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Transkript:

2. Bank und Eine Einführung in die Theorie der Güter-, Arbeits- und Finanzmärkte Mohr Siebeck c Kapitel VIII: Liquidität

Inhaltsverzeichnis 2. Bank und 2. Bank und

Im vorangegangenen Kapitel ging es um Probleme bei der Finanzierung von Investitionen. Nun wenden wir uns Problemen bei der Refinanzierung der Investitionsfinanzierung zu. Nehmen Finanzintermediäre bei der Investitionsfinanzierung eine Fristentransformation (von kurzfristigen Einlagen in langfristige Kredite vor), dann sind sie anfällig für Runs. 2. Bank und Es wird dann Regulierung zur Vermeidung von Liquiditätskrisen benötigt.

2. Bank und Zwei Formen der Insolvenz: Überschuldung: Der Wert der Verbindlichkeiten übersteigt den Wert der Aktiva eines Unternehmens. Zahlungsunfähigkeit (Illiquidität): Der Wert der Aktiva ist zwar höher als der Wert der Verbindlichkeiten, die Aktiva aber nicht schnell genug verfügbar, um den laufenden Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Link 2. Bank und

Banken sind aufgrund der Fristentransformation, die sie durchführen, extrem anfällig für Illiquidität. Link Link Aktiva kurzfristige Aktiva langfristige Aktiva Passiva kurzfristige Passiva langfristige Passiva 2. Bank und EK

Wenn die Einleger ihr Geld schneller abheben wollen als üblich (Bank run), kann die Bank ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen. Es liegen multiple Gleichgewichte und damit selbsterfüllende Erwartungen vor. Link Alles, was zu Erwartungsänderungen führen kann, kann auch einen Einfluss auf die Realwirtschaft haben, z.b.. 2. Bank und

A1: Eine Bank hat eine gerade Anzahl N von Kunden, von denen jeder über eine Einheit Kapital verfügt. Es gibt drei Zeitpunkte 1, 2 und 3. Im Zeitpunkt 1 deponieren die Konsumenten ihr Kapital bei der Bank. A2: Die Bank kann in Zeitpunkt 1 in zwei verschiedene Projektarten investieren: einerseits in kurzfristige Projekte, die in Zeitpunkt 2 eine Rendite von null abwerfen, und andererseits in langfristige Projekte, die in Zeitpunkt 3 einen sicheren Payoff von R > 1 pro investierte Einheit Kapital erbringen. Wird die langfristige Anlage in Zeitpunkt 2 vorzeitig liquidiert, dann ist der Payoff pro investierte Einheit Kapital L < 1, die Rendite mithin negativ. Die Bankkunden können in Periode 2 abgehobene Mittel selbst bis zum Zeitpunkt 3 unverzinst aufheben. 2. Bank und

Sei I die langfristige Investition pro Bankkunde. Dann wird in die langfristige Anlage NI investiert und in die kurzfristige N(1 I), und die Zahlungsströme der Bank lassen sich anhand der folgenden Tabelle veranschaulichen. 1 2 3 kurzfristig N(1 I) N(1 I) N(1 I) langfristig NI L NI R NI L NI Der Liquidationserlös L ist hinreichend klein, so dass 2. Bank und N > 2 1 L gilt.

A3: Die eine ( ungeduldige ) Hälfte der Konsumenten präferiert es, im Zeitpunkt 2 ( früh ) zu konsumieren, die andere ( geduldige ) Hälfte der Konsumenten bevorzugt es, im Zeitpunkt 3 ( spät ) zu konsumieren. Zum Zeitpunkt der Einlage wissen sie noch nicht, ob sie früh oder spät konsumieren wollen ihr Liquiditätsbedarf ist unsicher. A4: Die Bank kann nicht beobachten, wer früh und wer spät konsumieren möchte. A5: Die Bank bietet Sichteinlagekontrakte (täglich fällige Gelder) an, die die Einleger berechtigen, ihre Einlage entweder unverzinst in Zeitpunkt 2 oder mit Satz R 1 verzinst in Zeitpunkt 3 abzuheben. Sie investiert jeweils N/2 kurz- bzw. langfristig. Reichen die Mittel der Bank nicht aus, um alle gewünschten Abhebungen zu bedienen, so werden die Ansprüche bedient, bis die Mittel aufgebraucht sind ( first come, first served ).Die übrigen Ansprüche können dann nicht bedient werden. 2. Bank und

Ungeduldige Einleger heben immer früh ab. Für jeden einzelnen geduldigen Anleger ist es optimal, spät abzuheben, wenn er erwartet, dass alle anderen das auch tun. Erwartet er aber, dass alle anderen früh abheben, dann ist es seine beste Antwort, das auch zu tun, weil er sonst nichts kriegt. 2. Bank und

Satz: Es gibt zwei Gleichgewichte: Erwartet jeder geduldige Anleger, dass die jeweils anderen Geduldigen spät abheben, dann erhält jeder seine verlangte Auszahlung von der Bank; erwartet dagegen jeder geduldige Anleger, dass die jeweils anderen Geduldigen schon früh abheben, dann kommt es zu einem Bank run, in dem die Bank ihre gesamte langfristige Anlage liquidiert und dennoch nicht die verlangten Auszahlungen leisten kann. Erwartet jeder geduldige Anleger, dass die jeweils anderen Geduldigen bei schwacher aktivität spät und bei starker aktivität früh abheben, dann kommt es bei starker aktivität und nur dann zu Bank. 2. Bank und

Die Erwartungen sind rational. Ohne asymmetrische Information (A4) könnten die Banken ungeduldige und geduldige Konsumenten unterscheiden und nur Ungeduldige früh bedienen. Das Bank-run-Gleichgewicht verschwände. Treten die Liquiditätsprobleme als systemisches Problem auf, dann liegt eine Bankenkrise vor, mit ähnlichen Folgen wie bei einer Krise, die durch Abschreibungen auf Kredite verursacht wird. In einer Liquiditätsspirale führen Notverkäufe zu fallenden Asset-Preisen, was die Banken zwingt, noch mehr Assets zu verkaufen, um Liquidität zu erhalten. 2. Bank und

Anders als bei finanzieller Fragilität ist es nicht ein realwirtschaftlicher Impuls, sondern eine Änderung in der Marktstimmung, die zur Krise führt. Dass Bank in den Industrienationen selten sind, liegt nicht daran, dass das Problem dort nicht akut wäre, sondern daran, dass die Regulierung (meistens) funktioniert. 2. Bank und

Maßnahmen gegen Bank : Liquiditätsvorschriften Link Einlagensicherung Link Lender of last resort (LLR) Link Link Aussetzung der Zahlungsverpflichtung. Bei Einlagensicherung und LLR kommt es darauf an, ein glaubwürdiges Commitment zu machen dann muss nie gezahlt werden. Beides zieht allerdings Moral hazard nach sich. 2. Bank und

Bank im bildlichen Sinne (eine Menschenschlange vor einer Bank) kann es nur bei Banken mit einem Filialnetz geben. Das Liquiditätsproblem stellt sich aber bei jeder (Finanz-) Institution, die eine Fristentransformation vornimmt: Investmentbanken, die sich am Interbankengeldmarkt finanzieren Hedge-Fonds Link 2. Bank und Zweckgesellschaften mit kurzfristiger Refinanzierung offene Immobilienfonds. Link Ohne Maßnahmen dagegen sind all diese Institutionen gegen Runs anfällig.

Staatshaushalte leiden unter einem ähnlichen Problem: Die Aktiva, die den Staatsschulden entgegen stehen, sind die Steuereinnahmen zukünftiger Jahrzehnte. Link Hier braucht man einen supranationalen LLR, um Liquiditätsprobleme zu vermeiden. 2. Bank und

Eine Bankenkrisen kann durch internationale Kapitalbewegungen noch verstärkt werden. Standard- Anatomie : Liberalisierung des Kapitalverkehrs hohe Kapitalzuflüsse Aktien- und Immobilienpreisanstiege fallende Erträge auf Investitionen, Absicherung von faulen Krediten durch überbewertete Aktien und Immobilien Run aufs Bankensystem 2. Bank und hohe Kapitalabflüsse. Link

Die Kapitalabflüsse führen zusätzlich zur Bankenkrise zu einer Währungskrise. Man spricht dann von Twin crises oder Zwillingskrisen. Problem: Die Standard-Rezepte gegen die Währungskrise verschärfen die Bankenkrise: Steigende Zinsen erhöhen die Refinanzierungskosten der Banken. Bei Auslandsschulden in Auslandswährung verteuert eine kontrollierte Abwertung die Auslandswährung und damit den Schuldendienst. Link Link 2. Bank und