren im Land geben (+19 Prozent gegenüber 2015; 5,6 Prozent gegenüber 2035). Der Bevölkerungsanteil der 60-Jährigen und Älteren steigt von heute 28 Prozent bis 2035 auf 37 Prozent und bis 2060 auf 40 Prozent. Auch in der Zukunft verläuft die Entwicklung regional sehr unterschiedlich: Im Vergleich der Landkreise erhöht sich die Zahl der älteren Menschen bis 2035 am stärksten in Mainz-Bingen (+41 Prozent) und am wenigsten in Birkenfeld (+13 Prozent). Unter den kreisfreien Städten ist der Anstieg in Landau am stärksten (+34 Prozent) und in Pirmasens am schwächsten (+5,2 Prozent).... zum Pflegebedarf in der Vergangenheit Zu den Pflegebedürftigen zählen Menschen, die Leistungen nach dem SGB XI erhalten. Pflegebedürftige in dieser Analyse sind Personen, die wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung für die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebens auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Monate, in erheblichem oder höherem Maße der Hilfe bedürfen. Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen insgesamt ist von 97 900 im Jahr 2005 auf 132 300 im Jahr 2015 gestiegen (+34 400 bzw. +35 Prozent). Der Großteil der Pflegebedürftigen ist 60 Jahre oder älter (2015: 88 Prozent); mehr als die Hälfte hat bereits das 80. Lebensjahr vollendet (2015: 59 Prozent). Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung 9

Kernaussagen Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden. Die Pflegequote erhöht sich signifikant mit jeder Altersgruppe (von 0,5 Prozent bei den unter 60-Jährigen bis auf 63 Prozent bei den 90-Jährigen und Älteren). Von den älteren Pflegebedürftigen (60 Jahren und älter) bezieht knapp die Hälfte ausschließlich finanzielle Leistungen (48 Prozent), 23 Prozent werden von ambulanten Pflegediensten betreut und 29 Prozent befinden sich zur stationären Pflege in Heimen.... zur Methodik der Pflegevorausberechnung Demografische Grundlage der Modellrechnungen: Mittlere Variante der vierten regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamtes (Basisjahr 2013). Demografische Vorausberechnung der Zahl der Pflegebedürftigen mit konstanten Pflegequoten (Durchschnitt der Pflegestatistiken 2011, 2013 und 2015) nach Art der Pflegeleistung (ambulante und stationäre Pflege sowie ausschließlich Pflegegeld), untergliedert nach Altersgruppen und Geschlecht sowie nach kreisfreien Städten und Landkreisen. Der Großteil der Pflegebedürftigen ist im Alter von 60 Jahren und älter (2015: 88 Prozent). Daher erfolgt die Pflegevorausberechnung ausschließlich für diese Bevölkerungsgruppe.... zum Pflegebedarf in der Zukunft Zahl pflegebedürftiger Menschen im Alter von 60 Jahren und älter steigt von 116 300 bis 2035 auf 161 900 (+45 600 bzw. +39 Prozent) und bis 2060 auf 219 700 (+103 400 bzw. +89 Prozent). Künftiger Pflegebedarf nach Altersgruppen: Zahl pflegebedürftiger Menschen im Alter von 60 bis 70 Jahren steigt von 10 200 bis 2035 auf 11 100 (+900 bzw. +9,2 Prozent) und sinkt bis 2060 auf 9 000 ( 1 100 bzw. 11 Prozent). Zahl pflegebedürftiger Menschen im Alter von 70 bis 80 Jahren steigt von 28 100 bis 2035 auf 35 100 (+7 000 bzw. +25 Prozent) und bis 2060 auf 28 300 (+200 bzw. +0,8 Prozent). Zahl pflegebedürftiger Menschen im Alter von 80 bis 90 Jahren steigt von 54 900 bis 2035 auf 72 000 (+17 000 bzw. +31 Prozent) und bis 2060 auf 81 200 (+26 300 bzw. +48 Prozent). Zahl pflegebedürftiger Menschen im Alter von 90 Jahren und älter steigt von 23 100 bis 2035 auf 43 700 (+20 600 bzw. +89 Prozent) und bis 2060 auf 101 200 (+78 000 bzw. +337 Prozent). Künftiger Pflegebedarf nach Geschlecht: Zahl pflegebedürftiger Frauen steigt von 77 900 bis 2035 auf 103 300 (+25 400 bzw. +33 Prozent) und bis 2060 auf 139 700 (+61 700 bzw. +79 Prozent). Zahl pflegebedürftiger Männer steigt von 38 300 bis 2035 auf 58 500 (+20 200 bzw. +53 Prozent) und bis 2060 auf 80 100 (+41 700 bzw. +109 Prozent). 10 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung

Kernaussagen Künftiger Pflegebedarf nach Art der Pflegeleistung: Zahl Pflegebedürftiger in ambulanter Pflege steigt von 26 800 bis 2035 auf 37 100 (+10 300 bzw. +38 Prozent) und bis 2060 auf 50 700 (+23 800 bzw. +89 Prozent). Zahl Pflegebedürftiger in stationärer Pflege steigt von 34 100 bis 2035 auf 50 800 (+16 600 bzw. +49 Prozent) und bis 2060 auf 75 000 (+40 900 bzw. +120 Prozent). Zahl Pflegebedürftiger mit ausschließlichem Bezug von Pflegegeld steigt von 55 300 bis 2035 auf 74 000 (+18 700 bzw. +34 Prozent) und bis 2060 auf 94 000 (+38 700 bzw. +70 Prozent). Künftiger Pflegebedarf nach kreisfreien Städten und Landkreisen: Zahl Pflegebedürftiger in den kreisfreien Städten steigt von 26 800 Menschen bis 2035 auf 34 900 (+8 100 bzw. +30 Prozent) und bis 2060 auf 47 900 (+21 100 bzw. +79 Prozent).... höchster Anstieg in Speyer (bis 2035: +46 Prozent; bis 2060: +108 Prozent)... niedrigster Anstieg in Pirmasens (bis 2035: +11 Prozent; bis 2060: +35 Prozent) Zahl Pflegebedürftiger in den Landkreisen steigt von 89 500 bis 2035 auf 127 000 (+37 500 bzw. +42 Prozent) und bis 2060 auf 171 900 (+82 300 bzw. +92 Prozent).... höchster Anstieg in Mainz-Bingen (bis 2035: +66 Prozent; bis 2060: +150 Prozent)... niedrigster Anstieg in Birkenfeld (bis 2035: +27 Prozent; bis 2060: +55 Prozent) Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung 11

I. Ziel und Aufbau der Analyse Im Zuge des demografischen Wandels sind Zahl und Bevölkerungsanteil älterer Menschen in Deutschland und in Rheinland-Pfalz bereits kräftig gestiegen, und sie werden in den kommenden Jahren weiter deutlich steigen. Dies hat Auswirkungen auf das umlagefinanzierte soziale Sicherungssystem in Deutschland. Neben der Kranken- und der Rentenversicherung ist vor allem die Pflegeversicherung betroffen. Der demografische Wandel hat aber auch direkte Auswirkungen auf die Kommunen. Die steigende Zahl älterer Menschen erhöht den Bedarf an seniorengerechter Infrastruktur und neuen Wohnformen sowie an Dienstleistungen und Einrichtungen zur Betreuung und Pflege. Die Planung und Bereitstellung entsprechender Angebote obliegen in Rheinland-Pfalz den kreisfreien Städten und Landkreisen. Zahl und Bevölkerungsanteil der Seniorinnen und Senioren nimmt deutlich zu Diese Statistische Analyse befasst sich mit der Pflegeproblematik, die in den nächsten Jahrzehnten auf das Land und seine Kommunen zukommen wird. Auf der Basis der mittleren Variante der vierten regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung 1 und der Pflegestatistik 2011 bis 2015 wurde für die Ebene der kreisfreien Städte und Landkreise eine Vorausberechnung der Zahl der Pflegebedürftigen vorgenommen. Ziel dieser Vorausberechnung ist es, den zuständigen Stellen Grundlagen für ihre Planungen im Bereich der Pflege zur Verfügung zu stellen. Zwei Faktoren beeinflussen die Zahl der Pflegebedürftigen: Die erste Einflussgröße ist die Zahl der älteren Menschen. Deshalb wird in Kapitel II zunächst auf die vergangene und auf die künftige Entwicklung der Bevölkerung im Alter von 60 Jahren und mehr eingegangen. Die zweite Einflussgröße ist das sogenannte Pflegerisiko, also die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch pflegebedürftig wird. Dieses Risiko wird mithilfe von Pflegequoten gemessen, die sich aus der Pflegestatistik ermitteln lassen. Die Pflegestatistik wird seit 1999 alle zwei Jahre erhoben; die letzte Erhebung fand Ende 2015 statt. In Kapitel III wird ein kurzer Überblick über Ausgestaltung und Inhalt der Pflegestatistik gegeben. Kapitel IV beschreibt die wesentlichen Ergebnisse der Pflegestatistiken 2005, 2007, 2009, 2011, 2013 und 2015. In Kapitel V folgt eine Beschreibung der methodischen Vorgehensweise bei der Pflegevorausberechnung des Statistischen Landesamtes. In Kapitel VI werden die Ergebnisse der Vorausberechnung mit konstanten Pflegequoten dargestellt. Zahl der Pflegebedürftigen wird durch zwei Einflussgrößen bestimmt Die Pflegestatistiken zeigen, dass das Pflegerisiko bereits ab dem 60. Lebensjahr deutlich steigt. Deshalb werden in dieser Veröffentlichung auch die 60- bis unter 65-Jährigen zur Gruppe der Seniorinnen und Senioren gezählt. In der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung wurden die Seniorinnen und Senioren anders abgegrenzt, da für Aussagen zur Altersstruktur der Bevölkerung die nicht mehr erwerbstätigen Personen im Alter von 65 und mehr Jahren bedeutsam sind. 1 Vgl. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz 2060 Vierte regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (Basisjahr 2013). Bad Ems 2015. Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung 13

II. Ältere Bevölkerung in der Vergangenheit und in der Zukunft In diesem Kapitel werden die für den Pflegebedarf relevanten demografischen Entwicklungen in der Vergangenheit sowie die in der Zukunft zu erwartenden Entwicklungen dargestellt. Der Pflegebedarf hängt neben dem Pflegerisiko wesentlich von der Veränderung der Zahl der älteren Menschen über 60 Jahren ab. Das Ausmaß der Belastungen, die sich daraus für die Gesellschaft ergeben, wird durch den Bevölkerungsanteil älterer Menschen bestimmt. Während der Bevölkerungsrückgang bis 2035 relativ moderat bleibt, wird die Zahl der 60-jährigen und älteren Menschen und ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung deutlich zunehmen. Die Alterung der Gesellschaft dürfte sich in Zukunft erheblich beschleunigen, weil in den nächsten Jahren immer stärker besetzte Geburtsjahrgänge das 60. Lebensjahr überschreiten. Demografische Alterung ist seit Langem im Gange Die Zahl der älteren Menschen, die überwiegend nicht mehr erwerbstätig sind, nimmt schon seit langem zu; seit 1950 ist sie bereits um 172 Prozent gestiegen. Die Gesamtbevölkerungszahl erhöhte sich dagegen nur um 35 Prozent. Deshalb verdoppelte sich der Bevölkerungsanteil der älteren Menschen von 14 auf 28 Prozent. Die Zahl der 20- bis 60-Jährigen stieg seit 1950 nur um 32 Prozent. Die Menschen in dieser Altersgruppe sind zum größten Teil erwerbstätig und damit an der Erstellung des gesamtwirtschaftlichen Einkommens beteiligt, aus dem die materiellen gesellschaftlichen Ansprüche gedeckt werden müssen (dazu zählen auch Renten- und Pensionszahlungen sowie Pflegeleistungen). Der Bevölkerungsanteil der 20- bis 60-Jährigen blieb über Jahrzehnte nahezu konstant (1950: 55 Prozent; 2015: 54 Prozent). Er war 1950 noch etwa viermal höher als der Anteil der älteren Menschen; heute ist er nur noch ungefähr doppelt so hoch. G1 115 110 105 100 95 Bevölkerung 2005 2015 nach Altersgruppen Messzahl: 2005=100 Zahl älterer Menschen seit 2005 kräftig gestiegen Im Jahr 2005 lebten in Rheinland-Pfalz 4,06 Millionen Menschen. Bis 2011 sank die Einwohnerzahl des Landes kontinuierlich auf 3,99 Millionen ( 1,7 Prozent). Infolge starker Zuwanderung ist sie ab 2011 und vor allem in den Jahren 2014 und 2015 wieder auf 4,05 Millionen gestiegen (+1,6 Prozent). Die verstärkte Zuwanderung war Folge verschiedener singulärer Ereignisse, die sich zum Teil überlagerten: 90 85 unter 20 Jahre 20 60 Jahre 80 60 Jahre und älter Bevölkerung insgesamt 75 2005 2010 2015 Die Nachwirkungen der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise, die 2009 in Europa, in Deutschland und in Rheinland-Pfalz ihren Höhepunkt erreichte, sowie die Eurokrise, die seit 2010 anhält, führten zu einer wachsenden Zuwanderung vor allem aus den südeuropäischen Ländern, die stark von den beiden Krisen betroffen waren. 14 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung

Ältere Bevölkerung Die Arbeitnehmerfreizügigkeit für die mittel-, ost- und südosteuropäischen Länder, die 2004 bzw. 2007 der Europäischen Union beitraten, verstärkte ab 2011 bzw. 2014 die Zuwanderung aus diesen Ländern. In den Jahren 2014 und 2015 kamen in großer Zahl Menschen nach Deutschland und nach Rheinland-Pfalz, die vor gewalttätigen Konflikten oder vor Armut aus Ländern wie z. B. Afghanistan, Albanien, Eritrea, Kosovo, Somalia oder Syrien flohen. Die altersstrukturelle Betrachtung zeigt, dass die Zahl der jungen Menschen unter 20 Jahren in den vergangenen zehn Jahren kräftig geschrumpft ist (2005 bis 2015: 12 Prozent). Die Besetzung der mittleren Altersgruppe hat sich dagegen kaum verändert ( 1 Prozent). Die Entwicklungen in diesen beiden Hauptaltersgruppen wurden in den letzten Jahren durch die hohe Zuwanderung beeinflusst. Sie bremste 2013 und 2014 den Rückgang der Zahl der unter 20-Jährigen und führte 2015 sogar zu einem kräftigen Zuwachs dem ersten seit 1999. Die Zahl der 20- bis 60-Jährigen ist zwischen 2008 und 2011 geschrumpft. Danach schwächte sich der Rückgang durch die stärkere Zuwanderung deutlich ab und 2014 sowie 2015 legte diese Altersgruppe zahlenmäßig sogar wieder zu. Die Zahl der Seniorinnen und Senioren nahm seit 2005 in jedem Jahr zu, und zwar seit 2009 mit hoher Dynamik. Insgesamt vergrößerte sich diese Altersgruppe zwischen 2005 und 2015 von 1,01 auf 1,12 Millionen Personen (+114 000 bzw. +11 Prozent). Die verstärkte Zuwanderung seit 2011 spielte dabei nur eine geringe Rolle. Der Anteil der älteren Menschen an den Zuwanderungen über die Bundesgrenze nach Rheinland-Pfalz lag in den Jahren 2011 bis 2014 in ähnlichen Größenordnungen wie in den Jahren zuvor (bei etwa drei Prozent). Im Jahr 2015 ist er sogar gesunken (auf 2,4 Prozent), weil sich vor allem jüngere Menschen auf den Weg nach Deutschland und nach Rheinland-Pfalz machten. Die Altersgruppe der 100 90 80 70 G 2 Bevölkerung 2005 und 2015 nach Altersgruppen Anteile in % 24,9 27,7 60 Jahre und älter 60-Jährigen und Älteren vergrößerte sich im Wesentlichen durch die Bestandsalterung (immer stärker besetzte Geburtsjahrgänge wuchsen in die Altersgruppe hinein), aber auch durch die stetig steigende (Rest-)Lebenserwartung der älteren Menschen. Altersgruppen verändern sich unterschiedlich Zahl der 60-Jährigen und Älteren steigt kontinuierlich 60 50 40 30 20 10 0 54,4 54,0 20,8 18,3 2005 2015 20 60 Jahre Unter 20 Jahre Diese Entwicklungen zogen strukturelle Verschiebungen nach sich: Zwar blieb der Bevölkerungsanteil der 20- bis 60-Jährigen fast unverändert. Der Anteil der 60-Jährigen und Älteren stieg jedoch in nur zehn Jahren von 25 auf 28 Prozent, also um drei Prozentpunkte. Dafür sank der Bevölkerungs- Bevölkerungsanteil der 60-Jährigen und Älteren steigt auf 28 Prozent Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung 15

Ältere Bevölkerung Zahl der 60- bis 70-Jährigen steigt moderat 140 130 120 110 100 90 anteil der jüngeren Menschen unter 20 Jahren von 21 auf 18 Prozent. Werden die überwiegend nicht mehr erwerbstätigen 60-Jährigen und Älteren ins Verhältnis gesetzt zu den überwiegend erwerbstätigen 20- bis 60-Jährigen, so bekommt man einen Eindruck von den wachsenden Belastungen, die aus der demografischen Alterung für die Gesellschaft entstehen und im Wesentlichen von der erwerbstätigen Bevölkerung zu tragen sind. Im Jahr 2005 lag der so abgegrenzte Altenquotient bei 46. Bis 2015 also in nur zehn Jahren ist diese Verhältniszahl bereits auf 51 gestiegen (+12 Prozent), und sie wird weiter steigen. Der kräftige Zuwachs bei den älteren Menschen in den vergangenen zehn Jahren erklärt sich vor allem dadurch, dass seit etwa 2010 die geburtenstärkeren Jahrgänge ab 1950 in diese Bevölkerungsgruppe vorrücken ( Bestandsalterung ). In den Jahren 2014 und 2015 sind die beiden ersten Babyboomer-Jahrgänge (1954 und 1955) in dieser Altersgruppe angekommen. 1 Verstärkt wird die gesellschaftliche Alterung durch die stetig steigende Lebenserwartung der Menschen. So ist beispielsweise in den vergangenen zehn Jahren die (Rest-)Lebenserwartung einer 60-jährigen Frau um 1,1 auf etwa 25 Jahre und die eines gleichaltrigen Mannes um 1,4 auf etwa 22 Jahre gestiegen. Die jungen Alten zwischen 60 und 70 Jahren haben gemessen an den Pflegequoten noch ein relativ geringes Risiko, pflegebedürftig zu werden. Ihre Zahl nahm zwischen 2005 und 2010 deutlich ab. Grund dafür war, dass bereits ab 2001 die geburtenschwächeren Jahrgänge des Zweiten Weltkriegs und ab 2005 die schwach besetzten Geburtsjahrgänge der ersten Nachkriegsjahre in dieser Altersgruppe angekommen sind. Ab 2011 stieg die Zahl der 60- bis 70-Jährigen wieder, weil die deutlich geburtenstärkeren 1950er-Jahrgänge diese Altersgruppe erreichten. Aufgrund dieser Entwicklungen nahm die Zahl der 60- bis 70-Jährigen im Zeitraum 2005 bis 2015 insgesamt nur um fünf Prozent zu (+21 400 Personen). Die Zahl der 70- bis 80-Jährigen, bei denen das Pflegerisiko bereits deutlich höher G3 Bevölkerung 60 Jahre und älter 2005 2015 Messzahl: 2005=100 60 70 Jahre 70 80 Jahre 80 90 Jahre 90 Jahre und älter 80 2005 2010 2015 ist, stieg in diesem Zeitraum wesentlich stärker (+44 000 Personen bzw. +13 Prozent). Von 2005 bis 2013 wurde diese Altersgruppe kontinuierlich größer. In den Jahren 2014 und 2015 war die Zahl jedoch rückläufig, weil bereits seit 2011 die schwächer besetzten Geburtsjahrgänge der Kriegszeit in diese Gruppe wechselten. Für die zahlenmäßige Entwicklung in diesen Altersgruppen ist außerdem relevant, dass zwischen 2005 und 2015 die Sterblichkeit deutlich gesunken ist. Die Zahl der 80- bis 90-Jährigen nahm zwischen 2005 und 2015 in den meisten Jahren zu (+43 900 bzw. +28 Prozent). Lediglich in den Jahren 2011 bis 2013 verringerte sie sich, weil die infolge der Weltwirtschaftskrise schwächeren Geburtsjahrgänge (zu Beginn der 1930er-Jahre) in diese Altersgruppe 1 Zu den Babyboomern zählen üblicherweise die Geburtsjahrgänge 1954 bis 1967. 16 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung

Ältere Bevölkerung hineinwuchsen. Die Zahl der 90-Jährigen und Älteren weist große Schwankungen auf. Über den gesamten Betrachtungszeitraum ergibt sich dennoch ein Zuwachs von 4 800 Personen bzw. 15 Prozent. Der Rückgang zu Beginn des Betrachtungszeitraums wird dadurch verursacht, dass in dieser Zeit die geburtenschwächeren Jahrgänge aus der Zeit des Ersten Weltkriegs in der Altersgruppe ankamen. Der kräftige Einbruch 2011 geht auf Bestandskorrekturen im Rahmen des Zensus 2011 zurück, von denen insbesondere die höheren Altersgruppen betroffen waren. 570,0 200 Eine nach dem Geschlecht differenzierte Betrachtung offenbart, dass die Zahl der älteren Männer 100 seit 2005 wesentlich stärker stieg, als die Zahl der 0 älteren Frauen. Dennoch gibt es bei den 60-Jährigen und Älteren auch heute noch deutlich mehr Frauen als Männer. Grund dafür ist vor allem die wesentlich höhere Lebenserwartung der Frauen und immer noch in den sehr hohen Altersjahren weltkriegsbedingte Ausfälle bei den Männern. Seit 2005 stieg die Zahl der älteren Männer um 69 200 bzw. 16 Prozent auf 508 000, während die Zahl der älteren Frauen nur um 44 800 bzw. acht Prozent auf 614 900 zunahm. Im Durchschnitt stehen heute 100 älteren Frauen nur 83 ältere Männer gegenüber. 700 600 500 400 300 G 4 Bevölkerung 60 Jahre und älter 2005 und 2015 nach Geschlecht 438,8 1 000 614,9 2005 2015 Frauen Männer 508,0 Zahl der älteren Männer steigt kräftiger als Zahl der älteren Frauen Eine zusätzliche Betrachtung nach Altersgruppen zeigt, dass bei den jungen Alten zwischen 60 und 70 Jahren sowohl die Zahl der Frauen als auch die der Männer zwischen 2005 und 2015 nur wenig größer geworden ist (Frauen: +3,8 Prozent; Männer: +5,4 Prozent). Bei den 70- bis 80-Jährigen belief sich der Anstieg bei den Männern auf 17 Prozent und bei den Frauen auf gut neun Prozent. Die Zahl der 80- bis 90-jährigen Männer nahm zwischen 2005 und 2015 um fast zwei Drittel zu, während die Zahl der Frauen gleichen Alters nur um zwölf Prozent stieg. Bei den 90-Jährigen und Älteren erhöhte sich die Zahl der Männer um 3,3 Prozent; die Zahl der Frauen stieg dagegen um 19 Prozent. Die Differenz zugunsten der Frauen nimmt mit steigendem Alter zu. Während bei den jungen Alten 100 Frauen noch 96 Männer gegenüberstehen, sind es bei den Hochbetagten über 90-Jährigen nur noch 30. Hierin kommen die höhere Lebenserwartung der Frauen und die kriegsbedingten Ausfälle bei den Männern zum Ausdruck. Bei den 90-Jährigen und Älteren: Zahl der Frauen deutlich höher als Zahl der Männer Regionale Entwicklungsunterschiede in der Vergangenheit Seit 2005 ist die Zahl der älteren Menschen sowohl in den Landkreisen als auch in den kreisfreien Städten gestiegen. Während sie sich in den Landkreisen um 13 Prozent auf 851 500 Personen erhöhte, nahm sie in den kreisfreien Städten nur um knapp sieben Prozent auf 271 400 Personen zu. Demnach lebten 2015 etwa 24 Prozent der 60-Jährigen und Älteren in den zwölf kreisfreien Städten und 76 Prozent in den 24 Landkreisen Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung 17

Ältere Bevölkerung G 5 Bevölkerung 60 Jahre und älter 2005 2015 nach Verwaltungsbezirken Veränderung in % Kreisfreie Städte Frankenthal (Pfalz), St. Kaiserslautern, St. Koblenz, St. Landau i. d. Pfalz, St. Ludwigshafen a. Rh., St. Mainz, St. Neustadt a. d. Weinstr., St. Pirmasens, St. Speyer, St. Trier, St. Worms, St. Zweibrücken, St. 1,5 1,7 3,6 6,9 6,1 6,3 7,4 5,2 7,1 11,2 10,7 12,0 16,5 Landkreise Ahrweiler Altenkirchen (Ww.) Alzey-Worms Bad Dürkheim Bad Kreuznach Bernkastel-Wittlich Birkenfeld Cochem-Zell Donnersbergkreis Eifelkreis Bitburg-Prüm Germersheim Kaiserslautern Kusel Mainz-Bingen Mayen-Koblenz Neuwied Rhein-Hunsrück-Kreis Rhein-Lahn-Kreis Rhein-Pfalz-Kreis Südliche Weinstraße Südwestpfalz Trier-Saarburg Vulkaneifel Westerwaldkreis 12,8 11,9 6,6 13,8 14,0 12,4 6,7 8,1 14,2 9,9 10,6 7,5 12,6 9,6 12,1 8,0 15,4 15,1 9,9 16,8 9,0 12,5 19,8 21,5 21,1 Rheinland-Pfalz 11,3 0 5 10 15 20 25 18 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung

Ältere Bevölkerung von Rheinland-Pfalz. Diese Verteilung entspricht in etwa der Verteilung der Gesamtbevölkerung auf die kreisfreien Städte und Landkreise und hat sich in den vergangenen zehn Jahren nur wenig verändert (kreisfreie Städte: 1 Prozentpunkt; Landkreise: +1 Prozentpunkt). Bei längerer Betrachtung zeigt sich jedoch eine deutliche Verschiebung. Im Jahr 1990 lebten noch 27 Prozent der 60-Jährigen und Älteren in den kreisfreien Städten und dementsprechend 73 Prozent in den Landkreisen. Verursacht wurde diese Verschiebung zum einen dadurch, dass verstärkt jüngere Menschen aus den Landkreisen, aus anderen Bundesländern und aus dem Ausland in die kreisfreien Städte (netto) zuzogen und zugleich ältere Menschen aus den kreisfreien Städten (netto) fortzogen. Zahl der älteren Menschen nimmt in Landkreisen stärker zu als in kreisfreien Städten Bei einer Betrachtung der einzelnen Verwaltungseinheiten zeigt sich überall eine wachsende Zahl älterer Menschen, allerdings mit deutlich unterschiedlichen Raten: Die Spannweite der Wachstumsraten reicht bei den kreisfreien Städten von +1,5 Prozent in Ludwigshafen bis +16 Prozent in Speyer sowie bei den Landkreisen von +6,6 Prozent in Altenkirchen bis +22 Prozent in Alzey-Worms. Auch die Bevölkerungsanteile der Seniorinnen und Senioren sind regional sehr unterschiedlich. Am aktuellen Rand ist der Anteil der 60-Jährigen und Älteren mit 22 Prozent in Trier am niedrigsten und mit 33 Prozent in Pirmasens am höchsten. Die Stadt Trier ist der einzige Verwaltungsbezirk, in dem der Anteilswert zwischen 2005 und 2015 trotz gestiegener Zahl an älteren Menschen (+5,2 Prozent) gesunken ist ( 2,1 Prozentpunkte). Dafür gibt es zwei Gründe: Nach Einführung der Zweitwohnsitzabgabe 2005 sprang der Anteil jüngerer Menschen zwischen 20 und 29 Jahren in Trier 2006 um drei Prozentpunkte nach oben (von 16 auf 19 Prozent) und stieg in den folgenden Jahren um weitere zwei Prozentpunkte. Durch die Einführung der Zweitwohnsitzabgabe dürften vor allem Studierende an den der Hochschulen in Trier ihre bisherigen Zweitwohnsitze in alleinige oder Hauptwohnsitze umgewandelt haben. Darüber hinaus beherbergt Trier eine Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (bis Sommer 2015 die einzige in Rheinland- Pfalz). Dies hat dazu geführt, dass 2014 und 2015 der Anteil 40-jähriger und jüngerer Menschen deutlich gestiegen ist (+2 Prozentpunkte). Große Spannweite bei der regionalen Entwicklung Demografische Alterung verstärkt sich in der Zukunft Die demografische Alterung wird sich in den nächsten Jahren erheblich verstärken; denn seit 2014 kommen sukzessive immer stärker besetzte Babyboomer-Jahrgänge in der Altersgruppe der über 60-Jährigen an. Ende der 2020er-Jahre werden alle Babyboomer das 60. Lebensjahr überschritten haben. Nach der mittleren Variante der Bevölkerungsvorausberechnungen wird die Gruppe der 60-Jährigen und Älteren in Rheinland-Pfalz bis 2035 um fast 300 000 Menschen wachsen. Heute sind etwa 1,13 Millionen Menschen 60 Jahre und älter, 2035 werden es 1,42 Millionen Menschen sein. Das bedeutet, dass es dann ein Viertel mehr Menschen im pflegerelevanten Alter gibt als heute. Die Gesamtbevölkerungszahl wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sinken zunächst moderat (bis 2035: 4,5 Prozent) und längerfristig deutlich (2060: 16 Prozent). Der Bevölkerungsanteil der älteren Menschen über 60 Jahren, der 2015 bei 28 Prozent lag, wird sich schon bis 2035 auf 37 Prozent erhöhen. Bereits ab 2025 wird jede bzw. jeder Dritte in Rheinland-Pfalz 60 Jahre und älter sein. Nach 2035 wird die Zahl der Zahl der 60-Jährigen und Älteren nimmt mittelfristig um 300 000 bzw. 25 Prozent zu Bevölkerungsanteil älterer Menschen steigt bis 2035 auf mehr als ein Drittel Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung 19

Ältere Bevölkerung G6 Bevölkerung 2015 2060 nach Altersgruppen Messzahl: 2015=100 140 130 120 110 100 90 80 70 unter 20 Jahre 20 60 Jahre 60 Jahre und älter 60 Bevölkerung insgesamt 50 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2055 2060 Seniorinnen und Senioren bis zum Ende des Projektionshorizonts 2060 leicht sinken. Trotzdem wird der Bevölkerungsanteil der Seniorinnen und Senioren wegen der stark rückläufigen Gesamtbevölkerungszahl weiter steigen und 2060 schließlich bei knapp 40 Prozent liegen. 2035 kommt ein Das Jahr 2035 dürfte ein relevanter Planungshorizont sein, z. B. für die Anpassung von Infrastruktur. Von heute aus gerechnet, stehen dafür noch knapp 20 Jahre zur Verfügung. Mensch im pflegerelevanten Alter auf etwa eine Person im Die vorausberechnete Entwicklung der Zahl der 60-Jährigen und Älteren bis 2035 dürfte erwerbsfähigen Alter sofern keine außergewöhnlichen Ereignisse eintreten für die Landesebene relativ G 7 100 Bevölkerung 1 2015 2060 nach Altersgruppen Anteile in % zuverlässig sein. Alle Geburtsjahrgänge, die bis 2035 das 60. Lebensjahr erreichen, sind heute bereits 40 Jahre und älter und befinden sich damit in einem Lebensabschnitt, in dem nicht mehr so oft überregional der Wohnort gewechselt wird. Die Wanderungsstatistik zeigt, dass etwa drei Viertel der Menschen, 90 28,0 80 37,0 die in den vergangenen 20 Jahren über die Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz zugezogen sind, jünger 39,9 70 60 Jahre und älter als 40 Jahre waren. Die Vorausberechnungen für den 60 Zeitraum 2035 bis 2060 sind dagegen reine Modellrechnungen. Ab 2035 kommen Geburtsjahrgänge in 50 20 60 Jahre 54,0 40 46,4 44,5 Unter 20 Jahre das pflegerelevante Alter, die momentan noch im 30 wanderungsaktiven Alter sind. Deshalb kann sich die 20 10 17,9 16,6 15,6 Besetzungszahl dieser Geburtsjahrgänge in Rheinland-Pfalz noch deutlich verändern. 0 2015 2035 2060 1 Ergebnisse der Vorausberechnung. Der Quotient aus der Zahl der über 60-Jährigen und der Zahl der 20- bis 60-Jährigen, der einen Anhaltspunkt für die gesellschaftlichen Lasten aus der de- 20 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung

Ältere Bevölkerung mografischen Alterung liefert, wird bis 2035 auf 80 und bis 2060 sogar auf 90 steigen heute liegt dieser Quotient bei 51. Das bedeutet, dass dann einem älteren Menschen über 60 Jahren nur noch ungefähr eine Person im Alter zwischen 20 und 60 Jahren gegenüber steht; heute sind es noch etwa zwei Personen. An dieser Entwicklung kann auch verstärkte Zuwanderung mittelfristig nur noch wenig ändern. 2 Die Entwicklung der älteren Bevölkerungsgruppen wird in den nächsten Jahrzehnten durch die Babyboomer, d. h. von den starken Geburtsjahrgängen 1954 bis 1967 geprägt. In der Altersgruppe der 60- bis 70-Jährigen ist der erste geburtenstarke Jahrgang bereits 2014 angekommen und der letzte wird diese Altersgruppe Ende der 2020er-Jahre erreichen. Bis 2028 wird die Zahl der 60- bis 70-jährigen Seniorinnen und Senioren gegenüber heute um etwa 144 500 Personen bzw. um mehr als ein Viertel wachsen. Schon ab 2024 verlässt der erste Babyboomer-Jahrgang die Gruppe der jungen Alten wieder und erreicht die Altersgruppe der 70- bis 80-Jährigen. Der letzte dieser Jahrgänge kommt 2037 bei den 70- bis 80-Jährigen an. Bis dahin nimmt die Zahl der Menschen in diesem Alter im Vergleich zu 2015 um 151 900 Personen bzw. 39 Prozent zu. In die Altersgruppen der 80- bis 90-Jährigen wachsen die Babyboomer zwischen Mitte der 2030er- und Ende der 2040er-Jahre hinein. Bis 2048 nimmt diese Altersgruppe gegenüber 2015 um 171 100 Personen bzw. 83 Prozent zu. Schließlich kommen die Babyboomer ins hochbetagte Alter; der erste Jahrgang erreicht etwa Mitte der 2040er-Jahre und der letzte etwa Ende der 2050er-Jahre die Gruppe der 90-Jährigen und Älteren. Mit der höchsten Besetzungszahl ist in dieser Altersgruppe etwa 2060 zu rechnen. Im Vergleich zu heute gibt es dann viermal mehr Hochbetagte (+122 600 Personen). Babyboomer prägen Entwicklung der Zahl der älteren Menschen in den nächsten Jahrzehnten 2 Vgl. Böckmann, L.: Fällt der demografische Wandel aus? Auswirkungen der gegenwärtig hohen Zuwanderung auf die künftige Bevölkerungsentwicklung in Rheinland-Pfalz. In: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Statistische Monatshefte, 69. Jg. (2016), S. 449 462. G8 Bevölkerung 60 Jahre und älter 2015 2060 Messzahl: 2015=100 450 400 350 300 60 70 Jahre 70 80 Jahre 80 90 Jahre 90 Jahre und älter 250 200 150 100 50 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2055 2060 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung 21

Ältere Bevölkerung Auch in Zukunft gibt es bei den Älteren deutlich mehr Frauen als Männer Zahlenmäßige Differenz zwischen Männern und Frauen nimmt in Zukunft ab Eine nach dem Geschlecht differenzierte Betrachtung zeigt, dass es auch in Zukunft in den höheren Altersgruppen deutlich mehr Frauen als Männer geben wird. Grund dafür ist die höhere Lebenserwartung der Frauen. Der Vorsprung der Frauen wird allerdings geringer. Im Jahr 2035 stehen 100 älteren Frauen 86 Männer gegenüber, 2060 werden es 88 sein heute sind es 82 Männer. Bis 2035 wird die Zahl der Seniorinnen um 147 400 bzw. 24 Prozent steigen, die der Senioren erhöht sich um 149 500 bzw. 29 Prozent. Bis 2060 wird sowohl die Zahl der Frauen als auch die der Männer wieder leicht sinken, aber dennoch deutlich höher sein als heute. Im Vergleich zu 2015 dürfte es 2060 rund 99 000 ältere Frauen (+16 Prozent) und etwa 118 400 ältere Männer (+23 Prozent) mehr geben. Eine zusätzliche Betrachtung nach Altersgruppen zeigt, dass bei den jungen Alten zwischen 60 und 70 Jahren sowohl die Zahl der Frauen als auch die Zahl der Männer um etwa zehn Prozent zunimmt. Bei den 70- bis 80-Jährigen steigt die Zahl der Männer stärker als die der Frauen (+40 Prozent bzw. +33 Prozent). Noch weiter geht die Schere bei den 80- bis 90-Jährigen auf: Die Zahl der Männer nimmt um 51 Prozent und die der Frauen um 28 Prozent zu. Bei den hochbetagten über 90-Jährigen schließlich erhöht sich die Zahl der Männer um 169 Prozent und die der gleichaltrigen Frauen nur um 58 Prozent. Die zahlenmäßige Differenz zwischen Frauen und Männern wird in Zukunft nicht verschwinden, aber geringer werden: Bei den jungen Alten ändert sich die Relation in den kommenden Jahrzehnten kaum. Bei den 70- bis 80-Jährigen liegt sie 2035 bei 89 Männern je 100 Frauen (2015: 85 Männer). Bei den 80- bis 90-Jährigen steigt die Relation auf 74 Männer je 100 Frauen (2015: 63 Männer) und bei den Hochbetagten auf 51 Männer je 100 Frauen (2015: 30 Männer). Zahl der älteren Menschen steigt in Zukunft regional sehr unterschiedlich Bis 2035 nimmt die Zahl der 60-jährigen und älteren Menschen in den Landkreisen stärker zu als in den kreisfreien Städten Mittelfristig, das heißt bis 2035, wird die Zahl älterer Menschen in den Landkreisen deutlich stärker zunehmen als in den kreisfreien Städten. Wenn die Annahmen der mittleren Variante der Bevölkerungsvorausberechnung zutreffen, nimmt ihre Zahl in den Landkreisen um 28 Prozent und in den kreisfreien Städten um 22 Prozent zu. Langfristig ist es umgekehrt: In den Städten steigt die Zahl der 60-Jährigen und Älteren bis 2060 um 22 Prozent und in den Kreisen nur um 18 Prozent. Dadurch werden die Bevölkerungsanteile der älteren Menschen in den kreisfreien Städten und Landkreisen deutlich wachsen, sich bis 2035 zunächst auseinander entwickeln und dann bis 2060 wieder annähern. Zurzeit sind in den kreisfreien Städten 26 Prozent und in den Landkreisen 29 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner 60 Jahre und älter. Bis 2035 wird der Bevölkerungsanteil älterer Menschen in den kreisfreien Städten auf 32 Prozent und in den Landkreisen auf 39 Prozent steigen. Im Jahr 2060 sind in den kreisfreien Städten 36 Prozent und in den Landkreisen 42 Prozent über 60 Jahre alt. Die Betrachtung der einzelnen Verwaltungsbezirke zeigt auch für die Zukunft große Entwicklungsunterschiede. Mittelfristig, das heißt bis 2035, reicht die Spannweite in den kreisfreien Städten von einer Zunahme der Zahl älterer Menschen um lediglich fünf Prozent in Pirmasens bis zu einem Anstieg um 34 Prozent in Landau. Bei den Landkreisen reicht die Spannweite von +13 Prozent in Birkenfeld bis +41 Prozent in 22 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung

Ältere Bevölkerung G 9 Bevölkerung 60 Jahre und älter 2015 2060 nach Verwaltungsbezirken Veränderung in % Kreisfreie Städte Frankenthal (Pfalz), St. Kaiserslautern, St. Koblenz, St. Landau i. d. Pfalz, St. Ludwigshafen a. Rh., St. Mainz, St. Neustadt a. d. Weinstr., St. Pirmasens, St. Speyer, St. Trier, St. Worms, St. Zweibrücken, St. -9,5 1,0 5,2 16,2 10,7 14,2 12,0 15,2 12,5 21,8 22,0 19,9 20,0 34,4 31,2 25,3 31,4 21,7 28,4 23,2 30,1 29,7 28,3 36,0 27,6 27,0 2035 2060 Landkreise Ahrweiler Altenkirchen (Ww.) Alzey-Worms Bad Dürkheim Bad Kreuznach Bernkastel-Wittlich Birkenfeld Cochem-Zell Donnersbergkreis Eifelkreis Bitburg-Prüm Germersheim Kaiserslautern Kusel Mainz-Bingen Mayen-Koblenz Neuwied Rhein-Hunsrück-Kreis Rhein-Lahn-Kreis Rhein-Pfalz-Kreis Südliche Weinstraße Südwestpfalz Trier-Saarburg Vulkaneifel Westerwaldkreis -4,2-2,6-0,8 7,6 7,2 7,1 6,2 18,4 16,6 20,6 20,7 19,6 17,4 13,3 11,1 14,7 20,3 17,4 16,7 14,2 11,4 19,6 18,9 20,6 18,8 27,8 26,9 30,9 28,5 28,2 27,4 24,1 28,1 30,3 26,5 33,7 26,2 24,4 24,7 30,7 28,9 32,9 24,1 29,7 38,3 37,7 41,5 39,6 37,1 37,6 Rheinland-Pfalz 26,4 19,3-15 -10-5 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung 23

Ältere Bevölkerung Mainz-Bingen. Langfristig ist die Spannweite noch viel größer: In Pirmasens wird die Zahl der 60-Jährigen und Älteren bis 2060 im Vergleich zu 2015 um knapp zehn Prozent sinken, in Trier dagegen um 36 Prozent steigen. Bei den Landkreisen wird die Zahl der 60-Jährigen und Älteren in Birkenfeld langfristig um gut vier Prozent sinken und in Mainz-Bingen um 40 Prozent steigen. Auch die Spannweite der Bevölkerungsanteile der Seniorinnen und Senioren wird in Zukunft groß bleiben. Im Vergleich der kreisfreien Städte weisen für 2035 die Universitätsstädte Mainz mit 28 Prozent und Trier mit 29 Prozent die niedrigsten Anteile an 60-Jährigen und Älteren aus. Am höchsten ist er trotz der geringen Zunahme der Zahl der 60-Jährigen und Älteren in Pirmasens mit 41 Prozent. Bei den Landkreisen weisen Germersheim und Trier-Saarburg 2035 die niedrigsten (jeweils 36 Prozent) und Cochem-Zell und die Südwestpfalz (jeweils 43 Prozent) die höchsten Seniorenanteile aus. Im Jahr 2060 beläuft sich die Spannweite der Anteilswerte im Vergleich der kreisfreien Städte auf 32 Prozent in Mainz und 42 Prozent in Pirmasens. Im Vergleich der Landkreise ist der Seniorenanteil in Kaiserslautern am niedrigsten (39 Prozent) und in Cochem-Zell am höchsten (45 Prozent). 24 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung

III. Datengrundlage die Pflegestatistik Die demografische Alterung der Gesellschaft wird erhebliche Auswirkungen auf den Bedarf an Pflegemöglichkeiten haben. Diesbezüglich ist insbesondere die Entwicklung der Zahl der älteren Menschen (60 Jahre und älter) relevant, da sich die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, ab dem 60. Lebensjahr deutlich erhöht. Nach dem Landesgesetz zur Sicherstellung und Weiterentwicklung der pflegerischen Angebotsstruktur obliegt den kreisfreien Städten und Landkreisen einerseits für eine leistungsfähige pflegerische Versorgungsstruktur und andererseits für die bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Angebotsstruktur zu sorgen. 1 Insbesondere Letzteres setzt Kenntnisse über den zukünftigen, langfristigen Pflegebedarf voraus. Die Ergebnisse der Modellrechnungen zum künftigen Pflegebedarf in Rheinland-Pfalz können als Orientierungsgrößen für die regionale Pflegestrukturplanung herangezogen werden, denn die Rechnungen zeigen, mit welcher demografisch bedingten Entwicklung des Pflegebedarfs zu rechnen ist. Die Modellrechnungen stützen sich auf die Ergebnisse der Pflegestatistik. Diese Bundesstatistik liefert Informationen über die vorhandenen ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen in den kreisfreien Städten und Landkreisen sowie über die betreuten Pflegebedürftigen. Bei der Pflegestatistik handelt es sich um eine zweijährliche Bestandserhebung (Totalerhebung mit Stichtag 15. Dezember) der ambulanten Pflegeeinrichtungen (Pflegedienste) sowie der stationären Pflegeeinrichtungen (Pflegeheime), mit denen ein Versorgungsvertrag nach dem elften Buch des Sozialgesetzbuches (SGB XI Soziale Pflegeversicherung) besteht. Die Pflegestatistik erfragt unter anderem die Art und den Träger der Pflegeeinrichtung, die Zahl und die Art der Pflegeplätze sowie Angaben zu den betreuten Personen (Geschlecht, Alter und Grad der Pflegebedürftigkeit). Sie erfasst zusätzlich die Empfänger von Pflegegeld bei häuslicher Pflege (zentrale Erhebung durch das Statistische Bundesamt zum Stichtag 31. Dezember). In der Statistik nicht enthalten sind Personen, die nicht nach dem Pflegeversicherungsgesetz pflegebedürftig sind, aber trotzdem Pflegehilfe benötigen. Dieser Personenkreis kann daher in der Analyse nicht berücksichtigt werden. Bis Ende 2016 waren nach der Definition des Pflegeversicherungsgesetzes Personen pflegebedürftig, wenn sie wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung für die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebens auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Monate, in erheblichem oder höherem Maße der Hilfe bedürfen ( 14 Abs. 1 SGB XI). Die Festlegung der Pflegebedürftigkeit sowie die Zuordnung zu einer der drei Pflegestufen (Pflegestufe I bis III einschließlich Härtefälle) erfolgte durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung oder einem von der Pflegekasse beauftragten Gutachter. Personen ohne Pflegestufe werden auch mit eingeschränkter Alltagskompetenz nicht zu den Pflegebedürftigen gerechnet. Im Zuge des zweiten Pflegestärkungsgesetzes (PSG II) wurden zum 1. Januar 2017 ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff und ein Demografische Auswirkungen auf die Pflege Erhebung der Pflegestatistik Pflegebedürftige Personen nach der ehemaligen Definition des Pflegeversicherungsgesetzes 1 Landesgesetz zur Sicherstellung und Weiterentwicklung der pflegerischen Angebotsstruktur vom 25. Juli 2005 GVBI. 2005, S. 299. Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung 25

Datengrundlage neues Begutachtungsinstrument eingeführt, mit dem Ziel der Gleichbehandlung von körperlich, kognitiv und psychisch beeinträchtigter Menschen. Anstelle der bis Ende 2016 geltenden drei Pflegestufen gibt es seit 2017 fünf Pflegegrade. Da sich die Modellrechnungen auf Ergebnisse der Pflegestatistik bis zum Jahr 2015 stützen, werden in der Analyse nur solche Personen einbezogen, die nach der alten Definition der Pflegebedürftigkeit Leistungen aufgrund des SGB XI bezogen. Vor dem Hintergrund der Umwandlung der Pflegestufen in Pflegegrade wird auf eine differenzierte Betrachtung der Pflegebedürftigen nach Pflegestufen sowohl für die Vergangenheit als auch für die Vorausberechnung verzichtet. Versorgungsarten der Pflege Regionale Zuordnung der Pflegefälle Im Hinblick auf die Versorgungsarten wird zwischen der häuslichen Pflege und der Pflege in Heimen unterschieden. Werden die Pflegebedürftigen zu Hause versorgt, kann weiter differenziert werden, ob die Hilfsbedürftigen Sach- und/oder Geldleistungen in Anspruch nehmen. Zur Vermeidung von Doppelzählungen wird in dieser Veröffentlichung zwischen den Personen unterschieden, die Sachleistungen im Rahmen der ambulanten bzw. stationären Pflege beanspruchen, und solchen, die ausschließlich Geldleistungen (Pflegegeld für selbst beschaffte Pflegehilfen nach 37 Abs. 1 SGB XI) erhalten und bei der eigentlichen Pflege auf die Unterstützung von Angehörigen angewiesen sind. Zu dem Personenkreis, der lediglich finanzielle Leistungen bezieht, zählen nicht die Pflegebedürftigen, denen bei Bezug von Kurzzeit- bzw. Verhinderungspflege zusätzlich parallel hälftiges Pflegegeld nach 37 Abs. 2 Satz 2 SGB XI gewährt wird, da diese in der Regel bereits bei den ambulant bzw. stationär Versorgten einbezogen sind. Zum Stichtag der Erhebung 2015 betraf dies rund 4 100 Personen. Die Zahl derer, die sowohl Geld- als auch Sachleistungen beziehen (Kombinationsleistung nach 38 SGB XI), belief sich 2015 auf 11 000 Pflegebedürftige. Ebenfalls zur Vermeidung von Doppelzählungen umfasst die Pflege in Heimen ab dem Berichtsjahr 2009 nur noch die vollstationäre Dauer- und Kurzzeitpflege, in den Jahren davor auch die teilstationäre Tages- und Nachtpflege. Vor allem seit der Reform der Pflegeversicherung im Sommer 2008 erhalten die teilstationär Versorgten in der Regel parallel auch Pflegegeld und/ oder ambulante Sachleistungen und werden somit bereits dort als Leistungsempfänger gezählt. In der Pflegestatistik werden solche ambulanten und stationären Einrichtungen berücksichtigt, die nach dem SGB XI zugelassen sind (zugelassene Pflegeeinrichtungen). Für die Bedarfsplanung, die auf Ebene der kreisfreien Städte und Landkreise erfolgt, ist es notwendig, von kreisspezifischen Pflegequoten auszugehen, da in den einzelnen Städten und Kreisen unterschiedliche Strukturen herrschen. Bei der Betrachtung von Quoten auf Kreisebene muss jedoch beachtet werden, dass die Zuordnung der Pflegefälle nach dem Sitz der Einrichtung erfolgt. Demnach werden beispielsweise Menschen, die ambulante Pflegedienste beanspruchen, dem Kreis zugewiesen, in dem der ambulante Pflegedienst seinen Sitz hat. Hierdurch können Abweichungen zwischen dem Wohnort und der statistischen Zuordnung der Pflegebedürftigen entstehen. Im Rahmen der stationären Pflege ist zu berücksichtigen, dass zwar in der Regel Wohnort des Pflegebedürftigen und Sitz der Einrichtung räumlich zusammenfallen, aber ein Umzug und damit ein Wohnortwechsel unmittelbar vor der stationären Pflege stattgefunden haben könnte. Diese überregionale Inanspruchnahme von Pflegediensten bzw. Pflegeeinrichtungen dürfte in den einzelnen kreisfreien Städten und Landkreisen unterschiedlich 26 Rheinland-Pfalz 2060 Pflegevorausberechnung