LA MIRADA INVISIBLE. Diego Lerman Argentinien, Mediendossier trigon-film. Der unsichtbare Blick VERLEIH:

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Transkript:

Mediendossier trigon-film LA MIRADA INVISIBLE Der unsichtbare Blick Diego Lerman Argentinien, 2010 VERLEIH: trigon-film Limmatauweg 9 5408 Ennetbaden Fon 056 430 12 30 Fax 056 430 12 31 info@trigon-film.org www.trigon-film.org MEDIENKONTAKT 056 430 12 32 medien@trigon-film.org BILDMATERIAL www.trigon-film.org

MITWIRKENDE Regie Diego Lerman Land Argentinien Produktionsjahr 2010 Sprache/Untertitel Spanisch d/f Dauer 97 Minuten Drehbuch Diego Lerman, María Meira nach dem Roman Ciencias morales von Martín Kohan Sittenlehre, deutsch bei Suhrkamp Kamera Álvaro Gutiérrez Schnitt Alberto Ponce Ton Leandro de Loredo Kostüm Sandra Fink Produktion Nicolás Avruj, Rodolfo Cova Darstellerinnen und Darsteller, Rollen Omar Núñez Julieta Zylberberg Marta Lubos Gaby Ferrero Diego Vegezzi Pablo Sigal Biasutto Maria Teresa Grossmutter Adela Mutter Elvira Marini Esteban

KURZINHALT Buenos Aires, März 1982: In den Strassen der argentinischen Hauptstadt wehren sich die Menschen gegen die Militärdiktatur. María Teresa ist Aufseherin am Colegio Nacional in Buenos Aires. Das Elitegymnasium bildet die führenden Köpfe der Zukunft des Landes aus. Sie ist 23 Jahre alt und will alles richtig machen. Herr Biasutto, der Direktor des Gymnasiums, sieht in ihr sofort die pflichtbeflissene Angestellte, auf die er schon lange gewartet hat, und lehrt sie, das «aufmerksame Auge» zu werden, dem nichts entgeht, das aber keine Aufmerksamkeit von aussen auf sich zieht: Der personifizierte «unsichtbare Blick» (LA MIRADA INVISIBLE). María Teresa wirft sich mit Begeisterung in die Aufgabe als unerbittliche Überwacherin dieser kleinen, geschlossenen Welt innerhalb des Gymnasiums, imaginiert, spioniert, verfolgt, auch wenn es keinen Anlass dazu gibt. Am Ende ist sie Opfer des Systems, für das sie sich eingesetzt hat.. LANGINHALT In Buenos Aires herrscht im Jahr 1982 eine Diktatur. Deren Tage sind gezählt, der Druck ist gross. Diego Lerman erzählt - dem Roman «Ciencias morales» von Martín Kohan folgend (Sittenlehre, deutsch im Suhrkamp-Verlag erschienen) - von einer 23-jährigen Schulangestellten, die für Ordnung sorgen muss und dabei eine Beobachtende, Spähende wird. Sie will alles richtig und korrekt machen, und gleichzeitig lebt sie nicht ohne Empfindungen. Diego Lerman blickt in LA MIRADA INVISIBLE zurück in die Phase der argentinischen Militärdiktatur und damit in eine Erfahrung, die verschiedene Länder Lateinamerikas teilen. Dabei erzählt er nicht von den Abscheulichkeiten, die Militärköpfe zu organisieren und zu befehlen imstande sind. Lerman interessiert sich nicht dafür, er erzählt kein trauriges Fait divers, sondern beobachtet das Phänomen der Anpassung und der stillen Unterdrückung. Und dies mit einer atemberaubenden Konsequenz, formal kontrolliert und präzis, so dass man sich im Kino bald einmal auch an die grossen Tage des politischen Films in Europa erinnert fühlt. Der Regisseur fragt sich, wie es überhaupt möglich war, dass in seiner geliebten Heimat Argentinien eine Diktatur sich aufbauen und halten konnte. Und er betrachtet das Phänomen des vorauseilenden Gehorsams am kleinen Kosmos eines Gymnasiums, an der kleinen Figur einer Angestellten und an den kleinen Formen der Unterdrückung, die die grossen spiegeln und möglich machen. Ein ungemein starker Film über den Alltag unter einem Regime, das dem Leben keinen Platz einräumt, eine der grossen Entdeckungen in der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes 2010. Lerman schafft es mit einem hervorragenden Schauspielerensemble, die Mechanismen aufzuzeigen, die unter den unmenschlichen Bedingungen einer Diktatur wichtig werden, das schwindende Vertrauen in alle und alles, die Gefahr, im Räderwerk der Perversion eine Rolle zu spielen. Ein Film, der in seiner Intensität an den frühen Bertolucci erinnert und an ein Kino, das das Politische in seine Bilder einzugravieren verstand und Einsichten bot, nicht bloss Ansichten.

DER REGISSEUR Diego Lerman geboren am 24. März 1976, dem Tag des Militärputschs in Argentinien. Nach seinem Studium an der Universität von Buenos Aires und Theaterkursen bei Ricardo Bartis, reist Diego Lerman nach Kuba, um sich an der renommierten Filmschule «Los tres mundos» in San Antonio de los Banõs in Sachen Kino auszubilden. 2002 dreht und produziert er als Co-Drehbuchautor seinen ersten langen Spielfilm TAN DE REPENTE, der an mehreren Filmfestivals ausgezeichnet wird und in Locarno den Silbernen Leoparden erhält. Er wird von Cinéfondation nach Paris eingeladen und arbeitet dort im Rahmen einer Residenz am Drehbuch zu seinem zweiten Spielfilm MIENTRAS TANTOS. Dieser wird 2006 am Filmfestival in Venedig uraufgeführt. Diego Lerman dreht davor und zwischendurch eine ganze Reihe von Kurzfilmen, unter anderem LA PRUEBA (1999) und LA GUERRA DE LOS GIMNASIOS (2005). Im Jahr 2009 gewinnt der Argentinier mit LA MIRADA INVISIBLE in Sundance den begehrten NHK-Preis für den besten lateinamerikanischen Film. 2010 ist die Produktion abgeschlossen, der Film feiert seine Premiere im Rahmen der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes. Eigentlich hätte er im Wettbewerb laufen müssen, aber die eigenartigen Gepflogenheiten des Festivals an der Côte sollen dazu geführt haben, dass ein Stammgast aus Argentinien für den Wettbewerb abgelehnt wird und der Nebensektion «Un certain regard» läuft; LA MIRADA darf den Stammgast nicht überholen und im Wettbewerb laufen, also feiert der dichte und beeindruckende Film in der Quinzaine umso mehr eine Standing Ovation. FILMOGRAFIE 1999 La Prueba, Kurzfilm 2003 Tan de Repente, Spielfilm 2005 La Guerra de los Gimnasios, mittellanger Spielfilm 2006 Mientras Tanto, Spielfilm 2007 Servicios Prestados, Dokumentarfilm 2010 La Mirada Invisible, Spielfilm

ANMERKUNGEN DES REGISSEURS Meine eigene Familiengeschichte ist eng mit Verfolgung, Exil und Verschwinden während der Militärdiktatur zwischen 1976 und 1983 in Argentinien verbunden. Aber ich habe mich immer geweigert, diesen Teil meines Lebens in einen Film einzubauen. Aber nachdem ich das Buch «Ciencias morales» von Martín Kohan gelesen hatte, wusste ich sofort, dass es für mich bestimmt war. Die Geschichte ist sehr vielsagend und braucht die Diktatur eher als Kontext denn als Hauptthema. Der Film spielt im letzten Jahr des Militärregimes, während seiner dekadentesten Phase, kurz vor dem Falklandkrieg. Ich definiere ihn als moralische Fabel vor dem Hintergrund einer Militärdiktatur. Dies nicht als religiöses Thema, sondern als eine Geschichte, die die Aspekte eines repressiven, militärischen Diktatursystems durch den subjektiven Blick einer Aussenseiterin zeigt, die sexuell unterdrückt ist und ihre Identität sucht. Ich ging vom subjektiven Idealbild aus, verkörpert durch die alltäglichen Dramen, die die Figur von Maria Teresa in ihrem Kopf aufbaut. Dann ging ich zur Realität über und in die Beschreibung dieser Realität und der Enthüllung einer davon sehr verschiedenen Vergangenheit. Mein Ziel war es, einen lebendigen Film zu machen, der den Betrachter, die Betrachterin nicht in die schmutzige Falle jener Zeit lockt. Er soll von einer gewissen Lebendigkeit getragen sein und von jener hermetischen, formellen und steifen Periode wegführen. Ich versuchte, dem Film durch den Einfallsreichtum von Maria Teresa eine gewisse Leichtigkeit zu geben. Sie ist eine naive Figur, die die Welt beobachtet, deren Realität ihr nicht bewusst ist. In diesem Sinn ist die erwähnte Betrachtungsweise jene von Maria Teresa extrem. Das Colegio Nacional in Buenos Aires ist vermutlich die berühmteste Schule, ein Symbol für die liberale und schulische Erziehung. Es schien mir das perfekte Setting für diesen Film, für die absolute Verdichtung der Geschichte als ob man einen Mikrokosmos unter dem Vergrösserungsglas beobachten würde. Alles, was sich auf jene Zeit der Repression, der Militanz und des Verschwindens bezieht, ist im Film nicht sichtbar. Es ist diese Art der Unsichtbarkeit des Schreckens, die den Film einzigartig macht. Ich wollte eine figürliche Verbindung schaffen, um einen Teil davon umfassend zu beschreiben und so ein Ganzes zu bauen. Der Zugang über die Unsichtbarkeit erfordert nicht nur einen Rahmen, sondern auch eine unsichtbare Geschichte: Wir sehen eine Schule, aber ausserhalb ihrer Mauern sind Strassen, Häuser, Menschen und darüber hinaus ein ganzes Land, das ebenso funktioniert wie die gezeigte Schule.

Die Militärdiktatur 1976 1983 In der Nacht des 24. März 1976 putschte das Militär gegen die im Chaos versinkende Regierung der Witwe Peróns, Isabel, und regierte das Land sieben Jahre lang unter Anwendung terroristischer Mittel. Eine dreiköpfige Junta unter Führung General Rafael Videlas, von einer Art missionarischen Wahns angetrieben, verschrieb dem Land einen mit nationalistischen und gottesfürchtigen Parolen verbrämten proceso de reorganización nacional (gemeinhin proceso genannt). Damit meinte sie einen erbarmungslosen Kampf gegen alles, was sie unter dem Begriff Subversion verstand: darunter fielen, wahllos, Studenten, Kommunisten, Mitglieder der peronistischen oder guevaristischen Guerilla, aber auch Bürger, die die falschen Bücher lasen, die Haare lang trugen, sich für Menschenrechte oder einfach für Gerechtigkeit einsetzten. Eine übers ganze Land verteilte geheime Armee von Ausführungsgehilfen drang in Häuser ein, verhaftete ihre Opfer, überfiel sie auf der Strasse, verschleppte sie an eine der zahlreichen, zu Gefängnissen umfunktionierten Oertlichkeiten, verhörte, folterte sie ohne formelle Anklage, überhaupt ohne reguläres Verfahren und liess sie verschwinden. Menschenrechts- Organisationen sprechen von 30 000 Personen (die genaue Zahl lässt sich nicht eruieren), die während des proceso verschwunden sind; sie wurden erschossen, in anonymen Massengräbern verscharrt oder mit Schlafmitteln betäubt und über dem Rio de la Plata aus Flugzeugen abgeworfen. Weil es die Junta darauf anlegte, alle der Identifikation ihrer Opfer dienenden Spuren zu tilgen, gibt es bis heute Familien, die nicht an den Tod ihres Sohnes oder ihrer Tochter glauben wollen. 1982 unternahm Videlas Nachfolger, General Leopoldo Galtieri, angesichts der zunehmenden Unzufriedenheit im Volk einen vermeintlichen Befreiungsschlag. Er befahl der Armee, unter allgemeinem, nationalistisch orchestriertem Jubel, die zu Grossbritannien gehörenden Malvinainseln zu besetzen, die Argentinien seit eh und je für sich reklamiert. Margret Thatcher liess die Inseln umgehend zurückerobern. Das Militär, auf seinem ureigensten Gebiet gedemütigt und geschlagen, musste 1983 zurücktreten und demokratische Wahlen zulassen. Christoph Kuhn Aus: Magazin TRIGON 52

«Plata Dulce» und Schuldenkrise (1978-1981) Die wirtschaftsliberale Politik Argentiniens führte nach 1978 nicht wie erwartet zu einer Verbesserung der Situation, sondern zu einer weiteren Verschlechterung. Die Zollsenkungen verschärften die Konkurrenz für die argentinische Industrie durch ausländische Produkte, besonders aus den so genannten Billiglohnländern. Dies führte dazu, dass der sekundäre Sektor in eine tiefe Krise fiel und zahlreiche Betriebe schliessen mussten. Die Industrieproduktion sank zwischen 1976 und 1983 um etwas mehr als 20 Prozent. Zudem wurde durch das Ungleichgewicht zwischen Exporten und Importen das Handelsbilanzdefizit immer grösser. Auch die Inflation konnte von der Militärregierung von Rafel Videla nicht wirksam bekämpft werden, sondern stieg wieder leicht an, der Peso musste mehrmals abgewertet werden. Um trotz dieser Situation ausländisches Kapital anzulocken, wurde die tablita eingeführt, ein festgelegter Abwertungsrhythmus in kleinen Schritten. Das Ziel war, dass Investoren so die Verluste durch Inflation und Abwertung besser kalkulieren konnten. Jedoch begannen bald in- und ausländische Spekulanten, diesen Mechanismus auszunutzen und durch Hinund Herwechseln des Geldes zwischen Peso und US-Dollar grosse Gewinne zu machen. Diese Spekulations-welle wurde von den Medien mit dem Begriff Plata Dulce (süsses Geld) bedacht. Sie führte zu einem drastischen Ansteigen der Auslandsverschuldung Argentiniens Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre, da die Spekulanten ihre Gewinne vor allem in einer massiven Kapitalfluchtwelle im Jahr 1981 bei ausländischen Banken anlegten. Zwischen 1976 und 1983 stieg die Auslandsverschuldung insgesamt von 7 auf 50 Milliarden US-Dollar, gleichzeitig stiegen die Guthaben argentinischer Staatsbürger im Ausland auf über 30 Mrd. US-Dollar an. In derselben Zeit verschärften sich zugleich die Differenzen innerhalb des Militärs selbst. 1981 kam es zu zwei Regierungswechseln. Der liberale Nachfolger von Videla und Anführer der blandos, Roberto Viola, sorgte für eine kurze Zeit relativer Meinungsfreiheit, wurde aber noch im selben Jahr nach internen Streitigkeiten durch den rechtskonservativen Leopoldo Galtieri ersetzt. Falklandkrieg und Niedergang des Regimes (1981-83) Nach der Machtübernahme Galtieris verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation des Landes weiter. Es kam zu ersten grösseren Protesten gegen die Militärregierung. In diesem Szenario entstanden die Pläne für die Invasion der seit 1833 von Grossbritannien verwalteten, aber schon immer von Argentinien beanspruchten Falklandinseln (Islas Malvinas) im Südatlantik nahe der Küste Feuerlands, ein Unternehmen, das als Befreiungsschlag geplant war. Die Strategen erhofften sich, Grossbritannien würde die nur von etwa 2.000 Menschen bewohnten Inseln nach einer Eroberung durch Argentinien kampflos aufgeben. Quelle: Wikipedia