Bildung. Berliner. Wo Lernen Mode ist. November 2011. Abschied von der Hauptschule Seite 14. Zeitgeschichte: Ein Haus wird gewendet



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Also heißt es einmal mehr, immer eine eigene Meinungen bilden, nicht beeinflussen lassen, niemals von anderen irgend eine Meinung aufdrängen lassen.

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Transkript:

Abschied von der Hauptschule Seite 14 Forschung: Löwe im CT Seite 24 Zeitgeschichte: Ein Haus wird gewendet Berlin baut auf Bildung Seite 38 Seite 30 November 2011 Berliner Bildung Zeitschrift für Schule, Jugend, Familie, Wissenschaft und Forschung Wo Lernen Mode ist berliner bildung November 2011 1

Inhalt. Liebe Lesende, Wo Lernen Mode ist eine neue Zeitschrift liegt vor Ihnen: Berliner Bildung. Jetzt: Die Wahl ist vorüber, und niemand wird behaupten können, wir wollten mit dieser Zeitschrift in den Wahlkampf eingreifen. Jetzt, obwohl vielleicht gerade jetzt Koalitionsverhandlungen geführt werden, an deren Ende die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung möglicherweise ihren Zuschnitt ändert und einzelne Abteilungen mit anderen Senatsverwaltungen verschmolzen werden. Jetzt, weil der Informationsanspruch der Bürgerschaft gegenüber der Behörde unabhängig ist von Wahlterminen. Und die Informationspflicht der Verwaltung besteht ganz unabhängig von Koalitionsverhandlungen. Längst sind die Zeiten vorbei, in denen ein Presseprivileg die Journalisten zu bevorrechtigten Empfängern von regierungsamtlichen Informationen machte, längst ist Information zu einem Jedermannsrecht, zu einem Bürgerrecht geworden, dem mit Hilfe von Informationsfreiheitsgesetzen landauf, landab Nachdruck verliehen werden kann. Die Behörden sind also beständig in der Pflicht: Auskunft zu geben, zu berichten, Rechenschaft abzulegen. Berliner Bildung soll all dies tun informativ, anschaulich und gerne auch unterhaltsam. Viel Spaß beim Lesen! Christian Walther Redaktionsleitung 8 30 14 38 kurz und knapp...4 Forschung. Von Wildschweinen und Nashörnern...24 Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung verwendet modernste Diagnosetechnik. Titelthema. Wo Lernen Mode ist...8 Lernziel Laufsteg: Ob Oberschulzentrum oder Hochschule - in Berlin steht Mode vielerorts auf dem Stundenplan. Und in der wiedererwachten Modestadt träumen viele von Glamour und Ruhm. Aber: Gute Ideen alleine reichen nicht. Schule. Abschied von der Hauptschule...14 Jahrzehntelang gehörte die Hauptschule zur Inneneinrichtung des westdeutschen Schulsystems. Doch jetzt wird sie abgeschafft. Aber: Wo kam sie her? Und wo geht es jetzt hin? Heinz-Brandt-Schule im Aufbruch...17 Vor einem Jahr hatte die Heinz-Brandt-Schule 26 Anmeldungen. Jetzt an der neu entstandenden Integrierten Sekundarschule waren es 119. Ein rasanter Wandel. Qualitätsbeauftragte für Berlin...19 Ruby Mattig-Krone wurde vor knapp einem Jahr zur ersten Qualitätsbeauftragten für Berliner Schulen ernannt. Eine große Aufgabe für eine Frau, die ohne erhobenen Zeigefinger Eltern, Lehrer und Verwaltung für Selbstkritik und ein positives Schulklima fit machen will. Landeszentrale. Bücher, Bildung, Politik...22 Die Landeszentrale für politische Bildungsarbeit gibt Bücher und Broschüren an Interessierte gegen eine geringe Gebühr oder sogar kostenlos ab. Eine Auswahl. 24 Interview. Herr der Fliegen...26 Senator Zöllner gibt sein Amt mit der Neubildung des Senats auf. Eine Bilanz in Frage und Antwort. Berlin baut auf Bildung. Bilanz des K2-Programms...30 Lange ist nicht so viel Geld in Bau und Sanierung von Kitas, Schulen und Hochschulen gesteckt worden wie 2010/2011. Fotowettbewerb...36 Der Blick von Schülerinnen und Schülern auf das Baugeschehen Zeitgeschichte. Ein Haus wird gewendet...38 Die Bildungsverwaltung sitzt in einem geschichtsträchtigen Gebäude: Karstadt hat es erbaut. In der Nazi-Zeit ließ man hier Juden zählen. 1961 wurde im 2. Stock der Mauerbau kommandiert. Lernort Keibelstraße...42 Das frühere Polizeigefängnis soll umgestaltet werden. Pinnwand. Bildungshunger und Wissensdurst...46 Impressum...46 berliner bildung November 2011 3

kurz & knapp. Fotos: privat Hightech-Installation macht Planetarium zum Berlin-Highlight Foto: WFS Forscherdoppel Am Max-Delbrück- Centrum (MDC) in Buch arbeiten neuerdings gleich zwei Rajewskys: Nikolaus Rajewsky, der nach dem Studium der Mathematik und Physik und einer Promotion in theoretischer Physik die Universität Köln verließ und als Postdoktorand in die USA ging, zunächst an die Rutgers University in New Jersey, dann an die Rockefeller University in New York, und 2003 als Assistant Professor an die New York University. Dort hat er sich einen herausragenden Ruf als Bioinformatiker erworben. Er erforschte die Funktion der sogenannten micrornas, die für die Regulation der Genaktivität in zahlreichen wichtigen Prozesse in den Zellen verantwortlich ist. Dieses Wissen von grundlegenden Regulationsprozessen wird in Zukunft zur Therapieentwicklung für komplexe Erkrankungen beitragen. 2006 gelang es dem MDC Nikolaus Rajewsky nach Berlin zu holen. Er erhielt einen gemeinsamen Ruf von Charité und MDC sowie die Aufgabe, ein Konzept für ein systembiologisches Institut zu entwerfen. Seit 2008 leitet er dieses dem MDC zugehörende Institut, das Berlin Institute for Medical Systems Biology, kurz BIMSB (ausgesprochen Bimsbie), das vom Bundesminsterium für Bildung und Forschung und dem Senat mit rund 12 Millionen Euro Anschubfinanzierung gegründet wurde. Für den Zeitraum 2008-2013 beträgt die Förderung inzwischen schon rund 22 Millionen Euro. Die darüber hinaus gehende Finanzierung eines Neubaus in Mitte gehörte zu den letzten Beschlüssen des scheidenden Senats. Und jetzt kommt auch Klaus Rajewsky, der Vater von Nikolaus, nach Berlin. Für den renommierten Immunologen und Mausgenetiker war das Erreichen der Altersgrenze Anlass, Deutschland zunächst den Rücken zu kehren. Anstatt nach zuletzt fast 40 Jahren an der Universität Köln in Pension zu gehen, nahm er ein Angebot der Harvard Medical School in Boston, USA, an. Nach zehn Jahren kehrt er nun zurück. Denn bei allen Vorteilen, die die USA bieten, räumt er ein, dass die Finanzierung der Forschung in den USA zunehmend schwieriger und zeitaufwendiger wird. Das Problem hat er in Buch nicht. Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) hat ihn schon vor seinem Umzug an die Spree mit einem der begehrten und hoch dotierten ERC Advanced Investigator Grants in Höhe von 2,5 Mio. Euro ausgestattet. So bringt er seine finanzielle Ausstattung zum großen Teil selbst mit. Das Planetarium am Insulaner präsentiert sich runderneuert: Hochleistungsbeamer zaubern bewegte Bilder an die Kuppel und lassen ein 360 Kuppelbild entstehen. Dadurch werden simulierte Reisen durch das Weltall oder Landungen auf fremden Planeten mit einem dreidimensionalen Raumeindruck möglich; die Zuschauer tauchen in das Geschehen ein: So etwas nennt man heutzutage Fulldome. Das Planetarium wurde im letzten Jahr mit 1,2 Mio. Euro aus dem Konjunkturprogramm saniert und mit 2,7 Mio. Euro aus Lottomitteln auf den neuesten technischen Projektionsstand gebracht. 4 berliner bildung November 2011

kurz & knapp. Foto: Michael Lindner/FEZ FEZ Energetische Sanierung Im Kinder-, Jugend- und Familienzentrum FEZ in der Wuhlheide werden bis 2013 zehn Millionen Euro aus dem Umweltentlastungsprogramm II (UEP II) für die energetische Gebäudesanierung investiert. Bei laufendem Betrieb sollen vor allem die Fassade saniert und die Fenster und das Dach erneuert werden. Das Wasser der Schwimmhalle wird künftig durch Sonnenenergie erhitzt; eine Wärmerückgewinnungsanlage komplettiert die Maßnahme. Bereits im Jahr 2002 wurde auf der Grundlage eines Vertrages zwischen dem Land Berlin und der Berliner Energieagentur GmbH ein so genanntes Strategie-Konzept Energie für das FEZ erarbeitet. Begleitet hat das Vorhaben das Institut für die Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e. V. (IEMB) der TU Berlin. Zur Strategie gehörte es, eine Energiesparpartnerschaft aufzubauen. Seit 2005 wurden im FEZ-Berlin durch das Energiecontracting mit der Mannheimer MVV Energiedienstleistungen GmbH jährlich Energiekosten eingespart, hauptsächlich durch Optimierung der Haustechnik. In der grünen Wuhlheide gibt es vielfältige Umweltbildungsangebote - von der Öko-Insel im FEZ bis zum Haus für Natur und Umwelt, das von der Union Sozialer Einrichtungen (USE) betrieben wird. Hier werden viele Fragen beantwortet, die Schüler stellen, z. B: Warum wird es auf der Erde immer wärmer? Was kann man gegen die Erderwärmung tun? Was ist CO ²? Wo kommt es vor? Wie entsteht es? Wer braucht es? Was beinhaltet das Kyoto- Protokoll? Was macht Deutschland, um den CO ² Ausstoß zu senken? Und: Welchen Beitrag leistet das FEZ-Berlin dazu? Die Antwort ist: Es wird eine Einsparung erreicht von 650 CO ² t/jahr - das sind so viel wie 115 Einfamilienhäuser ausstoßen. Behörde will familienfreundlicher werden Die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, in deren Zuständigkeit auch die Bereiche Jugend und Familie liegen, will sich auch als Arbeitgeber familienbewusst verhalten. Deshalb hat sie das Auditierungsverfahren der gemeinnützigen berufundfamilie ggmbh, einer Tochter der ebenfalls gemeinnützigen Hertie-Stiftung durchlaufen und trägt seither das Zertifikat Familienfreundliche Behörde. Dabei geht es beispielsweise um flexiblere, lebensphasenorientierte Arbeitszeit, um das Arbeiten von zu Hause (Telearbeit) oder um Service für Familien (z.b. Eltern- Kind-Arbeitszimmer). Deutlich wurde, dass in der Senatsverwaltung sowohl die Vereinbarkeit von Beruf und Kind, aber wegen der Altersstruktur des Hauses auch die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege von Angehörigen eine besondere Rolle spielen werden. Von den 1304 Beschäftigten der Behörde sind über 80 Prozent älter als 40 Jahre. Mehr als 70 Prozent sind weiblich. (Stand 31.12.2010) Die berufundfamilie ggmbh wird jährlich die praktische Umsetzung bis zur Reauditierung nach drei Jahren überprüfen und feststellen, inwieweit die Ziele erreicht wurden. Das Audit bezieht sich auf den engeren Bereich der Behörde, nicht auf Schulen und nachgeordnete Einrichtungen. In Berlin sind bislang unter anderen mehrere Universitäten als familienfreundlich zertifiziert. berliner bildung November 2011 5

kurz & knapp. Foto: LoopAll Fotolia.com Video-Portal der Senatsverwaltung Verkehrsforschung Floating Car Data Das Institut für Verkehrssystemtechnik im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) besteht seit zehn Jahren mit Sitz in Braunschweig und Berlin-Adlershof. Zum Jahrestag gratulierte Staatssekretär Knut Nevermann und wies auf die praktische Bedeutung der Forschung hin: Die Senatsverwaltung hat ein Video-Portal auf ihrer Internetseite www.berlin. de/sen/bwf/ frei geschaltet in der horizontalen Navigation zu finden unter Galerie. Auf den Seiten werden frei zugängliche Videos verlinkt, die einzeln nur mit erheblichem Aufwand zu finden sind und hier erstmals übersichtlich zusammen präsentiert werden. So finden sich im Bereich Wissenschaft & Forschung Videos zu sämtlichen Berliner Projekten im Rahmen der Exzellenzinitiative, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft produziert worden sind. Ferner sind hier Selbstdarstellungs-Videos Berliner Hochschulen oder des Studentenwerks verlinkt. Die Seite ist verknüpft mit aktuellen Beiträgen von tv.berlin, beispielsweise zur Einstein Stiftung oder den Bauplänen für die Charité, zum Qualitätspaket für die Berliner Schulen oder zur Einrichtung für die Unterbringung strafunmündiger Kinder. Um Reden von Senator Zöllner aus dem Abgeordnetenhaus zugänglich zu machen, wird der ebenfalls online verfügbare Service des rbb ( Im Parlament ) genutzt. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehört zu den Pionieren der Verkehrslageerfassung mit mobilen Endgeräten, in Fachsprache: Floating Car Data, oder kurz FCD. Es probierte mit Partnern von der Taxizentrale Berlin im Jahre 2001 praktisch aus, wie sich diese Daten erfassen und verarbeiten lassen und erstellte einen ersten Prototypen. Diese Pionierarbeit trägt heute an zwei Stellen sichtbare Früchte: Zum einen ist bis heute eine über 30 Personen starke Forschungsabteilung des bekannten Mobilgeräteherstellers TomTom entstanden, die sich vom Offline- Update der am Tag von den Nutzern gesammelten Streckeninformationen zum Anbieter stets aktueller Verkehrsinformationen entwickelt hat. Zum anderen integrierte die Verkehrsmanagementzentrale Berlin die FCD-Daten des DLR von über 4000 Taxen in ihre Darstellungen der Verkehrslage. Auf diesem Weg unterstützte das DLR den Verkehr in Berlin mit Verkehrsinformationen auf den Straßen in der Bundeshauptstadt und über ein Webportal. 6 berliner bildung November 2011

kurz & knapp. Fotos: privat infopunkt Senftleben Steuer Foto: Ines Bussenius/SenBWF Tesch Sprecherkegeln Gleich reihenweise sind die bildungspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Parteien bei der Abgeordnetenhauswahl abgeräumt worden: Mieke Senftleben, FDP, ist dem Scheitern ihrer Partei an der 5-Prozent-Hürde zum Opfer gefallen. Sascha Steuer, CDU, wurde von seiner Partei nicht erneut aufgestellt. Felicitas Tesch stand auf der Bezirksliste der SPD Charlottenburg- Wilmersdorf drei Plätze hinter Klaus Wowereit - und der hat es schon nicht geschafft. Steffen Zillich von der Linken glaubte zunächst, drin zu sein, doch die Nachzählung der Stimmen brachte ihm das Aus. Öczan Mutlu ist der einzige aus der alten Sprecherriege, der im neuen Abgeordnetenhaus wieder mit dabei ist. Die neuen Sprecher der Fraktionen, darunter erstmals auch der Piraten, standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Zillich 66% Der Anteil von Studierenden, die in Berlin ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben und auch in Berlin einen Studienplatz erhalten haben, hat sich sprunghaft erhöht. Lag er im Jahr 2009 nach jahrelangem Rückgang auf einem Tiefststand von 55 Prozent, so sind es im vergangenen Jahr 66 Prozent gewesen. So gut waren die Chancen von Berlinern, in Berlin einen Studienplatz zu erhalten, zuletzt 2003. Die Steigerung wurde wesentlich durch einen erheblichen Anstieg der Studienanfängerplätze in Berlin ermöglicht, die in der zu Ende gegangenen Legislaturperiode, also von 2006 bis 2011, von 20.000 auf 29.000 ausgebaut worden sind. Jetzt auch Terminabsprache per E-Mail und Telefon möglich Das Team des infopunkt bietet jetzt auch an, Beratungstermine vorab telefonisch oder per mail zu vereinbaren, um Wartezeiten zu vermeiden. Der infopunkt ist telefonisch unter 90227 5000 oder unter infopunkt@senbwf.berlin.de per E-Mail zu erreichen. Der infopunkt in der Otto-Braun-Straße 27 in Berlin Mitte - rund 100 Schritte entfernt vom Alexanderplatz - ist geöffnet montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 12 Uhr, am Montag und Dienstag von 13 bis 16 Uhr sowie am Donnerstag von 13 bis 19 Uhr. www.facebook.com/senatsverwaltung.fuer.bildung Mit der zu Jahresbeginn verlängerten Donnerstagsöffnung soll Berufstätigen mit einer längeren Anfahrt die Möglichkeit gegeben werden, sich persönlich beraten zu lassen. Die Mitarbeiter des infopunkt helfen, wenn Informationsbedarf zu den Themen Bildung, Schule, Jugend, Familie, Hochschule und Forschung besteht. Beratung wird von ihnen - persönlich, per email oder telefonisch angeboten. Wenn erforderlich, werden die Ratsuchenden direkt an die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Behörde weiter geleitet - in besonderen Fällen auch an das Beschwerdemanagement. berliner bildung November 2011 7

Maria Albrecht backstage: Nach dem Design kommt ganz viel Handwerk, hinter den Kulissen sind Nadel und Faden ständiger Begleiter. Foto: Ann-Kathrin Nezik

TItelthema. Wo Lernen Mode ist Lernziel Laufsteg: Ob Oberschulzentrum oder Hochschule - in Berlin steht Mode vielerorts auf dem Stundenplan. Und in der wiedererwachten Modestadt träumen viele von Glamour und Ruhm. Aber: Gute Ideen alleine reichen nicht. Von Ann-Kathrin Nezik Zwischen den großen, dünnen, gestylten Mädchen fällt Maria Albrecht kaum auf - und doch hat sie heute einen der wichtigsten Jobs. Mit dem Rücken steht die zierliche junge Frau vor einer weißen Pappwand, vor ihr aufgereiht die Models, gekleidet in auffällige Outfits, an den Füßen schwindelerregend hohe Schuhe. Alle warten auf Albrechts Zeichen. Sobald sie ihnen auf die Schulter tippt, heißt es für die Models loslaufen, raus auf den Laufsteg. Maria Albrecht, 22, ist eigentlich angehende Modedesignerin. Nur heute sorgt sie dafür, dass alle Models zum richtigen Zeitpunkt auf den Laufsteg treten, damit das, woran sie selbst in den vergangenen Monaten gearbeitet hat, gut präsentiert wird. Drei Jahre hat sie am Berliner Lette-Verein all das gelernt, was eine Modedesignerin können muss. Heute zeigen Albrecht und ihre 19 Kommilitonen im Schöneberger Gasometer ihre Abschlusskollektion. Design: Nina Gekeler Diplomkollektion Im Glück Foto: Joachim Zimmermann berliner bildung November 2011 9

Titelthema. Von der Hektik ein paar Meter hinter ihr bekommt Maria Albrecht nicht viel mit. Ein Pavillion-Zelt hinter der Bühne dient als Umkleide. Dicht an dicht hängen dort die Entwürfe der Absolventen. Dazwischen schlüpfen die Models ins nächste Outfit, andere suchen die passenden Schuhe. Es muss schnell gehen, denn auf dem Laufsteg geht es Schlag auf Schlag. Eine gute Stunde dann ist die Show vorbei. Das letzte Model verlässt den Laufsteg. Hinter der Bühne bricht Jubel aus. Genau genommen ist Maria Albrecht nun keine Auszubildende mehr, nun ist sie Modedesignerin und damit eine von vielen in Berlin, die davon träumen, in der Mode Karriere zu machen. Mode boomt in Berlin: Premium, Bread & Butter, Fashion Week bringen die Fachwelt in die Stadt. Doch das Geschäft mit den Textilien ist in Berlin nicht länger auf der Durchreise. Die Branche hat sich in den letzten Jahren wieder zu einem relevanten Wirtschaftsfaktor entwickelt - mit einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2008 und 15.000 Beschäftigten. Inzwischen machen in Berlin mehr als 4.500 Betriebe ihr Geschäft mit der Mode. Und daran haben nicht nur die wenigen mittlerweile etablierten Modemacher wie Michael Michalsky oder Kaviar Gauche ihren Anteil, sondern auch die zahlreichen jungen Talente vor und hinter den Kulissen. So wie Maria Albrecht haben viele von ihnen ihr Handwerk an der Spree gelernt - an Hochschulen, Modeschulen oder privaten Instituten. Die Konkurrenz um wenige Studien- und Ausbildungsplätze schreckt dabei genauso wenig ab wie unsichere Berufsaussichten. Einmal als Modedesignerin ihre eigene Kollektion entwerfen, das sei schon immer ihr Traum gewesen, sagt Maria Albrecht. Ich möchte die schönen Seiten des Lebens zeigen. Deshalb bewarb sie sich vor dreieinhalb Jahren beim Lette- Verein am Viktoria-Luise-Platz in Schöneberg. Der Lette-Verein, schon seit den Vierziger Jahren kein Verein mehr, sondern eine Stiftung, ist eine öffentliche Berufsfachschule. Die Ausbildung zum Modedesigner findet im Klassenverband statt und es gibt einen festen Stundenplan mit 34 Unterrichtseinheiten pro Woche. Kollektionsgestaltung, Schnittkonstruktion und Fertigungstechnik werden genau wie Kunst- und Kostümgeschichte gelehrt. 95 Euro Schulgeld müssen die angehenden Modedesigner pro Monat zahlen. Hinzu kommen die Kosten für Material. Voraussetzung für den Schulbesuch sind der Mittlere Schulabschluss sowie die bestandene Aufnahmeprüfung: Die Bewerber müssen mit gezeichneten Entwürfen und auch im Auswahlgespräch überzeugen. Die Modebranche hat eine Aura von Glamour und Berühmtsein, sagt Martina Vogt, Leiterin der Modedesign-Abteilung am Lette-Verein. Das klingt für viele junge Leute erst einmal Meisterschülerkollektion Isabel Vollrath: Lost and Found St. Petersburg Baltic Fashion Award 2011 sehr attraktiv. Wer tatsächlich den Einstieg in die Branche schaffen wolle, brauche Anstrengungsbereitschaft und Disziplin. Das wissen auch die Lette-Absolventen: Sie machen alles selbst - zeichnen ihre Entwürfe, suchen die Stoffe aus und sitzen an der Nähmaschine. In jedem der sechs bis neun Kleidungsstücke, die sie dem Publikum bei ihrer Abschlussmodenschau präsentieren, stecken gut zwei Monate Arbeit. Der Lette-Verein will eine praxisbezogene Ausbildung vermitteln, die sich an den Anforderungen der Branche orientiert. So sollen die angehenden Modedesigner lernen, beim Entwerfen eine bestimmte Zielgruppe und die aktuellen Trends im Kopf zu haben. Mode ist Zeitgeist. Es geht in erster Linie darum, unausgesprochene Bedürfnisse der Kunden zu erkennen und in Mode umzusetzen, die sich dann auch verkaufen lässt, sagt Martina Vogt. Der Berufseinstieg sei schwierig, so die Erfahrung der Dozentin. Festanstellungen für Designer seien direkt nach der Ausbildung rar, der Weg in die Selbstständigkeit erst mit einiger Erfahrung empfehlenswert. Dafür gibt es eine Vielzahl an Einstiegsmöglichkeiten: Absolventen arbeiten nicht nur als Designer, sondern auch als Kostümbildner, Stylisten oder Modejournalisten. Maria Albrecht macht nach ihrem Abschluss nun erst einmal ein Praktikum bei einem Modeunternehmen. Wo es danach hingeht, weiß sie noch nicht. Ihr Traum ist es, später einmal für Jil Sander oder den Belgier Dries Van Noten zu arbeiten. Sollte sich Albrecht doch für die Selbständigkeit entscheiden, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass Modeschneider, die ihr Handwerk am Oberstufenzentrum (OSZ) Bekleidung und Mode in der Kochstraße gelernt haben, ihre Entwürfe an der Nähmaschine umsetzen. Rund 1. 000 Schülerinnen und Schüler bildet das OSZ in Kreuzberg als Modenäher, Modeschneider und als Assistenten für Mode und Design aus. Außerdem absolvieren Lehrlinge aus den verschiedensten Betrieben der Branche den berufsschulischen Teil ihrer Ausbildung am Oberstufenzentrum. Wer die zweijährige Ausbildung zum Modenäher besteht, hat bei entsprechendem Notendurchschnitt zugleich den Mittleren Schulabschluss in der Tasche. In einem weiteren Jahr können die Schüler besser gesagt: Die Schülerinnen, denn 80 Prozent von ihnen sind weiblich einen Abschluss als Modeschneider erwerben. Dann sind sie in der Lage, Ent würfe vom Schnitt bis zum fertigen Modell umzu setzen. Erfolgreiche Schüler müssten nicht nur kreativ sein, sondern auch rechnen können, sagt Schulleiterin Maren Baldeweg. Beim Konstruieren von Schnittmustern etwa seien gute Mathekenntnisse wichtig. Auf dem Stundenplan stehen deshalb nicht nur Fächer wie Gestaltung, Qualitätssicherung oder Technologie, sondern auch Deutsch, Englisch und eben Mathematik. Foto: Alina Rudya 10 berliner bildung November 2011

Penne rabiata. Berliner 1 Schule ebecca ging keinem Streit aus dem Weg. Das brachte ihr Respekt, aber keine besseren Noten. Seit der Box-AG jedoch erlebt Rebecca sich völlig neu. Endlich kann sie sich auspowern und kommt jetzt auch im Unterricht viel besser aus der Deckung. Starke Partner wie Sport - vereine sorgen mit spannenden Angeboten dafür, dass Schule in Bewegung kommt. Rebecca hat sich durchgeboxt. Sie ist Siegerin nach Punkten im Ring und auch bei ihrem Schulabschluss. Neues Lernen. Gleiche Chancen. S E H S T E R N Berlin Alle Schulen online unter: www.berlin.de/schulvz Willkommen bei www.berlinerschule.de Partner der Schulen: LANDESSPORTBUND BERLIN SPORTJUGEND BERLIN Mit Unterstützung von:

Titelthema. An zwei Tagen pro Woche lernen die Schüler ihr Handwerk in der Praxis - dann sitzen sie an der Nähmaschine. Nach der Ausbildung arbeiten die meisten Absolventen im Verkauf, machen sich selbstständig - oder sie nehmen ein Modedesign-Studium an einer Fachhochschule auf. Unsere Ausbildung bietet dafür eine gute Grundlage, sagt Baldeweg. Denn auch wenn ein Studium längst nicht die einzige Möglichkeit für den Einstieg in die Modebranche ist - in Berlin lernen immer noch die meisten Modedesigner an einer der staatlichen oder privaten Hochschulen der Stadt. Insgesamt bieten hier sechs Hochschulen Modedesign- Studiengänge an. Alle haben ihre Ausbildung inzwischen dem Bologna-Prozess angepasst und drei- bis vierjährige Bachelor-Studiengänge sowie Masterstudiengänge eingerichtet. Die privaten Hochschulen - dazu gehören die private Kunsthochschule ESMOD, die Mediadesign Hochschule und die AWD Akademie Mode & Design - werben mit einem internationalen Netzwerk und ihren Kontakten in der Modewirtschaft. Dafür müssen die Studierenden einiges an Geld anlegen: Zwischen 20.000 und 30.000 Euro kostet ein Bachelor-Studium bei den Privaten. Design & Collage: Elke Fiebig Model: Stefanie Make-Up: Creative Beauty Company Ein Modedesign-Studium an einer der drei staatlichen Hochschulen - der Universität der Künste (UdK), der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) oder der Kunsthochschule Berlin-Weißensee - ist dagegen kostenlos. Voraussetzung für die Aufnahme ist an allen Hochschulen das Fachabitur, an der UdK und in Weißensee die Allgemeine Hochschulreife. Zudem müssen sich die angehenden Studenten in einem Eignungstest gegen ihre Konkurrenz durchsetzen, denn an allen Hochschulen gibt es wesentlich mehr Bewerber als Plätze. Ausgewählt werden diejenigen, die mit ihren gezeichneten Entwürfen überzeugen. Denn auch wenn nicht alle Modedesigner später mit Stift und Papier entwerfen, ist das Zeichnen eine wichtige Grundlage. Das Auge wird geschult, sagt Ute Rathmann, Zeichen-Dozentin an der Kunsthochschule in Weißensee. Obwohl das Semester in wenigen Tagen austrudelt, herrscht im Arbeitsraum des 2. Studienjahrs des Weißenseer Modedesign-Fachbereichs noch rege Betriebsamkeit. Die Studenten sind über ihre Arbeitstische gebeugt, an den Wänden kleben Stoffproben und Zeichnungen, im Hintergrund rattert eine Nähmaschine. Dozentin Ute Rathmann geht zwischen den Tischen umher und begutachtet die Zeichnungen ihrer Studenten. In wenigen Tagen ist Tag der offenen Tür. Dafür müssen die besten Arbeiten, die in Rathmanns Zeichenkurs entstanden sind, ausgewählt werden. Also geht Rathmann mit jedem Studenten seine Arbeiten durch. Auf Papier gebrachte Entwürfe gestalterischer Ideen sind genauso dabei 12 berliner bildung November 2011

TItelthema. wie Aktzeichnungen. Auch diese müssen die Modedesign-Studenten beherrschen, um die Proportionen des menschlichen Körpers zu verstehen. Während einige noch letzte Verbesserungen an ihren Zeichnungen vornehmen, sind andere schon damit beschäftigt, Stoff auf einer Puppe zu drapieren. In zwei Tagen müssen die Studenten einen Entwurf aus Nesselstoff präsentieren - das ist der grobe, weiße Stoff, aus dem alle Kleidungsstücke zunächst gefertigt werden, bevor der Entwurf dann aus dem Material der Wahl gearbeitet wird. Foto: Volker Eichenhofer Das Schneidern selbst lernen die Weißenseer nicht an der Kunsthochschule. Ungefähr die Hälfte von ihnen hat bereits vor dem Studium eine Schneider-Ausbildung gemacht, die anderen müssen sich irgendwie durchschlagen, wie Rathmann sagt. Die Kunsthochschule legt Wert auf eine gestalterisch und theoretisch fundierte Ausbildung. Im ersten Studienjahr absolvieren alle Studenten gemeinsam ein künstlerisches Grundlagenstudium. Erst dann nehmen sie ihr eigentliches Fachstudium auf. Man wolle reflektierte junge Menschen ausbilden, so der Anspruch der Uni. Unabhängig davon, ob die Ausbildung eher künstlerisch angelegt ist wie in Weißensee oder berufsorientiert wie am Lette-Verein und dem OSZ Bekleidung und Mode - steht eines fest: Viele Berliner Absolventen starten danach eine Karriere in der Modewirtschaft. Davon konnten sich zuletzt die Besucher der Berliner Fashion Week im Juli überzeugen. Vladimir Karaleev, Alumni der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, zeigte dort seine Kollektion - und gehörte zu den gefeierten Jung-Designern. Genauso wie Kostas Murkudis, Absolvent des Lette-Vereins. Inzwischen ist Berlin eben nicht nur wieder Mode-Hauptstadt Deutschlands sondern auch einige der erfolgreichsten Designer sind made in Berlin. Diplomkollektion: still lifes. and moving stills, Model: Yuliya (Izaio), Design: Laura Krauthausen & Yasar Spörndli Foto: Jakob Skorupa berliner bildung November 2011 13

Abschied von der Hauptschule Foto: Ines Bussenius/SenBWF Jahrzehntelang gehörte die Hauptschule zur Inneneinrichtung des westdeutschen Schulsystems. Doch jetzt wird sie abgeschafft. Aber: Wo kam sie her? Und wo geht es jetzt hin? Siegfried Arnz (61), früher Leiter der Werner- Stephan-Hauptschule in Tempelhof, ist heute Referatsleiter in der Senats verwaltung und verantwortlich für die Schulstrukturreform. Foto: privat

Schule. Erbe aus dem Kaiserreich: Von der Volksschule zur Hauptschule In den 1960er Jahren ging die Hauptschule aus der sogenannten Oberstufe der Volksschule hervor und wurde 1964 mit dem Hamburger Abkommen von allen Bundesländern von Bayern bis Berlin als allgemeinbildende weiterführende Schule im Rahmen des gegliederten Schulsystems festgeschrieben. Sie umfasste in der Regel die Klassenstufen 5 bis 9 bzw. 10 (in West-Berlin erst ab Klasse 7) und sollte praxisorientiert auf eine Berufsausbildung vorbereiten und mit dem Hauptschulabschluss (Berufsschulreife) abschließen. Grundlage war die Differenzierung in eine höhere, mittlere und niedere Bildung, die - noch im Kaiserreich entstanden - trotz verschiedener Reformversuche in der Weimarer Republik und nach 1945 letztlich Bestand hatte. Foto: Landesarchiv Berlin Ein allgemeines Bildungssystem entwickelte sich zunächst Ende des 18. Jahrhunderts in Preußen als höheres Schulwesen mit dem Ziel der Studierfähigkeit, der Qualifizierung führender Schichten in staatlichen Institutionen und der Sicherung der Privilegien des Bürgertums und des Adels. Im Laufe des 19. Jahrhunderts etablierte sich mit der Einführung einer allgemeinen Schulpflicht ein niederes Schulwesen als Volks- oder Elementarschule. Um 1935: Volksschulklasse der Grauen Schule in Reinickendorf Lesen, Schreiben, Religion Der Lehrplan für das Gymnasium sah einen umfassenden Fächerkanon mit 32 Stunden in der Woche und dem Schwerpunkt auf der altsprachlichen Bildung vor. Dagegen umfassten die neuen Volksschulen zunächst in der Regel höchstens drei Schuljahre, waren als einklassige Schulen organisiert und beschränkten den Unterricht auf Lesen, Schreiben, Rechnen, Gesang und Religion. Im späteren 19.Jahrhundert konnte sich zusätzlich ein mittleres Schulwesen durchsetzen, das die Begrenztheit der höheren Bildung an Gymnasien durch die Aufnahme von Mathematik, Ökonomie und moderner Fremdsprachen überwinden sollte und damit der verstärkten Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften durch die Industrialisierung Rechnung trug. Während bis 1919 das höhere, mittlere und niedere Schulwesen mit der 8-jährigen Volksschule (daneben auch noch die 8 jährige Hilfsschule), der 9-jährigen Mittelschule (Realschule) und dem 12-jährigen Gymnasium in der Regel in vollständig getrennten Schulen umgesetzt war, führte der Weimarer Schulkompromiss der Reichsschulkonferenz von 1920 zur 4-jährigen Volksschulunterstufe und damit erstmals zu einer gemeinsamen Schulzeit für alle Kinder. Die daran anschließende Trennung in drei Bildungsgänge blieb abgesehen von der in den 70iger Jahren schrittweise aufgebauten Gesamtschule die Grundlage des westdeutschen dreigliedrigen Schulsystems. Getrennte Wege in Ost und West Auch Bemühungen, nach 1945 gemeinsam mit den Alliierten in Deutschland eine einheitliches Schulwesen für alle Kinder bis zum Abschluss der allgemeinen Schulpflicht zu verankern, scheiterten letztlich und führten zu einer Festigung des gegliederten Schulwesens und damit der Hauptschule in der Bundesrepublik und Westberlin. In der DDR gab es die Dreigliedrigkeit nicht: Der Polytechnischen Oberschule (POS) für alle folgte eine Erweiterte Oberschule (EOS) mit Abiturabschluss für einige. Und die neuen Bundesländer haben selbstständige Hauptschulen erst gar nicht eingerichtet. Auf dem Weg zur Restschule Bereits in den 70iger Jahren unterstützt durch die Einrichtung der Gesamtschulen in immer mehr Bundesländern verstärkte und beschleunigte sich die Entwicklung der Hauptschule hin zur Restschule. Insbesondere in den Ballungsgebieten wählten Eltern, die auch für schwierige Kinder eine Perspektive suchten, zunehmend die Gesamtschulen. Die Schülerzahl in den Hauptschulen ging in den Keller: Waren es 1970 noch etwa die Hälfte der Schüler eines Grundschuljahrgangs, so waren es 2006 in Berlin lediglich 10 Prozent. Nur noch die Hauptschulen in den Tiefen des ländlichen Raums blieben von dieser Entwicklung ausgenommen. Die Folge war eine immer stärkere Ballung schwierigster und überwiegend männlicher Schüler in den Hauptschulen. Schwierig das bedeutete: geringes Basiswissen schon am Ende der Grundschulzeit wenig Selbstvertrauen und Sozialkompetenz geringe Lernbereitschaft, häufige Verhaltensauffälligkeit hoher Migrantenanteil bildungsferne Familien viele Schulschwänzer und Schulabbrecher geringe Chancen für eine Lehrstelle Gesellschaft und Wirtschaft entwickelten eine zunehmend ambivalente Haltung zur Hauptschule. Einerseits wurde deren Schülerklientel als unangenehm und lästig wahrgenommen. Andererseits sollte sie fit gemacht werden für Ausbildung und Beruf. In der Folge musste immer mehr in die Hauptschulen gesteckt werden: Mehr Lehrer, mehr Sozialarbeiter, mehr Geld, mehr von allem. Trotzdem konnten selbst kleine Klassen mit ca. 20 Schülern/innen nicht verhindern, dass das Lernmilieu in vielen, wenn nicht sogar in den meisten Hauptschulen kippte. Auch das Engagement in vielen Hauptschulen mit einer Vielzahl praxisbezogener Projekte vom Werkstattunterricht der Arbeitslehre bis hin zu Schülerfirmen konnte diese Entwicklung nicht grundsätzlich stoppen. berliner bildung November 2011 15

Schule. Mit den PISA-Studien rückten Leistungen und Abschlussergebnisse der Hauptschüler/innen ins Zentrum des Interesses. Dabei zeigte sich 2009 in Berlin, dass 13 Prozent den Mittleren Schulabschluss schafften und weitere 63 Prozent den Hauptschul- oder erweiterten Hauptschulabschluss, dass aber auch fast jeder Vierte scheiterte: 23,9 Prozent blieben ohne jeden Abschluss. Der Ruf nach einem Ende der Hauptschule Der schon im Zuge der Gesamtschulentwicklung laut gewordene Ruf nach einem Ende der Hauptschule verstärkte sich: 1996 forderte erstmals die Mehrheit der Berliner Hauptschulleiter die Abschaffung ihrer Schulart, 2007 taten es ihnen 100 Hauptschulleiter aus Baden-Württemberg gleich. Die besonderen Bedürfnisse ihrer Schüler/innen zu erkennen und ernst zu nehmen, war die große Leistung vieler Hauptschulen. Sie wurden unter dem Eindruck, mit dem Rücken an der Wand zu stehen, häufig zu innovativen Schulen, in denen erfolgreich neue pädagogische Wege gegangen wurden. Besondere Förderung für besondere Kinder wurde zur Leitlinie der pädagogischen Arbeit. Das hieß, diese Jugendlichen mit all ihren besonderen Eigenschaften anzunehmen, nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen und nicht jeden aufbrausenden Charakter an den Pranger zu stellen. Das bedeutete besonders, sie zu gewinnen, für sich selbst zu sorgen und neu zu erkennen, dass sich lernen lohnt und auch zu akzeptieren, dass sie mehr als andere Jugendliche Zeit und verlässliche Strukturen benötigen, um gesteckte Ziele zu erreichen. Neue Chancen mit der Integrierten Sekundarschule 2010 gelang in Berlin mit dem Start der großen Schulreform der Durchbruch: Hauptschulen, Realschulen und Gesamtschulen gingen, die Integrierte Sekundarschule (ISS) kam. Doch der Wegfall des bisherigen Auffangbeckens Hauptschule löst in vielen Integrierten Sekundarschulen Ängste und Sorgen aus, mit den Schüler/innen, die bisher nach nicht bestandenem Probehalbjahr und späterem mehrfachen Sitzenbleiben in die Hauptschule wechseln mussten, nicht umgehen zu können besonders dann, wenn der Anteil dieser Schüler/innen groß ist. Es geht um nicht mehr und nicht weniger, als Heterogenität zur Grundlage pädagogischen Handelns zu machen und den Unterricht so zu verändern, dass leistungsstarke und lernbereite Schüler ebenso gut wie lernschwache und lernunwillige gefördert werden. Die Forderung, eine gute Mischung der Schülerschaft in jeder ISS durch staatliche Steuerung herbeizuführen, bietet dabei keine Lösung. Bildungsorientierte Eltern werden eine Integrierte Sekundarschule nur akzeptieren, wenn sie Vertrauen haben, dass dort ein gutes Lernklima besteht. Ihre Kinder müssen erfolgreich lernen können und dürfen nicht durch schwierige Schüler gestört und am Lernen gehindert werden. Die Erfahrungen aus vielen Hauptschulen sind dabei eine gute Grundlage. Die Integrierten Sekundarschulen werden dann erfolgreich sein, wenn es gelingt, gemeinsam in einem Klima der Wertschätzung klare Regeln für den Umgang miteinander zu entwickeln, einschließlich notwendiger Konsequenzen bei Verstößen eine Schulkultur zu schaffen, die durch Partizipation der Schülerinnen und Schülern sowie der Eltern geprägt ist, in gutem Unterricht differenziert ein hohes Lernniveau zu erreichen und zugleich diejenigen mit Schwierigkeiten zu fördern und zum Lernen zu motivieren, die Chancen der Ganztagsschule sowie die Angebote des Dualen Lernens mit den Partnern, insbesondere aus der Wirtschaft, konkret zu machen, eine glaubhafte Perspektive zu allen Abschlüssen bis hin zum Abitur bereitzuhalten, das eigene pädagogische Handeln im Umgang mit diesen Schüler/innen regelmäßig zu reflektieren, um pädagogischen Enttäuschungen vorzubeugen. Dies alles ist kein Selbstlauf. Die Schulen brauchen auf ihrem Weg gute und gezielte Fortbildungs-und Beratungsangebote. Die neue Schulstruktur in Berlin bietet grundsätzlich bessere Rahmenbedingungen: Es kommt darauf an, sie zu nutzen. Siegfried Arnz Foto: Landesarchiv Berlin Gesangsstunde: Rahnsdorfer Volksschulklasse um 1930 16 berliner bildung November 2011

Schule. Wie hat die Heinz- Brandt-Schule den Aufbruch geschafft? Vor einem Jahr hatte die Heinz-Brandt- Schule 26 Anmeldungen. Jetzt an der neu entstandenden Integrierten Sekundarschule waren es 119. Im Rahmen des Deutschen Schulpreises wurde die Schule im Juni mit dem Preis der Akademie ausgezeichnet. Ein rasanter Wandel. Fragen an Miriam Pech und Daniela Strezinski, die die Schule in Weißensee leiten. Interview: Sabine Geschwandtner/Anne-Katrin Lehmann Die Zahl der Bewerbungen für die 7. Klassen ist im Verhältnis zu den Vorjahren stark gestiegen. Warum ist die Attraktivität Ihrer Schule so gewachsen? Wir hatten im Schuljahr 2010/11 damals noch als Hauptschule 26 Anmeldungen, zum Schuljahr 2011/12 sind wir mit 119 Anmeldungen eine übernachgefragte Integrierte Sekundarschule. Die Attraktivität unserer Schule ist gestiegen, weil wir den Unterricht komplett umgestellt haben. Es gab schon vorher Lehrerteams, die nach bestimmten Konzepten zusammengearbeitet haben, aber diese Konzepte waren keine übergeordneten, die für die ganze Schule galten. Jetzt ist unsere Schule eine Schule mit gebundenem Ganztag, in dem wir in rhythmisierter Form arbeiten und das Ganztagsangebot kein rein additives Angebot darstellt, sondern ein integriertes. Der Unterricht wird in Teams entwickelt und funktioniert auch nur so, nämlich wenn man ihn miteinander entwickelt. Wir und auch die Kollegen haben zahlreiche Hospitationen an anderen Schulen absolviert, von deren Konzepten wir gehört und die uns interessiert und begeistert haben. Zum Beispiel Winterhude in Hamburg. Unsere Lehrerschaft entwickelt die Unterrichtsbaussteine in einem sehr, sehr arbeitsreichen Prozess selbst, sie evaluieren sie und entwickeln sie dann weiter. Dabei sprechen sie sich immer wieder ab und bestimmte Arbeiten werden auch geteilt. Einmal wöchentlich haben wir für die Entwicklung von Unterricht genau eine zweistündige Teamsitzung, in der wir die Aspekte erörtern, die wichtig sind für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und die gegenseitige Unterstützung. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen sagen, dass es ganz schön harte Arbeit ist und großer Anstrengung bedarf, um diese neuen Konzepte zu entwickeln, immer wieder zu überarbeiten und zu verankern. Aber das diese Art zu arbeiten auch viel befriedigender ist als es früher der Fall war. Das hat aber natürlich nicht nur positive Effekte auf die Lehrerinnen und Lehrer selbst, sondern vor allem auch auf die Schüler. Und wir müssen wirklich sagen: Die Kinder an unserer Schule sind wirklich reizend! Wie haben die Eltern und die Öffentlichkeit erfahren, dass sich an Ihrer Schule etwas geändert hat? Der Ruf einer Schule klebt ja erfahrungsgemäß sehr lange an einer Schule und die Heinz- Brandt- Schule war eine Hauptschule. Neben der Unterrichtsentwicklung, dem individuellen Lernen, der Einrichtung von Lernbüros usw. liegt ein Aspekt für den Erfolg unserer Schule in der Öffentlichkeitsarbeit, die wir mit sehr guter Unterstützung durch den Bezirk Pankow betreiben. Wir haben uns immer wieder um Schulpreise beworben, weil wir von unseren Konzepten überzeugt sind, große Erfolge bei den Schülern erreichen und weil wir beweisen wollen, dass die ISS gut funktionieren kann. Dahinter stecken natürlich sehr große Anstrengungen. Für die Eltern unserer Schüler sind wir aber auch deshalb interessant, weil wir unsere Türen für sie öffnen. Wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, sich selbst ein Bild von uns zu machen, uns kennenzulernen. Dafür haben wir die künftigen 7. Klässler zum sogenannten Schnupperunterricht eingeladen. Sie können einen gesamten Schultag bei uns verbringen und sich so auch einen ganz individuellen und persönlichen Eindruck von unserer Schule machen. In diesem Rahmen hatten wir drei Monate lang jeden Tag drei 6. Klässler zu Besuch. Diese Offenheit ist ein wichtiges Merkmal unserer Schule und unseres Umgangs miteinander. Und wir haben auch Werbung im ganz ursprünglichen Sinne gemacht, wir haben uns im Bezirk Pankow auf die saisonalen Märkte begeben und unsere Schule dort an einem Marktstand vorgestellt. So haben die Leute im Vorbeigehen von uns gehört und erfahren. Miriam Pech: Die Kinder an unserer Schule sind wirklich reizend. Daniela Strezinski: Wir wurden sehr genau unter die Lupe genommen. Fotos: Heinz-Brandt-Schule berliner bildung November 2011 17

Schule. Foto: Heinz-Brandt-Schule Ein Erfolgsgeheimnis der Schule: Werbung auf dem Markt und eine offene Tür für die Eltern. Die Pädagogen an dieser Schule entwickeln für jeden einzelnen Schüler ein spezielles Förderkonzept. Wie kann man sich das in der Umsetzung vorstellen? Die Schulen sind ja ohnehin per Schulgesetz zur individuellen Förderung angehalten. Die Klassenlehrer unserer Schule führen einmal wöchentlich mit jeder Schülerin und jedem Schüler ein 10-minütiges Bilanz- und Zielgespräch. Wir halten darin fest, was läuft gut und was läuft nicht gut. Durch diese Gespräche mit den Schülern planen wir, welche Maßnahmen wir zur Verbesserung festlegen. Es gibt aber auch Schüler, bei denen es so gut läuft, dass die Gespräche nur noch zweiwöchentlich stattfinden müssen. Es ist für uns ein sehr aufwändiges und zeitintensives Verfahren, aber es ist gut und wir erreichen sehr viel damit. Die Zeit, die dafür notewendig ist, bringen die Lehrkräfte freiwillig auf, sonst wäre das gar nicht zu leisten. Zu diesem Förderkonzept gehört für uns auch die enge Kooperation mit der Grundschule. Wir würden uns wünschen, dass den auf besondere Unterstützung angewiesenen Integrationskindern der Grundschule, ein Platz an unserer Schule garantiert werden kann. Nach unserer Meinung müsste das ein Bestandteil der Kooperation zwischen den Schulen sein. Sie sind Kooperationen mit einer großen Zahl an Partnern eingegangen. Wie ist es Ihnen gelungen, die richtigen Kooperationspartner für Ihre Schule zu gewinnen? Wir haben das mit viel persönlichem Einsatz, auch an Wochenenden, und in persönlichen Begegnungen geschafft. Wir haben Firmen, Verbände und Vereine besucht. Die Kontakte und die sich daraus entwickelten Kooperationen müssen dann auch gepflegt werden. Es reicht nicht, nur die Kooperationen zu schließen. Wir sind immer im ständigen Austausch mit unseren Partnern geblieben, denn auch sie müssen sich bei uns gut aufgehoben fühlen das ist uns sehr wichtig, denn wir sind fest davon überzeugt, dass sich nur so eine fruchtbare und gute Zusammenarbeit entwickeln kann. Sie wurden in diesem Jahr im Rahmen des bundesweiten Schulwettbewerbs Starke Schule. Deutschlands beste Schulen, die zur Ausbildungsreife führen mit dem 1. Platz in Berlin ausgezeichnet und erhielten auch den Preis der Akademie. Wie wirken solche Preise und wie werden sie in der Schule gefeiert? Wir haben unseren 1. Platz kräftig gefeiert. Dass wir im Wettbewerb um den Deutschen Schulpreis unter die fünfzehn besten Schulen Deutschlands gerückt sind, freut uns umso mehr. Die Jury des Schulpreises war sehr hochkarätig besetzt und wir wurden ähnlich einer Schulinspektion sehr genau unter die Lupe genommen. Im Vorfeld hatten wir uns zu unseren Baustellen Gedanken gemacht und uns überlegt, wie wir mit den noch nicht so funktionierenden Dingen in unserer Schule umgehen wollen. Es stand für uns aber schnell fest, dass wir uns genau so präsentieren möchten, wie wir wirklich sind. Und dazu gehören eben auch Punkte, die noch Entwicklung brauchen. Preise sind für eine Schule immer wichtig: Die Bewerbung, die Teilnahme an den Auswahlverfahren und am Ende vielleicht ein Gewinn oder eine gute Platzierung, das stärkt in jedem Falle die Identität mit einer Schule. Der Gewinn eines Preises ist auch ein Qualitätsmerkmal für unsere Arbeit. Wir bekommen so eine sichtbare Anerkennung für unsere Anstrengung und Leistung, und zwar von außen. Diese Anerkennung ist für uns ein ganz großes Geschenk. Und natürlich ist auch die Öffentlichkeitswirkung mit dem Gewinn eines Preises viel größer. Auch das ist für die Schule und alle, die sich in ihr anstrengen, wichtig und wirkt sich positiv auf die Entwicklung der Schule aus. Was wünschen Sie sich für Ihre weitere Arbeit, Frau Pech und Frau Strezinski? Wir wünschen uns, dass das neue Lehrerbild, die veränderten und erweiterten Aufgaben von Lehrern unbedingt in der Lehrerausbildung verankert werden. Das fängt bei der Unterrichtsentwicklung an, bei der wir die unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedingungen berücksichtigen müssen und geht hin bis zu einer Regelung der Arbeitszeit. Wir denken, dass es einen Konsens zur Präsenzzeit in der Schule geben müsste, damit die Entwicklung von Unterricht in Teams noch besser funktioniert, aber auch, damit ein großer Teil der Aufgaben von Lehrern vor Ort erledigt werden kann und anschließend wirklich Zeit für Erholung, Freizeit und Familie bleibt. Wir wünschen uns auch einen größeren Anteil an männlichen Kollegen, weil wir glauben, dass auch diese Ausgewogenheit für unsere Arbeit und für unsere Schülerschaft wichtig ist. Und wir wünschen uns die Möglichkeit, Referendare in einem Bewerbungsgespräch kennenzulernen, bevor wir sie einstellen. Wir wünschen uns immer Kolleginnen und Kollegen, die sich gerne und engagiert bei uns einbringen. 18 berliner bildung November 2011

Schule. Wieviel Transparenz verträgt die Schule? Eine für alle. Ruby Mattig-Krone wurde vor knapp einem Jahr zur ersten Qualitätsbeauftragten für Berliner Schulen ernannt. Das ist ein Ehrenamt und was noch? Eine große Aufgabe für eine Frau, die ohne erhobenen Zeigefinger Eltern, Lehrer und Verwaltung für Selbstkritik und ein positives Schulklima fit machen will. Interview: Christian Walther Foto: Ines Bussenius/Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Frau Mattig-Krone, Senator Zöllner hat sie im letzten Jahr als Qualitätsbeauftragte für die Berliner Schulen vorgestellt. Jetzt sind Sie fast ein Jahr im Amt, lässt sich jetzt genauer sagen, was eine Qualitätsbeauftragte eigentlich ist, macht, darf? Na ja, es sind gerade erst 10 Monate her, seit ich diese Aufgabe übernommen habe. Dem Senator war es dabei wichtig, einen direkten Draht zu dem, was Schulen bewegt, zu bekommen ohne, dass immer die langen und manchmal auch umständlichen Verwaltungswege eingehalten werden müssen. Mir wäre der Begriff Qualitätsberaterin eigentlich lieber gewesen, denn so verstehe ich diese Aufgabe ich berate Eltern, Schüler, Erzieher, Schulen, die Senatsverwaltung, Schulaufsichten, Schulleiter in allen Dingen, die die Qualität an Schulen, für Schulen, für Schüler und Lehrer verbessert. Bei einer Schuhfabrik lässt sich ziemlich genau sagen, was Qualität ist. Wie sieht das bei Schulen aus? Woran erkenne ich die Qualität einer Schule? An Transparenz, offenem Umgang miteinander, der Einbeziehung aller Schulbeteiligten, an einem positiven Schulklima und vor allem dem Sich-niemals-am-Erreichten ausruhen. Was würden Sie sagen, welche Schule bietet mehr Qualität: Eine, die gegen hohe Abbrecherquoten vorgeht oder eine, die kontinuierlich hohe Abiturientenquoten produziert? Qualität lässt sich eben nicht in schwarzweiß einteilen. Eine Schule, die gegen hohe Abbrecherquoten vorgeht, muss ja nicht unbedingt erfolgreich darin sein, diese auch zu verringern. Andererseits gibt es Schulen, die jedes Jahr hohe Abiturientenquoten erreichen, die Schüler aber während ihrer Schullaufbahn wenig begleitet und gefördert haben da kommt alles aus dem Elternhaus. Qualität ist für mich eher der Umgang mit den Gegebenheiten und die Suche nach Möglichkeiten, diese zu verbessern. Seit fünf Jahren gibt es ja auch die Schulinspektionen. Inzwischen waren alle Schulen einmal dabei. Und Sie haben einige davon mitgemacht. Wie muss man sich das vorstellen: Kommt da die Qualitätspolizei hoch zu Ross und reitet in die Schulen ein? So ähnlich war die Vorstellung und Befürchtung der Schulen am Anfang der Schulinspektion vor fünf Jahren. Schulen standen der Inspektion sehr kritisch gegenüber, immerhin hatte jahrzehntelang niemand wirklich mit vergleichenden Qualitätskriterien die Schulen angeschaut. Nachdem sich aber herumgesprochen hatte, wie fair und immer wohlwollend formuliert die Inspektionsberichte gefasst wurden und wie wertschätzend die Inspektoren die Schulen beobachteten, wurde die Akzeptanz deutlich gesteigert. Was ist den Schulinspektoren wichtig, worauf kommt es weniger an? Es geht nicht darum, was dem einzelnen Schulinspektor wichtig ist, sondern um die Bewertung von Unterricht und Schulqualität nach einheitlichen Kriterien. Natürlich steht die Bewertung des Unterrichts im Vordergrund, denn das ist schließlich das Kerngeschäft einer Schule im Übrigen auch der Teil, der sich am schwierigsten entwickeln lässt. Die Ergebnisse der Schulinspektionen werden ja von einigen Schulen ins Internet gestellt. Andere fürchten das wie der Teufel das Weihwasser. Haben Sie Verständnis für diese Befürchtungen? Wissen Sie, wie viele Lehrer verzweifelt darüber waren, dass ihre Schulleiter den Bericht einfach in die Schublade legen konnten und die Ergebnisse überhaupt nicht in Gremien und Öffentlichkeit diskutierten? Alle, die Schule entwickeln wollen, möchten sich konstruktiv mit den Ergebnissen auseinander setzen. Mir persönlich sind Schulen lieber, die ihren Bericht veröffentlichen, auch wenn die Ergebnisse nicht so toll sind. Aber diese Schulen gehen transparent und ehrlich mit den Ergebnissen um, und arbeiten im Allgemeinen auch daran, die Ergebnisse zu verbessern das wird auch von Eltern honoriert. Die Lösung, die jetzt im Qualitätspaket erarbeitet und von Senator Zöllner vorgestellt wurde, dass alle Schulen den Inspektionsbericht nach 3-4 Monaten veröffentlichen müssen und damit zeitgleich zeigen können, welchen Entwicklungsbedarf sie als erstes angehen wollen, finde ich eine großartige Vorgabe. Auch Lehrer nutzen Test-Hefte, wenn sie einen Kühlschrank kaufen, lesen Auto-Zeitschriften, bevor sie sich für einen neuen Wagen entscheiden. Warum diese Abneigung gegen Transpa- Ruby Mattig-Krone Ruby Mattig-Krone (56) ist gelernte Kauffrau und in Wilmersdorf zur Schule gegangen. Vor ihrer Ernennung zur Qualitätsbeauftragten hat sie Eltern bei schulischen Fragen beraten und war von Anfang an bei der Berliner Schulinspektion als ehrenamtliches Mitglied dabei. Seit nunmehr 18 Jahren ist Mattig-Krone in der Elternarbeit aktiv und hat an sämtlichen im Schulgesetz vorgesehenen Gremien von GEV-Vorstand (Gesamtelternvertretung) über Schulkonferenzen bis zur Vorstandsarbeit im Bezirkselternausschuss in Steglitz-Zehlendorf mitgewirkt. Aktuell ist Ruby Mattig-Krone in verschiedenen Schulen als externes Mitglied der Schulkonferenzen und in internen Schulsteuergruppen tätig. Ihre drei Kinder haben in Berlin an verschiedenen Schularten ihr Abitur gemacht (Gymnasium, OSZ und Gesamtschule). berliner bildung November 2011 19

Schule. renz, wenn es um die eigenen Leistungen geht? Gute Frage! Meines Erachtens ist dieses Problem vielschichtig! Einmal haben wir ja ein eher überaltertes Kollegium im Durchschnitt. Diese Kollegen haben diese Selbstevaluation nie gelernt. Sie ist heute Standard in der Ausbildung und da haben wir das zweite Problem: Es schreien oft nur die, die dagegen sind ich glaube die Schweigenden sind in der Mehrheit! Viele Jahre waren Lehrer absolute Einzelkämpfer, sich zu öffnen und in einem Team zu arbeiten kostet große Überwindung, weil es den Kollegen Einblick in die eigene Arbeit gewährt. Und der beliebte Satz: Haben wir schon immer erfolgreich so gemacht verführt Kollegen dazu, nicht auch einmal andere Möglichkeiten zu versuchen. Gibt es nicht auch negative Erfahrungen mit Transparenz? Geraten Schulen mit schlechten Noten nicht in eine Abwärtsspirale, weil bildungsorientierte Eltern ihre Kinder abmelden und nur noch Ist-mir-doch-egal-Eltern ihre Kinder dort lassen? Aus Großbritannien wird so etwas berichtet. Der Vorschlag von Senator Zöllner, nur Schulen mit gleichen Voraussetzungen zu vergleichen, den ich für alle Seiten akzeptabel halte und eine völlig neue Sicht auf die Ergebnisse der Schulen bringen wird, zeigt ja dann, dass bestimmte Schulen sehr gute Ergebnisse unter ihren Bedingungen erzielen und andere noch Entwicklungsbedarfe haben. Diese Schulen werden jetzt gezwungen, sich zu bewegen, das ist doch gut! Und ganz ehrlich: Bildungsorientierte Eltern haben sich schon immer vorher genau die Schulen für ihre Kinder angesehen. Jetzt gibt es ein ganzes Qualitätspaket für Kitas und Schulen, an dem Sie kräftig mitgearbeitet haben. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Punkte? Die angestrebte Transparenz, die Schulen zwingt, sich mit ihren Ergebnissen auseinander zu setzen und daraus womöglich Konsequenzen abzuleiten. Und der Bereich der Sprachbildung, der, nachdem, was ich in den Schulinspektionen gesehen habe, dringend überarbeitet werden musste, denn die vielen teuren Stunden sind nicht bei den bedürftigen Schülern effektiv angekommen. Schüler sollen jetzt systematisch Lehrer bewerten. Bisher gab s das nur auf irgendwelchen Internetseiten. Spielen da die Lehrkräfte mit? November 2010: Ruby Mattig-Krone wird von Bildungssenator Zöllner als Qualitätsbeauftragte vorgestellt Das größte Problem erscheint mir, dass die Lehrkräfte sich das SEP (Selbstevaluationsportal) nie wirklich angeschaut haben, sondern gleich dagegen wettern, dass sie von Schülern bewertet werden sollen. Dabei bekommt man ein gutes Feedback über seinen Unterricht; die Anonymität des Portals stellt keine Bedrohung dar! Ich kenne eine Schule in Berlin, die hat auf Initiative des Schulsprechers an die 70% des Kollegiums schon zur Selbstevaluation gebracht. Jeder der Lehrer hat ganz eigene Erkenntnisse aus den Bewertungen ziehen können es ist eine Hilfe für die Kollegen, zu erkennen, wo sie mit ihrer Einschätzung ihres Unterrichts vielleicht falsch lagen. Die Qualität der Schulleitungen rückt jetzt auch stärker in den Focus. Wir groß ist das Management-Problem Berliner Schulen? Der Fisch stinkt vom Kopf zuerst diese Erfahrung wird aus den Ergebnissen der Schulinspektion deutlich. Schulleiter, die schon viele Jahre in Amt und Würden sind, haben ja selten gelernt, den heutigen Anforderungen an eine Schulleitung, gerecht zu werden. Ein guter Schulleiter muss heute Qualitäten als Verwaltungsmanager, Bauleiter, Psychotherapeut, Einzelkämpfer und Pädagoge aufweisen und sich von der Vorstellung einer 24-26-Stunden-Woche verabschieden. Dafür sind Schulleiter nie ausgebildet worden. Sie haben ein normales Lehrerstudium hinter sich. Einige Schulleiter sind diesen neuen Aufgaben und Anforderungen, so leid es mir tut, dies sagen zu müssen, nicht gewachsen. Deshalb ist ja auch eine Qualifizierung der neuen Schulleiter und auch der stellvertretenden Schulleiter, wie jetzt im Qualitätspaket vorgesehen, dringend notwendig. Und natürlich darf es nicht vorkommen, dass diese Posten über einen längeren Zeitraum unbesetzt sind. Ein weiteres Problem haben wir immer wieder und leider immer noch in der Ost-West-Sozialisation. Schulleiter, die im Osten sozialisiert worden sind, haben häufig Schwierigkeiten an Westschulen zu wirken, genauso wie es umgekehrt nicht immer klappt. Dann passen Schulleitung und Kollegium sowie Eltern einfach nicht zueinander. Aus meiner Beobachtung gibt es auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung noch deutliche Unterschiede zwischen West- und Ost-Schulen und -Kollegien. Sind Sie im Alltag als Qualitätsbeauftragte eher eine weitere Beschwerdestelle der Senatsverwaltung oder eine Mahnerin im Schulalltag? Ich habe ja von Anfang an sehr deutlich gemacht, dass ich der Beschwerdestelle mit Herrn Linne keine Konkurrenz machen will, dafür haben wir schon Jahre vorher und auch jetzt sehr konstruktiv und vertrauensvoll zusammen gearbeitet. Ich bin auch nicht jemand, der dauernd mit erhobenem Zeigefinder herumläuft. Ich sehe meine Aufgabe genau dazwischen. Viele Leute, die sich bei mir melden, wollen sich auch gar nicht beschweren, sie wollen einen Rat, wissen, wie sie sich am besten verhalten sollten, Ideen und Vorschläge, wie sie an ihren Schulen etwas verbessern können. Ebenso mache ich in der Senatsverwaltung Vorschläge, wenn mir etwas auffällt, was man vielleicht zur Qualitätsverbesserung ändern sollte. Und ich kann mich auch über kleine Erfolge freuen, manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die den Schulen den Alltag erleichtern. Reden Sie eigentlich nur über die Qualität der Schulen oder auch über die der Schulverwaltung? Und wenn ja: Gibt es da aus Ihrer Sicht etwas zu schrauben? Selbstverständlich rede auch über die Qualität der Schulverwaltung. Schon lange, bevor ich diese Aufgabe übernommen habe, wusste ich, dass in der Schulverwaltung nicht alles rund läuft. Jetzt sehe ich aber eher, an welchen Ecken man schrauben müsste, um mehr Effizienz und Transparenz zu erreichen. Das spreche ich auch durchaus an. Senator Zöllner wird das Amt als Senator aufgeben. Müssen Sie dann auch gehen? Meine Aufgabe ist unmittelbar an Senator Zöllner gebunden, was naturgemäß auch ein großes Vertrauen zwischen uns voraussetzt, denn ich bin ja nicht in die Verwaltung eingebunden und mache das Ganze ehrenamtlich und ohne genaue Vorgaben. Ob ein künftiger Bildungssenator diese Aufgabe außerhalb der Verwaltung fortsetzen möchte, werden wir sicherlich in naher Zukunft erfahren. Foto: Frank Schulenberg/Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung 20 berliner bildung November 2011