Bereits zum fünften Mal hat Festo heuer das Trendbarometer

Ähnliche Dokumente
Mobile Intranet in Unternehmen

Zukunftsbild Industrie 4.0 im Mittelstand

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Deutschland-Check Nr. 35

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Leichte-Sprache-Bilder

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Verpasst der Mittelstand den Zug?

Entwicklung des Dentalmarktes in 2010 und Papier versus Plastik.

Digital Insights Industrie 4.0. Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.v.

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

BVDW: Trend in Prozent

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Die Zukunft der Zukunftsforschung im Deutschen Management: eine Delphi Studie

Microsoft (Dynamics) CRM 2020: Wie verändern sich Markt, Eco-System und Anwendungsszenarien nach Cloud & Co?

Qualitätsbedingungen schulischer Inklusion für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung

Industrie 4.0 in Deutschland

Resultate 2. Umfrage «Reformakzeptanz Altersvorsorge 2020»

DAS PARETO PRINZIP DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG

3 Gründe, warum sie müssen!

Nachhaltige Arbeits- und Bürowelten. Roundtable Wien Stefan Rief

Was ist Sozial-Raum-Orientierung?

EARSandEYES-Studie: Elektronisches Bezahlen

Es gilt das gesprochene Wort. Anrede

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Alle gehören dazu. Vorwort

Vernetzte Produktion. Die Firma Pilz produziert Geräte für die Automatisierung unter Industrie 4.0

ZIELE erreichen WERTSTROM. IDEEN entwickeln. KULTUR leben. optimieren. KVP und Lean Management:

Patientenumfrage. Was wirklich zählt

BILFINGER INDUSTRIAL MAINTENANCE DAS NEUE BILFINGER MAINTENANCE CONCEPT BMC

S P E C T R A K T U E L L FREIE WAHL DER KRANKENVERSICHERUNG: SORGENVOLLER BLICK IN DIE ZUKUNFT 8/00. I:\PR-ARTIK\Aktuell00\08\Krank_neu.

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Rohstoffanalyse - COT Daten - Gold, Fleischmärkte, Orangensaft, Crude Oil, US Zinsen, S&P500 - KW 07/2009

Unternehmenskultur und Führung von Veränderungsprozessen. Great Place to Work. September 2015

Themenbereich "Trauer"

Cross-Selling bei Versicherungen. Empirische Analyse zu Status quo, Trends und zukünftigen Anforderungen

Online Banking. Nutzung von Online Banking. Ergebnisse repräsentativer Meinungsumfragen im Auftrag des Bankenverbandes April 2011

Ihre PLM-Prozessexperten für Entwicklung und Konstruktion

Security & Safety in einer smarten Energiewelt. Ergebnisse der Breitenbefragung Stand März 2013

Presse-Information

Umfrage Bedeutung von Innovationen und gesellschaftliche Relevanz

MARKTPLATZ Weiterbildung Frisches zur betrieblichen Weiterbildung und Personalentwicklung

Die Online-Meetings bei den Anonymen Alkoholikern. zum Thema. Online - Meetings. Eine neue Form der Selbsthilfe?

Lebensversicherung. OBJEKTIV UNBESTECHLICH KEINE WERBUNG

PIERAU PLANUNG GESELLSCHAFT FÜR UNTERNEHMENSBERATUNG

effektweit VertriebsKlima

allensbacher berichte

Vertrauen in Medien und politische Kommunikation die Meinung der Bürger

Herzlich Willkommen beim Webinar: Was verkaufen wir eigentlich?

TELEARBEIT IM DORNRÖSCHENSCHLAF AKZEPTIERT, ABER KAUM GENUTZT! 1/08

Sparen in Deutschland - mit Blick über die Ländergrenzen

Die neue Aufgabe von der Monitoring-Stelle. Das ist die Monitoring-Stelle:

Familienunternehmer-Umfrage: Note 4 für Energiepolitik der Bundesregierung 47 Prozent der Unternehmer sehen Energiewende als Chance

Personalentwicklung im Berliner Mittelstand. Darstellung der Studienergebnisse Berlin,

Ergebnisse zur Umfrage GC MARKT-BLITZLICHT No. 6 Mitarbeiter gewinnen. 08. August 2014

- mit denen Sie Ihren Konfliktgegner in einen Lösungspartner verwandeln

Studieren- Erklärungen und Tipps

Industrie 4.0 und mögliche Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit von Beschäftigten

Expertenstudie Social Media

Persönliche Einladung. Zur IT Managers Lounge am 4. November 2009 in Köln, Hotel im Wasserturm.

Dieses erste Kreisdiagramm, bezieht sich auf das gesamte Testergebnis der kompletten 182 getesteten Personen. Ergebnis


In Deutschland nahmen an der von der IPREX Agentur ORCA Affairs durchgeführten Befragung 150 Blogger teil.

1 MIO ÖSTERREICHISCHE SKIFAHRER SCHÜTZEN SICH BEREITS MIT HELM - UM MEHR ALS IM VORJAHR

Weihnachten: Mittelstand feiert und spendet

Ergebnis und Auswertung der BSV-Online-Umfrage zur dienstlichen Beurteilung

icloud nicht neu, aber doch irgendwie anders

Stammdaten Auftragserfassung Produktionsbearbeitung Bestellwesen Cloud Computing

Der Kalender im ipad

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

Was tust du auf Suchmaschinen im Internet?

Umfrage: Kreditzugang weiter schwierig BDS-Präsident Hieber: Kreditnot nicht verharmlosen

Primzahlen und RSA-Verschlüsselung

Ergebnisse: Online- Fundraising Studie 2011 von Thomas Seidl & Altruja GmbH

Welchen Weg nimmt Ihr Vermögen. Unsere Leistung zu Ihrer Privaten Vermögensplanung. Wir machen aus Zahlen Werte

mehrmals mehrmals mehrmals alle seltener nie mindestens **) in der im Monat im Jahr 1 bis 2 alle 1 bis 2 Woche Jahre Jahre % % % % % % %

Der Kunde zahlt die Gehälter.

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Übungsbuch für den Grundkurs mit Tipps und Lösungen: Analysis

Studie Windkraft und Tourismus 2003 bis 2009

allensbacher berichte

Verband der TÜV e. V. STUDIE ZUM IMAGE DER MPU

Die große Wertestudie 2011

Das sogenannte Beamen ist auch in EEP möglich ohne das Zusatzprogramm Beamer. Zwar etwas umständlicher aber es funktioniert

Das Leitbild vom Verein WIR

Einladung. Mittwoch, 18. März 2015, Uhr Competence Center RHEINTAL Millennium Park 4, Lustenau. Industrie 4.0

Deutscher Sparkassen- und Giroverband. Emnid-Umfrage Vermögensbildung für alle

Private Vorsorge für den Pflegefall

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

360 - Der Weg zum gläsernen Unternehmen mit QlikView am Beispiel Einkauf

Leitbild. für Jedermensch in leicht verständlicher Sprache

DIE NATIONALEN REGLEMENTIERUNGEN DES BERUFSZUGANGS IN DEN AUGEN DER BEVÖLKERUNG

1. Fabrikatshändlerkongress. Schlussworte Robert Rademacher

»d!conomy«die nächste Stufe der Digitalisierung

Herzlich Willkommen! Marketing Insights (April 2013) H:\16832MCL\W2_1_13\doc\report\16832_MCL_report.ppt

Speicher in der Cloud

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

Risiken der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl

Statuten in leichter Sprache

Transkript:

Trendbarometer Industrie 4.0 Trend oder Hype? Gallup hat im Auftrag von Festo wieder Österreichs Industrieunternehmen aus den verschiedensten Bereichen befragt. Die Industrievertreter gewährten interessante Einblicke, die das Trendbarometer Industriebetriebe 2015 abbildet. Einer der Schwerpunkte diesmal: das Zukunftsthema Industrie 4.0 mit einem überraschenden Ergebnis! Bereits zum fünften Mal hat Festo heuer das Trendbarometer Industriebetriebe präsentiert. Nach 2006 und 2008, die sich dem Schwerpunkt Einsparpotenziale in der Industrie widmeten, 2011 mit dem Fokus Mitarbeiter Aus- und Weiterbildung in der Industrie, und Wachstum aber wie? im Jahr 2013, heißt eines der Hauptthemen heuer Industrie 4.0 Trend oder Hype?. Das Institut Gallup hat für die Befragung zu Beginn dieses Jahres über 200 Interviews mit Vertretern aus verschiedensten Industriebereichen geführt. Inhalte waren dabei unter anderem die aktuelle Auftragslage, die erwartete Entwicklung der nächsten Zeit, Einsparpotenziale, Österreich als Wirtschaftsstandort, die Einschätzung von Industrie 4.0 und das wichtige Thema Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern. Ansprechpartner der Befragung waren Inhaber und Geschäftsführer sowie Produktions- und Betriebsleiter. Dieses Studienbuch ist eine Zusammenfassung ausgesuchter Ergebnisse der Umfrage. (Rundungsfehler: 99 / 101 % = 100 Prozent; teilweise waren Mehrfachantworten möglich) Ein Blick in die Auftragsbücher Wie beurteilen Österreichs Industrievertreter den Status quo? Was sagen ihre Auftragsbücher? Gefragt nach der aktuellen Auftragslage des Unternehmens im Vergleich zum Vorjahr, zeigt sich ein tendenziell ausgewogenes Bild. Immerhin 25 Prozent der Befragten beurteilen diese mit besser als im Vorjahr, 17 Prozent mit schlechter als im Vorjahr und 58 Prozent sehen diese in etwa identisch zum Vorjahr. Der Unterschied zum Trendbarometer 2013 (siehe Grafik) scheint auf den ersten Blick nicht allzu ausgeprägt 23 Prozent besser, 55 Prozent ident und 22 Prozent schlechter als im Vorjahr. Genauer betrachtet ist das jedoch eine leichte Verschiebung in allen Bereichen und zwar ins Positive! Wachstum geplant Das spiegelt sich auch in den Planungen der Industrieunternehmen wider. Immerhin gaben knapp drei Viertel der Befragten an, ein zukünftiges Wachstum im Unternehmen zu planen. Eine zentrale Frage ist: Wie wollen die Unternehmen wachsen, durch welche Maßnahmen?. Für den Trendbarometer wurden jene Unternehmen, die ein Wachstum geplant haben, gefragt, welche Weichen sie für ihr Wachstum in 2014 gestellt haben (Mehrfachnennungen möglich Grafik auf der nächsten Seite). An erster Stelle standen heuer neue Produkte (60 Prozent), dicht gefolgt von neuen Märkten (58 Prozent), die im Rahmen der Befragung des Jahres 2013 noch an erster Stelle rangierten (65 Prozent). Innovationen stehen also besonders hoch im Kurs. Überproportional zugelegt hat jedoch die Wertigkeit der Qualifikation von Mitarbeitern. Nannten sie 2013 nur 38 Prozent der Befragten als Maßnahme für ein geplantes Wachstum, so ist sie 2015 mit 55 Prozent ganz vorne mit dabei. Im Gegensatz zu neuen Produkten und neuen Märkten, die im Vergleich zu 2013 etwas abgebaut haben, konnten auch die Veränderungen in der Produktion, um vier Prozentpunkte gegenüber 2013 zulegen (nunmehr 36 Prozent). Gibt es da einen Zusammenhang? Überlegungen, die sich im Zusammenhang mit Industrie 4.0 in diesem Trendbarometer in weiterer Folge konkretisiert haben.

2.2015 trends in automation Inspiration 8 9 Bild: Martina Draper Dipl.-Ing. Rainer Ostermann, Country Manager von Festo Österreich:... China und die USA sind bereits auf der Industrie 4.0-Überholspur.

Produktion: Mehr für weniger Effizienz rauf, Kosten runter das ist in der Industrie ein klarer Auftrag. Deshalb nehmen viele fertigende Unternehmen ihre Produktion ganz genau unter die Lupe und erzielen damit auch messbare Erfolge. Die Industriebetriebe wurden für die Trendbarometer-Umfrage gefragt, ob sie in den letzten fünf Jahren ihre Produktionskosten verringern konnten. Immerhin 57 % der Befragten gaben hier Ja als Antwort an. Spannend ist natürlich die Frage, wodurch diese Einsparungen erreicht wurden? Hier waren Mehrfachnennungen möglich. Die hohe Zustimmung in verschiedenen Bereichen zeigt, dass hier häufig an mehreren, verschiedenen Schräubchen gedreht wurde, also oft ein Maßnahmen-Mix zum Einsatz kommt. Das Feld ist an der Spitze dicht gedrängt. Fast die Hälfte der Befragten gibt an, auf den Einsatz neuer Technologien zu setzen (49 Prozent) dicht gefolgt von der Umgestaltung der gesamten Produktion nach neuem Prozess (48 Prozent) und der Qualifizierung von Mitarbeitern (44 Prozent). Vision von der 4. Industriellen Revolution Industrie 4.0 liegt in der Luft. Jedoch auch wenn bereits Teillösungen angeboten werden: Das große Ganze die umfassend vernetzte, hoch flexible, sich selbst adaptierende Produktion ist vorläufig noch eine Vision, ein Ziel, auf das wir zusteuern und das eigentlich schon sehr lange. Die Entwicklung gleicht daher eher einer Evolution, denn ihre Wurzeln hat die 4. Industrielle Revolution im Grunde schon in der 1. Industriellen Revolution gegen Ende des 18. Jahrhunderts: in der Einführung von mechanischen Produktionsanlagen, die von Wasser- und Dampfkraft angetrieben wurden. Jede Entwicklung war der Grundstock für die nächste, denn wir streben so lange wir denken können nach dem Besseren, dem Schnelleren, dem noch Effizienteren wir streben nach der Produktion der Zukunft. Durchstarten und los? Der Blick nach vorne lässt viel erwarten, denn das Internet der Dinge hält Einzug in der Produktion und wird künftig mit hochkommunikativen Komponenten angesprochen vom Werkstück selbst eine sich selbst ständig anpassende, adaptive Maschine formen. Die Medien berichten bereits vielfach über diesen Trend, Round-Tables und Veranstaltungen werden abgehalten, Forschung und Entwicklung laufen auf Hochtouren. Jeder will dabei sein, wenn die Industrie in die Zukunft durchstartet oder? Für das Trendbarometer Industriebetriebe Österreich 2015 wurde nachgefragt. Das Ergebnis erstaunt. Nicht einmal die Hälfte (47 Prozent) der Befragten gaben an, dass ihnen der Begriff Industrie 4.0 etwas sagt. 53 Prozent konnten hingegen mit dem Begriff nichts anfangen. Wird das Thema überbewertet? Was denken jene Industrievertreter, die Industrie 4.0 kennen (Mehrfachnennungen möglich), was verbinden sie mit dem Begriff? Die Antwort fällt hier klar aus. An erster Stelle steht, dass Industrie 4.0 ein Trend ist, dem man Rechnung tragen muss (38 Prozent). 27 Prozent erwarten sich, dass In-

2.2015 trends in automation Inspiration 10 11 Industrie 4.0 dustrie 4.0 eine Flexibilisierung für die Produktion bringt, und ein Viertel jener Befragten, die den Begriff kennen, gibt an, mehr Informationen über diese Entwicklung zu benötigen. Zählt man dieses Viertel zu jenen 53 Prozent, die mit dem Begriff noch nichts anfangen können, kommt man auf rund zwei Drittel aller Befragten, bei denen ein Informationsbedarf in puncto Industrie 4.0 besteht. Nur rund ein Fünftel (21 Prozent) der Industrievertreter, die Industrie 4.0 kennen, glaubt, dass Industrie 4.0 ein Hype ist, der wieder vorbeigehen wird und acht Prozent denken, dass das weniger Europa betrifft, sondern vor allem Asien und Amerika. Was jedenfalls ein Problem bedeuten würde, denn als traditionellerweise hochtechnisierter Produktionsstandort, würde Europa seine Stellung verlieren und von anderen Regionen der Welt überholt werden. Befürchtungen, die bereits seitens einiger Kenner der Materie laut wurden. Und wie steht es um die Erwartungen an Industrie 4.0 (Mehrfachnennungen möglich)? Jene Industrievertreter, die einen Trend sehen, stellen klar IT und die zunehmende Vernetzung (69 Prozent) bzw. die leichtere Auswertbarkeit individueller Daten (Big Data) in den Vordergrund (56 Prozent). Bereits an dritter Stelle (53 Prozent) wird die Erwartung eines steigenden Ausund Weiterbildungsbedarfs genannt. Dies erscheint durchaus logisch, denn die neuen Technologien und Prozesse in der Produktion der Industrie 4.0 werden auch für die Mitarbeiter neue Anforderungen mit sich bringen. Das Ziel von Industrie 4.0 ist die intelligente Fabrik (Smart Factory), die sich durch Wandlungsfähigkeit, Ressourceneffizienz und Ergonomie sowie die Integration von Kunden in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse auszeichnet. Neben der Massenproduktion, die nach wie vor sehr wichtig sein wird, gibt es in der Industrieproduktion einen deutlichen Trend zur Individualisierung der Produkte bis hin zur Losgröße 1. Deshalb werden immer flexiblere Produktionsanlagen nachgefragt. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien verschmelzen mit klassischen industriellen Prozessen zu sogenannten cyber-physischen Systemen. Reale und virtuelle Welt wachsen immer weiter zusammen (Internet der Dinge). Durch Komponenten, die sich auf intelligente Art und Weise selbstständig vernetzen, selbst konfigurieren und somit Plug & Produce fähig sind, sollen die Anlagen der Industrie 4.0 künftig den ständig wechselnden Anforderungen deutlich schneller gerecht werden. Ex aequo, also mit 53 Prozent ebenfalls am dritten Platz, wird Industrie 4.0 auch als Herausforderung für die Logistik gesehen. Verständlich, denn die flexiblen Prozesse werden hier zu neuen Aufgabenstellungen führen. Immerhin die Hälfte gibt an, sich von Industrie 4.0 einen großen Investitionsbedarf zu erwarten. 39 Prozent verbinden sie mit sich selbst steuernden Maschinen und 36 Prozent mit neuen Geschäftsmodellen. 31 Prozent denken, dass Industrie 4.0 Arbeitsplatzverluste bringen wird. Gemeinschaftsprojekt Industrie 4.0 Damit Industrie 4.0 in der Produktion Einzug halten kann, ist Zusammenarbeit ein maßgeblicher Erfolgsfaktor. Denn Industrie 4.0 wird nicht die Lösung eines einzelnen Unternehmens sein Schnittstellen sind daher ein dringlich anstehendes Thema. Damit intelligente Komponenten weitgehend selbstständig funktionierende Systeme bilden, die dann hochflexible, produzierende Maschinen formen, bedarf es eines neuen kommunikativen Miteinanders, also offener Systeme oder zumindest entsprechender standardisierter Schnittstellen.

Rainer Ostermann: Um echte Datendurchgängigkeit und volle Flexibilität zu erreichen, muss zuerst eine einheitliche Kommunikation geschaffen werden, die wirklich alle Komponenten und Systeme erfasst. Wesentlich für das Zusammenspiel innerhalb der Produktionsanlagen, aber auch zwischen Mensch und Maschine, wird die Schaffung von Standards für die Kommunikation von Automatisierungssystemen untereinander und mit der Cloud sein, so der Country Manager von Festo Österreich. Europa muss rasch handeln Das ist eine Aufgabe für die Industrie, aber auch für die Politik, die aufgerufen ist, Industrie 4.0 als wichtiges Zukunftsthema zu forcieren, will man die Stellung Zentraleuropas als technisch hoch entwickelten Produktionsstandort auch weiterhin beibehalten. In Deutschland hat man die Tragweite von Industrie 4.0 bereits erkannt und das Thema daher zur Kanzlersache erklärt. So gestärkt, wird nicht nur in Forschung und Entwicklung investiert, es werden auch neue Plattformen für die Zusammenarbeit der Industrie geschaffen und es wird an den rechtlichen Rahmenbedingungen gefeilt, denn die Produktion der Zukunft wird neue Geschäftsmodelle, neue Aufgaben und ein neues, sich ständig wandelndes Arbeitsumfeld für die Mitarbeiter bringen. Rainer Ostermann: Europa muss rasch handeln China und die USA sind bereits auf der Industrie 4.0-Überholspur. Industrie 4.0 Trend oder Hype? Bei genauerer Betrachtung stimmt beides! Ja Industrie 4.0 ist ein Trend. Unabhängig von der Begrifflichkeit der Industrie 4.0 wird sich die Fertigung weiterentwickeln, sie wird schneller, effizienter und flexibler werden. Das Internet der Dinge, neue Technologien und Prozesse werden ihren Beitrag dazu leisten, und sie werden zu weiteren, bisher vielleicht ungeahnten Effizienzsteigerungen in der fertigenden Industrie führen. Tatsache ist jedoch auch, dass eines der zentralen Ziele von Industrie 4.0 wirtschaftlich sinnvoll Losgröße 1 produzieren zu können in der Praxis sehr wichtig aber nicht allgegenwärtig sein wird. Selbst wenn man vieles irgendwann höchst effizient mit Losgröße 1 produzieren kann, wird es nicht immer und überall notwendig sein. Denn Massenprodukte werden auch weiterhin nachgefragt werden. Daher werden auch in Zukunft nicht jedes Produkt und jede Lösung individuell sein. Das führt zur zweiten Antwort: Ja rund um Industrie 4.0 gibt es auch einen Hype, der aber längst noch nicht alle erfasst hat, wie die Umfrageergebnisse in Teilbereichen zeigen. Fest steht jedenfalls, dass dieser Hype nicht schnell vorübergehen wird. Viele Ideen von Industrie 4.0 werden als Industrie 4.0 oder unter einem anderen Namen Schritt für Schritt Wirklichkeit werden. Treffpunkt Zukunft Ganz im Sinne der neuen, zukunftsorientierten Zusammenarbeit veranstalten Festo Training and Consulting, Sick Österreich, Phoenix Contact Österreich und SAP Österreich im Herbst eine gemeinsame Fachtagung zum Thema Industrie 4.0 in Zell am See, Salzburg. Viele spannende Fragen stehen im Raum. Renommierte Vertragende wie der Zukunftsforscher Lars Thomson geben auf der Industry-Tech Antworten. Mehr Information zur Fachtagung gibt es in unserem Bericht auf der nächsten Seite. Flexible Technik flexibles Know-how Dass die 4. Industrielle Revolution mit ihren neuen, wandelbaren Maschinen und Prozessen auch in engem Zusammenhang mit der Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter stehen wird, das hat die Umfrage für das Trendbarometer klar gezeigt. Mehr zu diesem wichtigen Thema erfahren Sie in der nächsten Ausgabe von Trends in Automation. Das Studienbuch zum Trendbarometer Industrie 2015 steht als pdf zum kostenlosen Download bereit: www.festo.at/trendbarometer