Erfordernisse und Handlungsansätze. Prof. Ulf Groth IfW Hochschule Neubrandenburg

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Transkript:

Erfordernisse und Handlungsansätze Prof. Ulf Groth IfW Hochschule Neubrandenburg

Schrumpfung Immobilität I Seniorisierung Bildungsferne Infrastrukturverluste

Blau: Abnehme d. Bevölkerung Rot: Zunahme der Bevölkerung

Blau: Abnehme d. Bevölkerung Rot: Zunahme der Bevölkerung

Helle Felder: niedriger Grad

Dunkle Felder: Hoher Anteil von Abgängern ohne Hauptschulabschluss

Dunkle Felder: Hoher Anteil von Grundsicherungsempf. im Alter und Wohngeldempfänger (Senioren)

bargeldlose Gesellschaft (vgl. Korczak 2017) Bargeldversorgung wird schwieriger Sonstige Versorgungsmöglichkeiten

Hoher Anteil an selbstbewohntem Eigentum Niedrige Verkaufswerte Immobilienschuldnerberatung als Besonderheit ländlicher Schuldnerberatung? Landwirtschaftliche Betriebe

25,0 Hauptauslöser ( Big Three ) der Überschuldung in Brandenburg 2013 2016 (in %) 20,0 20,0 20,6 21,4 22,0 Arbeitslosigkeit Trennung, Scheidung, Tod Krankheit, Unfall 17,1 17,4 16,2 15,6 15,0 13,1 13,1 13,1 12,9 10,0 5,0 0,0 2013 2014 2015 2016

40,0 35,0 Auszug aus soziodemografischen Daten der beratenen Haushalte in Brandenburg für 2013-2016 (in%) 33,0 34,534,2 30,0 25,0 20,0 15,0 20,0 18,3 17,7 17,2 2013 2014 2015 2016 10,0 10,310,4 9,9 10,1 5,0 0,0 0,0 3,8 4,2 4,9 4,4 1,9 1,6 1,9 2,4 Alleinlebene Frau Alleinlebener Mann * Alleinerziehende Mutter mit 1 Kind * mit 2 Kinder mit 3 u. mehr Kinder * für 2014 kein Wertverfügbar Quelle: DeStatis, Überschuldungsstatistik, verschiedene Jahrgänge

30,0 Gläubigerzahlen Brandenburg 25,0 27,4 26,5 26,6 24,7 25,125,3 23,3 23,3 20,0 21,1 21,1 19,7 19,1 15,0 17,1 17,0 16,5 13,9 13,2 12,5 12,0 2013 2014 2015 2016 10,0 5,0 0,0 k.a. 1 2-4 5-9 10-19 über 20 Quelle: DeStatis, Überschuldungsstatistik, verschiedene Jahrgänge

Bund Brandenburg Gläubiger 2013 2014 2015 2013 2014 2015 1 12,2 10,8 12,1 17,1 k.a. 16,5 2 4 22,3 22,2 21,0 21,1 19,7 19,1 5 9 27,7 27,3 26,1 26,5 27,4 26,6 10 19 25,0 25,7 26,4 23,3 25,1 25,3 20 u. mehr 12,9 14,0 14,5 12,0 13,2 12,5 Schuldsummen in unter 10.000 39,6 38,9 39,0 54.0 50,4 53,0 10. 25.000 28,6 29,2 28,6 23,2 25,7 26,5 25. 50.000 17,1 17,9 18,1 12,3 13,4 11,3 50. 100.000 8,0 8,0 8,2 5,5 5,8 5,3 über 100.000 6,6 6,0 6,1 5,0 4,6 4,0

Verteilung Haushaltseinkommen von Klienten der Schuldnerberatung 2015 (in %) Brandenburg Bis 900 EUR/mtl. Bis 1.300 EUR/mtl. Gesamt Alle Haushalte 56 27 83 Bund Alleinerz. mit 1 Kind 27,6 SGB II Musterberechnung Bruttokaltmiete 396,50 278,50 Regelbedarf 399,00 399,00 Alleinerziehende Regelbedarf Kind 302,00 über14j. Regelbedarf Kind bis 5J. 234,00 Regelbedarf SBG II: 1.097,50 911,50 Mietwerte bezogen auf den Kreis Märkisch Oderland; je einmal Markttyp1 und Markttyp2, d.h. preislich höhere bzw. preislich niedrige Mietwerte zugrundlegend

Quelle: AWO MV 2015

Ländliche Schuldnerberatungsstellen i.d.r. in Kreisstädten oder Mittelzentren Erreichbarkeit Ausblenden peripherer Regionen?

Informations-und Zugangsoptimierungfür Schuldner über GVZ GVZ haben frühzeitig Kontakt zu Schuldnern, können somit rechtzeitig auf Angebot der Schuldnerberatung hinweisen (Flyer mit Adr. der im Bezirk ansässigen Stellen). Als Landesbedienstetekönnen sie über Dienstberatungen instruiert werden. Kostengünstige Variante einer zielgenauen Information

Zugangsbarrieren in peripheren Regionen abbauen Dezentrale Sprechstunden? Aufsuchende Hilfen

Mobiles Beratungsangebot in der Fläche (ggf. LK-übergreifend) pilotieren und evaluieren: Beratungsmobil mit notwendiger technischer Ausstattung (Laptop, Internet etc.) fährt mobilitätsgeminderte Ratsuchende zur Beratung an. Alternative:Neutrales Beratungsmobil fährt nach Fahrplan Orte der Region an und bietet Erstkontaktmöglichkeiten für ratsuchende Bürger/innen (nicht nur Schuldnerberatung!)

Weiterentwicklung face-to-faceonlineberatung(z. B. Skype) Skandinavien als Vorbild

Helle Bereiche: Keine/ niedrige Breitbandversorgung

Diversifizierung des Leistungsangebotes: Pilotierung einer schuldnerberaterischen Poliklinik in einer Modellregion Verschiedene inhaltliche Schuldnerberatungsangebote unter einem Dach (soziale SB; Insolvenzberatung; Präventionsstelle; SB für Immobilienschuldner; SB für Selbständige/ Landwirte), Nutzung der Infrastruktur, Finanzierungs-u. Trägermix möglich (Beispiele: Schuldnerhilfe Köln; ZSS Stuttgart.)

Zentrale, landesweite Fachberatung für Beratungsfachkräfte vor Ort (jur., method., Fortbildung, Statistik, Politikberatung etc.) ähnlich wie Schleswig-Holstein, Thüringen, Bremen, Rheinland-Pfalz Instrument der Qualitätssicherung und Optimierungder Schuldnerberatung gerade im ländlichen Bereich. Bessere Koordinierung und Abstimmung, Entwicklung landesweiter Vorgehens- und Arbeitsweisen

Schuldnerberatung allgemein? -> Effizienz InsO-Verfahren? -> Beratungsmethodik, Arbeitsweisen? ( Geld transportiert Probleme ) Schuldner in peripheren Regionen? Überschuldungsursachen? Zugangsbarrieren?

Quellen: AWO MV: Aspekte der Armut in Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 2015 BBSR: Raumordnungsbericht 2017, Bonn 2017 MASGFF Brandenburg (Hg.): Daten und Fakten zur Überschuldung privater Haushalte im Lande Brandenburg, Potsdam 2016 Korczak, Dieter: Die bargeldlose Gesellschaft, BAG SB Informationen 1-2017, S. 12-19 DV - AG SBV Forum Schuldnerberatung 2017 Autor: Prof. Ulf Groth Hochschule Neubrandenburg, IfW Berlin, 02.11.2017 Email: groth@hs-nb.de