Das Leben spüren. Worte, die inspirieren

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Das Leben spüren Worte, die inspirieren

Sonderband 2018 Herausgegeben von German Neundorfer Mit Beiträgen von: Klaus Berger Norbert Blüm Phil Bosmans Gernot Candolini Papst Franziskus Friedrich Hebbel Franz Kafka Ludwig Lau Georg Christoph Lichtenberg Lorenz Marti Anthony de Mello Christian Morgenstern Susanne Niemeyer Ruth Pfau Thomas Quartier Johann Roth Andrea Schwarz Christa Spannbauer Christa Spilling-Nöker Pierre Stutz Georg Toporowsky Martin Werlen Oscar Wilde Notker Wolf Teresa Zukic

Vorwort Lass dich nicht leben. Lebe!, ruft uns zu Beginn dieses neuen Frühjahrssonderbandes zu. Er will uns Mut machen, herauszufinden aus der vermeintlichen Sicherheit unserer vielen Routinen, will uns helfen, unser Leben neu zu sehen, es dem Alltag zu entreißen und wieder in die eigene Hand zu nehmen. Er will uns dazu ermuntern,verantwortung für unser Leben zu übernehmen und aufzubrechen, uns aufzumachen auf neue, unbekannte Lebenswege. Aufbrechen auf neue Wege? Was kann da alles passieren? Welche Gefahren mögen da lauern? Zum Glück, so glauben wir manchmal, leben wir in einer Zeit der vielen Versicherungen. Gegen alles sind wir versichert, gegen Krankheit und Unfall, gegen Einbruch und Wasserschaden, gegen Feuer und Naturkatstrophen. Und natürlich auch gegen den Tod und das Leben. Und so erstarren wir in der Sicherheit, ohne es zu bemerken. Wie oft erfahren wir unser Leben als ein Hindernis, dessen Größe und Ausmaß uns derart in Beschlag nimmt, dass wir gar nicht den Weg wahrnehmen, der um das Hindernis herum führt. Und wie oft suchen wir nach Hindernissen gerade dort, wo keine sind. Aber warum? Kann es sein, dass uns die vermeintlichen Hindernisse zuweilen ein willkommener Anlass sind, die Verantwortung für unser Leben wieder aus der Hand zu geben? Das mag den Reiz der 5

Bequemlichkeit haben, denn sicher ist es einfacher, gelebt zu werden als selbst zu leben. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist unsere Freiheit, ist die Freude am Leben, ist die Lust am Feiern, ist das Glück der Freundschaft, ist das Geschenk der Liebe. Und auch die Sehnsucht, die unser Leben durchzieht. Leben ist immer ein Sehnen und eine Suche. Und Leben ist immer auch die Sehnsucht nach Leben. Dieses Leben ist das große, einmalige Geschenk, das uns gemacht wurde, und es liegt an uns, dass wir dieses Geschenk als solches erkennen und etwas mit ihm anfangen. Das Leben neu entdecken dazu mag schon der nächste Frühjahrsputz genügen, es kann reichen, die Fenster aufzureißen, die Sonne hereinzulassen und tief einzuatmen. Und das Leben zu spüren. Dazu möchte ich Sie, liebe Leserin und lieber Leser, herzlich einladen. German Neundorfer 6

Inhalt Vorwort 5 Das eigene Leben leben Das Leben fließt 15 Die Freude meines Lebens 18 Ruth Pfau Glückliche Schöpfung 22 Anthony de Mello Auf undab 23 Phil Bosmans Die Spatzen pfeifen lassen 24 Notker Wolf Ich bin 25 Andrea Schwarz Das Leben berühren 29 7

Neues wagen Ich wünsche dir Mut 33 Gernot Candolini Innerer Frühjahrsputz 34 Susanne Niemeyer Im Augenblick 36 Anthony de Mello Zeiten der Übergänge 37 Thomas Quartier Trau dich 42 Anthony de Mello Liebe ist stärker 42 MartinWerlen Endlich etwas ändern 45 Susanne Niemeyer Sich auf den Weg machen Der weglose Weg 49 Lorenz Marti Meine längste Wanderung 53 Norbert Blüm Auf der Suche 58 8

Der König der Könige 59 Johann Roth Unterwegs sein 62 Pierre Stutz Die Liebe leben Liebessegen 65 Gernot Candolini Selbstliebe 66 Christa Spannbauer Den Bruder erkennen 70 Anthony de Mello Flügel und Zähne 70 Susanne Niemeyer Ein bisschen Liebe 73 Phil Bosmans Stark wie der Tod 74 Hoheslied Liebe ist stärker 74 Klaus Berger 9

Das Leid verwandeln Huckepack 79 Susanne Niemeyer Das Leben ist nicht schwer 81 Anthony de Mello Sehnsucht nach Leben 82 Der Hoffnungsfaden 83 Pierre Stutz Was die Seele braucht 84 Teresa Zukic Miteinander leben Das Heute Jesu 91 Papst Franziskus Doppelte Freude 92 Christa Spannbauer Freundschaft 94 Andrea Schwarz Herberge für Engel 96 Gastfreundschaft 98 Thomas Quartier 10

Ein Asket im Palast 101 Lorenz Marti Verwurzelt leben Fest in der Erde 105 Die Kraft des Baums 107 Ludwig Lau Der Kastanienbaum 109 Christa Spilling-Nöker Tiefe Wurzeln 110 Georg Toporowsky Wurzeln finden 112 Anhang Quellenverzeichnis 114 Textnachweise 116 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 118 11

Das eigene Leben leben

Der Mensch sehnt sich zu leben, intensiv, aus dem Vollen schöpfend und empfindend. Wenn er das zuwege bringt, ohne Zwang zu dulden oder zu üben, wenn ihm jede Tätigkeit Freude weckt und Freude ist, wird er kräftiger, gesünder sein und Kultur gewinnen: Er wird er selbst sein. Oscar Wilde

Das Leben fließt Lass dich nicht leben. Lebe! Lass dich nicht von außen fremd bestimmen und beeinflussen. Sei du selber! Sei von innen her authentisch und versuche immer stärker der zu werden, der du bist: Das ist das Ziel eines jeden Lebens. Es ist auch das Ziel des geistlichen Wegs. Auch hier geht es darum, zu mehr Selbstvertrauen und zu stärkerem Selbstwertgefühl zu gelangen. Viele sehen darin einen Widerspruch und meinen, Selbstverwirklichung stehe im Gegensatz zum christlichen Weg der Selbstverleugnung. Doch das stimmt nicht. Es geht nicht darum, sein Ego ins Zentrum zu stellen und es auf Kosten anderer zu verwirklichen. Im Gegenteil: Wir sollten zu unserem wahren Selbst gelangen, zu dem einmaligen Bild, das Gott sich von uns gemacht hat. Und wir sollten an unserem Selbstvertrauen arbeiten. Das eine schließt das andere nicht aus.wenn ich auf Gott vertraue, wächst auch mein Selbstvertrauen. Wenn ich in ihm festen Grund verspüre, dann bin ich sicherer. Wirkliche Sicherheit und wirkliche innere Stärke hängt nicht davon ab, dass ich nach außen stark auftrete. Sie hängt davon ab, ob ich mich getragen weiß und mich so annehme, wie ich bin. Das verleiht ein Selbstvertrauen, das auch durch Missgeschicke nicht zerstört werden kann. Denn es liegt tiefer als nach außen zur Schau getragene Sicherheit. 15

Selbstverwirklichung meint also jene innere Stärke, die das eigene Leben leben kann und nicht von anderen gelebt werden muss oder andere kopieren will. Selbstverleugnung meint nicht das Gegenteil davon, sondern beschreibt eine Ergänzung dazu. Ich soll nicht ständig um mein Ich kreisen. Das Ego will ständig imponieren. Es definiert sich nur von der äußeren Wirkung her oder von den eigenen Bedürfnissen her: Ich will jetzt das. Ich habe keine Lust. Es geht darum, vom Ich zum Selbst zu gelangen. Das Selbst ist der innerste Person-Kern, unser wahres Wesen. Der Weg zu diesem Selbst führt darüber, dass wir Abstand gewinnen zum Ego. Das griechische Wort für Selbstverleugnung»aparneisthai«heißt eigentlich: Widerstand leisten gegen die Tendenzen des Ego, alles für sich zu vereinnahmen.»nein«sagen zum Ego. Distanz zum Ego finden, frei werden von der alles bestimmenden Herrschaft des Ego, um so mehr mit dem Selbst in Berührung zu kommen. Zu einem gesunden Leben gehört es, dass das Leben in uns fließt. Es fließt aber nur, wenn wir uns hingeben, wenn wir uns auf Menschen einlassen und auf die Arbeit, wenn wir Freude daran haben, uns zu engagieren. Viele, die zu sehr auf ihre eigenen Grenzen bedacht sind, entdecken nie die Kraft, die in ihnen steckt. Aus Angst, sie könnten sich einmal überfordern, schöpfen sie das Potenzial nicht aus, das Gott 16