Makroökonomik. Übung 5 - Das Mundell-Fleming-Modell. 5.1 Einführung. 5.2 Reaktionen der Leistungsbilanz. 5.3 Märkte des Mundell-Fleming-Modells

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Transkript:

Universität Ulm 89069 Ulm Germany M.Sc. Filiz Kilic Institut für Wirtschaftspolitik Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften Ludwig-Erhard-Stiftungsprofessur Wintersemester 2017/18 Makroökonomik Übung 5 - Das Mundell-Fleming-Modell 5.1 Einführung Annahmen des Modells 5.2 Reaktionen der Leistungsbilanz Import- und Exportmarkt, J-Kurven-Effekt 5.3 Märkte des Mundell-Fleming-Modells Gütermarkt, Geldmarkt, Devisenmarkt 5.4 Das Mundell-Fleming-Modell Gleichgewichte, feste und flexible Wechselkurse Literatur Jarchow, H.-J. und Rühmann, P., Monetäre Außenwirtschaft I, Monetäre Außenwirtschaftstheorie, Vandenhoeck und Ruprecht, 5. Auflage 2000, S. 149-169. Helmholtzstr. 20, Raum E.63 Tel. 0731 50-24264, Fax -24262 http://www.uni-ulm.de/wipo Filiz.Kilic@uni-ulm.de

5.1 Einführung Keynesianisches Grundmodell einer offenen Volkswirtschaft Annahmen des Modells: Konstantes Preisniveau im In- und Ausland Beschränkung auf den Fall eines kleinen Landes Ausland ist eine Einheit (umfasst den Rest der Welt) Devisenmarkt, Güter- und Geldmarkt werden betrachtet Devisenmarkt wird beeinflusst von: internationalen Güterströmen und internationalen Kapitalbewegungen Wechselkursänderungen werden bei den Überlegungen berücksichtigt 2

5.2 Reaktionen der Leistungsbilanz Für die Entwicklung der binnenwirtschaftlichen Konjunktur ist die Reaktion des Außenbeitrags (Export-Import) in Inlandswährung von Interesse. Ausgangspunkt: Exportierte und importierte Güter werden im In- und Ausland nachgefragt und produziert Jeder Auslandspreis kann über den Wechselkurs wk in einen entsprechenden Euro-Preis umgerechnet werden law of one price Der Weltmarktpreis ergibt sich aus Angebots- und Nachfrageüberschusskurven Bei der Untersuchung von Auswirkungen der Wechselkursänderungen ist zu berücksichtigen, an welchem Preis sich Anbieter und Nachfrager orientieren auf dem Exportmarkt (Inland = Exporteur) ist für das Angebot der Inlandspreis relevant, für die Nachfrager der Auslandspreis auf dem Importmarkt (Inland = Importeur) ist für das Angebot der Auslandspreis relevant, für die Nachfrager der Inlandspreis 3

p e Abwertung und Exportwert in Inlandswährung Ex N nach Abwertung Ex N ExA Ex Inland: Exporteur Abwertung der Inlandswährung (Euro) Folgen: Im Inland ändert sich nichts, das Exportangebot Ex A bleibt unverändert Ausländer müssen weniger Devisen für 1 Euro geben Exportnachfrage Ex N steigt Exportmenge steigt Exportwert steigt 4

p e Abwertung und Importwert in Inlandswährung Im N Im A nach Abwertung ImA Im Inland: Importeur Abwertung der Inlandswährung (Euro) Folgen: Im Inland ändert sich nichts, die Importnachfrage Im N bleibt unverändert Ausländer erhalten weniger Devisen für 1 Euro Importangebot Im A sinkt Importmenge sinkt Importwertänderung unklar 5

Der J-Kurven-Effekt Empirische Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass die Preiselastizitäten der Import- und Exportgüternachfrage kurzfristig sehr viel niedriger sind als langfristig; dies lässt auf eine unterschiedliche Leistungsbilanzreaktion schließen. Bei einer Abwertung verschlechtert sich zunächst die Leistungsbilanz, langfristig dagegen kommt es zu einer Verbesserung der Leistungsbilanz. Im Zeitablauf entwickelt sich der Leistungsbilanzsaldo häufig wie eine J- Kurve: Der J-Kurven-Effekt Leistungsbilanz Überschuss e-aufwertung Zeit Defizit e-abwertung 6

5.3 Märkte des Mundell-Fleming-Modells Gütermarkt und IS-Kurve Nachfrage: Y n = C(Y v ) + I(r) + G + Ex(Y a, wk) Im(Y, wk) Als Außenbeitrag NX wird (Ex-Im) bezeichnet Der Außenbeitrag NX steigt bzw. sinkt bei Wechselkursänderungen Änderungen des Inlandseinkommens Änderungen des Auslandseinkommens IS-Kurve und ihre Lageparameter r IS wk, G, Y a Y Geldmarkt und LM-Kurve Keine Veränderung durch die Übertragung auf die offene Volkswirtschaft. 7

Devisenmarkt und Z-Kurve Annahme: Es existiert nur eine ausländische Währung und nur ein Devisenmarkt Marktteilnehmer: Exporteure, Importeure, Kapitalanleger und Zentralbank Devisenangebot ergibt sich aus dem Wert der Güterexporte und der Kapitalimporte; Devisennachfrage ergibt sich aus dem Wert der Güterimporte und der Kapitalexporte Saldo der Devisenbilanz Z = NX + NFI Außenbeitrag NX = Güterexporte - Güterimporte Nettokapitalimporte NFI = Kapitalimporte - Kapitalexporte Bestimmungsgrößen des Saldos der Devisenbilanz: Z = NX(wk, Y, Y a ) + NF I(r, r a ) Außenwirtschaftliches Gleichgewicht besteht dann, wenn die Devisenbilanz ausgeglichen ist (Z=0) Die Z-Kurve bildet diese Gleichgewichtssituation ab Z = 0 = NX(w, Y, Y a ) + NF I(r, r a ) r Z-Kurve und ihre Lageparameter Z r a wk Y a 8 Y

Die Z-Kurve stellt alle Kombinationen von Inlandszins r und Einkommen Y dar, die mit einer ausgeglichenen Devisenbilanz vereinbar sind. Sie markiert das externe Gleichgewicht. Punkte oberhalb bzw. links der Z-Kurve stellen einen Devisenbilanzüberschuss dar; Punkte unterhalb bzw. rechts der Z-Kurve repräsentieren ein Devisenbilanzdefizit. Die Z-Kurve hat eine positive Steigung im r-y-diagramm. Die Steigung der Z-Kurve wird von der Zinselastizität der internationalen Kapitalbewegungen bestimmt. Eine Erhöhung des Lageparameters Y a und eine Abwertung der heimischen Währung verschieben die Z-Kurve nach rechts unten. Eine Erhöhung des Lageparameters r a und eine Aufwertung der heimischen Währung verschieben die Z-Kurve nach links oben. 9

5.4 Das Mundell-Fleming-Modell Das vollständige Gleichgewicht im Mundell-Fleming-Modell ist erreicht, wenn sich alle drei Märkte (Güter-, Geld- und Devisenmarkt) im Gleichgewicht befinden. r Gleichgewichte: Gleichgewichte im Mundell-Fleming-Modell LM außenwirtschaftliches Gleichgewicht: entlang der Z-Kurve binnenwirtschaftliches Gleichgewicht: im Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht: Schnittpunkt von IS-, LM- und Z-Kurve Fall 1: Fall 2: Fall 3: IS Y 10

Feste Wechselkurse Auswirkungen von Devisenbilanzdefiziten oder -überschüssen auf die Geldmengenentwicklung: das durch den Devisenverkauf vernichtete Geld verringert die Geldmenge; das durch den Devisenkauf geschaffene Geld erhöht die Geldmenge Änderungen des Geldangebotes M führen zu einer Verschiebung der LM- Kurve. Ein langfristiges Gleichgewicht ist erreicht, wenn der Schnittpunkt der LM- und IS-Kurve auf der Z-Kurve liegt. Feste Wechselkurse r LM IS Z Y 11

Flexible Wechselkurse Ausgleich zwischen Devisenangebot und Devisennachfrage über Wechselkursänderungen. Die Zahlungsbilanz ist ausgeglichen und es gilt Z = 0. Flexible Wechselkurse r LM Z IS Y 12

Zusammenfassung Außenwirtschaftliches Gleichgewicht wird im r-y-diagramm durch eine ansteigende Z-Kurve dargestellt; diese verläuft umso flacher, je zinsabhängiger die internationalen Kapitalbewegungen sind. Bei festen Wechselkursen wird das Gleichgewicht auf dem Geld- und Gütermarkt bei Devisenzu- und -abflüssen nur dann nicht gestört, wenn es der Zentralbank gelingt, die Auswirkungen von Devisenbewegungen auf das Geldangebot zu neutralisieren. Ohne Neutralisierung durch die Zentralbank werden Ungleichgewichte in der Devisenbilanz auch ohne gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen beseitigt. Völlig freie Wechselkurse bewirken einen ständigen Ausgleich der Devisenbilanz. Die dazu erforderlichen Anpassungsvorgänge beschränken sich nicht auf Wechselkursänderungen, sondern schließen auch Einkommensund Zinsänderungen ein. 13