Hygiene und Hautschutz an Frischetheken

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Transkript:

Drei Untersuchungsreihen im Musterladen der FBG 1., Juli 2006: unterschiedliche Tätigkeiten, lange Versuchsdauer (0 90 min), Fachpersonal als Probandinnen 2., September 2006: definierte Tätigkeiten, Versuchsdauer (0 60 min), Einfluss von Geld, Übertragung auf Ware (Attrappen) 3., Januar 2007: gleiche Tätigkeiten, kurze Versuchsdauer (0 15 min), Auswirkungen von Hautschutzmittel Foto- und Filmaufnahmen mit Dermalux-System

Gemeinsames Untersuchungsprojekt der BG für den Einzelhandel Fleischerei-BG BGIA Hygienische Aspekte beim Tragen von Einmalhandschuhen im Verkauf an Frischetheken Auswirkungen auf den Hautschutz der Beschäftigten

Mit oder Ohne Handschuhe gesetzliche Vorschriften (z.b. LMVO)? Unter den feuchtigkeitsdichten Handschuhe kommt es zu einem Wärme- und Feuchtigkeitsstau. Die Widerstandfähigkeit der Haut wird herabgesetzt. Es kann zu Hautproblemen kommen. Vorgängerstudie der BGE in Kooperation mit dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg

Abklatschnährböden: Ergebnisse in Wachstumsstufen: kein Wachstum sehr starkes Wachstum Semiquantitatives Ergebnis Keine Artdifferenzierung und Kolonie bildenden Einheiten pro Fläche [KBE/dm 2 ]

Ursprung der Bakterien Bestandteil der angebotenen Waren Natürliche Hautflora Sonstige Quellen

1. Messung, Juli 2006 Erfahrene Fleischereifachverkäuferinnen als Probanden Tätigkeiten mit und ohne Handschuhe Unterschiedliche Tragezeiten und Tätigkeiten (0-90min) Probenahme von der Handinnenfläche, von Handschuhoberfläche (außen und innen) sowie von der Arbeitsfläche an der Theke und vom Schneidbrett

Ergebnisse der 1. Messung ohne Handschuhe: sehr starkes Bakterienwachstum auf den Handflächen beider Hände mit Handschuhe: Handschuhflächen außen und innen sowie Handfläche selbst sehr stark mit Bakterien besiedelt (ein- bis zweimal in 90min Handschuhe gewechselt und Hände gewaschen) Oberflächen von Geräten, Schneidbrettern und Theken: mäßig bis sehr stark mit Bakterien besiedelt

2. Messung, September 2006 Vergleich der Besiedlungsstärke auf Hand bzw. Handschuh bei definierten Tätigkeiten mit gleicher Ware Entwicklung der Keimzahl auf Hand bzw. Handschuh bei verschiedenen Tragezeiten Untersuchung der Keimübertragung von der Hand bzw. von der Handoberfläche auf zuvor desinfizierte Wurstattrappen: Simulation der Keimübertragung auf die Ware Beeinflussung der Besiedelungsstärke durch den Umgang mit Geld

Ergebnisse der 2. Messung Geringer Unterschied in der Besiedlungsstärke zwischen sauberen Händen und neuen Handschuhen Nach 15min sehr starkes Wachstum auf Händen, Handschuhflächen, Schneidbrett und Attrappe Übertragung der Keime von der Ware auf die Ware Einfluss des Umgangs mit Geld: nur bei den Kontrollperson nachweisbar (geringer Anstieg der Koloniezahlen)

3. Messung, Januar 2007 Vergleich der Keimzahlentwicklung auf Hand bzw. Handschuh bei definierten Tätigkeiten mit gleicher Ware bei geringer Versuchsdauer Beeinflussung der Keimübertragung zwischen Hand und Waren durch die Verwendung von Hautschutzmittel Plus Probenahmen von den Schneidbrettern, der Ware und den Attrappen

Ergebnisse der 3. Messung, Ware Fleisch-, Wurst und Käsewaren zeigten im frischen Zustand vor dem Versuch ein teils geringes bis sehr starkes Bakterienwachstum

Ergebnisse der 3. Messung, Besiedlungsstärke von Hand und Handschuh Vor Beginn der Tätigkeit (t=0) konnte auf den Handflächen ohne Handschuh ein Wachstum von ca. 200-500 KBE/dm² nachgewiesen werden mit Handschuhen: zu Beginn der Messung (t=0) geringe Koloniezahlen nach 5min Umgang mit der Ware zeigten alle Proben (mit und ohne Handschuh) ein sehr starkes Wachstum spätere Probenahme (nach 10min und 15min) zeigten keine messbare Veränderung mehr

Handschuhoberfläche (Beginn der Messung) Handschuhoberfläche (nach 5min)

Einfluss von Hautschutzmitteln auf die Besiedlungsstärke Zu Beginn der Messung (t=0) wurde auf den Handflächen mit und ohne Hautschutzmittel ein gleich starkes Bakterienwachstum festgestellt (ca. 200-500 KBE/dm² ) Unterschiede zwischen verschiedenen Hautschutzmitteln konnten nicht verzeichnet werden nach 5min Umgang mit der Ware zeigten alle Proben ein einheitlich starkes Wachstum

Mit Hautschutzmittel, (t=0) Mit Hautschutzmittel, (t=5min)

Ergebnisse der 3. Messung Bereits nach 5min sehr starkes Wachstum auf Händen, Handschuhflächen, Schneidbrett und Attrappen Keine Unterschiede in der Besiedlungsstärke der Haut beim Vergleich von Händen mit und ohne Hautschutzmittel Keine Unterschiede in der Besiedlungsstärke der Haut bei Verwendung verschiedener Hautschutzmittel

Foto- und Filmaufnahmen mit dem Dermalux-System

Zusammenfassung Bereits nach sehr kurzer Zeit sehr starkes Bakterienwachstum auf allem, was mit der Ware in Berührung gekommen war Handschuhe sind nur im Einmalgebrauch hygienischer als saubere unbedeckte Hände Verschiedene Hautschutzmittel zeigten auf die Besiedlungsstärke der Hände keinen Einfluss Umgang mit Geld: nachrangig für die Besiedlung der Handoberfläche mit Bakterien Zentraler Bakterienumschlagsplatz waren die Schneidbretter

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