GÜTERSLOHER VERLAGSHAUS

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar. Gesellschaft für eine Glaubensreform e.v. Waldstraße 17 82335 Berg www.glaubensreform.de 1. Auflage Copyright 2015 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Gütersloher Verlagshaus, Verlagsgruppe Random House GmbH, weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags für externe Links ist stets ausgeschlossen. Umschlagmotiv: Caspar David Friedrich,»Der Mönch am Meer«, um 1808/10, Öl auf Leinwand, akg-images, Berlin/Joseph Martin Druck und Einband: Těšínská tiskárna, a.s., Český Těšín Printed in Czech Republic ISBN 978-3-579-08196-0 www.gtvh.de

INHALT Vortrag auf der 2. Jahrestagung der»gesellschaft für eine Glaubensreform e.v.«21. - 23. März 2014, Schloss Fürstenried 1. THEOLOGIE MIT SINN FÜR RELIGION UND EIN PLÄDOYER FÜR EINE RELIGIONSFÄHIGE KIRCHE 6 2. VON DER RELIGIÖSEN ERFAHRUNG AUSGEHEN 23 3. DAS KONZEPT EINER RELIGIONSHERMENEUTISCHEN THEOLOGIE 27 4. FALLBEISPIELE EINER RELIGIONSHERMENEUTISCHEN KULTURTHEOLOGIE: EINE KONSEQUENZ FÜR DIE THEOLOGISCHE AUSBILDUNG 35 ANMERKUNGEN 47 INHALT 5

1. THEOLOGIE MIT SINN FÜR RELIGION UND EIN PLÄDOYER FÜR EINE RELIGIONSFÄHIGE KIRCHE Noch immer dominiert in der Theologie die Devise: Vom Text zur Predigt; vom biblischen Gotteswort zu seiner die eigene Zeit adressierenden Auslegung, von Schrift und Bekenntnis der Kirche hin zu dem, was sie heute zu sagen haben und wie sie dem Glauben seinen Inhalt und seine Orientierung geben. Das ist nach wie vor die dominante Bewegungsrichtung der Theologie. Allen ist klar, dass die Theologie sich dabei auf einem steilen, abschüssigen Gefälle bewegt. Die Fallhöhe ist enorm: Von den Höhen der biblischen Offenbarung und den gewaltigen Denkgebäuden, die die Theologie auf diesen Höhen mit der Ausbildung ihrer Kosmologien, Christologien und Eschatologien errichtet hat, hin zu den heutigen Lebensfragen und dem Glauben, den die Menschen sich als den eigenen möglicherweise zuzuschreiben bereit sind. Diese enorme Fallhöhe des Geistes ist auch allen, die das theologische Geschäft betreiben, bewusst. Deshalb werden diese enormen hermeneutischen Anstrengungen ja permanent unternommen, sowohl in den Bibelwissenschaften wie in der Dogmatik. Sie zielen ja darauf, zeigen zu können, dass sich die Gegenwartsrelevanz der 6 1. THEOLOGIE MIT SINN FÜR RELIGION UND EIN PLÄDOYER FÜR EINE RELIGIONSFÄHIGE KIRCHE

Topoi des biblischen Glaubens, von der Schöpfung über die Sünde bis zur Rechtfertigung, Versöhnung und Erlösung immer wieder wird zeigen lassen. Dieses Verfahren hat doch durch die Jahrhunderte funktioniert, warum sollte es heute nicht mehr funktionieren? Ja, warum funktioniert dieses Verfahren einer aktualisierenden Auslegung der biblischen, theologischen und kirchlichen Überlieferungen nicht mehr? Denn das ist doch so, die Theologen mögen die biblischen Lehren immer wieder neu interpretieren, die Schöpfungslehre als mit der Evolutionstheorie vereinbar erweisen, die Sünde abschaffen, die Frage, warum Jesus am Kreuz sterben musste, mal so, mal anders beantworten, die Suche danach, wer Jesus war und ob er wirklich nach drei Tagen von den Toten auferstanden ist, in immer wieder neue Richtungen lenken, gelehrte Abhandlungen über Gottes Gerechtigkeit verfassen, außerhalb der geschlossenen Anstalten theologischer Fakultäten und einem eher engen Zirkel theologisch gebildeter Christen interessieren diese theologischen Unternehmungen niemanden mehr. Woran liegt das? Ich vermute, es liegt schlicht daran, dass die religiöse Bedeutung der Theologie, damit die existentielle, die Lebenssinnbedeutung der Theologie und mit ihr auch der kirchlichen Predigt schon lange den Menschen nicht mehr im Blick ist. Die Kirche hat ihre Autorität 1. THEOLOGIE MIT SINN FÜR RELIGION UND EIN PLÄDOYER FÜR EINE RELIGIONSFÄHIGE KIRCHE 7

als Sachwalterin göttlicher Offenbarungswahrheit eingebüßt. Aber nur solange die Theologie sich auf der Anerkennung kirchlicher Wahrheitsautorität abgestützt wissen konnte, waren ihre Künste in der Aktualisierung der biblischen und kirchlichen Lehrüberlieferung gefragt. Aufbauend auf einer Vorweganerkennung der biblisch-kirchlichen Wahrheitsautorität, konnte sich die Theologie darauf beschränken, der vorgegebenen Wahrheit nachzudenken und sie immer wieder neu an die Bedürfnisse der Zeit, die lebenspraktischen und gesellschaftlichen Herausforderungen anzupassen. Abgestützt auf dem Schriftprinzip und der Autorität des kirchlichen Bekenntnisses, konnte die Theologie ihre Aufgabe darin sehen, den Weg vom biblischen Text zur Predigt immer wieder dergestalt zu ebnen, dass den»gläubigen«die je eigene Anerkennung der biblisch-kirchlichen Glaubenswahrheit möglich wird. Theologie zielte und zielt weithin immer noch auf den aneignenden Glauben. Ihn will sie ermöglichen, und dies durchaus so, dass keine Widersprüche und Unvereinbarkeiten aufkommen zwischen Glauben und Wissen, Kirche und moderner Gesellschaft. Zu diesem Zweck ist die traditionelle Theologie auch zu radikaler Kritik an bestimmten Glaubensvorstellungen, Dogmen und kirchlichen Bekenntnisaussagen bereit. Merkwürdigerweise kommt dennoch all diesen Bemühungen die Aufmerksamkeit eines größeren Publikums mehr und mehr 8 1. THEOLOGIE MIT SINN FÜR RELIGION UND EIN PLÄDOYER FÜR EINE RELIGIONSFÄHIGE KIRCHE

abhanden. Auch eine radikale Kritik zweifelhafter theologischer Lehren, ja selbst ihre Abschaffung, sei es die Erbsündenlehre, die Sühnopferlehre und anderes mehr verfängt allenfalls noch in engen kirchlichen Kreisen. Woran liegt das? Viele sagen und sie sehen sich anscheinend durch die jüngste Veröffentlichung der Ergebnisse der 5. EKD-Mitgliedschaftsuntersuchung 1 bestätigt, es liegt an einem Verfall des religiösen Interesses, daran, dass den Menschen die Religion nichts mehr bedeutet. Ich bin da ganz anderer Meinung. M.E. liegt der ungeheure öffentliche Resonanzverlust der Theologie, das Desinteresse auch, das ihren Bemühungen um eine Glaubensreform entgegenschlägt, eben darin, dass die Menschen religiös auf geradezu radikale Weise autonom geworden sind. Sie sehen sich selbst in der Position, sich den existentiell relevanten Sinnfragen des Lebens zu stellen. Sie investieren ihren Glauben in vieles, wovon sie sich Sinngewissheit auch noch in riskanten Lebenslagen meinen versprechen zu können. Dass sie dem Ganzen der Bedingungen des eigenen Daseins nicht vollständig mächtig sind, dass das eigene Leben und das derer, die einem nahestehen, permanent gefährdet ist, dessen sind sich die Menschen durchaus bewusst. Sensibel sind sie der Kontingenz des Daseins gewärtig. Deshalb suchen sie immer auch Halt im Vertrauen auf transzendente, übermenschliche Mächte. Die Weihnachtsausgabe des SPIEGEL über 1. THEOLOGIE MIT SINN FÜR RELIGION UND EIN PLÄDOYER FÜR EINE RELIGIONSFÄHIGE KIRCHE 9

»Religion und Magie«hat für die auch gegenwärtig höchst aktive Tätigkeit des religiösen Bewusstseins viele Beispiele angeführt. Es lässt dieser Spiegelartikel aber genauso wenig einen Zweifel daran, dass die Theologie und ebenso die von der Theologie geprägte kirchliche Verkündigung weitgehend am religiösen Interesse der Menschen vorbeigehen. Die akademische Theologie ist nicht nur viel zu kompliziert, sie geht vor allem von Fragestellungen aus, die nicht diejenigen der gelebten Religion sind. Ihre Fragestellungen sind solche, die sich auf dem Weg vom Text zur Predigt ergeben, Fragen der Anpassung der überlieferten Lehren über Gott und die Welt an heutige wissenschaftliche Standarts, sei es die Schöpfungslehre, die Sündenlehre oder was auch immer. Auch noch Fragen wie, ob die Schöpfungs- und Sündenlehre mit einem heutigen evolutionären Menschenbild vereinbar sei, lebt von der Auffassung, dass es Aufgabe der Theologie sei, eine biblisch begründete Wahrheit dadurch zu verteidigen, dass sie mit heutigen Wirklichkeitserkenntnissen als vereinbar erwiesen wird. Das genau sind aber Fragen, die nur für Menschen relevant sind, die von einer basalen Zustimmung zur Kirche und dem Glauben, für den diese Kirche steht, getragen sind. Das sind aber eben nur noch die Wort- Gottes-Gläubigen Evangelikalen bzw. die von der Theologentheologie mitgeprägten Kerngemeinden. Erstere wollen nur in ihrem Autoritätsglau- 10 1. THEOLOGIE MIT SINN FÜR RELIGION UND EIN PLÄDOYER FÜR EINE RELIGIONSFÄHIGE KIRCHE

ben bestärkt werden und erwarten von der Theologie Argumente für den Glauben an eine supranaturale Heilswahrheit. Letztere, die kirchlichen Kerngemeindechristen erhoffen sich von der Theologie Argumente für eine kritische Verteidigung der Wahrheiten des christlichen Glaubens. Mit ihnen zusammenzusein gefällt den universitär ausgebildeten Theologen deshalb auch besonders, weil sie dort ihr exegetisches, theologiegeschichtliches und systematisch-theologisches Wissen anbringen können. Sie sind deshalb auch das begehrte Objekt für sog. Glaubenskurse. Die Mehrheit der Menschen in unserem Land, ja selbst die weit überwiegende Mehrheit der Kirchenmitglieder erreicht man mit dieser Theologentheologie aber schon längst nicht mehr, wenn man sie mit ihr je erreicht hat. In den letzten 30 bis 40 Jahren ist jedenfalls eine Sache gravierend anders geworden: Theologie und Kirche haben enorm an öffentlicher Reputation, Aufmerksamkeit und Sprachkraft eingebüßt. Von Theologie und Kirche, deren Verlautbarungen zur neuesten EKD-Mitgliedschaftsuntersuchung belegen es, wird dieser Sachverhalt mit dem Nachlassen des Interesses an Religion und Glauben erklärt. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass genau das nicht stimmt. Der ungeheure gesellschaftliche Reputationsund Resonanzverlust von Theologie und Kirche erklärt sich m.e. aus der Religionsunfähigkeit von Theologie und Kirche. Die Theologie arbeitet 1. THEOLOGIE MIT SINN FÜR RELIGION UND EIN PLÄDOYER FÜR EINE RELIGIONSFÄHIGE KIRCHE 11

UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE Wilhelm Gräb Glaube aus freier Einsicht Eine Theologie der Lebensdeutung. Mit Audio-CD Gebundenes Buch, Pappband, 48 Seiten, 15,0 x 16,5 cm ISBN: 978-3-579-08196-0 Gütersloher Verlagshaus Erscheinungstermin: März 2015 Glauben ist Arbeit am Sinn des Lebens Die Inhalte, mit denen die professionelle Theologie und das offizielle Bekenntnis der Kirche den Glauben beschreiben, drücken nicht einmal mehr die Grundüberzeugungen der Menschen aus, die der Kirche verbunden bleiben. Vom Glauben zu reden, heißt heute, sich an dem Gespräch über die Deutung des Sinns, den das Leben in dieser Welt hat und gewinnen kann, zu beteiligen. Zu diesem Gespräch befähigt eine Theologie, die vom Sinnbedürfnis der Menschen ausgeht. Eine solche Theologie wird hier vorgestellt. Es ist eine Theologie der Lebensdeutung.