Online-Schulung Hundeernährung - Gewusst wie! Lektion 2: Nährstoffe und Energie Von Dr. med. vet. Gregor Berg Übersicht 2.1 Energie und Wasser 2.2 Nährstoffe mit Energie a. Proteine b. Fette c. Kohlenhydrate 2.3 Nährstoffe ohne Energie a. Mineralstoffe b. Vitamine 2.1 Energie und Wasser Energie Wofür braucht der Körper Energie? 1. Muskelarbeit 2. Synthese chemischer Verbindungen (z. B. Aufbau von Körpergewebe, Herstellung oder Umwandlung von Stoffwechselprodukten) 3. Vorgänge auf zellulärer Ebene Fakten zur Energie Die Maßeinheit der Energie ist Joule. Jedes Lebewesen hat einen Grundumsatz an Energie, der auch in Ruhe immer verbraucht wird. Zusätzlich gibt es einen Aktivitätsfaktor, der den Grundumsatz beeinflusst: 1
erhöht (z. B. Hundesport, Jungtier, Trächtigkeit) erniedrigt (z. B. älteres Tier) Grundumsatz x Aktivitätsfaktor = Erhaltungsbedarf Der Erhaltungsbedarf ist die Energiemenge, die ein Tier fressen muss, um sein Gewicht und seine Leistungsfähigkeit zu erhalten. Was sind die wichtigsten Energieträger im Futtermittel? 1. Tierisches Fett (z. B. in Lachs, Ente oder direkt als extrahiertes tierisches Fett) 2. Pflanzliches Fett (z. B. Rapsöl, Sonnenblumenöl, Nüsse) 3. Kohlenhydrate (z. B. Getreide, Kartoffeln) 4. Proteine (wie in Lektion 1 gelernt nur bei der Katze als tatsächliche Energiequelle relevant) 1. Der Energiegehalt eines Futters wird maßgeblich über dessen Fettgehalt bestimmt (da Fette am meisten Energie enthalten). 2. Der Energiegehalt eines Futters steht NICHT auf der Verpackung, kann aber über die Analysewerte (Rohprotein, Rohfett usw.) ausgerechnet werden. Wasser Oft vernachlässigt, aber wichtiger als alles andere! Der Organismus des Hundes besteht, wie der aller Säugetiere, zum überwiegenden Teil aus Wasser (über 70 %). Wasser ist die Grundlage aller Lebensvorgänge auf der Erde, ohne Wasser sind alle anderen Nährstoffe nutzlos. Ein gesunder Hund sollte deshalb insgesamt ca. 50 ml Wasser pro kg Körpergewicht in 24 h aufnehmen (alles zusammengerechnet: trinken, Futtermittel mit Flüssigkeitsgehalt etc.). 2
2.2 Nährstoffe mit Energie a. Proteine Was sind Proteine (Eiweiße)? 1. Bausteine im Organismus (z. B. in Muskeln, Knochen, Bändern, Organen) 2. Bilden Stoffwechselprodukte wie Transportstoffe, Enzyme, Hormone, Antikörper etc. 3. Können dem Organismus Energie liefern (relevant nur bei der Katze) Vorkommen und Aufbau der Proteine Fakten zu Proteinen (Eiweißen) Proteine bestehen aus Aminosäuren. Proteine aus der Nahrung werden in Aminosäuren zerlegt, d.h. es gibt keinen Bedarf an Proteinen, sondern an Aminosäuren. Manche Aminosäuren können aus anderen hergestellt werden. Manche Aminosäuren können nicht aus anderen hergestellt werden, diese müssen mit dem Futter aufgenommen werden (Bezeichnung: essenziell). 3
Bedarf an Proteinen Aufbau von Körpergewebe (Wachstum, Trächtigkeit etc.) erhöht den Proteinbedarf Bei Welpen höher als bei erwachsenen Tieren Hohe Leistung (z. B. Hundesport) erhöht den Proteinbedarf nicht! Sehr proteinreiches Futter führt auch nicht zu einer verbesserten Leistungsfähigkeit. Bei älteren Tieren leicht erniedrigter Proteinbedarf (weil Muskelmasse geringer) In welchen Futterinhaltsstoffen kommen Proteine vor? 1. Fleisch (z. B. Muskelfleisch, Organe) 2. Pflanzen (z. B. Soja, Kartoffel, Getreide) Sind alle Proteine gleichwertig? Nein, es bestehen z. T. große Unterschiede in der Aminosäurezusammensetzung (biologische Wertigkeit, dazu gleich mehr). Hochwertige Proteinquellen sind: Muskelfleisch, Herz, Kartoffel, Eier etc. Minderwertige Proteinquellen sind: Bindegewebe (z. B. Sehnen, Knorpel), Getreide Biologische Wertigkeit zum Bild: Aminosäuresequenz = Welche einzelnen Aminosäuren in welcher Menge und in welcher Anordnung konkret im Protein eingebaut sind. Je ähnlicher die Aminosäuresequenz der Nahrungsproteine der Aminosäuresequenz des Hundes ist, desto höher ist die biologische Wertigkeit der Proteine. "Tierische Nebenerzeugnisse weisen einen sehr viel höheren Bindegewebsanteil auf als Muskelfleisch. Gründe: biologische Wertigkeit geringer schwerer verdaulich als Muskelproteine Mögliche Konsequenzen: Flatulenz (Blähungen), größere benötigte Futtermenge, Belastung des Organismus, Minderversorgung mit Aminosäuren, Durchfall 4
Nochmal das Wichtigste 1. Bei Leistung erhöht sich nur der Energiebedarf des Hundes, nicht aber der Proteinbedarf! 2. Sehr junge oder sehr alte Hunde haben einen von erwachsenen Tieren abweichenden Proteinbedarf (Thema: Futter für verschiedene Altersstufen). b. Fette Was sind Fette (Lipide)? Gemische aus unterschiedlichen Fettsäuren Es gibt: gesättigte Fettsäuren ungesättigte Fettsäuren (müssen z. T. mit dem Futter aufgenommen werden = essenziell) Wozu braucht der Körper Fette? 1. Energiegewinnung 2. Energiespeicherung 3. Resorption fettlöslicher Vitamine 4. Aufnahme essenzieller Fettsäuren 5. Beeinflussung von Entzündungsreaktionen In welchen Futterinhaltsstoffen kommen Fette vor? 1. Tierische Fette: fettreiches Fleisch (z. B. Ente) fettreicher Fisch (z. B. Lachs) extrahierte Fette (z. B. Hühnerfett, Schmalz, Fischöl) 2. Pflanzliche Fette: Öle (z. B. Rapsöl, Distelöl) 5
Eine Cholesterinerhöhung spielt beim Hund keine Rolle! Die Zufütterung von pflanzlichen Ölen oder Fischöl-Produkten hat einen positiven Effekt auf Haut und Fell. c. Kohlenhydrate Was sind Kohlenhydrate? 1. bestehen aus verketteten Zuckern 2. lassen sich einteilen in: verdauliche, eigentliche Kohlenhydrate unverdauliche Ballaststoffe Wozu braucht der Körper (verdauliche) Kohlenhydrate? 1. Energiegewinnung (ist effizient und wenig belastend für den (Allesfresser-)Organismus) 2. Einfache Speicherung als Glykogen oder Umwandlung in Fette zur Energiespeicherung 3. Dienen als Bausteine für andere Nährstoffe (z. B. nicht-essenzielle Aminosäuren, Vitamin C) In welchen Futtermittelinhaltsstoffen sind (verdauliche) Kohlenhydrate enthalten? 1. Getreide (z. B. Weizen, Gerste, Hafer) 2. Reis 3. Kartoffeln 4. Mais 5. usw. 6
Hundefutter sollte einen gewissen Anteil an Kohlenhydraten haben, um eine optimale und wenig belastende Energiebereitstellung sicherzustellen. Die Kohlenhydrat-Menge ist nicht auf den Futtermitteln angegeben, kann aber ausgerechnet werden (100 - Rohprotein - Rohfett - Rohfaser - Rohasche - Feuchtigkeit = Kohlenhydrate). Wozu braucht der Körper Ballaststoffe? 1. Regulieren die Darmfunktion: Sie reizen die Darmmuskulatur (z. B. über Dehnungsrezeptoren), die daraufhin besser arbeitet. höherer Bedarf bei älteren Tieren (schlechtere Darmmotorik) geringerer Bedarf bei Leistung (z. B. Wachstum, Laktation) 2. Erhalten Darmgesundheit durch Unterstützung der Darmbakterien 3. Dienen den Darmzellen als Nahrung 4. Können entweder gar nicht verdaut oder nur fermentiert werden In welchen Futtermittelinhaltsstoffen sind Ballaststoffe enthalten? 1. Kleie (z. B. Maiskleie) 2. Trockenschnitzel 3. Schalen (z. B. Sonnenblumenkernschalen) 4. Fasern (z. B. Erbsenfaser) 5. usw. Der Kohlenhydrat-Gehalt im Futter ist nicht auf der Verpackung angegeben, kann aber berechnet werden. Die Rohfasern sind eine Fraktion der Ballaststoffe und sind auf der Verpackung angegeben. 7
2.3 Nährstoffe ohne Energie a. Mineralstoffe Was sind Mineralstoffe (Rohasche)? Mineralstoffe sind anorganische Ionen, z. B. Calcium, Phosphor, Kalium, Magnesium usw. Sie gehören zu den essentiellen Nährstoffen. Bei Mineralergänzungsfuttermitteln ist die Angabe von Calcium, Phosphor und Natrium gesetzlich vorgeschrieben. (Nicht bei Alleinfuttermitteln!) Calcium (Ca) und Phosphor (P): Calcium liegt zu über 98 % im Knochen vor, Phosphor zu ca. 80 % (Rest: Muskulatur). Das Ca:P-Verhältnis wird vom Körper sehr streng reguliert, weil Calcium schwere Schäden verursachen kann. Phosphor und Calcium können jedoch nur schwer unabhängig voneinander reguliert werden. Liegt ein Missverhältnis vor, dann kann der Regulationsmechanismus nicht ausreichend gegensteuern. Folgen: beim erwachsenen Hund u. U. Verkalkungen, Knochensubstanzabbau beim wachsenden Tier z. T. schwere Wachstumsstörungen und Skelettmissbildungen Optimales Ca-P-Verhältnis im Futter: beim Welpen oder Junghund: 1,4-2:1 beim adulten Hund: ca. 1,3:1 1. Für Welpen gibt es einen Calcium-Höchstwert, der neben dem Ca:P-Verhältnis eingehalten werden muss (muss errechnet und kann (leider) nicht einfach abgelesen werden). 2. Fleisch enthält viel Phosphat, eine reine Fleischfütterung ist daher für Hunde ungeeignet. 3. Zum Vergleich: Katzen tolerieren als Fleischfresser selbst ungenügende Ca:P-Verhältnisse (Phosphor gleich Calcium oder sogar höher). 8
b. Vitamine Was sind Vitamine? Vitamine sind eine inhomogene Gruppe an Nährstoffen, die wichtige, aber unterschiedliche Funktionen im Organismus erfüllen und nicht ausreichend selber hergestellt werden können. Sie werden eingeteilt in fettlösliche und wasserlösliche Vitamine. Fettlösliche Vitamine: Werden im Körper gespeichert, dadurch auch Gefahr der Überdosierung > Intoxikation Vitamin A, Vitamin D, Vitamin E und Vitamin K Wasserlösliche Vitamine: Werden nur ganz gering im Körper gespeichert, Überdosierung nicht möglich, Zufuhr über Nahrung notwendig Beispiele: Vitamin C (beim Hund nicht essenziell!), B-Vitamine In welchen Futtermittelinhaltsstoffen kommen Vitamine vor? Pflanzlichen Bestandteilen (z. B. Gemüse, Obst, Kräuter) Zusatz synthetischer Vitamine in kommerziellem Alleinfutter > sehr sinnvoll bzw. notwendig, da manche Vitamine im Herstellungsprozess zerstört werden. Alleinfutter ohne Zusatzstoffe gibt es nicht! 1. Hunde und Katzen können im Gegensatz zum Menschen Vitamin C selbst herstellen. 2. Fettlösliche Vitamine können überdosiert werden. Mit Unterstützung durch 9