AKTUELLE RECHTSLAGE UND CHANCEN AUF FLEXIBILISIERUNG IN DER ZUKUNFT

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Transkript:

PSYCHOTHERAPIE BEI DER VERSORGUNG MULTIMORBIDER, PflEGEBEDÜRFTIGER ÄLTERER MENSCHEN AKTUELLE RECHTSLAGE UND CHANCEN AUF FLEXIBILISIERUNG IN DER ZUKUNFT DR. SEBASTIAN THIEME FACHANWALT FÜR MEDIZINRECHT RECHTSANWALTSKANZLEI MEYER KÖRING, BERLIN CLAUDIA DITTBERNER SYNDIKUSRECHTSANWÄLTIN, PTK BERLIN 17.11.2017

Problemstellung Grundsatz: Psychotherapiebehandlungen nur am Vertragsarztsitz

Lösungsansätze Psychotherapie (auch) außerhalb der Praxisräume: Aufsuchen der Praxis aus med. Gründen nicht möglich, z.b. Lähmung, Bettlägerigkeit Krisenintervention bei der Verhaltenstherapie Ausgelagerte Praxisräume im Pflegeheim Sonderbedarfszulassung Ermächtigung Zweigpraxis im Pflegeheim Zweigstelle

Ausgelagerte Praxisräume Ursprung: (Teil )Verlagerung medizinisch technischer Großgeräte Leistungen, die aus technischen, baulichen oder organisatorischen Gründen nicht in Praxis erbracht werden können Großteil der Leistungen muss am Vertragsarztsitz angebotenen werden Erstkontakt mit den Patienten am Vertragsarztsitz Ausgelagerte Praxisräume in räumlicher Nähe zum Vertragsarztsitz Erreichbarkeit in 30 Minuten Nur Anzeigepflicht Zustimmung der KV zu empfehlen wg. bestehender Rechtsunsicherheit

Zweigstelle Genehmigung durch KV erforderlich. Zulässig, wenn und soweit Versorgung der Versicherten an weiterem Ort wird qualitativ oder quantitativ verbessert BSG Urteil vom 16.12.2015, Az. B 6 KA 37/14 R: keine Verknüpfung mit bedarfsplanerischen Erwägungen Versorgung an bisherigem KV Hauptsitz ist nicht gefährdet (z.b. bestimmte Leistungen werden nur noch in Zweigpraxis angeboten); unbeachtlich: geringfügige Beeinträchtigungen, wenn durch Verbesserung der Versorgung an weiterem Ort aufgewogen wird. 17 Abs. BMV Ä zu beachten: > Tätigkeit am Hauptsitz muss zeitlich insgesamt überwiegen (beachte: mind. 20 h Sprechstunden/Woche am Hauptsitz, Teilzulassung: mind. 10 h/woche) Leistungen in der Zweigpraxis sind grundsätzlich persönlich oder durch einen vom Zulassungsausschuss genehmigten, angestellten PP zu erbringen. Sprechstunden können an Zweigstelle erfolgen.

Sonderbedarfszulassung, 36 BPL RL Deckung von lokalen oder qualifikationsbezogenen Versorgungsbedarf bislang: Ablehnung wg. Überversorgung BSG, Urteil vom 28.06.2017 B 6 KA 28/16 R qualifikationsbezogener Sonderbedarf trotz Überversorgung möglich

Ermächtigung nach Ärzte ZV A) Ermächtigung zur Versorgung eines begrenzten Personenkreises, 31 Ärzte ZV räumlich abgegrenzter Personenkreis Zweck der Zusammenkunft nicht erreichbar, wenn nicht ein bestimmter Arzt zur Behandlung von auftretenden Gesundheitsstörungen ermächtigt wird (BSG, Urteil vom 06.02.2008 B 6 KA 40/06 R) Zweck der Pflegeeinrichtung? B) Ermächtigung von in einer Pflegeeinrichtung tätigen Psychotherapeuten Versorgungslücke solange und soweit ein quantitativ oder qualitativ unzureichendes Leistungsangebot besteht Beachte: Zeitlich Begrenzung der Ermächtigung

Kooperationsverträge 119b Abs. 1 S. 1 SGB V: Kooperationsverträge der Pflegeeinrichtungen mit geeigneten vertragsärztlichen Leistungserbringern möglich Antrag der Pflegeinrichtung an KV 119b Abs. 2 SGB V i.v.m. 3 der Anlage 27 BMV Ä (Link: http://www.kbv.de/media/sp/anlage_27_119b_sgbv.pdf ) Festlegung der Kriterien für die Ausgestaltung der Kooperationsverträge Ziele u.a.: Schaffung einer Struktur für Informationsaustausch und interdisziplinäre Zusammenarbeit, Inanspruchnahme von Bereitschafts und Rettungsdienst vermeiden Reduzierung vermeidbarer Krankenhausaufenthalte Wegfall unnötiger Doppeluntersuchungen

Kooperationsverträge wesentlicher Inhalt der Vereinbarungen: Sicherstellung einer bedarfsgerechten Präsenz der Leistungserbringer (insbes. regelmäßige Besuch bzw. Konsile) Erreichbarkeit in sprechstundenfreien Zeiten Hinweis: Keine Vergütungsregelung für den Kooperationsaufwand für PP nach 7 der Anlage 27 BMV Ä i.v.m. Kap. 37 EBM! Alternative (?): 119b Abs. 1 S. 3 SGB V: Wenn derartige Verträge nicht innerhalb von 6 Monaten zustande kommt, muss KV auf Antrag die Pflegeeinrichtung mit angestelltem Arzt, der im Arztregister eingetragen ist, und geriatrisch fortgebildet sein soll, ermächtigen.