Antennenrauschen im Kurzwellenbereich

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Transkript:

Antennenrauschen im Kurzwellenbereich Unter Funkamateuren wird häufig und auch kontrovers über das Thema "Rauschen von Antennen" diskutiert. Dabei lautet die Frage im Vordergrund meist: "Wie groß darf das Rauschen meiner Antenne in den einzelnen Bändern eigentlich sein?" Nachfolgend sollen die technischen Zusammenhänge des "Antennenrauschens" etwas näher beleuchtet und Lösungsansätze aufgezeigt werden. Externrauschen Das Rauschen (Rauschflur, Störnebel) ist frequenzabhängig und wird als Rauschmaß (F ext ) über der Frequenz ausgedrückt. Ein Blick auf Bild 1 macht deutlich, dass das Spektrum bis ca. 50MHz durch externes Rauchen verschiedener Herkunft erheblich belastet wird, wobei der Rauschpegel in Richtung abnehmender Frequenz deutlich zunimmt. Bild 1: Statistische Verteilung des Externrauschens über der Frequenz (Eric T. Red) Kurve A zeigt das auftretende Rauschspektrum von 0,01 bis 300MHz im städtischen Bereich (maximal) und Kurve B in Wohngebieten. Der Verlauf von Kurve B entspricht angenähert folgender Gleichung (1) F Ext = 70,2 27,2 lg f (mit Rauschmaß F Ext in db und Frequenz in MHz) Gemäß einer Berechnung nach (1) oder Entnahme der Werte aus der Kurve B in Bild 1 ergeben sich abhängig von der Frequenz folgende Rauchmaße mit einer Streubreite von etwa 6dB: F Ext = 65dB bei 1,5MHz, F Ext = 43 db bei 10MHz und F Ext = 30dB bei 30MHz 1

Dieses Rauschmaß addiert sich auf das Grundrauschen des Empfängers und limitiert seine Empfindlichkeit, besonders in Richtung niedriger Frequenzen. Aus dem Rauschmaß (in db) läßt sich der mittlere Rauschpegel (Rauschleistung in dbm) bei definierten Frequenzen berechnen (2) F RX = Rauschgrenzwert + 10 lg B + F Ext (mit B=Kanalbandbreite in Hz) Bei einem Empfänger mit einer Kanalbandbreite von 2,4kHz (SSB) rauscht der Kanal mit etwa bei 1,5MHz: F RX = 174dBm + 34dB + 65dB = 75dBm (40µV an 50 Ohm) 10MHz: F RX = 174dBm + 34dB + 43dB = 97dBm (3,2µV an 50 Ohm) 30MHz: F RX = 174dBm + 34dB + 30dB = 110dBm (0,7µV an 50 Ohm) Theorie und Praxis Nachdem wir das entstehende Rauschen an einer Antenne theoretisch bestimmt haben, stellt sich die Frage: "Stimmen diese Angaben überhaupt und wie verhält sich meine Antenne tatsächlich?" Zur Beantwortung dieser Frage, habe ich das Externrauschen meiner endgespeisten KW Multiband Drahtantenne (HyEndFed Antenna aus Holland) in den einzelnen Bändern gemessen und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: -76dBm -80dBm S 8..9 KW-Empfänger-Grundrauschen (F=10B) mit KW-Multiband-Antenne DC4KU, 06.08.2014 Rauschen, S-Meter -85dBm -90dBm -92dBm S 7 S 6-97dBm S 5-100dBm S 4..5-105dBm -107dBm 1,5MHz 3,5MHz 7,1MHz 14MHz 21MHz 28MHz 10MHz 20MHz 30MHz Frequenz Bild 2: Rauschmesskurve meiner HyEndFed Antenne für 80, 40, 20, 15 und 10m in dbm und die äquivalenten S Meter Werte (blau) S 4 S 3..4 S1 S2 S3 S4 S5 S6 S7 S8 S9 121dBm 115dBm 109dBm 103dBm 97dBm 91dBm 85dBm 79dBm 73dBm 2

Gemessenes Externrauschen an der "HyEndFed Antenne" aus Bild 2: 1,5MHz 76dBm > zuvor berechneter Wert: 75dBm 3,5MHz 85dBm 7,1MHz 92dBm 10MHz 97dBm > zuvor berechneter Wert: 97dBm 14MHz 100dBm 21MHz 105dBm 30MHz 108dBm > zuvor berechneter Wert: 110dBm Demnach stimmen meine Messwerte mit den Daten aus Bild 1 (Kurve B), als auch mit den berechneten Werten, ziemlich genau überein. Theorie und Praxis stimmt also überein. Empfindlichkeit und Dynamik des Empfängers Auf den ersten Blick erscheint ein Rauschpegel von 76dBm (50µV) im 160m Band, entsprechend S8, ziemlich hoch und stimmt nachdenklich. Der gemessene Rauschpegel ist jedoch physikalisch erklärbar und völlig korrekt. Der Grund für den hohen RX Rauschpegel liegt an der "Überempfindlichkeit" des verwendeten Empfängers, mit einer SSB Empfindlichkeit von 130dBm (F=10dB). Das Problem steckt in der enormen Dynamik moderner KW Empfänger. Problemlösung Zur Abhilfe muss man in den Bändern 160m, 80m, 40m, 20m und 15m zumindest ein 20dB Dämpfungsglied zwischen Antenne und Empfängereingang schalten (falls der Empfänger das nicht schon automatisch macht). Bei Verwendung von 20dB Dämpfung sinkt sowohl der Signalpegel als auch der von der Antenne kommende Externrauschpegel um 20dB ab. Der Signal /Rauschabstand bleibt trotz der Dämpfung erhalten, da der Pegel des Externrauschens immer noch deutlich über dem des Empfängerrauschens liegt. Der S Meter Ausschlag geht wieder auf einen moderaten Anzeigewert zurück, die Regelung spielt nicht mehr verrückt und der Empfänger bekommt zusätzlich noch 20dB Dynamik geschenkt. Im Idealfall sollte das Eigenrauschen des Empfängers ca. 15dB unterhalb dem des Externrauschens liegen F RX F RX DC4KU Signal-/Rausch- Abstand 45dB Externrauschen Externrauschen 15dB Empfängerrauschen f f ungünstige Einstellung günstige Einstellung Bild 3: Signalpegel am Empfängereingang ohne Dämpfung (links) und mit Dämpfung (rechts). Die Dynamik erhöht sich um das Maß der eingefügten Dämpfung. Solange das Empfänger Grundrauschen um ca. 15dB kleiner als das externe Rauschen ist, bleibt der Signal /Rauschabstand unverändert. 3

Das optimale Systemrauschmaß (F) ergibt sich zu (3) F = F Ext 15dB Daraus resultiert ein physikalisch sinnvolles Empfängerrauschmaß von ca. F=50dB bei 1,5MHz, F=28dB bei 10MHz und F= 15dB bei 30MHz. Höhere Empfindlichkeiten haben für den praktischen Betrieb keinen Sinn, vorausgesetzt Antenne, Kabel und DX sind fehlerfrei aufeinander abgestimmt und arbeiten einwandfrei. 120 DC4KU 100 FEX, FRX (db) 80 60 A 40 B 20 3 1 0,01 0,03 0,1 0,3 1 3 10 30 100 f (MHz) Bild 4: Durchschnittliches Externrauschen (man made noise) F EX (A) eines Halbwellendipols und das empfohlene Empfängerrauschmaß F RF (B) in Abhängigkeit der Frequenz Literatur: (1) Radio Noise, https://www.itu.int/dms_pubrec/itu-r/rec/p/r-rec-p.372-8-200304-s!!pdf-e.pdf (2) Radio Noise, https://www.itu.int/dms_pubrec/itu-r/rec/p/r-rec-p.372-11-201309-i!!pdf-e.pdf (3) Man-made noise, http://www.itu.int/dms_pub/itu-r/opb/rep/r-rep-sm.2155-2009-pdf-e.pdf (4) HF Radio, http://ftp.rta.nato.int/public//pubfulltext/rto/tr/rto-tr-ist-050///tr-ist-050-02.pdf (5) Aktive Antennen, Eric T. Red, beam-verlag (6) Funkempfänger-Schaltungsorientiert, Eric T. Red, beam Verlag Revision: 31.12.2014 Werner Schnorrenberg DC4KU, dc4ku@darc.de Dez. 2014 4

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