Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 4. Quartal 2012

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Transkript:

Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 4. Quartal 2012 Quartalsanalyse der AK Oberösterreich / März 2013 Schwerpunkt: Entwicklung der Arbeitszeit im Lichte der Wirtschaftskrise

Inhaltsverzeichnis I. Highlights / 03 II. Arbeitsmarktentwicklung im Überblick / 04 11 Entwicklung des Arbeitskräfteangebots im Vergleich zum Vorjahr / 04-05 Entwicklung der Teilkomponenten des Arbeitskräfteangebots / 06-07 Arbeitsmarktentwicklung nach Wirtschaftszweigen / 08-09 Arbeitsmarktlage in ausgewählten Wirtschaftszweigen / 10-11 III. Entwicklung der Arbeitszeit im Lichte der Wirtschaftskrise / 12 24 Arbeitszeitvolumen in Österreich / 12-15 Überstunden konjunkturelles Überdruckventil oder Dauereinrichtung? / 16-17 Kurzarbeit die Quadratur des Kreises? / 17 Bildungskarenz / 18-20 Arbeitslosigkeit die unsozialste Form der Arbeitszeitverkürzung / 20-23 Schlussfolgerungen / 24 Mit der Quartalsanalyse des oberösterreichischen Arbeitsmarktes stellt die Arbeiterkammer Oberösterreich regelmäßig verdichtete Informationen über die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung zur Verfügung. Neben einem Standardteil, der die aktuelle Arbeitsmarktsituation darstellt, widmet sich der Schwerpunktteil einer tiefergreifenden Analyse eines bestimmten Themas mit Krisenbezug. Mit diesem Produkt, das im Herbst 2009 erstmals veröffentlicht wurde, kommt die Arbeiterkammer der Notwendigkeit nach, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Arbeitnehmer/-innen regelmäßig und detailliert zu beobachten bzw. aufzuzeigen. Die Quartalsanalysen sind abrufbar unter: http://www.arbeiterkammer.com/broschueren/arbeitsmarkt-quartalsanalysen.htm Impressum: Medieninhaberin und Herausgeberin: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Oberösterreich, Volksgartenstraße 40, 4020 Linz. 02

I. Highlights Deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit Während das Arbeitskräfteangebot weiter stetig steigt, schwächt sich die Nachfrage nach Arbeitskräften ab und die Beschäftigungszuwächse werden kleiner. Die Folge davon ist, dass die Arbeitslosigkeit steigt und der Anstieg der Zahl der Arbeitsuchenden größer wird. Im 4. Quartal 2012 hat sich der Arbeitskräfteüberschuss gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres um 2997 Personen bzw. 6,8 Prozent erhöht. Damit ist der Anstieg beinahe doppelt so stark wie im 3. Quartal 2012. Mit 47.108 Personen ist der Arbeitskräfte überschuss schon wieder höher als im 4. Quartal 2010 und liegt nur mehr knapp unter dem Spitzenwert des Krisenjahres 2009. Der überwiegende Anteil am Zuwachs des Arbeitskräfteüberschusses entfällt auf arbeitslose Personen. Hier kam es im Vergleich zum Vorjahr zu einem Anstieg um 2868 Personen bzw. 10,1 Prozent. Deutliche Zuwächse sind auch bei den Personen in Bildungskarenz (plus 10,8 Prozent) zu verzeichnen. Bereits in den Krisenjahren 2008 und 2009 diente die Bildungskarenz als arbeitsmarktpolitisches Entlastungsventil. Die Arbeitslosigkeit stieg im 4. Quartal mit Ausnahme des Sektors Chemie/Kunststoff in allen Branchen. Etwa 30 Prozent der zusätzlichen Arbeitslosen sind im Bereich Arbeitskräfteüberlassung (plus 875 Arbeitslose) zu verzeichnen. Im 4. Quartal 2012 waren in Oberösterreich mit 616.814 Personen um 5933 bzw. ein Prozent mehr Personen unselbständig beschäftigt als noch vor einem Jahr. Die Branche mit den höchsten Beschäftigungszuwächsen ist der Bereich Metall/Elektro: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich hier die Zahl der Beschäftigten um 4404 Personen erhöht, wobei mehr als drei Viertel dieses Zuwachses auf Männer entfallen. Der Schwerpunktteil der aktuellen Quartalsanalyse beschäftigt sich mit der Entwicklung der Arbeitszeit im Lichte der Wirtschaftskrise. Diese konnte gerade in Österreich relativ gut bewältigt werden, weil auf ein Bündel von arbeitszeitverkürzenden Maßnahmen zurückgegriffen wurde Abbau von Überstunden, Kurzarbeit, Bildungskarenz. Dennoch spielt auch hierzulande die radikalste und unsozialste Form der Arbeitszeitverkürzung nämlich die Arbeitslosigkeit eine große Rolle. Zumal es nach der Belebung der Konjunktur in den Jahren 2010 und 2011 im vergangenen Jahr wiederum zu einem massiven Anstieg der Zahl der Arbeitslosen kam. 03

II. Arbeitsmarktentwicklung in Oberösterreich Entwicklung des Arbeitskräfteangebots in Oberösterreich (4. Quartal 2012 im Vergleich zum Vorjahr) Die Anzeichen für eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt, die im 3. Quartal 2012 aufgetaucht sind, haben sich im 4. Quartal verfestigt und verstärkt. Der Beschäftigungszuwachs ist stetig schwächer geworden, während der Anstieg des Arbeitskräfteüberschusses zugenommen hat. Zum Arbeitskräfteüberschuss zählen neben den offiziellen Arbeitslosen weitere Personengruppen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, aber derzeit nicht (aktiv) beschäftigt sind, vor allem Schulungsteilnehmer/-innen. Der Arbeitskräfteüberschuss stieg im Vergleich zum Vergleichsquartal des Vorjahres um 2997 Personen bzw. 6,8 Prozent. Der relative Anstieg war insgesamt bei Männern und Frauen gleich hoch, bei den jeweiligen Teilgruppen sind aber beträchtliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern festzustellen. Mit 616.814 Personen waren in Oberösterreich im 4. Quartal 2012 um 5933 Personen (ein Prozent) mehr unselbständig beschäftigt als ein Jahr zuvor. Der Beschäftigungszuwachs war in absoluten Zahlen bei Männern mit 3072 Personen etwas stärker als bei Frauen (plus 2860 Personen). Prozentuell hingegen war der Beschäftigungsanstieg bei den Frauen geringfügig höher als bei Männern: ein Prozent gegenüber 0,9 Prozent. Deutlichere Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es bei der Entwicklung der atypisch Beschäftigten. Gegenüber dem 4. Quartal 2011 hat sich die Zahl um 247 bzw. 0,4 Prozent auf 57.079 atypisch Beschäftigte erhöht. Der gesamte Anstieg ist auf die Entwicklung bei den Männern zurückzuführen: Die Zahl der atypisch beschäftigten Männer hat sich um 1,5 Prozent erhöht, während die Zahl der Frauen in atypischen Beschäftigungsverhältnissen geringfügig um 0,1 Prozent gesunken ist. Trotzdem sind immer noch zwei Drittel der atypisch Beschäftigten in Oberösterreich Frauen. Für beide Geschlechter gilt, dass die Zahl der geringfügig Beschäftigten weiter zunimmt, während die Zahl der (geringfügig) freien Dienstverträge rückläufig ist. 04

Arbeitskräfteangebot in Oberösterreich 4. Quartal 2012 Bestand Veränderung zum Vorjahr in Prozent Gesamt Frauen Männer Gesamt Frauen Männer Arbeitskräfteangebot 721.001 337.402 383.599 1,3 1,3 1,3 Unselbständig Beschäftigte 616.814 277.634 339.180 1,0 1,0 0,9 davon Präsenzdiener/-innen 1076 1 1075-5,9-66,7-5,7 Elternkarenz 17.421 16.947 474-1,4-1,6 5,4 Altersteilzeit* 4092 2440 1652-1,6 3,8-8,6 "klassisch" Beschäftigte 594.225 258.246 335.979 1,1 1,2 1,0 Atypisch Beschäftigte 57.079 38.221 18.858 0,4-0,1 1,5 davon geringfügig Beschäftigte 49.045 33.264 15.781 1,0 0,5 2,2 Freie Dienstverträge 2372 1378 994-4,0-5,4-2,1 Geringfügig freie DV 5662 3579 2083-2,5-2,9-1,9 Arbeitskräfteüberschuss 47.108 21.546 25.562 6,8 6,8 6,8 davon Arbeitslose 31.343 13.191 18.152 10,1 8,2 11,4 Schulungs-Teilnehmer/-innen 10.632 5739 4893 5,1 8,2 1,7 Lehrstellensuchende 558 263 295-12,4-12,6-12,2 Bildungskarenz* 1412 896 516 10,8 15,5 3,6 PV-Vorschuss* 2580 955 1625-8,8 2,7-14,5 Übergangsgeld* 583 502 81-25,6-26,2-22,1 *Daten vom letztverfügbaren Monat (September 2012), Quellen: AMS, Hauptverband d. österreichischen SV-Träger, eigene Berechnungen Veränderung des Arbeitskräfteangebots in Oberösterreich im 4. Quartal 2012 im Vergleich zum Vorjahr Arbeitskräfteüberschuss Atypisch Beschäftigte Unselbständig Beschäftigte Arbeitskräfteangebot -1000 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 Männer Frauen Quellen: AMS, Hauptverband der österreichischen SV-Träger 05

Entwicklung der Teilkomponenten des oberösterreichischen Arbeitskräfteangebots Übergangsgeld* PV-Vorschuss* Bildungskarenz* Lehrstellensuchende Schulungs-Teilnehmer/-innen Arbeitslose Geringfügig freie DV Freie Dienstverträge geringfügig Beschäftigte Altersteilzeit* Elternkarenz Präsenzdiener/-innen -300-100 100 300 500 700 900 1100 1300 1500 1700 1900 Quellen: AMS, Hauptverband der österreichischen SV-Träger, eigene Berechnungen Männer Frauen Innerhalb der unselbständig Beschäftigten werden Personen in Altersteilzeit und Elternkarenz sowie Präsenzdiener/-innen herausgehoben. Allerdings fehlen detaillierte Statistiken zur Aufteilung auf die unterschiedlichen Modellvarianten der Altersteilzeit und zudem liegen die Daten erst mit mehrmonatiger Verzögerung vor. Daher wird hier die Gesamtzahl des Monats September als letztverfügbare verwendet. Nach einem leichten Anstieg im 3. Quartal 2012 ist die Zahl der Bezieher/-innen von Altersteilzeitgeld im 4. Quartal 2012 im Vergleich zum Vorjahr wieder geringfügig gesunken. Während die Zahl der Frauen in Altersteilzeit um 3,8 Prozent gestiegen ist, hat sich die Zahl der Männer in Altersteilzeit um 8,6 Prozent vermindert. Von den insgesamt 4092 Personen sind rund drei Fünftel Frauen. Die klassisch Beschäftigten erhält man, wenn man von der Gesamtzahl der Beschäftigten die Präsenzdiener/-innen sowie Personen in Elternkarenz und Altersteilzeit abzieht. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der klassisch Beschäftigten um 6320 Personen. Der Beschäftigungszuwachs ist in absoluten Zahlen betrachtet bei Männern größer als bei Frauen. Prozentuell gesehen war der Anstieg bei den Frauen mit 1,2 Prozent etwas höher als bei Männern mit einem Prozent. 06

Bei den atypisch Beschäftigten zeigen sich deutliche Verschiebungen weg von den (geringfügig) freien Dienstverträgen hin zu den geringfügig Beschäftigten. Diese Entwicklung gilt sowohl für Frauen wie für Männer. Abgesehen von den in der offiziellen AMS-Statistik erfassten Arbeitslosen gibt es einige weitere Personengruppen, die nicht aktiv beschäftigt, jedoch für den Arbeitsmarkt verfügbar sind und eine Beschäftigung anstreben (bei einigen Gruppen liegen die Daten erst mit mehrmonatiger Verzögerung vor, sodass hier die letztverfügbaren Zahlen vom September 2012 verwendet werden). Nahezu der gesamte Anstieg des Arbeitskräfteüberschusses entfällt auf arbeitslose Personen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Arbeitslosen um 2868 Personen bzw. 10,1 Prozent erhöht. Spürbar größer ist auch die Anzahl der Schulungsteilnehmer/- innen (plus 5,1 Prozent), wobei der Anstieg überwiegend bei Frauen zu verzeichnen war. Einen etwas stärkeren Anstieg als in den Quartalen zuvor gab es bei der Bildungskarenz: mit 1412 Personen sind um 10,8 Prozent mehr in Bildungskarenz als ein Jahr zuvor. Inwieweit diese verstärkte Inanspruchnahme der Bildungskarenz wieder wie schon in den Krisenjahren 2008 und 2009 als arbeitsmarktpolitisches Entlastungsventil für Betriebe zurückzuführen ist, lässt sich noch nicht beurteilen. Jedenfalls hat sich nun erstmals seit längerer Zeit die Zahl der Männer in Bildungskarenz erhöht. Erfreulich ist der Rückgang bei den lehrstellensuchend vorgemerkten Jugendlichen im 4. Quartal 2012: Mit 558 Jugendlichen waren um 12,4 Prozent weniger junge Menschen auf der Suche nach einer Lehrstelle als ein Jahr zuvor. Der Rückgang ist bei Frauen und Männern nahezu gleich stark. Insgesamt sind etwas mehr junge Männer (295) auf Lehrstellensuche als junge Frauen (263). Anhaltend rückläufig ist die Anzahl der Bezieher/-innen von Übergangsgeld: Gegenüber dem Vorjahr hat sich diese um 201 Personen bzw. 25,6 Prozent reduziert. Die Gesamtzahl der Pensionsvorschussbezieher/-innen ist um 250 Personen bzw. 8,8 Prozent gesunken, wobei dieser Rückgang ausschließlich auf die Entwicklung bei den Männern zurückzuführen ist. Mit insgesamt 47.108 Personen beträgt der Arbeitskräfteüberschuss im 4. Quartal 2012 6,5 Prozent des gesamten Arbeitskräfteangebots. Gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres hat sich die Quote um 0,3 Prozentpunkte erhöht. 07

Entwicklung des Arbeitsmarktes nach Wirtschaftszweigen Nach Branchen bzw. auf Ebene zusammengefasster Wirtschaftsklassen ergibt sich ein sehr unterschiedliches Bild der Arbeitsmarktentwicklung. Während insgesamt der prozentuelle Beschäftigungszuwachs bei Männern und Frauen annähernd gleich hoch ist, verläuft die Entwicklung in den einzelnen Wirtschaftszweigen nach Geschlechtern äußerst vielfältig. Den höchsten Beschäftigungszuwachs im Vergleich zum Vorjahr weist der Bereich Metall/ Elektro auf. Mehr als drei Viertel der zusätzlich 4404 Beschäftigten sind Männer. Umgekehrt sind die Geschlechteranteile im Gesundheits- und Sozialwesen, das mit 1143 zusätzlichen Beschäftigten den zweithöchsten Zuwachs aller Branchen verzeichnet. Hier sind rund 77 Prozent der neuen Beschäftigten Frauen. Nahezu ausgewogen nach Frauen und Männern ist der Beschäftigungszuwachs im Handel. Mit einem Prozent ist der relative Beschäftigungszuwachs in dieser Branche gleich hoch wie in der Gesamtwirtschaft. Deutlich schwächer geworden ist der Beschäftigungsanstieg in den Bereichen Arbeitskräfteüberlassung, Gebäudebetreuung und Wachdienste: Im Vergleich zum Vorjahr weist die Branche nur mehr ein Plus von 162 Beschäftigten auf. Bei den Frauen ist die Zahl der Beschäftigten bereits rückläufig. Zum Teil deutliche Beschäftigungsrückgänge sowohl bei Frauen als auch bei Männern müssen der Bereich Finanz- und Rechtsdienstleistungen inklusive Wohnungswesen, Erziehung und Unterricht aber auch Chemie/Kunststoff und der Bereich Holz, Papier, Pappe und Möbel erleiden. 08

Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung in ausgewählten Wirtschaftszweigen in Oberösterreich (4. Quartal 2012 im Vergleich zum Vorjahr) Gesundheits- und Sozialwesen Erziehung und Unterricht Öffentl. Verwaltung Arbeitskräfteüberlassung, Gebäudebetreuung, Wachdienste Finanz-/Rechtsdienstleistungen, Wohnungswesen Beherbergung und Gastronomie Transport Handel Bauwesen Energie-, Wasserversorgung, Abfall Metall, Elektro Chemie, Kunststoff Holz, Papier, Pappe, Möbel Nahrungs- und Genussmittel, Tabak Quellen: AMS, Hauptverband d. österreichischen SV-Träger, eigene Berechnungen -1000 0 1000 2000 3000 4000 5000 Veränderung der Arbeitslosigkeit Veränderung der Beschäftigung Die Arbeitslosigkeit stieg mit Ausnahme des Wirtschaftszweiges Chemie/Kunststoff in allen Branchen. Am deutlichsten fiel der Anstieg im 4. Quartal in der Arbeitskräfteüberlassung (plus 875 Arbeitslose) aus wie schon während der Konjunktureinbrüche in den Krisenjahren 2008 und 2009. Auffallend ist, dass in dieser Branche sowohl die Beschäftigung als auch die Arbeitslosigkeit gestiegen sind. Eine ähnliche Entwicklung gibt es derzeit allerdings in mehreren Branchen, sowohl in der Sachgütererzeugung als auch im Dienstleistungssektor. 09

Angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt in ausgewählten Wirtschaftszweigen Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie angespannt der Arbeitsmarkt in einer Branche ist, empfiehlt sich ein Blick auf die Stellenandrangziffer (Arbeitslose je offener Stelle) und die Arbeitslosenquote des jeweiligen Wirtschaftszweiges (Arbeitslose in Relation zur Summe aus Beschäftigten und Arbeitslosen der Branche in Prozent). Zu berücksichtigen dabei ist, dass jene Arbeitsuchenden, die sich in Schulungsmaßnahmen befinden, in diesen Quoten fehlen und damit die Schwierigkeiten, in einer Branche einen Job zu finden, tendenziell unterschätzt werden. Die oberösterreichische Arbeitslosenquote erreichte im 4. Quartal 2012 (traditionell berechnet) den Wert von 4,8 Prozent, der Stellenandrang lag landesweit bei 4,8 Arbeitslosen je offener Stelle. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Arbeitslosenquote um 0,3 Prozentpunkte und der Stellenandrang deutlich um einen Arbeitslosen je offener Stelle erhöht. Aufgegliedert nach Wirtschaftszweigen treten jedoch enorme Unterschiede zu Tage. Die mit Abstand höchste Arbeitslosenquote weist die Personalleasingbranche mit 16,7 Prozent auf. Da die Zeitarbeitsfirmen aber auch beim AMS viele offene Stellen gemeldet haben, ist der Stellenandrang in dieser Branche mit 2,6 Arbeitslosen je offener Stelle der niedrigste aller Wirtschaftszweige. Die zweithöchste Arbeitslosenquote aller Branchen ist mit 13,3 Prozent in der Beherbergung und Gastronomie zu finden. Die Stellenandrangziffer entspricht mit 4,9 Arbeitslosen je offener Stelle ziemlich genau dem Branchendurchschnitt. Ganz anders ist die Situation im Bereich Erziehung und Unterricht. Mit 2,6 Prozent ist die Arbeitslosenquote um 2,2 Prozentpunkte niedriger als im Gesamtdurchschnitt. Mit 16,7 Arbeitslosen je offener Stelle weist diese Branche jedoch den höchsten Stellenandrang auf. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Stellenandrang auf das 2,5-fache emporgeschnellt. Drei Branchen Metall/Elektro, Energie-/Wasserversorgung/Abfall und die öffentliche Verwaltung weisen im 4. Quartal 2012 Arbeitslosenquoten unter zwei Prozent auf. Trotzdem sind die Chancen auf einen Arbeitsplatz in diesen Branchen sehr unterschiedlich. Die Stellenandrangziffern reichen von 3,5 Arbeitslosen je offener Stelle im Bereich Metall/Elektro bis zu 8,5 in der öffentlichen Verwaltung. Merklich verschlechtert hat sich die Arbeitsmarktsituation im Bauwesen im Vergleich zum Vorjahr. Die Arbeitslosenquote ist im Jahresabstand um 0,7 Prozentpunkte auf 8,3 Prozent angestiegen und mit 11,3 Arbeitslosen je offener Stelle ist der Stellenandrang um rund ein Drittel höher als vor einem Jahr. 10

Arbeitsmarktlage in ausgewählten Wirtschaftszweigen Arbeitslosenquoten und Stellenandrangziffern im 4. Quartal 2012 Gesamt Gesundheits- und Sozialwesen Erziehung und Unterricht Öffentl. Verwaltung Arbeitskräfteüberlassung, Gebäudebetreuung, Wachdienste Finanz-/Rechtsdienstleistungen, Wohnungswesen Beherbergung und Gastronomie Transport Handel Bauwesen Energie-, Wasserversorgung, Abfall Metall, Elektro Chemie, Kunststoff Holz, Papier, Pappe, Möbel Nahrungs- und Genussmittel, Tabak Quellen: AMS, Hauptverband der österreichischen SV-Träger, eigene Berechnungen 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 Arbeitslosenquote (in Prozent) Stellenandrangziffer (Arbeitslose je offener Stelle) 11

III. Entwicklung der Arbeitszeit im Lichte der Wirtschaftskrise Sosehr die Wirtschaftspolitik und die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen an einer Verstetigung der Konjunktur interessiert sind, die für die kapitalistische Wirtschaftsordnung typischen Konjunkturschwankungen bleiben eine dauernde Herausforderung. Kleinere Nachfrageschwächen schlagen zumeist auf die Arbeitsintensität durch am deutlichsten wird dies im Dienstleistungsbereich. Stärkere Einbrüche bei Aufträgen und gravierendere Nachfrageflauten haben hingegen meist tiefergehende Anpassungsreaktionen in den betroffenen Unternehmen zur Folge. In sehr allgemeiner Form kann man sagen: Konjunkturschwankungen schlagen auf das Arbeitszeitvolumen durch. Konjunktur- und arbeitsmarktpolitisch interessant und bedeutsam ist nun die Ausprägung dieser Veränderungen des Arbeitszeitvolumens hier gibt es eine Fülle von Varianten. Dies beginnt bei Mehrarbeit und Überstunden, dem gezielten Abbau von Urlaubsguthaben bis zur Verringerung der effektiven Arbeitszeit, reicht über Kurzarbeit hin zur Substitution von Vollzeit- durch Teilzeitjobs und umfasst auch Varianten wie Bildungskarenz oder Altersteilzeit. Die radikalste Form ist die Arbeitszeitverkürzung auf Null, die Kündigung von Beschäftigten. Die jüngste Wirtschaftskrise hat die Staaten innerhalb der EU unterschiedlich stark getroffen. Für das vergleichsweise gute Abschneiden Österreichs sind viele Faktoren relevant. Einer davon ist das Instrumentarium zur Anpassung des betrieblichen effektiven Arbeitszeitvolumens zunächst dessen Reduktion, in späterer Folge die problemlose Ausweitung des Arbeitszeitvolumens. Entscheidend dabei war, dass die Verringerung des Arbeitszeitvolumens nicht negativ auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage durchgeschlagen hat. Im Gefolge der Wirtschaftskrise hat die Diskussion um eine Flexibilisierung der Arbeitszeit und um eine Deregulierung/Abbau der arbeitsrechtlichen Schutzbestimmungen (insbesondere Kündigungsschutz) wieder zugenommen und die Arbeitgeberseite fordert immer weitreichendere Maßnahmen und Einschnitte. Und dies, obwohl die Erfahrungen in Ländern wie Spanien und Griechenland die Gefahren einer anhaltenden, sich verstärkenden Abwärtsspirale deutlich vor Augen führen. Arbeitszeitvolumen in Österreich An der Entwicklung des Arbeitszeitvolumens lässt sich die jüngste Wirtschaftskrise, die insbesondere die exportorientierte Sachgütererzeugung getroffen hat, anschaulich ablesen. Über all die Jahre zeigt sich ein genereller Trend hin zur Teilzeitbeschäftigung. Der Ausbruch der globalen Wirtschaftskrise zeigt sich in der Grafik an dem 2008 einsetzenden Rückgang des Vollzeitbeschäftigungsvolumens und des Überstundenvolumens. Der Rückgang des Arbeitszeitvolumens der Vollzeitbeschäftigten im Jahr 2009 ist mit minus 5,4 Prozent erheblich stärker als der Rückgang der beschäftigten Personen: Diese Diskrepanz erklärt sich durch den erheblichen Rückgang bei der Zahl der geleisteten Überstunden und auch der beträchtlichen Inanspruchnahme des Instruments der Kurzarbeit. Zudem wurden in der Frühphase der Krise massiv die angesammelten Zeitguthaben aufgebraucht und Urlaubsansprüche mehr oder weniger freiwillig konsumiert. 12

Entwicklung des Arbeitszeitvolumens in Österreich (Veränderung der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden zum Vorjahr in Prozent) 8% 6,3% 6% 4,8% 4,9% 4% 2% 0% -2% 1,7% 2,1% -0,1% 0,7% 1,6% -0,2% 2,4% 0,1% -2,1% 1,9% 1,7% 0,9% -1,3% -0,8% 2,9% -0,3% 0,2% -4% -6% -8% -10% -4,5% -11,7% -5,4% -5,4% Vollzeit Teilzeit Überstunden* Gesamtes Arbeitsvolumen -12% 2007 2008 2009 2010 2011 2012 (1.-3. Q) Quellen: Statistik Austria, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung *Über- und Mehrstunden sind sowohl in Voll- als auch in Teilzeit inkludiert Dieselben Faktoren nun mit umgekehrten Vorzeichen erklären den überraschend starken Anstieg des Arbeitsvolumens der Vollzeitbeschäftigten im Jahr 2011. Auch die verstärkte Inanspruchnahme von Leasingpersonal durch zahlreiche Firmen in dieser Phase des Konjunkturzwischenhochs spielt dabei eine Rolle. Die bis zum 3. Quartal 2012 vorliegenden Daten zeigen das Ende dieses zwischenzeitlichen Aufflackerns der Konjunktur: Der Aufschwung erweist sich als nicht nachhaltig und die Unternehmen reagieren darauf mit weiteren Personalrationalisierungen. Vollzeitjobs fallen weg bzw. werden teilweise durch Teilzeitjobs ersetzt. Andererseits hat die dünne Personaldecke in vielen Firmen zur Folge, dass bei den verbleibenden Mitarbeitern/-innen vermehrt Überstunden anfallen. Vor allem im 3. Quartal 2012 hat die Zahl der geleisteten Überstunden gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3,3 Prozent zugenommen. Insgesamt ergibt sich für die ersten drei Quartale 2012 ein leicht sinkendes Gesamtarbeitszeitvolumen. 13

Entwicklung des Arbeitszeitvolumens in Österreich Männer (Veränderung der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden zum Vorjahr in Prozent) 15 12 12,2% 9 6 7,7% 6,9% 3 2,1% 2,3% 2,5% 0,2% 0,5% 0,5% 0,3% 2,2% 2,1% 0,6% 2,8% 1,6% 0-0,7% -0,3% -0,7% -0,6% -3-3,4% -3,1% -6-9 -12-6,3% -5,7% -14,6% Vollzeit Teilzeit Überstunden* Gesamtes Arbeitsvolumen -15 2007 2008 2009 2010 2011 2012 (1.-3.Q) Quellen: Statistik Austria, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung *Über- und Mehrstunden sind sowohl in Voll- als auch in Teilzeit inkludiert 14

Entwicklung des Arbeitszeitvolumens in Österreich Frauen (Veränderung der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden zum Vorjahr in Prozent) 12 10 8 11,6% 6 4 2 0 0,9% 4,2% 1,8% 1,1% 5,0% 2,2% 0,4% 2,9% -0,5% 0,4% 1,2% 1,1% 0,9% 2,9% -0,3% -0,8% -2-4 -3,7% -2,5% -3,2% -1,8% -4,0% -3,5% -6-8 -10-10,5% Vollzeit Teilzeit Überstunden* Gesamtes Arbeitsvolumen -12 2007 2008 2009 2010 2011 2012 (1.-3.Q) Quellen: Statistik Austria, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung *Über- und Mehrstunden sind sowohl in Voll- als auch in Teilzeit inkludiert Eine nach Geschlecht differenzierte Darstellung zeigt, dass die Schwankungen der Arbeitszeit bzw. des Arbeitsvolumens bei Männern ausgeprägter waren und sind als bei Frauen. Auffällig bei den Frauen ist der markante Rückgang der geleisteten Überstunden bzw. Mehrarbeitsstunden (bei Teilzeitbeschäftigten) schon im Laufe des Jahres 2008. Hingegen hat sich das Arbeitszeitvolumen im Jahr 2009 relativ wenig verändert. 15

Überstunden konjunkturelles Überdruckventil oder Dauereinrichtung? Sind Überstunden ein zweckmäßiges Instrument, um Spitzenauslastungen und Phasen der Hochkonjunktur leichter bewältigen zu können, oder sind sie vielmehr Ausdruck andauernder bewusst kalkulierter Personalknappheit, die zudem über niedrige Grundlöhne hinwegtäuschen (sollen)? Die Gesamtbetrachtung zeigt für Österreich, dass es offenkundig einen harten Kernstock an Überstunden gibt, der auch in der jüngsten Rezession nicht verschwunden ist. Geleistete Über- und Mehrstunden in Österreich (in Millionen Stunden nach Quartalen) 100 Frauen Männer 80 60 40 20 0 1.Q. 07 2.Q. 07 3.Q. 07 4.Q. 07 1.Q. 08 2.Q. 08 3.Q. 08 4.Q.08 1.Q. 09 2.Q. 09 3.Q. 09 4.Q.09 1.Q. 10 2.Q. 10 3.Q. 10 4.Q.10 1.Q. 11 2.Q. 11 3.Q. 11 4.Q.11 1.Q. 12 2.Q. 12 3.Q. 12 Quellen: Statistik Austria, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung Aus der Grafik wird ersichtlich, dass sich ausgehend vom Höhepunkt im 2. Halbjahr 2007 die Zahl der Überstunden in den folgenden zwei Jahren um insgesamt rund ein Fünftel verringert hat. Seither fallen aber mit kleineren Schwankungen regelmäßig zwischen 75 und 80 Millionen Über- und Mehrstunden pro Quartal an; das heißt pro Jahr sind das mehr als 300 Millionen Überstunden! Diese Konstanz und Regelmäßigkeit weist darauf hin, dass Unternehmen mit Überstunden nicht nur kurzfristige, gelegentlich auftretende Spitzenzeiten oder Notsituationen abdecken, sondern regelmäßige Überstunden sozusagen in die Personalplanung einkalkulieren. 16

Aus arbeitsmarkt- und konjunkturpolitischer Sicht wäre es angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit ein Gebot der Stunde, einen größeren Teil dieses Überstundenpakets in neue Arbeitsplätze umzuwandeln. Zumindest für den Anteil der unbezahlten Überstunden immerhin zwischen einem Fünftel und einem Viertel aller geleisteten Überstunden gilt der häufig vorgebrachte Einwand nicht, dass die Überstunden leistenden Beschäftigten auf das daraus erzielte Einkommen angewiesen sind. Ganz im Gegenteil, die Verwandlung unbezahlter Überstunden in Normalbeschäftigungsverhältnisse, die korrekt entlohnt werden, schafft nicht nur neue Arbeitsplätze und verringert die Arbeitslosigkeit, sondern stärkt auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage über eine Ankurbelung des privaten Konsums. Rechnerisch würde dieser Schritt mehr als 30.000 zusätzliche Vollzeit-Arbeitsplätze bringen. Die sowohl gesamtwirtschaftlich, als auch aus Sicht der einzelnen Betroffenen schlechteste Variante wäre die aktuell wieder verstärkt von Arbeitgebervertretern geforderte Anhebung der Tageshöchstarbeitszeiten, kombiniert mit extrem langen Durchrechnungszeiträumen. Das würde einen zusätzlichen Schub an Arbeitslosen zur Folge haben und sich zudem negativ auf den privaten Konsum auswirken, weil diese Maßnahme die Einkommen der Beschäftigten schmälern würde. Kurzarbeit die Quadratur des Kreises? Noch nie wurde in Österreich das Instrument der Kurzarbeit so intensiv genutzt wie im Gefolge der aktuellen Wirtschaftskrise. Im Lauf des letzten Quartals 2008 rollte eine Lawine an Kurzarbeitsanträgen auf das AMS zu. Während des gesamten Jahres 2009 waren stets mehr als 20.000 Beschäftigte in Kurzarbeit, der Spitzenwert wurde im April 2009 mit beinahe 40.000 tatsächlichen Kurzarbeitern/-innen erreicht. Beantragt bzw. geplant wurde Kurzarbeit für deutlich mehr Beschäftigte (etwa im April 2009 war Kurzarbeit für knapp 57.000 Beschäftigte geplant). In der Folge sank die Zahl der Kurzarbeiter/-innen kontinuierlich auf einige tausend ab. Gegen Ende des Jahres 2012 befanden sich etwas mehr als 2000 Personen in Kurzarbeit. Arbeitsmarktpolitisch betrachtet reduziert Kurzarbeit das effektive, tatsächlich geleistete Arbeitszeitvolumen und erleichtert damit die Anpassung der Betriebe an die gesunkene Auftragslage. Vorteile der Kurzarbeit liegen zweifellos in der Sicherung der Beschäftigungsverhältnisse der betroffenen Mitarbeiter/-innen. Davon profitieren sowohl die Betriebe (die gut eingeschulte Mitarbeiter/-innen im Betrieb halten können), als auch die Arbeitnehmer/-innen (das Einkommen ist deutlich höher als im Fall der Arbeitslosigkeit und sie verlieren den Arbeitsplatz nicht). Vor allem die existenzielle Absicherung und die besseren Perspektiven für die Zukunft stärken den privaten Konsum und stabilisieren die Konjunktur. Die 2009 eingeführte Kombination von Kurzarbeit mit Qualifizierung ermöglicht, die Zeit der Konjunkturflaute zu nutzen, um sich auf die sich verändernden Rahmenbedingungen einzustellen. Allerdings müssen sich sowohl Betriebe, als auch Mitarbeiter/-innen erst an diese neue Möglichkeit gewöhnen. Im Einführungsjahr 2009 haben nur etwa zehn Prozent der insgesamt rund 67.000 von Kurzarbeit betroffenen Arbeitnehmer/-innen Qualifizierungsmaßnahmen besucht. Es ist zu erwarten bzw. zu hoffen, dass im Falle einer neuen Kurzarbeitswelle von dieser Qualifizierungsoption stärker Gebrauch gemacht wird. 17

Bildungskarenz Eine weitere Möglichkeit, in Krisenzeiten das effektive Arbeitszeitvolumen zu reduzieren und diese Stunden in Form von Weiterbildung in die Zukunft zu investieren, eröffnet die Bildungskarenz. Gegenüber der normalen betrieblichen Weiterbildung erspart sich im Fall der Bildungskarenz der Betrieb die Lohn- bzw. Gehaltskosten der betroffenen Mitarbeiter/-innen für die Dauer der Bildungskarenz. Die bildungswilligen Arbeitnehmer/-innen hingegen müssen bis zu ein Jahr (maximale Dauer der Bildungskarenz) mit erheblichen finanziellen Einbußen zurechtkommen. Während bis zum Ausbruch der Wirtschaftskrise die Arbeitgeber eher zögerten, weiterbildungswilligen Mitarbeitern/-innen eine Bildungskarenz zu genehmigen, änderte sich dieses Verhalten mit der Krise schlagartig; vor allem weil ausgehend von Oberösterreich in nahezu allen Bundesländern Betriebe finanziell gefördert wurden, wenn sie die Ausbildungskosten der Bildungskarenz übernahmen. Nun war es nicht mehr so selten, dass die Initiative zur Bildungskarenz vom Dienstgeber ausging. Inanspruchnahme der Bildungskarenz Bestand an Weiterbildungsgeldbezieher/-innen 12000 10000 Österreich Oberösterreich 8000 6000 4000 2000 0 Jän. 07 Mai 07 Sep. 07 Jän. 08 Mai 08 Sep. 08 Jän. 09 Mai 09 Sep. 09 Jän. 10 Mai 10 Sep. 10 Jän. 11 Mai 11 Sep. 11 Jän. 12 Mai 12 Sep. 12 Quelle: AMS 18

In der Grafik zeigt sich deutlich der massive Anstieg bei der Inanspruchnahme der Bildungskarenz ab Herbst 2008 und besonders ab Jahresbeginn 2009. In den Sommermonaten sinkt der Bestand an Personen in Bildungskarenz regelmäßig ab nicht zuletzt aufgrund der Sommerferien bei den meisten Bildungsanbietern. Während bundesweit tendenziell die Zahl der Weiterbildungsgeldbezieher/-innen weiter ansteigt, scheint in Oberösterreich der Gipfel bereits überschritten und die Nutzung dieses Instruments verharrt auf hohem Niveau bzw. ist leicht rückläufig. Männeranteil bei Bildungskarenz 80 % 70 % Männeranteil Oberösterreich Männeranteil Österreich 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % Jän. 07 Mai 07 Sep. 07 Jän. 08 Mai 08 Sep. 08 Jän. 09 Mai 09 Sep. 09 Jän. 10 Mai 10 Sep. 10 Jän. 11 Mai 11 Sep. 11 Jän. 12 Mai 12 Sep. 12 Quelle: AMS Wie sehr die Bildungskarenz von den Betrieben in der Krise als Entlastungsventil zur Reduzierung des Arbeitszeitvolumens eingesetzt wurde, lässt sich nicht nur an der Entwicklung der Gesamtzahlen ablesen, sondern auch an jener des Männeranteils: Während vor Ausbruch der Krise der Männeranteil an allen Weiterbildungsgeldbeziehern/-innen saisonal zwischen 30 und 40 Prozent lag, kletterte er nach Ausbruch der Krise binnen kurzer Zeit auf über 60 Prozent (österreichweit) bzw. auf beinahe 75 Prozent in Oberösterreich. Der schnellere und stärkere Anstieg in Oberösterreich ist Ausdruck der stärkeren Betroffenheit unseres von der Sachgütererzeugung geprägten Bundeslandes durch die Wirtschaftskrise. Mittlerweile hat sich der Männeranteil wieder an die Ausgangswerte vor der Krise angenähert und auch der Unterschied zum bundesweiten Männeranteil ist wieder weitgehend verschwunden. 19

Auch wenn gemessen an der Gesamtbeschäftigung bzw. dem gesamten Arbeitszeitvolumen die Bildungskarenz nur einen kleinen Bruchteil ausmacht, für den von der Krise betroffenen Teil der Gesamtwirtschaft hat sie sich als bedeutendes Anpassungsinstrument erwiesen. Neben diesem Effekt hat die Bildungskarenz vor allem das Ziel, (Weiter-)Bildung für Personen, die bereits im Berufsleben stehen, zu ermöglichen. Insbesondere bei Personen mit geringer oder mittlerer Bildung zeigt diese Möglichkeit langfristig positive Wirkungen. Teilweise wurde das Instrument als Ergänzung zur Kurzarbeit genutzt, von manchen Unternehmen wurde es allerdings als Alternative zur Kurzarbeit (mit oder ohne Qualifizierungskomponente) eingesetzt. In einzelnen Fällen hat die Bildungskarenz den Charakter eines länger dauernden Aussetzvertrages. Entscheidend für die Unternehmen war in der Krisenphase die Entlastung bei den Lohnkosten; die Existenzsicherung wurde weitgehend auf das AMS und damit die öffentliche Hand abgewälzt. Arbeitslosigkeit die unsozialste Form der Arbeitszeitverkürzung Viele Beschäftigte verloren im Zuge der Wirtschaftskrise ihren Arbeitsplatz. Verglichen mit den vorher genannten Varianten der Reduzierung des Arbeitszeitvolumens ist Arbeitslosigkeit die brutalste und radikalste Form der Arbeitszeitverkürzung. In diesem Fall wälzen die Unternehmen die gesamte Last der Anpassung auf die betroffenen Arbeitnehmer/-innen ab. Im Hinblick auf die Stabilisierung der Konjunktur sind die negativen Folgen steigender Arbeitslosigkeit auf die private Nachfrage wesentlich gravierender als etwa Kurzarbeit. Trotz intensiver Nutzung von Kurzarbeit, Bildungskarenz usw. ist auch in Oberösterreich Ende 2008 bzw. Anfang 2009 die Arbeitslosigkeit sprunghaft angestiegen. In einzelnen Regionen hat sich die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Jahr zuvor beinahe verdoppelt, im Durchschnitt stieg die Arbeitslosigkeit um etwa die Hälfte. Hauptbetroffen in dieser ersten Phase der Krise waren Männer. Die Belebung der Konjunktur in den Jahren 2010 und 2011 ermöglichte zwar einen Abbau der Arbeitslosigkeit, das Ausgangsniveau vor der Krise wurde jedoch nicht wieder erreicht. Seit Beginn des Jahres 2012 steigt auch in Oberösterreich die Arbeitslosigkeit wieder an und erreicht schon annähernd die Rekordwerte der Krise. Bundesweit ist die Entwicklung ähnlich. 20

Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Oberösterreich (Bestand an vorgemerkten Arbeitslosen zum Monatsende) 50.000 40.000 AL-Männer AL-Frauen 30.000 20.000 10.000 0 Jän. 07 Mai 07 Sep. 07 Jän. 08 Mai 08 Sep. 08 Jän. 09 Mai 09 Sep. 09 Jän. 10 Mai 10 Sep. 10 Jän. 11 Mai 11 Sep. 11 Jän. 12 Mai 12 Sep. 12 Jän. 13 Quelle: AMS Im Baubereich mit der ausgeprägten Winterarbeitslosigkeit sind Kündigungen mit konkreten, verbindlichen Wiedereinstellungszusagen nichts Neues. Im Zuge der Wirtschaftskrise haben auch Unternehmen in anderen Branchen Mitarbeiter/-innen auf diese Weise beim AMS zwischengeparkt. Wobei die Anbindung ans bisherige Unternehmen von sehr vagen Absichtserklärungen bis hin zu fixen Wiedereinstellungszusagen mit ganz konkreten Einstellterminen reichte. Angesichts des tiefen Konjunktureinbruchs schätzten die Unternehmen die Gefahr der Abwanderung der betroffenen Mitarbeiter/-innen bzw. Abwerbung durch andere Unternehmen als gering ein. Ein Blick auf die Entwicklung der Arbeitslosen mit Einstellzusagen zeigt einerseits, dass diese Aussetzverträge während der Wirtschaftskrise in Oberösterreich wesentlich intensiver zur Anwendung kamen als im gesamtösterreichischen Schnitt. Und besonders auffällig sind die Unterschiede innerhalb Oberösterreichs: Im Gegensatz zu Bezirken wie Wels, Ried oder Steyr ist die Zahl der Arbeitslosen mit Einstellzusagen in Rohrbach geradezu explodiert und auch in Schärding hat sich die Zahl der Betroffenen im Vergleich zum Jahr 2008 etwa verdreifacht. In den meisten Bezirken wurde der Spitzenwert 2010 erreicht, die Rückgänge in den Jahren 2011 und 2012 brachten aber keine Absenkung auf das Niveau von 2008. Und in Linz, Eferding und abgeschwächt in Gmunden hält der ansteigende Trend bei den Arbeitslosen mit Einstellzusagen nach wie vor an. 21

Zugänge in die Arbeitslosigkeit mit Einstellzusagen (Veränderung gegenüber 2008 in Prozent) Österreich OÖ Wels Vöcklabruck 2012 2011 2010 2009 Traun Steyr Schärding Rohrbach Ried Perg Linz Kirchdorf Grieskirchen Gmunden Freistadt Eferding Braunau 0 100 200 300 400 500 Quelle: AMS Die positiven Seiten von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten wie Kurzarbeit oder Bildungskarenz, die auf dem Fundament der betrieblichen und überbetrieblichen Sozialpartnerschaft aufbauen, zeigen sich auch bei einem EU-weiten Vergleich der Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den EU-Ländern seit Ausbruch der Wirtschaftskrise. Fairerweise muss dabei die unterschiedliche Ausgangsposition, also das damalige Niveau der Arbeitslosigkeit mitberücksichtigt werden. Die nachfolgende Grafik macht aber deutlich, dass eine aktive, beschäftigungssichernde Arbeitsmarktpolitik zusammen mit einer auf Nachfrage stabilisierung ausgerichteten Konjunkturpolitik zu einer Minimierung der negativen Auswirkungen der Krise auf Beschäftigung, Wirtschaftswachstum und Staatsfinanzen beigetragen haben. Insbesondere ist es in Österreich so wie in Deutschland, Schweden oder dem Nicht-EU-Land Norwegen gelungen, das konjunkturelle Zwischenhoch zu einem vorübergehenden Abbau der Arbeitslosigkeit zu nutzen. In Ländern wie Spanien, Griechenland, Italien, Irland oder Kroatien ist es nicht gelungen, die Abwärtsspirale zu stoppen; vielmehr haben sture, unausgegorene Sparprogramme die Krise in diesen Ländern weiter verschärft und die Arbeitslosigkeit kontinuierlich in die Höhe getrieben. 22

Entwicklung der Arbeitslosenquote im EU-Vergleich (Arbeitslosenquote in Prozent) Norwegen Österreich Luxemburg Niederlande Deutschland Malta Tschechische Republik Rumänien Belgien Schweden Finnland Dänemark Vereinigtes Königreich Türkei Slowenien Estland Polen Frankreich Europäische Union (27 Länder) Italien Ungarn Zypern Bulgarien Litauen Slowakei Lettland Irland Kroatien Portugal Griechenland Spanien Quelle: Eurostat, Berechnung nach EU-Methode Juli 2012 Juli 2011 Juli 2010 0 5 10 15 20 25 30 23

Schlussfolgerungen Eine wesentliche Schlussfolgerung aus der Entwicklung der letzten Jahre ist, dass es sehr unterschiedliche Varianten gibt, um in einer Rezessionsphase Betriebe und Arbeitnehmer/-innen bei der kurzfristigen Anpassung an diese geänderten wirtschaftlichen Rahmen bedingungen zu unterstützen. Kreative Modelle zur temporären Reduktion des Arbeitszeit volumens, bei denen insbesondere die Unsicherheit bzw. Unwägbarkeiten für die Betroffenen reduziert werden, und die eventuell sogar zur Weiterentwicklung der Qualifikationen genutzt werden, erweisen sich als Win-Win-Situation für alle Beteiligten: die Arbeitnehmer/-innen, die Unternehmen und den Staat. Dem Grunde nach bewirken auch Instrumente wie das Altersteilzeitmodell und die Eltern karenz eine Reduktion des Arbeitskräfte- bzw. Arbeitszeitangebots. Allerdings hängt die Inanspruchnahme dieser Modelle hauptsächlich von nicht-konjunkturellen Mustern ab und lässt sich daher nur minimal als gezieltes arbeitsmarktpolitisches Entlastungsventil in Krisenzeiten nutzen. Ein wesentliches Kriterium für Kriseninstrumente ist die rasche Umsetzbarkeit. Ein zweites ist die ausreichende existenzielle Absicherung der Betroffenen durch ein tragfähiges soziales Netz. Gerade die Hoffnungslosigkeit, die durch immer neue Einschnitte ins Sozialsystem verstärkt wird, macht es Ländern wie Spanien so schwer, einen Weg aus der Krise zu finden. 24