Verdacht auf Berufskrankheit?

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Transkript:

Verdacht auf Berufskrankheit? Von der Diagnose zum Gutachten - darauf kommt es im Berufskrankheiten-Verfahren an! Bearbeitet von Prof. Dr. Dennis Nowak 2. Auflage 2015 2015. Taschenbuch. 132 S. Paperback ISBN 978 3 609 16497 7 Format (B x L): 14,8 x 21 cm Gewicht: 220 g Weitere Fachgebiete > Medizin > Sonstige Medizinische Fachgebiete > Arbeitsmedizin, Flugmedizin, Raumfahrtmedizin Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

Kann es eine Berufskrankheit sein? Das A und O Was besagt das Kausalitäts prinzip? 1.9 Beachte: Neben der vordergründigen Kernfrage Berufskrankheit ja oder nein? werden andere, vielfach deutlich wichtigere Fragen oft aus den Augen verloren: Aufgabe der Berufsgenossenschaften ist nicht nur die Anerkennung und ggf. Entschädigung im Falle eingetretener Berufskrankheiten, sondern es geht vor allem auch um Präventionsleistungen! Daher soll eine ärztliche Anzeige auf Verdacht einer Berufskrankheit auch schon gestellt werden, wenn eine Berufskrankheit droht! Individualmaßnahmen zur Vorbeugung von Berufskrankheiten, so genannte Paragraph-3-Maßnahmen, sind für den Patienten oft sehr wirksam. Diese Maßnahmen müssen gewährt werden, wenn eine Berufskrankheit droht bzw. die berufsbedingte Verschlimmerung einer anlagebedingten Erkrankung droht! Und zwar mit allen geeigneten Mitteln, also sehr viel aufwändiger als in der Gesetzlichen Krankenversicherung, die nur für das notwendige, ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche Maß aufkommt. Das kann bis zur Umschulung in einen anderen Beruf oder bis zum kompletten Umbau eines Stalles gehen, also im Einzelfall durchaus fünf- bis sechsstellige Euro-Größenordnungen annehmen. Denken Sie also stets auch an Paragraph-3-Präventionsmaßnahmen! 1.9 Das A und O Was besagt das Kausalitätsprinzip? Für die Krankenversicherung, für die Arbeitslosenversicherung, für die Pflegeversicherung und für die Rentenversicherung ist es letztlich gleichgültig, warum jemand krank, arbeitslos, pflegebedürftig oder erwerbsgemindert/erwerbsunfähig ist. Die Frage nach dem warum? ist aber die absolute Kern- und Schlüsselfrage im Berufskrankheitenrecht und nebenbei bemerkt auch im sozialen Entschädigungsrecht (z.b. Kriegsopferentschädigungsrecht). Eben dieses Kausalitätsprinzip (Kausalität = Ursächlichkeit, Warum- Frage) besagt, dass die gesetzliche Unfallversicherung, also die Berufskrankheiten-Versicherung, also die Berufsgenossenschaft, 27

GdB, GdS, MdE was bedeutet was? Kann es eine Berufskrankheit sein? nur dann zahlen und andere Leistungen (z.b. Reha, Umschulung) erbringen darf, wenn die Krankheit ursächlich auf die schädigenden Einwirkungen am Arbeitsplatz zurückzuführen ist. Die juristische Literatur über die Frage dieser Ursächlichkeit füllt Bände. Grob vereinfacht gilt: Die alleinige Möglichkeit der Verursachung des Körperschadens durch berufliche Einwirkungen reicht niemals für eine Anerkennung aus. Die Wahrscheinlichkeit muss gegeben sein, d.h., es muss mehr dafür als dagegen sprechen (bei grob etwa hälftiger sicher nicht unter einem Drittel beruflicher Verursachungswahrscheinlichkeit kippt die Waage in Richtung Berufskrankheit). Die berufliche Ursache muss wesentlich teilursächlich sein. Das bedeutet: Die berufliche Ursache muss rechtlich wesentlich zur Erkrankung beigetragen haben. Andere Teilursachen können parallel dazu eine Rolle spielen, dürfen aber nicht so weit in den Vordergrund treten, dass die berufliche Teilursache ganz in den Hintergrund gedrängt wird. Beispiele: 1. Auch ein Patient mit Hausstaubmilbenasthma kann ein Bäckerasthma bekommen, beides wäre teilursächlich. 2. Bei umfangreicher privater Rattenzucht und Rattenasthma trägt der seltene berufliche Umgang mit Ratten nur unwesentlich zur Erkrankung bei. Beachte: Berufskrankheiten sind keine Ausschlussdiagnosen. Das bedeutet: Nur weil Sie Ihrem Patienten nicht im positiven Sinne sagen können, wovon die Krankheit (Nervenschädigung, Asthma, Krebs) kommt und ungünstige Einflüsse am Arbeitsplatz vorhanden sind oder waren, so heißt dies noch lange nicht automatisch, dass eine Berufskrankheit vorliegt! GdB, GdS, MdE was bedeutet was? Die Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) im Berufskrankheitenrecht ist die prozentuale Erfassung des Verlustes der Fähigkeit, 28

Kann es eine Berufskrankheit sein? GdB, GdS, MdE was bedeutet was? am Arbeitsmarkt Beschäftigung zu finden, bezogen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt, unter Berücksichtigung der Ausbildung. Die individuelle Erwerbsfähigkeit vor dem Eintritt der Berufskrankheit wird gleich 100 % gesetzt. Bleibt eine andauernde Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) von mindestens 20 Prozent durch einen Arbeitsunfall, einen Wegeunfall oder eine Berufskrankheit die noch 26 Wochen nach dem Versicherungsfall besteht zurück, so wird die gesetzliche Unfallrente, die BK- bzw. Verletztenrente, geleistet. Eine Ausnahme gilt bei Versicherungsfällen ab dem 1. Januar 2008 bei landwirtschaftlichen Unternehmern und ihren im Unternehmen mitarbeitenden Ehegatten oder Lebenspartner, sowie nicht nur vorübergehend mitarbeitende Familienangehörige. Hier ist eine MdE von wenigstens 30 % Voraussetzung für eine Rentenanspruch. Die MdE ist nicht (!!!) gleichbedeutend mit dem Grad der Behinderung (GdB) im Schwerbehindertenrecht. Die Auswirkungen von Behinderungen auf die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft werden als GdB nach Zehnergraden abgestuft festgestellt. Analoges gilt für den Grad der Schädigungsfolgen (GdS), der im Sozialen Entschädigungsrecht verwendet wird. In der folgenden Tabelle werden die gesetzlichen Sozialversicherungen hinsichtlich ihrer Ursachen-Zusammenhänge (Kausalitätsanforderungen) und Kenngrößen zusammengestellt. Es wird erkenntlich, dass die Kausalitätsbeurteilung das A und O, der spezifische Drehund Angelpunkt im Berufskrankheitenrecht (und Sozialen Entschädigungsrecht) ist. 29

GdB, GdS, MdE was bedeutet was? Kann es eine Berufskrankheit sein? Gesetzliches Kenngröße Ursachen-Zusammenhang (Kausalitätsanforderung) Krankenversicherungsrecht Unfallversicherungs-/ BK-Recht Rentenversicherungsrecht Soziales Entschädigungsrecht Schwerbehindertenrecht Pflegeversicherungsrecht Arbeitsunfähigkeit (AU) + Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) Erwerbsminderung (Altfälle: Erwerbsunfähigkeit EU/Berufsunfähigkeit BU) + Grad der Schädigungsfolgen (GdS), früher: Minderung der Erwerbsfähigkeit Grad der Behinderung (GdB) Pflegestufe I, II, III Beachte: Es ist nicht zulässig, vom GdS oder dem GdB auf die MdE zu schließen, da andere Ursachen-Anforderungen und andere Bezugsgrößen zugrunde liegen! 30