Biospha renreservate in Afrika: Erfolgversprechendes Instrument fu r nachhaltige Entwicklung

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Transkript:

Biospha renreservate in Afrika: Erfolgversprechendes Instrument fu r nachhaltige Entwicklung Zusammenfassung und zentrale Ergebnisse des Workshops 3. Dezember 2012, Bundesamt für Naturschutz, Bonn veranstaltet in Kooperation mit BMU, BMZ, DUK, GIZ und KfW Entwicklungsbank 1 Thematische Einführung Biosphärenreservate werden im Rahmen des Programms Der Mensch und die Biosphäre (MAB) der UNESCO anerkannt. Sie sind ihrem Anspruch nach Modellregionen für nachhaltige Entwicklung, in denen eine harmonische Mensch-Umwelt-Beziehung im Vordergrund steht. In Afrika, wie auch in anderen Weltregionen, sind Biosphärenreservate geeignet, insbesondere in ländlichen Gebieten eine Schlüsselrolle für nachhaltige Entwicklung zu spielen. Damit stellen sie ein interessantes Instrument für die deutsch-afrikanische Zusammenarbeit zu Entwicklung und Forschung dar, das zukünftig stärkere Beachtung finden sollte. 2 Ziele und Teilnehmer Vor diesem Hintergrund sollten im Rahmen des Workshops folgende Ziele erreicht werden: 1. das Konzept der UNESCO für Biosphärenreservate vorstellen, 2. ihren Stellenwert in der deutsch-afrikanischen Entwicklungszusammenarbeit aufzeigen, 3. ihr Potenzial für die Gestaltung nachhaltiger Entwicklung diskutieren, 4. ihren Mehrwert gegenüber anderen Schutzgebietskonzepten aufzeigen, 5. positive Erfahrungen ( Good Practices ) mit Biosphärenreservaten aus deutsch-afrikanischer Zusammenarbeit identifizieren, 6. verschiedene Aspekte in der Umsetzung beleuchten und Hindernisse erkennen, 7. Fördermöglichkeiten aus Bundesmitteln für Projekte in Biosphärenreservaten vorstellen, 8. ein Forum zum Erfahrungsaustausch bieten und Informationsbedarf klären sowie 9. über eine Vernetzung Interessierter zu künftigen Kooperationen anregen. Bei den 63 Teilnehmern der Veranstaltung handelte es sich um deutsche Akteure aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Naturschutz, Regionalentwicklung und Landnutzung, die bereits mit afrikanischen Partnern zusammenarbeiten oder erwägen, dies künftig zu tun. Der Teilnehmerkreis umfasste neben Vertretern aus Forschung und Entwicklung auch Repräsentanten aus Verwaltung und Fördereinrichtungen.

3 Ablauf und Inhalte Der erste Teil der Veranstaltung führte in das UNESCO MAB-Programm und das Biosphärenreservatskonzept ein. Dabei wurde die Rolle der Biosphärenreservate in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit aufgezeigt, allgemeine Aspekte zu Biosphärenreservaten in Afrika erörtert, Good Practice -Beispiele zur Entwicklung von Biosphärenreservaten aus der deutschafrikanischen Zusammenarbeit näher beleuchtet und Fördermöglichkeiten für diesbezügliche Projekte vorgestellt. Als Beispielland diente in erster Linie Äthiopien, das seit 2002 mit deutscher Unterstützung aus der Wissenschaft wie auch von staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen drei Biosphärenreservate ausweisen konnte und wo das MAB-Programm inzwischen gut etabliert ist. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion berichteten Experten von ihren Erfahrungen in der Kooperation mit afrikanischen Biosphärenreservaten aus unterschiedlichen Blickwinkeln. In diesem Zusammenhang wurden auch die Herausforderungen beschrieben, denen sich Biosphärenreservate in Afrika heute ausgesetzt sehen und Lösungsansätze diskutiert. Diese konnten während eines World Cafés mit dem Titel Wege zur Stärkung afrikanischer Biosphärenreservate zu folgenden Unterthemen vertieft werden: Klimawandel & Landnutzung; Naturschutz & wirtschaftliche Entwicklung verbinden; Bildung, Capacity Development & soziokulturelle Entwicklung; Governance & Management; Produktentwicklung und -vermarktung ; Evaluierung, Monitoring & Zonierung. 4 Zentrale Ergebnisse Worin liegt das Potenzial von Biosphärenreservaten und warum eignen sie sich in besonderem Maße für ein Engagement deutscher Akteure in Afrika? Nachhaltige Entwicklung und Zusammenarbeit 1. Biosphärenreservate haben den Anspruch, Modellregionen für nachhaltige Entwicklung zu sein. Somit ist ein Ausstrahleffekt von Good Practice auf andere Regionen angestrebt, der den Modellcharakter von einzelnen Projekten unterstreicht. 2. Dem Biosphärenreservatskonzept liegt ein integrativer Ansatz zu nachhaltiger Entwicklung zugrunde, der neben ökologischen Aspekten auch soziale und ökonomische Aspekte gleichwertig berücksichtigt. Dadurch kann beispielsweise die Erschließung neuer Einkommensquellen (insbesondere im Hinblick auf Armutsminderung) sinnvoll mit Naturund Klimaschutz verknüpft werden. 3. Durch den ganzheitlichen Ansatz des Biosphärenreservatskonzepts wird intersektorale Zusammenarbeit gefördert, sodass Synergien zwischen den Aktivitäten verschiedener Akteure in einer Region entstehen. Dieser Mehrebenenansatz strebt zudem eine enge Einbindung des Privatsektors an. 4. Biosphärenreservate bieten einen institutionellen Rahmen für die Gestaltung nachhaltiger Entwicklung auf lokaler und regionaler Ebene. Dieser Rahmen soll durch verschiedenste zielführende Aktivitäten diverser Akteure mit Leben gefüllt werden. Durch bestehende Strukturen kann eine institutionelle Nachhaltigkeit über die Laufzeit einzelner Projekte hinaus gewährleistet sein. Biosphärenreservate bieten daher einen geeigneten Anknüpfungspunkt für sowohl kürzere als auch langjährige Projektaktivitäten externer Partner. 5. Die Verwaltungsstelle sichert die Funktionen des Biosphärenreservats (Naturschutz, nachhaltige Entwicklung, Bildung, Monitoring) und betreut das Gebiet entsprechend. Die Funktionen bieten einen wesentlichen Anknüpfungspunkt für transdisziplinäre Forschung. 2

6. Das dreiteilige Zonierungskonzept (Kern-, Pflege- und Entwicklungszone) beinhaltet einen differenzierten Ansatz, um den Schutz mit der nachhaltigen Nutzung von biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen in Einklang zu bringen. Dieses Anliegen soll in andere Bereiche integriert werden (Biodiversity Mainstreaming). 7. Biosphärenreservate setzen auf regionale Wirtschaftskreisläufe und fördern die Vermarktung regionaler Produkte. Da Biosphärenreservate vorwiegend in ländlichen Regionen angesiedelt sind, stärken sie diese in besonderem Maße. Dies hat angesichts der enormen Abwanderung der ländlichen Bevölkerung in die Großstädte für Afrika eine besondere Bedeutung. 8. Biosphärenreservate verfolgen einen partizipativen Managementansatz, der demokratische Prozesse und zivilgesellschaftliches Engagement fördert. In diesem Sinne können bspw. Mechanismen zum gerechten Ausgleich der Vorteile aus der Nutzung genetischer Ressourcen (ABS-Regime) entwickelt oder Landnutzungsrechte langfristig an lokale Gemeinden übertragen werden, um externer Landnahme effektiv entgegenzuwirken. 9. In Biosphärenreservaten wird versucht, unter Einbezug traditionellen und lokalen Wissens innovative Wege zu mehr Nachhaltigkeit aufzuzeigen. Empowerment lokaler Akteure (speziell Frauen) erhöht zudem die Resilienz der Gemeinden gegenüber globalen Umweltveränderungen (u.a. Klimawandel). 10. Das Weltnetz der Biosphärenreservate (derzeit 610 Gebiete) bietet ein Forum für Erfahrungsaustausch in der Erforschung und Gestaltung einer harmonischen Mensch- Umwelt-Beziehung. Hier sind verschiedene Formen der Partnerschaft möglich: neben Nord- Süd- und Süd-Süd- auch Dreiecks-Kooperationen. Strukturen und Mechanismen 11. Biosphärenreservate basieren konzeptionell auf einem Konsens der UNESCO- Mitgliedstaaten über die Ziele und Ausgestaltung des UNESCO-MAB-Programms und setzen dieses modellhaft vor Ort um. In Grenzgebieten ist dadurch zum Beispiel eine Grundlage für Management-Kompatibilität zweier angrenzender Gebiete gegeben. 12. Das Verfahren zur Nominierung von Biosphärenreservaten und ihrer Anerkennung durch die UNESCO fordert eine angemessene Beteiligung und breite Akzeptanz des Biosphärenreservats bei der lokalen Bevölkerung sowie ausreichende politische Unterstützung staatlicherseits ein. Damit wird auf commitment und ownership zentraler Akteure besonderen Wert gelegt. 13. Mit der Aufnahme eines neuen Biosphärenreservates in das Weltnetz ist eine nationale und internationale Anerkennung und Aufmerksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit für die Entwicklung und ggf. touristische Potenziale der Modellregion verbunden. Dies kann das Selbstbewusstsein der Bewohner stärken und den Handlungsdruck für politische Entscheidungsträger erhöhen. 14. Die regelmäßige Evaluierung (mindestens alle zehn Jahre) nach standardisierten UNESCO- Kriterien stellt einen wichtigen und in dieser globalen Form einmaligen Mechanismus für Qualitätssicherung und Anpassung im Schutzgebietsmanagement dar. 15. Steuergremien für Biosphärenreservate (Management-Komitees etc.) bieten eine Koordinationsplattform für relevante Akteure in der Region. 16. Durch die Internationalen Leitlinien für das Weltnetz der Biosphärenreservate, die Sevilla- Strategie und den Aktionsplan von Madrid (2008-2013; eine Folgestrategie 2014-2021 wird derzeit erarbeitet) gibt es klare, strategische Leitlinien für die Umsetzung des MAB- Programms in Biosphärenreservaten. 3

17. Das UNESCO MAB-Programm ist inhaltlich geeignet, um eine politische Brücke zum Rio- Prozess (Agenda 21, Klimarahmenkonvention, Biodiversitätskonvention, Green Economy usw.) und zu den Millennium Entwicklungszielen zu schlagen. 18. Mit den UNESCO-Regionalnetzwerken AfriMAB (für Subsahara-Afrika) und ArabMAB (u.a. für Nordafrika) inklusive deren Regionalkoordinatoren für West-, Zentral-, Ost-, Südliches und Nordafrika, den UNESCO-Nationalkommissionen der afrikanischen Staaten, ihren MAB- Nationalkomitees oder nationalen MAB Focal Points gibt es auf übergeordneter Ebene geeignete Strukturen, um eine Koordination der Biosphärenreservatsentwicklung auf lokaler Ebene mit Entwicklungen des UNESCO MAB-Programms auf internationaler Ebene sicherzustellen. 19. Die UNESCO hat auf ihrer Website Richtlinien herausgegeben, wie Projekte zielführend in Biosphärenreservate integriert werden können. 20. Biosphärenreservate stellen ein erfolgversprechendes Instrument dar, um verschiedene im Afrika-Konzept der Bundesregierung benannte Schlüsselbereiche der deutschen Kooperation mit Afrika zu adressieren. Durch den Aufbau und die institutionelle Stärkung von Biosphärenreservaten kann ein facettenreicher Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung geleistet werden. Welche Herausforderungen für Biosphärenreservate in Afrika können im Rahmen der deutsch-afrikanischen Zusammenarbeit aufgegriffen werden? Trotz der genannten Potenziale stehen viele der 81 afrikanischen Biosphärenreservate vor beträchtlichen Herausforderungen und können deshalb ihrem Anspruch als Modellregion nur bedingt gerecht werden. Auf übergeordneter Ebene zählen dazu u.a. Klimawandel, insbesondere in Verbindung mit Landnutzungsänderungen (vgl. Dresdner Erklärung zu Biosphärenreservaten und Klimawandel 2011), und steigender Nutzungsdruck auf biologische Ressourcen durch enormes Bevölkerungswachstum. Auf lokaler Ebene führt der Mangel an personellen und finanziellen Kapazitäten häufig dazu, dass Biosphärenreservats-Managementpläne nicht entwickelt oder nicht umgesetzt werden können. Auch das Fehlen von Daten und Informationen führt oft dazu, dass mögliche Potenziale, bspw. im Bereich der Vermarktung von Regionalprodukten, Schutz gefährdeter Arten, nicht ausgeschöpft werden können. Defizite im Bewusstsein der Potenziale bei politischen Entscheidungsträgern können durch Capacity Building adressiert werden. Bei der Neuausweisung von Biosphärenreservaten konnte nach der Anerkennung häufig ein Nachlassen der Anstrengungen und Finanzmittel im Vergleich zum Nominierungsprozess beobachtet werden. Dadurch besteht die Gefahr des Verlustes an commitment und ownership der Lokalbevölkerung sowie der zuständigen Organisationen und Institutionen, die beim Aufbau eines Biosphärenreservats besonders wichtig sind. Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch von Good Practices zwischen Direktoren afrikanischer Biosphärenreservate sind rar, könnten jedoch nennenswerte Effekte bewirken. Die Etablierung einer geeigneten Governance-Struktur zur Steuerung der langfristigen Entwicklung eines Biosphärenreservats, stellt ebenfalls eine besondere Herausforderung dar. Unterstützung aus den Bereichen Forschung und Entwicklung könnte dazu beitragen, dass existierende und neu hinzukommende afrikanische Biosphärenreservate ihr Potential als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung besser ausschöpfen. Seitens motivierter afrikanischer Biosphärenreservatsdirektoren wurde der Bedarf und das Interesse an einer Kooperation mit deutschen Partnern u.a. durch das Rhön-Kommunikee 2011 und diverse bisherige Projekte belegt. 4

5 Fazit und Ausblick Die große Resonanz seitens deutscher Akteure aus verschiedenen Bereichen auf die Einladung zum Workshop unterstreicht das Interesse für das Instrument Biosphärenreservat zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in Afrika. Die Veranstaltung ermöglichte einen Überblick zu existierenden Erfahrungen und Kooperationsstrukturen. Anhand des Beispiellandes Äthiopien zeigte sich, welche Erfolge sich durch eine ressortübergreifende Zusammenarbeit von Bundesbehörden, insbesondere zwischen BMBF, BMU, BMZ und ihrer nachgeordneten Institutionen in Kooperation mit deutschen Forschungseinrichtungen und NGOs ergeben konnten, beispielsweise bei der Erarbeitung wissenschaftlicher Datengrundlagen, bei Nominierung und Aufbau von Biosphärenreservaten sowie bei der Unterstützung der nationalen Umsetzung des MAB-Programms. Diese erfolgreichen und vielversprechenden Kooperationsmöglichkeiten sollten in Zukunft noch stärker genutzt werden. Eine engere Verknüpfung zwischen Forschungsaktivitäten und Entwicklungszusammenarbeit wird empfohlen. Für die Projektfinanzierung zur Unterstützung von Biosphärenreservaten in Afrika aus Bundesmitteln gibt es positive Signale seitens BMZ und BMU. Derzeit fördern beide Ministerien Projekte in insgesamt 13 afrikanischen Biosphärenreservaten. Aktuell koordiniert die Deutsche UNESCO- Kommission (DUK) in Zusammenarbeit mit dem UNESCO MAB-Sekretariat sowie AfriMAB und ArabMAB die Entwicklung eines Managementhandbuches für afrikanische Biosphärenreservate, das vom BfN mit Mitteln des BMU gefördert wird. Es wird von afrikanischen Biosphärenreservatsexperten verfasst (Fertigstellung: Ende 2014) und lässt erwarten, über praxisorientierte Handlungsempfehlungen für Biosphärenreservatsverwaltungen hinaus auch nützliche Anhaltspunkte für mögliche deutsch-afrikanische Kooperationen zu liefern. Wichtig bleibt, in Zukunft den mit diesem Workshop ausgeweiteten Dialog deutscher Akteure in geeigneter Form fortzusetzten (z.b. durch Folge-Veranstaltungen oder regelmäßige Infomails). Ferner sollte für den deutschen Akteurskreis eine enge Verbindung zu Partnern in afrikanischen Biosphärenreservaten hergestellt werden, um von neuen Entwicklungen zu erfahren, aber auch, um eigene Erfahrungen und Erkenntnisse für die Praxis bereitzustellen. Die hierfür geeignete Kommunikations- und Koordinationsstruktur ist noch zu entwickeln. Abschließend sei noch einmal darauf hingewiesen, dass das Konzept der Biosphärenreservate in geeigneter Weise die Aussagen des Abschlussdokuments The Future We Want der UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung Rio + 20 im Juni 2012 in Rio de Janeiro unterstützt. Ein Engagement zu Biosphärenreservaten in Afrika kann damit zum Erreichen übergeordneter Ziele für nachhaltige Entwicklung auch internationaler Konventionen beitragen. 5